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Der Landrat ist Organ und Hauptverwaltungsbeamter eines deutschen Landkreises oder Kreises und damit oberster Kommunalbeamter Zugleich ist er in den meisten Landern untere staatliche Verwaltungsbehorde Doppelstellung oder Januskopfigkeit des Landrats Er vertritt den Land Kreis nach aussen und wird in den meisten Landern unmittelbar von den Kreisburgern gewahlt Nur in Baden Wurttemberg und Schleswig Holstein wird der Landrat vom Kreistag gewahlt Parteizugehorigkeit deutscher Landrate und Burgermeister kreisfreier Stadte Stand Juni 2023 Rechtsstellung und Aufgaben des Landrats sind in den einzelnen Landern insbesondere in den Landkreisordnungen unterschiedlich ausgestaltet In vielen deutschen Bundeslandern ist Der Landrat auch die Bezeichnung der von ihm geleiteten Behorde der Kreisverwaltung In Suddeutschland ist stattdessen die Bezeichnung Landratsamt ublich Nach den Regelungen der meisten deutschen Bundeslander ist der Landrat als Wahlbeamter zugleich Behordenleiter des staatlichen Teils des Landratsamtes untere staatliche Verwaltungsbehorde bzw untere Landesbehorde Dies gilt nicht in den Landern die den Weg der Vollkommunalisierung gewahlt haben Niedersachsen Sachsen und Sachsen Anhalt Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Einzelregelungen 3 Aufgaben 4 Kommunalverbande besonderer Art 5 Besoldung 6 Siehe auch 7 Literatur 8 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten Hauptartikel Geschichte der Kreisbildung in Deutschland Landrat war ursprunglich die Bezeichnung fur einen oder mehrere Vertretern der Landstande vor allem der landstandischen Ritterschaft Die Zustandigkeit war unterschiedlich in Luneburg waren sie fur die Steuererhebung auf den Rittergutern zustandig in anderen Landern des Heiligen Romischen Reiches war der Landrat der Beisitzer an einem Landgericht 1 Die heutige Bedeutung erhielt der Begriff in Brandenburg Preussen wo der Landrat ursprunglich der Titel eines Mitglieds des engeren Ausschusses der Landschaft in einem der damaligen Provinzen Kurmark Neumark Pommern und Magdeburg war siehe auch Landrat Pommern Im 17 Jahrhundert wurde jedem Landrat fur die Landreiterei den Beritt bzw den Kreis siehe auch Geschichte der Kreisbildung in Deutschland Preussen fur den er in den Landschaftsausschuss gewahlt wurde auch das Amt des Kreiskommissars ubertragen Da der Titel Landrat als hoher angesehen wurde und die Landschaftsausschusse an Einfluss verloren wandelte sich die Bedeutung des Begriffs Landrat von Mitglied des Landschaftsausschusses zu oberster Beamter des Kreises 2 Gemass der brandenburgisch preussischen Hofrangordnungen von 1713 rangierten die Landrate in Preussen mit dem Offiziersdienstgrad Oberst 3 1815 wurde in Preussen mit Ausnahme Hohenzollerns durch die Verordnung wegen verbesserter Einrichtung der Provinzialbehorden flachendeckend Landrate als die obersten Beamten der untersten staatlichen Verwaltungsbehorde Landratsamt eingefuhrt Zunachst war der Landrat im Wesentlichen ein ehrenamtliches Gemeindeamt welches von der Ritterschaft durch die Wahl bestimmt wurde Das Amt entwickelte sich zu einem Berufsamt mit staatlichen Funktionen Der Landrat war die erste landespolizeiliche Instanz und Organ der Staatsregierung fur die Geschafte der allgemeinen Landesverwaltung und leitete aber zugleich nach der