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Die Orgel des Domes zu Halberstadt hat eine Geschichte die bis um das Jahr 1000 zuruckreicht Aufgrund der ausfuhrlichen Beschreibung und den Abbildungen bei Michael Praetorius ist die spatgotische Orgel von 1495 fur die Musikwissenschaft von besonderer Bedeutung Sie wurde im Laufe der Jahrhunderte mehrfach ersetzt Domorgel im Barockgehause von 1718Die heutige Domorgel wurde 1965 von Orgelbauwerkstatt Eule erbaut Sie verfugt uber 66 Register auf vier Manualen und Pedal Inhaltsverzeichnis 1 Baugeschichte 1 1 Gotische Orgel von 1361 1495 1 1 1 Technik und Erlauterungen 1 2 16 19 Jahrhundert 1 3 Neubau 1901 durch Rover 1 4 Neubau 1965 durch Eule 2 Disposition seit 1965 3 Technische Daten 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseBaugeschichte BearbeitenDie erste bekannte Orgel der Bischofskirche wurde bereits um das Jahr 1000 erbaut und beim Dombrand im Jahr 1060 zerstort 1 Ein neues Instrument wurde in den Jahren 1357 1361 von Nicolaus Faber ohne Pedal erbaut Das Pedal wurde im Rahmen einer Umsetzung auf die Sudempore und einer Uberholung durch Gregor Kleng im Jahre 1495 hinzugefugt oder erneuert und auch die drei vorhandenen Klaviaturen wurden erweitert Sie war zu diesem Zeitpunkt wohl die grosste europaische Blockwerkorgel Michael Praetorius beschreibt die Orgel in seinem Syntagma musicum II 1619 2 Gotische Orgel von 1361 1495 Bearbeiten Oberes Diskantklavier H1 g0a0Blockwerk XXXII LVI 8 Unteres Diskantklavier H1 g0a0Prinzipal 16 Bassklavier H1 AHPrinzipal 32 Pedal H1 AHBlockwerk XVI XXIV 16 Praetorius gibt die Lange der grossten Pfeife Prinzipal 32 auf der Taste H1 mit 31 an Bezogen auf die heutige Normalstimmung mit a1 440 Hz liess diese Pfeife etwa den Ton Subkontra Cis erklingen Damit lag die absolute Stimmung der Orgel etwa anderthalb Halbtone uber der heutigen Normalstimmung Die Angaben bei Praetorius werden dadurch erschwert dass er zwischen den Zustanden von 1361 und 1495 nicht unterscheidet dass sie zu den Klaviaturumfangen widerspruchlich sind und zu den Abbildungen nicht passen dass von Druckfehlern im Text auszugehen ist 3 Hans Klotz errechnete von Mass Braunschweiger Fuss ausgehend eine Lange von 8 91 m ohne Stiefel und einen Durchmesser von 31 5 cm fur diese Pfeife Klotz halt den von ihr erzeugten Ton als von a1 440 Hz ausgehend zwischen Cis und D liegend Die Halberstadter Orgel war demnach die erste die Tone am unteren Ende des vom Menschen horbaren Frequenzbereichs erzeugte Ihr Klang wird der Uberlieferung nach so geschildert Dieses Pedal Clavir hat wegen der grosse der praestanten ein solch tieffes grobes brausen und grewliches grummeln 4 Technik und Erlauterungen Bearbeiten nbsp Klaviere der Orgel Abbildung bei Praetorius die Untertasten im Diskantklavier sind ca 6 cm breit Die oben angegebene Disposition ist da das Instrument nicht mehr existiert mit entsprechenden Unsicherheiten behaftet So ist es moglich dass die beiden einzeln spielbaren Prinzipale mehrere Pfeifenreihen im Einklang in der Oktave