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Die Musik des Mittelalters oder Mittelalterliche Musik bezeichnet eine europaische Musik wie sie seit dem 9 Jahrhundert aufgeschrieben wurde und in der Folgezeit bis etwa 1430 entstanden ist Die Musikwissenschaft unterteilt das musikalische Mittelalter in drei Epochen die Zeit seit der Entstehung des gregorianischen Gesangs bis etwa 1100 mit vorwiegend einstimmiger Musik die Musik des 12 und 13 Jahrhunderts Notre Dame Schule mit der Entwicklung mehrstimmiger Musik die Musik von etwa 1300 bis 1430 Ars nova Trecento mit einer zunehmenden Ausdifferenzierung unterschiedlicher Stile in verschiedenen Landern Die Musik des Mittelalters gehort in der Musikwissenschaft zur Alten Musik und wurde im 15 Jahrhundert von der Musik der Renaissance abgelost Sie ist zu unterscheiden von der Musik der Mittelalterszene wie sie heute auf Mittelaltermarkten dargeboten wird Diese erhebt meist keinen Anspruch auf Authentizitat Inhaltsverzeichnis 1 Fruhmittelalter 1 1 Gregorianischer Choral liturgische Musik 1 1 1 Die Rolle Gregors aus Sicht des 19 Jahrhunderts 1 2 Erweiterungen Mehrstimmigkeit und Musiktheorie 1 2 1 Hucbald von Saint Amand De harmonica institutione 1 2 2 Guido von Arezzo Micrologus um 1025 1 3 Volksmusik 1 4 Handschriftliche Quellen 2 Notre Dame Ars antiqua und Minnesang ca 1100 1300 2 1 Notation 2 2 Trobadore und Trouveres 2 3 Fruhe Polyphonie in England 2 4 Handschriftliche Quellen 3 Ars nova Trecento ca 1300 1430 3 1 Ars nova und Ars subtilior 3 2 Trecento Musik 4 Studienmoglichkeiten 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseFruhmittelalter BearbeitenGregorianischer Choral liturgische Musik Bearbeiten nbsp Der Heilige Geist dargestellt als Taube gibt Gregor I die Choralmelodien ein der sie einem Schreiber diktiert aus dem Antiphonar des Hartker von St Gallen um 1000 Hauptartikel Gregorianischer Choral Der einstimmige unbegleitete liturgische Gesang der romisch katholischen Kirche in lateinischer Sprache stellt die bedeutendste Quelle unserer Kenntnis uber den Stand der Musikentwicklung des Fruhmittelalters dar Die Besinnung auf Papst Gregor I 604 als Verfasser des Chorals des 9 Jahrhunderts durfte auf eine Zuschreibung durch Johannes Diaconus in seiner Vita Gregorii zuruckgehen der beschreibt Papst Gregor I habe den Choral vom Heiligen Geist empfangen eine Vorstellung die sich in zahlreichen mittelalterlichen Buchillustrationen wiederfindet die Gregor mit dem Heiligen Geist in Gestalt einer Taube zeigen die ihm die Melodien diktiert Inzwischen gilt als sicher dass die mehreren tausend Choralmelodien nicht auf eine Person zuruckgehen Die zu Gregors Zeit gegrundete Schola cantorum in Rom konnte eine der Wurzeln sein Ob das Repertoire des gregorianischen Chorals auf eine einzige in der Karolingerzeit mit Neumen niedergeschriebene Sammlung zuruckgeht ist ebenso ungeklart Der gregorianische Choral stand moglicherweise in Abhangigkeit neben dem altromischen Gesang der noch im Rom des 11 Jahrhunderts aufgezeichnet wurden 1 Altere Praktiken wie die gallikanischen Gesange und des mozarabischen Gesangs sowie der ambrosianische Gesang wurden vom gregorianischen Choral weitgehend verdrangt Im Mittelalter war der Choral funktionaler Bestandteil der Liturgie von Messe und Offizium Stundengebet Zu jeder Hore gehoren