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Der Passauer Vertrag vom 2 August 1552 zwischen dem romisch deutschen Konig Ferdinand I und den protestantischen Reichsfursten unter der Fuhrung Moritz von Sachsen nach dem Furstenaufstand stellte die formale Anerkennung des Protestantismus dar die mit dem Augsburger Religionsfrieden von 1555 reichsrechtlich festgeschrieben wurde Der Vertrag wurde im Passauer Lamberg Palais verhandelt und abgeschlossen Unterzeichnet wurde er im Schloss der Grafen Solms in Rodelheim Gedenktafel an den dort geschlossenen Passauer Vertrag von 1552 am Passauer Domplatz Lamberg PalaisGedenkmunze des Kurfursten Johann Georg I von Sachsen zum Passauer Vertrag von 1552 und Augsburger ReligionsfriedenMit der hastigen Flucht von Kaiser Karl V und seiner Truppen aus Innsbruck nach Villach hatte Moritz sein oberstes Kriegsziel erreicht um Verhandlungen mit Karls Bruder Konig Ferdinand I und Regenten des Reiches ohne Karl aufnehmen und eine Losung der Religionsfrage im Reich zu forcieren die mit Karl nicht moglich war da dieser zu keiner friedlichen Regelung bereit war Inhaltsverzeichnis 1 Verhandlungen 2 Reichsrechtliche Bedeutung 2 1 Position des Kaisers 2 2 Interessen der Fursten 2 3 Interessen Konig Ferdinands 3 Resultate 4 Literatur 5 Weblinks 6 AnmerkungenVerhandlungen BearbeitenAn den Verhandlungen in Passau nahmen neben Konig Ferdinand und Kurfurst Moritz Herzog Albrecht von Bayern Erzbischof Ernst von Salzburg Bischof Wolfgang von Passau und Bischof Moritz von Eichstatt personlich teil Durch Gesandte vertreten waren die Kurfursten von Mainz Trier Koln der Pfalz und Brandenburg Herzog Wilhelm von Julich Herzog Christoph von Wurttemberg die Herzoge von Pommern Markgraf Johann von Brandenburg Kustrin Herzog Heinrich d J von Braunschweig der Bischof von Wurzburg der Landgraf von Hessen Wilhelm sowie Pfalzgraf Ottheinrich 1 Hessen wurde durch Heinrich Lersner vertreten 2 Die Verhandlungen fanden in einer Atmosphare des unmittelbar drohenden und von Markgraf Albrecht Alcibiades dann auch tatsachlich gefuhrten Zweiten Markgrafenkrieges statt Die Vertreter des Kaisers hatten allerdings keine Vollmachten einen endgultigen Vertrag abzuschliessen Karl wollte selbst entscheiden Die Verhandlungen fanden hauptsachlich zwischen den Kriegsparteien statt Ferdinand und die anderen Fursten vermittelten bei Konflikten Reichsrechtliche Bedeutung BearbeitenDieser Vertrag war zugleich auch eine Kompromissvereinbarung zwischen Ferdinand und Moritz von Sachsen Kaiser Karl verpflichtete sich den Schwiegervater von Moritz von Sachsen Landgraf Philipp von Hessen freizulassen der sich seit der Wittenberger Kapitulation 1547 in kaiserlicher Gefangenschaft befand Auch der gefangengehaltene ehemalige Kurfurst Johann Friedrich I von Sachsen kam im Folge der Friedensverhandlungen frei Pflicht des Kaisers war schliesslich fur den Schutz des Heiligen Romischen Reichs angesichts der Bedrohung durch das Osmanische Reich wahrend des schwelenden Turkenkrieges zu sorgen Die Protestanten unter Moritz von Sachsen verpflichteten sich den Kaiser dabei zu unterstutzen 3 Der Passauer Vertrag war Schritt zu einem dauerhaften Frieden der drei Jahre spater zum Augsburger Reichs und Religionsfrieden fuhrte Position des Kaisers Bearbeiten Karl lehnte den in Passau verhandelten Vertragsentwurf zunachst ab und bestand auf Anderungen u a auf einer Befristung des vereinbarten Gewaltverzichts bis zum nachsten Reichstag der dann nach Wegen zu einer religiosen Wiedervereinigung des Reichs zu suchen habe Karl ratifizierte den veranderten Entwurf am 15 August 1552 widerwillig 4 Insofern waren die dem Vertrag vorangegangenen Passauer Verhandlungen wesentlich wichtiger Sie werden von Historikern als das eigentlich Bahnbrechende angesehen Karl widersetzte sich lange den Forderungen der aufstandischen Fursten und mit der Standhaftigkeit der kaisertreuen Stadt Frankfurt am Main die der Belagerung der Fursten trotzte 17 Juli bis 9 August 1552 5 sowie durch Geldbewilligungen aus Neapel und von den Fuggern anderte sich allmahlich die Lage Den verlangten definitiven immerwahrenden Frieden in der Religionsfrage lehnte Karl ab Interessen der Fursten Bearbeiten Trotzdem waren fast alle an den Verhandlungen Beteiligten an einem stabilen tragfahigen Ausgleich auf der Grundlage des Status quo interessiert Das war insofern interessant als die katholische Kirche bis dahin immer darauf bestanden hatte dass die Einheit der Kirche unbedingt gewahrt bleiben musse Zweitens war man sich darin einig dass dem Frieden gegenuber der Wiedervereinigung der Kirche Vorrang einzuraumen sei Die Glaubensauseinandersetzungen sollten verrechtlicht und damit politisch neutralisiert werden Man wollte einen stabilen Frieden mochten die theologischen Fragestellungen auch weiterhin ungelost bleiben Auch diese Ansichten hatten kurz zuvor noch kaum Anhanger im Reich besessen