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Heinrich II der Jungere 10 November 1489 in Wolfenbuttel 11 Juni 1568 ebenda war Herzog zu Braunschweig Luneburg Furst von Braunschweig Wolfenbuttel regierte von 1514 bis zu seinem Tode 1568 und gilt als der letzte katholische Furst im niedersachsischen Raum Wegen seiner langjahrigen Affare mit einer Hofdame aus der zehn Kinder hervorgingen wurde er von seinen lutherischen Gegnern auch spottisch der wilde Heinz von Wolfenbuttel genannt Heinrich II von Braunschweig Wolfenbuttel Portrat von Heinrich Neumann 1823 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Reformen 3 Kirchenpolitik 4 Schloss Wolfenbuttel 5 Nachkommen 6 Aussereheliches Verhaltnis 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseLeben BearbeitenHeinrich war ein Sohn des Herzogs Heinrich I von Braunschweig Wolfenbuttel 1463 1514 aus dessen Ehe mit Katharina 1465 1526 Tochter des Herzogs Erich II von Pommern Heinrich konnte das Territorium des Herzogtums in der Hildesheimer Stiftsfehde von 1519 bis 1523 vergrossern 1 Allerdings wurde er schon zu Beginn der Fehde am 28 Juni 1519 in der Schlacht bei Soltau vernichtend geschlagen Nur durch das Eingreifen des neugewahlten Kaisers Karl V verwandelte sich die Niederlage auf dem Schlachtfeld doch noch in einen Sieg Als Wiedergutmachung dafur nahm er an der Niederwerfung des Bauernaufstands 1524 25 teil und wurde auch sonst ein treuer Parteiganger des Kaisers 1528 warb er den erfahrenen Heerfuhrer Asche von Cramm fur eine Expedition uber die Alpen nach Italien um dort mit ihm gemeinsam die deutschen Truppen zur Hilfe Kaiser Karls V anzufuhren Der Feldzug verlief zunachst erfolgreich Bergamo war belagert und Lodi erobert da brach im Lager der Deutschen die Pest aus Aus diesem Grund und weil der Kaiser das versprochene Gold nicht zahlte brach der Herzog den Feldzug ab Sein Feldherr Asche starb an den Folgen der Pest in der Schweiz Er selbst floh als Knecht verkleidet zuruck nach Deutschland 2 1531 trat die Hauptstadt seines Furstentums Braunschweig die schon 1528 evangelische Prediger berufen hatte 1 dem protestantischen Schmalkaldischen Bund bei Die Einwohner der Stadt versuchten auf diese Art neben dem Konfessionswechsel ihren katholischen Landesherren loszuwerden oder doch zumindest eine weitestgehende stadtische Autonomie zu erkampfen Hohe Wellen schlug in dieser Zeit auch die Hinrichtung des freiheitlich demokratisch gesinnten protestantischen Burgermeisters der Stadt Lubeck Jurgen Wullenwever 1537 am Lechlumer Streitholz vor Wolfenbuttel Als sich 1538 die katholischen Stande zur Liga zusammenschlossen trat Heinrich der ein frommer Katholik war sofort bei und wurde einer der beiden Bundeshauptleute der Liga Die Liga ursprunglich als politisch militarisches Gegengewicht zum Schmalkaldischen Bund gegrundet blieb weitestgehend bedeutungslos und erfullte die Erwartungen nicht die Heinrich in sie setzte Truppen des Schmalkaldischen Bundes eroberten mit Unterstutzung der Stadt Braunschweig und der Freien Reichsstadt Goslar 1542 das Herzogtum Das Herzogtum wurde besetzt und die Reformation eingefuhrt Heinrich geriet nach einem Ruckeroberungsversuch 1545 in Gefangenschaft Philipp I und wurde fur mehrere Jahre in Ziegenhain in Hessen eingekerkert Die Fuhrer des Schmalkaldischen Bundes propagierten mit ihren in Goslar gepragten Schmalkaldischen Bundestalern den Sieg des Bundes uber den Herzog von Braunschweig Erst ein Sieg Karls V in der Schlacht bei Muhlberg uber den Schmalkaldischen Bund ermoglichte 1547 seine Ruckkehr Die von ihm eingeleitete Rekatholisierung wurde nur von der Stadt Braunschweig erfolgreich bekampft Die an das Herzogtum angrenzende Freie Reichsstadt Goslar wurde nach langem Streit 1552 Riechenberger Vertrag gezwungen die ertragreichen Erzbergwerke am Rammelsberg dem Herzog zu uberlassen Seinen letzten grossen militarischen Erfolg feierte er im Jahre 1553 in der Schlacht bei Sievershausen In dieser fur ihn siegreichen aber blutigen Schlacht gegen Albrecht II Alcibiades fielen neben zahlreichen anderen Adligen auch seine beiden altesten Sohne Karl Viktor und Philipp Magnus Dadurch wurde sein drittgeborener