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Als Chorgestuhl bezeichnet man ein oder mehrreihige Sitzreihen an den Langsseiten des Chorraums einer Kirche vorzugsweise einer Kloster oder Stiftskirche Manchmal ist das Chorgestuhl mit Schnitzereien reich verziert Nur in wenigen Kirchen existieren noch vollstandig erhaltene Chorgestuhle aus mittelalterlicher Zeit oft wurden sie zerstort oder zerfielen Chorgestuhl im Erfurter DomDas Gestuhl besteht ublicherweise aus gestuften holzernen Sitzreihen und ist mit einer Ruckwand Dorsale abgeschlossen Die Chorstuhle volkstumlich Stallen vom lateinischen stallae oft Klappsitze haben Armlehnen Accoudoirs und sind manchmal durch Wande voneinander getrennt Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Standorte 3 Bestandteile 4 Formen 4 1 Rheinische Volutenwange 4 2 Geschlossene Wangen 4 3 Sonderformen 4 4 Suddeutsche Sonderformen 4 5 Umgestaltungen 5 Darstellungen 6 Herstellung 6 1 Hersteller 6 2 Auftraggeber 7 Siehe auch 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten Teil des Chorgestuhls von 1288 in St Alexandri EinbeckIn fruhchristlicher Zeit bis ins Mittelalter war das Chorgestuhl zumeist die einzige Sitzgelegenheit in einer Kloster Stifts oder Pfarrkirche Wahrend die Glaubigen dem Gottesdienst im Kirchenschiff stehend oder kniend beiwohnten dienten den Ordensleuten und Priestern die mehrmals taglich zum gemeinsamen Chorgebet zusammenkamen Chorgestuhle zum Sitzen Stehen und Knien wahrend der Liturgie Schon im 4 Jahrhundert wurden in den romischen Basiliken bereits beim Bau des Chores feste steinerne Sitzgelegenheiten im Altarraum eingebaut Diese Banke waren noch nicht verziert erst im 6 Jahrhundert wurden Marmorbanke mit einfachen Delfinvoluten am Rand abgeschlossen Die Sitzreihen wurden teilweise ahnlich wie bei einem Amphitheater hintereinander treppenformig angeordnet um einer grosseren Zahl an Klerikern Platz zu bieten Die Basilika Santa Maria Assunta in Torcello verfugt uber eine sechsreihige Anlage dieser Art aus dem 7 Jahrhundert Diese steinernen Sitzbanke sind noch bis in romanische und fruhgotische Zeit zu finden Parallel dazu kamen aber auch holzerne Banke auf teilweise einzelne Hocker Banke und auch schon Klappstuhle Holz hatte den Vorteil dass der Sitzende weniger von der Kalte betroffen war zudem konnten daraus platzsparende Klappstuhle gefertigt werden Zunachst aber gab es nur recht klobige Banke wie sie im Kloster Alpirsbach erhalten sind In Ratzeburg findet man im altesten deutschen Chorgestuhl Sitze aus Bohlen in deren Form sich der Ubergang von Stein zu Holz als Material widerspiegelt In einer Ordensregel der Benediktiner in Hirsau aus dem 11 Jahrhundert constitutiones Hirsaugensis werden Miserikordien an Klappstuhlen erwahnt die dem Stehenden ein Abstutzen erlaubten Die in einer Reihe aufgestellten Klappstuhle waren nach vorn durch ein Pult begrenzt das spater zur Auflage der Choralbucher diente Die Sitze waren teilweise durch Armlehnen voneinander getrennt an denen sich auch Handknaufe befanden Bis in die Barockzeit wurde diese Form des Chorgestuhls verwendet Tafel des Rigafahrergestuhls in der Nikolaikirche StralsundUm 1300 begann man mit der Verzierung des holzernen Gestuhls mit ornamentalen Schnitzereien Das alteste datierte Schnitzwerk dieser Art in Deutschland stammt aus dem Jahr 