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Joachim I Nestor 21 Februar 1484 Colln an der Spree 11 Juli 1535 in Stendal aus dem Geschlecht der Hohenzollern war von 1499 bis 1535 Markgraf von Brandenburg sowie Kurfurst und Erzkammerer des Heiligen Romischen Reiches Gemalde Kurfurst Joachim I von Brandenburg von Lucas Cranach d A 1529Joachim I Nestor Portrat von Lucas Cranach d A 1529 oder spater Staatsgalerie Aschaffenburg Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Ehe und Nachkommen 3 Denkmal in der Siegesallee 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenJoachim war der Sohn des brandenburgischen Kurfursten Johann Cicero Von 1490 bis 1498 wurde er in den frankischen Stammlanden des Hauses Hohenzollern erzogen Nach dem Tod seines Vaters ubernahm der damals erst funfzehnjahrige Joachim 1499 entgegen anders lautenden Bestimmungen der Goldenen Bulle gemeinsam mit seinem zehnjahrigen Bruder Albrecht die Regierung zunachst unter der Vormundschaft seines Onkels Markgraf Friedrich V von Ansbach Kulmbach Die gemeinsame Regierung der Bruder wahrte bis 1513 als Albrecht Erzbischof von Magdeburg wurde Nachdem Albrecht 1514 zusatzlich die Erzbischofswurde in Mainz erlangte verfugte das Haus Hohenzollern uber zwei Stimmen im Kurfurstenkolleg wobei der Mainzer Kurfurst als Erzkanzler des Reiches zudem eine besonders herausgehobene Position innehatte Als Landesherr zeigte sich Joachim entschlossen teilweise rucksichtslos und vielseitig interessiert Die Rucksichtslosigkeit zeigte sich vor allem in strenger Gesetzgebung und der damit verbundenen Exekutive Bedeutsam ist die 1506 erfolgte Grundung der Brandenburgischen Universitat Frankfurt Ebenso hervorzuheben ist das einheitliche Erbrecht das Joachim seinen Landern 1527 mit der Constitutio Joachimica gab und das sich stark am Romischen Recht orientierte Seit seiner Regierungsubernahme kampfte er zudem entschlossen und ohne Nachsicht gegen das Raubrittertum wodurch er zugleich die Macht der Hohenzollern gegen die einheimischen Adelsgeschlechter starkte so liess er 1506 siebzig Raubritter darunter vierzig Adlige hangen 1 1524 konnte Joachim nach dem Tod des Grafen Wichmann von Lindow Ruppin die ursprunglich vermutlich reichsunmittelbare Herrschaft Ruppin als angeblich erledigtes Lehen einziehen und mit der Mark Brandenburg vereinigen Schon seit Generationen versuchten die Hohenzollern ihren Anspruch auf das benachbarte Herzogtum Pommern und damit auf die Ostseekuste mit ihren eintraglichen Hansestadten zu untermauern Herzog Bogislaw X war 1479 sogar gezwungen worden den Brandenburgern einen Lehnseid zu leisten konnte jedoch auf dem Reichstag zu Worms 1521 durch Ausstellung eines kaiserlichen Lehnsbriefes die Anerkennung Pommerns als Reichsfurstentum erwirken Nach dessen Tod 1523 bedrohte Joachim Bogislaws Sohne und Nachfolger Georg I und Barnim IX militarisch 1529 liess er sich von ihnen schliesslich im Vertrag von Grimnitz fur den Falle des Erloschens des Greifenhauses im Mannesstamm die pommersche Erbfolge zusichern was schliesslich 1637 zum Erwerb zumindest von Hinterpommern fuhren sollte Dafur erhielt Georg die Hand von Joachims Tochter Margareta und zugleich die brandenburgische Anerkennung der Reichsunmittelbarkeit Vor der Kaiserwahl 1519 trat Joachim I zunachst als Parteiganger des franzosischen Konigs Franz I auf um seine Stimme schliesslich doch dem Habsburger Karl V zu geben Religionspolitisch war Joachim ein erbitterter Gegner der Reformation die sein Bruder Kardinal Albrecht mit seinem Ablasshandel unfreiwillig mit ausgelost hatte Seine Ehefrau die danische Prinzessin