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Die Geschichte der Musik oder auch Musikgeschichte ist die Darstellung der historischen Entwicklung von Musik und musikalischen Phanomenen Traditionell umfasst sie unter anderem die historische Entwicklung des Gesangs und der Melodie des Rhythmus der Musikinstrumente des Zusammenklangs und der Mehrstimmigkeit der Harmonik und die Entwicklung der Schriftlichkeit und Vervielfaltigung Musik als Zeichensystem und Notation Ausserdem entwickelte die Musik eine Vielfalt von Darstellungsarten Stilen und Asthetiken die ebenfalls Gegenstande der Musikgeschichte darstellen Die allgemeine Musikgeschichte ist einer der Forschungsgegenstande der Historischen Musikwissenschaft Inhaltsverzeichnis 1 Fruhe Entwicklungen 2 Ursprungsmythen 3 Epochen der Musik 4 Kulturelle Entwicklung 4 1 Altorientalische Kulturen 4 2 China 4 3 Indien 4 4 Altes Agypten 4 5 Palastina und Syrien 4 6 Antike 5 Neuzeit 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseFruhe Entwicklungen Bearbeiten Hauptartikel Prahistorische Musik Die anatomischen Voraussetzungen fur einen differenzierten Gesang haben sich vermutlich vor rund zwei Millionen Jahren entwickelt als sich mit Homo ergaster der aufrechte Gang durchsetzte Infolgedessen sank der Kehlkopf Gleichzeitig bildete sich durch die Umstellung der Nahrung hin zu mehr fleischlicher Kost der Kauapparat zuruck die Mundhohle wurde grosser und konnte ein grosseres Spektrum an Lauten produzieren Manche Wissenschaftler sehen die Ursprunge der Musik daher als eine kommunikative Anpassung an das Leben in grosseren sozialen Gruppen Andere wie Geoffrey F Miller dagegen vermuten dass es sich bei der Musikalitat des Menschen um ein Merkmal handelt das sich hauptsachlich durch sexuelle Selektion entwickelt hat Neue Ansatze gehen davon aus dass beide Faktoren eine Rolle gespielt haben 1 2 Die weltweit bislang altesten aufgefundenen Musikinstrumente sind Floten die 40 000 Jahre alt sind 3 Zahlt man die menschliche Stimme als Musikinstrument sind diese sicherlich sehr viel fruher zur Produktion von Musik eingesetzt worden Die Jungsteinzeit brachte die ersten irdenen Instrumente unter denen sich Gestaltrasseln in Menschen und Tierform befanden In der Bronzezeit als sich bereits Hochkulturen im vorderasiatischen Raum entwickelten entstanden die ersten metallurgischen Arbeiten Uberreste von Metallschmuck an vergangenen Tierhornern gehoren dazu ebenfalls bronzene Horner in Tierhornform die im nordischen Kreis gefundenen Luren Jene waren stets paarig und in gleicher manchmal sogar fester Stimmung was sowohl der Klangverstarkung gedient haben kann als auch dem Akkordspiel Andere Metallarbeiten waren Klapperbleche und Klangplatten Analog zur Bildung von Tonleitern unterschied der Musikhistoriker John Frederick Rowbotham in seiner History of music 1885 1887 die Entwicklungsstufen der archaischen Musik nach dem verwendeten Ambitus So ist vor Terpandros dem Schopfer der griechischen Lyrik im 7 Jahrhundert nur der Tonumfang eines Tetrachords d h einer Quarte zu finden was Plutarch in seinem Dialog uber Musik als Anzeichen alterer Kulturepochen bestatigte Diese Einordnung ist jedoch nicht als allgemeingultig zu betrachten da in der Musik anderer Ethnien z B bei den indigenen Volkern Nordamerikas in Australien und Ozeanien auch Akkordzerlegungen uber einen grossen Tonraum hinweg vorkommen 4 Ursprungsmythen BearbeitenDie meisten Volker der Welt verstehen die Entstehung der Musik als das Werk von Gottern und Geistern ubernaturlichen oder historisch nicht greifbaren Personen Es existiert eine Vielzahl von Ursprungsmythen Nach hinduistischem Glauben ist Brahma der Gott der Sprache auch der Schopfer der Musik