und der Superoktave enthielten Die Orgel verfugte nicht uber Register im heutigen Sinn Jedes Werk stand auf einer eigenen ungeteilten Windlade Die Untertasten der beiden Diskantklaviere konnen ursprunglich Zugtasten fur Tonschleifen gewesen sein wie es die Abbildung bei Praetorius nahelegt 5 Deren Obertasten und die Tasten der anderen Klaviaturen hingegen mussen von vorneherein Drucktasten gewesen sein Das Bassklavier wurde laut Praetorius mit den Handen oder mit den Knien gespielt Es setzte das Untere Diskantklavier in der Tiefe fort das vermutlich fur leisere Stucke und der Gesangsbegleitung diente Fur die beiden Blockwerke nimmt Praetorius die folgenden Besetzungen mit entsprechenden progressiven Verstarkungen vor allem in den hoheren Lagen an Oberes Diskantklavier 8 4 2 2 3 2 1 1 3 1 1 2 Pedal 16 8 5 1 3 4 Die Orgel besass 20 Balge von denen jeweils zwei von einem Kalkanten getreten wurden 16 19 Jahrhundert Bearbeiten Der Orgelbauer David Beck baute um 1590 eine zweite Orgel auf der Westempore die uber zwei Manuale und Pedal verfugte Vermutlich war die gotische Orgel zu diesem Zeitpunkt nicht mehr spielbar um 1680 galt sie als defekt 1 Im Jahre 1685 ist eine Renovation der alten Orgel bezeugt danach verliert sich ihre Spur Im Jahr 1717 erfolgte die Umsetzung der Beck Orgel in die Andreas Kirche des Franziskanerklosters Halberstadt Ernst Rover ersetzte 1913 das Innenwerk der Prospekt wurde 1945 zerstort Heinrich Herbst Magdeburg baute 1718 mit seinem Sohn Heinrich Gottfried eine neue dreimanualige Orgel deren barocker Orgelprospekt noch erhalten ist Das Werk hatte 66 Register mit drei Spielanlagen fur das Hauptwerk und zwei Seitenwerke Eines der Seitenwerke war fur das Continuospiel im niedrigeren Kammerton gestimmt das andere im Chorton Die Prospektgestaltung nahm auf eine Fensterrosette in der Westfassade Rucksicht indem ein Tunnel fur den Lichteinfall durch dieses Fenster ins Langhaus in den Prospekt eingearbeitet wurde 6 Die Orgel gehorte damit zu den grossten in Deutschland und kostete 12 000 Taler 7 Umbauten 1837 1838 durch Johann Friedrich Schulze und 1861 durch Carl August Buchholz und seinen Sohn Carl Friedrich Buchholz fuhrten zu einem symphonisch romantisch klingenden Instrument Verbunden mit dem Einbau einer neogotischen Steinempore 1866 wurde der Prospekt nach oben versetzt und nach vorn ausgedehnt wodurch der Lichteinfall durch den Tunnel abnahm Neubau 1901 durch Rover Bearbeiten 40 Jahre nach eingreifenden Umgestaltung durch Buchholz fuhrte Ernst Rover Hausneindorf 1901 einen kompletten Neubau mit pneumatischen Kastenladen durch 8 Nach einem Umbau durch Ernst Palandt amp Wilhelm Sohnle beide Halberstadt im Jahr 1942 wies die Orgel folgende Disposition mit 63 Registern auf I Manual C Prinzipal 16 Bordun 16 Prinzipal 0 8 Rohrgedackt0 0 8 Quintade 0 8 Gambe 0 8 Quintflote 5 1 3 Oktave 0 4 Querflote 0 4 Quinte 2 2 3 Oktave 0 2 Waldflote 0 2 Hintersatz VIMixtur VI VIIITrompete 16 Trompete 0 8 II Manual C Quintade 16 Prinzipal 0 8 Holzflote 0 8 Gedackt 0 8 Streichflote 