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Julius 29 Juni 1528 in Wolfenbuttel 3 Mai 1589 ebenda Herzog zu Braunschweig und Luneburg Furst von Braunschweig Wolfenbuttel regierte von 1568 bis zu seinem Tode 1589 und gilt als einer der bedeutendsten Herrscher seines Furstentums Herzog Julius von Braunschweig LuneburgWappen von Wolfenbuttel 1570 Beischrift Von Hertzog Julio zu Braun und Luneb etc Ist diese Feste Heinrichsstadt genent unnd mit diesem Ingesiegell begnadet Anno M D LXX Inhaltsverzeichnis 1 Jugend 2 Regierung 3 Bischof von Minden 4 Nachkommen 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseJugend BearbeitenJulius war der vierte bzw der dritte uberlebende Sohn Herzog Heinrichs des Jungeren Durch einen Unfall in fruhester Kindheit hatte er leicht verkruppelte Fusse Auch erfullte sein Charakter nicht die Kriterien die sein draufgangerischer Vater fur einen Herrscher als absolut notwendig erachtete Da er zwei altere Bruder Karl Viktor 1525 1553 und Philipp Magnus 1527 1553 hatte wurde er fur eine kirchliche Karriere ausgebildet Julius studierte erst in Koln dann im flandrischen Lowen ab 1550 bereiste er Frankreich Ganz nebenbei kaufte er dort ein paar Ritterromane die den Grundstock der spater weltberuhmten Wolfenbutteler Bibliothek bilden sollten Wahrend einer der vielen kriegerischen Auseinandersetzungen der damaligen Zeit fielen seine beiden alteren Bruder in der blutigen Schlacht bei Sievershausen 1553 Julius war plotzlich Thronfolger was seinem Vater missfiel Julius besass nicht die ritterlichen Fahigkeiten und die korperliche Tuchtigkeit die damals fur unverzichtbar gehalten wurden Reiten und Jagen waren nicht das Seine Stattdessen hatte er studiert und die franzosische Kultur kennengelernt Julius liebaugelte zudem mit dem Protestantismus wahrend sein Vater als letzter Furst in Norddeutschland den Katholizismus verteidigte sich deswegen mit dem Schmalkaldischen Bund anlegte Niederlagen einstecken musste und von seinen Feinden eingekerkert wurde Um dem Zwist aus dem Wege zu gehen bezog Julius unweit der Residenz Wolfenbuttel das Schloss Hessen wo mehrere seiner Kinder geboren wurden Hier arbeitete er sich in Verwaltungsfragen und Wirtschaftstheorien ein und erprobte seine neu erworbenen Fahigkeiten in seinem Amt Hessen Regierung BearbeitenSchon zwei Monate nach seinem Regierungsantritt fuhrte Herzog Julius in seinem Land die Reformation ein Dazu kam eine Verwaltungsreform und eine vollkommen neue Wirtschaftspolitik die sich am Merkantilismus orientierte Bodenschatze wurden erschlossen und die Infrastruktur ausgebaut Bergbau und Huttenwesen im Harz wurden gefordert und die Oker als Wasserweg zwischen Wolfenbuttel und dem Harz schiffbar gemacht So kamen die Erze auf dem schnellsten und sichersten Weg nach Wolfenbuttel wo eine florierende Waffenindustrie entstand So beherbergte sein Zeughaus eine Zeit lang die langsten Kanonen Deutschlands mit denen er Probeschusse von bis zu sechs Kilometern Weite realisieren konnte Im Jahr 1569 erfand Julius eine neue Art der Artilleriemunition Es waren Kugeln gegossen aus der Schlacke der Metallhutten des Harz deren Ausbau er vorantrieb Zwischen 1569 und 1585 wurden in den Metallhutten Frau Sophienhutte