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Herzogtum Pommern ist die heute ubliche Bezeichnung fur das Herrschaftsgebiet der ursprunglich slawischen Furstendynastie der Greifen das seit dem Hochmittelalter zum Heiligen Romischen Reich gehorte und in wechselnder raumlicher und politischer Aufteilung vom 12 bis zum 17 Jahrhundert auf dem Gebiet der historischen Landschaft Pommern bestand Sein Gebiet an der Sudkuste der Ostsee zu beiden Seiten des Unterlaufs der Oder gelegen teilen sich heute Deutschland und Polen Die westliche Halfte bildet den Landesteil Vorpommern des deutschen Landes Mecklenburg Vorpommern die ostliche gehort grosstenteils zur polnischen Woiwodschaft Westpommern und zu einem kleineren Teil zur Woiwodschaft Pommern Wappen des Herzogtums Pommern Karte des Herzogtums Pommern aus dem 17 JahrhundertInhaltsverzeichnis 1 Uberblick 2 Entwicklung 2 1 Entstehung des Herzogtums 2 2 Pommern Stettin und Pommern Demmin 2 2 1 Herzogtum Pommern Demmin 2 2 2 Herzogtum Pommern Stettin 2 3 Pommern Stettin und Pommern Wolgast 2 4 Pommern Wolgast und Pommern Stolp 2 4 1 Vorpommersches Pommern Wolgast 2 4 2 Herzogtum Pommern Stolp 2 5 Ende des Herzogtums Pommern 3 Siehe auch 4 Literatur 5 EinzelnachweiseUberblick BearbeitenIn Pommern gab es im Laufe der Geschichte mehrere Herzogtumer deren geographischer und politischer Bestand sich durch Vereinigungen und Aufteilungen mehrfach anderte Die in diesen Territorien herrschenden Herzoge werden dabei entsprechend dem Greifen als gemeinsamen pommerschen Wappentier zusammenfassend als Greifenherzoge bezeichnet Es bestanden zeitweise folgende Teilherzogtumer deren Namenszusatz in der Regel dem jeweiligen Herrschaftssitz entsprach Das Herzogtum Pommern Stettin lag bzw umfasste in Folge ostlich der Randow etwa 1170 1264 Gesamt Pommern 1264 1295 und 1464 1532 41 den meerfernen Suden 1295 1464 Stettin und Binnenland und Kustenregion ostlich von Oder und der Swine 1532 41 1625 37 Herzogtum Pommern Demmin westlich der Randow etwa 1170 1264 dann zuruck an Pommern Stettin Das Herzogtum Pommern Wolgast lag bzw umfasste in Folge die ganze Kustenregion 1295 1368 72 und 1459 1474 78 die Kustenregion zwischen Stralsund und Swine 1368 72 1459 Binnenland und Kustenregion westlich von Oder und Swine 1532 41 1625 37 Herzogtum Pommern Stolp ostlich der Swine 1368 72 1459 dann zuruck an Pommern Wolgast Herzogtum Pommern Barth westlich von Stralsund 1372 1451 dann zuruck an Pommern Wolgast Kirchlich unterstand das Herzogtum der Greifen seit 1140 dem Bistum Cammin Im Uberschneidungsgebiet der Interessen von vier Erzbistumern gelegen war es exemt d h direkt dem Heiligen Stuhl unterstellt Der Bischofssitz befand sich von 1140 bis etwa 1150 55 zunachst in Wollin dann vorubergehend in Usedom und schliesslich ab 1178 in Cammin Im Zuge der Reformation verlor es seine kirchenleitenden Funktionen Und das weltliche Herrschaftsgebiet der Camminer Bischofe das Stift Cammin kam 1556 durch die Wahl des Prinzen Johann Friedrich ebenfalls in den Besitz des Greifenhauses bei dem es bis zum Tod des letzten Herzogs verblieb Allerdings gehorte das Gebiet des 1325 von den Greifen erworbenen Furstentums Rugen zu zwei anderen Bistumern der festlandische Teil zum Bistum Schwerin Erzbistum Bremen und die Insel Rugen zum Bistum Roskilde Erzbistum Lund Entwicklung BearbeitenEntstehung des Herzogtums Bearbeiten Um 995 unterwarf der polnische Herzog Boleslaw I der Tapfere das Land ostlich der Oder Im Zuge der Polenkriege zwischen 1005 und 1013 erlangte Pommern