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Dieser Artikel erlautert den Altarraum zu Orgelchor und Tribune siehe Chorempore In der sakralen Architektur bezeichnet der Chor auch Chorraum Presbyterium oder Altarraum genannt jenen Platz in Kirchen der den Hauptaltar umgibt und der fruher dem Klerus oder den Ordensgemeinschaften zur Feier des Stundengebets vorbehalten war Die Kleriker die in Kathedralen Basiliken oder Ordenskirchen an der gemeinsamen Liturgie mitwirken werden Chorherren genannt Ursprunglich war der Chor seinem Namen entsprechend der Raum fur die Sanger der Liturgie Der Hauptaltarraum der Kirche wird als capella maior bezeichnet in der Grafik ist dieser Raum gelb markiert und ist vom Chor zu unterscheiden 1 Der Chor im engeren Sinn Binnenchor eines typisierten Kirchengrundrisses rotlich markiert Den Chor bilden hier zwei Chorjoche Der rechts anschliessende mittelschiffsbreite Halbkreis die Chorapsis gehort nicht zum eigentlichen Chorraum Chor bestehend aus quadratischem Chorjoch und halbrunder Apsis der romanischen Kirchenburg in Michelsberg Siebenburgen Der Begriff Chor kann sich auch auf einen abgegrenzten Bereich fern vom Hauptaltar beziehen etwa als Nonnenchor Ein Chor kann in der Breite ein oder mehrschiffig sein und in der Tiefe ein oder mehrere Joche umfassen Die Begriffe Binnenchor Hochchor und Hoher Chor bezeichnen bei mehrschiffigen Chorbauten den inneren Chorbereich in Abgrenzung von den Seitenschiffen und dem ggf vorhandenen Chorumgang Der Chorumgang gehort nicht zum Chor im engeren Sinn da er nicht dem Klerus vorbehalten war Es gibt aber auch eine erweiterte Definition des Begriffs Chor die den gesamten den Hauptaltar beinhaltenden Gebaudeflugel einschliesst und manchmal im architektonischen Bereich Verwendung findet Im Folgenden wird die engere Definition verwendet Inhaltsverzeichnis 1 Baugestaltungen 2 Chorschlusse verschiedener Epochen 3 Doppelchoranlagen 4 Sonstige besondere Chorformen 5 Schola cantorum und Coro 6 Iberische Halbinsel 7 Siehe auch 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseBaugestaltungen BearbeitenDer Chor befindet sich bei Langbauten meist am ostlichen Ende des Kirchenschiffs Doch gibt es zahlreiche Ausnahmen bei denen der Chor in andere Himmelsrichtungen weist oder wo eine Kirche zwei gegenuberliegende Chore eine sogenannte Doppelchoranlage hat Bei Kreuzkirchen bildet der Chor neben Querhaus und Langhaus eine der Achsen des Kreuzes Der Chor besteht aus einem rechteckigen Chorhaus bei quadratischem Grundriss auch Chorquadrat genannt und dem Chorschluss Wenn der Chorschluss halbkreisformig oder polygonal ist wird er auch Apsis genannt Der Chorschluss kann mit einer Wand oder typisch im Falle eines Chorumgangs mit einer Reihe von Saulen begrenzt sein Fur bestimmte Bauformen des Chorschlusses gibt es eigene Bezeichnungen Ein apsisloser Chor mit geradem Chorschluss auch als flacher oder platter Chorschluss bezeichnet wird Rechteck oder Kastenchor genannt Der Scheitelpunkt der Chorapsis bzw des Chorumgangs wird Chorscheitel genannt Zwischen dem Chorhaus und dem Langhaus bzw zwischen dem Chorhaus und der Vierung kann sich ein Chorbogen befinden der den Beginn des Chors markiert Zur Abgrenzung des Chors vom Rest der Kirche konnen Chorschranken oder ein Lettner dienen Der dem Klerus vorbehaltene Bereich reichte manchmal uber den eigentlichen Chor hinaus bis in die Vierung oder gar bis in das Langhaus Daher unterscheidet man gelegentlich den architektonischen Chor die Ostachse der Kirche vom liturgischen Chor dem gesamten Klerikerbereich Zur genaueren Differenzierung kann man den Bereich