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Der Name Brandenburg Preussen bezeichnet die Herrschaftsgebiete der Kurfursten von Brandenburg aus dem Haus Hohenzollern in der Zeit zwischen 1618 als Kurfurst Johann Sigismund begann das Herzogtum Preussen in Personalunion zusatzlich zu regieren und 1701 dem Jahr der Erhebung des Kurfursten Friedrich III zum Konig in Preussen Der Namens Zusatz Preussen ist mit der Tatsache begrundet dass sich ihr Gesamtgebiet durch Erwerb des Herzogtums beinahe verdoppelte Die Konigskronung fuhrte zur Umwandlung des Herrschaftsgebietes in das Konigreich Preussen aus dem der ausgedehnte preussische Zentralstaat entstand Territorien Brandenburg Preussens rot inner und ausserhalb des Heiligen Romischen Reiches 1618Wappen des Kurfurstentums BrandenburgWappenadler des Herzogtums Preussen Ursprunglich beschrankten sich die Besitzungen der hohenzollernschen Markgrafen auf die Mark Brandenburg Durch dynastische Erbschaften und Kaufe hatten sie bereits vor 1618 ein weit verstreutes bis an den Niederrhein reichendes Herrschaftsgebiet geschaffen siehe nebenstehende Abbildung Verwendet wird der Begriff in der Geschichtswissenschaft vorwiegend um die gesamten Hohenzollernlande zu bezeichnen Der Ausdruck Brandenburg Preussen wird aber auch manchmal uber das Jahr 1701 hinaus verwendet um den geographischen Bezug zum brandenburgischen Ursprung des preussischen Staates zu betonen Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Erwerb neuer Landesteile 1614 1618 1 2 Dreissigjahriger Krieg 1618 1648 1 3 Ausbau des Zentralstaates 1640 1701 1 3 1 Unter Friedrich Wilhelm 1640 1688 1 3 2 Unter Friedrich III 1688 1701 1 4 Rangeserhebung Grundung des Konigreichs Preussen 1701 2 Wirtschaftsgeschichte 2 1 Kameralistische Wirtschaftspolitik 1640 1675 2 2 Neue Merkantilistische Wirtschaftspolitik ab 1676 3 Hohenzollernsche Herrschaftsgebiete 4 Siehe auch 5 Literatur 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenErwerb neuer Landesteile 1614 1618 Bearbeiten nbsp Orange Brandenburg vor 1608Rot Erwerbungen Johann Sigismunds 1608 1619Grun und gelb Erwerbungen des Grossen Kurfursten 1640 1688 nbsp Allegorische Darstellung des Erwerbs Preussens und der Rheinlande durch das brandenburgische Kurfurstenpaar Preussen und die Rheinlande sind als Seegottheiten an den Seiten des Thrones dargestellt Lithographie aus dem 19 JahrhundertDie Politik der Hohenzollern war auf Machtzunahme durch Erwerbung neuer Lander ausgerichtet Dies versuchten die jeweiligen Herrscher durch geschickte Heiratspolitik zu erreichen um Erbanspruche im Falle von ausgestorbenen Herrscherhausern zu erhalten So heiratete der damalige Kurprinz Johann Sigismund am 30 Oktober 1594 Anna die Tochter des preussischen Herzogs Albrecht Friedrich aus der ansbachschen Linie der frankischen Hohenzollern Der Vater des Kurprinzen der brandenburgische Kurfurst Joachim Friedrich ubernahm 1605 fur den preussischen Herzog die Regentschaft uber das Herzogtum Preussen nachdem der geisteskranke Albrecht Friedrich regierungsunfahig geworden war 1608 wurde Johann Sigismund neuer brandenburgischer Kurfurst Mit dem Tod seines Schwiegervaters Albrecht Friedrich der als letzter frankischer Hohenzoller Herzog von Preussen war wurde Johann Sigismund 1618 durch Erbschaft auch offiziell Herzog von Preussen Brandenburg und Preussen waren seither in Personalunion verbunden Der brandenburgische Kurfurst erhielt das Herzogtum Preussen vom polnischen Konig zunachst zum Lehen bis 1657 der Vertrag von Wehlau dem brandenburgischen Kurfursten endgultig die volle Souveranitat uber das Herzogtum Preussen zubilligte