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Koppeln sind Spielhilfen einer Orgel auch bei Cembalo Harmonium und Akkordeon Sie stellen in der Regel eine Verbindung zwischen den Tasten bzw Pedalen verschiedener Klaviaturen Manuale Pedal her und ermoglichen so beim Niederdrucken einer Taste dass automatisch die entsprechende Taste auf einer anderen Klaviatur oder eine Taste in einem festgelegten Intervall zu dieser mitgezogen wird So ist z B das Spielen auf allen Werken oder mit allen Registern gleichzeitig moglich Von einem angehangten Pedal spricht man wenn die Koppelung eines Manuals zum Pedal permanent wirkt und nicht abstellbar ist Die mechanische Koppel einer barocken Orgel Der Organist druckt die Tasten des oberen Manuals die Tasten des unteren Manuals werden automatisch mitgedruckt Inhaltsverzeichnis 1 Allgemein 2 Bauformen 3 Spezialkoppeln 3 1 Oktavkoppeln 3 2 Melodie und Basskoppel 3 3 Leerlaufkoppel 3 4 Retourkoppel 3 5 Dynamikkoppel 4 Koppelmanual 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseAllgemein Bearbeiten nbsp Registerzuge einer mechanischen Orgel Ganz unten ist eine Manualkoppel II an I nbsp Koppeltritte zum Einrasten rechts Mithilfe von Koppeln konnen auf einem Manual oder Pedal die gezogenen Register eines anderen Werkes oder die Tone einer anderen Oktave erklingen Um dieses zu erreichen wirken Koppeln entweder auf die Spieltraktur der Orgel oder direkt auf die Tonventile des angekoppelten Werkes Entsprechend der Art der Spieltraktur mechanisch pneumatisch elektrisch sind in der Regel auch die Koppeln ausgefuhrt In der Bezeichnung von Koppeln wird zuerst das anzukoppelnde Manual oder Werk angegeben und dann hinter einem Schrag oder Bindestrich das Manual an welches angekoppelt wird Bei Normalkoppeln die Tonhohe der angekoppelten Register ist dieselbe wie auf dem gespielten Manual reicht das aus Bei Oktavkoppeln kann der Versatz der Tonhohe durch die Vorsilben Sub und Super oder als Fusszahlen relativ zu 8 angegeben werden Beispiele Bezeichnung Bedeutung WirkungII I oder II I Das II Manual wird an das I Manual gekoppelt Beim Spiel im I Manual klingt es als wurde zusatzlich im II Manual dasselbe gespieltHW Ped Das Hauptwerk wird an das Pedal gekoppelt Beim Spiel im Pedal klingt es als wurde zusatzlich im Hauptwerk dasselbe gespieltIII I 4 Das III Manual wird eine Oktave hoher spielend an das I Manual gekoppelt Beim Spiel im I Manual klingt es als wurde zusatzlich im III Manual dasselbe eine Oktave hoher gespieltSub OW HW Das Oberwerk wird eine Oktave tiefer an das Hauptwerksmanual gekoppelt Beim Spiel im Hauptwerksmanual klingt es als wurde zusatzlich im Oberwerk dasselbe eine Oktave tiefer gespieltBis auf wenige Ausnahmen wirken Koppeln immer nur in eine Richtung Je nach technischer Bauart konnen Koppeln durchkoppelnd wirken lassen sich also hintereinanderschalten werden dann die Koppeln II I und III II aktiviert so erklingt beim Spielen auf dem I Manual nicht nur die Registrierung des II sondern uber die zweite Koppel auch die des III Manuals mit Bei Orgeln mit einer digitalen Spieltraktur lassen sich alle nur denkbaren Koppeln durch reine Programmierung realisieren auch durch den Organisten selbst zu definierende Koppeln nach Ausgangs und Zielwerk ggf mit Transposition in beliebigen Intervallen sind moglich 1 2 Das Einschalten bzw das Abstellen der verschiedenen Koppeln erfolgt je nach Ausfuhrung durch spezielle einrastbare Fusshebel durch Handzuge die wie Registerzuge gestaltet sind durch mit der Hand oder mit dem Fuss zu bedienende Taster oder Schalter durch das Verschieben eines Manuals Schiebekoppel am Spieltisch Bauformen Bearbeiten nbsp Schematische Zeichnung einer Wippenkoppel II I nbsp schematische Animation der Funktionsweise einer Wippenkoppel nbsp Koppelapparat einer elektro mechanischen Koppel Hierbei betatigen