1288 und befindet sich in der Kirche St Alexandri in Einbeck 1 Im 14 und 15 Jahrhundert wurden die Gestuhle mehr und mehr prunkvolle Einrichtungsgegenstande der Kirchen die ahnlich wie die Altare und Kanzeln verziert waren Verwendet wurde uberwiegend Eichen im Westen auch Nussbaumholz was grosse Anforderungen an die Schnitzer stellte Ab dem 16 Jahrhundert verwendete man auch weiche Nadelholzer fur die Schnitzereien Mit Ausnahme von Spruchbandern wurden die Mobel nicht farblich gefasst nur die Gestuhle des spaten 16 Jahrhunderts sind mit farbigen Wappen oder Ranken bemalt oder die Ornamentik ist farblich unterlegt Richtete sich die Zahl der Gestuhle zunachst noch nach der Zahl der Kleriker wurden spater auch mehr Sitze als benotigt bereitgestellt Dies entsprach zu Beginn der Renaissance auch dem Reprasentationsbedurfnis der Burger So sind im Kolner Dom 104 Platze vorhanden im Erfurter Dom 83 und im Magdeburger Dom 56 Im 15 und 16 Jahrhundert wurde auch im Kirchenschiff Gestuhl eingebaut das allerdings nicht fur die Kleriker sondern fur die Laien gedacht war Diese Laiengestuhle gehorten nicht zu den eigentlichen Chorgestuhlen da sie ausschliesslich den Burgern als Sitzgelegenheit dienten Die Gestuhle standen an den Wanden oder wurden an die Pfeiler des Kirchenschiffes gebaut Neben Gestuhlen der Zunfte und Gilden hatten in Stadten auch die Rate ihre eigenen Gestuhle Die Laiengestuhle wurden mit zunfttypischen Darstellungen geschmuckt Das Rigafahrergestuhl in der Nikolaikirche der Hansestadt Stralsund zeigt Szenen aus der Pelztierjagd und dem Handel mit Pelzen und Honig und verdeutlicht das Selbstverstandnis der Burger Die Ratsgestuhle in den Hansestadten dienten auch der Rechtsprechung Auch Familien liessen ihr eigenes Gestuhl anfertigen Mit der Fuggerkapelle in der Kirche St Anna in Augsburg liess Jakob Fugger zwischen 1512 und 1519 eine Grabkapelle bauen die in Form und Gestaltung den suddeutschen Chorgestuhlen entsprach Im 18 Jahrhundert hatten diese Gestuhle zumeist eine Kastenform und waren mit dem mittelalterlichen Chorgestuhl kaum noch vergleichbar Chorgestuhl des 20 Jahrhunderts in einer Benediktinerabtei in New Jersey USA Einige Chorgestuhle wurden durch Verfall des Holzes zerstort sehr viele gingen durch Kriege Brande oder auch im Zuge der Reformation durch Kirchenbrechen verloren bzw entsprachen nicht der Auffassung der evangelischen Lehre und wurden entfernt In heutigen Klosterkirchen wird beim Einbau von neuem Chorgestuhl im Allgemeinen auf besonderen Zierrat verzichtet Standorte Bearbeiten Chorgestuhl im Salemer MunsterDas Gestuhl befand sich in dem den Ordensleuten oder Klerikern vorbehaltenen Teil der Kirche dem Chor Grossere Kirchen hatten meistens ein Gestuhl an der Nord und Sudseite des Chores In Klosterkirchen mit einem grossen Konvent wie dem Doberaner Munster war auch ein Teil des Kirchenschiffes den Monchen vorbehalten daher erstreckte sich dort auch das Gestuhl bis ins Kirchenschiff hinein In romanischen Kirchenbauten steht das Chorgestuhl an den Wanden des Chorquadrates manchmal auch an den den Chor zum Querhaus abschliessenden Chorschranken Das seit der ottonischen Zeit ubliche Chorquadrat zwischen Apsis und Querschiff bot ausreichend Platz fur die Sitzgelegenheiten In den gotischen Kirchen die uber einen Chorumgang verfugen stehen die Gestuhle