Nach dem Tod Johann Wilhelms des letzten Herzogs von Julich Kleve Berg brach 1609 zwischen den Haupterben dem brandenburgischen Kurfursten Johann Sigismund und Wolfgang Wilhelm von Pfalz Neuburg ein Streit um das vakante Herzogtum aus der sogenannte Julich Klevische Erbfolgestreit Im Vertrag von Xanten vom 12 November 1614 gelang es dem brandenburgischen Kurfursten den Anspruch auf das Herzogtum Kleve die Grafschaft Mark und die Grafschaft Ravensberg erfolgreich fur sich durchzusetzen Dreissigjahriger Krieg 1618 1648 Bearbeiten nbsp Kurfurst Georg WilhelmDie neu gewonnenen Nebenterritorien blieben zunachst raumlich politisch und wirtschaftlich von der Mark Brandenburg als Kernstaat isoliert Lediglich durch die herrschende Person aus dem Hohenzollern Geschlecht waren die einzelnen Landesteile miteinander verbunden Ein gemeinsames Landesbewusstsein oder eine gesamtheitlich betriebene Landespolitik unter Kurfurst Georg Wilhelm gab es nicht Stattdessen behielten die einzelnen Landesteile ihre eigenen Landesverfassungen Traditionen Strukturen und Regionaleliten bei 1 Die staatliche Fuhrungsspitze Brandenburg Preussens bestand neben dem calvinistischen Kurfursten und dem katholischen Kanzler Adam von Schwarzenberg aus vornehmlich protestantischen Raten Als 1618 der Dreissigjahrige Krieg ausbrach blieben die Hohenzollernlande zunachst verschont Der neue Kurfurst Georg Wilhelm der Ende 1619 Johann Sigismund folgte war nicht in der Lage von seiner Zentralprovinz aus entschlossen den aussenpolitischen Entwicklungen zu trotzen Ab 1626 wurde die Mark Brandenburg zusehends verheert Nachdem Brandenburg Preussen zu Beginn des Dreissigjahrigen Krieges auf Seiten der aufstandischen Bohmen und der protestantischen Reichsstande gestanden hatte bewirkte Schwarzenberg 1626 den Ubergang auf die kaiserliche Seite was aber nicht die ersehnte Erleichterung von den Kriegslasten brachte In Zusammenarbeit mit Sachsen versuchte Brandenburg eine dritte Partei die der Reichsverfassung auf dem Leipziger Konvent zu bilden die aber sofort wieder zerbrach nachdem ein kaiserliches Heer Magdeburg zerstorte Als das Heer Gustav Adolfs von Schweden nach der Landung auf Usedom auch Brandenburg besetzte wechselte der Kurfurst gemeinsam mit Sachsen nochmals die Seiten Im Prager Frieden von 1635 wechselte Brandenburg wiederum die Seiten da sich das Kriegsgluck mittlerweile wieder gegen die Schweden gewandt hatte Dann wurde das Land abermals von den Schweden besetzt Da die Mark in dieser Zeit abwechselnd von den kaiserlichen Truppen oder den Schweden beherrscht wurde floh der Kurfurst zum Ende seiner Regierungszeit unter Zurucklassung eines Statthalters haufig in sein Herzogtum Preussen u a von 1627 bis 1630 und in seine Rheinprovinzen Durch die Flucht des Kurfursten war die Kurmark jeder Willkur durch aussere Machte preisgegeben Am 1 Dezember 1640 verstarb Kurfurst Georg Wilhelm in Konigsberg Der neue Kurfurst Friedrich Wilhelm begann aus dem Flickenteppich durch Etablierung gemeinsamer institutioneller Strukturen einen zentralen Staat zu entwickeln Ausbau des Zentralstaates 1640 1701 Bearbeiten Unter Friedrich Wilhelm 1640 1688 Bearbeiten nbsp Kurfurst Friedrich Wilhelm 1640 1688 nbsp Kurfurst Friedrich Wilhelm erteilt als Feldheer im Gefecht seinen Generalen Befehle die Szene datiert etwa in den 1670er Jahren Historiengemalde Ol auf Leinwand 63 5 87 cm Der brandenburgische Kurfurst Friedrich Wilhelm reiste im Oktober 1641 nach Warschau Der katholische Konig von Polen Wladyslaw IV Wasa oberster Lehnsherr von Preussen bestatigte den jungen Fursten am 8 Oktober als Herzog von Preussen