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Die denkmalgeschutzte Stadtpfarrkirche Sankt Martin in Memmingen ist eine der altesten Kirchen Oberschwabens Die Kirche ist ein Wahrzeichen der Stadt Sie befindet sich am Rande der nordwestlichen Altstadt im alten evangelischen Kirchenbezirk vor dem alten aufgelassenen Friedhof an einer Anhebung des Memminger Achtals Ihr Turm ist weithin sichtbar und mit etwa 65 Metern das hochste Gebaude der Stadt Ihre Geschichte lasst sich bis ins 9 Jahrhundert zuruckverfolgen Sie war ein Schauplatz der Memminger Reformation im 16 Jahrhundert die nach Oberschwaben und ins Allgau ausstrahlte Reformator war der Prediger Christoph Schappeler Die in ihrer heutigen Form um 1325 begonnene und um 1500 vollendete dreischiffige Basilika ist Hauptkirche des evangelisch lutherischen Kirchenbezirkes Memmingen regelmassiger Predigtort des Memminger Dekans und das Zentrum einer der vier evangelisch lutherischen Kirchengemeinden der Stadt Die von den Burgern finanzierte Basilika war nach ihrer Vollendung die grosste gotische Stadtkirche zwischen Bodensee und Lech 1 Sie beherbergt viele Kunstwerke darunter das uber 500 Jahre alte Chorgestuhl das zu den besten spatgotischen Schnitzwerken in Suddeutschland zahlt und als grosster Kunstschatz der Stadt gilt Die St Martins Kirche von WestenDie St Martins Kirche von OstenGrundriss der KircheInhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Welfenbasilika 1 2 Ausbau zur gotischen Basilika 1 3 Pfarrkirche und Reformation 1 4 Nach der Reformation 1 5 Turm 2 Baubeschreibung 2 1 Aussenbau 2 2 Innenraum 2 2 1 Mittelschiff 2 2 2 Nordschiff 2 2 3 Sudschiff 2 2 4 Chor 3 Ausstattung 3 1 Schnitzereien 3 1 1 Chorgestuhl 3 1 2 Kanzel 3 1 3 Neue Sakristei 3 1 4 Kirchenstuhle 3 2 Malereien 3 2 1 Strigelfresken 3 2 2 Sichelbeinfresken 3 2 3 Olgemalde 3 2 4 Glasmalereien 3 3 Kreuzaltar 3 4 Chorgitter 3 5 Orgel 4 Turmuhr 5 Glocken 6 Nutzung 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Innensicht nbsp Kleine KapelleBereits aus dem 2 Jahrhundert n Chr sind am Standort der Kirche Siedlungsspuren nachgewiesen Bei Grabungen im Jahr 1912 wurden unter dem Gebaude Reste eines romischen Burgus entdeckt Der erste Kirchenbau an dieser Stelle kann nicht genau datiert werden Forscher gehen davon aus dass er um das Jahr 800 errichtet wurde Ob St Martin oder die Frauenkirche in der Sudstadt Konigshofkirche war ist ungeklart Die bis dahin welfische Kirche wurde 1178 1179 staufisch Im Jahre 1214 ubergab Friedrich II das Patronat an die Antoniter die in Memmingen ihre erste Niederlassung auf deutschem Boden grundeten 2 Die Kirche wurde in den nachsten Jahren beschleunigt durch das Wachstum und den Reichtum der Stadt zur Stadtpfarrkirche Ende des 14 Jahrhunderts entstanden der Chor und der Turm Danach folgten weitere Innenumbauten bis in das 20 Jahrhundert 1562 endete das Patronat der Antoniter und die Kirche wurde endgultig der Stadt ubergeben Die Finanzierung aller Erweiterungen und Umbauten wurde von den Burgern der Stadt ubernommen Die Antoniter auch Antonier genannt bauten gegenuber dem ostlichen Vorzeichen die Kinderlehrkirche als Klosterkirche und beschrankten sich auf diese und ihre Prazeptorei Welfenbasilika Bearbeiten Im 10 Jahrhundert kam der Ort Memmingen an die Welfen Dadurch muss St Martin welfische Eigenkirche geworden sein Es ist davon auszugehen dass eine starke Bautatigkeit eingesetzt hat Anhand von Chroniken kann die Baugeschichte dieser Zeit nachvollzogen werden Demnach wurde St Martin 926 erbaut 1077 erweitert und 1176 umgestaltet Diese Daten sind allerdings nicht durch Funde belegbar Die Umgestaltung von 1176 passt gut in die Stadtentwicklungsgeschichte so dass man davon ausgehen kann dass dieser Zeitpunkt richtig ist Aufgrund verschiedener Unregelmassigkeiten innerhalb des heutigen Baukorpers ist anzunehmen dass auf eine fruhere Bebauung Rucksicht genommen wurde So ist das ostliche Bogenjoch um 1 20 Meter breiter als die anderen Joche das sechste differiert um 80 Zentimeter von der ublichen Bogenspannweite Das Sudostportal steht nicht mit dem gotischen Arkadenrhythmus in Einklang so dass man beim Eintreten auf einen Pfeiler blickt Vermutlich wurde eine gotische Vorhalle an den romanischen Baukorper angefugt Forscher gehen davon aus dass der Vorgangerbau eine Basilika mit westlichem Turmpaar war Das Querschiff hatte demnach im ersten Joch seinen Standort wahrend sich die Turme im sechsten Joch befanden Zwischen den Turmen und dem Querschiff hatten nach den damaligen Grossenverhaltnissen sechs romanische Joche Platz gefunden Eine Rekonstruktion der Basilika auf dieser Basis wurde mit anderen welfischen Bauten zusammenpassen 1216 wurde St Martin Wallfahrtskirche Vom nahen Benningen wurde eine Blutreliquie in die Kirche uberfuhrt Bereits 1446 wurde der Status als Altarsakrament durch den Augsburger Bischof und Kardinal Peter von Schaumberg entzogen nachdem die Hostie allmahlich zerfallen war Er gestattete lediglich die Verehrung als Reliquie In der Reformation soll die Bluthostie an unbekannter Stelle vermauert worden sein 3 Ausbau zur gotischen Basilika Bearbeiten nbsp Fresken