Psalmen mit den dazugehorigen Antiphonen Hymnen und Cantica und die Schriftlesung mit den entsprechenden Responsorien bzw Versikel Die Melodien und Texte fur das Stundengebet Matutin Laudes Terz Sext Non Vesper und Komplet sind in einem liturgischen Buch dem Antiphonale zusammengestellt Musikalisch sind Matutin Laudes und Vesper herausragend Zur Vesper gehort das Magnificat zu den Laudes das Benedictus in der Komplet wird neben dem Nunc dimittis je nach Zeitpunkt im Kirchenjahr eine der vier marianischen Antiphonen Alma redemptoris mater Ave Regina caeloreum Regina caeli oder Salve Regina gesungen Zur Liturgie der heiligen Messe gehoren ein variabler Teil abhangig vom Kirchenjahr und besonderen Festtagen und ein unveranderlicher Teil Die variablen Anteile werden Proprium Missae der feststehende Anteil Ordinarium Missae genannt Zum Proprium gehoren die Gesange Introitus Graduale Halleluja Tractus Offertorium und Communio Das Ordinarium besteht aus Kyrie Gloria Credo Sanctus Benedictus und Agnus Dei Die Chorale fur Proprium und Ordinarium der Messe wurden im Graduale Romanum zusammengefasst Besonders haufig benotigte Chorale aus Antiphonale und Graduale wurden auch im Liber Usualis notiert Die Texte der Messe finden sich im Missale die des Offizium im Breviarium Die Rolle Gregors aus Sicht des 19 Jahrhunderts Bearbeiten Im 19 Jahrhundert mit dem Beginn der wissenschaftlichen Erforschung der Musik des Mittelalters wurde Gregor als Schopfer zahlreicher musikalischer Phanomene identifiziert Diese Einschatzung beruhte auf einer unkritischen Beschaftigung mit den damals neu entdeckten Quellen in denen der gregorianische Choral als Basis aller sakralen Musik dargestellt wurde Heute geht man davon aus dass im Mittelalter die Musik als Ganzes vielfach nur deshalb auf Gregor zuruckgefuhrt wurde um auch neue Phanomene aus der gottlichen Eingebung des Chorales an Gregor und damit als gottgegeben abzuleiten Dies entspricht der mittelalterlichen wissenschaftlichen Methode alles Neue von einer anerkannten Autoritat auctoritas abzuleiten und letztlich die Einheit des Wissens festzustellen Der Lexikontext aus Meyers Konversations Lexikon von 1880 ist ein gutes Beispiel fur die Haltung des 19 Jahrhunderts gegenuber Gregor Von hochster Wichtigkeit aber sind die Fortschritte welche die Musik dem Papst Gregor der Grosse gest 604 zu danken hat Dieser vervollstandigte das System der Kirchentonarten indem er den vier Ambrosianischen Tonarten den so genannten authentischen vier weitere hinzufugte die Plagaltonarten genannt wurden Die enge Zusammengehorigkeit der authentischen und plagalischen Tone deren Verhaltnis von den Schriftstellern des Mittelalters durch die Bezeichnung mannlich und weiblich treffend charakterisiert ist zeigt sich am deutlichsten darin dass der musikalische Schwerpunkt der Grund oder Finalton beiden gemeinsam ist Ein weiteres Verdienst um die Musik erwarb sich Gregor durch die Verbesserung der schon von den Papsten Silvester und Hilarius im 4 und 5 Jahrhundert gegrundeten Kirchengesangschulen sowie durch Zusammenstellung der zu seiner Zeit bekannten Kirchengesange in dem so genannten Antiphonarium centone das bis zur Gegenwart die Grundlage des romischen Kirchengesanges geblieben ist Den Gipfel seiner musikreformatorischen Tatigkeit aber bezeichnet die Einfuhrung der nach ihm