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Johann Sigismund Markgraf von Brandenburg 8 November 1572 in Halle 23 Dezember 1619jul 2 Januar 1620greg in Berlin war ab 1608 Kurfurst von Brandenburg Dem Haus Hohenzollern entstammend war er von 1608 bis 1618 Administrator dann Erbe des Herzogtums Preussen Kurfurst Johann Sigismund von Brandenburg um 1610Kupferstich mit dem Portrat Johann Sigismunds aus dem Werk Theatrum Europaeum von 1662Wappen von Johann Sigismund von Brandenburg am Rathaus von Drengfurth polnisch Srokowo Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Erwerb des Herzogtums Preussen 3 Anspruche auf Julich Kleve Berg 4 Konversion zum Calvinismus 5 Denkmal in der Siegesallee 6 Nachkommen 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseLeben BearbeitenJohann Sigismund war der alteste Sohn aus der Ehe des spateren Kurfursten Joachim Friedrich von Brandenburg mit Katharina von Brandenburg Kustrin Er wuchs unter dem massgeblichen Einfluss seines Grossvaters des Kurfursten Johann Georg auf An dessen Hof erhielt er eine am lutherischen Bekenntnis ausgerichtete religiose Erziehung 1588 verliess er vorubergehend das Schloss seiner Eltern in Wolmirstedt und begleitete seinen jungeren Bruder nach Strassburg um gemeinsam mit mehreren anderen hohen Reichsadligen dessen Anspruche auf das dortige Domkapitel zu unterstreichen Nach einer kurzen Kavalierstour kehrte er 1589 nach Wolmirstedt zuruck 1 Nach seiner Heirat wohnte er mit seiner Frau Anna von Preussen in Zechlin von wo aus er mehrfach mit seiner Familie zu seiner Schwiegermutter Maria Leonora von Preussen nach Konigsberg reiste um dort zu jagen 2 Mit dem Beginn seiner Regierungszeit in Brandenburg 1608 dem Erbfall am Niederrhein 1609 und den zahen Verhandlungen mit Polen uber das Herzogtum Preussen wurden zunehmend seine personlichen Schwachen sichtbar Er war entscheidungsunwillig zog sich immer wieder wochen und monatelang zum Jagen und Kartenspielen in die Walder Preussens zuruck uberliess die Regierung Statthaltern und war durch Personen in seiner Nahe leicht beeinflussbar Seine anfangs durchaus gluckliche Ehe war zerruttet wobei er Streitigkeiten mit seiner energischen Frau moglichst aus dem Wege ging 1616 erlitt der Kurfurst einen Schlaganfall von dem er sich nicht mehr erholen sollte 1619 ubergab er die Regierungsgeschafte noch vor seinem Tode an seinen altesten Sohn den Kurprinzen Georg Wilhelm Seine letzte Ruhestatte befindet sich in der Hohenzollerngruft des Berliner Doms Erwerb des Herzogtums Preussen BearbeitenWie sein Vater Joachim Friedrich erwarb auch Johann Sigismund die Kuratel uber seinen Schwiegervater Herzog Albrecht Friedrich von Preussen und damit die Administration in dem zum Konigreich Polen gehorigen Herzogtum Preussen Erst nach hohen Geldzahlungen und erheblichen Zugestandnissen fur die Katholiken in Konigsberg war Konig Sigismund III von Polen 1612 bereit ihm das Herzogtum auch als polnisches Lehen zu ubertragen 3 Mit Albrecht Friedrichs Tod starben 1618 die frankisch preussischen Hohenzollern aus Ihr Erbe fiel an die Brandenburger Hohenzollern und somit an Johann Sigismund der jedoch schon gesundheitlich stark beeintrachtigt war und im Jahr darauf starb Anspruche auf Julich Kleve Berg BearbeitenNach dem Aussterben des klevischen Herzoghauses im Januar 1609 erhob Johann Sigismund als Vormund seiner Ehefrau Anna von Preussen Anspruch auf das alleinige Erbe an den