im EingangsbereichUm 1325 war die Kirche fur die stark angewachsene Zahl von Burgern der Stadt zu klein geworden so dass erste Erweiterungen durchgefuhrt wurden Der Turm sowie ein Chor wurden angebaut Von diesem hochgotischen Bauwerk sind ein Strebepfeiler und ein Fenstermasswerk im nordlichen Chor erhalten Die Datierung stutzt sich auf ein erhaltenes Freskofragment an der Mauer des untersten Turmstockwerkes Im Anschluss an diese Baumassnahme mussen die ersten Pfeilerpaare des Langhauses und der nordlichen Arkadenreihe mit dem daruber aufragenden starker dimensionierten Mauerfeld erbaut worden sein Um 1345 kamen die Baumassnahmen ins Stocken obwohl im selben Jahr Kaiser Ludwig der Bayer die beiden Brottische wohl der erste Markt Memmingens fur die Erweiterung des Friedhofs uberliess 4 Ob dies mit der politischen Unruhe um Kaiser Ludwig IV oder mit der Pestepidemie des Jahres 1349 zusammenhing konnte nicht geklart werden Erst in der Mitte der zweiten Halfte des 14 Jahrhunderts ist ein erneutes Einsetzen der Bautatigkeit nachweisbar Der unbekannte Baumeister muss eine gute Ausbildung in der gotischen Architektur seiner Zeit genossen haben da die schwerfallige Bauweise der ersten Strebepfeiler ab dem zweiten Joch in einen schlankeren hochgotischen Baustil verandert wurde Mit Baubeginn des vierten Joches mit einer schlichten Konsolenbauweise muss der Baumeister wiederum gewechselt haben Nachdem das funfte Joch vollendet war trat eine langere Pause in der Bautatigkeit ein Forscher gehen davon aus dass dort das Westwerk der Welfenbasilika stand und sie damit vorlaufig fertiggestellt war Ab 1404 1405 wurde mit dem Ausbau des sechsten Joches begonnen Allerdings kamen die stadtischen Werkleute damit nicht zurecht worauf sich der Rat der Stadt nach Munchen wandte 1405 konnte Conrad von Amberg fur den Ausbau verpflichtet werden Vermutlich machte das alte Westwerk den Ausbau ausserst schwierig da es teilweise als Tragwerk fur die Arkaden diente und teils abgebrochen teils integriert werden musste Das sechste Joch musste um 80 Zentimeter breiter werden als die bestehenden Joche Conrad fuhrte die Mittelschiffswande zur endgultigen Hohe empor 1407 wurde bereits das Dachwerk aufgeschlagen Es ist eines der fruhesten Beispiele des liegenden Stuhles im deutschen Sprachraum Damit war es moglich das erste Dachgeschoss ins Mittelschiff einzubeziehen Man geht davon aus dass erst Meister Conrad das vierte Turmgeschoss mit dem hohen Spitzhelm vollendet hat Ahnliche Beispiele fur diese gotische Kirchturmbedeckung befinden sich in Woringen und in Westerheim Bis 1409 1410 vollendete Conrad vom Amberg die Kirche als sechsjochige Basilika In den folgenden Jahren konzentrierten sich die Aktivitaten vor allem auf den Innenausbau Die ostlichen Vorhallen entstanden 1438 Die im Jahr 1458 begonnene Einwolbung der Seitenschiffe war nur durch massive Spenden der Familien Besserer und Wespach moglich geworden Die Funk Kapelle machte den Anfang einer Reihe von Kapellenstiftungen in der Basilika So kam 1476 die Vohlin Kapelle und 1482 die Zwicker Kapelle hinzu 1489 1491 konnte durch den Abbruch zweier Hauser in der Zangmeisterstrasse das Langhaus um zwei Joche erweitert werden Da die Memminger Baumeister mit dieser heiklen Aufgabe uberfordert waren konnte der Rat der Stadt den Ulmer Baumeister Matthaus Boblinger gewinnen Von 1496 bis 1500 wurde der Chor neu errichtet und damit die grosste Stadtpfarrkirche zwischen Bodensee und Lech vollendet Pfarrkirche und Reformation Bearbeiten nbsp Blick von der Orgelempore in das Kirchenschiff mit Kanzel und Hochaltar nbsp GlasmalereiUnter dem Schweizer Prediger Christoph Schappeler verbreitete sich in Memmingen ab 1524 die Reformation 5 Schappeler hatte eine gut dotierte Predigerstelle der Vohlin Kapelle in St Martin inne 6 und vollzog in diesem Jahr erstmals in deutscher Sprache die Taufe Zusammen mit Lindau Konstanz und Strassburg legte die zunachst zwinglianisch orientierte Stadt auf dem Augsburger Reichstag 1530 ein Sonderbekenntnis vor die Confessio Tetrapolitana Vierstadtebekenntnis Ein Stadtratsbeschluss aus dem Jahr 1531 der besagte dass samtliche kirchlichen Kultgegenstande aus den Kirchen der Stadt verschwinden mussten fuhrte zum grossten Verlust an Ausstattungselementen von St Martin Die Kirche verlor 21 Seitenaltare und den spatgotischen Hochaltar im Chorraum Von der Einrichtung des Hochchores verblieb nur das Chorgestuhl Zur lutherischen Lehre bekannte sich die Stadt im Jahr 1532 durch die Ubernahme der Augsburger Konfession Endgultig wurde Memmingen und damit auch St Martin 1536 durch die Annahme der Wittenberger Konkordie der lutherischen Lehre verpflichtet Nach der Reformation Bearbeiten Im Dreissigjahrigen Krieg erliess Kaiser Ferdinand II das Restitutionsedikt wonach alle bei der Reformation enteigneten Guter den katholischen Besitzern zuruckgegeben werden sollten Dies betraf auch St Martin jedoch setzte sich die Stadt dagegen erfolgreich zur Wehr 7 Bei der Beschiessung durch die Kaiserlichen und die Bayern wurde im Jahr 1647 auch die Kirche getroffen wobei die Holzdecke beschadigt wurde Hans Knoll ersetzte sie durch