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Canonicus ist eine Weiterleitung auf diesen Artikel Fur den Hauptling der Narraganset siehe Canonicus Sachem Canonici ist eine Weiterleitung auf diesen Artikel Fur den italienischen Jesuiten Lehrer Bibliophilen und Kunstsammler Matteo Luigi Canonici 1727 1805 siehe Matteo Luigi Canonici Dieser Artikel behandelt kirchliche Kanoniker auch Chorherren genannt zu weiteren Bedeutungen siehe Chorherr Begriffsklarung und Kanoniker Musik Dieser Artikel behandelt Kanoniker nicht zu verwechseln mit Kanonisten Kanoniker auch Stiftsherren oder Chorherren genannt sind Kleriker aller Weihestufen zumeist der romisch katholischen bzw der anglikanischen Kirche die als Mitglieder eines Domkapitels oder eines Stiftskapitels an einer Kathedrale Basilika oder Ordenskirche Regularkanoniker an der gemeinsamen Liturgie mitwirken Unter gemeinsamer Liturgie versteht man die Feier der heiligen Messe und des Stundengebets zu der alle Priester verpflichtet sind ob allein oder in Gemeinschaft Bischof und Kanoniker rechts Brugge 2014Kanoniker im 16 Jahrhundert mit dem Almutium uber dem linken ArmFlamischer Kanoniker mit AlmutiumMeister der Spes nostra Kanoniker und Heilige bei einem Grab oder Allegorie der Verganglichkeit ca 1500Daher stammt auch der Name Kanoniker der vom kirchenlateinischen Begriff canonicus abgeleitet ist der seinerseits auf das Griechische zuruckgeht kanwn Regel Richtscheit bzw kanonikos regelhaft verpflichtend 1 Die Zeiten der kanonischen Stunden horae canonicae das heisst die des Stundengebets sind im Abendland seit der Mitte des 6 Jahrhunderts durch die Benediktregel umschrieben 2 Kanoniker leben in Gemeinschaft Der Vorsteher eines Kapitels ist in der Regel ein Propst manchmal ist die Leitung auch einem Dekan oder Prior ubertragen Einige Kapitel werden direkt vom Diozesanbischof geleitet an den romischen Patriarchalbasiliken fuhrt der Vorsteher den Titel eines Erzpriesters Als Canonicus a latere Episcopi Kanoniker an der Seite wurden Domherren bezeichnet die vom Bischof in ein Vertrauensverhaltnis an seinen Hof berufen wurden und dort fur ihn besondere Aufgaben ausfuhrten 3 4 Die Chorherren sind heute meist in der Seelsorge tatig und werden mehr oder weniger vollstandig aus den Kirchengutern unterhalten Das Mitglied eines Kathedralkapitels bezeichnet man als Domkapitular das Mitglied eines Sakularkanonikerstiftes oder eines Ordens regulierter Chorherren Regularkanoniker als Kanonikus oder Chorherr Ein jedes dieser Kapitel kann daruber hinaus verdiente Geistliche im Ausnahmefall auch Laien besonderen Ranges mit dem Titel eines Ehrenkanonikers auszeichnen Grundsatzlich unterscheidet man zwischen zwei Arten von Stiftsherren die Regularkanoniker oder geregelten Chorherren deren Gemeinschaftsgrundlage meist die Augustinusregel ist und die Sakularkanoniker die nach Consuetudines also Auslegungen monchischer Ordensregeln leben Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Lebensweise 3 Kanonissen 4 Kleidung 5 Gerichtsstatte 6 Bekannte Kanoniker 6 1 Ehrenkanoniker 7 Regularkanoniker 8 Literatur 9 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDie nach dem Vorbild des Augustinus als Abgrenzung zum benediktinischen Monchtum entwickelte Kanonikerregel regula canonicorum wurde 755 durch Bischof Chrodegang von Metz fur sein Bistum festgelegt weiter entwickelt auf der Reichssynode von Aachen durch Kaiser Ludwig den Frommen Ludwig I und im Jahr 816 fur das gesamte Karolingerreich als verbindlich festgelegt Eine Gemeinschaft von Weltgeistlichen nennt man ein Kollegiatstift Seit der Mitte des 11 Jahrhunderts beobachtet man eine Reform bei den Kanonikern die zu regulierten Chorherrenstiften fuhrt Unter Verzicht auf Eigentum im Zeichen der vita apostolica kam es zum Bruch mit der Institutio canonicorum Aquisgranensis