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L Adultera ist der erste in der Reihe der Gesellschaftsromane Theodor Fontanes und leitet somit sein Spatwerk ein Die Erzahlung entstand zwischen Dezember 1879 und April 1880 Der Vorabdruck erfolgte noch im selben Jahr in Nord und Sud Bd 13 und 14 Heft 39 und 40 die erste Buchausgabe erschien im Marz 1882 bei Salo Schottlander in Breslau Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt 2 Verwandtschaft mit Effi Briest 3 Die Ravenes 4 Das Gemalde 5 Ausgaben 6 Verfilmung 7 Siehe auch 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseInhalt BearbeitenErzahlt wird die Geschichte der jungen schonen Melanie van der Straaten geborene de Caparoux einer Genferin die im Alter von etwa siebzehn Jahren den um ein Vierteljahrhundert alteren Berliner Kaufmann Ezechiel van der Straaten heiratet Aus dieser Ehe gingen zwei Tochter hervor Die altere Lydia gilt als das Ebenbild ihrer Mutter dunkel schlank und schon aber im Gegensatz zu ihr immer ernst und nachdenklich Heth dagegen das verwohnte Nesthakchen gleicht dem Vater hat aber das Lachen und die Lebhaftigkeit der Mutter geerbt Quasi zur Familie gehoren auch Friederike von Sawatzki genannt Riekchen eine schrullige alte Dame die Melanies besondere Vertraute ist und die Klavierlehrerin Anastasia Schmidt Beide werden Fruhjahr fur Fruhjahr eingeladen mit Melanie und ihren Tochtern in die Tiergartenvilla zu ziehen die im Sommer bewohnt wird und in die van der Straaten nur selten kommt Die Situation konnte idyllisch sein doch Melanie leidet unter zwei Eigenschaften ihres Mannes Zum einen kann er sich als typischer Berliner nicht mit Bemerkungen zuruckhalten die Melanie vor allem in Gesellschaft als peinlich und unpassend empfindet Zum anderen qualt er sie haufig obwohl zunachst kein Anlass dazu besteht mit seiner Eifersucht oder der Vorhersage dass sie ihm weil es in ihrer Familie liege eines Tages bestimmt untreu werden werde Dieses Motiv wird gleich zu Beginn der Erzahlung eingefuhrt Ezechiel hat sich eine Kopie eines Gemaldes von Jacopo Tintoretto mit dem Titel L Adultera Die Ehebrecherin anfertigen lassen die nun geliefert wird Melanie zeigt Mitleid mit der dargestellten Sunderin und stellt fest dass diese zwar geweint habe aber sicher nicht weil sie ihre Schuld wirklich eingesehen habe sondern nur weil ihre Umgebung ihr immer wieder gesagt habe wie schlecht sie sei Die Motivwahl befremdet sie allerdings Ezechiel erklart er habe sich das Bild als Mahnung kopieren lassen um sich an den Gedanken an sein kunftiges Schicksal zu gewohnen Dieses Schicksal konne er nicht abwenden auch wenn er seine Frau einmauern liesse Melanie ist von dieser Voraussage und Unterstellung alles andere als erbaut und findet vor allem die Vorstellung dass sich Besucher ihre Gedanken uber das Bildmotiv machen konnten unangenehm Schliesslich tut sie das Ganze als Laune ihres Gatten ab Im Fruhsommer des gleichen Jahres soll sich der Hausstand um einen Logiergast erweitern Ezechiel van der Straaten hat sich bereit erklart den Sohn eines Frankfurter Geschaftsfreundes der lange im Ausland war und nun eine Bankfiliale in Berlin grunden mochte unter seinem Dach aufzunehmen Melanie mit diesem Plan konfrontiert reagiert skeptisch ist jedoch von der Fotografie des ordensgeschmuckten jungen Ebenezer Rubehn derart angetan dass sie im Gesprach kurz darauf gleich das Wort Hausfreund fallen lasst Rubehn prasentiert sich ihr eines Vormittags in der Tiergartenvilla und zeigt sich gleich als das vollige Gegenteil des ungehobelten van der Straaten Er erweist sich Anastasia spielt eben auf dem Flugel als Musikliebhaber und als Wagneranhanger wie Melanie selbst Wahrend er die volle Zustimmung der Erwachsenen findet und um einen baldigen erneuten Besuch gebeten wird steht Melanies Tochter Lydia ihm ablehnend gegenuber Schnell kommen Melanie van der Straaten und Ebenezer Rubehn einander naher In dieser Situation sieht Melanie nur eine Moglichkeit Flucht aus dem Hause van der Straatens und ein neues Leben mit Rubehn Unter Beihilfe der alten Dienerin Christel die noch alles Mogliche versucht um ihre Herrin von diesem Schritt abzuhalten packt sie das Notigste ein um im Schutz der Nacht das Haus zu verlassen Doch kaum hat sie Christel uberzeugt dass ihr Fall anders liege als der Prazedenzfall einer in die Krise geratenen und wieder geretteten Ehe von dem die