Sein Sohn Narada herrscht uber sie Shiva wird die Erfindung des Musikbogens zugeschrieben Sarasvati die Erfindung der Tonleiter Die Vielzahl der Ragas erklaren die Hindus durch eine Legende nach der viele Hirtinnen Gopis den Flote spielenden Krishna zugleich mit ihren eigenen Melodien zu bezaubern versuchten Nach chinesischer Mythologie war die Tonleiter das Geschenk eines Wundervogels Im alten Agypten war Thot der Gott der Schreibkunst Schopfer der Musik aus dem Wortklang Hathor war die Gottin von Tanz Gesang und Kunst Den Griechen galt der Musensohn Orpheus als Schopfer der Musik und des Tanzes Der Sanger soll Gotter und Menschen Tiere und Pflanzen mit seiner Musik beruhrt und sogar Steine zum Weinen gebracht haben In der arabischen Welt besagt eine Legende der Kameltreiber Maudar ibn Nizar sei von seinem Reittier gesturzt und habe sich die Hand gebrochen In seinem Schmerz habe er den Kamelen zugerufen und sie wieder zum Laufen gebracht woraus der Gesang entstanden sei Die westafrikanischen Volker am Niger glauben dass die Menschen die Musik von Waldgeistern gelernt hatten Eine Riesin trage alle Musik der Welt in ihrem Bauch die Damonen offenbarten sie ihnen in einzelnen Liedern Die mythische Verbindung von Musik und Schmiedekunst ist eine Vorstellung die in vielen Ethnien erscheint Nach biblischer Uberlieferung ist Jubal der Stammvater der Musiker Gen 4 19 22 LUT Sein Halbbruder Tubal Kain ist der Ahnherr der Schmiede Auch im Mittelalter werden beide Bereiche gemeinsam genannt In Anlehnung an einen Traktat des antiken Mathematikers Nikomachos von Gerasa erklarte Guido von Arezzo Pythagoras habe die Musik erfunden als er einen Schmied bei der Arbeit gehort habe s Pythagoras in der Schmiede In den aztekischen Mythen holte ein Mensch die Musik auf Befehl eines Gottes von der Sonne Volker mit animistischen Vorstellungen wie die Eskimo glauben die Melodien seien den Menschen zu Beginn der Zeit durch Geisterbeschworung vermittelt worden Andere indigene Volker wie die Seneca verbinden die Entstehung der Musik mit dem Besuch eines Gottes in Menschengestalt oder mit dem Geschenk eines ersten Instruments das als heilig verehrt wird 5 Der tanzende Krishna halt eine Bansuri Flote in seiner Hand Lied eines indigenen Volks i von den Salomon Inseln Orpheus besanftigt die wilden Tiere mit der KitharaEpochen der Musik BearbeitenAls Epoche bezeichnet man in der Musik einen Zeitabschnitt in dem stilistische Gemeinsamkeiten herrschten Jeder musikalische Epochenbegriff ist allerdings als problematisch anzusehen da er den Eindruck erweckt verschiedene Stile hatten sich in der Geschichte unmittelbar und vollstandig abgelost Dieses fuhrt zu Abgrenzungsproblemen denn tatsachlich gab es stets gleichzeitige stilistische Stromungen die wenig gemeinsam hatten oft auch einander widersprachen fliessende Ubergange nur regional bedeutsame Stile usw So sind fuhrende Musikwissenschaftler z B der Ansicht dass Wiener Klassik und Romantik eine Grossepoche mit innerer Stilvielfalt bilden Die herkommliche Einteilung der europaischen Musikgeschichte sieht dabei meistens wie folgt aus Prahistorische Musik Musik des Altertums Klassische Musik Alte Musik Musik des Mittelalters 8 bis 14 Jahrhundert Musik der Renaissance 15 und 16 Jahrhundert Barockmusik ca 1600 bis 1750 Klassik ca 1730 bis 1830 Vorklassik Wiener Klassik Musik der Romantik 19 Jahrhundert Neue Musik 20 und 21 Jahrhundert Impressionismus Expressionismus Atonale Musik Neoklassizismus Wiener Schule Jazz seit dem 19 Jahrhundert Oldtime Jazz Klassischer Jazz Modern Jazz Free Jazz Fusion Musik Pop und Rockmusik mit Unterteilung nach Jahrzehnten Kulturelle Entwicklung BearbeitenIn diesem Artikel oder Abschnitt fehlen noch