benannten Vortragsweise des Gregorianischen Gesanges oder Cantus planus lat ebener Gesang so genannt weil er nicht wie der antike und auch noch der Ambrosianische Gesang den Zeitwert der Tone dem Metrum der Dichtung unterordnete sondern es dem Sanger uberliess die Textesilben wie in der ausdrucksvollen Rede nach Belieben zu dehnen und zu verkurzen Erweiterungen Mehrstimmigkeit und Musiktheorie Bearbeiten In karolingischer Zeit entstehen verschiedene Erweiterungen des gregorianischen Chorals die sich allmahlich verselbstandigten Zu ihnen gehoren Melismen Tropen das Alleluja Sequenzen Fruheste schriftliche Zeugnisse sind die seit 800 nachgewiesenen Tonare in denen die dort aufgefuhrten Melodien nach Tonarten geordnet aufgelistet sind Dieser Frage der Tonarten Modi widmet sich auch der zeitnah entstandene kurze Traktat Musica Albini auch uberliefert als De octo tonis Dieser Text wird u a in der um 850 verfassten musiktheoretischen Schrift Musica Disciplina zitiert Innerhalb des Organums entstanden auch die Anfange der Mehrstimmigkeit zunachst in zweistimmiger Form Musica enchiriadis Hucbald von Saint Amand De harmonica institutione Bearbeiten Der Erste der es unternahm feste Regeln fur das gleichzeitige Erklingen zweier oder mehrerer Tonreihen aufzustellen war Hucbald bzw ein unbekannter Autor der als Pseudo Hucbald bezeichnet wird Er folgte dabei teils der antiken Musiklehre die in der lateinischen Bearbeitung des Boethius 525 zu seiner Zeit wiederum Gegenstand des Studiums geworden war teils den bereits vor ihm an musikalischen Instrumenten gemachten praktischen Erfahrungen die von ihm benutzten Namen Diaphonie Zusammenklang und Organum Musikinstrument deuten auf die eine wie auf die andere Quelle Das Verfahren Hucbalds bestand zunachst darin dass er zu einer Tonreihe eine zweite in der schon von den Griechen als vollkommenste Konsonanz anerkannten Quinte hinzufugte sodann gewinnt er durch Oktavenverdoppelung der tiefen Stimme Quartenparallelen in den beiden Oberstimmen endlich durch Oktavenverdoppelung der zweiten Stimme einen vierstimmigen Satz Neben dieser rein mechanischen Tonkombination empfiehlt er aber noch eine andere von nur zwei Stimmen deren eine meist auf derselben Tonhohe verweilt wahrend die andere sich in verschiedenen Intervallen um sie herum bewegt Hucbald ausserte sich begeistert uber die Wirkung dieses lieblichen Zusammenklanges jedoch war hiermit erst eine sehr schlichte Form der Mehrstimmigkeit entstanden Guido von Arezzo Micrologus um 1025 Bearbeiten Ein Jahrhundert spater gelang der Benediktinermonch Guido von Arezzo 1050 als Musikreformator zu hohem Ruhm Hauptwerk Micrologus de disciplina artis musicae Ihm ist ein wichtiger Fortschritt zu verdanken die Ausbildung einer den erhohten Bedurfnissen der Musik entsprechenden Notenschrift Die Griechen verwendeten die 24 Buchstaben des griechischen Alphabets fur die Instrumente in verkehrter Stellung Gregor der Grosse verwendete die des lateinischen Alphabets und zwar in richtiger Erkenntnis der Notwendigkeit einer Vereinfachung der antiken Notation nur die sieben ersten zur Bezeichnung der diatonischen Tonleiter Beide Notierungsarten aber litten an dem Fehler dass sie das Steigen und Fallen der Melodie nicht anschaulich darstellten Dies vermochte eine dritte schon zu Gregors Zeit bekannt gewesene und