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Hinterpommern auch Ostpommern ist der ostlich der Oder gelegene grossere Teil Pommerns Vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 war die Provinz Pommern in die drei Regierungsbezirke Koslin Stettin und Stralsund unterteilt Hinterpommern umfasste den Regierungsbezirk Koslin und den grossten Teil des Regierungsbezirks Stettin 1 Seit Kriegsende liegt die Landschaft uberwiegend in der polnischen Woiwodschaft Westpommern der ostliche Teil ist der Woiwodschaft Pommern zugeordnet Der linksseitige Teil Pommerns heisst Vorpommern Hinterpommern Gebietsstand nach 1679 in gelbEs wurde bis 1945 fast ausschliesslich von Deutschen besiedelt und nach Kriegsende unter polnische Verwaltung gestellt Seit der Vertreibung der einheimischen Bevolkerung durch die polnische Administration ist das Gebiet fast ausschliesslich von Polen bewohnt Inhaltsverzeichnis 1 Geographie 2 Geschichte 3 Sprache 4 Begrifflichkeit 5 Grossere Stadte 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseGeographie BearbeitenHinterpommern ist von eiszeitlich geformten Moranen Seen Flussen sanften Hugeln und dichten Nadelwaldern gepragt 2 der westliche Teil beinhaltet mit dem Pyritzer Weizacker ein ausgesprochen fruchtbares Landwirtschaftsgebiet Im Hinterland der Ostseekuste verlaufen die Verkehrswege zwischen Stettin und Danzig Geschichte Bearbeiten nbsp Wappen der Greifen Hauptartikel Geschichte Pommerns Hinterpommern war Teil des Siedlungsgebietes der Pomoranen Pomerani Letzterer Name tauchte erstmals zur Zeit Karls des Grossen auf Nach Kriegszugen zur Unterwerfung und Christianisierung war ganz Pommern seit 995 wiederholt unter die Herrschaft der polnischen Piasten geraten Die polnische Oberhoheit endete um etwa 1135 Die ursprunglich slawischen Greifen seit Wartislaw I waren Herzoge von Pommern bis 1637 Mit der Belehnung Herzog Bogislaws I von Pommern 1181 im Lager von Lubeck waren sie Fursten des Heiligen Romischen Reichs geworden Sie warben zur Kolonisierung ihrer Landereien deutsche Siedler an so dass im 13 Jahrhundert zunachst die westlich der Oder gelegenen Landesteile spater aber auch die ostlichen zu einem Teil des deutschen Siedlungsgebietes wurden Die verbliebene slawische Bevolkerung wurde dabei im Laufe der Zeit grosstenteils eingedeutscht Viele hinterpommersche Adelsfamilien die dort bis zu ihrer nach 1945 vorgenommenen Vertreibung ansassig waren haben slawische Wurzeln z B die von Zitzewitz oder die von Borcke Lediglich im ostlichen Hinterpommern hielt sich mit den Kaschuben bis in die Neuzeit eine slawische Bevolkerungsgruppe Ihre Assimilation seit dem 18 Jahrhundert fuhrte je nach der Glaubensrichtung der Kirche der sie sich angeschlossen hatten entweder zur Germanisierung evangelische Kirche oder zur Polonisierung katholische Kirche Im Jahr 1905 befanden sich unter den 1 684 326 Einwohnern der Provinz Pommern im Osten Hinterpommerns an der Grenze zu Westpreussen 14 162 Einwohner mit polnischer und 310 mit kaschubischer Muttersprache 3 Von 1295 bis 1464 gehorte das sudwestliche Hinterpommern die gesamte Region sudwestlich des Flusses Ihna zum Herzogtum Pommern Stettin Die anderen Gebiete gehorten in dieser Zeit zum Herzogtum Pommern Wolgast von dem sich seit Ende des 14 Jahrhunderts ein gesondertes Herzogtum Pommern Wolgast Stolp abteilte Die Gebiete beiderseits des Unterlaufes der Persante mit den Stadten Kolberg und Koslin bildeten seit dem Ende des 13 Jahrhunderts im Wesentlichen das Stift Cammin also das weltliche Herrschaftsgebiet des Bischofs von Cammin nbsp Pommern im Herzogtum der GreifenNach einer zeitweiligen Vereinigung der verschiedenen Landesteile unter Herzog Bogislaw X reg 1474 1523 teilten bereits seine Nachfolger das Land 1532 vorlaufig und 1541 endgultig in ein Herzogtum Wolgast und ein Herzogtum Stettin die erst unter dem letzten Herzog Bogislaw XIV