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Victor von Solothurn in Genf auch bekannt als Saint Victor de Geneve unbekannt in Solothurn ist ein in Solothurn spatestens seit dem fruhen 5 Jahrhundert und in Genf zwischen 500 und der Reformation verehrter Martyrer aus dem Kreis der Thebaischen Legion Er ist neben Ursus ein Kirchenpatron der St Ursenkathedrale in Solothurn Der Heilige Victor Altarflugel Ol auf Holz mit Goldgrund 15 Jahrhundert Herkunft Kanton Solothurn Historisches Museum Blumenstein Solothurn Inhaltsverzeichnis 1 Legende 1 1 Uberlieferung des 5 Jahrhunderts 1 2 Uberlieferung des 7 Jahrhunderts 1 3 Uberlieferung des 9 Jahrhunderts 1 4 Papstliche Bulle von 1473 2 Verehrung 2 1 In Genf 2 2 In Solothurn 3 Reliquien 4 Darstellung 5 Bedeutung 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseLegende BearbeitenUberlieferung des 5 Jahrhunderts BearbeitenErstmals erwahnt wird Victor zusammen mit Ursus in der von Bischof Eucherius von Lyon um 445 verfassten Passio Acaunensium Martyrum welche das Martyrium der Thebaischen Legion in Acaunus dem heutigen Saint Maurice beschreibt Eucherius widmete Ursus und Victor allerdings bloss zwei Satze Ex hac eadem legione fuisse dicuntur etiam illi martyres Ursus et Victor quos Salodurum passos fama confirmat Salodurum vero castrum est supra Arulam flumen neque longe a Rheno positum in wortlicher Ubersetzung Es wird erzahlt dass auch jene Martyrer Ursus und Victor aus dieser selben Legion gewesen seien von denen ein Gerucht versichert sie seien in Solothurn umgekommen Solothurn ist aber eine Festung oberhalb der Aare und nicht weit vom Rhein gelegen Auffallend ist die vage Formulierung von Eucherius Er lasst die Zugehorigkeit von Ursus und Victor zur Thebaischen Legion offen und scheint den Berichten uber deren Martyrium nicht ganz zu trauen Dies ist erstaunlich war doch Eucherius gegenuber den ihm von Bischof Isaak von Genf mundlich zugetragenen Informationen zum angeblichen Martyrium in Acaunus auffallend unkritisch 1 Die sehr knappe und wenig prazise Beschreibung von Solothurn deutet an dass Eucherius das Castrum und den dortigen Kult um Ursus und Victor nur vom Horensagen kannte Bei aller Unsicherheit uber die Art dieses Kultes darf dessen Erwahnung bei Eucherius aber als Beleg fur eine christliche Gemeinde im Castrum Solothurn im fruhen 5 Jahrhundert gelten Uberlieferung des 7 Jahrhunderts Bearbeiten Im Codex 569 der Stiftsbibliothek St Gallen hat sich eine Abschrift einer wohl kurz nach 602 entstandenen Passionsgeschichte von Victor erhalten 2 Erstmals erfahren wir genaueres uber das Martyrium in Solothurn Ein Richter namens Hyrtacus fordert die beiden Legionare Victor und Ursus auf den heidnischen Gottern zu opfern und gegen Christen zu kampfen Als sie sich verweigern werden sie gefoltert wobei sich zwei Wunder ereignen Die Folterer werden durch ein Himmelslicht zu Boden geworfen und ihre Fesseln losen sich Anschliessend verhindert ein Regenguss die Verbrennung der beiden auf einem Scheiterhaufen weshalb sie schliesslich gekopft werden Nach dem Martyrium werden die Leichen von Christen nicht weit vom Castrum Solothurn ehrenvoll begraben 3 Im zweiten Teil der Uberlieferung wird die Translatio der Gebeine von Victor von Solothurn nach Genf ums Jahr 500 geschildert Der Genfer Bischof Domitian habe sie auf Veranlassung von Theudesinde einer Prinzessin aus der Verwandtschaft der Burgunden Konige Godegisel und Gundobad von Solothurn in eine eigens fur Victor vor den Toren Genfs gebaute Kirche uberfuhrt In den