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Vor dem Sturm Roman aus dem Winter 1812 auf 13 ist der Titel eines historischen Romans von Theodor Fontane uber den Beginn der preussischen Befreiungskriege gegen die franzosische Besatzung Der Roman erschien zuerst 1878 als Vorabdruck in der Leipziger Wochenzeitschrift Daheim Ein deutsches Familienblatt mit Illustrationen und dann als vierbandige Buchausgabe Vor dem Sturm Titelseite der 15 und 16 Auflage 1913 Inhaltsverzeichnis 1 Uberblick 2 Handlung 2 1 Hohen Vietz Band I Kapitel 1 17 II 9 17 2 2 Schloss Guse Band II 1 8 und 19 2 3 Berlin Band III 1 18 2 4 Hohen Vietz Band III 18 und IV 2 5 Literarische Kreise 3 Entstehung und Editionsgeschichte 4 Form 5 Realitat und Fiktion 6 Varia 7 Verfilmung 8 Ausgaben 9 Siehe auch 10 Literatur 11 Weblinks 12 Einzelnachweise und AnmerkungenUberblick BearbeitenFontanes erster Roman mit vielen Einzelhandlungen ist ein breites Portrat der preussischen Gesellschaft in der Zeit der Napoleonischen Kriege vom Adel uber Amtstrager Pastoren Justizbeamte Offiziere Bauern Berliner Handwerker Dienstpersonal bis zu den Armen im Hohen Vitzer Forstacker Im Mittelpunkt stehen die Adelsfamilie Vitzewitz Pudagla sowie Geheimrat von Ladalinski und seine Kinder Vom zentralen Handlungsort dem fiktiven Hohen Vietz aus breitet sich die Handlung auf die Dorfer und Gutshofe im Oderbruch sowie auf Berlin aus Handlung BearbeitenHohen Vietz Band I Kapitel 1 17 II 9 17 Bearbeiten Zu Beginn des Romans fahrt der 22 jahrige Jura Student Lewin von Vitzewitz am Weihnachtsabend 1812 mit dem Schlitten von Berlin durch die Oderbruch Dorfer zu seinem Vater Berndt und seiner funf Jahre jungeren Schwester Renate I 1 um mit ihnen auf Schloss Hohen Vietz das Fest zu feiern Bei der Begrussung des Vaters wird sogleich das politische Hauptthema des Romans angesprochen der Ruckzug der Truppen Napoleons aus Russland und der bevorstehende Befreiungskampf I 4 Im Verlauf der Weihnachtstage stellt der Erzahler die verschiedenen Bevolkerungsgruppen und weitere Protagonisten vor Am ersten Feiertag beschenkt der Schlossherr die armen Dorfbewohner seine Familie und die Bediensteten u a Diener Jeetze Kammerjungfer Maline Kubalke Kutscher Krist und Nachtwachter Pachaly I 3 Mittags geht man in die Kirche und hort die preussisch nationale Predigt des Pfarrers Seidentopf mit dem Vergleich der Niederlage Napoleons in Russland mit dem Untergang des agyptischen Heeres im Roten Meer I 5 Abends unterhalt sich die Vitzewitz Familie am Kamin Mit dabei sind die Haushalterin Tante Brigitte Schorlemmer eine Herrnhuterin die nach dem Tod der Mutter Madeleine 1806 die Erziehung der Kinder ubernahm und Renates Freundin Marie I 6 Sie kam 1804 als herumziehendes zehnjahriges Zirkuskind ins Dorf Ihr Vater jonglierte und fuhrte Zaubertricks vor sie tanzte und sang im mit Goldpapier Sternchen besetzten Kleid Nach dem Tod des Vaters wurde sie vom Dorfschulzen Kniehase und seiner Frau adoptiert I 9 und zusammen mit Renate von Tante Schorlemmer unterrichtet Am zweiten Feiertag trifft man sich bei Pfarrer Seidentopf Ein brisantes am Romanende wieder aufgegriffenes Thema wird auf der Heimfahrt von seinen Frankfurter Gasten Justizrat Turgany und Konrektor Othegraven I 16 und am nachsten Tag von den Geschwistern Vitzewitz I 17 erortert die Gleichheit der Menschen In beiden Fallen geht es um Marie Renate kritisiert ihre Tante Amelie die Grafin Pudagla In der Theorie sei die Tante ein aufgeklarter Mensch und von der Gleichheit der Menschen uberzeugt Sie zitiere gerne Montesquieu und Rousseau aber in der Praxis achte sie auf Standesunterschiede So sei sie von Marie als Mensch angetan aber sie konne sie nicht in ihrem Schloss als Begleiterin Renates empfangen Othegraven hat dieselbe Einstellung wie die Geschwister Der Mensch ist ihm wichtiger als eine standesgemasse Herkunft Ausserdem liebt er das phantasievolle Madchen und sieht Marie als Erganzung seiner ernsten Personlichkeit Als er seinen Heiratsplan Seidentopf enthullt warnt ihn dieser das Gluck der Ehe beruhe nicht auf Erganzung sondern auf gegenseitigem Verstandnis Die Temperamente von Mann und Frau mussten in Abstufungen miteinander verwandt ihre Ideale dieselben sein Den Charakter ziehe es zur Phantasie aber nicht umgekehrt Trotzdem macht Othegraven Marie einen Antrag Ihr Vater ist einverstanden doch Marie die insgeheim Lewin liebt antwortet ihm wenn sie vielleicht auch undankbar ihrem Geschick und ihren Eltern gegenuber erscheinen moge so musse sie doch ehrlich bekennen dass ihr Herz ihm gegenuber schweige Sie empfinde den Unterschied ihrer beider Naturen II 18 In anderen Kapiteln wird die Dorfbevolkerung von Hohen Vietz vorgestellt Schulze Kniehase I 