folgende wichtige Informationen Europaische Musikgeschichte Afrikanische Musik Hilf der Wikipedia indem du sie recherchierst und einfugst Mit der Differenzierung der sozialen Gruppen entstanden die Rollen von Schamane oder Medizinmann spater bildete sich ein Priesterkonigstand heraus Gesange Klange und Rhythmen dienten auf fruhen Kulturstufen auch zur magischen Vertreibung von Damonen 6 bzw zur Herstellung von Wohlbefinden Mit der zunehmenden Vielfalt und dem technisch verbesserten Bau von Instrumenten loste sich die Musik nun allmahlich aus der kultischen Bindung Ihre Strukturen wurden geordneter und Skalen begannen sich zu formen Zentraltone und Intervalle als erste Anzeichen von harmonischen Beziehungen kristallisierten sich heraus Konsonanz und Dissonanzprinzipien mit Quinte und Quarte als Leitintervallen regelten den Zusammenklang 7 Samischer Schamane mit seiner Schamanentrommel Kupferstich von O H von Lode 1767 Die Auswahl und Ordnung aus dem Tonvorrat fuhrte zu Tri Hepta und Pentatonik Die beiden letzteren sind bis heute dominierende Skalenmodellen siebenstufig im Vorderen Orient und in Europa und funfstufig in Ostasien Das Satzbild war uberwiegend heterophon oder zeigte erste Ansatze zu Parallelfuhrung Kanon und Imitationsformen vor allem aber zu durchklingenden Borduntonen die eine feste Stimmung und ein harmonisches Grundgerust erzeugten und gleichzeitig erforderten Die rhythmische Gliederung folgte fast ausschliesslich dem Urprinzip von Hebung und Senkung das sich aus der Korperbewegung des Schreitens herleiten lasst Taktschlage zahl und gruppierung folgten wiederum der Zweiteiligkeit die zu vier acht sechzehn usw Elementen ausgeweitet wurde wie es bis heute im Periodenbau der Fall ist Als Urelemente der Gestaltung bestimmten Wiederholung Kontrast Variation und Kontinuitat den melodisch rhythmischen Aufbau 8 Altorientalische Kulturen Bearbeiten Sumerische Standleier Der Resonanzkorper des mannshohen Instrumentes ist stierformig Spater wurde das Symbol eines Fruchtbarkeitsgottes verkleinert als Schmuck an den Instrumenten verwendet Abbildung nach einem RollsiegelDie Sumerer pflegten die kultische Musik der staatlichen Priestermusiker und musikerinnen die gesungen teilweise mit Instrumentalbegleitung aber nie rein instrumental war Dabei bildeten sich entsprechend den Funktionen Klagelieder Gotterhymnen Genres fur die einzelne Musikergruppen zustandig waren Zu den in Ritualen verwendeten Trommeln gehorten mannshohe Rahmentrommeln und Kesseltrommeln wie die ab dem Anfang des 2 Jahrtausends gespielte grosse Bronzetrommel Lilissu Assyrische Knickbogenharfe Die Instrumente hatten vier bis sieben Saiten und einen kleinen Schallkorper Darstellung nach einem assyrischen ReliefDie Babylonier und Assyrer die gegen 1800 v Chr das Erbe der Sumerer antraten verkleinerten die Standharfe zur Tragharfe und fuhrten das Plektron ein das ein rhythmisch genaueres Spiel erlaubte Die Weiterentwicklung waren Langhalslauten 9 Neue Blasinstrumente waren der Doppelaulos Floten und Trompeten mit gebogener Rohre Aus den Grifflochern schliesst man auf funf bis siebenstufige Tonleitern Zugleich vergrosserten die Assyrer die Ensembles ein Relief im Palast Assurbanipals zeigte schliesslich eine Prozession aus elf Instrumentalisten und 15 Sangern und begannen eine weltliche Kunstmusik auszubilden 10 Musiker auf einem Basaltrelief aus Zincirli 8 Jh v Chr als Zeugnis spathethitischer Musik Archaologisches Museum IstanbulChina Bearbeiten Hauptartikel Chinesische Musik Die Pipa gehort zu den traditionsreichsten Instrumenten der chinesischen Musik Darstellung aus der Tang DynastieChina das bereits im 3 Jahrtausend v Chr eine Hochkultur aufbaute verfugte bereits im Altertum