www.wikidata.de-de.nina.az
Der Begriff Prospekt der osterr auch das Prospekt abgeleitet von lat prospectus Anblick bezeichnet das aussere Erscheinungsbild einer Orgel Entwurf zu einem barocken Orgelprospekt aus der Werkstatt von Johann Georg Dirr Inhaltsverzeichnis 1 Allgemeines 2 Entwicklung 2 1 Gotik 2 2 Renaissance 2 3 Barock 2 4 Klassizismus 2 5 Romantik 2 6 Moderne 2 7 Gegenwart 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseAllgemeines BearbeitenDie Orgel ist das einzige Musikinstrument fur das es in mancher Hinsicht keine festen Bau und Massvorgaben gibt In besonderem Masse gilt das fur den Orgelprospekt also die Schauseite der Orgel In manchen Fallen verrat der Prospekt durch seine Gestaltung und Gliederung viel uber den klanglichen Aufbau der Orgel in anderen Fallen ist der Prospekt eine nach rein kunstlerischen Massgaben gestaltete Fassade Bei der Erstellung eines Prospektes sind verschiedene Kriterien zu beachten wie etwa die Einpassung in das vorhandene architektonische Gesamtbild die raumlichen Gegebenheiten des Aufstellungsortes die optimale musikalische Entfaltung und andere individuelle Kriterien Im Prospekt einer Orgel konnen sich im Vergleich zur Gesamtzahl aller Pfeifen unterschiedlich viele Orgelpfeifen befinden Jedoch sind dies stets bei weitem nicht alle Pfeifen uber die eine Orgel verfugt sondern in fast allen Fallen nur ein kleiner Bruchteil des wirklichen Pfeifenbestandes In der Regel stammen die Prospektpfeifen aus den Prinzipalregistern der einzelnen Teilwerke einer Orgel Im Gegensatz zu anderen Registern gleicher Bauart und ahnlichen Klangs heissen nur diese Register im deutschen Sprachraum dann gelegentlich auch Prastant von lat praestare vorstehen Fast immer ist die Aufstellung der Pfeifen gegliedert durch mehrere einander ahnliche in der Grosse oft unterschiedliche Pfeifenstaffelungen oder gruppierungen In vielen Fallen ist der Prospekt symmetrisch gestaltet um der Orgel ein gleichmassiges Erscheinungsbild zu geben Lange und Durchmesser der verwendeten Pfeifen sind allerdings in Abhangigkeit von ihrer jeweils erzeugten Tonhohe sehr unterschiedlich diese Abweichungen sind entsprechend auch im Prospekt zu sehen Bei einem klassischen spiegelbildlich aufgebauten Prospekt sind die Pfeifen der sogenannten Cis Seite im Kontrast zur C Seite oft etwas kurzer als ihre Pendants auf der anderen Prospektseite In anderen Fallen werden Pfeifen mit Uberlange verwendet die fur die Tonhohe unerheblich ist da die Feineinstellung der Tonhohe anders vorgenommen wird um diese Differenzen optisch auszugleichen nbsp nbsp Orgelprospekt mit stummen Holz pfeifen Meist sind im Prospekt Labialpfeifen aus Orgelmetall aufgestellt es gibt jedoch auch Orgeln bei denen bewusst Holzpfeifen im Prospekt verwendet wurden selten werden auch Zungenpfeifen in den Prospekt gestellt Neben tonerzeugenden Pfeifen konnen sich in einem Prospekt aus gestalterischen Grunden auch nicht klingende Pfeifen stumme Pfeifen Blindpfeifen befinden Bei elektronischen Orgeln kann das Lautsprechersystem aus optischen Grunden in einem an das Erscheinungsbild von Pfeifenorgeln angelehnten stummen Prospekt eingebaut sein Eine vereinzelt auftretende besondere skulpturale Bauform des Prospektes bzw dessen Abbildung ist der Blindprospekt Schein Blendorgel Orgelblende hinter dem sich kein Orgelwerk befindet und der meist zusatzlich zur eigentlichen Orgel errichtet wurde Er wurde im Stile der Illusionsmalerei ausgefuhrt 1 oder wurde als dekorative Scheinorgel 2 oder als Blindprospekt hinter dem sich kein Orgelwerk befindet gebaut 3 Teilweise wird bei Orgeln