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Das Hauptwerk englisch great organ italienisch grand organo spanisch gran organo franzosisch grand orgue niederlandisch hoofdwerk ist das grundlegende Werk einer Orgel Baulich ist es zentral zwischen weiteren Teilwerken angeordnet Es beherbergt in der Regel die meisten und tiefsten Register der Manualwerke und ist dadurch das kraftigste und grosste Manualwerk Klanglich charakteristisch ist der Prinzipalchor der zusammen mit den gemischten Stimmen das Plenum bildet Zentral das Hauptwerk unter dem kleineren Oberwerk und uber dem Ruckpositiv flankiert von den beiden Pedalturmen Lubecker Dom Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Klang 3 Technik 4 Literatur 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDie Notwendigkeit die verschiedenen Werke der Orgel sprachlich zu unterscheiden besteht erst seit der Spatgotik als mehrmanualige Instrumente entstanden Ab dem 14 Jahrhundert wurden Orgeln mit zwei Manualen und Pedal und ab dem 15 Jahrhundert als das Ruckpositiv erfunden wurde mit drei Manualen gebaut Vor der Erfindung der Schleifladen und Springladen im 14 Jahrhundert die erst das separate Spiel einzelner Register ermoglichte wurde das Hauptwerk als Blockwerk gebaut In diesem lautstarken Prinzipalwerk erklangen die Prinzipale zusammen mit den mehrchorigen Mixturen und Zimbeln Es wurde in der Spatgotik als das grosse Werk das Prinzipalwerk oder le grant ouvraige bezeichnet 1 Die Nebenwerke Oberwerk Brustwerk und Ruckpositiv standen in klanglichem Kontrast zum Hauptwerk was durch den Einsatz hoherer Register und anderer Klangfarben wie Floten Aliquoten und kurzbechrigen Zungenstimmen erzielt wurde Der nordeuropaische Orgelbau wurde im Zeitalter der Renaissance und des Barock vom niederlandisch norddeutschen Orgeltypus dominiert Mit Arp Schnitger erreicht das Werkprinzip seine Blutezeit In raumlich getrennten Gehausen entfalten die einzelnen Werke ihren jeweils eigenen Klang Das Ruckpositiv spiegelt in verkleinerter Form gerne das Hauptwerk wider und ist diesem mit einem eigenen Plenum auch klanglich ebenburtig Freilich klingt es aufgrund von Standort Disposition und Mensuration unmittelbarer schlanker und brillanter 2 Gottfried Silbermann baute dagegen keine Ruckpositive Stattdessen tritt bei seinen Instrumenten das Oberwerk dem Hauptwerk als grosses Positiv klanglich zur Seite wahrend ein drittes Manualwerk dynamisch deutlich abgestuft ist und sich durch einen andersartigen Klangcharakter auszeichnet Nach Silbermann sollte das Hauptwerk gravitatisch das Oberwerk scharf und penetrant das Brustwerk delikat und lieblich und das Pedalwerk stark und durchdringend klingen 3 Wahrend im klassischen Orgelbau also ein Nebenwerk an das Hauptwerk heranreichen sollte traten die anderen Manualwerke zuruck Im romantischen Orgelbau wurde ab der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts dieses Prinzip aufgegeben und es kam zu einer dynamischen Staffelung mit den lautesten Registern auf dem ersten Manual und den schwachsten auf dem obersten Manual 4 Auch im suddeutschen Orgelbau ist das Positiv dem Hauptwerk nicht gleichwertig und weist statt des Prinzipalchors Flotenstimmen auf 5 Klang BearbeitenDas Hauptwerk verfugt unter den Manualwerken uber die meisten Prinzipalregister Es basiert meist auf dem Prinzipal in Acht Fuss Lage 8 der traditionell mit den sichtbaren Pfeifen im Prospekt steht Kleinere Orgeln beruhen auf dem Prinzipal 4 der gegenuber dem 8 nur halb so lang ist und entsprechend eine Oktave hoher klingt Grosse Orgeln haben einen Prinzipal 16 als Basis 6 Die Klangkronen bilden mit dem Prinzipalchor das volle Werk den typischen Organo pleno Klang Zum Silberklang der Mixturen gesellt sich der strahlende Goldklang der Trompeten 7 Je nach Grosse und Konzeption der Orgel treten Flotenstimmen der Weitchor und langbechrige Zungenregister hinzu um auch im Hauptwerk ein solistisches Spiel und ein Triospiel mit zwei ebenburtigen Manualen zu ermoglichen 8 Streicherstimmen kamen im norddeutsch niederlandischen Orgelbau erst zu Beginn des 18 Jahrhunderts auf und fanden im sud und mitteldeutschen Raum breiteren Eingang Prinzipalische Aliquotregister finden sich im barocken Orgelbau vor allem bei kleineren Orgeln im Hauptwerk wo die Sesquialtera zum Terzplenum und nicht als Solostimme dient Bei grosseren Orgeln steht der Tertian