9 und die Bauern Im Krug erzahlen sie sich neben den Neuigkeiten uber die Nachbarn und den Kriegsverlauf in Russland auch unheimliche Geschichten von Matthias Geist im Schloss oder vom Mahen eines Getreidefeldes worauf rote Stoppeln sichtbar wurden was ein Zeichen fur einen bevorstehenden Krieg sei I 7 Die zwergwuchsige Dorfbotin und Hokerin Hoppenmarieken I 8 liest den aberglaubischen Dorflern aus den Karten die Zukunft und nutzt ihre Neigung aus an surreale Dinge zu glauben Aber nicht nur die einfachen Leute im Dorfkrug und in den Spinnstuben haben ein Spuk und Gespensterbedurfnis sondern auch die Vitzewitzer und Marie sind empfanglich fur ubersinnliche Erscheinungen achten auf den zeichenhaften Charakter der Naturerscheinungen und haben Ahnungen von zukunftigen Entwicklungen Lewin interessiert sich fur die Literatur der Romantik schreibt Gedichte und glaubt an symbolische Vorausdeutungen Deshalb ist er von der Grabsteinaufschrift Und kann auf Sternen gehen tief beruhrt deutet sie aber wie er spater erkennt falsch I 1 Seine Tante Amelie von Pudagla angstigt sich vor dem nachtlichen Auftritt ihres Schlossgespensts der schwarzen Frau als Vorzeichen fur Tod oder Ungluck Sie lasst abends ihren grossen Stehspiegel im Schlafzimmer mit einem Tuch zuhangen damit sie in ihrer schwarzen Witwenkleidung nicht einem Irrtum zum Opfer fallt und ihr eigenes Spiegelbild fur die Erscheinung halt II 8 Marie stieg einmal als Kind bei Schneefall auf den First des Scheunendachs und Kniehase erzahlte im Krug sie sei ein Feenkind Renate lasst sich von der Herrnhuterin Tante Schorlemmer versichern dass es keine Geister in dieser Welt gebe nachdem ihre Dienstmagd Maline ihr erzahlt hat der Nachtwachter Pachaly habe den Geist ihres unseligen Vorfahren Matthias in der alten Kapelle im Saalbau gesehen II 16 Die Angst vor diesem Spuk verschwindet nachdem dieses alte Gebaude in Brand gerat und Hoppemarieken das Feuer bespricht III 9 Eine alte Prophezeiung hat sich damit zur Halfte erfullt Und eine Prinzessin kommt ins Haus da loscht ein Feuer den Blutfleck aus I 2 Ende Dezember besucht Lewin mit seinem Freund Pertubal Tubal von Ladalinski den Literaten Dr Faulstich in Kirch Goritz Auf dem Ruckweg verhindern sie den Uberfall zweier Rauber auf Hoppenmarieken II 12 Dieser dritte Vorfall nach kurzer Zeit ist fur Berndt von Vitzewitz Anlass um uber die Sicherheit der Bevolkerung nachzudenken Er vermutet marodierende Soldaten auf dem Ruckzug aus Russland und fuhrt mit dem Dorfschulzen ein Gesprach uber die Aufstellung eines Landsturms II 13 Nach dem Einbruch im Herrenhaus am 29 Dezember als nur die Madchen im Haus waren und Marie die zwei Diebe vertrieb II 14 stellt der Gutsherr am nachsten Morgen einen zehnkopfigen Trupp aus Bauern und Bediensteten zusammen um die Gegend abzusuchen Auf einer Oder Insel entdecken sie im Schilf das Rauberlager aber nicht die von Vitzewitz vermuteten franzosischen Soldaten sondern Muschwitz und Rosentreter zwei Spitzbuben aus der Gegend II 15 Hoppenmarieken wird als Hehlerin der beiden verdachtigt kann sich aber im Verhor herausreden und wird durch die Fursprache Lewins frei gelassen E s ist der Mensch auf seiner niedrigsten Stufe Ihr ganzer Rechtsbegriff ist ihre Furcht II 17 Schloss Guse Band II 1 8 und 19 Bearbeiten Am dritten Weihnachtstag wechselt die Szenerie zum Schloss Guse am Westrand des Oderbruchs und damit auf eine andere gesellschaftliche Ebene Hier residiert Amelie die Schwester Berndts von Vitzewitz die durch die Heirat mit dem Grafen Pudagla in eine hohere Schicht des Adels aufgestiegen ist In Rheinsberg gehorte sie zum Freundeskreis des Prinzen Heinrich und demonstriert dies durch die in ihre Konversation eingeschobenen franzosischen Phrasen Nach dem Tod ihres Mannes 1789 erbte sie das Schloss und sammelte da die adligen Nachbarn nicht ihrem gewohnten Niveau entsprechen den Guser Kreis um sich der sich aus dem gebildeten Grafen Drosselstein Gerichtsprasident von Krach Generalmajor von Bamme Baron Pehlemann Domherr von Medewitz dem ehemaligen Hauptmann von Rutze und Dr Faulstich als Freund Tiecks ein Kenner der literarischen Romantik zusammensetzt Amelies frankophile Haltung unterscheidet sich von der ihres patriotischen Bruders sowie von der Einstellung der Landbevolkerung Sie und ihr Guser Kreis unterhalten sich mit Anekdoten uber die franzosische Besetzung Preussens und uber historische und zeitgenossische Personlichkeiten u a uber den guten Konig Henri und den von Amelie im Gegensatz zu ihrem Bruder wenig geschatzten Friedrich II oder uber die Karriere des Grafen von Narbonne unter den Bourbonen und Napoleon II 5 Gegen Ende der Veranstaltung trifft Berndt von Vitzewitz ein der am ersten Weihnachtstag