ein Brettergewolbe aus Rippen und Schlusssteinen mit Bemalung ahnlich dem Chorgewolbe Knoll schuf 1656 im ersten Mittelschiffsjoch auch eine Musikanten und Sangerempore Die mittelalterliche Kirchhofmauer wurde 1810 abgebrochen Gleichzeitig wurde der ehemalige Gottesacker in eine parkahnliche Landschaft mit Baumpflanzungen umgestaltet 8 Die Decke des Mittelschiffs wurde ab 1845 neu gestaltet und ein Scheingewolbe eingezogen Das Langhaus und der Turm wurden 1867 und 1872 mit Schiefer neu gedeckt Von 1926 bis 1927 wurde die Kirche renoviert und die Eindeckung wieder zuruckgenommen 1962 bis 1965 und 1984 bis 1988 wurde die Kirche erneut renoviert Turm Bearbeiten Von den Vorgangerturmen der Welfenbasilika auf der Westseite ist nichts mehr erhalten Der erste Turmbau an der heutigen Stelle wird um 1300 datiert Das unterste Geschoss des heutigen Turms wurde um 1325 erbaut Ein Weiterbau des funften Obergeschosses muss in die Zeit um 1370 datiert werden Das dort verwendete Ziegelformat von 34 16 5 7 5 Zentimetern wurde auch bei dem um 1370 entstandenen Frauenkirchturm vermauert Die weiteren Stockwerke kamen um 1405 bis 1410 durch Baumeister Conrad von Amberg hinzu Der Turm wurde damals mit einem hohen Spitzhelm mit gruner Plattendeckung abgeschlossen Die Wendeltreppe die vom Nordschiff in das erste Obergeschoss fuhrte brannte 1420 ab Im Jahre 1428 wurde der heutige Glockenstuhl als Gerustbauwerk in den Turm eingebaut Bis dahin hingen die Glocken in einer mit dem Mauerwerk verbundenen Balkenanlage Zwei Jahre spater wurde der uber vier Steingiebel aufsteigende Spitzhelm vollendet Aufgrund der Uberwolbung der Seitenschiffe innerhalb der Kirche wurde der Turmeingang an die heutige Stelle in der nordostlichen Ecke versetzt Nach einem Blitzeinschlag 1470 erhielt der Turm einen Turmknopf und er wurde mit grunglasigen Ziegeln neu eingedeckt Durch schnelle Loschmassnamen der Bevolkerung konnte der Turm 1482 gerettet werden nachdem vier Blitze in den Turm eingeschlagen waren und ihn in Brand gesetzt hatten In den Chroniken sind fur das Jahr 1494 zwei nachtliche Blitzeinschlage vermerkt als der spatere Kaiser Maximilian I in die Stadt einzog Der durch einen weiteren Blitzschlag im Jahr 1535 zerstorte Turmhelm wurde 1537 durch den heutigen Achteckbau auf dem Turmstumpf ersetzt 9 Ein holzerner Erker wurde 1573 uber dem Zifferblatt der Turmuhr angebaut Der Zimmermeister Jacob Britzel und der Kupferschmied Bartholomaus Seybrand errichteten uber dem Helm eine welsche Haube aus Kupfer Seitdem hat der Turm eine Hohe von etwa 65 Metern 1872 wurde die Haube mit Schiefer gedeckt was bei der Renovierung 1927 wieder ruckgangig gemacht wurde Der Turm wurde 1966 und 2012 letztmals renoviert Seit dem Bau gehorte der untere Teil der Kirchengemeinde der obere Teil der Stadt 1927 ubergab die Stadt ihren Teil ebenfalls der Kirchengemeinde Baubeschreibung Bearbeiten nbsp Marktplatz mit St MartinDie Kirche ist eine dreischiffige achtjochige Basilika mit erhohtem Chorraum der in einem 5 8 Schluss endet Der nordliche Teil des Gebaudes wird durch den Turm und den Chor gepragt Auf der Sudseite befindet sich der alte seit 1530 aufgelassene Friedhof der Stadt Auf diesem stehen uber 300 Jahre alte Buchen und jungere Kastanien Gegenuber der ostlichen Vorhalle steht die Kinderlehrkirche Aussenbau Bearbeiten nbsp Der Turm vom Marktplatz aus gesehenDie Aussenwande der Seitenschiffe ragen hinter dem Chor hervor An den Chor schliessen sich vor dem Langhaus die neue Sakristei auf der Sudseite sowie die alte Sakristei und der Turm auf der Nordseite an Das Mittelschiff besitzt ein Satteldach die beiden Seitenschiffe haben ein Pultdach Die Wande bestehen aus verputztem Ziegelmauerwerk Uber den Seitenschiffen ist pro Joch ein mit einfachem Masswerk verziertes Oberlicht sichtbar Direkt unterhalb der Fenster schliesst sich die Eindachung der Seitenschiffe an Das Masswerk der Fenster in den Seitenschiffen wurde wahrend des Barocks entfernt die einstigen Spitzbogen wurden zu Rundbogen umgearbeitet Aufgrund der Bauweise mit verputzten Ziegeln sind die einzelnen Bauabschnitte ausserlich nicht sichtbar Die Westseite ist komplett verputzt Begrenzt wird sie durch die enge Durchfahrt des Martin Luther Platzes welcher sich an dieser Stelle zu einer Strasse verengt Oberhalb des Brauttor genannten Westportals der Kirche befanden sich fruher zwei Fenster die heute zugemauert sind Daruber befindet sich ein kleines Rundfenster dem in Hohe des Scheitelpunktes des Satteldaches ein weiteres etwas grosseres rundes Fenster folgt Der Chor ist aus Tuffstein gemauert Die Fenster sind mit Masswerk verziert Die Strebepfeiler haben wenig Verzierung Innenraum Bearbeiten Mittelschiff Bearbeiten nbsp Im Dachstuhl von St MartinDas 11 40 Meter breite Mittelschiff hat eine Lange von 50 Metern und ist 18 80 Meter hoch Es kann direkt durch das sogenannte Brauttor an der Westseite betreten werden Die Wande uber den acht Jochen sind schlicht gehalten Der Baustil entspricht der Gotik Nach oben abgeschlossen wurde es fruher von einer flachen Holzdecke Im Zuge des Historismus im 19 Jahrhundert wurde 1845 die Deckenhohe um 3 80 Meter