in dem das Chorgestuhl steht als Chorus im engeren Sinne vom Presbyterium oder Sanktuarium dem Altarbereich mit den Sitzen der die Messe zelebrierenden Priester unterscheiden Das Bodenniveau des Chors kann gegenuber dem Rest der Kirche erhoht sein In altchristlicher Zeit wurde der Chor ohne besondere architektonische Ausformung gestaltet und war nur durch Schranken innerhalb des Kirchenraums unterteilt Spater trat er als selbststandiger Teil des Bauwerks hervor und wurde haufig insbesondere in der Romanik uber einer Krypta erhoht In der Romanik und der Gotik wurden Chore mit Chorumgang und Kapellenkranz gebaut Die reichste Ausgestaltung dieser Chorform findet man in den Kathedralen Frankreichs Gelegentlich kommt es vor dass die Achsenausrichtung des Chors von der des Hauptschiffs geringfugig abweicht was am Bau kaum oder gar nicht erkennbar ist In diesen Fallen wird gern behauptet dieser Achsenknick sei ein Symbol des zur Seite geneigten Hauptes des sterbenden Christus am Kreuz Fur diese sachlich nicht haltbare Theorie gibt es weder historische Quellen noch pflegte der mittelalterliche Mensch Grundrisse zu lesen vielmehr sind baugeschichtliche oder baustatische Grunde die Ursache fur solche Abweichungen 2 Der Bauingenieur Erwin Reidinger ist der Frage nach der Ursache der geknickten Kirchenachsen des Achsknicks auf naturwissenschaftlicher Basis an zahlreichen Beispielen nachgegangen z B Pfarrkirche St Peter im Moos Dabei hat er festgestellt dass es sich um unterschiedliche astronomische Orientierungen der Achsen von Langhaus und Chor nach der aufgehenden Sonne Metapher fur Christus handelt 3 Die Tage an denen orientiert wurde nennt er Orientierungstage sie waren im jeweiligen Bauprogramm festgelegt z B Karfreitag Ostersonntag Wichtig war dabei die Steigerung der Heiligkeit der Orientierungstage die stets vom Langhaus Raum der Gemeinde zum Chor Abbild des Himmlischen Jerusalems steigen muss Ein Chorgestuhl befindet sich meist an den Langsseiten des Chors Wahrend traditionell der Hauptaltar als Hochaltar am Ostende des Chors an der Stirnseite der Apsis steht kann er sich in modernen Kirchen auch als Volksaltar frei stehend im Westen des Chors befinden an der den Glaubigen zugewandten Seite Chorschlusse verschiedener Epochen Bearbeiten Kathedrale von Noyon ab 1157 Binnenchor Umgang und Kapellen schliessen rund St Katharinen in Neuenkirchen bei Bassum Niedersachsen spates 12 Jh Chorquadrum und halbrunde Apsis Rechteckchor von St Hippolyt 2 Halfte 12 Jh in Blexen an der Weser mun dung Drei fenster gruppe anstelle der ur sprung lichen Apsis Notre Dame de Paris Chor 1163 1182 Chor schluss und Aussen wand der Chor empore noch halb rund nur Kapellen kranz des 13 Jh polygonalAus der Romanik ist der Dorfkirchen Grundrisstyp der Chorquadratkirche bekannt 4 Er besteht aus einem einschiffigen Langhaus und eingezogenem Chorquadrat manchmal mit Apsis meist zunachst ohne Turm Bei nicht wenigen heute rechteckig schliessenden Dorfkirchen ist archaologisch eine Apsis nachgewiesen die irgendwann entfernt wurde In Zisterzienserkirchen ist der gerade Chorschluss teilweise bevorzugt worden z B Kloster Loccum in der englischen Gotik grundsatzlich mit der Kathedrale von Canterbury als einsamer Ausnahme In Nordengland endet der Chor oft mit einer Ostfassade siehe Kathedrale von Lincoln Die brandenburgischen Zisterzienserkirchen zeigen eine Zeitentwicklung Kloster Lehnin Chor romanisch bis 1213 mit halbrunder Apsis Kloster Zinna wohl ab 1226 gotische Spitzbogenfenster innen rund aussen polygonal Kloster Chorin 1273 1319 hochgotisches Masswerk polygonal ohne Umgang In Mecklenburg