Daraufhin bereiteten ihm die Konigsberger am 31 Oktober 1641 einen prachtigen Empfang Dies war seit 1525 das letzte Mal dass ein preussischer Herrscher seine Anerkennung von einem polnischen Konig erhielt 2 3 Im Westfalischen Frieden 1648 konnte der Kurfurst als Ausgleich fur den Verzicht auf ganz Pommern und um ein Gegengewicht zu Schweden zu bilden Hinterpommern die Anwartschaft auf das Erzstift Magdeburg Anfall 1680 sowie das Hochstift Halberstadt und das Furstentum Minden erwerben die zusammengenommen einer Flache von etwa 20 000 km entsprachen Trotz dieser Landgewinne verschlechterte sich die Situation fur den Kurfursten da die Landesteile zum Teil isoliert und weit voneinander entfernt lagen Brandenburg Preussen war nun umgeben von ubermachtigen Staaten wie der neuen Grossmacht Schweden im Norden die die Mark und das Herzogtum Preussen jederzeit bedrohen konnte Polen im Osten das Lehnsherr des Herzogtums Preussen war und im Sud Osten lag die Habsburgermonarchie Somit waren die Schicksale der einzelnen Landesteile zunehmend aufs engste mit denen der anderen verknupft so dass sich die Geschichte der einzelnen Gebiete von da an auf die inneren und lokalen Verhaltnisse der jeweiligen Lander beschrankte So betrieb Kurfurst Friedrich Wilhelm spater der Grosse Kurfurst genannt nach dem Krieg eine vorsichtige Schaukelpolitik zwischen den Grossmachten um seine wirtschaftlich und militarisch schwachen Lander zu entwickeln Nach anfanglicher Unterstutzung der kaiserlichen Politik ubernahm der Kurfurst Friedrich Wilhelm 1653 die Fuhrung der Reichstagsopposition Sein jetzt aussenpolitisch hervortretender Minister von Waldeck entwarf den Plan einer antihabsburgischen Union unter Leitung von Kurbrandenburg die auch Verbindung zu Frankreich suchen sollte Aber es gelang nur ein wenig bedeutendes Defensivbundnis mit den welfischen Herzogen und Hessen Kassel im Juli 1655 abzuschliessen Der Stettiner Grenzrezess von 1653 regelte die Grenzziehung zwischen Brandenburg und Schweden in Pommern Im vorherigen Frieden von Osnabruck war vereinbart worden dass Schweden und Brandenburg die konkrete Grenzziehung in bilateralen Vertragen regeln sollten Im Westfalischen Frieden bekam Brandenburg lediglich Hinterpommern zugesprochen Daruber hinaus verzogerte Schweden die Ubergabe Hinterpommerns bis zum Mai 1653 Die letzten schwedischen Truppen zogen funf Jahre nach Abschluss des Westfalischen Friedens aus Brandenburg ab und auch das erst als der Kurfurst den Abzug unter Vermittlung des Kaisers erkauft hatte Als infolge des Nordischen Kriegs von 1656 bis 1660 Polen Litauen geschwacht war konnte der Kurfurst 1657 im Vertrag von Wehlau das Herzogtum Preussen aus der polnischen Oberhoheit losen Im Frieden von Oliva von 1660 wurde die Souveranitat des Herzogtums endgultig anerkannt Dies war eine entscheidende Voraussetzung fur seine Erhebung zum Konigreich Preussen unter dem Sohn des Grossen Kurfursten Friedrich Wilhelm fuhrte Wirtschaftsreformen durch und baute als Machtgrundlage aus der Kurbrandenburgischen Armee mit zunachst wenigen Tausend Mann ein schlagkraftiges stehendes Heer mit bis zu 30 000 Soldaten auf Die Landstande wurden zugunsten einer absolutistischen Zentralverwaltung entmachtet wodurch es ihm zunehmend gelang die Territorien effektiv miteinander zu verbinden Der Ausbau des Zentralstaates hing vor allem von einer gesicherten Finanzierung in Form von Steuerbewilligungen ab von denen der Kurfurst wiederum auf das Einverstandnis der Stande angewiesen war Auf dem Treffen des brandenburgischen Landtages von 1653 gelang es dem Kurfursten von den Standen Steuern in Hohe 530 