auch an den Chorschranken Diese dienen oft als Ruckwand des Gestuhls steinerne Chorschranken als Ruckwand waren zumeist farbig bemalt oder mit Bildteppichen behangt holzerne Ruckwande wurden zum Chorumgang hin ebenfalls verziert In den grosseren Kirchen stehen auch im Westen entlang des Lettners Banke Diese hufeisenformige Anlage trennte den Chorraum noch mehr gegen das Schiff ab und wurde vor allem in Ordenskirchen der Zisterzienser und Benediktiner verwendet so in Cluny und in Hirsau Das Chorgestuhl wurde oft beim Bau geplant und es wurden z B steinerne Baldachine dafur geschaffen Bestandteile Bearbeiten Miserikordien aus dem Chorgestuhl um 1500 des Quirinusmunster in NeussDas Chorgestuhl besteht zumeist aus in einzelne Sitzgelegenheiten unterteilten Banken Die Unterteilung erfolgt durch Pultwangen Seitlichen Abschluss bildeten teilweise reich verzierte Aussenwangen Klappsitze wurden verwendet um den Wechsel zwischen Stehen und Sitzen wahrend der Liturgie zu erleichtern Zur Unterstutzung des Stehenden waren an den Klappsitzen Konsolstucke die so genannten Miserikordien lateinisch misericordia Mitleid Barmherzigkeit angebracht die dem Stehenden Halt boten Die ost und mitteldeutschen Gestuhle wurden mit Dorsalen oft reich verzierten holzernen Ruckwanden versehen Baldachine bildeten den Abschluss nach oben Formen Bearbeiten Wange zwischen Sitzen in der Dortmunder Marienkirche Zeichnung der Abschlusswangen Villard de Honnecourt Schloss Cappenberg Chorstuhl QuerschnittDer franzosische Architekt Villard de Honnecourt zeichnete um 1240 exakte Aufrisse der ublichen holzernen Zwischen und Aussenwande der Chorgestuhle Dazu vermerkte er Wenn Ihr in guter Arbeit eine reiche Chorstuhlwange machen wollt so haltet Euch an diese 2 Die Zwischenwangen die die Bank in einzelne Sitze teilten bestanden aus einem grosseren unteren Rechteck uber dem ein in der Form eines Viertelkreises angebrachte und in einem Handknauf endende holzerne niedrige Trennwand in der auch das Klappbrett lief zu einem kleineren Rechteck vermittelte Der Knauf stellte zunachst eine Blattknolle dar spater wurden auch figurliche Motive verwendet Vor dem Wangenbrett befand sich zum Boden oft eine dunne Saule Die einzelnen Sitze wurden mit Schulterringen accoudoirs versehen die in die Armstutzen auslaufen Eine Besonderheit bildeten Chorgestuhle in den Zisterzienserklostern da dort gemass den Ordensregeln eine Zellenform beim Gestuhl eingehalten und die Zwischenwangen hoher ausgefuhrt wurden Somit bildete in diesen Kirchen jeder Sitz eine eigene kleine Zelle fur den jeweiligen Chorherren Dienten die Zwischenwangen in den meisten Ausfuhrungen nur dem Zweck die Sitze zu trennen und eine Armlehne zu bieten wurden die Aussenwangen uberaus reichlich verziert und als Schmuckelement genutzt Die hinteren Sitzbanke wurden mit so genannten hohen Wangen ausgestattet aber auch die Aussenwange der ersten Reihe wurde mit einer Pultwange genannten verzierten Aussenwange versehen Die hinteren Aussenwangen unterscheiden sich fur die Fruhzeit in Deutschland in drei Formen die in verschiedenen Landschaften verwendet wurden namlich die rheinisch franzosische offene Wange mit C oder E formiger Volute sowie die mittel und ostdeutsche geschlossene Wange mit hoher Ruckwand dem Dorsale Die Zisterziensergestuhle wiesen hohe Zwischenwangen