auch von ihm neben den Buchstaben benutzte Tonschrift die Neumen bestehend in einer grossen Zahl von Zeichen Punkten Strichelchen und Schnorkeln deren Ursprung bis zu einem gewissen Grade in den Accenten der griechischen Schriftsprache zu suchen ist doch war die Stellung der einzelnen auf und absteigenden Tonzeichen solange man dieselbe nicht mit Hilfe eines Liniensystems prazisierte zu unbestimmt um nicht die verschiedensten Lesarten zuzulassen Diesem Ubelstand nun half Guido ab indem er die Versuche seiner Vorganger mit erst einer dann zwei bald schwarzen bald farbigen Linien dadurch zum Abschluss brachte dass er vier Linien nebst den dazwischenliegenden Spatien benutzte und so die Moglichkeit gewann den Neumen im Umfang einer Oktave genau einer None ihren bestimmten Platz anzuweisen Guido wurden z T zu Unrecht viele weitere Neuerungen zugeschrieben Vor allem seine Gesanglehrmethode mit der er behauptete innerhalb eines Jahres oder hochstens in zwei Jahren die Ausbildung eines Sangers vollenden zu konnen Diese Methode bestand darin dass der Schuler die Intervallverhaltnisse eines zu erlernenden Gesanges durch Vergleichen mit einem ihm schon bekannten schneller erfasst Als einen zu solchen Vergleichen geeigneten Melodientypus empfahl Guido den Johannes Hymnus des Paulus Diaconus in der die Sanger bei Heiserkeit von Johannes dem Taufer dem Patron der hellen Stimme vox clamantis Heilung erflehten Der Vorteil den gerade dieser Hymnus dem Schuler bot war ein doppelter einmal weil ihre einzelnen Melodiephrasen nach heutiger Ausdrucksweise Takte die fur die Kirchentonarten charakteristischen Intervallverhaltnisse darstellten sodann weil die Anfangstone dieser Phrasen eine aufsteigende diatonische Skala bilden Dieser zufallige Umstand veranlasste spater die romanischen Volker die Tone der Tonleiter mit den Silben ut re mi fa sol la zu bezeichnen Das si fur die siebente Stufe wurde erst spater nachdem das Oktavensystem allgemein eingefuhrt worden war in Frankreich hinzugefugt Ein weiteres Hilfsmittel zur Orientierung im Tonraum dessen Einfuhrung Guido zugeschrieben wird war die Guidonische Hand Volksmusik Bearbeiten Die parallele fruhe Entwicklung des Volksliedes Volkstanzes und der Spielmannsmusik lasst sich aus den vorliegenden viel spateren Quellen nur schwer erschliessen Handschriftliche Quellen Bearbeiten Codex Blandiniensis Brussel Bibliotheque Royale Codex 10127 10144 entstanden 8 9 Jh eine der altesten Handschriften mit den Texten der MessgesangeSiehe auch Quem quaeritis TropusNotre Dame Ars antiqua und Minnesang ca 1100 1300 Bearbeiten Hauptartikel Ars antiqua Minnesang und Notre Dame Schule Ab dem Ende des 12 Jahrhunderts wurde die mehrstimmige Komposition immer wichtiger zunachst besonders in den Gattungen Organum und Conductus des Sakralgesanges Das Organum reichert den vorhandenen einstimmigen Choral um eine oder mehrere weitere Stimmen an Im Gegensatz zum zweistimmigen Parallelorganum der Musica enchiriadis aus dem 9 Jahrhundert in dem die Stimmen im Einklang beginnen und auseinanderstreben bis eine Konsonanz erreicht ist um sich dann parallel in reinen Quinten zu bewegen und am Schluss wieder in die Einstimmigkeit zusammenzufinden werden die Choraltone in der Notre Dame Schule um 1200 von bis zu drei Stimmen geschaftig umspielt sodass sie nur mehr sehr langsam