uber eine voll entwickelte Musik Die wichtigsten Anregungen bekamen die Chinesen aus dem Westen vor allem aus Mesopotamien Eigene Erfindungen waren ein auf Zahlenverhaltnissen beruhendes Skalensystem pentatonische Gebrauchstonleitern und eine feste Tonhohenstimmung Bereits in der Xia Dynastie ca 2200 1800 v Chr erschienen Vorlaufer der Qin einer funfsaitigen Wolbbrettzither Die Kompositionen waren einstimmig und homophon was sich im Laufe der Geschichte nur unwesentlich andern sollte In der Shang Dynastie kamen Trommeln Gefass und Rohrfloten sowie bronzene Glocken hinzu Der Konfuzianismus ordnete sowohl das quintenzirkelahnliche Tonartensystem mit der Yin Yang Unterscheidung weiblicher und mannlicher Skalen als auch die kosmologisch orientierte Musiktheorie Stile Genres und Instrumentenverwendung waren genau festgelegt Wahrend der Zhou Dynastie ruckte die Musik in ihrer ethisch erzieherischen Wirkung auf den Menschen in den Mittelpunkt der Staats und Gesellschaftsphilosophie Die Musik wurde staatlich geregelt die offizielle asthetische Anschauung folgte den Ansichten des jeweiligen Kaisers Um 300 v Chr werden siebenstufige Skalen entwickelt Wichtige musiktheoretische Quellen des Konfuzianismus sind das Buch der Lieder und das Buch der Riten Das Ritenbuch uberliefert die Systematisierung der Musikinstrumente nach Materialkategorien bayin Metall Stein Fell Kurbis Bambus Holz Seide und Erde Zu den wichtigsten Neuerungen gehorten die Lithophone Querfloten und die Mundorgeln mit bis zu 17 Pfeifen Die restaurative Han Dynastie um die Zeitenwende offnete die chinesische Musik weiter fur westliche Einflusse Der Aulos gelangte nach China ebenso die Laute als Pipa Die erste systematische Notenschrift wurde entwickelt Das kaiserliche Musikburo sammelte und archivierte Dokumente der alten Musik pflegte Kult Hof Militar und Volksmusik und unterhielt eigene Auslandsabteilungen 11 12 Indien Bearbeiten Hauptartikel Indische Musik Die Gottin Saraswati halt eine Vina in der Hand HolzschnitzereiUber die Musik der Indus Kultur im dritten vorchristlichen Jahrtausend gibt es nur Vermutungen Sie hat moglicherweise Anregungen der mesopotamischen und agyptischen Kultur aufgenommen Durch die Einwanderung der mit den Griechen verwandten Arier gegen 1500 v Chr gelangten westliche Einflusse nach Indien Aus den beiden Kulturen entstand der vedische Kult der zunachst den Brahmanen vorbehalten blieb und erst um 200 v Chr den niederen Kasten offen stand In der letzten vedischen Schrift der Natyaveda finden sich die ersten Aufzeichnungen zur Musik Indiens Die Musikanschauung glich der griechischen Einheit von Tonkunst Sprache Tanz und Gestik sie wurde als Form des Theaters angesehen Nach vedischen Vorstellungen war die Kultmusik von Kunst Volks und Unterhaltungsmusik streng getrennt Erstere unterstand dem Gott Brahma letztere Shiva Das Tonsystem beruht auf einer Einteilung der Oktave in 22 mikrotonale Shrutis die nicht nach einer mathematischen Teilung sondern nach dem Gehoreindruck unterschieden werden in diesem Punkt weicht die indische Musik von ihren griechischen Vorbildern ab Aus diesem Tonvorrat werden analog zu den europaischen Tongeschlechtern Dur und Moll siebenstufige Skalenmodelle gebildet Eine sehr differenzierte Abstufung unterscheidet zwischen konsonanten und dissonanten Intervallen Parallel zu den griechischen Modaltonarten die auf wechselnden Grundtonen derselben Tonleiter beruhen bilden die Ragas das Grundgerust der Melodik Wie die griechischen Modi haben Ragas nicht nur einen Klangcharakter ihnen sind auch Tages und Jahreszeiten Spielanlasse Affekte und ethische Prinzipien zugeordnet die bei der Auswahl der richtigen Tonleiter beachtet werden mussen Auch