nach Berlin gereist ist und berichtet vom Gesprach mit einem Minister Er hat ihn vergeblich mit dem Argument jetzt sei die Situation gunstig bevor der franzosische Kaiser sich von der Niederlage in Russland erhole und ein neues Heer aufstelle zum Befreiungskrieg gegen Napoleon zu bewegen versucht Der Minister antwortete ihm der Hohe Rat Preussens verspreche sich mehr von einer diplomatischen Losung zu der ein geschwachter Kaiser seiner Einschatzung nach bereit sein musse II 7 Am Silvestertag ladt Amelie ihren erweiterten Kreis und ihre Familie zu einer Auffuhrung einiger Szenen aus Lemierres Guillaume Tell in ihrem kleinen Schlosstheater ein Hauptdarstellerin ist die ihr aus ihrer Rheinsberger Zeit her bekannte franzosische Schauspielerin Demoiselle Alceste Diese Veranstaltung und ihre Konversation zeigen wie sehr sie sich dem Ancien Regime und der franzosischen Kultur verbunden fuhlt Auch teilt sie die franzosischen Sympathien fur den Freiheitskampf der Polen und schatzt das ubermutige Auftreten der wie sie sie nennt Polin Kathinka von Ladalinski Lemierres Tell Drama zieht sie dem Schillers vor und streitet sich daruber mit ihrem Bruder Dieser wirft ihr vor sie kenne nur Hof und Gesellschaft und wisse nichts von Volk und Vaterland und habe deshalb keinen Zugang zu Schiller dem Dichter seines Volkes Ihr Herz sei bei dem Feinde II 19 Da Amelie keine Kinder hat verfolgt sie als Erbtante die Strategie die Familien Vitzewitz und Pudagla Ladalinski zu verbinden Sie will die Kinder ihres Bruders mit denen ihres Schwagers Ladalinski verheiraten und hat bereits die Zustimmung der Beteiligten nur Kathinkas ist man noch nicht ganz sicher da sie von dem Grafen Jarosch Bninski einem in Berlin lebenden polnischen Patrioten umworben wird Im Gesprach uber den Unterschied zwischen Polen und Preussen II 13 nennt Renate die Treue und die Innerlichkeit als deutsche Tugenden Fur Kathinka sind Leidenschaft und Phantasie polnische Eigenschaften Als Beispiel vergleicht sie den pedantisch korrekten Schulmeister Othegraven die Geradheit eines Lineals mit dem risikobereiten Bninski der als Fahnenjunker seinen verwundeten General Tadeusz Kosciuszko beschutzte Diese Heldentat sei es was ihr den Grafen wert und angenehm mache Ihr ebenfalls aus einer polnischen Familie stammender Vater Alexander ist dagegen durch seine Heirat mit Sidonie von Pudagla in ganzer Linie politisch religios und beruflich im Staatsdienst borussifiziert auf die preussische Seite gewechselt Nachdem Sidonie ihren Mann verlassen hat fuhlen sich ihre in Preussen zuruckgebliebenen Kinder hier nicht recht heimisch Lewin ist in die schone Kathinka verliebt aber nach der eifersuchtigen Beobachtung ihres Tanzes mit Bninski bezweifelt er ob ihre unbefangene Personlichkeit zu der seinen passt Der Unterschied wird ihm auch bei der Theaterauffuhrung in Guse deutlich als Kathinka fur die erkrankte Renate einspringt und ohne grosse Vorbereitung als ob die Bretter ihre Heimat waren ruhig den Prolog vortragt Bedruckt fragt er sich mit Vorausahnung der Trennung ihrer Lebenswege Sie kann alles was sie will wird sie immer wollen was sie soll II 19 Berlin Band III 1 18 Bearbeiten Mit dem neuen Jahr ruckt das bereits im 1 Kapitel angedeutete Hauptthema des Romans in den Mittelpunkt Wie bereits in den Hohen Vietzer und Guser Kapiteln wird die Befreiung von der franzosischen Besatzung auf verschiedenen Ebenen unterschiedlich diskutiert Wahrend in der Berliner Adelsgesellschaft rechtliche und bundnispolitische Fragen erwogen werden ist die Volksmeinung eindeutig patriotisch z B im Wieseckeschen Saal auf dem Windmuhlenberg wo sich Schornsteinfegermeister Rabe Burstenmacher Stappenbeck Posamentier Niedlich und Lebensmittelhandler Schnokel treffen III 2 und bei der Abendgesellschaft bei Lewins Zimmerwirtin Wilhelmine Hulen in der Klosterstrasse III 4 Berndt von Vitzewitz sucht am Neujahrstag gemeinsam mit Geheimrat von Ladalinski das Gesprach mit einem Mitglied der Konigsfamilie Prinz Ferdinand im Johanniter Palais um ihren Plan vorzutragen III 1 Bereits in den Weihnachtstagen hat er nach verschiedenen Einbruchen und dem Uberfall auf Hoppenmarieken dem Dorfschulzen die Aufstellung eines Landsturms vorgeschlagen II 13 Kniehase wollte jedoch ohne koniglichen Befehl nichts unternehmen denn der Monarch sei von Gott eingesetzt Der Gutsherr und der dazukommende Othegraven sahen dagegen das Land mit Haus und Hof als hohere Autoritat uber dem Konig Denn unser Land ist unsere Erde die Erde aus der wir selber wurden Die letzte Instanz sei das eigene Herz eine ehrliche Meinung und der Mut dafur zu sterben Sei man an oberster Stelle verblendet genug sich der Waffen die sie schmieden nicht bedienen zu wollen so