reduziert ein Scheingewolbe im gotischen Stil eingezogen und an den Hangebalken des Dachstuhls mit Eisenstaben befestigt Fur Licht im Mittelschiff sorgen Oberlichter Die Jochbogen ruhen auf Achtkantpfeilern von denen die ostlichsten offensichtlich wiederverwendet wurden Forscher gehen davon aus dass diese Spolien aus einer anderen abgebrochenen Kirche stammen Zeitlich konnte dazu der Vorgangerbau des Ulmer Munsters passen Aufgrund der Natursteinarmut in Oberschwaben konnten nur Ziegel verwendet werden was einer hochgotischen Bauweise im Wege stand Nordschiff Bearbeiten nbsp Das NordschiffDas Nordschiff ist 50 Meter lang 5 7 Meter breit und 9 45 Meter hoch Man betritt es durch zwei Eingange an der Zangmeisterstrasse die dem grosseren Ausbau der Nordschiffkapellen im Wege stand Die Kapellen sind als kleine Spitzbogennischen zwischen den Strebepfeilern erkennbar Lediglich die Bruderschafts Kapelle von 1501 weicht mit ihrem Rundbogen davon ab Abgeschlossen wird das Nordschiff von einem unbemalten weiss getunchten gotischen Kreuzrippengewolbe Sudschiff Bearbeiten Das Sudschiff ist bei sonst gleichen Dimensionen mit zehn Metern etwas hoher als das Nordschiff Es hat zwei Eingange uber die ostliche und die westliche Vorhalle Es befinden sich mehrere grossere Kapellen darin Abgeschlossen wird es von einem gotischen Kreuzrippengewolbe Chor Bearbeiten Der Chor ist 24 6 Meter lang und 10 67 Meter breit Er ist weiss getuncht Die spatgotischen hohen Fenster sind im vorderen Teil bunt an den Langsseiten klar verglast Unter den Fenstern sind im leicht erhohten Hochaltarbereich Grabtafeln eingelassen die sich fruher am Boden des Kirchenraums befanden Abgeschlossen wird der Chor auf 17 62 Meter Hohe von einem gotischen Sternnetzgewolbe an dem sich auch die einzigen Fresken des Chors befinden Ausstattung BearbeitenDie Kirche ist reich an Kunstwerken der Malerei und Holzschnitzerei die aus dem 13 bis 19 Jahrhundert stammen Schnitzereien Bearbeiten Schnitzereien befinden sich am Chorgestuhl am Hochaltar an den Kirchenbanken und an der Kanzel Als grosses Einzelwerk kann auch die Ausstattung der neuen Sakristei angesehen werden Alle anderen sakralen Schnitzwerke wurden beim Bildersturm der am 19 Juli 1531 vom Rat der Stadt angeordnet wurde zerstort oder in andere Kirchenbauten gerettet 10 Chorgestuhl Bearbeiten In St Martin entstand zwischen 1501 und 1507 eines der grossartigsten und ausdrucksstarksten Chorgestuhle im suddeutschen Raum Es ist neben dem Chorgestuhl im Ulmer Munster von Jorg Syrlin dem Alteren und dem Gestuhl im Konstanzer Munster die bedeutendste spatgotische Arbeit in Deutschland Das Chorgestuhl ist noch in gottesdienstlichem Gebrauch nbsp Das Chorgestuhl 1507 fertiggestellt 1892 1901 umfassend restauriertDie Reichsstadt Memmingen befand sich damals auf dem Hohepunkt ihrer Geschichte ein wirtschaftliches politisches und kulturelles Erfolgsmodell Dieser Erfolg zeigte sich gerade auch in einer regen Bautatigkeit In der Hauptpfarrkirche St Martin waren die letzten Jahre des 15 Jahrhunderts gepragt von der Erweiterung des Kirchenraumes seiner Ausstattung mit Kapellen und Altaren und ab 1496 der Errichtung eines neuen Hochchores dessen Ausseres aus Tuffstein gefertigt ist Im Inneren des Chorraumes bietet das Sternnetzgewolbe ein filigranes Dach und einen wurdigen Rahmen fur das Chorgestuhl Den Auftrag dazu erteilten im September 1501 die beiden Kirchenpfleger von St Martin Bis 1507 schufen die Meister Hans Stark Schreiner und Hans Herlin Bildhauer ein aus Eichenholz geschnitztes Gestuhl mit insgesamt 63 Sitzen An einigen Skulpturen dieses Chorgestuhls lassen sich auch zwei von Herlins Gesellen erkennen Hans Thoman und Christoph Scheller Beide brachten es spater als Meister zu eigener kunstlerischer Grosse nbsp Der rechte Teil des Chorgestuhls nbsp Der linke Teil des ChorgestuhlsUnterbrochen von zwei Portalen stellen im Memminger Chorgestuhl 66 Plastiken 11 zwei Zyklen dar Der theologische Zyklus zeigt unter den Baldachinen Sibyllen und Propheten des Alten Testaments Sie zeugen vom Kommen des Messias in Christus An den vorderen Stuhlwangen sind ausdrucksstarke Portrats von Personen aus der Memminger Geschichte zu sehen Eine genaue Zuordnung bestimmter Personen ist allerdings nicht immer moglich Nur die Gegenstande welche die grossen Plastiken in den Handen halten ergeben eine halbwegs sichere Zuordnung So sind zum Beispiel der Burgermeister und seine Frau oder aber der Amman und dessen Frau naher bestimmbar Eine bislang als Abt des Antoniterklosters gedeutete Figur kann mit grosser Wahrscheinlichkeit nicht als solcher identifiziert werden Allerdings mussen die abgebildeten Personen in Memmingen so bekannt gewesen sein dass eine nahere Erlauterung nicht notwendig war Auch kann bei einer der Plastiken relativ sicher davon ausgegangen werden dass sie den romisch deutschen Konig und spateren Kaiser Maximilian I darstellt der sich gerade zur Entstehungszeit des Chorgestuhls oft in Memmingen aufgehalten und die Stadt seine Ruh und Schlafzell genannt hat Auch weil der Antonierklosterprazeptor sein Hauskaplan war scheint diese Annahme der Wahrheit nahezukommen