besonders in Konzerthausern auch bewusst auf einen Prospekt verzichtet Die Orgel wird in diesem Fall unsichtbar hinter einer schalldurchlassigen Wand oder uber der Decke aufgestellt Auch wenn eine Orgel aus mehreren Gehausen besteht in denen die verschiedenen Werke untergebracht sind ist nur singularisch von einem Prospekt die Rede Nur vereinzelt gibt es Doppelorgeln die zwei unterschiedliche Schauseiten haben In Sudeuropa haben Orgeln auf einem Lettner oder einer freistehenden Empore manchmal zwei Prospekte einen Richtung Kirchenschiff und einen Richtung Chor Entwicklung BearbeitenNur fruhere und kleinste Orgeln der Antike brauchten und hatten keinen Prospekt Schon fruheste Orgeln hatten ublicherweise ein Gehause in dessen Front einige Pfeifen des gesamten Pfeifenwerks standen Von Epoche zu Epoche unterscheiden sich die Prospekte jedoch erheblich Die hier verwendete Epocheneinteilung der Prospekte orientiert sich hier nicht an denen der bildenden Kunst sondern an den musikalischen Epochen wobei selbst diese fur die Zeit nach dem Klassizismus teilweise nur eingeschrankt fur den Orgelbau gelten Gotik Bearbeiten Zu Anfang der Orgelbaugeschichte diente das Orgelgehause ursprunglich vor allem dem Schutz der kostbaren Instrumente Verzierungen orientierten sich am damaligen Baustil Die oft vorhandenen Flugelturen hatten mehrere Funktionen Sie dienten einerseits wie der Rest des Gehauses dem Schutz des Innenlebens der Orgel Andererseits waren die damals meist als Blockwerk ausgefuhrten Orgeln es konnten noch keine Register einzeln gewahlt werden insgesamt leiser und obertonarmer im Klang wenn sie mit geschlossenen Turen gespielt wurden Ausserdem wurden die Turen in der Karwoche geschlossen um das Schweigen der Orgel und der Glocken symbolisch darzustellen Als Prospektpfeifen wurde meist die tiefste Pfeifenreihe des Blockwerks gewahlt Dieser Umstand fuhrte nach der Stimmscheidung Aufspaltung des Blockwerks in Einzelregister zum Namen Prastant oder Prinzipal fur das im Prospekt stehende Register nbsp Gotischer Prospekt um 1430 Orgel der Basilique de Valere in Sion Die Holzpfeifen im Hintergrund stammen aus spaterer Zeit nbsp Spatgotischer Prospekt der Orgel in Rysum von 1457 mit Flugelturen Schnitzwerk Fialen und Blendpfeifen im oberen Pfeifenfeld nbsp Orgel von Peter Gerritz 1471 mit Pedalturmen in der St Bavo Kirche Haarlem auf einem Gemalde von Pieter Jansz Saenredam 1636 nbsp Schwalbennestorgel mit spatgotischem Prospekt 1491 im Strassburger Munster nbsp Hauptwerk der Kleinen Orgel der Lubecker Jakobikirche 1467 1515 mit Kielbogen und bemalten Pfeifen nbsp Spanischer spatgotischer Prospekt von 1482 in San Pablo Zaragoza Renaissance Bearbeiten Die Gestaltung des Orgelgehauses orientiert sich am Mobelbau der damaligen Zeit Grundelemente sind symmetrisch aneinandergereihte Kasten die mit Verzierungen wie Zinnen versehen sind Auch Orgelgehause der Fruhrenaissance wurden wie ihre gotischen Vorganger oft mit Flugelturen ausgestattet um mit geschlossenen Turen insgesamt leiser und obertonarmer spielen zu konnen Die Prospektpfeifen sind meistens als ansteigende oder abfallende Flachfelder angeordnet Sie entstammen stets dem grossten Prinzipalregister des jeweiligen Teilwerkes und enthalten oft alle Pfeifen dieses Registers In der Renaissance begann die Entwicklung dem Orgelgehause mit Skulpturen Ornamentschnitzwerk Gemalden und Vergoldung eine solche Bedeutung beizumessen dass seine Herstellungskosten die des eigentlichen Orgelwerkes oftmals uberstiegen Selbst fur damalige Verhaltnisse sehr grosse Orgeln sind an heutigen Massstaben gemessen nur