fuhrten sie sie selbst Othegraven stimmte ihm als Geistlicher zu Es gibt eine Treue die wahrend sie nicht gehorcht erst ganz sie selber ist II 13 Auch nachdem die einheimischen Strolche gefasst wurden trug Vitzewitz seinen Plan beim Besuch seiner Schwester in Guse dem alten Generalmajor von Bamme vor und stiess bei ihm auf positive Resonanz II 19 Prinz Ferdinand dagegen vertritt loyal die Haltung des Konigs Preussens Militar sei fur einen Krieg nicht stark genug Man musse auf eine weitere Schwachung Napoleons warten der den Hohepunkt seiner Macht uberschritten habe und sich verhandlungsbereit zeigen musse Ein Aufstand mit einer Bewaffnung des Volkes wie er Vitzewitz vorschwebt sei fur die Monarchie zu riskant denn er konne wie in Frankreich im Chaos enden Da sei ein Bundnis mit Napoleon das kleinere Ubel III 1 Wahrend einer Soiree am 4 Januar in Ladalinskis Haus in der Konigstrasse mit prominenten Gasten der Berliner Gesellschaft III 5 trifft die Nachricht von der Kapitulation Yorks und damit sein Seitenwechsel von den Franzosen zu den Russen ein Darauf kommt es zu einem Streitgesprach zwischen dem polnischen Nationalisten Bninski und Tubal uber deutsche Treue Tubal nimmt York fur seinen Vertragsbruch in Schutz Es gebe oft eine Konfliktsituation zwischen zwei Loyalitaten ein Widerstreit der Pflichten bei dem ein bitterer Beigeschmack zuruck bleibe wie auch immer man sich entscheide Graf Bninski stort die Familienpolitik Amelies die gerne Kathinka und Lewin miteinander verheiraten mochte Nachdem Ladalinski auf dem Ball in seinem Haus III 5 seine Tochter mit dem Grafen Mazurka tanzen sieht und der Eindruck ihrer Harmonie die Warnung seiner Schwagerin bestatigt spricht er Kathinka auf ihre Einstellung zu Lewin an und erinnert sie an die Familienpolitik III 8 Sie antwortet dass sie Bninski liebt und mit dem liebenswerten dichtenden Traumer Lewin keine Vernunftehe eingehen will um Schloss Guse zu erben Ladalinski respektiert ihre Gefuhle erklart ihr aber dass er einer Ehe mit dem polnischen Grafen nicht zustimmen kann Dies wurde seine Stellung in der preussischen Regierung und das Vertrauen des Konigs gefahrden und er furchtet erneut heimatlos zu werden Sie weiss dass Bninski in Polen Guter hat und in die polnische Armee Napoleons eintreten will und verspricht ihren Vater nicht in Schwierigkeiten zu bringen Sie verhalt sich zunachst geschickt neutral und ladt Lewin der allerdings diese Zuwendung misstrauisch als Koketterie interpretiert zu einem Besuch im kleinen Zirkel ein wo sie die von ihm vorgetragene Geschichte vom verloren gegangenen und wiedergefundenen Erbring der von Bredows spottisch kommentiert Sie wolle ihn als Traumdeuter und ersten Hoferzahler einstellen wenn sie Konigin geworden sei III 14 Kathinkas zweideutige Formulierungen er verwohne sie zu wenig mit Aufmerksamkeiten und er solle keine Gespenster sehen ermutigen ihn ihr auf der Heimfahrt vom Ausflug zum Lehniner Kloster III 15 seine Liebe zu gestehen zumal er von der Abreise Bninskis nach Warschau erfahren hat Ihre Reaktion darauf er sei ein Kind missversteht er als Hoffnungszeichen Doch zu diesem Zeitpunkt ist sie sich im Grunde bereits mit Bninski einig denn dieser bittet am Tag darauf Ladalinski um seine Einwilligung in eine Heirat III 16 Als dieser ablehnt rechnet Bninski trotz der Relativierungsversuche Kathinkas mit Preussen und ihrem Vater der sich von seinem Heimatland getrennt hat ab A lles was hier in Blute steht ist Zahl und Schablone und dazu jene hassliche Armut die nicht Einfachheit sondern Verschlagenheit und Kummerlichkeit gebiert Schein und List und dabei die eingewurzelte Vorstellung etwas Besonderes zu sein Und woraufhin Weil sie Rauf und Raublust haben die immer bei der Armut ist Nie ist es satt dieses Volk es hat nur ein Verlangen immer mehr Und wenn es sich endlich ubernommen hat so stellt es das Ubriggebliebene beiseite und wehe dem der daran ruhrt Seeraubervolk Aber immer mit Tedeum um Gott oder Glaubens oder hochster Guter willen Denn an Fahneninschriften hat es in diesem Lande nie gefehlt Dem Vaterrecht stellt der Graf das Selbstbestimmungsrecht des Einzelnen gegenuber Gegen das gekunstelte und missbrauchlich geubte Recht deines Vaters das uns zum Opfer mir unbegreiflicher Rucksichten machen will setzen wir unser naturliches Recht das Recht unserer Neigung Bninski will konsequent seinen Weg gehen und in das Heer des von Napoleon geschaffenen Herzogtums Warschau eintreten Fur Kathinka ist die Entscheidung nicht so einfach Sie denkt auch an die Verletzung Lewins und sie weiss dass die Trennung von Vater und Bruder eine Scheidung auf Nimmerwiedersehen ist Wir erben alles erst das Blut dann die Schuld Doch sie geht ohne die