Aber auch die zahlreichen Intarsien an den Ruckwanden und die kalligraphische Vielfalt der Schriftfelder die in keinem zweiten Chorgestuhl dieser Zeit vorkommen verdienen Beachtung Sie stammen aus der Werkstatt Bernhard Strigels Fruher wurde angenommen die Intarsien seien erst nachtraglich am Chorgestuhl angebracht worden Aufgrund verschiedener Details kann heute jedoch mit Bestimmtheit gesagt werden dass die Intarsienfelder zwei an jedem Stuhl bereits zur Entstehungszeit eingefugt wurden Eine umfassende Restaurierung und Erganzung fehlender Teile erfuhr das Chorgestuhl in den Jahren 1892 bis 1901 durch den Memminger Kunstschreiner Leonhard Vogt Hierbei wurde dem Chorgestuhl der im Jahre 1813 1814 entfernte Baldachin wieder aufgesetzt Forschungen haben ergeben dass fruher Teile der Figuren bemalt waren Dadurch war eine noch lebensechtere Darstellung moglich Das Chorgestuhl zahlt zu den beruhmtesten und kunstvollsten Deutschlands Kanzel Bearbeiten nbsp Die KanzelDie Kanzel im Langhaus der Basilika wurde von Johann Friedrich Sichelbein entworfen und nach dessen Planen von 1699 bis 1700 gefertigt 12 Sie stellt eine Gemeinschaftsarbeit zweier Kunstler dar Die Schreinerarbeiten fuhrte Georg Rabus aus die bildhauerischen Elemente Christoph Heinrich Dittmar aus Arnstadt Die Kanzel wurde uberwiegend aus Nussbaum mit wenigen goldenen Verzierungen hergestellt Der Schalldeckel hat die Form einer Zwiebelhaube und wird von einem Posaune spielenden Engel bekront Aussen zieren ihn Akanthusblatter In den Kanzelkorb sind funf Statuen von Jesus und den vier Evangelisten in dafur vorgesehene Aussparungen eingelassen Am unteren Ende des Korbes gruppieren sich Engelskopfe um eine goldene Traube Der Kanzelaufgang ist mit Felderungen und Fruchtgehangen geschmuckt Uber der Tur ist eine Figur Johannes des Taufers angebracht Insgesamt ist es ein hohes Kunstwerk des oberschwabischen Barocks Neue Sakristei Bearbeiten Die Ausstattung der neuen Sakristei wurde vermutlich zur gleichen Zeit wie das Chorgestuhl angefertigt Dementsprechend ist es reich mit Schnitzereien und Intarsien geschmuckt Die dreigeschossige Schrankwand setzt sich unter den Fenstern in brusthohen Kredenzen fort Reiche Laubwerkschnitzereien Intarsien Zinnbeschlage und der grun hinterlegte Flachschnitt sorgen insgesamt fur ein grossartiges Nadelholzwerk der Spatgotik Als Meister kommt Heinrich Stark in Betracht Der in der neuen Sakristei aufgestellte barocke Tisch stammt vermutlich von Johann Christoph Dittmar Kirchenstuhle Bearbeiten Im Langhaus selbst sind keine erwahnenswerten Kirchenstuhle aufgestellt Lediglich in den Seitenkapellen des Sudschiffes gibt es einzelne spatgotische oder aus der Zeit der Renaissance stammende Stucke Auf einem Stuhl in der Vohlin Kapelle befindet sich eine der fruhesten Abbildungen des Stadtwappens die um 1480 geschnitzt wurde Malereien Bearbeiten nbsp Strigel Fresken im ostlichen Vorzeichen nbsp Ausschnitt des Passionszyklus eines Sichelbeinfresko im Nordschiff nbsp Ein Olgemalde des Sichelbeinzyklus nbsp Das rechte Chorfenster mit den Glasmalereien von 1894In der Kirche gibt es zahlreiche Wandmalereien und Olbilder Die altesten stammen aus der ersten Halfte des 15 Jahrhunderts die jungsten aus dem 18 Jahrhundert Viele der Wandmalereien entstammen der Memminger Schule Strigelfresken Bearbeiten Von der Kunstlerfamilie Strigel stammen einige Fresken in dem Gebaude Im ostlichen Vorzeichen des Sudschiffes malte Hans Strigel der Altere 1445 ein Bildnis des Jungsten Gerichts Aus seiner Hand stammt auch die Darstellung der Kreuzigung Jesu in der Nische in der Westwand Darunter befinden sich die Stifter mit Wappen und einem Schriftband auf dem zu lesen ist dass das Bild von Erhard Hantteller aus Graz gestiftet wurde Eine Verkundigung an Maria ist am ostlichen Bogenfeld zu sehen Die Decke ist mit den Symbolen der vier Evangelisten versehen die sich um das Lamm Gottes gruppieren Die Propheten Jesaja und Ezechiel sind im ostlichen Stichkappenfeld Kain der mit dem Teufel um eine Garbe kampft und Abels Opfergabe an Gott sind im Gegenstuck zu sehen Um 1480 schuf vermutlich Hans Strigel der Jungere ein Madonnen Pfeilerfresko im Sudschiff Das grosste erhaltene Freskenwerk der Kunstlerfamilie ist die Zangmeister Kapelle Hier wurde um 1510 ein beeindruckendes Freskenwerk von Bernhard Strigel geschaffen An der gotischen Decke behandelt es die selten gemalten Themen der Verklarung Christi und der Opferung Isaaks durch Abraham An den Wanden sind die heilige Elisabet bei einem Besuch Marias sowie die Teufelsaustreibung einer Besessenen die der heilige Eberhard durchfuhrt abgebildet Daruber hinaus befinden sich in der ganzen Kapelle kleinere Fresken mit Ornamenten Putten und Ahnlichem Diese Fresken wurden bereits 1531 beim Bildersturm verdeckt und konnten 1963 wieder freigelegt werden Um 1500 sind im Chorbogen Fresken der tugendhaften und torichten Jungfrauen entstanden Sie werden Bernhard Strigel stilistisch zugeschrieben dem fuhrenden Meister der Memminger Schule Sichelbeinfresken Bearbeiten Vermutlich Caspar Sichelbein der Altere schmuckte die Kirche 1587 mit ornamentalen Malereien aus