000 Talern genehmigt zu bekommen Diese Summe war in Raten uber funf Jahre nach der bereits vorher beschlossenen Quotationsregelung zu zahlen vom Landadel mussten 41 der Steuern von den Stadten 59 der Summe aufgebracht werden Im Gegenzug bestatigte der Kurfurst den Standen Privilegien die vor allem zu Lasten der Bauern gingen Unertragliche Frondienste eine Verscharfung der Leibeigenschaft und das Ausplundern und anschliessende Aufkaufen von Bauernhofen waren die Folge 4 Daneben trieb er auch den Bau einer kurbrandenburgischen Flotte voran und erwarb die Kolonie Gross Friedrichsburg an der westafrikanischen Goldkuste auf dem Gebiet des heutigen Ghana Der Geheime Rat die machtigste Behorde im Kurfurstentum Brandenburg seit seiner Grundung im Jahr 1604 der im Schloss zu Colln tagte wuchs nach 1648 uber seine ursprungliche Funktion als kurbrandenburgische Landesbehorde hinaus und erlangte eine gesamtstaatliche Bedeutung 5 Nach erhaltenen Akten behandelte der Geheime Rat Landessachen der ausserbrandenburgischen Gebiete des Gesamtstaats ab 1654 Damit wurde das oberste brandenburgische Landeskollegium Zentralbehorde Brandenburg Preussens Die Landeskollegien der anderen Gebiete wurden stattdessen mehr und mehr dem Geheimen Rat untergeordnet Der Geheime Rat hatte jedoch zu diesem Zeitpunkt seinen Machtzenit uberschritten So hatte die 1689 gegrundete Hofkammer als gesamtstaatliche Behordenorganisation eine grossere Bedeutung Weitere gesamtstaatliche in Berlin ansassige Behorden waren die Lehnskanzlei die Geheime Kanzlei und das Kammergericht Deren Unterhalt wurde jedoch im 17 Jahrhundert weitgehend aus brandenburgischen Mitteln bezahlt wahrend die Hofstaatskasse bereits aus gesamtstaatlichen Mitteln gespeist wurde Als der Grosse Kurfurst am 9 Mai 1688 starb hatte er sein Land aus einem in der Aussenpolitik hilf und machtlosen zerrissenen Staatsgebilde zu einer von allen Grossmachten der damaligen Zeit anerkannten Mittelmacht gemacht Zudem war Brandenburg Preussen nach der Habsburgermonarchie zum machtigsten Territorium im Reich aufgestiegen 1688 betrug die Grosse der Hohenzollerlande insgesamt 112 660 km mit 1 5 Mio Einwohner 1640 etwa 1 Million Einwohner Das Steueraufkommen belief sich auf 1 677 Mio Taler die Subsidienzahlungen betrugen 1688 1 7 Mio Taler Zusammen verfugte der Staat Brandenburg Preussen also uber ein Staatsbudget von 3 4 Mio Talern was eine Verdreifachung der Staatseinkunfte im Vergleich zum Amtsantritt des Kurfursten im Jahre 1640 insgesamt 1 Mio Taler 400 000 Taler aus Steuern darstellt Unter Friedrich III 1688 1701 Bearbeiten Eine Woche nach dem Tode des Kurfursten tagte der Geheime Rat zum ersten Male unter dem Vorsitz des neuen Kurfursten Friedrich III zwecks Eroffnung des vaterlichen Testaments Unter Verstoss gegen die seit 1473 6 geltenden Hausgesetze der Hohenzollern sollte Brandenburg Preussen auf die funf Sohne Friedrich Wilhelms also auf Friedrich und seine vier Halbbruder aufgeteilt werden Nach langwierigen Verhandlungen und ausfuhrlichen Rechtsgutachten unter anderem von Eberhard von Danckelman gelang es dem Thronfolger sich bis 1692 gegen seine Geschwister durchzusetzen und die Einheit des Landes zu bewahren Friedrichs Halbbruder wurden als Markgrafen von Brandenburg Schwedt abgefunden Rangeserhebung Grundung des Konigreichs Preussen 1701 Bearbeiten nbsp Die neue preussische Konigskrone Symbol fur die Grundung des EinheitsstaatesKupferstich von Peter Schenk 1703Um die jederzeit durch Erbteilung drohende Auflosung Brandenburg Preussens zu verhindern verfolgte der neue Kurfurst seit 1691 die Idee einer Rangeserhohung um die verstreuten