mittelgrosse Orgelwerke gewesen Um die mitunter recht grossen Kirchengebaude dennoch befriedigend beschallen zu konnen fanden die Orgeln oft in Form einer Schwalbennestorgel an der Seitenwand oder in den Stirnwanden der Seitenschiffe ihren Platz und verschmolzen optisch gelegentlich mit dem emporenahnlichen Unterbau zum Beispiel St Marien Lemgo Nur wenige Instrumente sind original erhalten meist enthalten Prospekte dieser Zeit spatere Neubauten die selbst schon wieder historisch sind wie zum Beispiel in St Ouen Rouen 4 nbsp Orgel der Hofkirche Innsbruck von Jorg Ebert 1561 nbsp Orgel von Daniel Meyer 1590 in Schloss Wilhelmsburg Schmalkalden mit Holzpfeifen im Prospekt nbsp Orgel der Warnfried Kirche Osteel von Edo Evers 1619 nbsp Norddeutscher Prospekt der ausgehenden Renaissance 1619 St Martini Bremen nbsp Prospekt des Manierismus in St Ouen Rouen 1629 von Crespin CarlierBarock Bearbeiten In der Zeit des Barocks spiegelt sich oft der Werkaufbau der Orgel im Prospekt wider vgl Hamburger Prospekt es lasst sich aus der Prospektgliederung ablesen wie viele Teilwerke Manuale und Pedal eine Orgel hat Der barocke Prospektbau ist gepragt von einer strengen Symmetrie Die Gestaltung unterschied sich regional sehr stark Norddeutsche Hansestadte etwa konnten sich grosse Orgelwerke und somit auch grosse und aufwendige Prospekte leisten in denen ein offenes Prinzipalregister 16 Fuss sehr haufig in voller Ausfuhrung zu finden ist Im sudlicheren Deutschland waren 16 Prinzipale im Prospekt seltener Barocke Prospekte wurden oft ausserst prachtig mit musizierenden Figuren Engeln vielen Goldleisten vergoldeten Schleierbrettern Saulen Ornamenten verziert in Suddeutschland als Marmor bemalt oder sogar mit Stuckmarmor verkleidet Je nach Region nach Finanzlage der Gemeinde und Konfession gab es durchaus auch recht schlichte Prospekte In manchen Regionen war das Holz lediglich einfarbig bemalt in evangelisch reformierten Kirchen wurde der Prospekt wie auch die ubrige Raumausstattung insgesamt schlicht gehalten Bis etwa ins 19 Jahrhundert wurde der Prospekt nicht vom Orgelbauer erstellt sondern von einem Kunstschreiner was mitunter zu erheblichen Schwierigkeiten fuhrte wenn die Absprachen vor allem bezuglich der Abmessungen nicht genau genug waren Die Prospektpfeifen wurden zunachst vor allem in Rund und Spitzturmen sowie Flachfeldern angeordnet Im Spatbarock wurde die Gliederung auch abhangig von Orgelbauer und Region weniger kleinteilig und es kamen gewolbte Pfeifenfelder und geschwungene Formen auf wie es zum Beispiel fur Silbermann Orgeln typisch ist Im nordlichen Deutschland und vor allem in der Fruh und Hochbarockzeit war ein Ruckpositiv ein Teilwerk das der Organist im Rucken hat sehr beliebt Neben bestimmten klanglichen Vorteilen erforderte ein Ruckpositiv eine komplizierte Mechanik in manchen Fallen befinden sich daher die Registerzuge dieses Teilwerks direkt im Ruckpositivgehause also im Rucken des Organisten ausserdem kann der Organist weder Pfarrer noch Gemeinde sehen noch bei Konzerten gesehen werden In Suddeutschland und Sachsen wurde ein Ruckpositiv generell selten realisiert ab der Spatbarockzeit setzte sich dieser Trend generell durch Auf der iberischen Halbinsel wird der Prospekt von den langbechrigen Horizontalzungenpfeifen Spanische Trompeten gepragt Alleine schon auf Grund ihrer Grosse fanden die Orgeln in der Barockzeit nun ihren Aufstellungsort fast immer auf der Westempore Dennoch waren sie in architektonischer Hinsicht in aller Regel ein zusatzliches Ausstattungsstuck von eigenem Wert Orgeln die sich den gegebenen Raumbedingungen auch