und Herzog Juliushutte Tausende solcher Kugeln in unterschiedlichen Kalibern gegossen Im Jahr 1572 erreichten bereits 54 000 Stuck dieser Kugeln die Stadt Wolfenbuttel wahrend noch 73 824 weitere in den Metallhutten vorratig lagerten Ein grosser Teil der gefertigten Kanonenkugeln trug eine eingegossene Markierung bestehend aus der Jahreszahl der Fertigung und dem Monogramm des Herzoges Diese Kugeln wurden teils als Handelsware verkauft teils als personliche Tauschware von Herzog Julius verwendet nbsp Kanonenkugel aus Schlacke mit dem Herstellungsjahr 1575 und dem Monogramm von Herzog Julius HJ Durchmesser 9 5 cm Gewicht 1928 GrammDer grosse und vielleicht einzige Vorteil der Schlacke Kugeln war die enorme Einsparung von Eisen im Vergleich zu herkommlichen aus Eisen gegossenen Kanonenkugeln Gleichzeitig fand die bei der Verhuttung von Erz als Abfallprodukt anfallende Schlacke eine mehr oder weniger sinnvolle Verwendung Aufgrund der Materialeigenschaften der Schlacke in Verbindung mit mangelnder Verarbeitungstechnik bei der Herstellung erwiesen sich die auf diese Weise gegossenen Kanonenkugeln allerdings nur bedingt als Artilleriemunition tauglich Wie zeitgenossische Beschussversuche zeigten zerbrachen die Kugeln bereits entweder beim Abfeuern im oder kurz nach Verlassen des Kanonenrohres Dies mag der Grund sein warum diese Materialzusammensetzung sich fur Artilleriegeschosse in spateren Jahrhunderten nicht durchgesetzt hat 1 nbsp Juleum der Universitat Helmstedt Alma Julia Im Jahr 1568 grundete Julius die Universitat Helmstedt Alma Julia als seine Landesuniversitat mit dem Juleum als Hauptgebaude Am 1 Januar 1569 erliess er eine Kirchenordnung mit der er die Reformation in seinem Territorium durchsetzte 2 Im Jahre 1571 verlieh Herzog Julius der alten Handwerkersiedlung vor den Toren seines Schlosses den Namen Heinrichstadt und baute sie zu einer modernen Stadt aus Der Name Wolfenbuttel blieb bis 1747 dem eigentlichen Schlossbezirk vorbehalten heute ist die Heinrichstadt der Kern der Wolfenbutteler Altstadt 1571 wurden die Burg und der Ort Calvorde durch Herzog Julius von Braunschweig Teil des Herzogtums Braunschweig Luneburg 1572 wurde die Amtsverwaltung von Herzog Julius von der Harzburg nach Bundheim verlegt und ein neues Amtshaus errichtet ebenso eine Messinghutte Im selben Jahr erliess er fur seine inzwischen stark gewachsene Buchersammlung eine Liberey Ordnung die als Grundungsurkunde der Wolfenbutteler Bibliothek gilt Das Hauptproblem das viele Generationen seiner Dynastie beschaftigte war die Uberwindung der Selbststandigkeit der Stadt Braunschweig Regelmassig fanden kriegerische Auseinandersetzungen und gegenseitige Belagerungen statt Die Braunschweiger Burger wollten den Herzogen keine Untertanen sein Julius plante einen eleganteren Weg Er wollte die selbstbewusste Hansestadt Braunschweig wirtschaftlich austrocknen Dazu wollte er eine grosse Handels und Industriestadt mit Namen Gotteslager vor den Toren der Heinrichstadt grunden als Konkurrenz zu Braunschweig Er plante eine Grossstadt mit eigener Kirche Universitat und staatlichen Manufakturen Auch die Heinrichstadt wurde massiv umgebaut und modernisiert vor allem mit Hilfe landesfremder Berater So legte