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Ein Kalkant bzw Calcant von lateinisch calcare treten auch Balg bzw Balgetreter genannt ist ein Helfer der durch das Bedienen von Blasebalgen die Luftversorgung eines Orgelinstruments sicherstellt Einen Jugendlichen in dieser Tatigkeit nannte man bisweilen Orgelbub und wenn die Balge gezogen statt getreten wurden bezeichnete man den Kalkanten mitunter als Orgelzieher oder Orgelmelker Bei Positiven oder Regalen lassen sich die Balge von einer Person per Hand bedienen selten vom Spieler selbst Grosse Orgeln benotigten zehn oder mehr Balgetreter die mit Handen Fussen und ihrem ganzen Korpergewicht diesen Dienst verrichteten Links der Kalkant der die durch Gewichte beschwerten oberen Teile der Schopfbalge nacheinander anhebt Ist der letzte Balg gefullt beginnt er erneut mit dem ersten Auf der rechten Seite sieht man den Organisten Kupferstich aus Bedos de Celles L art du Facteur d Orgues 1776 Windwerk mit drei Keilbalgen die durch Melken aufgezogen werden Munsteuer Orgelmotor mit Drosselventil Inhaltsverzeichnis 1 Eigenheiten 2 Entwicklung 3 Siehe auch 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseEigenheiten BearbeitenDer Kalkant konnte in der Regel durch den sogenannten Kalkantenruf darauf aufmerksam gemacht werden dass er mit der Arbeit zu beginnen hatte Dabei handelte es sich um einen Registerzug der mit einer Klingel in der Nahe der Balganlage verbunden war Bei Hofe waren stets Orgelbauer zugleich Kalkanten In der Zeit z B als Graz Residenzstadt der Habsburger war 1379 bis 1619 gab es an deren erzherzoglicher Residenz fest angestellte Hofcalcanten die die Orgeln und Tasteninstrumente der Hofkapelle und Hofkirche warten mussten des Weiteren wahrend der Musik die Calcantendienste leisteten bzw organisierten 1 Der Orgelspieler war auf die pflichtbewusste und geschickte Ausfuhrung der Tatigkeit des Kalkanten angewiesen An unbedeutenderen Kirchen handelte es sich bei den Kalkanten oft um Schuljungen oder Bauern und Handwerksburschen die durch ihre Unzuverlassigkeit durch willkurliches Aussetzen mitunter komische Situationen verursachten Andernorts wurden auch Konfirmanden mit dem Kalkantendienst betraut so beispielsweise noch bis 1950 in der Carolinensieler Kirche in Ostfriesland Entwicklung BearbeitenSeit Kirchengebaude an das Stromnetz angeschlossen sind wurden nach und nach die Muskelkrafte der Kalkanten durch elektrisch betriebene Ventilatoren ersetzt Diese im Organistenjargon Orgelmotor genannten Ventilatoren werden meist mit Drehstrom betrieben und laufen im Gegensatz zu fruheren Modellen fast gerauschlos In Folge dieser Art der Elektrifizierung einer Orgel wurde dann meist ein einzelner Balg als Wind Magazin weiterverwendet und vom Orgelmotor versorgt alle anderen Arbeits Balge stillgelegt Im Zuge der Restaurierung historischer Instrumente wird allerdings die alte Lunge einer Orgel mit einbezogen wobei die Balge restauriert und wenn verloren gegangen rekonstruiert werden Denn ein sog lebender Wind wird geschatzt und gehort zum Klangbild einer historischen Orgel Daher kommt der von einem Kalkanten bereitgestellte Spielwind bei einschlagigen Konzerten und Tontrageraufnahmen zum Einsatz Ein so erzeugter Wind ist frei von motorischen Vibrationen oder Verwirbelungsgerauschen die manchmal im Horbereich liegen Im Gegensatz dazu kann ein aufmerksamer Zuhorer das Atmen der Orgel horen wenn der Kalkant die Balge professionell betatigt Neuerdings kommen bei Restaurierungen historischer Balganlagen Balgaufzugsmaschinen mit Getriebemotoren oder pumpende Balganlagen zum Einsatz bei beiden Systemen werden alle Balge abwechselnd wie durch Kalkanten betatigt in Bewegung gesetzt z B bei der 2007 restaurierten Dummel Orgel in St Leonhard ob Tamsweg 2 oder bei der 2009 restaurierten Ignaz Egedacher Orgel in Vornbach 3 Siehe auch BearbeitenFur eine genaue Beschreibung der Tatigkeit des Kalkanten unter Berucksichtigung der auffuhrungspraktischen Bedeutung siehe Windwerk Weblinks BearbeitenVideo einer Kalkantin Hier bedient wahrend ihres Gesangs die niederlandische Sangerin Lieselot De Wilde den Blasebalg Dazu spielt Catalina Vicens auf einer nach einem Vorbild auf einem Van Eyck Gemalde von 1432 gebauten Orgel Vergessene KirchenberufeEinzelnachweise Bearbeiten Otmar Heinz Fruhbarocke Orgeln in der Steiermark Zur Genese eines suddeutsch osterreichischen Instrumententyps des 17 Jahrhunderts Wien Munster 2012 Forschungen zur geschichtlichen Landeskunde der Steiermark hg von der Historischen Landeskommission fur Steiermark Band 53 ISBN 978 3 643 50232 2 S 111 Walter Vonbank Restaurierbericht Triebendorf 2007 S 25 Informationen auf der Website von Orgelbau Kuhn abgerufen am 25 Mai 2017 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kalkant amp oldid 231189263