seine Unabhangigkeit wieder Fruhe Versuche der Christianisierung dieses Gebietes scheiterten Der seit 1042 andauernde Konflikt des Pommernfursten Siemomysl mit dem polnischen Herzog Kasimir I wurde 1046 vor Kaiser Heinrich III verhandelt Um 1100 werden mehrere pommersche Herzoge genannt die aber aufgrund der sparlichen Uberlieferung in keinen genealogischen Zusammenhang zu bringen sind Die historischen Stammbaume der Greifen aus dem 16 und 17 Jahrhundert nennen zwar als Ahnherrn einen Swantibor aber seine tatsachlichen verwandtschaftlichen Beziehungen zu den nachfolgenden Generationen sind nicht eindeutig belegbar Dasselbe gilt fur die anderen zu Beginn des 12 Jahrhunderts in den Quellen vornehmlich polnischen Chroniken genannten Herzoge von Pommern Deshalb werden die Bruder Wartislaw I und Ratibor I heute ubereinstimmend als die ersten Fursten aus dem Greifengeschlecht angesehen Im Jahre 1121 hatte sich Wartislaw I dem polnischen Herzog Boleslaw III Schiefmund unterworfen oder war von ihm eingesetzt worden Boleslaw versuchte seine Herrschaft uber die Pommern durch die Einfuhrung des Christentums weiter abzusichern Der erste Missionsversuch eines spanischen Priesters in Wollin misslang jedoch Im Mai 1124 brach Otto von Bamberg von Gnesen zu seiner ersten Missionsreise auf die ihn uber Pyritz nach Cammin und Stettin fuhrte Bereits im Februar 1125 kehrte er nach Gnesen zuruck Auf seiner zweiten Missionsreise erreichte Otto von Bamberg im Jahre 1128 Demmin und Usedom Pommern Stettin und Pommern Demmin Bearbeiten nbsp Die Herzogtumer Pommern und Slavien um 1250Nach dem Tod des Pommernfursten Wartislaw I entstanden unter seinen Sohnen Kasimir I und Bogislaw I gegen Ende des 12 Jahrhunderts die beiden Teilherzogtumer Pommern Demmin und Pommern Stettin Bogislaw I wurde 1181 in Lubeck als Herzog von Slavien in den Reichsfurstenstand erhoben aber bereits 1185 musste er die danische Oberhoheit anerkennen die Pommern erst nach der Schlacht bei Bornhoved 1227 wieder abschutteln konnte Der erneuten Aufnahme in den Reichsfurstenstand stellten sich nun die askanischen Markgrafen von Brandenburg entgegen die von Kaiser Friedrich II 1231 mit dem Herzogtum Pommern belehnt worden waren Sie beanspruchten die Lehnshoheit uber Pommern und setzten sie in den Vertragen von Kremmen 1236 und Landin 1250 zunachst durch wobei ihnen noch der Erwerb umfangreicher Landereien u a das Land Stargard spatere Herrschaft Stargard und die Uckermark gelang Herzogtum Pommern Demmin Bearbeiten nbsp Haus DemminKasimir I von Demmin war der erste Herzog ab 1170 Bereits am 17 Mai 1264 erlosch diese Linie mit dem Tod von Wartislaw III eines Enkels von Bogislaw I wieder Wartislaw III verlor 1236 das Land Zirzipanien westlich von Demmin an die Herren von Mecklenburg und im selben Jahr auch das Land Stargard das spatere Mecklenburg Strelitz an Brandenburg Sein Erbe trat sein in Stettin residierender Vetter Barnim I an Zugleich stellt diese Zeit den Beginn der deutschrechtlichen Besiedlung des Landes siehe deutsche Ostsiedlung dar Herzogtum Pommern Stettin Bearbeiten nbsp Stettiner SchlossBogislaw I herrschte uber Pommern Stettin und heiratete Anastasia von Grosspolen die Tochter Herzog Mieszkos III von Grosspolen Unter seinem Enkel Barnim I wurde ab 1230 verstarkt die deutsche Besiedelung des Landes betrieben und zahlreiche Stadte wurden nach lubischem Recht gegrundet Mit dem Vertrag von Landin von 1250 ging die bislang pommersche Uckermark an die Markgrafen von Brandenburg die bereits im Jahr zuvor das