hohenzollerschen Territorien zu einen und eine zusammenhaltende Klammer zu geben Dieses Projekt schloss er 1701 mit seiner Konigskronung ab Allerdings hatte Kaiser Leopold I zur Bedingung gemacht dass Friedrich den angestrebten Konigstitel nicht auf das Kurfurstentum Brandenburg beziehen durfte sondern nur auf das ausserhalb des Heiligen Romischen Reiches gelegene Herzogtum Preussen Der neue preussische Konig durfte sich ausserdem nur Konig in Preussen nicht von Preussen nennen weil der ihm unterstehende Teil Preussens nicht ganz Preussen umfasste sondern nur den ostlichen Teil davon Der andere Teil Preussen koniglich polnischen Anteils unterstand bis 1772 der polnischen Krone Innenpolitisch forderte die Konigskronung die staatliche Einheit der geografisch weit auseinander liegenden und wirtschaftlich stark unterschiedlichen hohenzollerschen Territorien Botschafter Behorden und Armee des Herrschers hiessen fortan koniglich und fuhrten Farben und Wappen Preussens Der Name Preussen und preussisch ubertrug sich daher im Laufe des 18 Jahrhunderts auf alle Gebiete der Hohenzollern mit Ausnahme der suddeutschen Furstentumer Hohenzollern Hechingen und Hohenzollern Sigmaringen die erst im Jahre 1850 an den Staat Preussen fielen Die Bezeichnung des zu allen Zeiten wichtigsten Landesteils der Hohenzollern der Kurmark Brandenburg verlor demgegenuber an Bedeutung 7 Fur die weitergehende Geschichte ab 1701 siehe Konigreich PreussenWirtschaftsgeschichte BearbeitenKameralistische Wirtschaftspolitik 1640 1675 Bearbeiten Die Mark Brandenburg die wahrend des Dreissigjahrigen Krieges besonders verheert worden war war 1648 verglichen mit den anderen deutschen Staaten wie Sachsen oder auch dem habsburgischen Osterreich stark verarmt Weite Landstriche der Mark Brandenburg waren menschenleer die allgemeine Wirtschaftstatigkeit lag darnieder Unter dem Grossen Kurfursten Friedrich Wilhelm blieb die Wirtschaftspolitik bis 1675 noch dem Denken des deutschen Kameralismus verhaftet 8 Es war ein wichtiges Ziel des Kurfursten die eigenen Einnahmen zu vermehren vornehmlich aus den kurfurstlichen Domanen Eigene regelmassige Einnahmen sollten den Kurfursten unabhangiger von den Standen machen und die furstliche Macht steigern Im 17 Jahrhundert war der Standestaat in Brandenburg Preussen noch stark ausgepragt und die Stande genehmigten auch die finanziellen Mittel des Kurfursten Sie besassen damit ein wichtiges Machtinstrument um Druck auf die Politik des Kurfursten ausuben zu konnen 9 Bedeutendes wurde in jenen Jahren auf dem Gebiet der Infrastruktur geleistet Der Kurfurst grundete 1649 das Brandenburgische Staatspostwesen und bemuhte sich seit 1653 die Binnenschifffahrt in Gang zu bringen Der Bau des Mullroser Kanals Verbindung zwischen Oder und Spree von 1662 bis 1669 stellte die erste grosse verkehrswirtschaftliche Massnahme eines deutschen Landesherren dar Die Massnahmen im Bereich der Infrastruktur schufen neue beschleunigte und verbilligte Verkehrsverbindungen und setzten damit Anreize fur eine regere Handelstatigkeit Bis zur Schlacht bei Fehrbellin 1675 stand die Beseitigung unmittelbarer Schaden des Dreissigjahrigen Krieges im Mittelpunkt der staatlichen Wirtschaftspolitik Erst in der folgenden Phase ab 1676 ging es um den Gesamtaufbau einer breit angelegten Wirtschaft Von da an machten sich die merkantilistischen Massnahmen des Kurfursten im Sinne einer gezielten langfristigen okonomischen Entwicklung bemerkbar Neue Merkantilistische Wirtschaftspolitik ab 1676 Bearbeiten Die neue merkantilistische Wirtschaftspolitik des Kurfursten orientierte sich stark am Vorbild