Vereinigten Herzogtumern Julich Kleve Berg 4 Gegen seinen Willen schloss sein Bruder Ernst den er als Statthalter an den Niederrhein geschickt hatte im Juni 1609 einen Vertrag mit Wolfgang Wilhelm von Pfalz Neuburg der ebenfalls Erbanspruche erhob uber eine gemeinsame Regierung in den strittigen Gebieten 5 Nach dem Scheitern eines Angriffs brandenburgischer Soldaten auf Dusseldorf zur Verdrangung Wolfgang Wilhelms und dem Einmarsch einer spanischen Armee unter Ambrosius Spinola kam es 1614 zum Vertrag von Xanten in dem Johann Sigismund vorlaufig die alleinige Regierung im Herzogtum Kleve und in den Grafschaften Mark und Ravensberg zugesprochen wurde Da der Kaiser die Erbanspruche Brandenburgs und Pfalz Neuburgs nicht anerkannte war die Fuhrung der Titel Herzog in Julich Kleve und Berg durch Johann Sigismund auf Reichsebene rechtlich nicht zulassig Auf Reichstagen stand Brandenburg daher auch kein Stimmrecht im Furstenkollegium fur das Herzogtum Kleve zu 6 Konversion zum Calvinismus BearbeitenAm Weihnachtstag 1613 25 Dezember 1613jul 4 Januar 1614greg trat Johann Sigismund im Berliner Dom vom lutherischen zum reformierten Bekenntnis uber ein Ereignis das zu den wichtigsten der brandenburgisch preussischen Geschichte zahlt Bisherige Untersuchungen gingen von einer politischen oder religiosen Motivation des Kurfursten aus Unter Berucksichtigung regionalgeschichtlicher Studien sowie neuerer Erkenntnisse zur Zweiten Reformation und zur Personlichkeit Johann Sigismunds gehen neuere Forschungen davon aus dass diese Konversion ein Ergebnis der Einwirkung eines Personenkreises auf den Kurfursten war Die calvinistische Aktionspartei im Westen des Reiches unternahm mit Hilfe einer personalen Brucke Gerhard Oestreich zu der vor allem Rate u a Adam Gans Edler zu Putlitz Prediger und Hofmeister gehorten mehrfach und letztlich erfolgreich den Versuch auch Brandenburg in das Netzwerk des sich um 1600 herausbildenden protestantischen Internationalismus Heinz Schilling einzugliedern wobei sie zunachst Einfluss auf die Bruder Ernst und Johann Georg von Brandenburg sowie auf seinen Sohn Georg Wilhelm nahm 7 In der 1614 von seinem Hofprediger Martin Fussel verfassten Schrift Confessio Sigismundi auch Marchia genannt gestattete er indes seinen Landeskindern diesen Ubertritt nicht nachzuvollziehen und begrundete damit eine Ausnahme von der im Augsburger Religionsfrieden von 1555 vorgesehenen Formel cuius regio eius religio Wegen des ausserst heftigen Widerstands der brandenburgischen Geistlichen etwa beim Berliner Tumult 1615 blieb die Bevolkerung fast vollstandig lutherisch Das Herrscherhaus bestand aber darauf dass die Mitglieder der Fuhrungsschicht hohe Beamte und Offiziere zum Calvinismus ubertraten Man spricht daher in Brandenburg von einem Hofcalvinismus 8 Denkmal in der Siegesallee Bearbeiten nbsp Denkmal Johann Sigismunds um 1901Fur die ehemalige Berliner Siegesallee gestaltete der Bildhauer Peter Breuer die Denkmalgruppe 23 mit einem Standbild Johann Sigismunds als Hauptfigur die am 30 August 1901 enthullt wurde Als Nebenfiguren waren dem Standbild Busten des Oberburggrafen Fabian von Dohna und des Geheimen Rats und Landeshauptmanns Thomas von dem Knesebeck zugeordnet der sich um einen Ausgleich zwischen Lutheranern und Calvinisten bemuht hatte Die mit ruhigem ernsten Gesicht und in fester Haltung dargestellte Hauptfigur betont die feste Haltung Johann Sigismunds in Glaubensfragen