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Johann Georg von Brandenburg 11 September 1525 in Colln 8 Januarjul 18 Januar 1598greg ebenda war vom 3 Januar 1571 bis zu seinem Tode Markgraf von Brandenburg sowie Kurfurst und Erzkammerer des Heiligen Romischen Reiches Nach dem Tode von Kurfurst Christian I von Sachsen 1586 1591 ubernahm er zusammen mit Herzog Friedrich Wilhelm I von Sachsen Weimar 1562 1602 die Administration von Kursachsen Johann Georg von Brandenburg 1564 von Lucas Cranach dem Jungeren Gemaldegalerie Alte Meister Dresden Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Ehen und Nachkommen 3 Denkmal in der Siegesallee 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben Bearbeiten nbsp Kurfurst Johann Georg 1585 nbsp Johann Georg und seine zweite Gemahlin Sabina von AnsbachJohann Georg war der Sohn von Joachim II und dessen erster Ehefrau Magdalene von Sachsen Tochter von Georg von Sachsen 1560 verzichtete der Bischof von Brandenburg Joachim von Munsterberg zugunsten Johann Georgs auf das Hochstift Brandenburg dessen Verweser er wurde Nachdem die Mark Brandenburg nach dem Tod seines Grossvaters des Kurfursten Joachim I in die Kurmark unter seinem Vater Joachim II und die Neumark als Markgrafschaft Brandenburg Kustrin unter dessen Bruder Markgraf Johann geteilt worden war fiel die Herrschaft unter Johann Georg wieder zusammen weil Johann nur zehn Tage nach seinem Bruder starb ohne einen erbberechtigten Nachkommen zu hinterlassen Johann Georg ubernahm von seinem am 3 Januar 1571 im Schloss Kopenick verstorbenen Vater Joachim II Schulden in Hohe von 2 5 Millionen Gulden Er veranlasste in Berlin alle Hauser der Gunstlinge seines Vaters zu durchsuchen und zu versiegeln zugleich liess er einen Pogrom in Berlin zu wobei Juden misshandelt die Synagoge am Kleinen Judenhof in der nordlichen Klosterstrasse heute nordlich der Karl Liebknecht Strasse verwustet und die meisten judischen Haushalte geplundert wurden 1 Die Plunderer verbrannten dabei geraubte Schuldscheine offentlich Bedeutende lutherische Glaubiger wie der Kaufmann Grieben konnten sich dagegen auf den landesherrlichen Schutz verlassen Johann Georg verhangte dann uber die so drangsalierten und geschadigten Juden noch eine absolute Ausgangssperre Als vermeintlichen Schuldigen der Finanzmisere belastete Johann Georg Lippold Ben Chluchim den Munzmeister und Hoffaktor seines Vaters und unterstellte ihm 1571 Unterschlagungen landesherrlicher Einkunfte und ungerechtfertigte Bereicherung Als Hofjude war Lippold Kreditgeber und verdiente daher an gezahlten Zinsen Uber die Hohe der Zinsen wurde schon zu Joachims II Lebzeiten geklagt dieser wies die Beschwerden aber zuruck Er verwies darauf dass lutherische Kreditgeber im markischen Frankfurt an der Oder sogar hohere Zinsen nahmen was angesichts der sich entwertenden Landeswahrung auch nicht verwunderlich war Der Tod Joachims II bot dem neuen Landesherrn sowie den adligen kaufmannischen und anderen Schuldnern Lippolds die Moglichkeit sich des judischen Glaubigers zu entledigen Im Prozess wegen der Unterschlagungen entlastete das Gericht Lippold jedoch nach Prufung aller Bucher Im Gegenteil die Richter bestatigten dass Joachim II Lippold noch 89 Taler und 5 Silbergroschen schuldig geblieben war 2 Der markische Kanzler Lampert Distelmeyer handigte derweil ohne Rechtsgrundlage Lippolds Schuldnern ihre versetzten Pfander und ausgestellten Schuldscheine ohne Tilgung aus Die Gegner ruhten aber dennoch nicht und Lippold der nach dreimonatiger Untersuchungshaft unter Hausarrest gestellt worden war wurde nicht etwa entlassen sondern im Jahre 1573 drei Tage vor Ablauf des Hausarrestes unter fingierten Zauberei und Mordverdacht gestellt und nach 44 der Constitutio Criminalis Carolina einem peinlichen Gerichtsverfahren unterzogen 3 Die Anklage wegen Zauberei erlaubte den Einsatz der Folter und so liess Johann Georg Lippold unter Folter das Gestandnis abpressen Joachim II seinen Dienst und Schutzherrn vergiftet zu haben Lippold wurde zum Tode verurteilt und am 28 Januar 1573 geradert und gevierteilt Sein Tod lautete eine noch schwerere Zeit fur die markischen Juden ein die ja unter Joachim II hohere Zwangsabgaben und Steuern zu zahlen hatten als andere Landeskinder Johann Georg verfugte ihre Vertreibung bis spatestens am 1 Februar 1573 wobei sie ihr Vermogen noch zu liquidieren und an ihn abzufuhren hatten Die meisten gingen nach Prag viele nach Polen wo Konig Kasimir der Grosse ihnen Schutzbriefe ausstellte Johann Georg verbot Juden jegliche Niederlassung in Brandenburg