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Am 26 Februar 1631 begann in Leipzig eine von Johann Georg I initiierte Konferenz der protestantischen Reichsstande der Leipziger Konvent In dieser Konferenz wurde der bisherige Verlauf und die Moglichkeiten zur Beendigung des seit mehr als 10 Jahren laufenden Dreissigjahrigen Krieges erortert Die protestantischen Reichsstande die zwischen dem 28 Marz und 4 April 1631 die Erklarung des Leipziger Konvents unterzeichneten werden als Leipziger Bund bezeichnet Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Ziele des Leipziger Konvents 3 Folgen des Leipziger Konvents 4 Literatur 5 EinzelnachweiseVorgeschichte BearbeitenKaiser Ferdinand II hatte am 6 Marz 1629 das Restitutionsedikt erlassen Die zentrale Aussage des Restitutionsediktes war dass jede Wegnahme und Entfremdung von katholischem Kirchengut nach dem Passauer Vertrag von 1552 nicht rechtmassig gewesen sei Dies hatte bedeutet dass die ursprunglichen Besitzer ihre inzwischen sakularisierten Guter zuruckerhalten mussten Eine Verweigerung der Restitution sollte geachtet werden Vom Restitutionsedikt waren zwei Erzbistumer elf Bistumer uber 500 Kloster und zahlreiche andere Kirchenguter betroffen Die Habsburger gedachten durch die Ruck Ubernahme der norddeutschen Bistumer ihre Macht im Reich zu festigen und den danischen sowie niederlandischen Einfluss im norddeutschen Raum zuruckzudrangen In Mitteldeutschland hatte die Umsetzung des Ediktes die Ruckgabe des Grundbesitzes des Erzbistums Magdeburg und des Bistums Halberstadt bedeutet Der Grundbesitz der Bistumer Merseburg Naumburg und Zeitz sollte aufgrund von politischen Rucksichtnahmen dem Kurfursten von Sachsen uberlassen bleiben Die protestantischen Reichsfursten befurchteten ihre de facto bestehende Unabhangigkeit zu verlieren und ausserdem hatte eine Ruckgabe der Kirchenguter auch die Existenz vieler kleinerer Herrschaften in Frage gestellt und die Umwalzung der Eigentumsverhaltnisse hatte die Ordnung im Reich enorm gefahrdet Gegen das Restitutionsedikt erhoben sich sofort die protestantischen Reichsstande und selbst der Oberbefehlshaber des kaiserlichen Heeres Wallenstein lehnte das Restitutionsedikt als politisch unvernunftig ab Ihm war klar dass die Protestanten das Edikt niemals akzeptieren wurden und damit war absehbar dass das Edikt die gegnerische protestantische Koalitionen verstarken wurde und die Gefahr einer unvorhersehbaren Verlangerung des Krieges bestand Am 6 Juli 1630 landete der Schwedenkonig Gustav II Adolf mit 13 000 Mann auf Usedom Durch den Einfall der Schweden waren die kurbrandenburgischen Besitzanspruche auf Pommern bedroht und deshalb hoffte der calvinistische Kurfurst Georg Wilhelm von Brandenburg auf die Unterstutzung des sachsischen Kurfursten Johann Georg Als Lutheraner war der sachsische Kurfurst jedoch nicht ohne weiteres bereit den Brandenburger Kurfursten zu unterstutzen Er verfolgte weiterhin seine unversohnliche Religionspolitik gegenuber dem reformierten Glaubensbekenntnis und blieb bei seiner toleranten Haltung gegenuber der katholischen Glaubenslehre Er war schon 1620 nicht bereit gewesen den calvinistischen bohmischen Konig Friedrich von der Pfalz in der Schlacht am Weissen Berg gegen die Habsburger und die katholische Liga militarisch zu unterstutzen Als Lohn fur die kaiserfreundliche Haltung hatte ihm der Kaiser fur seine Kriegsausgaben entschadigt und ihm die Pfandschaft uber die Oberlausitz und die Niederlausitz ubertragen Deshalb blieben die Lausitzen und Schlesien von der vom Kaiser betriebenen blutigen Rekatholisierung Bohmens verschont Ziele des Leipziger Konvents BearbeitenWahrend des Regensburger