und die landschaftlich ublichen Aussenwangen auf Die drei Formen existierten nebeneinander ab Mitte des 14 Jahrhunderts verschmolzen sie und es entstanden neue Formen die wiederum fur bestimmte Landschaften typisch waren Ab der Mitte des 15 Jahrhunderts wurde auch in Suddeutschland ein besonderes Chorgestuhl gebaut Im 15 und 16 Jahrhundert kamen zu den eigentlichen Chorgestuhlen die Gestuhle der Zunfte oder Amter hinzu die den Laien dienten und erstmals Sitzgelegenheit im Kirchenschiff boten diese verwendeten Formen der Chorgestuhle mit Im nachfolgenden werden die fur die Verwendung im deutschsprachigen Raum typischen Formen beschrieben Rheinische Volutenwange Bearbeiten Die rheinische Volutenwange hatte Vorganger in Frankreich und wurde spater parallel zu diesen weiterentwickelt De Honnecourt zeichnete zwei Varianten dieser Aussenwange beide zeigen die Auspragung in der Form eines lateinischen E In der Stiftskirche St Viktor in Xanten wurden diese Skizzen um 1250 ausgefuhrt Die rheinische Pultwange war meist mit einer liegenden Volute auf dem Wangenbrett verziert Dem Bedurfnis nach weiteren prachtigen Verzierungen entstammten dann die Varianten die teilweise noch heute existieren Die E Volute wurde verdoppelt vor die Offnung der C Volute eine kleine Saule gestellt z B im Naumburger Dom uppige Laubwerkverzierungen kamen hinzu Aber auch figurliche Motive wurden eingefugt wie in der Zisterzienserabtei Altenberg Dass die Zisterzienserkloster im Rheinland im Schmuck des Gestuhls den anderen Kirchen nicht nachstehen obwohl es ein aus dem Jahr 1134 stammendes Verbot von Skulpturen und Bildern gab ist teilweise noch heute zu sehen Wegen der vorgeschriebenen Zellenform auch der Sitze befand sich aber auch bei Verwendung der rheinischen offenen Wange jeweils ein Dorsale meist mit Baldachin an den sich die Wangen anschlossen Eingefugte Relieffelder an den niedrigen Abschlusswangen des Chorgestuhls im Kolner Dom stellen eine weitere Sonderform der rheinischen Wange dar Die Chorschranken uber dem Gestuhl sind mit einem Bilderzyklus versehen Das um 1320 30 entstandene Gestuhl tragt zudem viel Laubwerksschmuck mit darin agierenden Figuren Der rheinische Typ der Wangen wurde in der Zeit von ca 1250 bis ca 1330 verwendet Nur wenige derartige Wangen sind ausserhalb des Rheinlandes bekannt zu ihnen zahlt ein Dreisitz in der Zisterzienserabtei Schulpforte und eine Bank mit vier Sitzen im Naumburger Dom Im Naumburger Dom wurde die Form sogar noch bis ins 16 Jahrhundert benutzt wie an einem Gestuhl im Stil der Renaissance im Ostchor zu sehen ist Geschlossene Wangen Bearbeiten Die geschlossenen Wangen entwickelten sich zeitlich parallel zu den offenen jedoch raumlich begrenzt auf Ost und Mitteldeutschland Gestuhle aus der zweiten Halfte des 13 Jahrhunderts im Kloster Loccum und im Havelberger Dom weisen einen Abschluss der Sitzreihe in Form von hohen geschlossenen Brettern auf Bis zum Beginn des 14 Jahrhunderts wurden die geschlossenen Stallen vom lateinischen stallae niederdeutsch stolthe nur mit Laubwerk verziert hauptsachlich an den Aussenseiten der Wangen Die Pultwangen sind ebenfalls meist mit Blattornamenten versehen Figurliche Motive werden erst etwas spater verwendet sparlich in der Klosterkirche Doberan uppig um 1330 im Erfurter Dom Sonderformen Bearbeiten Infolge der Verschmelzung