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Dieser Artikel beschreibt die Passage aus dem Johannesevangelium Fur weitere Bedeutungen siehe Christus und die Ehebrecherin Begriffsklarung Die Perikope uber Jesus und die Ehebrecherin steht in den Versen 7 53 8 11 des Johannesevangeliums und beschreibt eine Konfrontation zwischen Jesus und den Schriftgelehrten und Pharisaern zu der Frage ob eine Frau die soeben beim Ehebruch ertappt wurde gesteinigt werden muss Christus und die Ehebrecherin von Guercino 1621 Dulwich Picture Gallery Christus und die Ehebrecherin Michael Pacher 1471 1479 Pacher Altar der Pfarrkirche St Wolfgang im Salzkammergut Obwohl die Geschichte mit vielen Begebenheiten der Evangelien ubereinstimmt und relativ einfach ist die Didaskalia Apostolorum bezieht sich auf sie Papias wahrscheinlich ebenso fehlt sie in vielen Handschriften darunter den altesten des Johannesevangeliums weshalb die meisten Gelehrten ubereinstimmen dass sie im ursprunglichen Johannesevangelium nicht enthalten war 1 Die griechischen Standardtexte des Johannes wie auch fast alle modernen Ubersetzungen markieren die Passage mit doppelten Klammern um diese Ansicht anzuzeigen Auch wenn also wahrscheinlich ist dass der Text nicht im ursprunglichen Johannesevangelium zu finden war gilt Die Geschichte als solche ist sehr alt und war schon zu Anfang des 2 Jahrhunderts bekannt 2 Dieser Befund ist unbestritten unabhangig von der Frage auf welchem Weg der Abschnitt an seinen heutigen biblischen Ort gelangt ist Die Wendung den ersten Stein werfen aus Vers 7 dieser Passage ist als geflugeltes Wort zur Beschreibung selbstgerechten Verhaltens in viele Sprachen eingegangen Inhaltsverzeichnis 1 Die Passage in der Bibel 2 Textgeschichte 3 Geschichte der Textkritik an Johannes 7 53 8 11 4 Hinweise in den Handschriften 5 Historischer Wert 6 Rezeption 7 Siehe auch 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseDie Passage in der Bibel BearbeitenJohannes 8 1 11 ELB in der Elberfelder Bibel 8 1 Jesus aber ging nach dem Olberg 2 Fruhmorgens aber kam er wieder in den Tempel und alles Volk kam zu ihm und er setzte sich und lehrte sie 3 Die Schriftgelehrten und die Pharisaer aber bringen eine Frau die beim Ehebruch ergriffen worden war und stellen sie in die Mitte 4 und sagen zu ihm Lehrer diese Frau ist auf frischer Tat beim Ehebruch ergriffen worden 5 In dem Gesetz aber hat uns Mose geboten solche zu steinigen Du nun was sagst du 6 Dies aber sagten sie ihn zu versuchen damit sie etwas hatten um ihn anzuklagen Jesus aber buckte sich nieder und schrieb mit dem Finger auf die Erde 7 Als sie aber fortfuhren ihn zu fragen richtete er sich auf und sprach zu ihnen Wer von euch ohne Sunde ist werfe als Erster einen Stein auf sie 8 Und wieder buckte er sich nieder und schrieb auf die Erde 9 Als sie aber dies horten gingen sie einer nach dem anderen hinaus angefangen von den Alteren und er wurde allein gelassen mit der Frau die in der Mitte stand 10 Jesus aber richtete sich auf und sprach zu ihr Frau wo sind sie Hat niemand dich verurteilt 11 Sie aber sprach Niemand Herr Jesus aber sprach zu ihr Auch ich verurteile dich nicht Geh hin und sundige von jetzt an nicht mehr Textgeschichte Bearbeiten nbsp Joh 7 52 8 12 im Codex Vaticanus 350 n Chr Zeilen 1 amp 2 Joh 7 52 Zeilen 3 amp 4 Joh 8 12 Die Perikope findet sich in keinem der altesten griechischen Evangelienmanuskripte an seinem kanonischen Platz weder auf den beiden Zeugnissen fur Johannes aus dem 3 Jahrhundert P66 und P75 noch im Codex Sinaiticus und Codex Vaticanus aus dem 4 Jahrhundert Das erste verfugbare griechische Manuskriptzeugnis fur die Perikope ist die lateinisch griechische Diaglotte Codex Bezae des funften Jahrhunderts Papias um 125 n Chr bezieht