der Niederlander Hans Vredeman de Vries zur Trockenlegung des Stadtgebiets von Wolfenbuttel ein Grachtensystem an dessen Reste noch heute das pittoreske Stadtbild beleben nbsp Lichttaler von 1586 mit Sinnbild und Wahlspruch des Herzogs JuliusJulius unterzeichnete die Konkordienformel von 1577 und das Konkordienbuch von 1580 3 machte sie aber nach dem Streit um die Amtseinfuhrung seines Sohnes als Furstbischof von Halberstadt fur sein Herrschaftsgebiet nicht verpflichtend Durch Erbschaft wurde das Land erweitert 1582 fielen Teile der Grafschaft Hoya nach dem Tode Ottos VIII von Hoya an 1584 das Furstentum Braunschweig Calenberg von seinem kinderlosen Onkel Erich II Julius hinterliess seinem Sohn und Nachfolger Heinrich Julius ein wohlgeordnetes und finanziell gesundes Furstentum Das brennende Licht auf seinen Lichttalern das sich verzehrt passt zum Wahlspruch des Herzogs Aliis inserviendo consumor Im Dienste anderer verzehre ich mich Im Jahr 1585 erfolgten erste Schurfungen nach Steinkohle im Osterwald in seinem Auftrag 4 Im selben Jahr schloss er die Arbeiten am spater nach ihm benannten Tiefen Julius Fortunatus Stollen ab Bischof von Minden BearbeitenJulius dessen Ausbildung auf eine Kirchenlaufbahn ausgerichtet war und der sich dazu als Kanoniker in Koln aufhielt wurde am 23 April 1553 vom Mindener Domkapitel zum Bischof von Minden bestellt Eine papstliche Bestatigung blieb ihm verwehrt so dass er Bischof Elekt bzw Administrator fur das Bistum Minden und das Hochstift Minden blieb Sein streng katholischer Vater versuchte zeitlebens eine Thronbesteigung des zur Reformation neigenden Julius zu verhindern Daher wird angenommen dass auch die Wahl zum Bischof in Minden Teil des vaterlichen Plans war Julius in eine kirchliche Laufbahn abzuschieben 5 Nach dem Tod des Bischofs Franz von Waldeck der in kriegerische Auseinandersetzungen mit den Welfen unterlegen war hatten die Welfen gewissermassen Anrecht auf die Besetzung des freigewordenen Bischofsamtes in Minden Bereits im Februar 1554 resignierte Julius jedoch als Bischof Elekt 6 um sich auf die Regentschaft in Wolfenbuttel vorzubereiten denn seit dem uberraschenden Tod seiner beiden alteren Bruder 1553 war Julius Erbprinz Als Bischof Elekt neigte er der Reformation zu und stand so in der Reihe seines Vorgangers Franz von Waldeck der in Minden der lutherischen Lehre Vorschub geleistet hatte Seine Amtszeit war jedoch zu kurz um die Geschichte des Bistums massgeblich zu beeinflussen Um den Anspruch der Welfen auf das Bistum Minden zu unterstreichen folgte Julius Onkel Georg von Braunschweig Wolfenbuttel im Amt des Mindener Bischofs 6 Sein ihm als Herzog zu Braunschweig und Luneburg und Furst von Braunschweig Wolfenbuttel in der Regierung nachfolgender Sohn Heinrich Julius war neben seinem bischoflichen Amt in Halberstadt von 1582 bis 1585 ebenfalls Bischof Elekt in Minden 6 Nachkommen Bearbeiten nbsp Herzog Julius von Braunschweig Luneburg Bildnis von 1590Julius heiratete 1560 Hedwig von Brandenburg 1540 1602 eine Tochter des Kurfursten Joachim II von Brandenburg Sie hatte folgende Kinder Sophie Hedwig 1561 1631 1577 Herzog Ernst Ludwig von Pommern Wolgast 1545 1592 Heinrich Julius 1564 1613 Herzog von Braunschweig