der rheinischen offenen Form und der ost und mitteldeutschen geschlossenen Form entstanden zahlreiche Sonderformen An die Stelle der rheinischen Volutenwange trat die Fensterwange bei der der obere Teil des Wangenbrettes in ein oder auch zwei Arkadenfelder mit flachen reliefartigen Figuren geoffnet ist Um 1360 wurde dieser Typ z B in St Marien in Salzwedel verwendet auch viele westfalische und niederrheinische Gestuhle sind noch bis in die Spatgotik damit ausgestattet Die Pultwangen sind meist mit frei sitzenden Figuren bekront wie um 1360 in St Marien in Salzwedel oder auch um 1430 im Stendaler Dom Eine weitere Sonderform ist zunachst im 14 Jahrhundert bei Kirchen der Westschweiz zu finden Dort wurde auch das Dorsale mit Schmuck verziert so mit Aposteln oder Propheten Die Form wurde auch in einigen benachbarten Orten in Deutschland verwendet Ein Dreisitz im Naumburger Dom tragt ebenfalls derartigen Schmuck auch eine Bank im Merseburger Dom aus der Mitte des 15 Jahrhunderts Das Hauptgestuhl des Merseburger Doms wurde 1446 von dem Ordensbruder Caspar Schoeckholz mit einem Bildband versehen welches Szenen aus dem Alten und Neuen Testament enthalt Im selben Dom zeigt ein funfsitziges Gestuhl aus dem 16 Jahrhundert Heiligenfiguren Stifter und Wappen im Dorsale Buste Ciceros auf einem Gestuhl im Ulmer MunsterSuddeutsche Sonderformen Bearbeiten Das Chorgestuhl zu St Martin Memmingen In der zweiten Halfte des 15 Jahrhunderts kamen in Suddeutschland zunachst um 1469 im Ulmer Munster Gestuhlsformen auf die Busten teilweise portratartig an Dorsale und Baldachin verwenden sogar die Pultwangen wurden mit Busten geschmuckt Diese Form hielt sich bis zum Beginn der Renaissance Bei den durch die Busten dargestellten Personen handelte es sich um Personen aus dem Alten oder Neuen Testament der Antike oder sogar um zeitgenossische Burger Die Bustenwange wurde ausserhalb des suddeutschen Raumes nur noch im Halleschen Dom verwendet Als weitere herausragende Werke der suddeutschen Sonderform gelten das Chorgestuhl in St Martin zu Memmingen und das Chorgestuhl im Konstanzer Munster Umgestaltungen Bearbeiten Im Naumburger Dom wurden Chorgestuhle nachtraglich hinzugefugt als der Bedarf stieg Diese wurden im zeitgemassen Stil ausgebildet und nicht den vorhandenen angepasst Im Barock erst wurden die neuen Gestuhle den alten nachempfunden Der historisierenden Sichtweise des 19 Jahrhunderts fielen viele Verzierungen wie Miserikordien oder Knaufe zum Opfer Darstellungen BearbeitenDer plastische Schmuck an den mittelalterlichen Chorgestuhlen bestand anfangs nur aus einfachen Ornamenten Haufigstes Motiv ist gotisches Laubwerk wobei besonders Weinlaub verwendet wurde Ab dem 14 Jahrhundert kamen geometrische Ornamente hinzu Figurliche Motive sind schon um 1300 an einigen rheinischen Gestuhlen zu finden Neben kleinen Tieren als Beiwerk wurde auch der Pelikan als christliches Symboltier verwendet Szenische Darstellungen des kirchlichen und des weltlichen Alltags auf den rheinischen Gestuhlen wie am um 1320 entstandenen Gestuhl im Kolner Dom sind eher selten Die geschlossenen Wangen Ost und Mitteldeutschlands boten mehr Platz fur Darstellungen als die offenen Wangen Teilweise wurden ganze Bildprogramme entworfen Das Gestuhl des Erfurter Doms aus der ersten Halfte des 14 Jahrhunderts weist neben dem