Dienerin erzahlt hat steht sie auch noch ihrem Mann gegenuber und muss auch diesem ihre Argumente darlegen Ezechiel um Fassung bemuht verspricht sogar das Kind Ebenezers wie sein eigenes zu halten und den Ehebruch seiner Frau zu decken wenn sie nur bleibt Melanie aber sieht in einem offenen und ehrlichen Schnitt die einzige Moglichkeit weiterzuexistieren Sie weigert sich noch einen letzten Blick auf ihre schlafenden Tochter zu werfen und verlasst ihr bisheriges Heim nbsp Santa Maria della SaluteMit Ebenezer Rubehn begibt sie sich zunachst auf Reisen in den Suden bald geplagt von Depressionen die erst etwas nachlassen nachdem die Scheidung von van der Straaten ausgesprochen und die Eheschliessung mit Rubehn vollzogen ist In Venedig schliesslich bringt sie unter dem Glockenlauten der Kirche Santa Maria della Salute von der schon fruher in Berlin die Rede war ihre dritte Tochter Aninettchen zur Welt Wieder in Berlin eingetroffen stellt sie fest dass sie immerhin nicht vollkommen von der Gesellschaft verstossen ist Polizeirat Reiff beispielsweise ein alter Bekannter aus ihrer ersten Ehe macht seine Aufwartung Das bucklige Riekchen zusammen mit ihrer Schwester Jakobine fadelt sogar ein Wiedersehen mit den alteren Tochtern ein Dieses aber gerat zum Fiasko Melanie den eigenen Kindern gegenuber unsicher findet nicht gleich die richtigen Worte begrusst ausschliesslich Heth als ihren sussen Liebling und muss miterleben wie Lydia die kleine Schwester packt und mit einem bitteren Wir haben keine Mutter mehr aus dem Zimmer bugsiert Ebenezer dem sie die Szene abends schildert ist sichtlich abgelenkt und nicht geneigt sich langer mit Lydias Reaktion zu beschaftigen Es stellt sich heraus dass er geschaftliche Sorgen hat und wenig spater muss das Bankhaus Rubehn tatsachlich den Bankrott erklaren Doch Melanie entgegen den Erwartungen ihres Mannes sieht dies als Chance fur einen Neubeginn Auch die letzten Parallelen ihres jetzigen mit ihrem fruheren Leben werden aufgegeben man zieht aus der grosszugigen Mansardenwohnung aus Ebenezer sucht sich eine Anstellung Melanie selbst beginnt Musik und Nachhilfestunden zu geben und die geruhrte Gesellschaft die bisher noch zum verlassenen Ezechiel van der Straaten gehalten hat wendet ihre Gunst nach dieser Demonstration des Verzichts auf aussere Vorteile dem jungen liebenden Paar zu Verwandtschaft mit Effi Briest BearbeitenMotivisch ist L Adultera eng mit Fontanes spaterem und bekannterem Ehebruchsroman Effi Briest verwandt Auch hier gibt es die junge Ehefrau die geheiratet hat ehe sie auch nur ansatzweise eine eigene Personlichkeit entwickeln konnte auch hier gibt es den sehr viel alteren Ehemann der seiner jungen Gattin das Leben schwer macht auch hier gibt es die missgluckte Wiedersehensszene mit der verlassenen Tochter Doch hier endet die Verwandtschaft Einmal abgesehen davon dass Fontanes Alterswerk Effi Briest gestalterisch sehr viel reicher und feiner durchkomponiert detaillierter in der psychologischen Gestaltung und raffinierter in seiner Verweistechnik ist gibt es auch inhaltliche Unterschiede Effi die in ihrem Liebhaber dem verheirateten Major von Crampas freilich auch keinen neuen Lebenspartner sehen kann wie Melanie in Ebenezer Rubehn emanzipiert sich nicht sie entscheidet sich nicht fur den offenen Konflikt mit ihrem Gatten und der Gesellschaft sondern ihr Schritt vom Wege wird durch einen Zufall entdeckt als man ihn schon fast als verjahrt bezeichnen konnte und fuhrt zu ihrem Verderben Obwohl sie juristisch gesehen an ihrem Schicksal selbst schuld ist hat sie die volle Sympathie des Lesers wahrend ihr Gatte Innstetten der sie durch Spukerzahlungen zu erziehen und von Fehltritten abzuhalten versucht hat von einer Leserin zur Zeit Fontanes als Ekel bezeichnet wurde Mag dies auch eine zu einseitige Sichtweise auf den betrogenen Gatten sein so muss man dennoch feststellen dass Ezechiel van der Straaten die Gunst der Leserschaft leichter gewinnt als Innstetten Er hat die Bonhomie und Menschlichkeit eines Treibel schatzt wie dieser die Welt realistisch ein und begegnet seinem Schicksal infolgedessen mit einem zumindest scheinbaren Gleichmut den die romantischer veranlagte Melanie fur Oberflachlichkeit halten muss der aber im Grunde einer vernunftigen Geisteshaltung entspricht Dazu verfugt er uber Kunstverstand den er salopp herunterspielt Mit ihm liesse es sich eigentlich