denen ein Jahr spater ein Passionszyklus folgte Die Vorlage war vermutlich Albrecht Durers Kleine Passion Sichelbein musste die Bilder teilweise stilistisch verandern da der Platz an den Wanden der Ostseite des Hauptschiffes nicht gross genug war Sie wurden 1656 uberdeckt 1926 und 1965 wieder aufgedeckt und erganzt Ebenfalls 1588 entstand an dem ausseren Chorbogen ein Fresko des Jungsten Gerichts Dieses erganzte thematisch den Passionszyklus Es reichte 3 80 Meter uber den heutigen Gewolbescheitel hinaus Auch hier lag vermutlich Durers Kleine Passion zugrunde Von dem Fresko ist heute nur noch ein Rest uber dem Scheingewolbe erhalten Der sogenannte grune Teufel eines der sieben Memminger Wahrzeichen verschwand ebenso uber dem Scheingewolbe Feuerschutzfarbe mit welcher der Dachstuhl im Zweiten Weltkrieg vor Feuer geschutzt wurde zerstorte auch den Rest des grunen Teufels Olgemalde Bearbeiten In der Basilika gibt es aufgrund der theologischen Auffassung der Reformation dass jeglicher Kirchenschmuck vom gesprochenen Wort ablenkt wenige Olgemalde Johann Friedrich Sichelbein malte acht Bilder die das Leben Jesu darstellen Sie hingen fruher an den Pfeilern im Hauptschiff Im Zuge der Innenrenovierungen wurden sie in den Kapellen des Sudschiffes untergebracht Sie zahlen zum Hauptwerk des bedeutendsten Mitgliedes der Kunstlerfamilie Sichelbein die seit 1581 in Memmingen sesshaft war Ein weiteres Olgemalde befindet sich im Nordwestportal Es wurde von dem geburtigen Antwerpener Abraham del Hel gemalt der sich spater in Augsburg niederliess und zeigt Christus vor Pilatus Glasmalereien Bearbeiten Die ehemals gotischen Glasmalereien des Chors sowie der neuen Sakristei sind verschollen Die heute zu sehenden Malereien stammen aus dem Jahr 1894 und gelten als herausragende Kunstwerke des Historismus Geschaffen wurden sie von der Hofglasmalerei Franz Xaver Zettler aus Munchen Lediglich einige wenige gotische und Renaissanceglasmalereien haben sich in den Kapellen erhalten Kreuzaltar Bearbeiten nbsp Der KreuzaltarDer Kreuzaltar in der St Martins Kirche gehort zu den kunstvollsten und fruhesten derartigen Arbeiten in Deutschland Die neue theologische Ausrichtung nach zwinglischem Vorbild machte einen solchen Altar notwendig Er musste das bisherige Zentrum des Gottesdienstes den Hochaltar ersetzen Zusammen mit diesem wurden insgesamt 21 weitere Altare aus der Kirche entfernt Der Kreuzaltar wurde 1531 geschaffen und aufgestellt und besitzt Stilelemente der Gotik und der Renaissance Die Saulen sind kraftig gearbeitet und besitzen oben leere Wappenschilde Die massive Tischplatte wird von aus Fischblasen gebildeten und mit Eierstabornamenten verzierten Querverbindungen getragen Er gehort zu den grossten historischen Schatzen der ehemaligen Reichsstadt Chorgitter Bearbeiten Das Stabgitter mit den Turen zum Hochchor ist einfach gehalten das Chorgitter welches den Kreuzaltar umgibt ist dagegen sehenswert Es stammt aus dem Jahr 1603 und besitzt Spiralen Blumen und Blatter Rechts daneben soll sich die Grabstatte der Monche des Antoniterklosters befunden haben Noch Anfang des 19 Jahrhunderts befand sich dort ein Solnhofer Stein mit dem Antoniter T Orgel Bearbeiten Hauptartikel Orgel von St Martin Memmingen nbsp Prospekt der neuen Orgel in St MartinDie Orgel hat in St Martin lange Tradition So wurde die erste Orgel bereits 1453 erwahnt Sie hatte ihren Platz auf einer Schwalbennestempore an der sudlichen Hochschiffwand 1528 wurde sie aus reformatorischen Grunden entfernt 1597 1598 wurde eine neue Orgel von Kaspar Sturm und Aaron Ruck erbaut Am 21 November 1599 erklarte der fuggersche Hoforganist Hans Leo Hassler die Orgel fur gelungen Das beruhmte Werk wurde 1758 von Joseph Gabler umfassend instand gesetzt Die Disposition wurde modernisiert Gablers typische Klangelemente wurden eingefugt Im Stadtarchiv ist dazu zu lesen Er hat die Orgel wohl repariert und in vollkommenen Stand gestellt dass man darob ein seltsames Vergnugen gefunden Johann Nepomuk Holzhey uberholte die Orgel zuletzt 1778 1827 wurde das baufallig gewordene Schwalbennest zugunsten einer Westempore ersetzt Die Orgel zog mit dorthin um allerdings erreichte sie nie mehr den Klang wie im Schwalbennest Die Verkleidung wurde auf Schloss Illerfeld Volkratshofen gebracht in dem die Flugel der Orgel in der Kassettendecke verbaut sind 1853 als eine neue Orgel mit spatgotischem Gehause der Orgelbauwerkstatt Walcker und Spaich aus Ludwigsburg angeschafft wurde kam die Orgelmusik in der Kirche wieder in das Blickfeld der breiten Offentlichkeit Dieses Instrument wurde 1900 von Steinmeyer repariert und 1938 von Paul Ott nach damaligen Gesichtspunkten erweitert Diese Orgel musste 1962 aufgegeben werden Es wurde eine Orgel der Firma Walcker eingebaut Schlechte Verarbeitung und Materialien liessen dieses Instrument allerdings nur 36 Jahre lang bestehen 1991 uberlegte sich die Kirchengemeinde ein neues Konzept fur die Orgel da die alte nicht mehr zu reparieren war Es sah vor eine moderne grosse Orgel am bisherigen Standort an der Westwand zu installieren Am 8 November 1998 wurde die neue Orgel aus dem Hause Goll eingeweiht Sie