von Jugend an korperlich leicht behinderter Sohn Julius erbberechtigt Julius wurde charakterlich und korperlich fur nicht besonders regierungsfahig gehalten auch weil er unverhohlen mit dem Protestantismus sympathisierte Um dem Zwist mit dem Vater aus dem Wege zu gehen liess er sich auf Schloss Hessen nieder wo er sich auf seinen Regierungsantritt vorbereitete Reformen Bearbeiten nbsp Collane eines Ritters des Ordens vom Goldenen Vlies wie sie auch Heinrich verliehen bekam Herzog Heinrich II galt als sehr organisierter Furst der viele Reformen einfuhrte wie z B die Kanzleiordnung und das Hofgericht Seine grosste Leistung war aber wohl die Einfuhrung Durchfuhrung und kaiserliche Bestatigung der bereits von seinem Vater gewunschten Primogenitur in Braunschweig Wolfenbuttel Damit setzte er sich gegen seinen Bruder Wilhelm durch der eine Teilung des Furstentums zu seinen Gunsten anstrebte was durch die Primogenitur untersagt wurde Der Braunschweiger blieb sein ganzes Leben dem Kaiser treu zu Diensten und erhielt deshalb den Orden vom Goldenen Vlies Solange sein Bruder sich der Primogenitur verweigerte hielt Heinrich II ihn zwolf Jahre lang unter Arrest Das Pactum Henrico Wilhelminum vom 16 November 1535 besiegelte das Ende des Streits und wurde von Kaiser Karl V am 12 Januar 1539 bestatigt Heinrich machte sich auch um das Unterharzer Huttenwesen verdient Unter anderem grundete er die Frau Sophien Hutte in Langelsheim und die Frau Marien Hutte in Oker Kirchenpolitik BearbeitenHeinrich hielt unbeirrt am Katholizismus fest auch als alle anderen Welfenherrscher und die Stadte Braunschweig und Goslar bereits die Reformation eingefuhrt hatten Heinrich blieb zwar katholisch betrieb aber in seinem Herzogtum eine energische an den politischen Erfordernissen orientierte Kirchenpolitik Er zog Kirchenguter ein hohlte die Diozesanverfassung im Bistum Hildesheim aus beseitigte diese in Halberstadt und fuhrte Visitationen durch 1 Schloss Wolfenbuttel Bearbeiten nbsp Das Schloss Wolfenbuttel auf einem Kupferstich von 1654Heinrich baute die alte Wasserburg Wolfenbuttel zum Schloss Wolfenbuttel als modernem Renaissance Bau um Die militarische Funktion ubernahmen fruhneuzeitliche Festungswerke die um den Schlossbezirk herum errichtet wurden und den Kern der spater bedeutenden Festung Wolfenbuttel bildeten Innerhalb der Festung auf dem heute freien Schlossplatz bestand eine enge Bebauung Weitere Hauser von Beamten und Handwerkern wurden auf dem Gebiet ostlich der Festung errichtet Die Vorstadt erhielt den Namen Zu unserer lieben Frauen nach der dort bestehenden Marienkapelle Sein Sohn Julius gab spater der von ihm ausgebauten Siedlung Zu unserer lieben Frauen vor den Toren seines Residenzschlosses Wolfenbuttel den Namen Heinrichstadt Heute nachdem der Name des Schlosses auf die ganze Stadt ubergegangen ist ist die Heinrichstadt der Kern der Wolfenbutteler Altstadt Nach den beiden 1553 in der Schlacht bei Sievershausen gefallenen Prinzen wurden zwei machtige Festungswerke Wolfenbuttels benannt die Karlsbastion und der Philippsberg Nachkommen Bearbeiten nbsp Grabstein Sophia Heinrich II Karl Victor und Philipp Magnus in der Wolfenbutteler MarienkircheHeinrich II heiratete 1515 in erster Ehe Maria 1496 1541 Tochter des Grafen Heinrichs von Wurttemberg mit der er folgende Kinder hatte 3 Margarete 1516 1580 1561 Herzog Johann von Munsterberg Oels 1509 1565 Andreas 1517 jung Katharina 1518 1574 1537 Markgraf Johann von Brandenburg Kustrin 1513 1571 Marie 1521 1539 Abtissin von Gandersheim Karl Viktor 1525 1553 gefallen in der Schlacht bei Sievershausen Philipp Magnus 1527 1553 gefallen in der Schlacht bei Sievershausen Julius 1528 1589 Herzog von Braunschweig Wolfenbuttel 1560 Prinzessin Hedwig von Brandenburg 1540 1602 Heinrich jung Johann jung Joachim jung Clara 1532 1595 Abtissin von Gandersheim 1539 1547 1560 Herzog Philipp II von Braunschweig Grubenhagen 1533 1596 Nach dem Tod seiner ersten Gattin heiratete Heinrich II Sophia von Polen 1522 1575 eine Tochter von Konig Sigismund I von Polen Aussereheliches Verhaltnis BearbeitenHeinrich II unterhielt ein mehrjahriges Verhaltnis mit der Hofdame seiner