Elektromagnete zusatzlich die Abstrakten zu den TonventilenDa die heute ublichen mechanischen Koppeln aufwendig in der Herstellung sind werden meist nur die notwendigsten Normalkoppeln gebaut Selten werden mechanische Spezialkoppeln angefertigt Im historischen Orgelbau war die Schiebekoppel weit verbreitet bei der das obere Manual um einige Zentimeter gezogen oder verschoben wurde sodass im gekoppelten Zustand Haken ineinandergriffen Hakenkoppel oder Holzklotzchen ubereinanderliegen Klotzchenkoppel Joachim Wagner erfand die Gabelkoppel welche wie die spater erfundene Widderkoppel ohne ein verschiebbares Manual auskommt Bei Pedalkoppeln greifen die Abstrakten in die Traktur der Manuale nachdem sie uber ein Wellenbrett auf die entsprechende Tastenbreite der Manualklaviatur gebracht wurden Bei diesen alten Bauformen der Koppeln bewegen sich die Tasten der angekoppelten Klaviatur immer mit Eine andere Moglichkeit als direkt in die Traktur einzugreifen bietet die Windkoppel auch Ventilkoppel genannt Diese oft als Pedalkoppel bei Schleifladenorgeln der Barockzeit anzutreffende Version besteht aus einer zusatzlichen Tonventilreihe innerhalb der Manualwindlade welche entweder uber einen eigenen Pedalventilkasten den notwendigen Wind erhielt absperrbar uber ein spezielles Koppelventil oder bei der wie bei anderen Koppeln die mechanische Verbindung zu den Ventilen an und abgeschaltet werden konnte Je nach Konstruktion sind in den Tonkanzellen Ruckschlagventile notwendig um zu verhindern dass der einstromende Wind anstelle zu den Pfeifen durch die offenen Pedalventile wieder ausstromt 3 Heute werden mechanische Koppeln in der Regel als Wippenkoppeln ausgefuhrt Der Koppelapparat ist in die Mechanik des Spieltisches integriert und hat folgende Funktionsweise Wird bei eingeschalteter Koppel oberer Wippenbalken befindet sich in der Position ein eine Taste des I Manuals gedruckt so zieht die Abstrakte dieser Taste den linken Arm der oberen Wippe nach unten der rechte Arm bewegt sich entsprechend nach oben und zieht den rechten Arm der unteren Wippe mit nach oben Der linke Arm der unteren Wippe zieht nun die Abstrakte des gleichen Tons des Manuals II nach unten Bei modernen Wippenkoppeln bewegen sich die Tasten des angekoppelten Manuals in der Regel nicht mit Bei abgestellter Koppel befindet sich der obere Wippenbalken in der Ruhestellung Dadurch unterbleibt bei einem Druck auf eine Taste des I Manuals die Bewegung des oberen Wippenarms der gesamte Koppelapparat bleibt in Ruhe Bei grossen Orgeln auch mit mechanischer Spieltraktur werden haufig die Koppeln elektrisch ausgefuhrt In diesem Fall sind die Tasten mit elektrischen Kontakten ausgestattet und im Verlauf der mechanischen Traktur sind Elektromagnete angekoppelt haufig im oder direkt unter dem Windkasten Wahrend sich die aufzuwendende Kraft mit jeder eingeschalteten mechanischen Koppel addiert Bewegung der Spieltraktur sowie Uberwindung des Ventildruckpunktes des hinzu gekoppelten Werkes wird durch diese Mischform die leichtgangige Spielbarkeit der Klaviaturen erhalten Selten werden parallel mechanische und elektrische Koppeln gebaut Auf diese Weise hat der Spieler die Wahl zwischen einer geringen Tastenkraft und einer sensiblen Steuerung Spezialkoppeln Bearbeiten nbsp Spieltischchassis mit mechanischem Pedalkoppelapparat oberes Drittel darunter das dafur notwendige WellenbrettBesonders in der Zeit der Romantik kamen durch die neuen technischen Moglichkeiten welche auch mit der Einfuhrung der pneumatischen und spater der elektrischen Traktur einhergingen vermehrt verschiedene Spezialkoppeln in Gebrauch die sich folgendermassen unterscheiden lassen Oktavkoppeln Bearbeiten Die Oktavkoppel wurde bereits in der Mitte des 19 Jahrhunderts bei italienischen Orgeln als mechanische Spielhilfe gebaut dort terza mano soprani