ab 1625 wieder vereint werden konnten Dabei umfasste das Stettiner Teilherzogtum diesmal in erster Linie die ostlich der Oder gelegenen Gebiete die seit 1466 noch um die Lande Lauenburg und Butow im Osten erweitert worden waren Letztere lagen aber ausserhalb der Grenzen des Heiligen Romischen Reiches Deutscher Nation und waren zunachst Pfandbesitz seit Anfang des 16 Jahrhunderts ein Lehen der polnischen Krone Das Stift Cammin wurde nach der Reformation ab 1556 eine Sekundogenitur der pommerschen Herzoge 1648 kam Hinterpommern zunachst mit Ausnahme eines Streifens am ostlichen Ufer von Oder und Dievenow infolge des Westfalischen Friedens an Brandenburg Preussen und blieb von 1815 bis 1945 als Teil der Provinz Pommern innerhalb des preussischen Staates Im Marz 1945 hatte die Rote Armee Hinterpommern erobert und der Verwaltung der Volksrepublik Polen unterstellt 4 Im August 1945 bestatigten im Potsdamer Abkommen die Westalliierten diese Verwaltungsmassnahme Hinterpommern wurde nach 1945 hauptsachlich mit Polen aus Zentralpolen oder aus dem Kresy besiedelt Letztere waren zum Teil im Zuge der Zwangsumsiedlung von Polen aus den ehemaligen polnischen Ostgebieten 1944 1946 vertrieben worden oder freiwillig ausgesiedelt Im Rahmen der Aktion Weichsel wurden auch Ukrainer aus Gebieten westlich der Curzon Linie angesiedelt Die Unverletzlichkeit der Grenzziehung wurde von der DDR im Gorlitzer Abkommen vom 6 Juli 1950 von der Bundesrepublik Deutschland unter Vorbehalt im Warschauer Vertrag vom 7 Dezember 1970 und vom vereinten Deutschland 1990 im Zwei plus Vier Vertrag sowie im deutsch polnischen Grenzvertrag vorbehaltlich einer zukunftigen Friedensregelung zugesichert Sprache BearbeitenDie mittelniederdeutsche Sprache plattdeutsch wurde durch den Zuzug deutscher Siedler im Zeitraum vom 12 bis 14 Jahrhundert nach Hinterpommern gebracht Sie setzte sich seit dem 13 Jahrhundert als Umgangs und Gerichtssprache durch Seit der Reformation breitete sich auch die fruhneuhochdeutsche Sprache aus in Hinterpommern schneller als in Vorpommern und auf Rugen In der zweiten Halfte des 17 Jahrhunderts insbesondere nach dem Ubergang Hinterpommerns an Brandenburg setzte sich die hochdeutsche Sprache als Amts und Predigtsprache durch Plattdeutsch blieb bis 1945 Umgangssprache insbesondere der Landbevolkerung 5 In den Dorfern lernten die Kinder meist erst in der Schule hochdeutsch Ostlich von Stolp war auch die kaschubische Sprache vertreten und seit dem 17 Jahrhundert infolge der Rekatholisierung in der Gegend um Leba und Lauenburg die polnische Sprache Aufgrund der Vertreibung der Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg ist die Bevolkerung Hinterpommerns nunmehr ganz uberwiegend polnischsprachig Begrifflichkeit BearbeitenDer Begriff Hinterpommern in seiner modernen Bedeutung basiert auf einer rein geographische Unterscheidung der der Verlauf des Oder Stroms zugrunde liegt und ist schon seit dem 19 Jahrhundert nicht mehr als Verwaltungseinheit zu verstehen Im Gegensatz hierzu wurden im 18 Jahrhundert als Hinter Pommern die ostlich von Stettin gelegenen pommerschen Landkreise bezeichnet 6 Grossere Stadte Bearbeiten nbsp Kolberg diente neben Koslin als Herr schafts mittel punkt des Hoch stifts Cam min im Hin ter grund die St Maria Dom kirche zu Kol berg 7 Die vier grossten Stadte Kolberg Kolobrzeg Koslin Koszalin Stargard in Pommern Stargard Stolp SlupskSonstige grossere oder und historisch bedeutsame Stadte Auswahl Bad Polzin Polczyn Zdroj Belgard Bialogard Cammin Kamien Pomorski Dramburg Drawsko Pomorskie Falkenburg Zlocieniec Gollnow Goleniow Greifenberg Gryfice Greifenhagen Gryfino Korlin an der Persante Karlino Labes Lobez Naugard Nowogard Neustettin Szczecinek Pyritz Pyrzyce Regenwalde Resko Rummelsburg Miastko Rugenwalde Darlowo Schivelbein Swidwin Schlawe Slawno Stolpmunde Ustka Treptow a d Rega TrzebiatowSiehe auch