Ehefrau Eva von Trott deren krankheitsbedingter Tod in Gandersheim nach ihrer Entlassung vorgetauscht wurde Er quartierte die angeblich Verstorbene zwischen 1532 und 1541 heimlich auf der Burg Stauffenburg im abgelegenen Gittelde in Harznahe ein Nach unbemerkten Treffen brachte von Trott nach bereits drei vorausgegangenen Geburten weitere sieben Kinder zur Welt deren Vaterschaft Heinrich II zugeschrieben wurde Auf dem Reichstag zu Regensburg 1542 wurde diese Beziehung von Heinrichs Gegnern an die Offentlichkeit getragen Zeitweilig wurde er deswegen auch als wilder Heinz von Wolfenbuttel verspottet Dieses Verhaltnis erwahnt Martin Luther in seiner Flugschrift Wider Hans Worst von 1541 Ausgestattet mit dem Besitz des Ritterguts Kirchberg bei Seesen erhielten diese naturlichen Kinder 1548 durch kaiserlichen Adelsbrief mit dem Namen von Kirchberg den Reichsadelsstand 4 Nachdem Heinrichs II alteste Sohne aus erster Ehe Karl Viktor und Philipp Magnus beide 1553 gefallen waren war sein Sohn Julius der eigentlich vorbestimmte Nachfolger in der Regierung Diesen hielt der Vater jedoch fur nicht geeignet und er hoffte auf einen Stammhalter aus seiner zweiten Ehe mit der polnischen Prinzessin Als diese Ehe jedoch kinderlos blieb trug Heinrich II sich mit dem Gedanken seinen unehelichen Sohn Eitel Heinrich von Kirchberg nach vorangegangener Legitimation seitens des Papstes zu seinem Nachfolger zu bestimmen Doch lehnte Eitel Heinrich die ihm von seinem Vater angebotene Nachfolge in der Furstenwurde ab So blieb Julius der Erbprinz und als jener die Nachfolge nach dem Tod des Vaters angetreten hatte rechnete er seinem Halbbruder Eitel Heinrich seinen vorangegangenen freiwilligen Verzicht hoch an 5 1584 befehligte Eitel Heinrich ein Soldnerheer in der Schlacht an der Agger Literatur BearbeitenChristian Lippelt Heinrich der Jungere Herzog zu Braunschweig und Luneburg Wolfenbuttel In Horst Rudiger Jarck Dieter Lent u a Hrsg Braunschweigisches Biographisches Lexikon 8 bis 18 Jahrhundert Appelhans Verlag Braunschweig 2006 ISBN 3 937664 46 7 S 322 323 Heinrich Schmidt Heinrich der Jungere In Neue Deutsche Biographie NDB Band 8 Duncker amp Humblot Berlin 1969 ISBN 3 428 00189 3 S 351 f Digitalisat Ferdinand Spehr Heinrich der Jungere Herzog von Braunschweig Wolfenbuttel In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 11 Duncker amp Humblot Leipzig 1880 S 495 500 Rainer Taubrich Herzog Heinrich der Jungere von Braunschweig Wolfenbuttel Leben und Politik bis zum Primogeniturvertrag von 1535 Braunschweig 1987 88 ISBN 3 928009 02 8 Franz Petri Herzog Heinrich der Jungere von Braunschweig Wolfenbuttel Ein niederdeutscher Territorialfurst im Zeitalter Luthers und Karls V In Archiv fur Reformationsgeschichte 72 1981 S 122 158 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Heinrich II Braunschweig Wolfenbuttel Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Heinrich der Jungere auf der Website der WelfenEinzelnachweise Bearbeiten a b c Helga Schnabel Schule Die Reformation 1495 1555 S 226 Archiv fur Geschichte Genealogie Diplomatik und verwandte Facher Hrsg durch einen Verein von Gelehrten und Freunden deutscher Geschichts und Stammeskunde J S Cast 1846 google pt abgerufen am 4 Marz 2022 Zu Maria und der Ehe siehe Gerhard Raff Hie gut Wirtemberg allewege Band 1 Das Haus Wurttemberg von Graf Ulrich dem Stifter bis Herzog Ludwig 6 Auflage Landhege Schwaigern 2014 ISBN 978 3 943066 34 0 S 485 489 Ahnenforschung in Preussen und Lippe Wilhelm Havemann Geschichte der Lande Braunschweig und Luneburg Band 1 Luneburg 1837 S 388 f VorgangerAmtNachfolgerHeinrich I Herzog zu Braunschweig und LuneburgFurst von Braunschweig Wolfenbuttel 1514 1568JuliusNormdaten Person GND 119024918 lobid OGND AKS LCCN n88652087 VIAF 264641928 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Heinrich II ALTERNATIVNAMEN Heinrich der JungereKURZBESCHREIBUNG Herzog zu Braunschweig Luneburg Furst von Braunschweig WolfenbuttelGEBURTSDATUM 10 November 1489GEBURTSORT WolfenbuttelSTERBEDATUM 11 Juni 1568STERBEORT Wolfenbuttel Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Heinrich II Braunschweig Wolfenbuttel amp oldid 238816389