0 8 Oktave 0 4 Rohrflote 0 4 Nasat 2 2 3 Oktave 0 2 Klein Gedackt0 0 2 Terz 1 3 5 Sifflote 0 1 Scharff IVTrompete 0 8 Krummhorn 0 8 Trompete 0 4 III Schwellwerk C Flauto Amabile 0 8 Gedackt 0 8 Salizional 0 8 Prinzipal 0 4 Nachthorn 0 4 Geigenschwebung0 0 4 Schwiegel 0 2 Spillflote 0 2 Spitzquinte 1 1 3 Sesquialter IIQuintzimbel IIIRankett 16 Vox Humana 0 8 Tremulant Pedal C Untersatz 32 Prinzipalbass 16 Subbass 16 Salizetbass 16 Oktavbass 0 8 Gedacktbass 0 8 Cello 0 8 Oktave 0 4 Gedackt 0 4 Nachthorn 0 2 Rauschpfeife IV0Mixtur VPosaune 32 Posaune 16 Dulzian 16 Trompete 0 8 Trompete 0 4 Singend Kornett 0 2 Koppeln II I III I III II I P II P III P Superoktavkoppel I I Suboktavkoppel II IDie Orgel wurde 1945 zwar von direkten Schaden durch Bombentreffer verschont jedoch durch die in den zerbombten Dom eindringende Feuchtigkeit stark geschadigt Neubau 1965 durch Eule Bearbeiten Die jetzige Orgel wurde 1962 1965 von Eule erbaut und 1985 uberarbeitet 9 Der Prospekt von Herbst sowie mehrere Register Principal 16 des HW und einige Pedalregister Prospektpfeifen sowie der Hauptbalg von Rover waren erhalten und wurden in den Neubau einbezogen 10 Jedoch wurde der Lichttunnel geschlossen und auch die Freiraume beidseits des Prospektes sind seither zugebaut Durch die Firma Reinhard Hufken Halberstadt wurden zur klanglichen Verbesserung im Jahr 2000 Koppeln erganzt die Manualkoppeln elektrifiziert und eine Setzeranlage eingebaut 11 Die Registerzuge der beiden Seitenspieltische sind bis heute erhalten Ehrgeizige Plane sehen einen weitgehenden Neubau eines Orgelwerks mit etwa 80 Registern hinter dem inzwischen restaurations und reparaturbedurftigem Herbst Prospekt vor Das Werk von Eule mit Nachkriegsmaterial gebaut gilt inzwischen als mangelhaft Dabei soll der Prospekt so ruck positioniert werden dass das Tageslicht wieder wie 1718 ins Innere fallt 12 Die beiden Seitenspieltische sollen wieder eine Funktion bekommen indem sie je ein kleines Orgelwerk mit je 8 Registern eines im Chor und eines im Kammerton anspielen Die Kosten fur das ganze Projekt wurden 2022 mit knapp 5 Millionen Euro veranschlagt 13 Disposition seit 1965 BearbeitenI Hauptwerk C g30 1 Principal 16 0 2 Octave 0 8 0 3 Rohrpommer 0 8 0 4 Octave 0 4 0 5 Spillflote 0 4 0 6 Waldflote 0 2 0 7 Terz 1 3 5 0 8 Grosssesquialtera III00 9 Grossmixtur V VIII10 Scharf IV VI11 Fagott 16 12 Trompete 0 8 II Unterwerk C g313 Quintaton 16 14 Principal 0 8 15 Holzflote 0 8 16 Spitzgambe 0 8 17 Octave 0 4 18 Rohrflote 0 4 19 Nasard 2 2 3 20 Octave 0 2 21 Nachthorn 0 2 22 Schwiegel 0 1 23 Kornett II IV24 Kleinmixtur IV VI025 Krummhorn 0 8 26 Clairon 0 4 Tremulant III Schwellwerk C g327 Principal 0 8 28 Weitgedackt 0 8 29 Weitprincipal 0 4 30 Quintade 0 4 31 Flachflote 0 2 32 Scharfquinte 1 1 3 33 Sesquialtera II034 Tonus fabri II35 Rauschwerk V36 Dulzian 16 37 Hautbois 0 8 Tremulant IV Positiv C g338 Quintade 8 39 Spitzgedackt 8 40 Blockflote 4 41 Principal 2 42 Terzian II43 Sept Non II44 Zimbel III45 Trichterregal 8 46 Rohrschalmey0 4 TremulantGlockenspiel