die Rhythmik ist modal Ihre Elemente sind ein zwei und dreifache Tondauern zu denen in einigen Typen der Musik noch halbe und Viertelwerte hinzukommen die zu Talas geformt werden festen Rhythmusablaufen mit jeweils geregelter Betonung der Tondauern Der Grundpuls der Musik trifft sich in der ersten Schlagzeit wieder wahrend durch Uberlagerungen verschiedener Betonungen innerhalb eines Taktes Polyrhythmik entstehen kann Zu den altesten Instrumenten gehorten Floten und Trommeln Vinas als Sammelbezeichnung fur eine Gruppe von Saiteninstrumenten sind bereits in den altesten Veden beschrieben Aus dem Westen gelangten persische Lauten wie die Tar aus der die Langhalslaute Tanpura und im 18 Jahrhundert uber die Zwischenstufe Rubab die Kurzhalslaute Sarod wurde in den indischen Kulturraum Wahrend der Mogulzeit ersetzte die aus Persien stammende Shehnai altere indische Schalmeienarten Auf indischem Boden entwickelte sich ein reiches Inventar an Blas Saiten und Schlaginstrumenten Die vedische Kultmusik ist einstimmig und rein vokal Sie besteht im Wesentlichen aus einer Textrezitation auf drei benachbarten Tonhohen Mit der Ausbreitung des Islam nach Nordindien im 14 Jahrhundert wurde sie zuruckgedrangt bei den sudindischen Volkern blieb sie erhalten Ab 1500 schliesslich wurden die vedische Kultur ihre Musik und die Hochsprache Sanskrit nur noch von einer intellektuellen Oberschicht praktiziert In den folgenden Jahrhunderten grenzten sich zwei unterschiedliche Musikstile deutlich voneinander ab der strenge Dhrupad Stil dessen Musiker hoch verehrt wurden mit der Stabzither Rudra vina als Hauptinstrument und der mannlichen Gesangsstimme und der freiere Khyal Stil der auch von Frauen gesungen und haufig mit der Streichlaute Sarangi begleitet wurde 13 Altes Agypten Bearbeiten Die Musik des Alten Agypten ist in Hieroglypheninschriften Grabdekorationen und Musikinstrumenten als Grabbeigaben dokumentiert Die vordynastische Zeit brachte Klappern Rasseln mundstucklose Langsfloten und einfache Trompeten hervor Die Musik stand noch ganz im Zeichen des Kultes der magische Tanz war Masken oder Waffentanz Agyptische Bogenharfe des Alten Reiches Der Saitenhalter ist noch wie ein grosser Musikbogen geformt die sieben Saiten laufen in einen Stimmstock auf dem unten angebrachten Resonator So ist ein Umstimmen des Instruments moglich Darstellung nach einer Grabkammer MalereiDas Alte Reich das um 2700 v Chr begann erweiterte das Instrumentarium um die Bogenharfe die in ihrer gestreckten Form noch deutlich an den Musikbogen erinnerte und lediglich einen kleinen Resonanzkorper aufwies In dieser Zeit emanzipierte sich die weltliche Musik die im Rahmen von Festen erklang Neben vokalen und gemischten Ensembles gab es erstmals reine Instrumentalmusik in unterschiedlichen Besetzungen Auch Frauen der hoheren Gesellschaftsschichten standen Tanz und Musizieren auf Harfe und Flote offen 14 Reliefs in den Grabkammern lassen auf mehrstimmige Musik schliessen ahnlich wie bei den assyrischen Blasinstrumenten weisen die Grifflocher auf funf und siebenstufige Skalen hin Als erste Kultur entwickelte das Alte Reich in Erganzung einer ansatzweise vorhandenen Notenschrift die Chironomie einem Dirigenten gleich vermittelte der Leiter einem Ensemble Tonschritte und Rhythmus durch genau festgelegte Handbewegungen und Armstellungen Nach dem Ende des Mittleren Reiches in der Zweiten Zwischenzeit nahm Agypten Anregungen der vorderasiatischen Hyksos auf Sie fuhrten die aus der Beduinenkultur stammende Leier ein das Sistrum in der Gestalt die noch gegenwartig als Kultinstrument der Koptischen Kirche dient schliesslich Doppelfelltrommeln Letztere begleiteten die wilden Springtanze die die Hyksos aus