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Viktor von Xanten St Viktor ist ein Martyrer der katholischen und der orthodoxen Kirche Die vermutlichen Gebeine des heiligen Viktors werden seit dem 12 Jahrhundert in einem Schrein aufbewahrt der heute in den Hochaltar des Xantener Stiftskirche St Viktor eingebettet ist Sein Gedenktag ist der 10 Oktober Statue des heiligen Viktors an der Seite der Kirche St Viktor in BirtenDarstellung Viktors an der Stiftskirche St Viktor in Xanten 1468 von Meister Blankenbyl erstellt Inhaltsverzeichnis 1 Die Legende des heiligen Viktor 2 Historischer Kern 2 1 Historische Uberlieferungen 2 2 Archaologische Untersuchungen 3 Sonstiges 3 1 Bedeutung fur Xanten 3 2 Weitere Patrozinien 3 3 Kirchliche Furbitten 4 LiteraturDie Legende des heiligen Viktor BearbeitenDer erstmals in der Schrift Passio sanctorum Gereonis Victoris Cassi et Florentii Thebaeorum martyrum eines unbekannten Verfassers aus dem 11 Jahrhundert niedergeschriebenen Legende nach war der christliche Viktor Praefectus cohortis einer Kohorte der Thebaischen Legion die zum Ende des 3 Jahrhunderts zunachst zweifach dezimiert und schliesslich ausnahmslos hingerichtet wurde da sie sich weigerte den romischen Gottern zu opfern Die von Viktor gefuhrte Kohorte soll dem Blutbad bei St Maurice d Agaune zwar zunachst entgangen sein wurde dann aber in Vetera bei Xanten aufgegriffen und erlitt ebenfalls das Martyrium Viktors Leichnam soll daraufhin in einen nahegelegenen Sumpf geworfen worden sein Ahnlich der Legende Gereons von Koln zahlt auch zur Legende Viktors die Kaiserin Helena von Konstantinopel die die Gebeine des heiligen Viktor und seiner Gefahrten geborgen und ihnen zu Ehren eine Kapelle errichtet haben soll Als weiterer Martyrer der Thebaischen Legion ist Victor von Solothurn uberliefert Zwar nicht als Angehoriger der Legion aber mit deren Schicksal eng verbunden ist dies auch der Martyrer Victor von Agaunum Da der Name Viktor im Kontext der Thebaischen Legion somit fur mehrere Martyrer verwendet wird wurde fur diese vermutet es konnte sich um verschiedene Versionen der gleichen Verehrung handeln Naheliegender ist jedoch die Verwendung des Wortes Victor Latein fur Sieger nicht als Name sondern als Titel der den Martyrern als Sieger Christi zuteilwurde Historischer Kern BearbeitenHistorische Uberlieferungen Bearbeiten Obwohl das Martyrium Viktors schon im 3 Jahrhundert stattgefunden haben soll ist eine Verehrung des heiligen Viktor in Xanten erstmals im 9 Jahrhundert belegbar So sollen Viktors Gebeine im Jahr 863 fur kurze Zeit nach Koln uberfuhrt worden sein um sie vor den Normannen zu bewahren die zu dieser Zeit am unteren Rheinverlauf plunderten und dabei auch Xanten und die dortige Kirche zu Ehren Viktors verwusteten Die Heiligenverehrung in Xanten stand demnach schon bei ihrer fruhesten Erwahnung in voller Blute wann die Gebeine Viktors allerdings geborgen worden sind und wann ihm zu Ehren eine Kirche errichtet wurde ist nicht uberliefert Bereits um das Jahr 590 schrieb jedoch Gregor von Tours in seiner Schrift Liber in gloria Martyrum uber den Ausbau einer Gedachtnisstatte zu einer Kapelle durch den Kolner Bischof Everigisil bei Bertuna Dieses Bertuna kann mit dem heutigen Xantener Ortsteil Birten gleichgesetzt werden wodurch die Errichtung der Kapelle im heutigen Xantener Ortskern wahrscheinlich erscheint wo der Bau mehrerer Grabkapellen im 4 Jahrhundert archaologisch nachgewiesen ist vgl Abschnitt 2 2 Gregor von Tours erwahnt jedoch ausdrucklich die Errichtung zu Ehren des heiligen Mallosus dessen Gebeine bis dahin noch nicht geborgen wurden aber bald nach Errichtung der Kapelle durch eine Erscheinung offenbart worden sein sollen Zu Viktor bemerkt Gregor von Tours eher beilaufig dass auch seine Gebeine in der Nahe Bertunas vermutet wurden Eine