Einwilligung des Vaters mit Bninski nach Polen auf seine Guter und tritt zum katholischen Glauben uber Spater schreibt sie Renate einen Brief aus Paris Hohen Vietz Band III 18 und IV Bearbeiten Als Lewin Ende Januar durch Tubals Brief von Kathinkas Flucht erfahrt III 18 verlasst er verwirrt Berlin und lauft in Richtung Oderbruch bis er in der Nacht auf der Strasse entkraftet zusammenbricht Ein Knecht bringt den Ohnmachtigen mit seinem Schlitten in den Bohlsdorfer Krug Die Wirtin erkennt Lewin von seinem kurzen Aufenthalt am Weihnachtsabend I 1 und benachrichtigt seine Familie Renate und Tante Schorlemmer kommen und pflegen ihn einige Tage bis er genesen nach Hohen Vietz gebracht wird IV 4 Doktor Leist diagnostiziert eine Nervenuberreizung und Renate erfahrt von Geheimrat Ladalinski den Grund Kathinkas Flucht als dieser auf der Durchreise zur Beerdigung der uberraschend gestorbenen Tante Amelie den Kranken besucht IV 2 Vitzewitz vermutet dass seine Schwester vor Schreck gestorben ist als sie ihr Spiegelbild in dem zu diesem Zeitpunkt noch unverhangten Trumeau fur die schwarze Frau hielt Schorlemmer kommentiert dies Wer ein Gespenst grosszieht den bringt es um IV 8 Durch Amelies Erbe ist Berndt von Vitzewitz reich geworden und Renate soll einmal Guse erhalten Wahrend Lewin nach der uberstandenen Krise seinen Liebeskummer verarbeitet hat mit der Vergangenheit abschliesst und davon befreit ein neues Leben beginnen will ist Renate unsicher uber ihre Zukunft Tubal Ist seiner Schwester Bruder IV 7 Marie bestarkt sie in ihrem Vorbehalt Er liebt dich und ist doch seiner eigenen Liebe nicht sicher Vielleicht dass er es dir offen bekennen wird um wenigstens vor sich selbst einen Halt gewonnen zu haben IV 9 Als Tubal bei seinem nachsten Besuch in Hohen Vietz Renate seine Liebe erklart erwidert sie diese doch mochte sie in Erinnerung an Maries Worte dass sie sich noch nicht formal binden Es sind nicht Zeiten fur Bund und Verlobnis oder doch nicht fur uns Aber andere Zeiten kommen Er solle erst noch sein Herz prufen IV 10 Tubal ist nach seiner Erklarung nicht glucklich Vielmehr fuhlt er sich zu Marie hingezogen und gesteht ihr beim sonntaglichen Kirchbesuch als sie vom Kuster Kubalke versehentlich fur kurze Zeit eingeschlossen werden seine Liebe wahrend sie ihn an Renate erinnert Tubal verabschiedet sich von ihr mit den Worten Es war ein Traum Marie nicht wahr IV 14 Inzwischen hat Vitzewitz wie er seinem Sohn in einem Brief vom 20 Januar mitgeteilt hat mit Generalmajor Bamme Graf Drosselstein Hauptmann von Rutze alles Mitglieder des Guser Kreises in eigener Verantwortung das Landsturmbataillon Lebus aufgestellt und sieht sich im Einklang mit der Haltung des Konigs der erst zogerte und dann Mitte Januar seinen Hof nach Breslau verlegte um sich dem Zugriff franzosischer Krafte zu entziehen III 13 Zwar ist die Truppe noch nicht voll einsatzfahig und konnte die inzwischen durchgereisten franzosischen Generale nicht gefangen nehmen aber durch die langsame Umorientierung der preussischen Position sind Spannungen mit der Regierung vermieden worden Auch hat sich Lewins Haltung geandert Er hat Mitleid mit den durch Berlin ziehenden zerlumpten franzosischen Soldaten des Russlandfeldzugs und kann sich nicht mehr vorstellen dass sie vom Landsturm des Vaters gejagt werden III 12 Im Odergebiet gibt es die ersten Aktionen Man beobachtet wie die Kustriner Besatzungstruppen durch Desertationen meist deutscher Soldaten in Auflosung sind Ein Kirch Goritzer Trupp uberfallt franzosische Soldaten Nachts verschwindet in Tamsel das an die Garnison abzuliefernde Schlachtvieh Bei Blumenberg und Trebnitz werden eine Patrouille und Soldaten auf dem Ruckzug gefangen genommen IV 6 10 Lewins Berliner Freunde Tubal von Hirschfeldt und Hansen Grell treten dem Vietzer Landsturm bei IV 9 und General Bamme nimmt Hohen Vietz als Hauptquartier Als sie von ihren Frankfurter Freunden die Information erhalten der franzosische General Girard und seine Kompagnien seien in der Altstadt privat einquartiert wahrend die Armee am anderen Oderufer stationiert ist entschliessen sie sich zu einer ersten grossen Operation Graf Drosselstein verhandelt mit dem russischen Offizier Tschernitscheff und erhalt von ihm die Zusage ihre Aktion durch einen Angriff von Osten zu unterstutzen IV 11 und sie planen bei einer Ortsbesichtigung IV 15 den nachtlichen Zugriff Bamme ist skeptisch weil er den Erfolg von der Hilfe der Russen abhangig sieht und in sie nur begrenztes Vertrauen hat Der erste Teil der Operation verlauft erfolgreich nach Plan Die Frankfurter Burgerwehr nimmt Girard und seine Begleitung gefangen sperrt die Oderbrucke und schlagt eine Rinne in den zugefrorenen Fluss die Bataillone