in ihrem Aussehen anpassten wie zum Beispiel im Kloster Weingarten waren die absolute Ausnahme nbsp Norddeutscher Barockprospekt von 1688 in Stade St Cosmae nbsp Suddeutscher Barockprospekt von 1750 Gabler Orgel der Basilika Weingarten nbsp Barockprospekt in Sudwestdeutschland von Roman Benedikt Nollet 1736 in der Abteikirche Tholey nbsp Spanischer Barockprospekt Iglesia de la Candelaria in Zafra nbsp Elf achsiger Prospekt 1765 im norwegischen Kongsberg nbsp Rokoko Prospekt Stift WilheringKlassizismus Bearbeiten Anders als in den zuruckliegenden Epochen lasst sich etwa 1750 aus mehreren Grunden zunachst kein konkreter zeittypischer Prospekttyp beschreiben Die Institution Kirche verlor seit der Aufklarung erstmals an Bedeutung das spiegelte sich auch im Orgelbau wider Ausserdem setzten mit der Zeit immer starkere Bestrebungen ein Orgeln zu einem leicht und preiswert zu produzierenden Industrieprodukt zu machen Erste Schritte dorthin wurden u a durch J G Vogler mit seiner Simplifizierung getan Somit entwickelte sich die Barockorgel zunachst langsam aber stetig weiter Ruckpositive wurden generell nicht mehr gebaut Werke die diesem in der Disposition als grosstes Nebenwerk entsprachen fanden oft ihre praktische Umsetzung als nicht sichtbares Hinterwerk Das Orgelgehause war optisch wie statisch keine Auf und Nebeneinanderstellung der einzelnen Teilwerke mehr sondern wurde zu einem einzigen Gehause aus dessen Gestaltung keine Ruckschlusse mehr auf die Teilwerke zu ziehen waren Folglich gab es auch oft keine kleingliedrigen Pfeifenfelder mehr ebenso kaum noch Spitz oder Rundturme Die Prospekte waren ublicherweise fast oder ganzlich flach und oftmals nur mit grosseren Pfeifen bestuckt die zunehmend als stumme Pfeifen ausgefuhrt wurden Diese waren einerseits einfach herzustellen oft fehlte ihnen sogar der Kern Ausserdem konnten stumme Pfeifen ausschliesslich nach optischen Gesichtspunkten hergestellt und aufgestellt werden ohne bestimmte Langenverhaltnisse berucksichtigen zu mussen ferner ohne auf moglichst kurze Verbindungen fur die Versorgung mit Spielwind achten zu mussen Besonders im sudlichen Deutschland setzen sich seitliche grosse Harfenfelder durch hinter denen in der Regel die Laden des Pedalwerks aufgestellt wurden Die Prospekte waren auch in ihrer kunstlerischen Gestaltung deutlich schlichter vergoldete Verzierungen Schleierbretter und Figuren fanden keine Anwendung mehr oder nur in sehr reduzierter Zahl und einfacher Ausfuhrung Obgleich anders als in fruheren Zeiten das innere Orgelwerk nicht mehr weitestgehend symmetrisch aufgebaut war ist eine symmetrische Prospektgestaltung aber noch an der Tagesordnung gewesen denn durch Verwendung stummer Prospektpfeifen ergaben sich selbst dann keine Einschrankungen fur eine symmetrische Aufstellung wenn das innere Pfeifenwerk immer ofter chromatisch aufgestellt war Wahrend sich Prospektgestaltung zunachst als immer weiter getriebene pragmatische Vereinfachung fruher Formen erklarte kamen spater immer ofter klassizistische Anspielungen auf Fur die Gestaltung galt dann grundlegend auch alles zuvor Beschriebene die seitlichen Rahmenbretter der Pfeifenfelder waren nun aber ofters in der Form antiker griechischer Saulen mit Kannelierungen und Kapitellen gestaltet nbsp Fruhklassizistischer Prospekt in St Ignaz Mainz 1781 nbsp Orgelprospekt von Jodokus Wilhelm in St Fridolin Lorrach 1829 mit antikischen Zierelementen nbsp Orgel von Gerd Sieben Janssen in der Auricher Ref Kirche 1838 nbsp Orgel in Osterode von Johann Andreas Engelhardt 1841 Romantik Bearbeiten Auch fur die Romantik ist zunachst