Aachener Institution von 816 und zur Ausbildung des regulierten Kanonikertums Regularkanoniker Augustinerchorherren legten ein Gelubde auf ihr Domstift Hochstift oder Kollegiatstift Niederstift ab und wahlten unter den beiden uberlieferten Augustinusregeln entweder die massvollere Version Praeceptum ordo antiquus oder der strengeren Observanz folgend die Version Ordo monasterii ordo novus Der von Norbert von Xanten initiierte Pramonstratenserorden Entstehung ab 1120 in Premontre Nordfrankreich entschied sich zum Beispiel fur den ordo novus Die daneben weiter bestehenden Sakularkanoniker legten keine Gelubde ab und konnten die haufig reichhaltigen Chorherrenpfrunden des Stiftungsvermogens ab dem 11 12 Jahrhundert oft noch ihrem Privatvermogen hinzufugen Die seelsorgerischen Aufgaben gerieten dabei haufig in den Hintergrund und wurden dann nur noch durch Vikare erledigt Besonders der Adel nutzte haufig Sakularkanonikerpositionen an Stiften zur Versorgung nachgeborener Sohne und als Sprungbrett fur eine Karriere im Klerus oder bei Hofe Ein positiver Aspekt des Sakularkanonikertums war seine bedeutende Rolle bei der Grundung der Universitaten im Spatmittelalter Die ersten Professoren dieser neu gegrundeten Universitaten waren uberwiegend Sakularkanoniker Solche Kollegiatstifte sakularer Kanoniker waren im Mittelalter weit verbreitet wurden aber meist in Augustiner Chorherrenstifte umgewandelt und sind spatestens mit der Sakularisation sehr selten geworden Lebensweise BearbeitenZwar sind Stiftsherren verpflichtet die Tagzeiten des Stundengebets zu halten doch unterscheiden sie sich von Monchen in der Lebensweise da sie in der Regel mit seelsorgerlichen Aufgaben ausserhalb des Klosters beauftragt sind Eine weltabgewandte Lebensweise ware daher nicht in Einklang mit dieser Tatigkeit zu bringen Stiftsherren fuhren auch kein Leben in Klausur Fur Stiftsherren gilt das Gebot der Besitzlosigkeit nicht Jeder Stiftsherr darf Eigengut besitzen und wird ausserdem noch mit Pfrunden als Einkommensquelle ausgestattet Stiftsherren mussen nicht das ganze Jahr in ihrer Gemeinschaft bleiben Sie haben nur eine Residenzpflicht von einigen Monaten Dauer Diese Residenzpflicht ist fur jeden Stiftsherrn individuell geregelt so kann es durchaus vorkommen dass ein Stiftsherr mit einer Residenzpflicht von drei Monaten Dauermitglied in weiteren drei Stiften ist und dort ebenfalls mit Pfrunden ausgestattet wird Der Vorstand eines Stifts ist nicht ein Abt sondern ein Propst den Verwalter des Stiftes bezeichnet man als Dekan Kanonissen BearbeitenKanonissen der Begriff taucht erst im 11 Jahrhundert auf auch Chorfrauen oder Stiftsdamen sind Frauen die in einem Frauenstift ein gemeinschaftliches geistliches Leben unter einer Oberen fuhren ohne an eine monastische Gemeinschaft gebunden zu sein Institutio sanctimonialium Aquisgranensis Aachener Institution von 816 Privatbesitz war erlaubt das Erbrecht uneingeschrankt und die Kanonissen Stiftsdamen durften abgetrennte Wohnungen mit einer Dienerin bewohnen das heisst es handelte sich in der Regel um Adelige Die anfangs noch recht haufigen Doppelstifte von Chorherren und Chorfrauen wurden im Laufe des Hochmittelalters mehr und mehr aufgelost wobei meist die Kanonissen weichen mussten und statt einer von der Gemeinschaft selbst gewahlten Oberin ein vom Bischof oder Abt ernannter Prior oder Propst als Vorsteher eingesetzt wurde Gehorten die Damen eines Stifts uberwiegend dem Hochadel an blieb es meist bei der Leitung durch eine Abtissin aus diesen Kreisen Kleidung BearbeitenDie Kleidung der Kanoniker war im 12 Jahrhundert ein langer Leibrock daruber das leinene Chorhemd Albe dann das Almutium ein Umhang aus Schaffell welcher Kopf Hals und Schultern bedeckte dazu ein schwarzer Mantel ohne Kragen und der Pileolus Kappchen Die spateren Chorherren gaben