darauf folgenden einhundert Jahren geriet der Aufbewahrungsort der Gebeine offenbar in Vergessenheit Dank eines Traums Bischof Hiconius von Maurienne gelang ihm und den ihn begleitenden Bischofen Rusticus von Martigny und Patricius von Tarentaise im Jahr 602 die erneute Auffindung der Gebeine im Innern der Genfer Victor Kirche 4 Die um das Jahr 659 verfasste Fredegar Chronik wiederholt diese Darstellung wenn auch etwas weniger detailliert An Stelle von Theudesinde wird Prinzessin Sedeleuba als Auftraggeberin fur die Uberfuhrung der Gebeine von Victor von Solothurn nach Genf genannt 5 Beide Quellen des 7 Jahrhunderts beziehen sich eindeutig auf Genf Im Gegensatz zu Eucherius wird Victor Ursus konsequent vorangestellt und dessen Schicksal wie auch die Verhaltnisse in Solothurn werden nicht naher beleuchtet Uberlieferung des 9 Jahrhunderts Bearbeiten Im selben Codex 569 aus St Gallen hat sich eine weitere Passionsgeschichte erhalten diesmal aus Solothurner Sicht Ursus wird wieder vor Victor genannt und sie werden als Bruder vorgestellt die sich in Solothurn versteckt halten Schergen welche sie toten sollen erblinden und konnen die beiden nicht auffinden Doch Ursus fordert nun seinen Bruder Victor auf sich freiwillig zu stellen Der Richter in Solothurn heisst nun Ezeas und fordert sie auf Merkur und Jupiter zu opfern Als sie das verweigern lasst er sie mit Hilfe siedender Topfe und anderer Gerate foltern Schliesslich werden die beiden gekopft Sie ergreifen anschliessend ihre Kopfe aus den Fluten der Aare und tragen sie ins Gebiet ostlich des Castrums wo eine Kirche steht 6 Der Autor dieser Fassung des Martyriums nutzte die Zurcher Passionsgeschichte von Felix und Regula als Vorlage Kaum des Lateins machtig fugte er den Text aus bloss leicht veranderten Passagen der Zurcher Legende zusammen was eine direkte Gegenuberstellung der beiden Texte eindrucklich belegt 7 nbsp Die Legende von Ursus und Victor Kupferstich 18 Jahrhundert Herkunft Kanton Solothurn Historisches Museum Blumenstein SolothurnPapstliche Bulle von 1473 Bearbeiten Am 20 Juli 1473 fasste Papst Alexander VI in seiner Bulle Alma Mater ein Begehren Solothurns zusammen 37 in unmittelbarer Nahe der St Peterskapelle aufgedeckte Skelette als Gefahrten von Ursus und Victor und damit als Martyrer anzuerkennen Der Papst schilderte dabei auch die damals aktuelle Solothurner Version der Passionsgeschichte von Ursus und Victor Der Richter in Solothurn hiess nun wieder Hirtacus und die Dialoge waren lebendiger geworden Neu wurde die Aarebrucke von Solothurn als Ort der Hinrichtung genannt Solothurn zeigte sich davon uberzeugt dass nicht zwei sondern 66 Thebaer in Solothurn das Martyrium erlitten hatten Bereits Konigin Berta von Alamannien habe 17 dieser Gefahrten entdeckt und in die St Ursenkirche uberfuhrt 8 Die Translatio Victors nach Genf vor beinahe 1000 Jahren und die Tatsache dass die beiden Martyrer mittlerweile eine stattliche Anzahl Leidensgenossen beigestellt erhielten uberliess Victor in dieser und den folgenden Solothurner Versionen der Legende eine blosse Nebenrolle Verehrung BearbeitenIn Genf Bearbeiten Der Kult um den auf Betreiben einer burgundischen Prinzessin von Solothurn nach Genf uberfuhrten Martyrer wurde vom burgundischen Konigshof spatestens seit dem Amtsantritt von Konig Sigismund im Jahr 501 gefordert Nach der Wiederauffindung der Reliquien von Victor durch Bischof Hiconius im Jahr 602 stattete der frankische Konig Theuderich II die Victor Kirche vor den Toren Genfs mit umfangreichen Gutern aus 