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Als Langhaus wird der langgestreckte Hauptteil eines traditionellen Kirchenbauwerks im christlichen Abendland bezeichnet der ein oder mehrere Kirchenschiffe umfasst und oft falschlich mit dem Mittelschiff gleichgesetzt wird das die Kirchgemeinde beim Gottesdienst aufnimmt In einigen Fallen werden die letzten Joche des Langhauses fur die Aufstellung eines Chorgestuhls fur die Chorherren genutzt etwa wie in der Kirche des Stiftes Heiligenkreuz Langhaus einer Basilika Langhaus und Orgel der Stadtkirche Glarus Schweiz Stift St Lambrecht drei Kirchenschiffe im Langhaus der gotischen Stiftskirche St Lambrecht SteiermarkBeschreibung BearbeitenDas Langhaus steht in der Regel auf dem Grundriss eines lang gestreckten Rechtecks an das entweder kein weiteres oder aber drei oder funf Schiffe angefugt sind Bei mehreren Schiffen wird ein breiteres zentrales Mittelschiff beidseitig und in ganzer Lange von je einem oder zwei schmaleren Seitenschiffen flankiert Bekannt sind untereinander gleich breite sowie fallweise auch asymmetrische Anordnungen der Seitenschiffe wie etwa die Kirche St Nazaire de Corme Royal zeigt Die Schiffe werden untereinander durch Scheidewande getrennt In Langsrichtung ist ein Langhaus ublicherweise uber die gesamte Breite inklusive der Seitenschiffe in mehrere meist gleich breite Joche unterteilt In den Scheidewanden offnen sich zwischen den Schiffen Arkadenoffnungen die untereinander durch Pfeiler oder Wandabschnitte getrennt werden Haufig wird die innere Jochgliederung aussenseitig auf die seitlichen Aussenwande der Schiffe ubertragen so etwa durch die Fensteroffnungen und Wand oder Strebepfeiler Die durchlaufende Nummerierung der Joche beginnt haufig auf der Westseite des Langhauses mit Joch eins und endet vor der Vierung oder dem Chor mit der hochsten Anzahl der Joche wie etwa Joch funf Bei der Hohenentwicklung mehrschiffiger mittelalterlicher Langhauser ist insbesondere der basilikale Aufriss zu nennen bei dem das Mittelschiff so weit uber den Seitenschiffen hinaufragt dass es den Einbau von durchfensterten Obergaden in den seitlichen Mittelschiffwanden erlaubte Das Mittelschiff wird im Allgemeinen von einem Satteldach uberdeckt die Seitenschiffe von Pultdachern Ein pseudobasilikaler Aufriss entsteht dagegen wenn diese Hohendifferenz nicht zum Einbau von Obergaden ausreicht Dann sind die Schiffe unter einem gemeinsamen Satteldach untergebracht Eine Hallenkirche besitzt ein mehrschiffiges Langhaus ohne oder mit nur geringfugigen Hohendifferenzen der Schiffe untereinander Ein einschiffiges Langhaus das von einem Satteldach uberdeckt wird heisst auch Saalkirche Langhauser des fruhen Mittelalters Anfang 11 Jh und fruher kamen zunachst ohne steinerne Einwolbungen aus und waren von den nach unten offenen Dachstuhlen uberdeckt wie etwa bei St Andre Saint Andre de Bage Sie besassen waagerechte Holzbalkendecken die mit Holzschalungen abgedeckt oder unterseitig geschlossen waren Diese Konstruktionen begrenzten die moglichen Breiten der Schiffe erheblich Spater losten steinerne Gewolbe wie Tonnengewolbe Kreuzgratgewolbe Kuppelgewolbe Kreuzrippengewolbe und andere die fruhmittelalterlichen Holzbalkendecken ab Die westliche Fassade des Langhauses und dem darin ausgesparten Portal erfuhr im Mittelalter oft besondere kunstlerische Gestaltung wie etwa bei der Abbaye aux Dames Saintes Wenn die Kirche statt dieser Fassade einen Portalvorbau oder ein Westwerk mit Turm oder Turmen jeweils mit einem Narthex im Erdgeschoss besitzt beginnt das Langhaus erst hinter diesen Bauwerksteilen mit der Langhauswestwand und dem darin befindlichen Portal Echte Empore uber dem Seitenschiff der Kathedrale von Noyon 13 Jh Das Langhaus reicht von dort uber alle Joche bis zur westlichen Querhauswand und der sich darin offnenden Vierung Fehlt der Kirche ein Querhaus so reicht das Langhaus bis gegen das Chorhaupt Weist eine Kirche jenseits des Querhauses noch weitere Joche auf die Chorjoche so zahlen diese nicht zum Langhaus wie etwa bei den klassischen Kathedralen der gotischen Epoche so auch beim Kolner Dom Saint Etienne Nevers basilikaler Aufriss Langhaus echte Emporen Nicht selten sind die Seitenschiffe eines Langhauses in zwei Etagen gebaut vor allem bei Pilgerkirchen wie etwa in St Etienne de Nevers Das obere Geschoss wird als Empore oder Tribune bezeichnet diese offnen sich in jedem Joch zum Mittelschiff mit Triforien oder Biforien auch Drillings oder Zwillingsarkaturen genannt allerdings auch mit einzelnen Arkaden Echte Emporen wurden meistens als zusatzliche Nutzflache zum Aufenthalt von Pilgern angeboten deren Anzahl zu Beginn des 12 Jahrhunderts stark zunahm insbesondere auf dem Jakobsweg nach Santiago de Compostela Seltener sind unechte Emporen die etwa wegen mangelnder lichter Hohe nicht fur eine Nutzung geeignet waren Sie hatten lediglich gemeinsam mit ihren Gewolben konstruktive Aufgaben als durchlaufende Strebewerke oder auch zu Wartungszwecken Zu ihnen fuhrten meist keine frei zugangigen Treppen hinauf Ausserst selten sind Scheinemporen wie etwa in Notre Dame de Chatel Montagne oder in St Etienne de Vignory bei denen Triforien oder Biforien die Emporen vortauschen In den Seitenschiffen fehlen jedenfalls die Geschossdecken die fur Emporen erforderlich waren Schematische Darstellung Bearbeiten Mittelschiff Seitenschiffe Langhaus Querhaus nordlicher Querarm Vierung sudlicher Querarm Vierung Binnenchor ApsisQuellen und Literatur BearbeitenRolf Toman Hrsg Die Kunst der Romanik Architektur Skulptur Malerei Romanik Fotografien von Achim Bednorz Konemann Konigswinter 2004 ISBN 3 8331 1039 2 S 20 30 Kleines Worterbuch der Architektur Universal Bibliothek 9360 12 Auflage Phillipp Reclam jun Stuttgart 2008 ISBN 978 3 15 009360 3 S 78 Normdaten Sachbegriff GND 4166703 7 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Langhaus Kirche amp oldid 223816044