des Landsturms besetzen die Stadt IV 19 Doch der russische Angriff bleibt aus und die franzosischen Truppen bauen aus Kahnen vom anderen Oderufer eine Ersatzbrucke schlagen die Angreifer zuruck und toten viele der Freischarler u a den Hohen Vietzer Bauernsohn Puschel und den Dichter Hansen Grell Andere nehmen sie gefangen u a Othegraven und Lewin Othegraven wird kurz darauf hingerichtet Lewin bringt man in die Festung Kustrin wo er auf seine Aburteilung wartet Die geschlagenen Landsturmtruppen Lebus kehren in der Nacht in ihre Dorfer zuruck Berndt von Vitzewitz ist wegen des Misserfolgs niedergeschlagen und macht sich Vorwurfe Berndt tausche dich nicht beluge dich nicht selbst War es Vaterland und heilige Rache oder war es Ehrgeiz und Eitelkeit Lag bei dir die Entscheidung Oder wolltest du glanzen Wolltest du der erste sein es wird gewesen sein wie es immer war und immer ist ein bisschen gut ein bisschen bose Arme kleine Menschennatur Aber ich bin gestraft und diese Stunde bereitet mir meinen Lohn IV 20 Die kurze Frist bis zu Lewins Verurteilung nutzen die Hohen Vietzer zu seiner Befreiung Hoppenmarieken De Dummen de sin ummer die Kloksten die durch ihren Handel mit den franzosischen Soldaten Zugang zur Bastion hat wird zu Hilfe gerufen Sie wirft einen Hanfleinenknauel in das Fenster von Lewins Turmzimmer IV 22 In einer nachtlichen Aktion fahren die Befreier mit Schlitten an die Mauer heran Lewin zieht mit Hilfe seiner Leine eine Strickleiter hoch und klettert an ihr hinunter Ein Wachposten entdeckt die Flucht schiesst und trifft den Hund Hektor Tubal tragt das Tier in den Schlitten und wird dabei von einem Schuss verwundet Mit dem Befreiten und dem todlich Verletzten kehren sie ins Herrenhaus zuruck In den letzten Kapiteln wird die Romanhandlung abgeschlossen Hoppemariecken sitzt nach der Ruckkehr der Befreier aus Kustrin tot auf einem Prellstein vor dem Herrenhaus IV 23 Der sterbende Tubal verabschiedet sich in Ruckbesinnung auf seine alte katholische Religion von Renate Er entschuldigt sich bei ihr er sei wie seine Familie immer unstet gewesen anstatt fest und stetig zu sein im Guten IV 24 Sein Vater uberfuhrt seine Leiche zur Familiengruft in Bjalanowo IV 26 Lewin hat erkannt dass die als Prophezeiung gedeuteten Spruche Und kann auf Sternen gehen und Und eine Prinzessin kommt ins Haus I 1 und 2 sich auf Marie beziehen die bei der Nachricht von seiner Gefangennahme zusammengebrochen ist und dadurch den Vitzewitzern ihre Liebe offenbart hat Lewin und Hirschfeldt melden sich zur Befreiung Preussens bei der Armee und nehmen am Herbstfeldzug 1813 teil Seidentopf verabschiedet sie mit den Worten Es waren sturmische Tage und Hirschfeldt antwortet Und doch Tage vor dem Sturm Er verliert im Krieg einen Arm und Lewin kehrt mit einer Narbe auf der Stirn zuruck Der weiche Zug den er hatte ist nun fort Lewin und Marie heiraten im September in der Kirche in Bohlsdorf IV 28 und bewirtschaften in Guse Amelies Gut Mit der Ehe eines Adligen und einer Burgerin wird ein neues Gesellschaftsbild proklamiert Maries Schwiegervater hat sie gern in seine Familie aufgenommen S ie wird uns freilich den Stammbaum aber nicht die Profile verderben nicht die Profile und nicht die Gesinnung Und beides ist das Beste was der Adel hat Bamme stimmt ihm zu und vermacht Marie sein Gut in Gross Quirlsdorf Frisches Blut Vitzewitz das ist die Hauptsache Mitunter ist es mir als waren wir in einem Narrenhause grossgezogen Es ist nichts mit den zweierlei Menschen Denn was heisst es am Ende anders als Mensch ist Mensch IV 27 Die weitere Entwicklung skizziert Renate in ihrem Tagebuch IV 28 Nach dem Tod ihres Vaters ziehen Lewin und Marie mit ihren zahlreichen Kindern ins Herrenhaus und ubernehmen Hohen Vietz Sie will nicht Schorlemmers Nachfolgerin werden und geht ins Frauleinstift Kloster Lindow I ch sehne mich nach Einkehr bei mir selbst und nach den stillen Werken der Barmherzigkeit Es gibt eine verklarte Welt mir sagt es das Herz und es zieht mich zu ihr hinauf Im letzten Abschnitt tritt der Erzahler zum ersten Mal wie Fontane auf seinen Wanderungen in einer Aktion ca funfzig Jahre nach den Befreiungskriegen auf als Besucher des zerfallenen Klosters und Betrachter von Renate von Vitzewitz Grabstein auf dem zum Park gewordenen Friedhof Literarische Kreise Bearbeiten Literarische Gesprache durchziehen die ersten drei Bucher Im vierten nehmen die Dichter am Befreiungskampf teil Lewin und seine Freunde treffen sich jeden Dienstag abwechselnd im Kastalia Kreis und tragen z B Gedichte vor Hakon Borkenbart und General Seydlitz von Hansen Grell eigentlich von Fontane III 10 Hansen Grell erklart spater Lewin seine Einstellung als Dichter am Beispiel von Holderlins