heiligen Christophorus den sich erhangenden Judas auf aber auch den Sundenfall in einer Bilderfolge mit Bezug auf den Weinbau Hier zeigt sich auch eine typische Darstellung der Judenverfolgungen des Mittelalters in der ein Reiter mit seiner Lanze einen auf einer Sau reitenden Mann mit spitzem Judenhut trifft Die umfangreichste Szenenfolge auf Chorgestuhlen bieten die neun noch erhaltenen Wangen des ehemaligen Chorgestuhls im Dom zu Bremen um 1350 70 31 Bildfelder zeigen Szenen aus dem Alten und Neuen Testament Auf vielen Gestuhlen sind die Kirchengrunder dargestellt der Klerus ehrte die weltlichen Machthaber die durch die Christianisierung Landereien und Bevolkerung fur die christlichen Kirchen erschlossen noch Jahrhunderte spater Kaiser Heinrich II ist sowohl auf einem Gestuhl aus dem 14 Jahrhundert im Bamberger Dom als auch auf Gestuhlen aus dem 15 und 16 Jahrhundert im Merseburger Dom zu sehen Bilderfolgen des Alten und Neuen Testaments zeigen oft auch Szenen die sonst in der Malerei eher selten verwendet wurden Herstellung Bearbeiten Barockes Chorgestuhl von Ignaz Waibl im Kloster Buxheim Chorgestuhl im Santa Maria Gloriosa dei Frari Venedig Die Auftraggeber beauftragten vertraglich einen Meister und legten dabei das thematische Programm fest manchmal wurde auch eine gewunschte Form genannt Der Meister lieferte eine bildliche Darstellung ab und ein Probestuck bei dem es sich manchmal auch um den Levitensitz handelte Danach wurde dann das Gesamtwerk gefertigt was sich bei grosseren Werken uber einige Jahre erstrecken konnte Hersteller Bearbeiten Die Chorgestuhle bestanden zunachst aus Stein und wurden meist bereits beim Bau der Kirche in Mauernischen eingefugt Steinmetze der Bauhutten wurden mit der Gestaltung beauftragt Spater als mehr und mehr das Holz den Stein ersetzte wurden die Gestuhle zunachst noch bis in das 14 Jahrhundert eben von diesen Steinmetzen und auch schon von Schreinern der Klosterwerkstatten geschaffen bevor sich zunftig organisierte Tischler und Bildhauer spezialisierten und damit auch immer feinere Werke entstanden Das holzerne Gestuhl wurde von einem Unternehmer fertiggestellt der wiederum Auftrage an verschiedene Meister vergab Im Mittelalter in dem die Zunfte streng voneinander abgegrenzte Aufgaben wahrnahmen waren also an einem Gestuhl sowohl Schreiner als auch Bildschnitzer tatig An den Gestuhlen deutet auf diese jedoch zumeist nichts mehr hin nur der beauftragte Unternehmer ist sowohl in Urkunden als auch durch Markierungen direkt im Gestuhl dargestellt Seit dem spaten 15 Jahrhundert wurden Signaturen in die Werke eingefugt die den Unternehmer erkennen liessen Auf einer Tur im Konstanzer Munster ist z B der Name Simon Heider genannt Simon Heider artifex me fecit Urkunden belegen aber dass er fur plastische Arbeiten wie das Chorgestuhl in der Abtei Weingarten den Bildhauer Heinrich Yselin seinen Schwiegersohn beauftragt hatte 3 Bilder der Handwerker die die Stuhle fertigten sind selten Sie sind zunachst als Schmuck an den Miserikordien vorhanden wie in England und Frankreich Deutsche Gestuhle zeigen Handwerkerbilder auch schon auf den Wangen Eine 1284 entstandene Pultwange aus Pohlde zeigt einen Ordensmann an einer Werkbank der an einer Wange schnitzt Die Inschrift am Dorsale des Hauptgestuhls im Merseburger Dom nennt den Dominikaner Caspar