genannt die dritte Hand es handelt sich dabei um eine Superoktavkoppel im Diskant Bei einer Oktavkoppel wird zu jeder angeschlagenen Taste zusatzlich quasi eine weitere im Abstand einer Oktave mitangeschlagen und zwar bei der Suboktavkoppel eine Oktave tiefer bei der Superoktavkoppel eine Oktave hoher Anders als bei den fruhen mechanischen Koppeln bewegen sich allerdings hier die gekoppelten Tasten in der Regel nicht mit Ausnahme Tasten beim Harmonium Fur den Spieler sind beim Benutzen der Oktavkoppeln die Klaviaturgrenzen zu beachten da beim Spielen in der untersten Oktave bei eingeschalteter Suboktavkoppel durch diese keine Tone erklingen konnen Analoges gilt fur die obersten zwolf Tasten bei aktivierter Superoktavkoppel Um die klangliche Erweiterung und die gerade in der romantischen Orgelmusik geschatzte Tonfulle uber die gesamte Klaviatur ausnutzen zu konnen werden Teilwerke einer Orgel die mit einer Superoktavkoppel angekoppelt werden konnen daher gelegentlich um bis zu zwolf weitere Tone ausgebaut mitunter nicht bei allen Registern Bei Suboktavkoppeln ist dieser Ausbau aus Kostengrunden aufgrund der zusatzlich notigen grossen Pfeifen nicht ublich Neben den Oktavkoppeln gibt es auch vereinzelt andere Intervallkoppeln die Hauptorgel der Marienbasilika Kevelaer besitzt im Pedal eine Quintkoppel Melodie und Basskoppel Bearbeiten Die Melodiekoppel auch Soprankoppel genannt ist eine technische Erfindung aus der Zeit der pneumatischen Traktur Anstatt auf alle gedruckten Tasten wirkt diese nur auf die oberste hochste Taste und filtert somit quasi den jeweils hochsten Ton eines angeschlagenen Akkords heraus Dieser kann nun beliebig je nachdem wie die Melodiekoppel wirkt auf einem anderen Werk Manual oder um eine Oktave versetzt erklingen oder auch beides Die Basskoppel auch Pedaleffekt arbeitet analog fur die jeweils tiefste gedruckte Taste sie eignet sich besonders fur Spieler die noch nicht so mit dem Pedalspiel vertraut sind Melodie und Basskoppeln finden sich vor allem in romantischen Orgeln mit pneumatischer Traktur und werden heute eher selten gebaut Eine Basskoppel findet sich allerdings in fast jeder Digitalen Sakralorgel als Spielhilfe Die Orgelbauer van den Heuvel haben fur St Eustache Paris und das Konzerthaus Kopenhagen auch eine Altkoppel erfunden welche die zweithochste gedruckte Taste herausfiltert In Kombination mit einer Soprankoppel ermoglicht sie es einen vierstimmigen Satz mit verschiedener Registrierung je Stimme erklingen zu lassen ohne technisch virtuos mit einer Hand auf zwei Manualen gleichzeitig spielen zu mussen Leerlaufkoppel Bearbeiten Die Leerlaufkoppel wurde von Aristide Cavaille Coll erfunden ursprunglich nur mit dem Zweck die Barkermaschine zu schonen und Trakturgerausche zu mindern wenn man mittels Koppeln nur die Nebenmanuale auf der Hauptwerksklaviatur meist Manual I spielt um physiologisch eine angenehmere spieltechnische Korperhaltung einnehmen zu konnen Dabei wurde die Traktur des Hauptwerks von der Hauptwerksklaviatur abgekoppelt was auch noch zusatzlich zu einer gewunschten angenehm leichteren Spielbarkeit der Tastatur fuhrte Im Lauf der Zeit entdeckten die Organisten auch den registriertechnischen Nebeneffekt dieser Einrichtung Zu der Zeit als die freien Kombinationen noch nicht erfunden waren konnten mit dem Betatigen der Leerlaufkoppel zu einem gewunschten Zeitpunkt die Register des Hauptwerks zum Klingen bzw Verstummen gebracht werden was ggf flankierend mit dem Schwellwerk einen starken Dynamikwechsel verursachte Daher wurden spater Leerlaufkoppeln auch in pneumatischen und sogar in elektrischen Trakturen eingebaut Sie dienten dann nicht mehr dem ursprunglichen Zweck sondern fungierten als reine Registrierhilfe Heute stehen Spielhilfen wie freie Kombinationen oder gar Setzeranlagen mit tausenden von programmierbaren