sich auf eine Geschichte mit Jesus und einer Frau die man vieler Sunden beschuldigte die im Hebraerevangelium zu finden sei Dies mag sich auf diese Passage beziehen Agapios von Hierapolis zitiert um 942 aus Papias heute grossteils verschollenem Buch ca 95 120 zum Johannesevangelium eine abgekurzte Version der Perikope Papias Version unterscheidet sich in einigen Aspekten von der Standardfassung am deutlichsten wird der Unterschied bei der Herausforderung Jesu an die Meute die bei Papias lautet Derjenige von Euch der sich gewiss ist selbst unschuldig zu sein in Bezug auf die Sunde derer sie bezichtigt ist lasst ihn gegen sie aussagen mit dem Beweis dass er selbst unschuldig ist 3 Es gibt einen bestimmten Bezug zur pericope adulterae in der syrischen Didaskalia Apostolorum aus dem 3 Jahrhundert Allerdings ist nicht angegeben in welchem Evangelium wenn uberhaupt diese Begebenheit berichtet wird Bis vor kurzem dachte man nicht dass einer der griechischen Kirchenvater vor dem 12 Jahrhundert Notiz von dieser Passage genommen hatte Doch 1941 wurde in Agypten eine grosse Sammlung von Schriften von Didymus dem Blinden ca 313 398 entdeckt einschliesslich eines Bezugs zur Pericope adulterae die in einigen Evangelien zu finden sei Man nimmt nunmehr an dass diese Passage an ihrem kanonischen Platz in einigen wenigen griechischen Manuskripten in Alexandria vom 4 Jahrhundert an bekannt war Um diese Annahme zu stutzen wird darauf hingewiesen dass der Codex Vaticanus aus dem 4 Jahrhundert der in Agypten geschrieben wurde das Ende von Johannes Kapitel 7 mit einem Umlaut kennzeichnet was anzeigt dass eine andere Lesart zu diesem Zeitpunkt bekannt war Hieronymus berichtet dass die Pericope adulterae an ihrem kanonischen Platz in vielen griechischen und lateinischen Manuskripten 4 in Rom und dem lateinischen Westen im spaten 4 Jahrhundert gefunden werden konnte Das wird durch den Konsens der lateinischen Vater des 4 und 5 Jahrhunderts n Chr bestatigt einschliesslich Ambrosius und Augustinus Letzterer bemangelte dass diese Passage unrichtigerweise in einigen Manuskripten entfernt wurde um den Eindruck zu vermeiden Christus habe Ehebruch sanktioniert Einige Personen mit kleinem Glauben oder eher Feinde des wahren Glaubens furchten so meine ich ihren Frauen ware Straffreiheit vom Sundigen gegeben worden und so entfernten sie aus den Manuskripten des Herrn Tat der Vergebung gegenuber der Ehebrecherin als ob jener der sagte Sundige nicht mehr damit die Erlaubnis zum Sundigen gegeben hatte 5 Geschichte der Textkritik an Johannes 7 53 8 11 BearbeitenWahrend des 16 Jahrhunderts versuchten westeuropaische Gelehrte sowohl Katholiken als auch Protestanten den griechischen Text des Neuen Testaments wiederherzustellen Sie suchten die richtigste oder am wenigsten veranderte Textvariante anstatt sich auf die lateinische Ubersetzung der Vulgata zu verlassen Zu dieser Zeit wurde bemerkt dass eine Anzahl fruher Manuskripte des Johannesevangeliums die Verse von Johannes 7 53 8 11 nicht enthielten Selbst jene Manuskripte die sie enthielten hatten sie mit kritischen Zeichen markiert normalerweise mit einer Lemniskate oder einem Asterisk Die Gelehrten bemerkten ebenfalls dass in den Lektionaren der griechischen Kirche die Lesungen der Evangelien zu Pfingsten von Johannes 7 37 bis 8 12 gehen aber die zwolf Verse dieser Perikope ausgelassen werden Zu den ersten die kritische Anmerkungen an den Alexandrinischen Text systematisch hinzufugten gehorte Origenes 6 In der Spalte der Septuaginta benutzte Origenes das System der diakritischen Markierungen welches schon bei den Alexandrinischen Kritikern Homers ublich war insbesondere Aristarchus Er markierte die Stellen der Septuaginta zu denen kein Hinweis in den hebraischen Texten