nicht ein allgemeingultiger Prospekttyp kennzeichnend dieses aus ganz verschiedenen Grunden Wahrend die musikalische Romantik etwas spater als in der bildenden Kunst und der Literatur auszumachen ist gilt dieses in der Musik fur den Orgelbau noch einmal Bei Orgeln der eigentlichen romantischen Epoche also vor 1850 lassen sich bei Disposition und Bauweise speziell die Traktur betreffend oft noch Uberreste barocker Grundsatze erkennen Bis in klanglicher Hinsicht der romantische Orgeltyp extrem viele Register in tiefen Lagen diverse Koppeln seinen Hohepunkt erreicht und bei Orgelneubauten Mass der Dinge war dauerte es noch bis uber die Jahrhundertwende hinweg Daruber hinaus gab es mit der Zeit eine stilistische Dreiteilung im Orgelbau Das Klangbild orientierte sich weit uber die Epoche der eigentlichen Romantik hinaus immer mehr an romantischen Klangidealen In technischer Hinsicht galt eine extreme Technikbegeisterung Quasi der gesamte technische Aufbau Windlade Traktur wurde mit Hilfe damals moderner technischer Moglichkeiten neu entwickelt und diente in mancher Hinsicht zur Verwirklichung romantischer Klangvorstellung Einbau diverser Sub und Superoktavkoppeln Die Prospektgestaltung hingegen orientierte sich in keiner Weise mehr an dem dahinter stehenden Orgelwerk Immer ofter entsprachen Orgelprospekte dem neogotischen Stil Erste in dieser Hinsicht inspirierte Prospektentwurfe sind schon in der Mitte jenes Jahrhunderts zu verzeichnen zum Beispiel Walcker Orgel Markgroningen Spatestens ab den Grunderjahren wurden neogotische Orgelprospekte zur Regel Nun wurden zahlreiche neue Kirchengebaude im neogotischen Stil errichtet welche einen stilistisch stimmigen Orgelprospekt erhalten sollten Bei Orgelneubauten in alteren Kirchengebauden wurden jedoch historische Prospekte nicht selten ubernommen was aber nicht immer mit einer Wertschatzung zusammenhing sondern oft schlicht finanzielle Grunde hatte Die neuen technischen Moglichkeiten Pneumatik ermoglichten es jedoch die Orgel unkompliziert in mehrere Teile aufzuteilen und den Spieltisch nochmals getrennt aufzustellen Ofters erhielten neu errichtete Kirchengebaude in der Westwand eine Rosette fast immer waren die Orgeln dann zweigeteilt beidseits der Rosette aufgestellt Im Gegensatz zur Barockzeit ist damit ein Paradigmenwechsel zu erkennen neben dem Stil des Prospekts mussten sich auch die aussere Grosse und der genaue Standort der Orgel den Vorgaben des Gebaudes strikt unterordnen Die Prospekte waren meist aus dunklem Holz gefertigt und mit Schnitzereien verziert Beherrschende Elemente waren Flachfelder die oft von Schleierbrettern in Form von Spitzbogen begrenzt wurden Neugotische Prospekte waren fast immer oben offen sodass sich der fullige Klang der romantischen Orgeln gut ausbreiten kann Damit hat die fliessende Entwicklung zum Freipfeifenprospekt begonnen bei dem oberhalb eines Sockels dem Unterbau der Orgel letztlich keinerlei Holzleisten und Verzierungen mehr verbaut wurden und ausschliesslich Pfeifen zu sehen waren Auf dem Weg dorthin gab es beispielsweise Prospekte die sich einerseits in ihren Verzierungen einer neugotischen Formensprache bedienten deren Pfeifen aber in augenfalligem Ausmass nur noch vertikal durch breitere Rahmenbretter gegliedert wurden Die horizontalen Gliederungselemente fielen hingegen sehr viel dezenter aus Noch immer waren die Prospekte aber in aller Regel symmetrisch gestaltet Die dahinter befindlichen Teilwerke der Orgel hingegen standen oft unsymmetrisch nbsp Neugotisches Gehause 1867 im Dom zu Bardowick nbsp Neoromanischer Prospekt 1873 in Steinbach Bad