BearbeitenOrgellandschaft HinterpommernLiteratur Bearbeitenchronologisch aufsteigend F G Leonhardi Hrsg Erdbeschreibung der preussischen Monarchie Band 3 Abtheilung 2 Hemmerde amp Schwetschke Halle 1794 S 706 723 Google Books G Hassel Vollstandige und neueste Erdbeschreibung der Preussischen Monarchie und des Freistaates Krakau Verlag des Geographischen Instituts Weimar 1819 S 174 210 Google Books Peter Friedrich Kanngiesser Geschichte von Pommern bis auf das Jahr 1129 Greifswald 1824 Google Books Johann Christian Aycke Uber das Hochland von Hinter Pommern und Pommerellen In Neueste Schriften der Naturforschenden Gesellschaft zu Danzig Band 4 Danzig 1843 S 64 102 Google Books Rudolf Hanncke Pommersche Geschichtsbilder Stettin Leon Saunier 1899 2 neu durchgesehene und vermehrte Auflage Gerhard Renn Die Bedeutung des Namens Pommern und die Bezeichnungen fur das heutige Pommern in der Geschichte Bamberg Greifswald 1937 Greifswalder Abhandlungen zur Geschichte des Mittelalters 8 Zugleich Greifswald Univ Diss 1937 Manfred Vollack Hinterpommern Von der Ostsee zur Grenzmark Verlag Flechsig Zweibrucken 1999 ISBN 978 3881892148 Peter Johanek Franz Joseph Post in Verbindung mit Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen Hrsg Thomas Tippach Bearbeitung Roland Lesniak Mitarbeit Stadtebuch Hinterpommern Peter Johanek Franz Joseph Post Klaus Meyer Schwickerath im Institut fur vergleichende Stadtegeschichte an Universitat Munster Hrsg Deutsches Stadtebuch Handbuch stadtischer Geschichte Band 3 2 Neubearbeitung Verlag W Kohlhammer Stuttgart Berlin Koln 2003 ISBN 978 3 17 018152 6 Weblinks Bearbeiten nbsp Wikivoyage Hinterpommern ReisefuhrerEinzelnachweise Bearbeiten Hinterpommern Lexikoneintrag in Pierer s Universal Lexikon Band 8 Altenburg 1859 S 393 Zeno org Vgl zum Beispiel C Wolff Charakteristik der Oberflachengestalt von Hinterpommern vom Gollenberg ostlich In Annalen der Erd Volker und Staatenkunde Heinrich Berghaus Hrsg 3 Reihe 8 Band 1 April 30 September 1839 Berlin 1839 S 213 220 Google Books Pommern Lexikoneintrag in Meyers Grosses Konversations Lexikon 6 Auflage Band 16 Leipzig Wien 1908 S 134 Zeno org Zur Einfuhrung polnischer Verwaltungen vor der Potsdamer Konferenz siehe Manfred Zeidler Kriegsende im Osten Die Rote Armee und die Besetzung Deutschlands ostlich von Oder und Neisse 1944 45 Oldenbourg Munchen 1996 ISBN 3 486 56187 1 S 201 Waldemar Diedrich Frag mich nach Pommern Verlag Gerhard Rautenberg Leer 1987 ISBN 3 7921 0352 4 S 190 Christian Friedrich Wutstrack Kurze historisch geographisch statistische Beschreibung von dem koniglich preussischen Herzogthume Vor und Hinter Pommern Stettin 1793 S 429 Google Books Jurgen Petersohn Bistum Kammin In Erwin Gatz unter Mitwirkung von Clemens Brodkorb und Helmut Flachenecker Hrsg Die Bistumer des Heiligen Romischen Reichs Von ihren Anfangen bis zur Sakularisation Verlag Herder Freiburg im Breisgau 2003 ISBN 3 451 28075 2 2 Das Bistum im Spatmittelalter S 268 269 Besitzungen und Provinzen Preussens bis zum Wiener Kongress Vor 1701 Herzogtum Preussen 1618 Markgrafschaft Brandenburg Hinterpommern 1648 Herzogtum Magdeburg 1680 Furstentum Halberstadt 1648 Herzogtum Kleve 1609 Grafschaft Mark 1609 Grafschaft Ravensberg 1609 Furstentum Minden 1648 Kolonien Gross Friedrichsburg 1683 St Thomas Brandenburg 1685 Arguin 1685 Vieques 1693 Nach 1701 Grafschaft Moers 1702 Furstentum Neuenburg 1707 Grafschaft Tecklenburg 1707 Herzogtum Geldern 1713 Vorpommern Grafschaft Ostfriesland Erbfurstentumer in Schlesien 1742 Grafschaft Glatz 1763 Westpreussen Netzedistrikt 1772 Grafschaft Mansfeld 1780 Ansbach Bayreuth 1792 Sudpreussen 1793 Neuostpreussen Neuschlesien 1795 Erbfurstentum Munster 1803 Erbfurstentum Paderborn 1803 Normdaten Geografikum GND 4072512 1 lobid OGND AKS VIAF 234595126 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hinterpommern amp oldid 236914181