andere Auslegung interpretiert Bertuna jedoch als das fruhere Verdun im heutigen Frankreich wo das Martyrium Mallosus wegen des heutigen Lokalheiligen Saint Maur wahrscheinlicher erscheint als in Xanten wo die Verehrung Mallosus nach und nach durch die Viktor Verehrung verdrangt wurde bis Mallosus im 12 Jahrhundert sogar zu den Gefahrten der Bonner Martyrer Cassius und Florentius gezahlt wurde Ob Gregor von Tours in seiner Beschreibung von Xanten spricht ist demnach zumindest fraglich Archaologische Untersuchungen Bearbeiten Bei Ausgrabung durch Walter Bader unter der Xantener Stiftskirche in den 1930er Jahren konnte die Existenz mehrerer Grabkapellen auf dem romischen Graberfeld der einstigen Colonia Ulpia Traiana und damit im heutigen Xantener Stadtzentrum nachgewiesen werden Innerhalb einer dieser Grabkapellen wurde ein Doppelgrab aus dem 4 Jahrhundert entdeckt und die darin enthaltenen Gebeine in der daraufhin neu angelegten Krypta des Doms beigesetzt Da die vermutlichen Gebeine Viktors bereits seit spatestens 863 im Besitz des Stifts und seit dem 12 Jahrhundert im Reliquienschrein des Doms eingebettet sein sollen lag zunachst die Vermutung nahe es konne sich um zwei der 330 Gefahrten Viktors handeln Bader vermutete gar es handele sich um die wahren Gebeine Viktors die im Schrein des Hochaltars eingebetteten Reliquien seien nur falschlich fur diese gehalten worden Neuere Untersuchungen durch Thomas Otten Clive Bridger und Frank Siegmund bringen das Doppelgrab jedoch in Verbindung mit den frankischen Uberfallen auf die romische Siedlung Tricensimae um das Jahr 352 In diesem Zusammenhang erwahnenswert ist der Fund eines enthaupteten Leichnams aus dem 4 Jahrhundert innerhalb der Grabkapellen der als hoher romischer Beamter identifiziert wurde Denkbar ist dass es sich bei dem Fund um Flavius Victor handelt den Sohn des 388 in Rom hingerichteten Usurpators Magnus Maximus der von seinem Vater mit wenigen Truppenteilen am Rhein stationiert und von Arbogast getotet worden sein soll Trotz der Namensgleichheit gilt es jedoch als unwahrscheinlich dass die heutige Viktorverehrung aus einer eventuellen Verehrung Flavius Victors entstanden sein konnte Bei weiteren Untersuchungen im Xantener Stadtkern konnte die Erweiterung einer Grabkapelle wahrend des 6 Jahrhunderts und damit im von Gregor von Tours angegebenen Zeitraum belegt werden In einer zweiten Bauphase wurde vor 752 die von der Kapelle uberdeckte Gruft durch eine Zwischenwand in zwei gleich grosse Kammern geteilt von denen die nordliche in einer dritten Bauphase ausgehoben und mit Erde befullt wurde Fur die Errichtung der mittlerweile dritten hier erbauten Kirche wurde auch die sudliche Gruft ausgehoben und das Areal schliesslich mit Estrich uberbaut Nur im sudlichen Teil der Gruft konnten bei den Ausgrabungen noch wenige Reste eines menschlichen Skeletts entdeckt werden Bemerkenswert ist die Gruft dennoch schon wegen ihrer Grosse die alle weiteren in Xanten gefundenen Graber mit 3 6 2 6 Metern Umfang und mindestens 1 6 Metern Tiefe deutlich uberragt und auf eine Ebene mit merowingischen Furstengrabern gestellt wird So liegt die Vermutung nahe dass die Kapelle ursprunglich fur Mallosus errichtet und in der zweiten Bauphase geteilt wurde um auch die Gebeine Viktors aufzunehmen die demnach vor 752 geborgen worden sein mussen Bei der Aushebung der Nordhalfte sind dann die Gebeine Mallosus entfernt worden wahrend Viktors Gebeine noch bis zur Neuerrichtung der Xantener Kirche in der Grabkapelle verblieben Die Errichtung der Gruft kann durch einen Munzfund Pragejahr 347 350 allerdings nur bis ins ausgehende 4 Jahrhundert zuruckdatiert werden so dass die Jahreszahlen der Legende nicht mit den archaologischen Erkenntnisse ubereinstimmen Vielmehr wird die Gruft in die Amtszeit Julians datiert fur die es