Bibra Margaretenkirche nbsp Prospekt des Bildhauers Richard Moest 1905 im Berliner Dom nbsp Jugendstilprospekt 1908 mit Glasfenster Immanuel Kirche MartenModerne Bearbeiten Wieder einmal geht die Prospektgestaltung in stilistischer Hinsicht eigene Wege Schon Jugendstil Impressionismus Art deco wie auch die klassische Moderne haben im Orgelbau keine Impulse in der Art gesetzt dass sich ein grundlegend neuer Prospekttyp entwickelt hatte Als Ursache dafur konnen mehrere Grunde gesehen werden Obgleich sich im Orgelbau allgemein bzw konkret den technischen Bereich betreffend grosse Anderungen durchgesetzt haben elektrische Traktur ergaben sich daraus keine zwangslaufigen Auswirkungen fur das Aussehen Die stilistische Eigenstandigkeit von Klang Technik und Aussehen siehe oben Romantik war noch immer die Regel Ausserdem hatten sich inzwischen grosse Orgelbaufirmen gegrundet zum Beispiel Walcker Furtwangler bzw Furtwangler und Hammer die uber Generationen hinweg eine uberregionale Bedeutung hatten und damit auch eigene Massstabe setzen Soweit es bezuglich der Prospektgestaltung dennoch neue Entwicklungen gab kam in der ersten Halfte des 20 Jahrhunderts der sogenannte Freipfeifenprospekt immer mehr in Mode Hierbei wird auf eine sichtbare Uberdachung verzichtet mitunter gibt es sogar uberhaupt kein Gehause und die Pfeifen stehen bis auf die im Schwellkasten vollig frei und damit naturlich auch ungeschutzt im Raum Man stellte neben offene Prinzipale auch Gedackte Rohrgedackte oder konische Zungenpfeifen in den Prospekt und zeigte auch aussergewohnliche Materialien wie Kupfer oder Holz Anstelle aufwendiger Gehauseschnitzereien oder Schleierbretter wurden die Pfeifen mit ihren Verlaufen selbst zum Ornament Auch die bislang oft selbstverstandliche Symmetrie der Anlagen wurde mitunter aufgegeben Derart gestaltete Orgeln findet man noch bis in die 1950er und 1960er Jahre hinein Danach kamen sie immer mehr in Verachtung Wegen der kalten Erscheinung und fehlender Ornamentik wurden und werden sie oft als fantasielos bezeichnet vor allem wenn ihnen alte aufwendig gearbeitete Prospekte weichen mussten 1925 ging der Orgelbauer Hans Klais zusammen mit dem Architekten Carl Moritz noch einen Schritt weiter und verzichtete bei der Offenen Orgel fur die Klosterkirche Knechtsteden vollig auf Gehause und Prospektpfeifen Die Pfeifen standen die hohen Register mit den kleinen Pfeifen vorne die tieferen Register mit den langeren Pfeifen hinten ansprechend mit einem symmetrischen Auf und Ab der Pfeifenlangen angeordnet vollig frei auf dem geschlossenen Unterbau fur die restlichen Teile Bei der Orgel der St John the Evangelist Church Covington Kentucky finden sich als gestalterisches Element sogar gekropfte Pfeifen die aufgrund der ausreichenden Raumhohe uberhaupt nicht notwendig waren 5 Weitere stilistische Neuerungen in der Prospektgestaltung liessen Jahrzehnte auf sich warten Schon fast zu Beginn jenes Jahrhunderts gab es zwar immer starker werdende Bestrebungen Orgelneubauten wieder stark an barocke Vorbilder anzulehnen Allerdings betraf dieses ausschliesslich das Klangbild Sowohl Technik wie Aussehen betreffend wurden sie jedoch unverandert im Stil der Zeit gebaut In gewissem Rahmen bremste dann zunachst die Weltwirtschaftskrise auch den Orgelbau In der Zeit des Nationalsozialismus galten anfangs hingegen ganz eigene Ideale da sogar der Orgelbau gleichgeschaltet wurde Zu spateren Kriegszeiten waren Orgelneubauten zumindest de jure wegen Materialmangel sogar verboten Obgleich infolge der Kriegsschaden viele Orgeln zu ersetzen waren fehlten nach dem Krieg bis