Die fullige Gestalt in spanisch niederlandischer Tracht mit weiten Pluderhosen kennzeichnete die zeitgenossische Kritik als Falstafffigur Das Standbild ist erhalten hat allerdings ein abgeplatztes Gesicht und weitere erhebliche Schaden 9 Es ruht seit Mai 2009 in der Zitadelle Spandau Nachkommen BearbeitenAm 19 Oktober 1594 heiratete Johann Sigismund in Konigsberg Anna von Preussen 1576 1625 die alteste Tochter des Herzogs Albrecht Friedrich von Preussen und dessen Gattin Marie Eleonore von Julich Kleve Berg Mit ihr hatte er acht Kinder Georg Wilhelm 1595 1640 Kurfurst und Markgraf von Brandenburg 1616 Prinzessin Elisabeth Charlotte von der Pfalz 1597 1660 Anna Sophia 1598 1659 1614 Herzog Friedrich Ulrich von Braunschweig Wolfenbuttel 1591 1634 Maria Eleonore 1599 1655 1620 Konig Gustav II Adolf von Schweden 1594 1632 Katharina 1602 1644 1 1626 Furst Gabor Bethlen von Siebenburgen 1580 1629 2 1639 Herzog Franz Karl von Sachsen Lauenburg 1594 1660 Joachim Sigismund 1603 1625 Agnes 1606 1607 Johann Friedrich 1607 1608 Albrecht Christian 1609 nbsp Johann Sigismund nbsp Anna von Preussen nbsp Georg Wilhelm nbsp Anna Sophia nbsp Maria Eleonore nbsp Katharina nbsp Joachim SigismundLiteratur BearbeitenJohannes Schultze Johann Sigismund In Neue Deutsche Biographie NDB Band 10 Duncker amp Humblot Berlin 1974 ISBN 3 428 00191 5 S 475 f Digitalisat Udo Krolzik Johann Sigismund In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 3 Bautz Herzberg 1992 ISBN 3 88309 035 2 Sp 178 181 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Theodor Hirsch Johann Sigismund In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 14 Duncker amp Humblot Leipzig 1881 S 169 175 Reinhold Koser Geschichte der brandenburgischen Politik bis zum Westfalischen Frieden von 1648 Geschichte der brandenburgisch preussischen Politik Band 1 2 Auflage Stuttgart Berlin 1913 Heinz Immekeppel Das Herzogtum Preussen von 1603 bis 1618 Studien zur Geschichte Preussens Band 24 Diss phil Bonn 1975 Koln Bonn 1975 Bodo Nischan Prince People and Confession The Second Reformation in Brandenburg University of Pennsylvania Press Philadelphia 1994 ISBN 0 8122 3242 9 Andreas Gautschi Helmut Suter Vom Jagen Trinken und Regieren Reminiszenzen aus dem Leben des Kurfursten Johann Sigismund von Brandenburg nach alten Briefen zitiert C A Starke Limburg 2006 ISBN 3 7980 0609 1 Axel Gotthard Zwischen Luthertum und Calvinismus 1598 1640 In Frank Lothar Kroll Hrsg Preussens Herrscher Von den ersten Hohenzollern bis Wilhelm II 2 Auflage Munchen 2001 S 74 94 Franz Josef Burghardt Brandenburg und die niederrheinischen Stande 1615 1620 In Forschungen zur Brandenburgischen und Preussischen Geschichte NF 17 2007 S 1 95 Wolfgang Neugebauer Brandenburg Preussen in der Fruhen Neuzeit Politik und Staatsbildung im 17 und 18 Jahrhundert In ders Hrsg Handbuch der Preussischen Geschichte Band 1 Das 17 und 18 Jahrhundert und Grosse Themen der Geschichte Preussens Campus Berlin New York 2009 S 113 410 Franz Josef Burghardt Zwischen Fundamentalismus und Toleranz Calvinistische Einflusse auf Kurfurst Johann Sigismund von Brandenburg vor seiner Konversion Historische Forschungen Band 96 Duncker amp Humblot Berlin 2012 ISBN 978 3 428 13797 8 Franz Josef Burghardt Brandenburg 1618 1688 Hofcalvinismus und Territorienkomplex In Herman J Selderhuis J Marius J Lang van Ravenswaay Hrsg Reformed Majorities in Early Modern