Kombinationen zur Verfugung Daher wird die Leerlaufkoppel seit den 1950er Jahren nicht mehr gebaut 4 Retourkoppel Bearbeiten Die Retourkoppel ist eine kompliziert gebaute mechanische Koppel Sie ermoglicht das Spielen des Hauptwerks auf den Nebenmanualen Sie ist sehr selten anzutreffen wurde aber beispielsweise von Martin Hechenberger an der Orgel des Passauer Doms eingebaut Wegen der Einsatzmoglichkeit von frei wahlbaren elektrischen Koppeln wird diese Bauform heute mit einigen Ausnahmen nahezu nicht mehr verwendet Die 2008 errichtete Kœnig Orgel der Margarethenkirche Niederkirchen verfugt uber eine Koppel bei der man wahlweise das Nebenwerk an das Hauptwerk oder umgekehrt koppeln kann Dynamikkoppel Bearbeiten Die Dynamikkoppel ist eine historisch einmalige mechanische Koppel bei der Barock Orgel der Evangelische Kirche Eckenhagen Hierbei wird das Hauptwerk II Manual an das Positiv I Manual so angekoppelt dass sich bei der Traktur der unteren Klaviatur ein zweiter Druckpunkt ergibt und erst nach dessen Uberwindung die Pfeifen des Hauptwerks erklingen Damit ist es moglich auf einem Manual gleichzeitig forte und piano zu spielen Etwas ahnliches wird erst sehr viel spater bei der Kinoorgel als second touch kurz 2ndT ublich Inzwischen werden Dynamische Koppeln auch bei Orgelklaviaturen mit Anschlagsdynamik realisiert Eine Koppelung z B HW RP wird fur jeden Ton einzeln nur beim Uberschreiten eines vordefinierten Velocitywertes ausgefuhrt Damit ist heute tatsachlich ein wenn auch nicht stufenloses gleichzeitiges forte piano Spiel auf einer Orgelklaviatur moglich 5 Koppelmanual BearbeitenDas Koppelmanual ist gelegentlich als zusatzliches Manual vor allem in kleineren eigentlich zweimanualigen Orgeln zu finden Technisch und praktisch sind verschiedene Konstellationen denkbar die allerdings alle eine Gemeinsamkeit haben Es handelt sich um ein Manual ohne eigene Register an das die beiden anderen Manuale angekoppelt sind Durch das Koppelmanual wird eine weitere dynamische Ebene gewonnen Wahrend bei einer zweimanualigen Orgel die Moglichkeiten begrenzt sind entweder beide Manuale eigenstandig oder ein Manual gekoppelt mit dem anderen dieses andere eigenstandig konnen nun die gezogenen Register beider Manuale sowohl gemeinsam als auch getrennt gespielt werden Eine Variante mit ahnlichen Moglichkeiten stellt die Hilfsklaviatur Auxiliaire dar Diese ist fest mit einem der beiden Manuale gekoppelt es ist aber eine normale Manualkoppel vorhanden die nicht auf die Hilfsklaviatur wirkt Bei aktivierter Koppel ergibt sich damit die gleiche Konstellation wie beim Koppelmanual Diese Ausfuhrung bietet die Moglichkeit wahrend des Spiels die Koppel zu betatigen ausserdem konnen sich Vorteile fur die Anordnung der Manuale ergeben Literatur BearbeitenWolfgang Adelung Einfuhrung in den Orgelbau 2 Auflage Breitkopf amp Hartel Wiesbaden 2002 ISBN 3 7651 0279 2 S 154 158 Weblinks BearbeitenDaniel Roth at St Sulpice Paris Sweelink auf YouTube Demonstration der Wirkungsweise von Koppeln Laufzeit 8 06 min Einzelnachweise Bearbeiten Webseite von Sinua mit verschiedenen Moglichkeiten der Tasten und Registersteuerung Abgerufen am 18 April 2020 Traktursysteme Website von Orgelbau Weimbs mit Beispielen von Traktursystemen Abgerufen am 21 November 2020 Wolfgang Adelung Einfuhrung in den Orgelbau 2 Auflage Breitkopf amp Hartel Wiesbaden 2002 ISBN 3 7651 0279 2 S 156 Emile Rupp Die Einrichtung und Bedeutung der Leerlauf Koppel im modernen Spieltisch In Zeitschrift fur Instrumentenkunde Jg 1912 1913 S 488 Online auf digitale sammlungen de abgerufen am 26 November 2016 Dynamische Koppeln Webseite von Orgelbau Weimbs Das Traktursystem in Zulpich St Peter Abgerufen am 13 April 2021 Normdaten Sachbegriff GND 4427746 5 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Koppel Orgel amp oldid 237257523