Ende der 1940er Jahre finanzielle und personelle Ressourcen um in nennenswertem Rahmen Orgelneubauten zu errichten In jenen Fallen wo diese keine Probleme waren scheiterten Neubauten anfangs an Materialmangel Erst ab Mitte der 1950er Jahre wurden in grossem Rahmen Orgelneubauten errichtet In klanglicher Hinsicht hatten sich ausschliesslich neobarocke Vorbilder etabliert In der groben Formensprache schlug sich dieses auch im Orgelbau nieder da die Orgeln nun wieder werkgerecht aufgebaut waren und sehr oft auch wieder ein Ruckpositiv erhielten Allerdings fehlten in der feinen Formensprache jegliche barocke Entsprechungen Es gab in der Regel keine Schleierbretter und Verzierungen und keine kostbaren Bemalungen und Vergoldungen Die Pfeifen in den einzelnen Teilwerke waren oft chromatisch und somit nicht symmetrisch aufgestellt entsprechend war oft auch die Anordnung der Teilwerke nicht selten asymmetrisch Sowohl im technischen Bereich des Orgelbaus wie auch beim Prospektbau wurden moderne Werkstoffe genutzt Obgleich die Teilwerke wieder einzelne Gehause hatten waren dieses oft nur dunne Hullen aus Sperrholz Im Gegensatz zu echten Barockorgeln hatte der Prospekt keinerlei tragende Funktion das Orgelwerk selbst stand auf einem Standerwerk aus Holz oder Stahl In der Vergangenheit war es ubliche Praxis immer auch einmal neue Orgelwerke hinter altere Prospekte aus einer anderen Epoche zu bauen Vom Grundsatz her wurden aber keine neobarocken Orgeln hinter romantischen Prospekten gebaut Entweder waren altere Orgeln insgesamt abgangig und wurden ganzlich ersetzt In anderen Fallen blieben sie oft auf der Westempore komplett erhalten eine weitere neue neobarocke Orgel wurde an einem anderen Standort erganzt zum Beispiel Bremer Dom oder Dom zu Verden nbsp Freipfeifenprospekt 1938 in der Sankt Pauls Kirke in Kopenhagen nbsp Offene Orgel ohne Prospektpfeifen 1934 in der St John the Evangelist Church Covington Kentucky nbsp Orgelprospekt 1967 der Pfarrkirche St Maria in Weingarten Wurttemberg nbsp Prospekt der Grossen Orgel 1968 der Marienkirche Lubeck Ruckkehr zum Werkprinzip nbsp Prospekt ohne Metallpfeifen 1977 in der Stadtkirche MurrhardtGegenwart Bearbeiten Bis in die 1980er Jahre wurden fast ausschliesslich Prospekte gebaut die fast dem zuvor beschriebenen Typ entsprachen Lediglich kleine Anderungen waren zu verzeichnen Seit den 1960er Jahren bestanden die gesamten Gehause oft schon wieder aus Massivholz und waren zugleich Teil des Tragwerks der einzelnen Teilwerke Auch Verzierungen und Schnitzereien zierten im Vergleich zu echten Barockorgeln in etwas dezenterem Ausmass wieder die Prospekte Ferner wurde die Symmetrie zwar nicht wieder zur absoluten Regel neue Orgeln waren aber zumindest wieder ofter symmetrisch als in den Jahrzehnten zuvor gegliedert oder unsymmetrische Unterschiede fielen zumindest nicht mehr so extrem ins Gewicht wie zuvor Ebenfalls etwa ab den 1980er Jahren war in klanglicher Hinsicht das neobarocke Ideal endgultig als allgemeingultig uberwunden Auch die gewahlten Mittel der Prospektgestaltung wurden damit deutlich vielfaltiger Auffalligste Anderungen betreffen zum Beispiel Orgeln deren Prospekt im Sinne der mit Pfeifen bestuckten Schauseite sich nicht mehr nur auf der Vorderseite des Gehauses befindet Anders als in fruheren Zeiten versucht man bei der Prospektgestaltung in der Gegenwart oft eine schmale Gratwanderung zu meistern Einerseits mussen Orgeln sich in das Kirchengebaude einfugen und durfen architektonisch nicht storen sie durfen zum Beispiel den Blick zu Westwandfenstern oder Rosetten nicht beschneiden Anderseits