hat 62 Register 4 285 Pfeifen auf vier Manualwerken und Pedal Die bassschwache Akustik des 72 Meter langen und 20 Meter hohen Kirchenraumes machten es erforderlich den Bass und Mitteltonbereich kraftvoll und doch variabel zu gestalten Man entschloss sich eine symphonische Orgel nach franzosischem Vorbild einzubauen Sie nimmt die gesamte Westfassade ab der ersten Empore ein Lediglich das Brauttor darunter ist nicht verbaut Dadurch kann sich der Klang der Orgel frei in das Kirchenschiff entfalten Das Orgelgehause sowie die Empore sind aus unbehandeltem Eichenholz mit gotischen Stilelementen gebaut und verbinden die alte Gotik mit dem modernen Baustil des ausgehenden 20 Jahrhunderts Die Empore selbst ist fur etwa 70 Chormitglieder oder ein vergleichbares Instrumentalensemble ausreichend Uber das Jahr verteilt finden oft Orgelkonzerte statt Zahlreiche Aufnahmen wurden auf der Orgel eingespielt Samstags um 11 Uhr vormittags kann bei einer OrgelKultour durch die Kirche der Klang der Orgel erlebt werden Turmuhr Bearbeiten nbsp Die Turmuhr von St MartinIm Jahre 1524 ein Jahr vor den Bauernkriegen wurde die erste Raderuhr in Betrieb genommen Das erste Zifferblatt gestaltete Bernhard Strigel einer der herausragendsten Kunstler der Stadt Memmingen 1537 bei der Umgestaltung des Turms wurde diese Malerei durch Ursus Werlin uberarbeitet Es folgte 1688 eine weitere Uberarbeitung wobei die barocken Formen der Wappen und das Band mit der Beischrift hinzugefugt wurden Im Jahre 1829 erfolgte eine Anbringung eines Ziffernblattes aus Eisenblech Auch wurden die schadhaften Stellen der Umrahmung verputzt Michael Geiger der Altere legte 1906 die Umrahmung wieder frei Wahrend der grossen Turmrestaurierung von 1927 unter dem Ulmer Munsterbaumeister Karl Wachter wurde das eiserne Zifferblatt entfernt und dabei der komplette Putz abgeschlagen Zuvor erfolgte eine Abnahme des Originals und die Neufassung durch die Gebruder Haugg aus Ottobeuren Seit diesem Zeitpunkt kann auch nicht mehr von einer Malerei von Bernhard Strigel gesprochen werden 13 Diese musste 1966 abermals erneuert werden Der heutige Zustand gibt die Darstellung aus dem Jahr 1697 wieder Das Zifferblatt wird von zwei Memminger Stadtwappen oben links flankiert Zwei Lowen halten eine Kartusche mit dem kaiserlichen Doppeladler sowie den Kopf eines Konigs als obersten Herrn der freien Reichsstadt Der abgebildete Konigskopf wurde allerdings durch die Bevolkerung nicht als solcher erkannt sondern wurde als Haupt der Heiligen Hildegard angesehen und verehrt Dies ist verwunderlich da Memmingen bereits 1530 zum reformierten Bekenntnis ubertrat und danach die Heiligenverehrung praktisch nicht mehr vollzogen wurde Die Malerei wurde eines der sieben Memminger Wahrzeichen Auf einem Spruchband uber den Lowenkopfen steht der reichsstadtische Wahlspruch DOMINE HUMILIA RESPICE Herr siehe das Niedrige an Psalm 138 6 Das heutige Uhrwerk ist ein Aufziehuhrwerk 1927 wollte die Kirchengemeinde bei der Ubergabe des Turmes von der Stadt ein neues Uhrwerk ohne Pendel zum Aufziehen haben Die Stadt schlug diese Bitte ab worauf die Kirchengemeinde auf die Uberlassung der Turmuhr verzichtete und das Uhrwerk im Besitz der Stadt verblieb Es muss daher noch heute eine stadtische Bediensteter alle paar Tage die Pendel der Uhr aufziehen 14 Glocken Bearbeiten nbsp Die Osannaglocke von 1460Die Kirche besitzt insgesamt acht Glocken Vier grosse Glocken hangen im Martinsturm in einem uber 600 Jahre alten holzernen Glockenstuhl und sind lautbar Weitere vier Glocken hangen ausserhalb der Glockenstube und sind nicht lautbar 15 Zu fruheren Zeiten gab es in der Glockenstube eine weitere kleine Glocke die als Messnerglocke diente und dem Glockenschwinger signalisierte wann die grossen Glocken geschlagen werden mussten Die ursprunglich alteste Lauteglocke die Zwolfuhrglocke wurde im Jahre 1415 gegossen im Jahre 1942 musste sie zum Einschmelzen nach Hamburg gegeben werden und ist seitdem verschollen im Jahre 1954 wurde sie durch einen Neuguss ersetzt Die heute alteste Glocke die grosse Osannaglocke wurde 1460 von dem in Memmingen ansassigen St Galler Glockengiesser Ulrich Snabelburg II gegossen sie war dem heiligen Martin Maria und Georg geweiht was jedoch mit der Reformation in Vergessenheit geriet Die beiden weiteren Lauteglocken die Elfuhrglocke und die Marienglocke und weitere der Lauteglocken wurden im Jahre 1514 gegossen Nr Name Gussjahr Giesser Gewicht kg O cm Hohe cm Nominal Anmerkungen Inschrift en 1 Osannaglocke 1460 Ulrich Snabelburg II 3850 174 144 c1 Inschrift o rex glorie veni cvm pace anno domini mo cccco lxo completvm est hoc opvs in honore beate marie virginis martini et geory patronorvm hvivs ecclesie vo snabelbvrg de s gallo2 Elfuhrglocke 1428 Giesshutte des Conrad Bodenwaltz Memmingen 1650 129 112 f1 Sie schlagt immer um elf Uhr 3 Marienglocke 1514 Martin Kisling und Hans Folmer II Biberacher Hutte 450 87 73 as1 Umgangssprachlich auch als Rossschwanz bezeichnet Inschriften AVE MARIA GRATIA PLENA DOMINUS TECUM ANNO MCC CCCXIIII und ihesus maria anna vnd das vierdig hailtum lucas marcus mathevs iohannes sancte martine avse maria