Elisabeth dagegen neigte der lutherischen Lehre zu und floh 1528 vor ihrem Mann nach Wittenberg Unter seiner Herrschaft kam es zudem zu einer brutalen Judenverfolgung 1503 verfugte Joachim I auf Drangen der Landstande die Ausweisung der Juden aus der Mark 2 1510 verurteilte das Berliner Hochgericht uber dreissig Juden zur Verbrennung 3 s Berliner Hostienschanderprozess Sein Hofastrologe Johann Carion veranlasste den Kurfursten im Jahre 1525 vor einer von ihm angekundigten Sintflut auf den Kreuzberg zu dieser Zeit Tempelhofer Berg zu fluchten Der historische Roman Am Himmel wie auf Erden von Werner Bergengruen behandelt dieses Ereignis Der Kurfurst war an okkulten Wissenschaften interessiert und stand in Verbindung mit Johannes Trithemius In seinem 1534 verfassten Testament hielt Joachim seine Erben an die Mark Brandenburg fur alle Zeiten dem katholischen Glauben zu erhalten Unter Verstoss gegen das von seinem Grossvater Albrecht Achilles aufgestellte Hausgesetz Dispositio Achillea bestimmte er dass Teile der Neumark an seinen zweiten Sohn Johann fallen sollten In der Kurwurde folgte ihm sein altester Sohn Joachim II Da Johann jedoch ohne Sohne starb konnte das Land unter dem Enkel Joachims I dem Kurfursten Johann Georg wieder vereinigt werden Ehe und Nachkommen Bearbeiten1502 heiratete Joachim in Stendal Elisabeth von Danemark Norwegen und Schweden 1485 1555 die Tochter des danischen Konigs Johann I Aus dieser Ehe gingen zwei Sohne und drei Tochter hervor Joachim II Hector von Brandenburg 1505 1571 Kurfurst von Brandenburg 1 1524 Prinzessin Magdalene von Sachsen 1507 1534 2 1535 Prinzessin Hedwig von Polen 1513 1573 Anna 1507 1567 1524 Herzog Albrecht VII zu Mecklenburg 1486 1547 Elisabeth 1510 1558 1 1525 Herzog Erich I von Braunschweig Calenberg 1470 1540 2 1546 Graf Poppo XII von Henneberg 1513 1574 Margareta 1511 1577 1 1530 Herzog Georg I von Pommern 1493 1531 2 1534 Furst Johann IV von Anhalt Zerbst 1504 1551 Johann 1513 1571 Markgraf von Brandenburg Kustrin 1537 Prinzessin Katharina von Braunschweig Wolfenbuttel 1518 1574 Siehe auch Achatius von BrandenburgDenkmal in der Siegesallee Bearbeiten nbsp Statuengruppe in der Siegesallee nbsp Statue von Joachim I in der Zitadelle Spandau vor der RestaurierungFur die ehemalige und oft als Puppenallee belachelte Berliner Siegesallee gestaltete der Bildhauer Johannes Gotz 1900 die Denkmalgruppe 19 mit einem Standbild Joachims als Hauptfigur Als Nebenfiguren waren dem Standbild Busten seines jungeren Bruders Albrecht und des Bischofs von Lebus Dietrich von Bulow zugeordnet Die erste Siegesalleeprasentation eines Hohenzollern im Hofkleid folgte in der Darstellung des Kurfurstenkostums bis ins Detail dem Portrat von Lucas Cranach d A von 1529 siehe oben Eine reichverzierte offene Schaube mit breitem Kragen und geschlitzten Puffarmeln liegt uber einem perlenbestickten Wams und einem knielangen Rock Die Cranachsche Physiognomie des glaubigen Katholiken mit dem Rosenkranz in den Handen ubernahm Gotz nicht Er zeigte den Kurfursten als strengen Renaissancefursten mit dem Schwert und mit drohendem energischen Blick Die Darstellung unterstrich die angesehene Position Joachims I im Kurfurstenkollegium in dem er ein brillanter Redner gewesen sein soll und die ihm den Beinamen Nestor eingebracht hatte 4 Die religionspolitische und wissenschaftliche Seite Joachims Regentschaft reprasentierten die beiden Nebenfiguren Zudem sollte ein Rosenkranz am Sockel des Standbilds seine Frommigkeit Eichenzweige seine Festigkeit und Eulen auf den Ecksaulen seine Klugheit symbolisieren Die Devise Joachims IUDICIO ET IUSTITIA Mit