Pedal C f147 Untersatz 32 48 Principalbass 16 49 Subbass 16 50 Zartbass 16 52 Octavbass 0 8 53 Gedacktbass 0 8 54 Octave 0 4 55 Rohrflote 0 4 56 Dolkan 0 2 57 Grosszink III58 Rauschwerk III59 Choralmixtur IV060 Bombarde 32 61 Posaune 16 62 Dulzian 16 63 Trompete 0 8 64 Trompete 0 4 65 Schalmey 0 2 Koppeln Normalkoppeln II I III I IV I III II IV II IV III III IV Suboktavkoppeln I I II I III I II II III II III III IV III IV IV Superoktavkoppeln I I II I III I II II III II III III IV IV Spielhilfen Zungenabsteller SetzeranlageTechnische Daten Bearbeiten66 Register 5184 Pfeifen Traktur Tontraktur Mechanisch Registertraktur elektropneumatisch Koppeln elektrischLiteratur BearbeitenKarl Bormann Die gotische Orgel zu Halberstadt Eine Studie uber mittelalterlichen Orgelbau Merseburger Berlin 1966 Felix Friedrich Vitus Froesch Orgeln in Sachsen Anhalt Ein Reisefuhrer 268 Veroffentlichung der Gesellschaft der Orgelfreunde Kamprad Altenburg 2014 ISBN 978 3 930550 79 1 Hans Klotz Uber die Orgelkunst der Gotik der Renaissance und des Barock Musik Disposition Mixturen Mensuren Registrierung Gebrauch der Klaviere 3 Auflage Barenreiter Kassel 1986 ISBN 3 7618 0775 9 Michael Praetorius Syntagma musicum Band II De Organographia Barenreiter Kassel 2001 ISBN 3 7618 1527 1 Faksimile Wolfenbuttel 1619 Rudolf Quoika Vom Blockwerk zur Registerorgel Zur Geschichte der Orgelgotik 1200 1520 Barenreiter Kassel 1966 Weblinks BearbeitenDomorgel Halberstadt Beitrag zur Orgel auf www orgel verzeichnis de abgerufen am 19 Juni 2022 Orgeldatabase Info zur Orgel im Dom niederl Einzelnachweise Bearbeiten a b Felix Friedrich Vitus Froesch Orgeln in Sachsen Anhalt 2014 S 11 Michael Praetorius Syntagma musicum Band 2 De Organographia 1619 Nachdruck Barenreiter Kassel 2001 ISBN 3 7618 1527 1 S 97 101 Abbildungen der Klaviaturen und Balganlage auf Tafeln XXIV XXVI Klotz Uber die Orgelkunst der Gotik der Renaissance und des Barock 1986 S 14 Een trotsche en allerheerlykste vertooning Een onderzoek naar de geschiedenis de aard en het gebruik van het 32 voets orgelregister tot 1800 S 5 Siehe http www pleijsier net scriptie pdf Text auf niederlandisch Friedrich Jakob u a Die Valeria Orgel Zurich 1991 S 30 Bildunterschrift Kurze Orgelchronik des Halberstadter Doms abgerufen am 11 September 2019 Felix Friedrich Vitus Froesch Orgeln in Sachsen Anhalt 2014 S 12 Halberstadt Dom St Stephanus und Sixtus Hauptorgel Orgel Verzeichnis Orgelarchiv Schmidt Abgerufen am 19 Juni 2022 Halberstadt Dom St Stephanus und Sixtus Hauptorgel Orgel Verzeichnis Orgelarchiv Schmidt Abgerufen am 19 Juni 2022 https fk kirchenmusik halberstadt de wp content uploads 2022 11 Disposition EHDomorgel Website 1801 1 pdf Felix Friedrich Vitus Froesch Orgeln in Sachsen Anhalt 2014 S 13 Domorgel Halberstadt Durch die Orgel Licht Abgerufen am 11 September 2019 Stand und Planung Forderkreis Musik am Dom zu Halberstadt Abgerufen am 3 November 2023 deutsch Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Orgel des Domes zu Halberstadt amp oldid 238772637