dieser Tracht ein gefalligeres Aussehen Namentlich tauschten sie das Kappchen gegen das viereckige Birett der Chorrock schrumpfte zum Sarozium nun ein schmaler langer Streifen weissen Stoffs auf Rucken und Brust ahnlich einer Krawatte woran man jetzt i d R die Augustiner Chorherren zu erkennen pflegt Im Chor tragen sie Rochett und Mozetta Andere regulierte Chorherren tragen weiter ihre uberkommene Tracht z B Tunika Skapulier und Zingulum ggf Caputium und Birett im Chor zusatzlich Rochett und Mozetta bzw Almutium alles in weisser Farbe bei den Pramonstratensern Gerichtsstatte BearbeitenBannita ist die Gerichtsstatte der Kanoniker innerhalb der kirchlichen Immunitat An dieser Statte wurde ein anderes Recht gesprochen als ausserhalb der Immunitat Eine erhaltene Bannita befindet sich in Xanten mit der Statue des hl Viktor von 1468 die noch auf einem staufischen Kapitell steht 5 Bekannte Kanoniker BearbeitenNorbert von Xanten Sakular spater Regularkanoniker 1080 1134 Papst Innozenz IV Kanoniker 1254 Guillaume de Machaut Kanoniker 1337 1377 Nikolaus Rotenfels Hermann V von Wied 1477 1552 seit 1506 Canonicus und Domherr zu Koln Erzbischof und Kurfurst von Koln 1515 1547 6 Jakob Fugger Kanoniker vor 1478 1525 Nikolaus Kopernikus Kanoniker 1495 1543 Kai von Thienen 1723 Eutinischer Kammerjunker Kanonikus im Hochstift Lubeck Peter Franz Agricola 1749 1807 Kapitularkanoniker und Dompfarrer zu Erfurt Professor der geistlichen Rechte und der Theologie an der Universitat Erfurt Assessor am Erzbischoflich Geistlichen Gericht zu Erfurt Mitglied der Akademie gemeinnutziger Wissenschaften Martin Schrettinger Kanoniker 1772 1851 Johann Nepomuk Hemauer Kanonikus am Kollegiatsstift bei U L Frau zur alten Kapelle in Regensburg Michael Gamper Kanoniker 1885 1956 Georg Ratzinger Kanoniker ehemaliger Domkapellmeister Regensburgs und Bruder des emeritierten Papstes Benedikt XVI Guy Gilbert Kanoniker von Paris 7 Ehrenkanoniker Bearbeiten Konig von Spanien gegenwartig Felipe VI Ehrenkanoniker von Santa Maria Maggiore und Sankt Paul vor den Mauern Prasident von Frankreich gegenwartig Emmanuel Macron Ehrenkanoniker von St Johannes im Lateran und von Sankt Peter im VatikanRegularkanoniker BearbeitenAugustiner Chorherren Pramonstratenser Chorherren Orden vom Heiligen Kreuz Deutscher Orden Regularkanoniker vom Heiligen KreuzLiteratur BearbeitenManfred Heim Chorherren Kanoniker In Georg Schwaiger Hrsg Monchtum Orden Kloster Von den Anfangen bis zur Gegenwart Ein Lexikon C H Beck sche Verlagsbuchhandlung Munchen 1993 ISBN 3 406 37314 3 S 131 146 Jean Steinauer Die Republik der Chorherren Eine Geschichte der Macht in Freiburg i Ue Verlag fur Kultur und Geschichte Baden Schweiz 2012 ISBN 978 3 03919 269 4 Einzelnachweise Bearbeiten Rudolf Kassuhlke Kleines Worterbuch zum Neuen Testament 2 Auflage Deutsche Bibelgesellschaft Stuttgart 1999 S 97 Andreas Heinz Kirchlich religioses Leben Klerus und Gottesdienst an der Trierer Domkirche In Werner Rossel Hgb Das Domkapitel Trier im Mittelalter und in der fruhen Neuzeit Beitrage zu seiner Geschichte und Funktion Gesellschaft fur Mittelrheinische Kirchengeschichte Mainz 2018 S 295 377 hier S 321 Friedrich Keinemann Ernennungen von Canonici a latere in den westfalischen Hochstiften nach der preussischen Okkupation In Westfalische Zeitschrift 118 1968 Internet Portal Westfalische Geschichte 1 Art Canonicus a Latere Episcopi In Deutsche Encyclopadie oder Allgemeines Real Worterbuch aller Kunste und Wissenschaften Bd 5 Can Cn Varrentrapp und Wenner Frankfurt am Main 1781 S 96 97 Artikel auf http www rp online de mit Erwahnung der Bannita Abgerufen am 20 Juni 2013 http www zuwied de hermann http www guygilbert net fr actualites chanoine htmlNormdaten Sachbegriff GND 4163199 7 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kanoniker amp oldid 238677099