9 Bischof Hugo von Genf entdeckte die Reliquien um das Jahr 1000 ein weiteres Mal worauf Saint Victor zu einem Priorat von Cluny aufgewertet wurde 10 Die Besitzungen des Klosters erlaubten zehn bis zwolf Monchen ein Auskommen Die Gemeinschaft geriet allerdings im 14 Jahrhundert in finanzielle Schwierigkeiten 11 Gegen Ende des 15 Jahrhunderts war das Kloster baufallig und geriet kurz vor der Reformation unter Prior Francois Bonivard zum Spielball der divergierenden Interessen Genfs Savoyens und Berns 1531 beschloss der Rat der Stadt Genf das Kloster aufgrund militarischer Uberlegungen teilweise abzubrechen Die Gebaude in unmittelbarer Nahe der Stadtmauern sollte Angreifern nicht als Deckung dienen konnen 1534 wurde das Kloster ganz dem Erdboden gleichgemacht 12 Mit der Reformation 1536 endete in Genf schliesslich auch das Interesse an Victor selber In Solothurn Bearbeiten In Solothurn wurde Victor bereits im fruhen 5 Jahrhundert verehrt moglicherweise in einer Memoria an der Stelle der heutigen St Peterskapelle 13 Seit der Translatio des Heiligen scheint dessen Kult in Solothurn aufgegeben worden zu sein Jedenfalls sind aus Solothurn keine mittelalterlichen Bildwerke von Victor bekannt ganz im Gegensatz zu Ursus Es scheint dass erst die Auffindung der Reliquien von Ursus zusammen mit einem nicht identifizierbaren zweiten Leichnam im Jahr 1519 das Interesse an Victor in Solothurn neu geweckt hatte Zu verlockend war der Gedanke dass vor 1000 Jahren Bischof Domitian moglicherweise ein falscher Victor ubergeben worden sein konnte 14 Mit der Reformation entfiel 1536 die Rucksichtnahme auf die Anspruche Genfs an Victor Zusammen mit Ursus avancierte er in der Zeit der Gegenreformation zu Staatsheiligen deren Skulpturen oder Bilder in den meisten Kirchen und Kapellen der katholischen Vogteien der Republik Solothurn platziert wurden Reliquien Bearbeiten nbsp Der Heilige Victor Reliquiar von Hans Jacob Bayr aus dem Jahr 1644 Stiftung von Schultheiss Johann Schwaller Domschatz der St Ursenkathedrale in SolothurnEs ist nicht bekannt ob Bischof Domitian um 500 den ganzen Leib Victors von Solothurn nach Genf uberfuhrte oder nur Teile davon Da aus Solothurn bis in die Fruhe Neuzeit nur Darstellungen von Ursus uberliefert sind erscheint die Translatio des ganzen Leibes wahrscheinlich Zudem wurde die spatantike Memoria auf dem Graberfeld unter der St Peterskapelle im 6 Jahrhundert durch einen Chor erweitert 15 Es scheint denkbar dass auf diese Weise das um 500 verwaiste Martyrergrab von Victor in eine dem Apostel Petrus geweihte Kirche umgewandelt wurde Der Genfer Klerus entdeckte in der Victor Kirche die Reliquien des Heiligen im Jahr 602 und nochmals ums Jahr 1000 16 Ob das kurz danach gegrundete Cluniazenserkloster Saint Victor Reliquien ausgeteilt hat und wenn ja wohin ist nicht erforscht Auch das Schicksal der Reliquien nach dem Abbruch des Klosters 1534 wird in der greifbaren Literatur nicht beleuchtet In Solothurn wurde nach der Auffindung der Ursus Reliquien die 1519 zusammen mit einem zweiten Korper in einem antiken Sarkophag unterhalb des Choraltars zum Vorschein kamen der Kult um Victor neu belebt 17 Woher die heute in der Solothurner St Ursenkathedrale verwahrten Victor Reliquien stammen ist unklar Darstellung BearbeitenDie fruheste erhaltene Darstellung von Victor hat sich auf einem Siegel des Klosters Saint Victor in Genf an einer Urkunde aus dem Jahr 1274 erhalten Es zeigt Victor der seinen abgeschlagenen Kopf in Handen halt 18 Gemalde und Skulpturen von Victor haben