Kurfurstentages von 1630 hatte der Kaiser den Kurfursten von Sachsen aufgefordert beide Lausitzen gegen das Herzogtum Mecklenburg des in Ungnade gefallenen Wallenstein umzutauschen Mit dem Umtausch ware der sachsische Kurfurst direkt den Angriffen des Schwedenkonigs ausgesetzt gewesen und hatte deshalb ein Bundnis mit dem Kaiser benotigt was erhebliche Konflikte mit den protestantischen Reichsfursten zur Folge gehabt hatte Die geforderte Ruckgabe beider Lausitzen widersprach auch der von Johann Georg verfolgten Territorialpolitik in Mitteldeutschland Ausserdem sah der sachsische Kurfurst seinen Grundbesitz in den sakularisierten Bistumern und die sachsischen Anspruche auf die Administration des Erzbistums Magdeburg gefahrdet Es war also eine neue umfassende von allen Protestanten getragene Strategie erforderlich um die Forderungen des Kaisers mit klaren und unmissverstandlichen Worten abzuwehren An den Vorbereitungen eines Konvents aller protestantischen Reichsfursten war mit Kurfurst Georg Wilhelm auch Brandenburg beteiligt Von Februar bis April 1631 trafen die Kurfursten von Sachsen und Brandenburg zusammen mit Wilhelm und Bernhard von Sachsen Weimar Johann Kasimir von Sachsen Coburg Johann Philipp von Sachsen Altenburg Wilhelm von Hessen Kassel Christian von Brandenburg Bayreuth und weiteren 160 protestantischen Fursten und Reichsstanden zum Leipziger Konvent Am 28 Marz 1631 wurde eine Erklarung zur Rucknahme des Restitutionsediktes verabschiedet die den Charakter einer ultimativen Kriegserklarung hatte 1 Die Teilnehmer des Leipziger Konvents erklarten das Restitutionsedikt zur Wurzel standiger Unruhe im Reich bezeichneten das Edikt als Missachtung der reichsrechtlichen Bestimmungen des Augsburger Religionsfriedens und forderten Ferdinand II zur Rucknahme des Ediktes auf Die Erklarung des Leipziger Konvents auch Leipziger Manifest genannt wurde neben den bereits genannten Fursten mit Ausnahme von Bernhard von Sachsen Weimar von Vertretern der Fursten von Anhalt Baden Braunschweig Luneburg und Mecklenburg von Vertretern der Stadte Lubeck Frankfurt am Main Muhlhausen Nordhausen Nurnberg und Strassburg von der protestantischen Abtissin von Quedlinburg sowie von vielen kleinen protestantischen Adligen und kleinen unabhangigen Stadten unterzeichnet Der ehemalige Kurfurst von der Pfalz Friedrich V der Herzog von Pommern Bogislaw XIV und die Stadt Magdeburg unterzeichneten das Leipziger Manifest nicht und bekundeten stattdessen ihre Bundnistreue zum schwedischen Konig Gustav II Adolf Am 4 April 1631 sandte Johann Georg I das Leipziger Manifest an den Kaiser Der sachsische Kurfurst erhoffte mit der Erklarung der protestantischen Reichsstande eine starke Verhandlungsposition gegenuber Ferdinand II zu erhalten Er beabsichtigte ausserdem eine dritte Partei aufzubauen die sich einerseits gegen die Zentralisierungsbestrebungen Ferdinands II stellt andererseits den schwedischen Vormarsch unter Gustav II Adolf stoppt Der Leipziger Konvent beschloss deswegen auch ein Heer von 40 000 Mann aufzustellen befehligt von Hans Georg von Arnim Das Heer sollte ausschliesslich Verteidigungszwecken dienen und von den jeweiligen Reichskreisen aufgestellt und unterhalten werden Das Oberkommando und die Koordinierung sollte der Kurfurst von Sachsen ubernehmen Der Leipziger Konvent forderte die katholischen Reichsstande zu gemeinsame Friedensverhandlungen auf Die katholischen Reichsstande reagierten jedoch nicht auf die Vorschlage der protestantischen Reichsstande Ebenso ignorierte der Kaiser das Angebot des Kurfursten von Sachsen und des Kurfursten von Brandenburg ihm nach Rucknahme des Restitutionsediktes militarische