Kreisverfassung als Vorsitzender des Kreistages und des Kreisausschusses die Gemeindeverwaltung des Kreises Der Titel Landrat war in einzelnen deutschen Kleinstaaten namlich in Sachsen Altenburg Sachsen Coburg Gotha Sachsen Meiningen sowie in den reussischen und in den schwarzburgischen Furstentumern Schwarzburg Rudolstadt und Schwarzburg Sondershausen fur die untersten Verwaltungsbehorden angenommen worden In Bayern wo mit deren Einfuhrung in den rechtsrheinischen Kreisen seit 1828 Landrate 4 gewahlt werden wurde die zur Vertretung einer Kreisgemeinde berufene Versammlung Landrat genannt Vorlaufer der heutigen Bezirkstage In Mecklenburg hiessen die acht Vertreter des eingeborenen oder rezipierten Adels im standischen Direktorium Landrate Zwei Landrate gehorten dem Engeren Ausschuss der Ritter und Landschaft an Die Amtsbezeichnung fur den obersten Beamten eines Kreises konnte abweichen So lautete im Reichsland Elsass Lothringen 1871 bis 1918 die Amtsbezeichnung Kreisdirektor 5 in Hessen Darmstadt Kreisrat im Herzogtum Nassau 1849 bis 1853 Kreisamtmann Hohenzollern Ober Amtmann In Bayern wurde die Bezeichnung Landrat fur den Leiter der unteren Verwaltungsbehorde 1939 eingefuhrt als die seit 1862 als untere Verwaltungsbehorden bestehenden Bezirksamter in Landratsamter umbenannt wurden In Baden wurde der Begriff Landrat 1924 eingefuhrt Einzelregelungen BearbeitenIn Niedersachsen und Nordrhein Westfalen war nach alter Rechtslage der Oberkreisdirektor OKD Hauptverwaltungsbeamter der ehrenamtliche Landrat nahm nur reprasentative Aufgaben wahr Zweigleisigkeit oder Doppelspitze 6 Die Kreisordnung in Nordrhein Westfalen sah vor dass ab der Kommunalwahl 1999 die Landrate hauptberufliche Wahlbeamte und damit auch Hauptverwaltungsbeamte sein sollen Den Kreisen wurde aber die Moglichkeit eingeraumt diese Umstellung schon ab 1994 vorzunehmen und den Landrat dann bis 1999 vom Kreistag wahlen zu lassen Der Landrat wird seit 1999 fur funf seit 2009 fur sechs Jahre direkt vom Volk gewahlt Schied er vorzeitig aus fand eine Landratswahl statt wobei die Amtszeit dann bis zum Ende der nachsten Kommunalwahlperiode d h langer als funf Jahre dauerte In Niedersachsen ist ab 1996 ebenfalls die Doppelspitze abgeschafft worden 6 Die Amtszeit eines niedersachsischen Landrats betragt funf Jahre in bestimmten Fallen auch mehr als funf Jahre 80 NKomVerfG In Rheinland Pfalz wird der Landrat in direkter Wahl fur acht Jahre gewahlt Reichen die Burger keinen gultigen Wahlvorschlag ein wird er vom Kreistag gewahlt In Baden Wurttemberg wird der Landrat nicht direkt sondern vom Kreistag auf acht Jahre gewahlt Sein Stellvertreter fuhrt die Amtsbezeichnung Erster Landesbeamter und leitet den Bereich der staatlichen Verwaltung im Landratsamt Der Erste Landesbeamte wird von der Landesregierung ernannt Regelungen zu den Landratswahlen in den Landern Land Amtsdauer Wahlverfahren 1 Wahlgang Wahlverfahren 2 Wahlgang Abwahl AltersgrenzenBaden Wurttemberg 8 Jahre durch Kreistag absolute Mehrheitswahl durch Kreistag absolute Mehrheitswahl nein 30 68 JahreBayern 6 Jahre absolute Mehrheitswahl absolute MehrheitswahlStichwahl der zwei Bewerber mit den hochsten Stimmergebnissen nein 18 67 JahreBrandenburg 8 Jahre absolute Mehrheitswahl und Zustimmungsquorum von 15 der Wahlberechtigten absolute MehrheitswahlStichwahl der zwei Bewerber mit den hochsten Stimmergebnissen