Frankreich wobei hier die Forderung von Gewerbe und Manufakturen im Vordergrund stand Diese neue Gewerbepolitik ging von der Mark Brandenburg aus und wurde allmahlich auf die anderen Gebiete ubertragen Beispiele fur die neue merkantilistische Wirtschaftspolitik Eine 1679 in Berlin angelegte Zuckersiederei wurde 1680 in die erste brandenburgische Aktiengesellschaft umgewandelt Hierbei beteiligte sich der Kurfurst mit 10 000 Talern 1681 wurde eine Tabakspinnerei errichtet von den Berliner Burgermeistern Bartholdi und Senning 1686 Grundung einer Gold und Silberdrahtzieherei von Johann Andreas Krautt Vielfach bestanden diese Grundungen nur vorubergehend Die Grunde lagen im Geldmangel des Staates und bei der zu geringen Zahl und Potenz der privaten Investoren um die defizitare Anfangszeit zu uberstehen So setzte die neue Manufakturpolitik entschieden auf die Forderung der einheimischen Produktion besonders der Wollmanufakturen Eine typische merkantilistische Erscheinung stellten daruber hinaus die Grundungen von Commercien Collegien 23 Februar 1684 dar die als eine Art Behorde uber administrative Befugnisse verfugten und zugleich durch Beratung die Wirtschaftspolitik des Staates betrieben Die Anfange fur die wirtschaftliche Gesundung des Landes vollzogen sich in vielen kleinen Schritten Die Staatsfinanzen konnten durch ein neues Steuersystem bei dem 1684 die Akzise als Verbrauchssteuer eingefuhrt wurde saniert und vermehrt werden Gleichzeitig erlaubte die Akzise eine genauere Kontrolle der Warenerzeugung und bewegung aber auch der Uberwachung von Aus und Einfuhrverboten als es mit Zollen allein gehandhabt werden konnte Durch umfangreiche Peuplierungsmassnahmen das heisst die Anlockung und Ansiedlung von Fachleuten aus vielen Landern Europas Edikt von Potsdam vom 29 Oktober 1685 gelang es Friedrich Wilhelm neues Fachwissen und Arbeitskraft in das technologisch zuruckgebliebene Brandenburg zu bringen Durch dieses Forderungsbundel vor dem Hintergrund eines gesamteuropaischen Wirtschaftswachstums entstanden als neue Gewerbszweige in Brandenburg Preussen Seidenmanufaktur Sergemanufaktur Gazemanufaktur Bandermanufaktur Tapetenmanufaktur Seidenbau Gold und Silberzwikerei Ziselier und Emaillierkunst Verfertigung feiner Tuche und Hute Strumpfwirkerstuhltechnik Zeugdruckerei Schonfarberei Olbereitung Lichtergiessen Spiegelfabrikation SpielkartenfabrikationAnders als in den fuhrenden Wirtschaftsmachten England Frankreich und vor allem den Niederlanden fehlte in den Hohenzollerlanden jedoch ein starkes wirtschaftlich tatiges Burgertum das Trager des okonomischen Fortschrittes hatte sein konnen So konnten Innovationen und wirtschaftliche Wachstumsstrategien in erster Linie nur durch die Staatsverwaltung in Gang gesetzt werden Eine weitere Besonderheit dieses Staatsgebildes stellte das calvinistische Bekenntnis der Landesherrn dar Die calvinistische Lebensfuhrung liess die preussische Staatselite eine Arbeitsmoral entwickeln bei der wirtschaftlicher Erfolg Effizienz und Gemeinnutzigkeit das oberste Ziel der Staatsverwaltung war Diese Eigenschaften der Staatsfuhrung stellten einen durchaus wichtigen Faktor fur den wirtschaftlichen Erfolg Preussens dar Auf der anderen Seite trat der Staat als grosste Wirtschaftsbelastung auf denn fur das Militarwesen wurden uber den Fiskus erhebliche Geldmengen aus dem Wirtschaftskreislauf abgezogen Hohenzollernsche Herrschaftsgebiete Bearbeiten nbsp Brandenburg Preussen um 1700 rot und grun Karte aus F W Putzgers Historischem Schul Atlas 1905Das Herrschaftsgebiet Friedrichs III untergliederte sich in verschiedene Gebiete die sich vom Rhein