anno dni mccccxx viii 4 Zwolfuhrglocke 1954 650 b1 Wird auch Gefallenen Gedachtnis Glocke genannt Schlagt immer um 12 UhrAusserhalb des Martinsturmes hangen vier weitere Glocken die nicht zum Gelaute gehoren Die Stundenschlagglocke befindet sich in einem kleinen Erker oberhalb des Turmuhrzifferblattes Sie wurde 1573 gegossen und ging bei der Beschiessung der Stadt durch die Kaiserlichen im Dreissigjahrigen Krieg 1632 zu Bruch Leonhard Ernst II goss sie 1644 neu Sie schlagt ausser der elften und zwolften jede Stunde des Tages Die Stadtfeuerglocke hangt uber der Turmerstube im Freien und wurde 1728 von Johann Melchior Ernst gegossen Sie wurde bei Branden innerhalb der Stadt angeschlagen wiegt 2 5 Zentner hat einen Durchmesser von 48 und eine Hohe von 35 5 Zentimetern Die Inschrift lautet DEO GLORIA ANNO 1728 Die Viertelstundenglocke wurde 1990 als Ersatz fur die 1986 vom Baugerust gestohlene Armsunderglocke gegossen Sie hangt uber einem Fenster der Turmerstube In fruherer Zeit begleitete die Armsunderglocke mit ihrem schrillen Klang die zum Tode Verurteilten bis zum Richtplatz In jungerer Zeit schlug sie die Viertelstunden In ihr war Hilf Maria eingraviert Sie war die alteste noch erhaltene Glocke der Stadt Seit dem Diebstahl ist sie verschollen Die Landfeuerglocke ist in dem kleinen Dachreiter uber dem Sudostbalkon angebracht Sie wurde 1966 gegossen Fruher wurde sie bei Branden im evangelischen Umland geschlagen Brannte es hingegen im katholischen Umland wurde die Stadtfeuerwehr nicht zur Hilfe gerufen Nutzung Bearbeiten nbsp Oratorium 2009Gegrundet wurde die Kirche vermutlich als Konigshofkirche der Welfen 16 Erst 1214 wurde das Patronat an die Antoniter ubergeben die schrag gegenuber an der Stadtmauer ihre Prazeptorei einrichteten Seitdem war die Kirche eigentlich die Klosterkirche der Antoniter Da die Bevolkerung Memmingens sie immer schon mitbenutzte und die Umbauten bezahlte wurde die Kirche nach und nach zur Stadtpfarrkirche In der Reformation wurden die Antoniter 1531 vertrieben die endgultige Ablosung des Klosters erfolgte erst 1562 Seit diesem Zeitpunkt ist die Kirche eine reine Stadtpfarrkirche Heute ist die Kirche Dekanatskirche des Dekanates Memmingen Der Dekan ist gleichzeitig Inhaber der ersten Pfarrstelle in St Martin Gottesdienste finden in der Regel jeden Sonntag statt Kirchenfuhrungen werden jeden Samstag um zwolf Uhr mit Orgelbegleitung durchgefuhrt Der Kirchenraum dient auch als Konzertsaal fur Orgelkonzerte Oratorien Vokalkonzerte und kleinere Ensembles Turmfuhrungen finden von Mai bis Oktober taglich um 15 Uhr statt Literatur BearbeitenEvangelisch lutherisches Pfarramt St Martin Memmingen Hrsg St Martin und Kinderlehrkirche Memmingen Memminger Mediencentrum AG Memmingen 2006 Historischer Verein Memmingen e V Hrsg 500 Jahre Chorgestuhl in St Martin zu Memmingen Memminger Mediencentrum AG 2007 ISSN 0539 2896 Historischer Verein Memmingen e V Hrsg Kirche St Martin Memmingen Memminger Mediencentrum AG 2017 ISSN 0539 2896 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons St Martin Memmingen Album mit Bildern Videos und Audiodateien offizielle Website der Kirchengemeinde Beschreibung der Goll Orgel St Martin in Memmingen offizielle Website der Kirchenmusik an St Martin MemmingenEinzelnachweise Bearbeiten Evangelisch lutherisches Pfarramt St Martin Memmingen Hrsg St Martin und Kinderlehrkirche Memmingen Memminger Mediencentrum Memmingen 2006 S 7 rechte Spalte letzter Absatz H M Schaller Die Ubertragung des Patronats der Pfarrkirche St Martin in Memmingen an die Antoniter durch Friedrich II St Martin und Kinderlehrkirche Memmingen Memminger Mediencentrum 2006 S 4 BayHStA KLS 949 von 8 Januar 1345 Die Reformation in Memmingen Archiviert vom Original am 20 September 2008 abgerufen am 1 Juli 2008 Die Geschichte der Stadt Memmingen 2 Bde Bd 1 Von den Anfangen bis zum Ende der Reichsstadt diverse Autoren Theiss Verlag ISBN 3 8062 1315 1 Stuttgart 1997 S 354 Stadtarchiv Memmingen A Band 371 Bauer Memmingen 12 36 StadtA MM B1 Apl 1827 D2 Gunther Bayer 1995 anlasslich der Turmeroffnung erganzt durch Hansjorg Kaser im April 2016 Dr theol Friedrich Braun Die Stadtpfarrkirche zu Unser Frauen in Memmingen Ein Beitrag zur Geschichte des oberschwabischen Kirchenbaues Koselsche Buchhandlung Munchen 1914 S 20 f Foto des Chorgestuhles Memento vom 29 September 2007 im Internet Archive Stadt und Landkreis Memmingen S 11 Historischer Verein Memmingen e V Hrsg Kirche St Martin Memmingen Memminger Mediencentrum AG 2017 ISSN 0539 2896 S 101 Auskunft des Dekanats Memmingen vom 19 Juli 2008 Zu den Glocken Memento des Originals vom 2 April 2015 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot oberschwaebische barockstrasse de Evangelisch lutherisches Pfarramt St Martin Memmingen Hrsg St Martin und Kinderlehrkirche Memmingen Memminger Mediencentrum AG Memmingen 2006 S 7 47 986111111111 10 179166666667 Koordinaten 47 59 10 N 10 10 45 O nbsp Dieser Artikel wurde am 14 August 2008 in dieser Version in die Liste der exzellenten Artikel aufgenommen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title St Martin Memmingen amp oldid 236003172