zu finden waren mit verschiedenen Formen des Obelus wie Lemniscus und Hypolemniscus Bereiche die in der Septuaginta fehlten fugte er mit einem Asterisk markiert ein In beiden Fallen markierte ein Mentobelus Y das Ende der Markierung Fruhe Textkritiker die mit der Benutzung und Bedeutung dieser Markierungen in den klassischen griechischen Werken wie Homer vertraut waren interpretierten jene Zeichen an Johannes 7 53 8 11 daher als Interpolation des Textes und nicht ihren ursprunglichen Inhalt Hinweise in den Handschriften Bearbeiten nbsp Johannes 7 52 8 12 im Codex SinaiticusSowohl das Novum Testamentum Graece NA27 als auch die United Bible Societies UBS4 bieten den kritischen Text der Perikope jedoch markieren sie ihn mit Doppelklammern um anzuzeigen dass diese Passage als spatere Einfugung in den Text angesehen wird 7 Dennoch ordnet UBS4 die Rekonstruktion der Wortwahl der Perikope als A ein Das bedeutet dass man sich sehr sicher ist den ursprunglichen Text der Einfugung wiederzugeben Auslassung der Perikope Papyrus 66 ca 200 und 75 fruhes 3 Jahrhundert Codices Sinaiticus und Vaticanus 4 Jahrhundert ebenso wahrscheinlich Alexandrinus und Ephraemi 5 Jh Codices Washingtonianus und Borgianus ebenso 5 Jahrhundert Regius aus dem 8 Jh Athous Lavrensis ca 800 Petropolitanus Purpureus Macedoniensis Codex Sangallensis und Koridethi aus dem 9 Jahrhundert und Monacensis aus dem 10 Jh Unzial 0141 und 0211 Minuskel 12 22 32 33 39 63 96 124 134 151 157 169 209 228 565 788 828 1230 1241 1242 1253 1333 2193 and 2768 die Mehrheit der Lektionare einige Vetus Latina der Grossteil der syrischen koptischen sahidischer Dialekt gotischen einige armenische und georgische Ubersetzungen Diatessaron 2 Jahrhundert offensichtlich Clemens von Alexandria verstorben 215 andere Kirchenvater wie Tertullian verstorben 220 Origenes verstorben 254 Cyprian verstorben 258 Johannes Chrysostomos verstorben 407 Nonnus verstorben 431 Cyril von Alexandria verstorben 444 und Cosmas verstorben 550 Verwendung der Perikope Codex Bezae 5 Jahrhundert Codices des 9 Jahrhunderts Boreelianus Seidelianus I Seidelianus II Cyprius Campianus und Nanianus ebenso Tischendorfianus IV aus dem 10 Jh Minuskel 28 700 892 1009 1010 1071 1079 1195 1216 1344 1365 1546 1646 2148 2174 der Grossteil des Byzantiner Textes die Mehrheit des Vetus Latina die Vulgata einige syrische bohairische Dialekte des Koptischen einige armenische und athiopische Ubersetzungen Didascalia 3 Jahrhundert Didymus der Blinde 4 Jahrhundert Ambrosiaster 4 Jahrhundert Ambrosius verstorben 397 Hieronymus verstorben 420 Augustinus verstorben 430 Markierung der Perikope als fraglich mit einem Asterisk oder Obelus Codex Vaticanus 354 S und die Minuskeln 4 83 161 164 166 200 202 1077 1443 und 1445 enthalten die vollstandige Perikope von 7 53 die Menologion von Lektionar 185 schliesst 8 1ff ein Codex Basilensis E enthalt 8 2ff Codex Tischendorfianus III L und Petropolitanus P als auch die Menologien der Lektionare ℓ 4 ℓ 69 ℓ 70 ℓ 211 ℓ 1579 und ℓ 1761 enthalten 8 3ff Verschiebung der Perikope Familie 1 135 207 sowie fast alle armenischen Ubersetzungen ordnen die Perikope nach Johannes 21 25 ein In Familie 13 ist es nach Lukas 21 37 angeordnet Ein Korrektor von Minuskel 1333 fugte 8 3 11 nach Lukas 21 37 ein Minuskel 225 ordnet die Perikope nach Johannes 7 36 an Minuskel 129 fugt Johannes 8 3 11 nach Johannes 21 25 ein Historischer Wert BearbeitenOb die Geschichte auf ein reales Ereignis im Leben Jesu zuruckgeht ist nicht unumstritten Falls sie keinen historischen Kern hat ist sie vermutlich anfangs des 2 Jahrhunderts aus Protest gegen eine immer strengere Busspraxis in der Alten Kirche entstanden 8 Gegen die Historizitat des Ereignisses spricht beispielsweise dass die romische