Unterstutzung gegen reichsfremde Heere zu leisten Eine Weigerung des Kaisers hatte zur Folge dass nur er als Kaiser fur die Folgen verantwortlich sei denn nach dem Eingreifen der Schweden sei eine Neutralitat nicht langer moglich und die Protestanten seien nicht bereit sich zwischen den Schweden und dem Kaiser aufreiben zu lassen Nachdem der Kaiser nicht reagierte stellten sich am 21 April 1631 die protestantischen Fursten des Leipziger Bundes gegen den Kaiser Folgen des Leipziger Konvents BearbeitenDer schwedische Konig Gustav II Adolf der sich als Streiter fur die deutschen Protestanten ausgab beantwortete die Politik des Leipziger Konvents mit der Ersturmung der brandenburgischen Festungen Kustrin und Frankfurt im April 1631 Beide Stadte wurden tagelang von schwedischen Truppen geplundert und gebrandschatzt obwohl dort vorwiegend protestantische Burger lebten Der Kaiser beantwortete den Widerstand des Leipziger Bunds und den Vorstoss der Schweden mit der Belagerung Eroberung und Brandschatzung von Magdeburg im Mai 1631 Am 4 September 1631 ruckten die kaiserlichen Truppen unter Johann T Serclaes von Tilly in Sachsen ein und plunderten die Stadt Merseburg Zwei Tage spater ruckte Tilly vor Leipzig und beschoss die Messestadt Dies zwang den sachsischen Kurfursten zur Aufgabe seiner bisherigen Neutralitatspolitik Der Oberbefehlshaber der sachsischen Armee Hans Georg von Arnim uberzeugte schliesslich Johann Georg I ein Bundnis mit den Schweden einzugehen Am 11 September 1631 wurde in Coswig der schwedisch sachsische Bundnisvertrag unterzeichnet und am 17 September 1631 besiegten die verbundeten Schweden und Sachsen in der Schlacht bei Breitenfeld das Heer der katholischen Liga Aufgrund des Verlaufes des Krieges im Jahr 1631 blieben die Beschlusse des Leipziger Konvents gegenstandslos Johann Georg I erreichte jedoch im Prager Frieden vom 30 Mai 1635 zwischen dem Kaiser der katholischen Liga und Kursachsen dass das Restitutionsedikt bis zum Jahr 1675 ausgesetzt wird Ausserdem wurden die beiden Lausitzen dem Kurfurstentum Sachsen ubertragen Wahrend der Verhandlungen zum Westfalischen Frieden von 1648 musste die Rucknahme des Restitutionsediktes nicht mehr besprochen werden Das Scheitern der Politik des Leipziger Konvents fuhrte dazu dass Sachsen in den 1630er und 1640er Jahren ein standiger Kriegsschauplatz war Sachsen wurde von der kaiserlichen und schwedischen Soldateska verwustet seine Bevolkerung reduzierte sich bis zum Kriegsende um die Halfte auf 400 000 Menschen Die letzten schwedischen Truppen verliessen Sachsen erst am 30 Juni 1650 Literatur BearbeitenFriedemann Bedurftig Taschenlexikon Dreissigjahriger Krieg Piper Verlag GmbH Munchen Oktober 1998 ISBN 3 492 22668 X C V Wedgwood Der 30jahrige Krieg List Verlag Munchen Leipzig 10 Auflage 1998 ISBN 3 471 79210 4 Rudolf Kotzschke Hellmut Kretzschmar Sachsische Geschichte Weltbild Verlag Augsburg 1995 ISBN 3 89350 705 1 Karl Czok und Rainer Gross Das Kurfurstentum die sachsisch polnische Union und die Staatsreform 1547 1789 in Geschichte Sachsens herausgegeben von Karl Czok Hermann Bohlaus Nachfolger Weimar 1989 ISBN 3 7400 0062 7 Dieter Walz Der Tod kam als Sachsenganger Historische Schlachtfelder des Dreissigjahrigen Krieges im Leipziger Land Passage Verlag Leipzig 1 Auflage 1994 ISBN 3 9803465 2 8 Wilfried Mehl Gustav II Adolf von Schweden der Dreissigjahrige Krieg und seine Auswirkungen auf die Region Wettbewerbsarbeit 4 Ur Krostitzer Jahresring 2007Einzelnachweise Bearbeiten C V Wedgewood Der 30jahrige Krieg Cormoran Verlag Munchen 1999 ISBN 3 517 09017 4 S 246f Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Leipziger Konvent amp oldid 232194961