durfen und sollen sie einzelne Stilelemente des Kirchengebaudes aufnehmen und zitieren zum Beispiel Elisabethkirche Marburg Prospekte sollen also einerseits ein eigenstandiges Aussehen haben ohne sich in den stilistischen Gesamteindruck des Gebaudes weder zu sehr einzugliedern noch ihn zu sehr zu storen Oftmals werden die Prospekte daher zwar anders als in der Barockzeit von der Orgelbauwerkstatt hergestellt jedoch von einem Architekten oder Kunstler entworfen Ebenso gibt es aber auch Orgeln in architektonisch bedeutsamen Kirchengebauden deren Prospekt bewusst extrem schlicht und unauffallig gehalten wird oder andersherum Orgeln die in ihrem Aussehen bewusst sehr auffallend gestaltet sind um in einem eher schlichten Gebaude einen Akzent zu setzen nbsp Prospekt 1998 der Orgel von St Martin Memmingen nbsp Freipfeifenorgelprospekt 2003 der Herz Jesu Kirche in Munchen nbsp Orgel in St Andoche Saulieu 2003 nbsp Prospekt von 2005 in Stuttgart St Fidelis nbsp Orgel von 2006 in der Elisabethkirche Marburg nbsp Prospekt in der Lutherkirche Berlin Spandau von 2015Literatur BearbeitenDaniel Brunzema Die Gestaltung des Orgelprospektes im friesischen und angrenzenden Nordseekustengebiet bis 1670 und ihre Bedeutung fur die Gegenwart Abhandlungen und Vortrage zur Geschichte Ostfrieslands H 35 Verlag der Ostfriesischen Landschaft Aurich 1958 zugleich Diss Technische Hochschule Braunschweig 1958 Georg Buttner Der Orgelprospekt In Hans von Lupke Hrsg Die Dorfkirche Monatsschrift zur Pflege des religiosen Lebens in heimatlicher und volkstumlicher Gestalt 1 Jahrgang Heft 3 15 Dezember 1907 Deutsche Landbuchhandlung Berlin 1908 S 128 130 Roland Eberlein Die Geschichte der Orgel Siebenquart Verlag Koln 2011 ISBN 978 3 941224 01 8 S 400 466 Friedhelm Grundmann Der Orgelprospekt im Kirchenraum In Kunst und Kirche Band 58 1995 ISSN 0023 5431 S 37 41 Walter Kaufmann Der Orgelprospekt Ein Beitrag zur geschichtlichen Entwicklung des Orgelgehauses 3 Auflage Rheingold Verlag Mainz 1949 republished by epOs Music Osnabruck 2011 Klaus Konner Der suddeutsche Orgelprospekt des 18 Jahrhunderts Entstehungsprozess und kunstlerische Arbeitsweisen bei der Ausstattung barocker Kirchenraume Tubinger Studien zur Archaologie und Kunstgeschichte Band 12 Wasmuth Tubingen 1992 ISBN 3 8030 1911 7 zugleich Diss Universitat Tubingen 1988 Uwe Pape Die Gestaltung des neuzeitlichen Orgelprospektes In Musik und Kirche 34 1964 S 222 228 ISSN 0027 4771 Jenny Setchell Dem Himmel nahe Faszinierende Blicke auf Orgeln und Gewolbe Butz Bonn 2015 ISBN 978 3 928412 17 9 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Orgeln Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Commons Orgelprospekte Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Roland Eberlein Eine kurze Geschichte der Orgel II Die Entwicklung der ausseren Gestaltung der Orgel Uber 3000 Orgeln aus Deutschland Belgien und den Niederlanden mit DispositionenEinzelnachweise Bearbeiten Cervione St Erasme abgerufen am 8 Mai 2019 Tiefenau Schlosskapelle Abgerufen am 8 Mai 2019 Instandsetzungsbericht der Sauer Orgel opus 1333 in der Martin Luther Universitat Halle Wittenberg Abgerufen am 8 Mai 2019 Rouen France Seine Maritime 76 Eglise Abbatiale de Saint Ouen In Orgel Databank Piet Bron abgerufen am 26 Mai 2020 Die Entwicklung der ausseren Gestaltung der Orgel 8 Offene Orgel ohne Prospektpfeifen Abgerufen am 8 Mai 2019 Baugruppen der Orgel Windwerk Spieltisch Traktur Windlade Register Orgelpfeife Prospekt Normdaten Sachbegriff GND 4130664 8 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Prospekt Orgel amp oldid 231067393