erhielt Kloster Sonnenkamp Chor bis 1244 fruhgotisch einen rechteckigen Schluss Doberan Rohbau bis 1296 hochgotisch einen polygonalen Umgangschor Franziskanerkirchen gibt es in der Mark Brandenburg sowohl mit geradem Chorschluss z B in Prenzlau als auch polygonal z B St Johannis in Brandenburg In den Zisterzienserkirchen nahm der Chor oft den grossten Teil des Mittelschiffs ein da sie keine Pfarrkirchen waren Er war geteilt in den Monchschor auch Herrenchor genannt und den westlich des Lettners anschliessenden Chor der Laienbruder Als Kennzeichen der Gotik gelten polygonale also vieleckige Chorschlusse aber in Frankreich schlossen vom Beginn der Gotik um 1140 Abteikirche Saint Denis bis kurz nach 1180 alle gotischen Chore und Kapellen rund obwohl es in Frankreich schon in der Romanik neben vorherrschend runden vereinzelt auch polygonale Chorschlusse gegeben hatte Erst nach dem 1181 geweihten polygonalen Westchor des spatromanischen Wormser Doms setzten sich die polygonalen Chorschlusse in der Gotik durch Sie werden nach der Anzahl der Segmentteile benannt z B als 5 8 Schluss Ein Vorzeigebeispiel polygonaler Choranlagen im Rheinland findet man in der Stiftskirche St Martin und St Severus in Munstermaifeld Doppelchoranlagen BearbeitenBereits bei antiken Basiliken z B in Leptis Magna und in Volubilis gab es Apsiden an beiden Schmalseiten Seit der karolingischen Zeit und der europaischen Romanik gab es Kirchen mit Doppelchor bei der ein Ost und ein Westchor erbaut wurden Beispiele hierzu sind der Mainzer Dom der Wormser Dom der Trierer Dom der Bamberger Dom St Michael und St Godehard in Hildesheim der Naumburger Dom und das Bonner Munster aber auch in anderen Gegenden Europas z B Kathedrale von Nevers finden sich vereinzelte Beispiele Die Bedeutung ist nicht eindeutig geklart Im Naumburger Dom etwa sind im Westchor die weltlichen Stifter der Kirche abgebildet Der Westchor konnte zur Entfaltung einer eigenen Liturgie genutzt werden Andererseits konnte die Bildung eines Westchores aber auf das Vorbild von Alt St Peter in Rom verweisen wo aus topographischen Grunden der Hauptaltar im Westen stand Ein eigener Westchor konnte daher die besondere Bedeutung einer Kirche und ihre Verbundenheit mit Rom ausdrucken Sonstige besondere Chorformen BearbeitenWeiter werden die Chorformen unterschieden die sich aus dem Verhaltnis zum Rest der Kirche und deren Anbauten ergeben Ein eingezogener Chor ist schmaler als das Mittelschiff Ein Hallenchor ist ein mehrschiffiger Chor einer Hallenkirche Ein Retrochor ist eine Choranlage hinter dem eigentlichen Chorraum Er ist oft in englischen Kathedralen zu finden etwa der Kathedrale von Winchester Ein Staffelchor auch Benediktinerchor genannt hat einen Hauptchor und in ihrem Verlauf sich verkurzende Nebenchore Bei einem Drei Konchen Chor enden die Querhausarme wie der Hauptchor mit Konchen bzw Apsiden Trikonchos Kleeblattanlage Hier sind die karolingische Heiligkreuzkapelle in Mustair die romanische Kirche St Maria im Kapitol in Koln und die gotische Elisabethkirche in Marburg als Beispiele zu nennen Ein uber dem Chor gebauter Kirchturm wird Chorturm genannt Einschiffiges Langhaus A mit eingezogenem Chor B und geradem Chorschluss Langhaus mit Mittelschiff A Seitenschiffen B Vierung C Querschiff D Chor E und Apsis F Dreischiffiger Chor der St Paul s Cathedral in London Chor G und Retrochor L der Kathedrale von Worcester Zisterzienserchor gerader Chorschluss am Querhaus aufgereihte Kapellen Staffelchor gestaffelte Kapellen Drei Konchen Chor in der Geburtskirche in Bethlehem Doppelchoranlage Schola cantorum in der Kirche Santa