fortschreiten konnen Diese Stucke wurden solistisch und nur zu besonderen Terminen im Kirchenjahr gesungen Als wichtigste Vertreter werden Leonin und Perotin gefuhrt Die aufkommende Modalnotation gibt klareren Aufschluss uber den Rhythmus der Musikstucke Unterschieden wird der tempus perfectum perfektes Zeitmass Dreiertakt und imperfektum gerader Takt Zentrale Gattung in der mehrstimmigen Musik des 13 Jahrhunderts ist die Motette bei der verschiedene Texte auch in verschiedenen Sprachen uberlagert werden konnen Sie nehmen gerne aufeinander Bezug so wird etwa einem geistlichen Text ein kritischer Kommentar zugesellt der die Divergenz zwischen Botschaft und Leben der Vertreter der Kirche anprangert Diese komplexen Schopfungen waren fur die sich als neuer Stand etablierenden Gebildeten gedacht Wichtige Vertreter der Motette der Ars antiqua waren Adam de la Halle und Petrus de Cruce der gegen Ende des 13 Jahrhunderts die Moglichkeiten der Rhythmik erweiterte indem er auf eine Zahlzeit eine grossere Zahl kurzer Werte setzte Realisiert ist das in der Notation durch kleine Punkte welche die Schlage markieren Das fuhrt allerdings zu Uneindeutigkeiten innerhalb der Zahlzeiten da das Verhaltnis der kurzen Werte zueinander nicht geklart ist Im Laufe des 13 Jahrhunderts war die Modalnotation durch die Mensuralnotation ersetzt worden deren Regeln zuerst von Franco von Koln Ende 13 Jahrhundert formuliert wurden Notation Bearbeiten Wie seine Vorganger geht auch Franco von den Griechen aus indem er zunachst nur zwei Notenwerte die Longa und die Brevis annahm entsprechend der langen und kurzen Silbe der antiken Prosodie Die Vereinigung dieser beiden Notengattungen deren letztere die Halfte der erstern galt ergibt den Modus der entweder als Trochaus oder als Jambus erscheint selbstverstandlich aber stets dreiteilig ist so erklart es sich dass in den fruhsten Zeiten der Mensuralmusik der dreiteilige Rhythmus allein Anwendung fand und als spater auch der zweiteilige in Gebrauch kam der vollkommene genannt wurde letzterer aber der unvollkommene Im weiteren Verlauf seiner Darstellung freilich verlasst Franco die Traditionen des Altertums denn hier erscheinen als neue Notenwerte die doppelte Longa Maxima und die halbe Brevis Semibrevis Mit diesen Zeichen zu denen noch das fur die Pause kommt war es schon moglich eine rhythmisch mannigfaltige Musik zu notieren nur litt die Mensuralnotation des Mittelalters an dem Ubelstand dass der Wert der Noten nicht durch ihre Gestalt allein sondern auch durch ihre Stellung zur Nachbarnote bedingt war was ihre Entzifferung sehr erschwerte Die Schwierigkeiten hauften sich noch bei den so genannten Ligaturen d h Gruppen von mehreren in ein Zeichen zusammengezogenen Noten welche auf einer Silbe gesungen wurden und in denen der Wert der einzelnen Noten sich nach dem rechts oder links befindlichen auf oder absteigenden Strich usw bestimmte Dieser Artikel oder nachfolgende Abschnitt ist nicht hinreichend mit Belegen beispielsweise Einzelnachweisen ausgestattet Angaben ohne ausreichenden Beleg konnten demnachst entfernt werden Bitte hilf Wikipedia indem du die Angaben recherchierst und gute Belege einfugst Zudem kann der noch unbekannte Taktstrich damals nicht das wichtige Hilfsmittel gewesen sein Zudem war das wichtige Hilfsmittel zur exakten Wiedergabe der Mensural