Schoeckholz Handwerker der Zunfte sind ab dem 16 Jahrhundert als Darstellung an deutschen Gestuhlen zu finden so in der Baden Badener Spitalkirche Eine Buste des ehemaligen Chorgestuhls der Klosterkirche Weingarten zeigt einen Handwerksmeister mit Zirkel und Schlagel Um 1508 stellte sich der Meister Hans Ostwalt im Gestuhl der Stendaler Marienkirche zu Fussen der Anna selbdritt dar neben ihm Meissel und Zirkel Mitte des 15 Jahrhunderts wurden Inschriften ublich die den Meister und seinen Herkunftsort nennen selten auch den Stifter Jorg Syrlin d A signierte alle ab 1470 80 gefertigten Werke Auftraggeber Bearbeiten Hauptauftraggeber fur die Chorgestuhle war der Klerus Zwar stifteten Burger oft fur die Kirchen taten dies aber zweckgebunden fur Altare und andere Ausstattungen des Kirchenraumes Das Chorgestuhl war vom Kirchenschiff nicht einsehbar und stellte daher fur die Burger keine reprasentative Form der Stiftung dar Erst mit der Renaissance als die Lettner und Chorwande durch Chorgitter ersetzt wurden war der Blick auf die Gestuhle frei und es traten auch Burger als Stifter des Gestuhls auf Bildliche Stifterdarstellungen sind selten Urkunden kaum uberliefert Nur Wappen weisen auf die Stifter hin selbst die Busten der suddeutschen Gestuhle lassen mangels erlauternder Inschriften keinen Hinweis auf bestimmte Personen zu Siehe auch BearbeitenKirchengestuhlLiteratur BearbeitenUlrike Bergmann Das Chorgestuhl des Kolner Domes 2 Bande Neusser Druckerei und Verlag Neuss 1987 ISBN 3 88094 600 0 Rudolf Busch Deutsches Chorgestuhl in sechs Jahrhunderten 500 Chorgestuhle A Lax Hildesheim 1928 Karl Johannes Heyer Das barocke Chorgestuhl in Schlesien Weidlich Frankfurt M 1977 ISBN 3 8035 8609 7 Alfred Lohr Das Chorgestuhl im Dom zu Bremen In Niederdeutsche Beitrage zur Kunstgeschichte Band 13 1974 S 123 180 Walter Loose Die Chorgestuhle des Mittelalters Carl Winter Heidelberg 1931 Heidelberger Kunstgeschichtliche Abhandlungen Bd 11 Karl Bernhard Ritter Chorgestuhl In Kurt Galling Hrsg Religion in Geschichte und Gegenwart RGG Handworterbuch fur Theologie und Religionswissenschaft 3 Auflage Band 1 A C Mohr Siebeck Tubingen 1957 S 1678 f Hannelore Sachs Mittelalterliches Chorgestuhl von Erfurt bis Stralsund Lambert Schneider Hamburg 1964 Martin Urban Chorgestuhl in Reallexikon zur Deutschen Kunstgeschichte Bd 3 Stuttgart 1953 Sp 514 538 Sybe Wartena Die Suddeutschen Chorgestuhle von der Renaissance bis zum Klassizismus Dissertation LMU Munchen 2008 Volltext Dethard v Winterfeld Chorgestuhl In Hans Dieter Betz Hrsg Religion in Geschichte und Gegenwart RGG Handworterbuch fur Theologie und Religionswissenschaft 4 Auflage Band 2 C E Mohr Siebeck Tubingen 1999 ISBN 3 16 146942 9 S 175 f Gerd Dethlefs Hrsg Das Cappenberger Chorgestuhl 1509 1520 Verlag fur Regionalgeschichte Bielefeld 2009 ISBN 978 3 89534 873 0 Weblinks Bearbeiten Commons Chorgestuhl Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten H S Strelow Auf den Spuren der Welfen in Sudniedersachsen S 4 Memento vom 4 Marz 2016 im Internet Archive PDF 1 4 MB Hannelore Sachs Mittelalterliches Chorgestuhl von Erfurt bis Stralsund S 13 Hannelore Sachs Mittelalterliches Chorgestuhl von Erfurt bis Stralsund S 22Normdaten Sachbegriff GND 4147900 2 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Chorgestuhl amp oldid 234100003