Und drittens waren die in Passau versammelten Fursten der Uberzeugung dass die Reichsstande selbst die Probleme zu losen hatten Es sei nicht nur eine Aufgabe des Kaisers oder des Papstes Frieden zu schaffen sondern das Reich musse von innen heraus befriedet werden Die Ansichten der Kurie wurden nicht zur Kenntnis genommen und auch das bisherige Provisorium von Karl V in Form des Augsburger Interims wurde stillschweigend preisgegeben Trotz der Ablehnung des Vertrags als dauerhafte Regelung durch Karl stimmte auch Moritz der Befristung zu Er wollte sich lieber als Retter des Protestantismus sehen als den Krieg gegen die Habsburger weiter fortzusetzen zumal der Krieg langfristig auf Grund der Ressourcen des Kaisers wahrscheinlich sowieso nicht zu gewinnen gewesen ware Interessen Konig Ferdinands Bearbeiten Seine Interessen galten vorrangig der Sicherung Ungarns und der osterreichischen Erblande dafur bedurfte es aber des Friedens im Reich 6 Ferdinand wusste dass er alle Krafte im Reich einschliesslich der protestantischen zur Turkenabwehr brauchte wie die Belagerung von Wien 1529 gezeigt hatte Dass der Passauer Vertrag letztlich umgesetzt werden konnte lag nicht am Kaiser sondern an seinem Bruder Ferdinand 7 Resultate BearbeitenIm Passauer Vertrag wurden u a das Augsburger Interim aufgehoben und die protestantischen Vertreter beim Reichskammergericht zugelassen 8 Literatur BearbeitenWinfried Becker Hrsg Der Passauer Vertrag von 1552 Politische Entstehung reichsrechtliche Bedeutung und konfessionsgeschichtliche Bewertung Einzelarbeiten aus der Kirchengeschichte Bayerns Bd 80 Degener Neustadt an der Aisch 2003 ISBN 3 7686 4221 6 Karl Brandi Passauer Vertrag und Augsburger Religionsfriede In Historische Zeitschrift Band 95 Regensburg 1905 S 206 264 degruyter com PDF Volker Henning Drecoll Der Passauer Vertrag 1552 Einleitung und Edition Arbeiten zur Kirchengeschichte Bd 79 De Gruyter Berlin u a 2000 ISBN 3 11 016697 6 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Gerhard Fischer Die personliche Stellung und politische Lage Konig Ferdinands I vor und wahrend der Passauer Verhandlungen des Jahres 1552 M Liedtke Konigsberg 1891 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Axel Gotthard Das Alte Reich 1495 1806 5 durchgesehene und bibliographisch erganzte Auflage Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2013 ISBN 978 3 534 15118 9 archive org Joseph Lortz Die Reformation in Deutschland Herder Freiburg i B 1940 2 Band K G Petermann Der Passauer Vertrag oder der 2 Aug 1552 Ein Schriftchen fur evangelische Christen 1852 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Ines Grund Die Ehre die Freiheit der Krieg Frankreich und die deutsche Furstenopposition gegen Karl V 1547 48 1552 Regensburg 2006 S 217 243 uni regensburg de PDF Johannes Herrmann Gunther Wartenberg und Christian Winter Bearbeiter Politische Korrespondenz des Herzogs und Kurfursten Moritz von Sachsen Sechster Band 2 Mai 1552 11 Juli 1553 Akademie Verlag GmbH Berlin 2006 ISBN 978 3 05 004166 7 PDFWeblinks BearbeitenPassauer Vertrag 2 August 1552 Vertragstext bearbeitet von Alexandra Schafer Griebel bei Herzog August Bibliothek HA GR Rep 39 Verhandlungen der Furstenopposition und Konig Ferdinand I in Linz und Passau 1552 In Geheimes Staatsarchiv Preussischer KulturbesitzAnmerkungen Bearbeiten Christian Winter Die Zusammenarbeit mit Konig Ferdinand nach dem Passauer Vertrag Einleitung XXIV In Johannes Herrmann Gunther Wartenberg und Christian Winter Bearbeiter Politische Korrespondenz des Herzogs und Kurfursten Moritz von Sachsen HA GR Rep 39 Nr 67 Instruktion des Landgrafen Wilhelm von Hessen fur seinen Gesandten bei den Passauer Verhandlungen Heinrich Lersner In Geheimes Staatsarchiv Preussischer Kulturbesitz Tatsachlich leisteten die Protestanten unter Moritz ihm mit einigem Erfolg Hilfe Die ersten ernsten Probleme mit der Reichsturkenhilfe traten auf als der Nachfolger von Ferdinand Maximilian II beabsichtigte die Krone von Polen zu erlangen Dies fuhrte zu einer Annaherung Maximilians an den Papst und zu einer Entfremdung von den deutschen Protestanten Kaiser muss Vertrag mit Protestanten schliessen In Die Welt am 11 Juni 2018 Johannes Voigt Markgraf Albrecht Alcibiades von Brandenburg Kulmbach Berlin Decker 1852 Band 1 S 292 315 Franz Brendle Passauer Vertrag und Augsburger Religionsfriede In Das konfessionelle Zeitalter de Gruyter Berlin 2015 S 128 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Alfred Kohler Ferdinand I 1503 1564 Furst Konig und Kaiser Beck Berlin 2003 ISBN 3 406 50278 4 S 237 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Stichwort Passauer Vertrag In Die Glossare des Hauses der Bayerischen Geschichte Online 48 574768615 13 462918996667 Koordinaten 48 34 29 17 N 13 27 46 51 O Normdaten Werk GND 4204268 9 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Passauer Vertrag amp oldid 236819814