dem Osten mitbrachten sie losten die gemessenen Schreit und Figurentanze des Alten Reiches ab 15 Eine letzte Innovation der Hyksos war der im Neuen Reich ubliche schalmeienartige Doppelaulos der schliesslich zum griechischen Instrument wurde Die Musikkultur gedieh zu einer allgemeinen Blute einzelne Genres nach ihren Funktionen etablierten sich als Tanz Militar Kultmusik Die Instrumente erlaubten virtuoses Spiel vor allem auf der sich technisch weiter entwickelnden Harfe die als Schulter Winkel Bogen und Standharfe gespielt wurde und wegen eines grosseren Resonanzkastens bis zu zwolf Saiten und kunstvoller Verzierungen das wichtigsten Instrument der agyptischen Tonkunst dieser Epoche war Eine mit Bunden versehene Langhalslaute erganzte das Instrumentarium In der Zeit des Neuen Reiches entwickelten sich kleinstufige Skalen die spater die klassische arabische Musik ubernahm Ebenso wurden Borduntone auf den Doppelinstrumenten geblasen 16 Die Spatzeit brachte die Darbuka und Beckentypen nach Agypten In der Restaurationsepoche betrachtete das Musikdenken die alte Kunst der vergangenen Jahrhunderte als vorbildhaft und als sittliches Erziehungsziel 17 Palastina und Syrien Bearbeiten Hurritische Hymne an die Gottin Nikkal um 1400 v Chr aus dem Koniglichen Palast von Ugarit Die phonizische Leier zahlte zu den beliebtesten Instrumenten Sie wurde oft zusammen mit Doppelblasinstrument und Rahmentrommel gespielt Darstellung nach einem Steinrelief Der Kinnor war die Tragleier die in den Psalmen Davids als achtsaitiges Begleitinstrument des Sangers angegeben ist Der Spieler benutzt ein Plektrum zum Anzupfen der Saiten Darstellung aus alttestamentlicher ZeitPalastina befand sich fur lange Zeit im stetigen Kulturaustausch mit seinen Nachbarregionen Phonizier und Hebraer waren die bestimmenden Volker des Landes Die Phonizier gelten als eigentliche Erfinder des Doppelaulos im 2 Jahrtausend unsicher ist ob sie auch das Psalterium zuerst gebaut haben Ihr Instrumenteninventar kannte Doppelblasinstrument Leier und Rahmentrommel die aus dem Zweistromland stammten In der Stadt Ugarit wurden Tontafeln mit hurritischen Hymnen gefunden die die altesten Musiknotationen der Welt darstellen 18 Die Musik der Hebraer die vorwiegend durch alttestamentliche Quellen belegt ist begann bereits in der Fruhzeit der Geschichte Israels bis ca 1000 v Chr Sie entsprach im Wesentlichen der agyptischen Kultur wie sie die Israeliten vor dem Exodus kennengelernt hatten Erste Instrumente waren der Kinnor eine Tragleier mit funf bis neun Saiten und der bis heute tradierte Schofar beide waren fur den kultischen Gebrauch im Tempel bestimmt Dazu kamen Langsfloten und zahlreiche Schlaginstrumente nach mesopotamischen Vorbildern In der Konigszeit ab ca 1000 ubernahmen die Juden einige Instrumente auslandischer Herkunft die Doppelschalmei die Winkelharfe und zitherartige Zupfinstrumente aus Phonizien Unter den Leviten bildete sich ein Berufsmusikerstand heraus der in grosser Chor und Orchesterbesetzung die Tempelmusik versah Die Musiker waren in Zunften organisiert und unterhielten Tempelschulen zur Ausbildung des Nachwuchses Zur Zeit der Reichsteilung nach Salomo 926 587 entwickelte sich die synagogale Musik deren Vorbild die Psalmen Davids gewesen waren Sie wurden schliesslich der Ausgangspunkt fur die fruhchristliche Musik 19 Antike Bearbeiten Hauptartikel Musik der Antike Die mathematisch rationale Musikauffassung wird auf Pythagoras zuruckgefuhrt dem mit der Legende Pythagoras in der Schmiede die Entdeckung der Intervallproportionen zugeschrieben wird Platon und Aristoteles gelten wegen ihrer Beschaftigung mit der asthetischen Wirkung als Begrunder der Musikphilosophie Mit Aristoxenos