keinerlei Belege fur eine Christenverfolgung in den westlichen Provinzen des romischen Reiches gibt so dass ein Martyrium in diesem Zeitraum als unwahrscheinlich gilt Nach einer anderen Interpretation wird basierend auf der zur Legende gehorenden Erhebung der Gebeine Viktors durch die Kaiserin Helena von Konstantinopel der Xantener Ortskern als Fundort der Gebeine ausgeschlossen Vielmehr sei der Fundort in den in der Antike im Stadtgebiet bestehenden Sumpfen zu suchen in die der Leichnam Viktors geworfen worden sein soll und wo Helena ihm zu Ehren eine Kapelle errichtet haben soll Tatsachlich ist eine Kapelle belegbar die in trockengelegtem Sumpfgelande errichtet worden war und nach dem Bau der Stadtbefestigung Ende des 14 Jahrhunderts ausserhalb der Stadtmauern lag so dass sie abgerissen und durch eine 1401 neu errichtete Kapelle im Stadtzentrum ersetzt wurde Obgleich diese Kapelle nicht Viktor sondern Gereon von Koln geweiht war lasst sich anhand von Rechnungen zum Abriss der ausserhalb der Mauern gelegenen Kapelle schliessen dass deren Fundament aus Drachenfelser Trachyt bestand welcher nur vor dem 5 Jahrhundert und erneut ab dem 12 Jahrhundert abgebaut wurde So wurde die Kapelle entweder noch in der Antike und somit in der Zeit Helenas errichtet oder was wahrscheinlicher erscheint mit Baumaterial aus den Ruinen der nahen romischen Colonia Ulpia Traiana errichtet Begrundet durch die Uberlieferung nach der Helena eine kreuzformige Kapelle uber einem Wasser fuhrenden Gewolbe errichten liess vermutet Clive Bridger eine Verbindung zum Aquadukt der Ulpia Traiana auch weil die Umgestaltung eines Wasserverteilers castellum divisorum zu einer Kirche andernorts bereits nachgewiesen werden konnte Letztlich konnte trotz verschiedensten Ansatzen kein abschliessender Beweis fur das Martyrium Viktors und eine durchgangige Martyrerverehrung in Xanten erbracht werden Im Gegenteil spricht vieles dafur dass eine Martyrer Verehrung erst mit der Erweiterung der Kapelle durch Bischof Everigisil als Mallosus Verehrung einsetzte und sich allmahlich zu einer Viktor Verehrung entwickelte die nachtraglich mit den Grabern und Kapellen unter der Xantener Stiftskirche und der Legende der Thebaischen Legion in Verbindung gebracht wurde Sonstiges BearbeitenBedeutung fur Xanten Bearbeiten In der zweiten Halfte des 8 Jahrhunderts wurde um die merowingische Kirche in Xanten ein Stift angelegt das man im Glauben es uber den Grabstatten Viktors und seiner Gefahrten zu errichten ad Sanctos bei den Heiligen nannte Die Bezeichnung wurde auf die daraufhin entstehende Siedlung ubertragen und entwickelte sich zum heutigen Ortsnamen Xanten wo noch heute eine Viktortracht genannte Prozession zum traditionellen Brauchtum der Kirchengemeinde St Viktor gehort obgleich die Wallfahrt nach Xanten seit dem Aufstreben der nahen Wallfahrtsorte Marienbaum und Kevelaer im 15 und 17 Jahrhundert beinahe zum Erliegen kam Eine Anerkennung als Martyrerstatte wurde vom Vatikan zweifach wegen fehlender Beweisbarkeit verwehrt 1966 allerdings wurde die Krypta der Xantener Stiftskirche mit der Beisetzung mehrerer Opfer des Nationalsozialismus zur Gedenkstatte neuzeitlicher Martyrer Weitere Patrozinien Bearbeiten Siehe auch St Viktor Kirche XantenNeben Xanten gilt der heilige Viktor auch in Birten Damme Merfeld bei Dulmen Guntersblum Hochkirchen Schwerte und Oberbreisig im Bistum Trier als Kirchenpatron Zumeist entstanden diese Patrozinien als Tochterkirchen des Xantener Stifts Siehe auch Viktor von Xanten Kirche Kirchliche Furbitten Bearbeiten Das katholische Gebet und Gesangbuch von 1975 kennt im Diozesananhang zwei Furbitten als Gotteslob Nr 809 die Viktor thematisieren Die Furbitte des Heiligen Viktor und Gefahrten und Zum heiligen Viktor und seinen Gefahrten lauten Allmachtiger ewiger Gott du hast dem heiligen