und Zustimmungsquorum von 15 der Wahlberechtigten bei Nichterfullung Wahl durch Kreistag jadurch Kreistag 2 3 Mehrheit oder Burgerschaft Quorum 15 einzuleitenbei Abstimmung Mehrheit und Zustimmungsquorum 25 der Wahlberechtigten 25 62 JahreHessen 6 Jahre absolute Mehrheitswahl absolute MehrheitswahlStichwahl der zwei Bewerber mit den hochsten Stimmergebnissen jadurch Kreistag 2 3 Mehrheit einzuleitenbei Abstimmung Mehrheit und Zustimmungsquorum 30 der Wahlberechtigten ab 18 JahrenMecklenburg Vorpommern 7 9 Jahre Hauptsatzung absolute Mehrheitswahl absolute MehrheitswahlStichwahl der zwei Bewerber mit den hochsten Stimmergebnissen jadurch Kreistag 2 3 Mehrheit einzuleitenbei Abstimmung 2 3 Mehrheit und Zustimmungsquorum 1 3 der Wahlberechtigten 18 60 64 Jahre bei Wiederwahl Niedersachsen 5 Jahre absolute Mehrheitswahl absolute MehrheitswahlStichwahl der zwei Bewerber mit den hochsten Stimmergebnissen jadurch Kreistag 3 4 Mehrheit einzuleitenbei Abstimmung Mehrheit und Zustimmungsquorum 25 der Wahlberechtigten 23 67 JahreNordrhein Westfalen 5 Jahre absolute Mehrheitswahl absolute MehrheitswahlStichwahl der zwei Bewerber mit den hochsten Stimmergebnissen jadurch Kreistag 2 3 Mehrheit oder Burgerschaft Quorum 15 einzuleitenbei Abstimmung Mehrheit und Zustimmungsquorum 25 der Wahlberechtigten ab 23 JahrenRheinland Pfalz 8 Jahre absolute Mehrheitswahl absolute MehrheitswahlStichwahl der zwei Bewerber mit den hochsten Stimmergebnissen jadurch Kreistag 2 3 Mehrheit einzuleitenbei Abstimmung Mehrheit und Zustimmungsquorum 30 der Wahlberechtigten 23 65 JahreSaarland 10 Jahre absolute Mehrheitswahl absolute MehrheitswahlStichwahl der zwei Bewerber mit den hochsten Stimmergebnissen jadurch Kreistag 2 3 Mehrheit einzuleitenbei Abstimmung Mehrheit und Zustimmungsquorum 30 der Wahlberechtigten 25 65 JahreSachsen 7 Jahre absolute Mehrheitswahl Relative Mehrheitswahl neuer Wahlgangnur Kandidaten aus dem 1 Wahlgang jadurch Kreistag 3 4 Mehrheit oder Burgerschaft Quorum 1 3 einzuleitenbei Abstimmung Mehrheit und Zustimmungsquorum 50 der Wahlberechtigten 27 65 JahreSachsen Anhalt 7 Jahre absolute Mehrheitswahl absolute MehrheitswahlStichwahl der zwei Bewerber mit den hochsten Stimmergebnissen jadurch Kreistag 3 4 Mehrheit einzuleitenbei Abstimmung Mehrheit und Zustimmungsquorum 30 der Wahlberechtigten 21 65 JahreSchleswig Holstein 6 8 Jahre Hauptsatzung durch Kreistag absolute Mehrheitswahl wieder seit 2009 durch Kreistag absolute Mehrheitswahl Stichwahl der zwei Bewerber mit den hochsten Stimmergebnissen jadurch Kreistag mit 2 3 Mehrheit in zwei Wahlgangen ab 18 JahrenThuringen 6 Jahre absolute Mehrheitswahl absolute MehrheitswahlStichwahl der zwei Bewerber mit den hochsten Stimmergebnissen jadurch Kreistag 2 3 Mehrheit einzuleitenbei Abstimmung Mehrheit und Zustimmungsquorum 30 der Wahlberechtigten 21 65 JahreAufgaben BearbeitenDer Landrat leitet soweit von der Landkreisordnung so vorgesehen die Sitzungen des Kreistages nimmt die Vertretung des Kreises bzw Landkreises wahr fuhrt die Beschlusse des Kreistages aus und erledigt die Geschafte der laufenden Verwaltung In Nordrhein Westfalen ist der Landrat im Wege der Organleihe gleichzeitig Leiter der Kreispolizeibehorde In der Regel ist der Landrat Vorgesetzter der Arbeitnehmer und Beamten der Kreisverwaltung Wahrend der Landrat im Bereich der eigenen und ubertragenen