Europe Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2015 ISBN 978 3 525 55083 0 S 111 138 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Johann Sigismund Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Johann Sigismund im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Druckschriften von und uber Johann Sigismund im VD 17 Einzelnachweise Bearbeiten In der alteren Literatur wurde immer wieder behauptet sein Vater Joachim Friedrich habe ihn zum Studium an die Universitat nach Strassburg geschickt anders F J Burghardt Zwischen Toleranz und Fundamentalismus S 17 22 Ausfuhrlich dazu A Gautschi H Suter Vom Jagen Trinken und Regieren H Immekeppel Das Herzogtum Preussen von 1603 1618 Der Herrschaftsanspruch Johann Sigismunds und seiner Ehefrau Anna druckte sich in zahlreichen Verordnungen fur die niederrheinischen Herzogtumer aus z B in Conuoy Ordnung Wie dieselbe durch der Durchleuchtigst Herrn Johans Sigismunden Marggraffen zu Brandenburg Vnd Frawen Annen Pfaltzgraffin bei Rhein vnd Herrn Ernsten Marggraffen zu Brandenburg in den Furstenthumben Gulich vnd Berg auch angehoriger Graffschaft Rauenssberg auff allen durch auch in vnd wider aussgehende Guter vnd Wahren zu Wasser vnd Landt zu desto besserer Defension dieser obgemelten Furstenthumben vnd Landen vnd angeregter gueter oder wahren biss auff andern bescheidt vnd fernere verordnung angestelt vnd ingesetzt Buyss Dusseldorff 1610 urn nbn de hbz 061 1 17249 Universitats und Landesbibliothek Dusseldorf Da es u a wegen der jahrlich abwechselnden Besetzung frei werdender Stellen und wegen der vergabe von Rechten und Pfrunden immer wieder zu Streitigkeiten kam waren mehrere weitere Vertrage zwischen Markgraf Ernst und Pfalzgraf Wolfgang Wilhelm erforderlich so noch 1612 Des Churfursten zu Brandenburg In Preussen zu Gulich Cleue Berg etc Hertzogen Vnd Frawen Annen Pfaltzgrauin bey Rhein In Bayern zu Gulich Cleue vnd Berg etc Hertzogin Gewalthabere Herrn Ernsten Marggrauen zu Brandenburg Vnnd Herrn Wolffgang Wilhelms Pfaltzgrauen bey Rhein denen so sich vnter ihr FF GG protection vnd schirm zu Mulheim heusslich niederzulassen begierig I Ertheilte Freyheit vnd Priuilegien Buyss Dusseldorff 1612 urn nbn de hbz 061 1 17432 Erst 1666 wurde im Vertrag von Kleve die endgultige Erbteilung zwischen Brandenburg und Pfalz Neuburg erreichte die der Kaiser ebenfalls nicht anerkannte F J Burghardt Zwischen Fundamentalismus und Toleranz Trotzdem kam es in der Folgezeit immer wieder zu Spannungen zwischen dem reformierten Kurfurstenhaus und der lutherischen Landeskirche die erst unter der Regierung Konig Friedrich Wilhelms III von Preussen beigelegt werden konnten Zum Hofcalvinismus seit Johann Sigismund ausfuhrlich Franz Josef Burghardt Brandenburg 1618 1688 Hofcalvinismus und Territorienkomplex siehe Literatur Uta Lehnert Der Kaiser und die Siegesallee Reclame Royale Dietrich Reimer Verlag Berlin 1998 ISBN 3 496 01189 0 S 184 f VorgangerAmtNachfolgerJoachim FriedrichKurfurst von Brandenburg und Herzog in Preussen 1608 1619Georg WilhelmNormdaten Person GND 117677337 lobid OGND AKS LCCN nr97037358 VIAF 122089820 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Johann SigismundKURZBESCHREIBUNG Kurfurst von Brandenburg und Herzog und Co Regent von PreussenGEBURTSDATUM 8 November 1572GEBURTSORT HalleSTERBEDATUM 2 Januar 1620STERBEORT Berlin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Johann Sigismund Brandenburg amp oldid 239014103