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Manual von lateinisch manus Hand bezeichnet in der Musik eine Klaviatur von Tasteninstrumenten die mit den Handen bedient wird im Unterschied zum fussbedienten Pedal Manual eines Virginals 1600 Inhaltsverzeichnis 1 Umfang 2 Anzahl 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseUmfang Bearbeiten nbsp Verteilung der Halbtone bei einem 19 stufigen Cembalo cromaticoDie antike Hydraulis verfugte uber eine einreihige Tastatur mit sieben Tasten pro Oktave die den sieben Tonen einer heptatonischen Tonleiter entsprachen Fur die weiteren diatonischen Tone entstand im Laufe des Mittelalters eine zweite Reihe mit Obertasten Die Abbildungen in Michael Praetorius Syntagma musicum Band 2 De Organographia 1619 der Orgel des Domes zu Halberstadt von Nicholas Faber von 1361 gelten als alteste Beispiele fur die heute ubliche Anordnung von sieben Untertasten und funf zwei und drei Obertasten Die mittelalterlichen Orgeln besassen einen kleineren Manual und Tonumfang Der ursprungliche Umfang von einer Oktave wurde in der Spatgotik auf 2 1 2 Oktaven H f erweitert 1 Die Orgel der Rysumer Kirche wies bei ihrer Erbauung im 15 Jahrhundert diesen Umfang mit allen diatonischen Tonen auf In der Renaissance wurde ab dem Ende des 16 Jahrhunderts der Tonumfang in der Regel auf das tiefe F im Barock auf das tiefe C erweitert wie es noch heute ublich ist Der Standardumfang moderner Orgeln liegt bei vier bis funf Oktaven 2 In mitteltonig gestimmten Tasteninstrumenten wurden die Obertasten manchmal geteilt um die Anzahl reiner Terzen zu erhohen Bei etwa 70 Orgeln in Deutschland Italien Niederlande England Schweden und Danemark die zwischen 1468 und 1721 gebaut wurden sind derartige Subsemitonien nachweisbar 3 Die Tastenanzahl lag dann bei 13 bis 16 Tasten pro Oktave Bei Cembali erwahnt der Theoretiker Gioseffo Zarlino in seinem Werk Le istituzioni harmoniche 1558 eine Anzahl von 19 Tasten pro Oktave Cembalo cromatico ebenso Praetorius 1619 Cembalo universale 4 Das von Nicola Vicentino erfundene Archicembalo von 1555 verfugte uber 36 Tasten pro Oktave Ein Cembalo von Vito de Trasuntino aus dem Jahr 1606 mit 31 Tasten pro Oktave ist im Museo Internazionale e Biblioteca della Musica in Bologna erhalten 5 Mit dem Aufkommen der Wohltemperierten Stimmung wurden geteilte Obertasten uberflussig Bei historischen Orgeln ist in der Bassoktave haufig die kurze oder die gebrochene Oktave zu finden Da das tiefe Cis nur selten in der Orgelliteratur eingesetzt wird aber durch die grossen Pfeifen hohe Materialkosten verursachte wurde es bis in den Anfang des 19 Jahrhunderts oft ausgespart Die Taste fehlte entweder ersatzlos oder wurde an das eine Oktave hohere cis angekoppelt Das Klavier wurde zu Beginn des 18 Jahrhunderts u a von Bartolomeo Cristofori erfunden und hatte einen Umfang von funf Oktaven Die Weiterentwicklung der Technik durch John Broadwood fuhrte 1794 zu einer Erweiterung des Tonumfangs um eine Oktave bis die Instrumente ab den 1830er Jahren mit dem heute ublichen Tonumfang von 88 Tasten produziert wurden Selten weisen Konzertflugel wie der Imperial von Bosendorfer einen Umfang von acht Oktaven 97 Tasten auf 6 Anzahl Bearbeiten nbsp Manuale der Orgel der St Patrick s Cathedral in New York 20 JahrhundertPositive Portative Regale und andere Kleinorgeln werden gewohnlich nur einmanualig gebaut Cembali haben in der Regel ein oder zwei selten auch drei Manuale Wahrend in Italien bis ins 18 Jahrhundert nur einmanualige Cembali gebaut wurden finden sich in Frankreich mindestens seit 1648 Cembali mit zwei Manualen wie das erhaltene von Jean II Denis In Flandern gehen zweimanualige