Sabina in RomSchola cantorum und Coro BearbeitenAb dem 9 Jahrhundert bis zum 11 Jahrhundert entstand in italienischen vor allem stadtromischen Kathedralen der Typus eines umschrankten rechteckigen Bezirks im Mittelschiff westlich vom Chor etwa einen Meter von den Chorschranken entfernt als Ort fur Kleriker und Sanger wahrend des Gottesdienstes Er wurde durch Marmorschranken begrenzt und hatte Zugange im Osten und Westen in der Mitte der Langsseiten befanden sich erhoht der Ambo und die Kanzel Iberische Halbinsel Bearbeiten Coro und Trascoro der Kathedrale von Toledo Plan der Kathedrale von ToledoIn einigen Kathedralen und Stiftskirchen im Suden Spaniens und Portugals wurde das Chorgestuhl aus der Nahe des Hauptaltars in der capilla mayor ES bzw capela mor PT verlagert in westlich der Vierung gelegene Bereiche des Hauptschiffs Wie die in den meisten Teilen Europas ublichen Chore in den Ostteilen der Kirchen wurden die westlich gelegenen zunachst seitlich spater auch nach Westen durch reich mit Figuren und Ornamentdekor gestaltete Mauern oder durch ein kunstvoll geschmiedetes Gitter abgegrenzt Dieser Bereich wird als Coro bezeichnet Der Coro enthalt das Chorgestuhl aber nicht den Altar Bei ihm handelt es sich daher auch um keinen Chor im architektonischen Sinn sondern im Sinn seiner Funktion als abgegrenztem Bereich des Klerus In einer spateren Phase wurde seine Westwand durch eine reich verzierte und oft mit einem weiteren Altar versehene Schauseite geschlossen diese wird Trascoro genannt Der Chor konnte auch auf einer Empore am westlichen Ende des Langhauses platziert werden beispielsweise in der Kathedrale von Evora Bezeichnenderweise wird im Spanischen das Wort Coro auch fur eine Empore verwendet In der Kathedrale von Sevilla befindet sich der Chor wie in Toledo im Mittelschiff des Langhauses westlich an die Vierung anschliessend Dort wurde sogar die Capilla mayor verlagert und liegt im Mittelschiff ostlich an die Vierung anschliessend Am Ostende des Mittelschiffs wo sich in spanischen Kirchen ublicherweise die Capilla maior befindet liegt die Capilla real Konigskapelle Immerhin kann auch ausserhalb der iberischen Halbinsel eine Kathedrale ein wichtiges Heiligtum ostlich des Hauptaltars haben beispielsweise als Scheitelkapelle an einem Umgang Siehe auch BearbeitenRomanik Apsis und ChorWeblinks Bearbeiten Commons Chor Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Wiktionary Altarraum Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Wiktionary Chorraum Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Literatur von und uber Chor im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Chor Geschichte und Formen Fotos Zeichnungen und Infos RDK Artikel Einzelnachweise Bearbeiten Louis Bouyer Mensch und Ritus Matthias Grunewald Verlag Mainz 1964 216 218 Gottfried Kiesow Die Sonne und der Achsenknick in Kulturgeschichte sehen lernen Bonn Deutsche Stiftung Denkmalschutz Monumente Publ Bd 2 2003 S 37 39 Erwin Reidinger Allgemeines zum Thema Kirchenorientierung Achsknick und Orientierungstage Memento vom 30 Dezember 2020 im Internet Archive In Caroline Jager Klein Andreas Kolbitsch Festschrift fur Friedmund Hueber zum 70 Geburtstag Fabrica et ratiocinatio in Architektur Bauforschung und Denkmalpflege Wien Graz 2011 S 89 102 Erich Bachmann Kunstlandschaften im romanischen Kleinkirchenbau Deutschlands In Zeitschrift des Deutschen Vereins fur Kunstwissenschaft Band 8 1941 ISSN 0044 2135 S 159 172 Normdaten Sachbegriff GND 4069980 8 lobid OGND AKS LCCN sh97008868 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Chor Architektur amp oldid 230135018