Wolfenbuttel 1 1585 Prinzessin Dorothea von Sachsen 1563 1587 2 1590 Prinzessin Elisabeth von Danemark 1573 1626 Maria 1566 1626 1582 Herzog Franz II von Sachsen Lauenburg 1547 1619 Elisabeth 1567 1618 1 1583 Graf Adolf XI von Holstein Schauenburg 1547 1601 2 1604 Herzog Christoph von Braunschweig Harburg 1570 1606 Philipp Sigismund 1568 1623 Bischof von Verden und Osnabruck Margarete 1571 1580 Joachim Karl 1573 1615 Sabine Catharina 1574 1590 Dorothea Augusta 1577 1625 Abtissin von Gandersheim Julius August 1578 1617 Abt von Michaelstein Hedwig 1580 1657 1621 Herzog Otto III von Braunschweig Harburg 1572 1641 nbsp Sophie Hedwig nbsp Marie nbsp Elisabeth nbsp Philipp Siegmund nbsp Margarete nbsp Joachim Karl nbsp Sabine nbsp Dorothea nbsp Julius August nbsp HedwigLiteratur BearbeitenPaul Zimmermann Julius Herzog zu Braunschweig und Luneburg In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 14 Duncker amp Humblot Leipzig 1881 S 663 670 Hans Joachim Kraschewski Julius Herzog zu Braunschweig Luneburg Wolfenbuttel In Horst Rudiger Jarck Dieter Lent u a Hrsg Braunschweigisches Biographisches Lexikon 8 bis 18 Jahrhundert Appelhans Verlag Braunschweig 2006 ISBN 3 937664 46 7 S 386 Hans Joachim Kraschewski Julius In Neue Deutsche Biographie NDB Band 10 Duncker amp Humblot Berlin 1974 ISBN 3 428 00191 5 S 654 f Digitalisat Joachim Lehrmann Goldmacher Gelehrte und Ganoven Zur Suche nach dem Stein der Weisen in den Landern Braunschweig Hannover Hildesheim Lehrte 2008 ISBN 978 3 9803642 7 0 Darin S 109 227 Die betruglichen Goldmacher am wolfenbuttelschen Hofe Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Julius von Braunschweig Wolfenbuttel Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur zu Herzog Julius im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Bild von Herzog Julius auf der Welfen WebsiteEinzelnachweise Bearbeiten Arne Homann Artilleriegeschosse aus Schlacken Eine welfische Erfindung des 16 Jahrhunderts in Braunschweigisches Jahrbuch fur Landesgeschichte 96 2015 S 11 26 Theologische Realenzyklopadie TRE Band 18 Berlin New York 1989 S 673 books google de Digitalisat Bekenntnisschriften der evangelisch lutherischen Kirche S 15 und S 763 Steinkohleabbau im Osterwald Calenberger Zeitung vom 13 Oktober 2006 S 13 Inge Mager Die Konkordienformel im Furstentum Braunschweig Wolfenbuttel Entstehungsbeitrag Rezeption Geltung Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 1986 S 22 books google de Digitalisat a b c Eintrag zu Julius von Braunschweig Luneburg auf catholic hierarchy orgVorgangerAmtNachfolgerHeinrich II Herzog zu Braunschweig und LuneburgFurst von Braunschweig Wolfenbuttel 1568 1589Heinrich JuliusErich II Herzog zu Braunschweig und LuneburgFurst von Calenberg 1584 1589Heinrich JuliusFranz von WaldeckBischof von Minden 1553 1554Georg von Braunschweig WolfenbuttelNormdaten Person GND 118558714 lobid OGND AKS LCCN n90710091 VIAF 22933406 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME JuliusKURZBESCHREIBUNG Furst von Braunschweig WolfenbuttelGEBURTSDATUM 29 Juni 1528GEBURTSORT WolfenbuttelSTERBEDATUM 3 Mai 1589STERBEORT Wolfenbuttel Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Julius Braunschweig Wolfenbuttel amp oldid 239428297