im Hauptwerk Wahrend die Quinte als 2 2 3 oder 1 1 3 gebaut wird ist bei der Terz der 1 3 5 ublich im franzosischen Orgelbau des Barock hingegen die tiefe Terz 3 1 5 die weitmensurierte Grosse Tierce 9 Im italienischen Orgelbau wird der Klang weithin von verschiedenen Prinzipalstimmen in den unterschiedlichsten Tonlagen beherrscht Reihenstilorgel Flotenstimmen werden nur wenig und Zungenstimmen selten gebaut Hingegen favorisierte der spanische Orgelbau mehrmanualige Instrumente mit verschiedenen Nebenwerken Eine Besonderheit auf der iberischen Halbinsel sind ab etwa 1700 die sogenannten Spanischen Trompeten Lengueteria oder Trompeteria die horizontal aus dem Prospekt unterhalb des Hauptwerks herausragen 10 Fur Frankreich ist der Ausbau des Trompetenchors kennzeichnend der im Zeitalter der Romantik bei Aristide Cavaille Coll seinen Hohepunkt erreichte Er erfand die Trompette harmonique mit doppelt so langen Schallbechern Neben das Prinzipalplenum plein jeu tritt im Hauptwerk das Zungenplenum grand jeu 11 Technik BearbeitenEntsprechend der hohen Registerzahl ist die Windlade des Hauptwerks in der Regel die grosste Manchmal werden im Hauptwerkgehause auch Register aus anderen Werken aufgestellt So konnen hier bei kleinen Orgeln die Pedalregister unterkommen 12 Das Hinterwerk steht im hinteren Bereich des Gehauses vom Hauptwerk wenn es kein eigenes offenes Gehause hat Die zentrale Rolle des Hauptwerks ist auch daran erkennbar dass die anderen Werke an das Hauptwerk angekoppelt werden konnen Selbst wenn das Pedal nicht mit allen Manualwerken durch Koppeln verbunden werden kann ist standardmassig meist eine Koppel zum Hauptwerk angelegt Verfugt eine Orgel uber kein selbststandiges Pedal ist es ans Hauptwerk angehangt oder fest angekoppelt Bei zweimanualigen Orgeln wird das Hauptwerk meist vom ersten unteren Manual gespielt Ist ein Ruckpositiv vorhanden wird dieses aufgrund der technischen Anlage dem unteren Manual zugeordnet damit es zu keiner Uberkreuzung der Traktur kommt Bei Orgeln mit drei oder mehr Manualen ist oft das zweite Manual fur das Hauptwerk vorgesehen auch wenn kein Ruckpositiv vorhanden ist 6 Wie in England sind die spanischen Orgeln im Coro Binnenchor dem abgetrennten Bereich hinter der Vierung auf dem Chorgestuhl zwischen zwei Saulen aufgestellt nicht selten in zwei symmetrischen Teilwerken auf der Evangelien und Epistelseite Dadurch bedingt gibt es statt des Brustwerks ein Hinterwerk das hinter dem Hauptwerk errichtet ist und statt des Ruckpositivs ein Unterwerk 10 Literatur BearbeitenWolfgang Adelung Einfuhrung in den Orgelbau 2 Auflage Breitkopf amp Hartel Wiesbaden 1992 ISBN 3 7651 0279 2 Hans Klotz Das Buch von der Orgel 9 Auflage Barenreiter Kassel 1979 ISBN 3 7618 0080 0 Hans Klotz Uber die Orgelkunst der Gotik der Renaissance und des Barock Musik Disposition Mixturen Mensuren Registrierung Gebrauch der Klaviere 3 Auflage Barenreiter Kassel 1986 ISBN 3 7618 0775 9 Maarten Albert Vente Die Brabanter Orgel Zur Geschichte der Orgelkunst in Belgien und Holland im Zeitalter der Gotik und der Renaissance H J Paris Amsterdam 1963 Harald Vogel Kleine Orgelkunde Dargestellt am Modell der Fuhrer Orgel in der altreformierten Kirche in Bunde Beitrage zur Orgelkultur in Nordeuropa Band 2 2 Auflage Noetzel Wilhelmshaven 2008 ISBN 978 3 7959 0899 7 Einzelnachweise Bearbeiten Vente Die Brabanter Orgel 1963 S 12 Klotz Das Buch von der Orgel 1992 S 184 Frank Harald Gress Die Klanggestalt der Orgeln Gottfried Silbermanns Breitkopf Leipzig Wiesbaden 1989 ISBN 3 923639 78 3 S 40 Klotz Das Buch von der Orgel 1992 S 64 Klotz Uber die Orgelkunst der Gotik der Renaissance und des Barock 1986 S 205 a b Rainer Cadenbach Hauptwerk In Metzler Sachlexikon Musik Metzler Stuttgart 1998 ISBN 3 476 01544 0 S 392 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Adelung Einfuhrung in den Orgelbau 1992 S 195 Klotz Das Buch von der Orgel 1992 S 81 Roland Eberlein Orgelregister Ihre Namen und ihre Geschichte Siebenquart Koln 2008 ISBN 978 3 941224 00 1 S 646 a b Geschichte des spanischen Orgelbaus Greifensteiner Institut fur Musikinstrumente abgerufen am 16 April 2019 Roland Eberlein Orgelregister Ihre Namen und ihre Geschichte Siebenquart Koln 2008 ISBN 978 3 941224 00 1 S 295 Vogel Kleine Orgelkunde 2008 S 10 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hauptwerk Orgel amp oldid 228722983