Ode An die Parzen Er bewundert diese Ode sowohl die Harmonie der alkaischen Strophen als auch ihre Aussage Wichtiger als die Quantitat der Poesie sei die Qualitat und wenn sie nur in einem Gedicht gelinge Lewin stimmt zu denn er spurt die Entsprechung dieser Idee bei der Liebe oder dem Befreiungskampf Hansen Grell bekennt ihm er konne nicht in der Art der Klassiker schreiben seine Natur fuhle sich mehr der Romantik verbunden aber er schatze das Volkslied in der Wertigkeit als geringer ein In dieser unaufhebbaren Spannung zwischen Natur und Geschmack stehe er Nach der Guillaume Tell Auffuhrung diskutiert Amelie mit ihrem Bruder Berndt uber Lemierres und Schillers Tell Dramen Sie bevorzugt den franzosischen Dramatiker er den Dichter seines Volkes Schiller II 19 Lewin pflegt auch in anderen Kapiteln des Romans seine geistigen und musischen Interessen An der Berliner Universitat hort er Vorlesungen Fichtes III 6 Als Gast bei Pfarrer Seidentopf in Hohen Vietz I 12 15 beteiligt er sich an der Diskussion uber den Wert der landlich realistischen Gedichte des Pastors Schmidt von Werneuchen im Vergleich zum Lied An das Jesuskind des Grafen von Zinsendorf Beim Literaten Dr Faulstich in Kirch Goritz unterhalt sich die Tischrunde uber die Romantiker Novalis und Tieck Wahrend Tubal von der Dichtung und der Harmonie ausstrahlenden winterlichen Natur um Kirch Goritz begeistert ist warnt ihn Faulstich mit Unterstutzung Lewins Die Bucher sind nicht das Leben und Dichtung und Musse wieviel gluckliche Stunden sie schaffen vermogen sie schaffen nicht das Gluck Das Gluck ist der Frieden Und der Frieden ist nur da wo Gleichklang ist In dieser meiner Einsamkeit aber deren friedlicher Schein Sie bestrickt ist alles Widerspruch und Gegensatz Was Ihnen Freiheit dunkt ist Abhangigkeit Wohin ich blicke Disharmonie gesucht und nur geduldet ein Klippschullehrer und ein Champion der Romantik II 11 Entstehung und Editionsgeschichte BearbeitenBei seinen Wanderungen durch die Mark Brandenburg kam Fontane 1862 die Idee zu seinem Stoff damals noch unter dem Arbeitstitel Lewin von Vitzewitz Die ersten Kapitel schrieb er im Winter 1873 1874 1 Danach unterbrach er die Arbeit am Buch und nahm sie erst 1876 wieder auf Der Roman erschien ab dem 5 Januar 1878 als 36 teiliger etwas verkurzter Vorabdruck in der Leipziger Wochenzeitschrift Daheim Ein deutsches Familienblatt mit Illustrationen Bis zum Oktober 1878 war die vierbandige Buchausgabe mit jeweils eigener Kapitelzahlung fertiggestellt Hohen Vietz Schloss Guse Alt Berlin Wieder in Hohen Vietz Ab November 1878 begann der Verkauf Spater erschienen auch einbandige Ausgaben mit durchgehender Kapitelzahlung Form BearbeitenIn den Briefen an seinen Verleger Wilhelm Hertz vom 17 Juni 1866 und 24 November 1878 stellt Fontane seine Konzeption des Romans vor Beabsichtigt sei kein Kriegsroman mit spannenden Handlungen sondern eine Schilderung des Landes und seiner Bewohner die er so beschreibe wie er sie auf seinen Wanderungen erlebt habe bodenstandig preussisch aber nicht von einem phrasenhaften dreiteiligen Gott Konig Vaterland Patriotismus besessen Der auktoriale Erzahler schildert die Situation Preussens 1812 13 nach der Niederlage Napoleons in Russland und vor dem Beginn der Befreiungskriege am Beispiel zweier Familien Vitzewitz Pudagla und Ladalinski und stellt mit atmospharischen Naturschilderungen die Winterlandschaft des Oderbruchs und mit detaillierten Beschreibungen die Lokalitaten und ihre Besonderheiten sowie die Figuren vor Damit verbindet er jeweils historische Begebenheiten Anekdoten Spukgeschichten die von einzelnen orts und sachkundigen Personen z B dem Kuster Kubalke den Besuchern erzahlt werden Dadurch entsteht ein Panoramabild des historisch geographischen Raumes und seiner Menschen in verschiedenen Lebenssituationen und personalen Beziehungen Dabei kann der Leser nur einen Teil der Aktionen der Hauptpersonen direkt miterleben einige Geschehnisse erfahrt er aus Schilderungen von Beteiligten z B den Tod und die Beisetzung Amelie von Pudaglas IV 5 oder die Flucht und Hinrichtung eines Deserteurs IV 6 Dies geschieht haufig durch die zahlreichen Gesprachsrunden in denen einzelne Teilnehmer uber die politische Lage diskutieren Geschichten und Anekdoten erzahlen und damit einen Einblick in ihre Gewohnheiten und Lebensvorstellungen geben Bauern im Hohen Vitzer Krug und die Berliner Handwerker im Wieseckeschen Saal auf dem Windmuhlenberg Pfarrer Seidentopfs Gaste in Hohen Vietz I 12 15 streiten uber den germanischen und slawischen Einfluss in der fruhen Geschichte des Oderbruchs und die landlichen einfachen Gedichte des Pastors Schmidt von Werneuchen im Vergleich zu Zinzendorfs Liedern Diese indirekte