Urteil und Gerechtigkeit war am Sockelfuss angebracht und auf der Ruckseite war die seinerzeit sprichwortliche Drohung der markischen Raubritter zu lesen die sich gegen die Hinrichtung von Rittern die an Wegelagerei beteiligt waren wehren wollten Ein Junker von Otterstadt soll nach der Hinrichtung eines Herrn von Lindenberg wahrend eines gemeinsamen Jagdausflugs an Joachims Schlafgemach mit Kreide geschrieben haben 5 6 Jochimken Jochimken hyde dy fange wy dy dann hange wy dy Sockelinschrift Den Ritter von Otterstadt liess Joachim I spater als Hochverrater vierteilen Das Denkmal ist im Vergleich zu anderen Siegesalleefiguren gut erhalten und weist nur leichte Beschadigungen auf Seit Mai 2009 ruht es in der Zitadelle Spandau Literatur BearbeitenTheodor Hirsch Joachim I In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 14 Duncker amp Humblot Leipzig 1881 S 71 78 Richard George Kurfurst Joachim I Nestor In Hie gut Brandenburg alleweg Geschichts und Kulturbilder aus der Vergangenheit der Mark und aus Alt Berlin bis zum Tode des Grossen Kurfursten Verlag von W Pauli s Nachf Berlin 1900 S 293 300 Johannes Schultze Joachim I In Neue Deutsche Biographie NDB Band 10 Duncker amp Humblot Berlin 1974 ISBN 3 428 00191 5 S 434 436 Digitalisat Udo Krolzik Joachim I In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 3 Bautz Herzberg 1992 ISBN 3 88309 035 2 Sp 107 110 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Uta Lehnert Der Kaiser und die Siegesallee Reclame Royale Dietrich Reimer Verlag Berlin 1998 ISBN 3 496 01189 0 Hans Joachim Beeskow Die Kurfursten Joachim I und Joachim II In Die Mark Brandenburg Heft 72 Marika Grosser Verlag Berlin 2009 ISBN 978 3 910134 14 0 Lothar Vossmeyer Brandenburgs Kurfursten der Reformationszeit Drei Hohenzollern Portrats 1 Auflage Verlag fur Berlin Brandenburg Berlin 2014 ISBN 978 3 945256 20 6 S 15 98 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Joachim I von Brandenburg Sammlung von BildernEinzelnachweise Bearbeiten Richard George Kurfurst Joachim I Nestor S 293 Knut Schulz Vom Herrschaftsantritt der Hohenzollern bis zum Ausbruch des Dreissigjahrigen Krieges 1411 1412 1618 In Wolfgang Ribbe Hrsg Veroffentlichung der Historischen Kommission zu Berlin Geschichte Berlins 1 Band Verlag C H Beck Munchen 1987 ISBN 3 406 31591 7 S 287ff Richard George Kurfurst Joachim I Nestor S 294 s a S 303f Uta Lehnert Der Kaiser und die Siegesallee S 167ff Operone 1 2 Vorlage Toter Link www operone de Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im April 2018 Suche in Webarchiven nbsp Info Der Link wurde automatisch als defekt markiert Bitte prufe den Link gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis Sprichworter Kurzdarstellung zum Hintergrund der Drohung Erwahnt auch bei Fontane in Vor dem Sturm 4 Band 9 Kapitel Willibald Alexis nannte das 21 Kapitel seines Romans Die Hosen des Herrn von Bredow von 1846 Jochimken hute Di Siehe auch ausfuhrlich in Richard George Kurfurst Joachim I Nestor S 293 Joachimke hude dy In Der Stralauer Fischzug Sagen Geschichten und Brauche aus dem alten Berlin Verlag Neues Leben Berlin 1987 ISBN 3 355 00326 3 S 32 linkVorgangerAmtNachfolgerJohann CiceroKurfurst von Brandenburg 1499 1535Joachim II Normdaten Person GND 119214644 lobid OGND AKS LCCN nr2003005486 VIAF 34431319 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Joachim I ALTERNATIVNAMEN NestorKURZBESCHREIBUNG Kurfurst von BrandenburgGEBURTSDATUM 21 Februar 1484GEBURTSORT CollnSTERBEDATUM 11 Juli 1535STERBEORT Stendal Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Joachim I Brandenburg amp oldid 238179818