Besatzungsmacht in Palastina zur Zeit Jesu den judischen Gerichten die Berechtigung Todesurteile zu fallen entzogen hatte Der Exeget Walter Klaiber Herausgeber der Kommentarreihe Die Botschaft des Neuen Testaments sieht aber gute Grunde die fur ein im Kern historisches Ereignis sprechen Die inhaltliche Nahe zu der Geschichte von der grossen Sunderin in Lk 7 36 50 spricht dafur Es durfte auch schwerfallen in der fruhen Kirche eine theologische Richtung zu finden die eine solch liberale Haltung vertrat Dagegen gibt es gerade aus Jerusalem Berichte uber Lynchjustiz durch Steinigung Vor allem aber weist die Aussage in V 7 Wer unter euch ohne Sunde ist der werfe den ersten Stein auf sie alle Merkmale eines echten Jesus Wortes auf 8 Rezeption Bearbeiten nbsp Christus und die Ehebrecherin von Lucas Cranach dem Alteren in der Frankischen Galerie in KronachDie Szene wurden von vielen Malern aufgegriffen darunter Giovanni Francesco Barbieri Pieter Bruegel der Altere Antoine Caron Lucas Cranach d A Hans Kemmer Nicolas Poussin und Jacopo Tintoretto Eines der Gemalde zum Thema das erst Tintoretto aber mittlerweile Hans Rottenhammer zugeschrieben wurde diente als Inspiration fur die Erzahlung L Adultera von Theodor Fontane Einzelne Darstellungen Pieter Bruegel der Altere Christus und die Ehebrecherin 1565 Hans Kemmer Christus und die Ehebrecherin 1535 Emil Nolde Christus und die Ehebrecherin 1926 9 Siehe auch BearbeitenEhebruch in der LiteraturLiteratur BearbeitenFranziska Schmid Ehebrecherin Christus und die E In Reallexikon zur Deutschen Kunstgeschichte Bd 4 1956 Sp 792 803 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Jesus Christ and the woman taken in adultery Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Wieland Willker The Pericope de Adultera Jo 7 53 8 11 Jesus and the Adulteress In A Textual Commentary on the Greek Gospels 4b englisch willker de PDF abgerufen am 5 Juli 2022 Einzelnachweise Bearbeiten F L Cross Hrsg Pericope adulterae In The Oxford Dictionary of the Christian Church Oxford University Press New York 2005 Walter Klaiber Das Johannesevangelium Teilband 1 Joh 1 1 10 42 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2017 S 294 William L Petersen in Sayings of Jesus Canonical and non Canonical Hrsg William L Petersen Johan S Vos Henk J de Jonge Brill Verlag Leiden New York Koln 2006 ISBN 90 04 10380 5 S 201 1 Hieronymus Dialog gegen die Pelagianer Dialogi contra Pelagianos libri III Sed hoc videlicet infidelium sensus exhorret ita ut nonnulli modicae fidei vel potius inimici verae fidei credo metuentes peccandi impunitatem dari mulieribus suis illud quod de adulterae indulgentia Dominus fecit auferrent de codicibus suis quasi permissionem peccandi tribuerit qui dixit Iam deinceps noli peccare aut ideo non debuerit mulier a medico Deo illius peccati remissione sanari ne offenderentur insani Augustinus De Adulterinis Conjugiis 2 6 7 Zitiert in Wieland Willker The Pericope de Adultera Jo 7 53 8 11 Jesus and the Adulteress In A Textual Commentary on the Greek Gospels 4b S 10 englisch willker de PDF abgerufen am 5 Juli 2022 Schaff Herzog Encyclopedia of Religious Knowledge Band II Basilica Chambers I Greek Version 1 LXX 4 Hexapla of Origen Describing its use of double brackets UBS4 states that they enclose passages which are regarded as later additions to the text but which are of evident antiquity and importance a b Walter Klaiber Das Johannesevangelium Teilband 1 Joh 1 1 10 42 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2017 S 298 Archivierte Kopie Memento des Originals vom 27 Januar 2016 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www freunde der nationalgalerie de Abgerufen von https de 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