Cembali zwischen etwa 1570 und 1650 auf die Familie Ruckers zuruck Das obere Manual dieser Transponiercembali war immer um eine Quarte hoher gestimmt als das Untermanual Hieronymus Albrecht Hass baute 1740 ein grosses dreimanualiges Cembalo mit einem 16 Fuss Register 7 Zu den Kuriosa gehoren die kastenformigen Kombinationsinstrumente die die Ruckers im 17 Jahrhundert als Kombination eines Cembalos mit einem Virginal bauten Sie hatten zwei Klaviaturen an zwei verschiedenen Seiten und konnten nicht gleichzeitig von einer Person bedient werden 8 Orgeln sind gewohnlich mit ein bis drei Manualen ausgestattet Grossorgeln mit vier bis sechs Manualen Im Barock entstanden die ersten viermanualigen Orgeln Bei der legendaren Orgel von Winchester aus dem Jahr 980 sollen 400 Bronzepfeifen bei zwei Manualen mit je 20 Tasten fur eine enorme Lautstarke gesorgt haben Auf jeder Taste erklangen zehn Pfeifen immer gleichzeitig 9 Durch Gottfried Fritzsches Erweiterungsumbauten gehorten die Hamburger Orgeln in St Jacobi und St Katharinen zu den ersten uberhaupt die uber vier Manuale verfugten 10 Arp Schnitger schuf vier viermanualige Orgeln in Hamburg Groningen und Zwolle Im Jahr 1777 vollendete Francois Henri Clicquot in St Nicolas des Champs in Paris eine Orgel mit funf Manualen und Pedal 11 Die Orgel der Atlantic City Convention Hall verfugt uber sieben Manuale 12 Literatur BearbeitenManual In Marc Honegger Gunther Massenkeil Hrsg Das grosse Lexikon der Musik Band 5 Koth Mystischer Akkord Aktualisierte Sonderausgabe Herder Freiburg im Breisgau u a 1987 ISBN 3 451 20948 9 S 213 Manual In Wilibald Gurlitt Hans Heinrich Eggebrecht Hrsg Riemann Musik Lexikon Sachteil B Schott s Sohne Mainz 1967 S 544 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Orgelmanuale Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Hans Klotz Uber die Orgelkunst der Gotik der Renaissance und des Barock Musik Disposition Mixturen Mensuren Registrierung Gebrauch der Klaviere 3 Auflage Barenreiter Kassel 1986 ISBN 3 7618 0775 9 S 56 Wolfgang Adelung Einfuhrung in den Orgelbau 2 Auflage Breitkopf amp Hartel Wiesbaden 2003 ISBN 3 7651 0279 2 S 177 Ibo Ortgies Subsemitones in organs built between 1468 and 1721 Introduction and commentary with an annotated catalog In Sverker Jullander Hrsg GOArt Research Reports 3 Goteborg Organ Art Center Goteborg 2003 S 11 74 Pipe Organs with Subsemitones 1468 1721 und Historical Organs with Subsemitones 1468 1721 Appendix B In Jan Haluska The Mathematical Theory of Tone Systems Pure and Applied Mathematics 262 Marcel Dekker u a New York NY u a 2004 ISBN 0 8247 4714 3 S 141 146 und S 369 374 Michael Praetorius Syntagma musicum Band 2 De Organographia 1619 Nachdruck Barenreiter Kassel 2001 ISBN 978 3 7618 1527 4 S 63 66 Internet Archive Edward L Kottick A History of the Harpsichord Indiana University Press Bloomington Indiana 2003 S 89 Richard Braun Christoph Flamm Ulrike Kranefeld Harenberg Kulturfuhrer Klaviermusik Meyers Lexikonverlag Mannheim 2008 ISBN 978 3 411 07103 6 S 190 Edward L Kottick A History of the Harpsichord Indiana University Press Bloomington IN 2003 S 311 313 Edward L Kottick A History of the Harpsichord Indiana University Press Bloomington IN 2003 S 120 123 Instrument Biography The Pipe Organ abgerufen am 14 Juli 2017 Gustav Fock Arp Schnitger und seine Schule Ein Beitrag zur Geschichte des Orgelbaues im Nord und Ostseekustengebiet Barenreiter Kassel 1974 ISBN 3 7618 0261 7 S 43 Orgel in St Nicolas des Champs Paris abgerufen am 14 Juli 2017 Boardwalk Hall Pipe Organs englisch abgerufen am 14 Juli 2017 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Manual Musik amp oldid 196405758