sich vor allem im Einflussbereich der Stadt Solothurn erhalten Die alteste Darstellung Victors aus dem Raum Solothurn stammt aus dem 15 Jahrhundert Victor wird wie bei Thebaern ublich als romischer Legionar dargestellt wobei sich seine Bewaffnung Ausrustung Kleidung sowie sein Haarschnitt jeweils stark an Vorbildern aus der Entstehungszeit der Bildwerke orientieren Als Unterscheidungsmerkmal zu anderen Thebaern tragt Victor einen Schild oder ein Banner mit einem weissen Kleeblattkreuz auf rotem Grund Auf vielen Darstellungen tragt er zudem eine Martyrerpalme Bedeutung BearbeitenVictor bildet zusammen mit den ebenfalls bei Eucherius erstmals erwahnten Ursus Mauritius Candidus und Exuperius die Gruppe der fruhesten Heiligen aus dem Gebiet der heutigen Schweiz Die Auffindung der Martyrer in Acaunus durch Bischof Theodor von Martigny ums Jahr 390 wenige Jahre nach der ersten Hebung von Martyrer Reliquien durch Bischof Ambrosius von Mailand wird heute als Versuch gewertet dem im polytheistischen galloromanischen Umfeld nordlich der Alpen noch nicht genugend etablierten Christentum zum Durchbruch zu verhelfen 19 Literatur BearbeitenCatherine Santschi Saint Victor de Geneve In Die Cluniazenser in der Schweiz Helvetia Sacra Abteilung 3 Band 2 Helbling und Lichtenhahn Basel 1991 ISBN 3 7190 1141 0 S 239 338 Hans Rudolf Sennhauser St Ursen St Stephan St Peter Die Kirchen von Solothurn im Mittelalter Beitrage zur Kenntnis des fruhen Kirchenbaus in der Schweiz In Benno Schubiger Red Solothurn Beitrage zur Entwicklung der Stadt im Mittelalter Kolloquium vom 13 14 November 1987 in Solothurn Verlag der Fachvereine Zurich 1990 ISBN 3 7281 1613 0 S 83 219 Veroffentlichungen des Instituts fur Denkmalpflege an der Eidgenossischen Technischen Hochschule Zurich 9 Berthe Widmer Der Ursus und Victorkult in Solothurn In Benno Schubiger Red Solothurn Beitrage zur Entwicklung der Stadt im Mittelalter Kolloquium vom 13 14 November 1987 in Solothurn Verlag der Fachvereine Zurich 1990 ISBN 3 7281 1613 0 S 33 81 Veroffentlichungen des Instituts fur Denkmalpflege an der Eidgenossischen Technischen Hochschule Zurich 9 Otto Wermelinger Hrsg Mauritius und die Thebaische Legion Saint Maurice et la legion thebaine Akten des internationalen Kolloquiums Freiburg Saint Maurice Martigny 17 20 September 2003 Academic Press Fribourg 2005 ISBN 3 7278 1527 2 Paradosis 49 Eduard Haefliger Urs und Viktor und die thebaische Legion In Jahrbuch fur solothurnische Geschichte Band 29 1956 S 212 221 doi 10 5169 seals 323983 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Victor von Solothurn Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Codices Electronici Sangallenses Victor von Solothurn im Heiligenlexikon Berthe Widmer Ursus und Victor In Historisches Lexikon der Schweiz Video uber Ursus und Victor heiligederschweiz ch Einzelnachweise Bearbeiten Wermelinger 2005 S 9ff Widmer 1990 S 42f Widmer 1990 S 44 45 75 Widmer 1990 S 42 43 75 76 Widmer 1990 S 41 44 Widmer 1990 S 44 45 Widmer 1990 S 78 80 Widmer 1990 S 60 61 Santschi 1991 S 240 Santschi 1991 S 241 Santschi 1991 S 248f Santschi 1991 S 264f Sennhauser 1990 S 184ff Widmer 1990 S 68 Sennhauser 1990 S 185 Santschi 1991 S 240f Widmer 1990 S 67f Santschi 1991 S 242 Widmer 1990 S 95ff Normdaten Person GND 1071077198 lobid OGND AKS VIAF 9388160668343103560005 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Victor von SolothurnALTERNATIVNAMEN Viktor von SolothurnKURZBESCHREIBUNG MartyrerGEBURTSDATUM 3 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