was erst der Grosse Kurfurst Friedrich Wilhelm durch Edikt im Jahre 1671 revidierte Nach diesen grausamen Exzessen grundete Johann Georg am 13 Juli 1574 die erste humanistische Bildungsinstitution im damaligen Berlin das Berlinische Gymnasium zum Grauen Kloster Johann Georg versuchte vor allem die Folgen der aufwandigen Hofhaltung seines Vaters zu kompensieren Seine Sorge um die Uberschuldung der Kurmark und seine effiziente Verwaltung und Ruckfuhrung der Schulden brachten ihm den Beinamen Oeconomicus ein Als die lutherischen Territorien des Reichs 1577 mit der Konkordienformel die theologischen Streitigkeiten nach Martin Luthers Tod zu beenden suchten unterzeichnete Johann Georg das Dokument 4 liess am 22 Juli desselben Jahres alle markischen Pastoren und Schulmeister nach Berlin kommen und verpflichtete sie auf das neue Bekenntnis 5 Er unterzeichnete auch das Konkordienbuch von 1580 6 Experimenten gegenuber war der die Tugenden der Massigung und Bestandigkeit liebende Kurfurst abgeneigt Auch die Kalenderreform Papst Gregors XIII fuhrte er gleich den Wettinern und den meisten protestantischen Landesherren Europas nicht ein Nach seinem Tode fiel das Kurfurstentum an seinen Sohn Joachim Friedrich Ehen und Nachkommen Bearbeiten nbsp Wappen Johann Georgs aus einem Wappenbuch das 1594 anlasslich des Reichstags in Regensburg angefertigt wurde Bayerische Staatsbibliothek cod icon 326 In erster Ehe heiratete er 1545 Sophia von Liegnitz 1525 1546 Sie gebar ihm einen Sohn und starb kurz nach dessen Geburt Joachim Friedrich 1546 1608 Kurfurst von Brandenburg I 1570 Prinzessin Katharina von Brandenburg Kustrin 1549 1602 II 1603 Prinzessin Eleonore von Preussen 1583 1607 In zweiter Ehe heiratete er 1548 Sabina von Brandenburg Ansbach 1529 1575 Mit ihr hatte er elf Kinder Georg Albrecht 1555 1557 Erdmuthe 1561 1623 1577 Herzog Johann Friedrich von Pommern Stettin 1542 1600 Anna Maria 1567 1618 1581 Herzog Barnim X von Pommern 1549 1603 Sophie 1568 1622 1582 Kurfurst Christian I von Sachsen 1560 1591 Zwei weitere Sohne und funf Tochter aus dieser Ehe starben im Kindesalter 1577 heiratete er in dritter Ehe Elisabeth von Anhalt 1563 1607 Mit ihr hatte er elf Kinder Christian 1581 1655 Markgraf von Brandenburg Bayreuth 1604 Prinzessin Marie von Preussen 1579 1649 Magdalena 1582 1616 1598 Landgraf Ludwig V von Hessen Darmstadt 1577 1626 Joachim Ernst 1583 1625 Markgraf von Brandenburg Ansbach 1612 Grafin Sophie von Solms Laubach 1594 1651 Agnes 1584 1629 I 1604 Herzog Philipp Julius von Pommern Wolgast 1584 1625 II 1628 Herzog Franz Karl von Sachsen Lauenburg 1594 1660 Friedrich 1588 1611 Elisabeth Sophie 1589 1629 I 1613 Furst Janusz I Radziwill 1579 1620 II 1628 Herzog Julius Heinrich von Sachsen Lauenburg 1586 1665 Dorothea Sibylle 1590 1625 1610 Herzog Johann Christian von Brieg 1591 1639 Georg Albrecht 1591 1615 Sigismund 1592 1640 Johann 1597 1627 Johann Georg 1598 1637 Denkmal in der Siegesallee BearbeitenFur die ehemalige Berliner Siegesallee gestaltete der Bildhauer Martin Wolff die Denkmalgruppe 21 mit einem Standbild Johann Georgs als Hauptfigur Die Figur betont mit einem Kreuz auf der Brust die Strenge des Kurfursten in religiosen Fragen Er stutzt sich auf die Lehne eines Sessels uber der ein Plan der Zitadelle Spandau liegt Als Nebenfiguren waren dem Standbild die Busten des Grafen Rochus zu Lynar Hauptbaumeister der Zitadelle und des Kanzlers Lampert Distelmeyer zugeordnet der Georg in seiner rigorosen Sparpolitik unterstutzt hatte Die Enthullung der Gruppe fand am 18 Dezember 1901 statt 7 Siehe auch BearbeitenStammliste der HohenzollernLiteratur BearbeitenFritz Roth Restlose Auswertungen von Leichenpredigten und Personalschriften fur genealogische Zwecke Band 1 R 462 S 258 Theodor Hirsch Johann Georg In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 14 Duncker amp Humblot Leipzig 1881 S 165 169 Marcel Piethe Kurfurst Johann Georg Die Okonomie der Zuruckhaltung In Die Mark Brandenburg Heft 72 Marika Grosser Verlag Berlin 2009 ISBN 978 3 910134 14 0 Johannes Schultze Johann Georg In Neue Deutsche Biographie NDB Band 10 Duncker amp Humblot Berlin 1974 ISBN 3 428 00191 5 S 474 Digitalisat Lothar Vossmeyer Brandenburgs Kurfursten der Reformationszeit Verlag fur Berlin Brandenburg Berlin 2014 ISBN 978 3 945256 20 6 Cornelia Herberichs Machtspiele Das Berliner Weihnachtsspiel von 1589 In Amsterdamer Beitrage zur Alteren Germanistik 75 Festschrift fur Carla Dauven van Knippenberg 2015 ISBN 978 90 04 30800 8 S 227 262 Weblinks 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