Aufgaben des Landkreises an die Beschlusse des Kreistages und seiner Ausschusse gebunden ist wird er soweit im jeweiligen Bundesland nicht die Vollkommunalisierung gilt als Chef des staatlichen Landratsamtes als an die Weisungen der staatlichen Mittel und Oberbehorden gebundener Wahlbeamter tatig Dieser Bereich ist dann der Entscheidung durch den Kreistag und seine Ausschusse entzogen Je nach Bundesland obliegen ihm weitere Aufgaben Kommunalverbande besonderer Art BearbeitenDie Kommunalverbande besonderer Art haben einen Hauptverwaltungsbeamten dessen Aufgaben mit denen eines Landrats vergleichbar sind Bei der Region Hannover heisst dieser Regionsprasident beim Regionalverband Saarbrucken Regionalverbandsdirektor und bei der Stadteregion Aachen Stadteregionsrat Besoldung BearbeitenDie Besoldung dieser Wahlbeamten regelt das Kommunalbesoldungsrecht des jeweiligen Landes Je nach Einwohnerzahl ihres Landkreises werden Landrate beispielsweise in Hessen mit B 5 bis B 7 besoldet 7 in Baden Wurttemberg mit B 6 bis B 8 8 in Sachsen Anhalt mit B 4 bis B 6 und dort bei Wiederwahl mit B 5 bis B 7 9 Siehe auch BearbeitenVor Ort LandratLiteratur BearbeitenChristiane Eifert Paternalismus und Politik Preussische Landrate im 19 Jahrhundert Munster 2003 Claudia Wilke Die Landrate der Kreise Teltow und Niederbarnim im Kaiserreich Potsdam 1998 ISBN 3 930850 70 2 Jurgen W Schmidt Die Landrate des Kreises Westprignitz von 1860 bis 1920 In Mitteilungen des Vereins fur Geschichte der Prignitz Bd 12 Perleberg 2012 S 5 60 auf den S 5 12 Allgemeines zu den Landraten in Preussen und ihren Aufgaben Horst Romeyk Die leitenden staatlichen und kommunalen Verwaltungsbeamten der Rheinprovinz 1816 1945 Publikationen der Gesellschaft fur Rheinische Geschichtskunde Band 69 Droste Dusseldorf 1994 ISBN 3 7700 7585 4 Einzelnachweise Bearbeiten Landrath der In Adelung Hrsg Grammatisch kritisches Worterbuch der Hochdeutschen Mundart Band 2 Leipzig 1796 S 1891 zeno org Konrad Bornhak Geschichte des preussischen Verwaltungsrechts Bd Bis zum Regierungsantritt Friedrich Wilhelms I J Springer 1884 S 275 276 google at abgerufen am 11 November 2022 Rudolf von Stillfried Alcantara Ceremonial Buch fur den Koniglich Preussischen Hof I XII 10 Hof Rang Reglement Beilage E Ulrich Wagner Wurzburger Landesherren bayerische Ministerprasidenten Vorsitzende des Landrates Bezirkstagsprasidenten Regierungsprasidenten Bischofe Oberburgermeister Burgermeister 1814 2006 In Ulrich Wagner Hrsg Geschichte der Stadt Wurzburg 4 Bande Band I III 2 Theiss Stuttgart 2001 2007 III 1 2 Vom Ubergang an Bayern bis zum 21 Jahrhundert Band 2 2007 ISBN 978 3 8062 1478 9 S 1221 1224 hier S 1221 Gesetz betreffend die Verfassung und die Verwaltung von Elsass Lothringen vom 31 Dezember 1871 a b Niedersachsisches Ministerium fur Inneres und Sport Verabschiedung Landrat Wachter und Oberkreisdirektor Jahn Abgerufen am 19 Marz 2011 3 Hessische Kommunalbesoldungsverordnung 2 Landeskommunalbesoldungsgesetz 2 KommunalbesoldungsverordnungListen der Landrate der deutschen Bundeslander Baden Wurttemberg Bayern Brandenburg Hessen Mecklenburg Vorpommern Niedersachsen Nordrhein Westfalen Rheinland Pfalz Saarland Sachsen Sachsen Anhalt Schleswig Holstein Thuringen Normdaten Sachbegriff GND 4166616 1 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Landrat Deutschland amp oldid 235735768