Unterscheidung zwischen theoretischer Lehre und praktischer Musikausubung beginnt die Differenzierung von Wissenschaft und Kunst Vernunfterkenntnis und Sinneswahrnehmung die in den Epochen der abendlandischen Musikgeschichte jeweils eine eigene Bewertung erfuhr und in denen eine der beiden Seiten im Vordergrund der Betrachtung stand Claudius Ptolemaus auf einer Darstellung Luca della Robbias am Turm von Santa Maria del Fiore in FlorenzDie Musikliteratur der Antike brachte zahlreiche Definitionsversuche hervor unter denen zwei besonders wichtig sind Claudius Ptolemaus nahm im 2 Jahrhundert in der Harmonica eine Mittlerstellung zwischen Aristoxenos und Euklid ein Er bezeichnete die Musik als die Fahigkeit die zwischen hohen und tiefen Tonen bestehenden Unterschiede zu erkennen Aristeides Quintilianus dagegen bezeichnet sie als eine Wissenschaft vom Melos und von dem was zum Melos gehort Die ptolemaische Definition wird wortlich unter anderem bei Porphyrios zitiert die aristeidische bei Iulius Pollux und Michael Psellos Allen Bestimmungen ist zu eigen dass sie das musikalische Material die Tonleiter und ihre mathematischen Grundlagen in den Mittelpunkt ruckten und sie als die Natur des Tongefuges verstanden Die im Mittelalter als Vater der Musik verstandenen Boethius links und Pythagoras rechts streiten um die Definition der Musik mit arithmetischen Mitteln Boethius hat die Aufgabe durch die seinerzeit moderne Mathematik bereits gelost und erhalt den Zuspruch von Frau Arithmetica Illustration der Margarita Philosophia 1504 von Gregor ReischZwei weiteren spatantiken Definitionen kommt eine weiter reichende Bedeutung zu Augustinus von Hippo Fruhschrift De musica bestimmt Musica est scientia bene modulandi etwa Musik ist die Kunst den Takt zu halten In der Schrift De institutione musica des Boethius knupft der Autor an Ptolemaios an Musica est facultas differentias acutorum et gravium sonorum sensu ac ratione perpendens etwa Musik ist die Fahigkeit die Unterschiede zwischen hohen und tiefen Tonen mit Sinn und Geist genau zu bemessen Die Definition des Augustins ubernehmen wortgetreu Pietro Cerone und Athanasius Kircher jene des Boethius ebenso wortgetreu Hieronymus von Prag Franchinus Gaffurius Gregor Reisch und Glarean Erstmals wurde damit die Musik auch als akustisches Phanomen beschrieben das gleichermassen von der Vernunft durchdrungen wie auch sinnlich wahrgenommen werden kann Neuzeit Bearbeiten Johann Mattheson Komponist und Theoretiker Kupferstich von Johann Jacob HaidWie in den Definitionen der Antike tritt in der Barockzeit das dialektische Verhaltnis von Wissenschaftslehre und Kunstpraxis und die daraus folgende Doppelfunktion der Musik hervor 20 In diesem Sinne druckte Johann Mattheson es in Der vollkommene Capellmeister 1739 aus Musica ist eine Wissenschaft und Kunst geschickte und angenehme Klange kluglich zu stellen richtig an einander zu fugen und lieblich heraus zu bringen damit durch ihren Wollaut Gottes Ehre und alle Tugenden befordert werden 21 Er verband Emotion und Rationalitat in seiner Musikanschauung Wahrend der Barockepoche stilisierte und systematisierte die Affektenlehre die Gefuhlsregungen Deutlicher differenzierte Friedrich Wilhelm Marpurgs Der critische Musicus an der Spree 1750 Das Wort Musik bezeichnet die Wissenschaft oder die Kunst der Tone sie ist eine Wissenschaft insofern ihre Regeln aus gewissen Grunden erwiesen werden konnen eine Kunst insofern die erwiesenen Regeln zur Wirklichkeit gebracht werden konnen 20 Und selbst in den zeitgenossischen Definitionen die Wohlklang und Schonheit als das Wesen der Musik bezeichneten war der rationalistische Zeitgeist ersichtlich Leonhard Euler formulierte 1739 Musica est scientia