Viktor und seinen Gefahrten die Kraft gegeben ihren Glauben an Christus durch ihr Sterben zu bekennen Komm unserer Schwachheit zu Hilfe damit wir deine Wahrheit durch unser ganzes Leben bezeugen Darum bitten wir durch Christus unsern Herrn Amen Heiliger Viktor dein Name bedeutet Sieg im Geist Jesu Christi Bis zur Hingabe des Lebens hast du mit deinen Gefahrten dem Herrn die Treue bewahrt So habt ihr euch als Opfergabe victima hingegeben und seid als Sieger victor fur die Hochzeit des Lammes gekront worden Erbittet fur uns dass auch wir die Menschenfurcht uberwinden die Bewahrung des Lebens in der Kraft des Glaubens und der Liebe bestehen und so in unserer Zeit Zeugen fur Jesus Christus und sein Reich werden Amen Literatur BearbeitenWalter Bader Die Stiftskirche des Hl Viktor zu Xanten Band 1 Teil 1 Sanctos Grabfeld Martyrergrab und Bauten vom 4 Jh bis um oder nach 752 68 n Chr Veroffentlichungen des Vereins zur Erhaltung des Xantener Domes 8 Butzon amp Bercker Kevelaer 1960 1985 2 Auflage ISBN 3 7666 9228 3 Stephan Beissel Das Martyrthum des hl Victor und seiner Genossen In Die Baufuhrung des Mittelalters Studie uber die Kirche des hl Victor zu Xanten 2 Auflage Herder Freiburg 1889 S 7 21 Hugo Borger Xanten Entstehung und Geschichte einer mittelalterlichen Stadt Reihe Beitrage zur Geschichte und Volkskunde des Kreises Dinslaken am Niederrhein Beiheft 2 Th Gesthuysen Xanten 1960 Clive Bridger Frank Siegmund Die Xantener Stiftsimmunitat Grabungsgeschichte und Uberlegungen zur Siedlungstopographie Erschienen in Gerhard Bauchhenss Hrsg Beitrage zur Archaologie des Rheinlandes Rheinische Ausgrabungen 27 S 63 133 Habelt Koln 1987 ISBN 3 7927 0931 7 Clive Bridger Zum sogenannten Martyrergrab unter dem Xantener Dom Erschienen in Dieter Geuenich Hrsg Xantener Vortrage zur Geschichte des Niederrheins 1996 1998 S 217 243 Duisburg 1998 Gustav Ferbers Der heilige Viktor und die St Viktorskirche zu Xanten Xanten Gesthuysen 1886 Digitalisat Hans Hermann Henrix Was berechtigt in Xanten von einer Martyrermemoria zu sprechen Erschienen in Trierer Theologische Zeitschrift 84 S 216 235 1976 ISSN 0041 2945 Thomas Otten Die Ausgrabungen unter St Viktor zu Xanten Dom und Immunitat Rheinische Ausgrabungen 53 Zabern Mainz 2003 ISBN 3 8053 3148 7 Felix Rutten Die Victorverehrung im christlichen Altertum Eine kultgeschichtliche und hagiographische Studie Reihe Studien zur Geschichte und Kultur des Altertums 20 Heft 1 Schoningh Paderborn 1936 Johnson New York 1968 Ingo Runde Sagenhaftes Xanten Helden und Heilige in mittelalterlichen Sagen und Legenden St Mallosus St Viktor Siegfried von Xanten und Hagen von Tronje in Dieter Geuenich Hrsg Xantener Vortrage zur Geschichte des Niederrheins Duisburg 2004 S 91 119 Ingo Runde Xanten im fruhen und hohen Mittelalter Sagentradition Stiftsgeschichte Stadtwerdung Bohlau Koln 2003 ISBN 3 412 15402 4 Frank Siegmund Xanten im Fruhen Mittelalter in Genendolf Precht Hans Joachim Schalles Hrsg Spurenlese Beitrage zur Geschichte des Xantener Raumes S 191 208 Habelt Koln 1989 und Rheinland Verlag Bonn 1989 ISBN 3 7927 1162 1 Ekkart Sauser Viktor von Xanten In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 21 Bautz Nordhausen 2003 ISBN 3 88309 110 3 Sp 1511 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Paul Therstappen Viktorstracht und Viktorslegende in Die Heimat 15 Krefeld 1936 S 140 147Normdaten Person GND 118768468 lobid OGND AKS VIAF 74648998 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Viktor von XantenALTERNATIVNAMEN St ViktorKURZBESCHREIBUNG Martyrer der katholischen und der orthodoxen Kirche Angehoriger der Thebaischen LegionGEBURTSDATUM 3 JahrhundertSTERBEDATUM 3 Jahrhundert oder 4 JahrhundertSTERBEORT Birten bei Xanten Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Viktor von Xanten amp oldid 224928512