bis 1248 polnische Land Lebus erlangt hatten Pommern Stettin und Pommern Wolgast Bearbeiten Nach dem Tod Wartislaws III kam dessen Herrschaftsgebiet 1264 an Barnim Seine Sohne Bogislaw IV aus erster Ehe und Otto I aus zweiter Ehe teilten nach dem fruhen Tod ihres Halbbruders bzw Bruders Barnim II 1295 das Herzogtum in die Teilherrschaften Pommern Wolgast unter Bogislaw IV und Pommern Stettin unter Otto I wobei die dynastische Verbindung durch das Rechtsinstitut der gesamten Hand aufrechterhalten wurde Es war eine Nordsudteilung Pommern Wolgast umfasste die Gebiete nordlich der Flusse Peene und Ina einschliesslich der am Sudufer der Peene liegenden Orte Demmin und Anklam sowie die nordlich des Stettiner Haffs gelegenen Inseln Usedom und Wol l in Der sudliche Teil Gesamtpommerns bildete das Herzogtum Pommern Stettin nbsp Grenze rot zwischen Pommern Wolgast und Pommern Stettin um 1400 nbsp Schloss Wolgast 1652Das Herzogtum Pommern Wolgast wurde 1295 durch Bogislaw IV begrundet Seinem Sohn Wartislaw IV gelang 1317 der Erwerb der Lander Schlawe Stolp aus der Erbmasse des 1295 erloschenen Herzogshauses der Samboriden Daher wurde das Herzogtum nun teilweise auch als Pommern Wolgast Stolp bezeichnet Die neuen ostlichen Landesteile um Schlawe und Stolp waren aber durch das dazwischen liegende Hochstift Cammin vom ubrigen Herzogtum getrennt Nach dem Tod des Fursten von Rugen Wizlaw III fiel 1325 das Furstentum Rugen an Pommern Wolgast musste aber uber einen langeren Zeitraum im Rugischen Erbfolgekrieg gegen Mecklenburg verteidigt werden In den Jahren 1368 und 1372 wurde die Teilung von Pommern Wolgast in Hinterpommern das an Bogislaw V fiel und Vorpommern das an die Sohne Barnims IV Bruder Bogislaws V ging beschlossen Der dritte Bruder Wartislaw V erhielt zunachst eine Abfindung 1372 dann Neustettin das nach seinem kinderlosen Tod wieder an Pommern Wolgast zuruckfiel Im Jahr 1456 wurde die Universitat Greifswald gegrundet Pommern Wolgast und Pommern Stolp Bearbeiten Von 1478 bis 1523 kam es nochmals zu einer Vereinigung der beiden pommerschen Herzogtumer unter Bogislaw X Bereits 1523 wurde Pommern jedoch wiederum in zwei Herzogtumer Pommern Stettin und Pommern Wolgast geteilt Am 13 Dezember 1534 auf einem Landtag in Treptow an der Rega fuhrten beide die lutherische Reformation ein Johannes Bugenhagen war als Hauptreformator auf diesem Landtag anwesend Vorpommersches Pommern Wolgast Bearbeiten Das neu entstandene Herzogtum Pommern Wolgast des 16 Jahrhunderts erstreckte sich jedoch uber andere Gebiete als das gleichnamige Herzogtum des 14 Jahrhunderts Statt der Nord Sud Teilung des 14 Jahrhunderts bestand im 16 Jahrhundert eine Ost West Teilung zu Wolgast zahlten alle westlich der Oder gelegenen Gebiete ausser Stettin und sein Umland Ostlich der Oder gehorte nur noch ein kleines Gebiet um Bahn zu Wolgast Auch Usedom gehorte im 16 Jahrhundert wieder zu Wolgast Wollin jedoch zu Stettin Herzogtum Pommern Stolp Bearbeiten nbsp Schloss StolpNach dem am 15 Mai 1368 in Anklam geschlossenen Vergleich der am 8 Juni 1372 im Stargarder Vertrag bestatigt wurde entstand ostlich der Swine das Herzogtum Pommern Stolp unter Bogislaw V Nach seinem Tod im Jahr 1374 folgten ihm seine Sohne Kasimir IV der 1377 starb Barnim V sowie Bogislaw VIII Nach dessen Ableben im Jahr 1418 fuhrte seine Witwe Sophia von Holstein bis zur Volljahrigkeit ihres Sohnes Bogislaw IX die Regentschaft bis 1425 Nach dem Tod von Bogislaws IX im Jahr 1446 ubernahm sein Vetter Erich I das Herzogtum Dieser war von 