Darstellungsform ist ein Kompositionsmerkmal des Romans In die Handlung integriert sind verschiedene Darstellungsformen Erzahlungen z B von der Bohlsdorfer Krugerwirtin Lene Kemnitz IV 2 Reiseerlebnisse z B Schorlemmers Bericht von der Missionierung des Gronlanders Karjanak II 16 Anekdoten z B der verlorene und wundersam wiedergefundene Erbring der von Bredows in Lehnin III 13 und Spukgeschichten aus der Mark Brandenburg Matthias Geist I 1 Die weisse Frau IV 12 Erinnerungen an die fruheren Kriege Friedrichs II und Napoleons Besetzung Preussens Erinnerungen an den Krieg in Spanien Das Gefecht bei Plaa III 10 und an den Kampf der sachsischen Brigade Thielmann in der Schlacht bei Borodino III 11 Briefe und Tagebucheintragungen Realitat und Fiktion BearbeitenFontanes Roman basiert auf den politisch militarischen Ereignissen in Preussen 1812 13 die Hauptfiguren und ihre Wohnorte sind jedoch erfunden und damit auch ihre Beziehungen zu den im Roman erwahnten historischen Personlichkeiten z B Prinz Heinrich Prinz Ferdinand der russische Offizier Tschernitscheff der polnische General Kosciuszko sowie die Gaste auf Ladalinskis Ball der Intendant der Koniglichen Schlosser und Garten von Massow Polizeiprasident le Coq der Professor der Chirurgie Mursina und Hofprediger Eylert Fontanes genaue Schilderung des Oderbruchs basiert auf seinen Wanderungen von Letschin aus wo sein Vater Louis Henri Fontane eine Apotheke fuhrte Im 1863 publizierten Buch Das Oderland dem zweiten Band seiner Wanderungen durch die Mark Brandenburg beschrieb er diese Landschaft In den Sturm aufgenommen ist z B der mit einfachen Lehmhausern bebaute Ortsteil von Letschin Forstacker wo Fontane Anna Dorothea Hoppe kennenlernte das Vorbild fur Hoppenmarieken Als Vorlage fur seine Hauptgestalt Berndt von Vitzewitz diente dem Autor Major von Marwitz Gutsherr auf Friedersdorf Ahnlich sind der fruhe Tod seiner geliebten Frau der Schlossbrand Jugenderinnerungen an die Zeit Friedrichs des Grossen und seine Kriege die Idee im Befreiungskrieg das Volk zu bewaffnen und eine Landwehr zu organisieren Fontane hat zwei eigene Gedichte in den Roman eingebaut Hakon Borkenbart und General Seydlitz 2 das sich auf den Kavalleriegeneral Seydlitz bezieht Der fiktive Dichter Detleff Hansen Grell tragt beide Gedichte dem Kastalia Kreis III 10 vor fur den die Berliner literarische Gesellschaft Tunnel uber der Spree dem Autor als Vorlage diente 3 Varia BearbeitenBei dem Uberfall auf Frankfurt sind die letzten Worte der erstochenen franzosischen Schildwache an die Adresse des Gegners Petit creve Der Begriff creve war in der vorliegenden Verwendung jedoch erst ab etwa 1865 in Gebrauch Verfilmung BearbeitenDer Roman wurde im Jahr 1984 unter dem Titel Vor dem Sturm verfilmt Ausgaben BearbeitenTheodor Fontane Vor dem Sturm Roman aus dem Winter 1812 auf 13 Grosse Brandenburger Ausgabe Das erzahlerische Werk Bd 1 und 2 Hrsg von Christine Hehle Berlin 2011 ISBN 978 3 351 03114 5 Siehe auch BearbeitenKarl Thomas von OthegravenLiteratur BearbeitenHubertus Fischer Preussische Kandidaten und Konrektoralsnaturen Othegraven oder das Ende der Phantasie Fontanes Apologie des prosaischen Helden In Religion als Relikt Christliche Traditionen im Werk Fontanes Fontaneana 5 Wurzburg 2006 ISBN 978 3 8260 3545 6 S 91 120 Weblinks BearbeitenVor dem Sturm von Theodor Fontane 1878 online bei Zeno org Figurenlexikon zu Vor dem Sturm von Anke Marie Lohmeier im Portal Literaturlexikon online Einzelnachweise und Anmerkungen Bearbeiten Mayumi Kikawa Ein Beitrag zur Auseinandersetzung Fontanes mit dem Preussentum in den Wanderungen durch die Mark Brandenburg In Fontane Blatter Jg 1997 Heft 63 S 104 122 hier S 114 In Buchern und auf Banken Da war er nicht zu Haus Ein Pferd im Stall zu tranken Das sah schon besser aus Er trug blanksilberne Sporen Und einen blaustahlernen Dorn Zu Calcar war er geboren Und Calcar das ist Sporn Hans Heinrich Reuter Hrsg Theodor Fontane Von Dreissig bis Achtzig Sein Leben in seinen Briefen Sammlung Dieterich Band 248 Leipzig 1959 S 592 Prosa Werke von Theodor Fontane Aus England Jenseit des Tweed Wanderungen durch die Mark Brandenburg Der Schleswig Holsteinsche Krieg im Jahre 1864 Der Deutsche Krieg von 1866 Kriegsgefangen Der Krieg gegen Frankreich 1870 71 Vor dem Sturm Grete Minde Ellernklipp L Adultera Schach von Wuthenow Graf Petofy Christian Friedrich Scherenberg und das literarische Berlin von 1840 bis 1860 Unterm Birnbaum Cecile Irrungen Wirrungen Stine Quitt Unwiederbringlich Frau Jenny Treibel Meine Kinderjahre Effi Briest Die Poggenpuhls Der Stechlin Von Zwanzig bis Dreissig Mathilde Mohring Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Vor dem Sturm Roman amp oldid 222137693