wie mit dem alten Briest durchaus leben zumal er seine Gattin nicht wie Innstetten in ein tristes hinterpommersches Provinzstadtchen verpflanzt und der Langeweile ausgeliefert hat sondern ihr alles bietet was sie nur erwarten kann Umgekehrt erscheint Melanies Zwangslage so wird die Ehe einmal generell in Effi Briest bezeichnet vor diesem Hintergrund als nicht so zwingend und einleuchtend wie die der lufthungrigen und abwechslungsbedurftigen Effi in Kessin Mag man Melanies ehrliche und kompromisslose Haltung auch anerkennen so wirkt doch andererseits das schon den Kitsch streifende Happy End von L Adultera sehr viel weniger uberzeugend als Effis trauriges Ende im Heliotropbeet Andererseits ist Melanie van der Straaten wohl die einzige Frauenfigur Theodor Fontanes die entgegen den Gepflogenheiten ihrer Zeit ihr Schicksal selber in die Hand nimmt und sich mit samtlichen Konventionen die sie einengen uberwirft Die Ravenes BearbeitenFontane hatte als er L Adultera schrieb einen realen Fall vor Augen Louis Frederic Jacques Ravene war von seiner Frau Therese Elisabeth Emilie Ravene einer geborenen von Kusserow 1845 1912 wegen eines jungeren Mannes Gustav Simon 1843 1931 verlassen worden Einen Monat nach dem Tod Ravenes am 28 Mai 1879 las Fontane in der Vossischen Zeitung fur die er damals selbst schrieb uber die Versteigerung der Pflanzensammlung aus dem Nachlass Ausserdem kannte er uber seine Ehefrau die Familienumstande oberflachlich da eine Freundin Emilie Fontanes den Sohn Ravenes erzog und ubernahm einige reale Eckdaten Spater wehrte er sich gegen die Unterstellung mit L Adultera einen Schlusselroman geschrieben zu haben In einem Brief an Joseph Viktor Widmann schrieb er am 27 April 1894 Ich habe das Ravenesche Haus nie betreten habe die schone junge Frau nur einmal in einer Theaterloge den Mann nur einmal in einer Londoner Gesellschaft und den Liebhaber einen Assessor Simon uberhaupt nie gesehn Verwunderlich war nur dass auch in Bezug auf die Nebenpersonen alles in geradezu lacherlicher Weise genauzutraf Aber das erklart sich wohl so dass vieles in unsrem gesellschaftlichen Leben so typisch ist 1 Das Gemalde Bearbeiten nbsp Hans Rottenhammer Cristo e l adultera Die Szene Jesus und die Ehebrecherin aus dem Evangelium nach Johannes 8 1 11 EU wurde von vielen Kunstlern 2 gemalt Mehrere Ausfuhrungen dieses Motivs schrieb man dem italienischen Maler Jacopo Tintoretto zu Eines dieser Bilder das sich noch heute in der Accademia von Venedig befindet wurde von Fontane als Motiv im Roman genutzt Vor dem Einsatz dieses Bildes hatte Fontane sich auf eine spatere Ausfuhrung Tintorettos in der Dresdner Gemaldegalerie Alte Meister bezogen 3 Mittlerweile fand die italienische Kunsthistorikerin Paola Rossi heraus dass es sich bei dem Gemalde aus Venedig um ein Werk des Augsburger Kunstlers Hans Rottenhammer handelt welches bis Ende des 19 Jahrhunderts irrtumlich Tintoretto zugeschrieben wurde 4 5 Ausgaben BearbeitenTheodor Fontane L Adultera Novelle Hrsg von Gabriele Radecke Berlin 1998 Grosse Brandenburger Ausgabe Das erzahlerische Werk Bd 4 ISBN 3 351 03116 5 Theodor Fontane L Adultera Novelle Nachwort und Anmerkungen von Frederick Betz Reclam Stuttgart 1983 ISBN 3 15 007921 7 Nachdruck 2019 Verfilmung Bearbeiten1982 fuhrte Thomas Langhoff Regie bei der Fernseh Adaption Melanie van der Straaten mit Kurt Bowe und Christian Steyer in den mannlichen Hauptrollen Siehe auch BearbeitenEhebruch in der LiteraturWeblinks BearbeitenL Adultera bei Zeno org L Adultera im Projekt Gutenberg DE Figurenlexikon zu L Adultera von Anke Marie Lohmeier im Portal Literaturlexikon online Sekundarliteratur Memento vom 15 Oktober 2006 im Internet Archive Einzelnachweise Bearbeiten Frederick Betz Nachwort In Theodor Fontane L Adultera Novelle Reclam Stuttgart 1983 ISBN 3 15 007921 7 S 166 181 hier S 167 Jesus Christ and the woman taken in adultery auf Wikimedia Commons Bernd W Seiler Die leidigen Tatsachen Von den Grenzen der Wahrscheinlichkeit in der deutschen Literatur seit dem 18 Jahrhundert Klett Cotta Stuttgart 1983 ISBN 978 3 608 91246 3 S 276 279 1 2 Vorlage Toter Link www uni bielefeld de Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im April 2019 Suche in Webarchiven nbsp Info Der Link wurde automatisch als defekt markiert Bitte prufe den Link gemass Anleitung und entferne 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