varios sonos ita conjungendi ut auditui gratam exhibeant harmoniam 22 Musik ist die Wissenschaft die verschiedenen Tone so zu verbinden dass sie dem Gehor eine liebliche Harmonie darbieten Arthur Schopenhauer schliesslich raumte der Musik in seinem Hauptwerk Die Welt als Wille und Vorstellung 1819 eine zentrale Position ein Die Musik ist also keineswegs gleich den anderen Kunsten das Abbild der Ideen sondern Abbild des Willens selbst dessen Objektivitat auch die Ideen sind deshalb eben ist die Wirkung der Musik so sehr viel machtiger und eindringlicher als die der anderen Kunste denn diese reden nur vom Schatten sie aber vom Wesen Arthur Schopenhauer Die Welt als Wille und Vorstellung 23 1849 taucht in Richard Wagners Schrift Die Kunst und die Revolution der Begriff Gesamtkunstwerk auf Diese Idee war vor allem von Arthur Schopenhauers Vorstellung beeinflusst wonach Kunst und Musik unter dem Begriff der Asthetik zusammengefasst werden konnen Literatur BearbeitenGuido Adler Handbuch der Musikgeschichte Frankfurter Verlags Anstalt Frankfurt am Main 1924 Nachdruck der 2 Auflage 1930 Deutscher Taschenbuch Verlag Munchen ISBN 3 423 04039 4 Kurt Honolka Hrsg Knaurs Weltgeschichte der Musik 2 Bande 2 Auflage Droemersche Verlagsanstalt Munchen 1979 ISBN 3 426 03610 X Anne Draffkorn Kilmer The Strings of Musical Instruments their Names Numbers and Significance In Studies in Honor of Benno Landsberger Assyriological Studies 1965 xvi S 261 268 Anne Draffkorn Kilmer Miguel Civil Old Babylonian Musical Instructions Relating to Hymnody In Journal of Cuneiform Studies 1986 xxxviii S 94 98 Robert Lach Die Musik der Natur und orientalischen Kulturvolker In Guido Adler Hrsg Handbuch der Musikgeschichte S 3 34 Ulrich Michels Dtv Atlas zur Musik Deutscher Taschenbuch Verlag Munchen sowie Barenreiter Kassel Basel Tours London 1977 ISBN 3 423 03022 4 Steven Mithen The singing Neanderthals The origin of music language mind and body London 2006 Kurt Reinhard Musik in Urzeiten In Kurt Honolka Hrsg Knaurs Weltgeschichte der Musikm Band 1 S 9 23 M L West The Babylonian Musical Notation and the Hurrian Melodic Texts In Music amp Letters Mai 1994 lxxv Nr 2 S 161 179 Weblinks BearbeitenViFaMusik Projekt zur Bereitstellung von Quellen und Materialien fur Musik und Musikwissenschaft Musikgeschichte OnlineEinzelnachweise Bearbeiten Steven Mithen The singing Neanderthals The origin of music language mind and body London 2006 S 178 f Eine gute Ubersicht bietet Gabor Paal Die Schwester der Sprache Wie der Mensch die Musik entdeckte Memento des Originals vom 17 November 2013 im Internet Archive Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www swr de Audio SWR 2 Sendung vom 15 Dezember 2008 Walter Willems Ursprung der Musik Die grossten Hits der Steinzeit In Spiegel Online 8 November 2017 abgerufen am 24 Januar 2020 dpa boj Lach S 5 MGG S Band 6 Sp 1422 f Werner Friedrich Kummel Musik und Medizin In Werner E Gerabek Bernhard D Haage Gundolf Keil Wolfgang Wegner Hrsg Enzyklopadie Medizingeschichte De Gruyter Berlin New York 2005 ISBN 3 11 015714 4 S 1018 Reinhard S 11 und 12 Reinhard S 12 Reinhard S 14 Reinhard S 15 dtv Atlas S 169 Reinhard S 21 dtv Atlas S 167 Reinhard S 16 Reinhard S 17 Reinhard S 18 dtv Atlas S 165 thenational ae dtv Atlas S 163 a b MGG S Band 6 Sp 1198 Johann Mattheson Der vollkommene Capellmeister Hamburg 1739 S 5 Leonhard Euler Tentamen novae theoriae musicae ex certissimis harmoniae principiis dilucide expositae St Petersburg 1739 Kap 3 De musica in genere 1 7 Arthur Schopenhauer Die Welt als Wille und Vorstellung Leipzig 1819 Band 1 52 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Geschichte der Musik amp oldid 233062680 Epochen der Musik