bis zur Memel erstreckten Dabei ragten zwei Landesteile auf Grund ihrer Grosse heraus die Mark Brandenburg sowie das unabhangige Herzogtum Preussen Im wichtigsten hohenzollerschen Landesteil der Mark Brandenburg betrugen 1619 die Staatsschulden 2 142 000 Reichstaler 10 Die Mark lebte ausschliesslich vom Ackerbau Gehobenere Guter mussten alle importiert werden Starker noch als Brandenburg hatte sich das Herzogtum Preussen entwickelt Die vom Deutschen Orden im Mittelalter hereingeholte deutsche Oberschicht hatte sich zu einer erfolgreich produzierenden und handeltreibenden Klasse entwickelt Diese Schicht kam in den Stadten zu einem beachtlichen Reichtum Das Herzogtum Preussen blieb lange Zeit wirtschaftlich vom Gesamtstaat isoliert Dies gilt insbesondere fur Konigsberg als wichtigster Handelsstadt Brandenburg Preussens Die Stadt bluhte in der ersten Halfte des 17 Jahrhunderts wirtschaftlich auf jedoch verlor sie durch Kriege Pest und Steuerbelastung einen Grossteil des erreichten Wohlstandes wieder Das Handelsvolumen das Konigsberg im Dreissigjahrigen Krieg hatte wurde erst wieder im 18 Jahrhundert erreicht Die Provinzen im Westen bildeten im 17 Jahrhundert und noch weit daruber hinaus keine wirtschaftlichen Beziehungen zum Gesamtstaat aus Das lag an der raumlichen Distanz und an den vielen Zollstellen entlang der Handelsstrassen zwischen Cleve und Mark Brandenburg allein 46 Hohenzollernsche Landesteile Mark Brandenburg 1415 Grafschaft Mark 1609 Herzogtum Kleve 1614 Grafschaft Ravensberg 1614 Herzogtum Preussen 1618 Hinterpommern 1648 Furstentum Minden 1648 Furstentum Halberstadt 1648 Herzogtum Magdeburg 1680 Siehe auch BearbeitenGeschichte Brandenburgs Preussen Liste der Figurengruppen in der Berliner SiegesalleeLiteratur BearbeitenOtto Hintze Die Hohenzollern und ihr Werk Funfhundert Jahre vaterlandischer Geschichte 1415 1915 Verlag Paul Parey Berlin 1915 Reprint der Originalausgabe Hamburg Berlin 1987 ISBN 3 490 33515 5 Ludwig Huttel Friedrich Wilhelm von Brandenburg der Grosse Kurfurst 1620 1688 Suddeutscher Verlag Munchen 1981 ISBN 3 7991 6108 2 Ingrid Mittenzwei Erika Herzfeld Brandenburg Preussen 1648 bis 1798 Das Zeitalter des Absolutismus in Text und Bild Berlin Ost 1987 ISBN 3 373 00004 1 Anhang mit Sigelverzeichnis Personenregister und Bildnachweis Ingo Materna Wolfgang Ribbe Hrsg Brandenburgische Geschichte Akademie Verlag Berlin 1995 ISBN 3 05 002508 5 Christopher Clark Preussen Aufstieg und Niedergang 1600 1947 Deutsche Verlags Anstalt Munchen 2007 ISBN 978 3 421 05392 3 Einzelnachweise Bearbeiten Ingo Materna Wolfgang Ribbe Kurt Adamy Brandenburgische Geschichte S 292 https www preussenchronik de episode jsp key chronologie 001180 html https www deutsche biographie de pnd11853596X html gt https germanhistorydocs ghi dc org sub document cfm document id 3541 amp language german Ingo Materna Wolfgang Ribbe Kurt Adamy Brandenburgische Geschichte S 326 Werner Schmidt S 85 PreussenJahrBuch Ein Almanach S 29 Friedrich Wilhelm Henning Das vorindustrielle Deutschland 800 bis 1800 Schoningh Paderborn 3 Aufl 1977 Kapitel Die Blutezeit des Kameralismus S 233 287 bes Abschnitt 2 Der Dreissigjahrige Krieg und seine Folgen S 238 ff Francis L Carsten Gutsherrschaft und Adelsmacht In Manfred Schlenke Hrsg Preussen Beitrage zu einer politischen Kultur S 28 ff und das Kapitel Die standische Agrargesellschaft In Peter Brandt Bearb Preussen Zur Sozialgeschichte eines Staates S 23 ff Hans Bentzien Unterm Roten und Schwarzen Adler Verlag Volk amp Welt Berlin 1992 S 58 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Brandenburg Preussen amp oldid 234346329