1412 bis 1439 unter dem Namen Erik Konig der Kalmarer Union Danemark Norwegen Schweden gewesen wurde aber nach dem verlorenen Krieg gegen die Hanse abgesetzt und zog sich nach Gotland zuruck 1449 kehrte er nach Rugenwalde zuruck und residierte dort als Herzog von Pommern Stolp Nach dessen Tod 1459 ubernahm Erich II Herzog von Pommern Wolgast auch die Herrschaft in Rugenwalde Stolp Nach Erich II 1474 vereinigte sein Sohn Bogislaw X ganz Pommern unter seiner Hand und das Herzogtum Pommern Stolp horte dem Namen nach auf zu existieren Ende des Herzogtums Pommern Bearbeiten nbsp Pommern Wappen mit dem Stettiner Greifen im Herzschild erstes Feld der Pommern Greif zweites der Rugen Lowe drittes Herrschaft Wolgast viertes Astkreuz von GutzkowIm Dreissigjahrigen Krieg besetzten 1630 schwedische Truppen ganz Pommern Im Jahr 1637 starb Bogislaw XIV als letzter Herzog Pommerns kinderlos Nach der 1493 im Vertrag von Pyritz und 1529 im Vertrag von Grimnitz geschlossenen Erbverbruderung hatte nun der Kurfurst von Brandenburg Herzog von Pommern werden mussen jedoch sicherte sich Schweden im Westfalischen Frieden 1648 den Besitz Schwedisch Pommerns mit der Hauptstadt Stettin und der Kontrolle der Odermundungen Der Kurfurst musste sich mit Hinterpommern Brandenburgisches Pommern bzw ab 1701 Preussisch Pommern 1 zufriedengeben Im Reichstag hatten bis 1806 sowohl der Konig von Schweden als auch der Kurfurst von Brandenburg bzw ab 1701 der preussische Konig die Stimme des Herzogs von Pommern inne Im Frieden von Saint Germain musste Kurfurst Friedrich Wilhelm 1679 das von ihm im Nordischen Krieg eroberte Schwedisch Pommern bis auf einen Gebietsstreifen rechts der Oder an Schweden zuruckgeben Erst durch den Frieden von Stockholm gewann Preussen 1721 mit dem sudlich der Peene gelegenen Teil Schwedisch Pommerns die Herrschaft uber die Odermundung Infolge des Wiener Kongresses kam es im Jahr 1815 zu einer Wiedervereinigung des Landes als preussischer Provinz Pommern die bis 1945 existierte Siehe auch BearbeitenGeschichte Pommerns Liste der Herzoge von Pommern Stammliste der GreifenLiteratur BearbeitenNorbert Buske Joachim Kruger Ralf Gunnar Werlich Hrsg Die Herzoge von Pommern Zeugnisse der Herrschaft des Greifenhauses Veroffentlichungen der Historischen Kommission fur Pommern Reihe V Forschungen zur pommerschen Geschichte Bd 45 Koln Weimar Wien 2012 ISBN 978 3 412 20712 0 Johann Jakob Sell Geschichte des Herzogtums Pommern 1 Teil Berlin 1819 Google Books 2 Teil Berlin 1819 Google Books 3 Teil Berlin 1820 Google Books Wilhelm v Sommerfeld Geschichte der Germanisierung des Herzogtums Pommern oder Slavien bis zum Ende des 13 Jahrhunderts Duncker amp Humblot Leipzig 1896 Nachdruck Elibron Classics 2005 ISBN 1 4212 3832 2 und ISBN 1 4212 3831 4 Martin Wehrmann Geschichte von Pommern Band 1 2 Auflage Verlag Friedrich Andreas Perthes Gotha 1919 Nachdruck Augsburg 1992 ISBN 3 89350 112 6 Einzelnachweise Bearbeiten Joachim Kruger Zwischen dem Reich und Schweden Die landesherrliche Munzpragung im Herzogtum Pommern und in Schwedisch Pommern in der fruhen Neuzeit S 265 Bemerkung 1 bzw S 260 Anm 353 Territorien und Stande des Obersachsischen Reichskreises im Heiligen Romischen Reich 1500 1806 Kurfurstentumer Kurfurstentum Sachsen Kurfurstentum BrandenburgGeistliche Furstentumer Hochstift Cammin Hochstift NaumburgReichspralaturen Stift Quedlinburg Stift Gernrode Stift WalkenriedWeltliche Furstentumer Furstentum Anhalt Sachsen Altenburg Sachsen 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