oder wie sie auch genannt wurde Figuralmusik der Taktstrich um diese Zeit noch unbekannt erst im 16 Jahrhundert erscheint er hier und da bis er im Anfang des 17 Jahrhunderts allgemein in Gebrauch kommt Trobadore und Trouveres Bearbeiten nbsp Liederhandschrift von Manesse Dargestellt ist Heinrich von MeissenEin anderes wichtiges Feld der Musikausubung spielte sich an den fruhmittelalterlichen Hofen ab In Sudfrankreich pflegten die Trobadors den Minnesang in der zeitweise an fast allen Hofen Sudeuropas gebrauchlichen altokzitanischen Literatursprache Als deren altester Vertreter gilt Wilhelm IX von Aquitanien Im nordlichen Frankreich namentlich der Normandie und ab 1066 am englischen Hofe wurde der Minnegesang der Trouveres Troubadoure in altfranzosischer Sprache bzw anglonormannisch gepflegt An den frankischen und alemannischen Hofen bildete sich unter deren Einfluss die Tradition des Minnegesang in Mittelhochdeutsch heraus Der hofischen Musik traten die burgerlichen Kreise der Kaufleute und Handwerker und die bis dahin gering geachtete Instrumental und Tanzmusik in zunftmassig geordneten Genossenschaften zur Seite und forderten das Verstandnis fur Dicht und Tonkunst Die Schulen der Meistersinger in Nurnberg Ulm Strassburg die Instrumentalgenossenschaften Nikolai Bruderschaft zu Wien 1288 und Confrerie de Saint Jullen des menestriers zu Paris 1330 sind Beispiele dafur Ebenso bedeutend ist die Entwicklung des Volksgesanges von dessen hoher Blute zu damaliger Zeit z B das im 15 Jahrhundert verfasste so genannte Lochamer Liederbuch Zeugnis gibt Siehe auch Trobadordichtung Fruhe Polyphonie in England Bearbeiten Verglichen mit der Lage in Frankreich wurde aus England wenig uberliefert auch da Codizes spater als Einbande fur neue Bucher missbraucht wurden Beruhmtheit geniesst der Sommerkanon Sumer is icumen in der nicht nur als altester uberlieferter Kanon der Musikgeschichte Aufmerksamkeit erregt sondern auch einige Unterschiede zur franzosischen Polyphonie aufweist Auffallig sind diesbezuglich die Vielstimmigkeit von 6 Stimmen und die Behandlung der Terz als Konsonanz oft in Terz Sext Klangen Der Charakter der Komposition ist volkstumlich schlicht Die Struktur zerfallt in zwei Schichten unten als Pes bezeichnet zwei Stimmen die bei geringem Stimmumfang einander alle zwei Takte abwechseln und daruber vier Stimmen grosseren Stimmumfangs mit einer langeren Melodie Das Werk ist mit verschiedenen Liedtexten uberliefert Handschriftliche Quellen Bearbeiten Codex Florenz Jenaer Liederhandschrift Llibre Vermell de Montserrat Glogauer Liederbuch Lochamer Liederbuch Augsburger Liederbuch von 1454 Rostocker Liederbuch um 1480Siehe auch LiederhandschriftArs nova Trecento ca 1300 1430 Bearbeiten Hauptartikel Ars nova und Trecento nbsp Die Motetten Philippe de Vitrys wurden im satirischen Roman de Fauvel uberliefertIm fruhen 14 Jahrhundert sind Schriften zur Musik beispielsweise von Marchettus von Padua und Johannes de Muris Doktors der Theologie an der Universitat zu Paris um 1300 von Interesse Hier erscheint zuerst das Verbot der noch von Hucbald ihres Wohlklangs wegen gepriesenen Quinten und Oktavenparallelen nebst verschiedenen anderen fur den mehrstimmigen Tonsatz lange Zeit gultig gebliebenen Lehren Auch findet sich bei de Muris schon das Wort Kontrapunkt statt des bis dahin gebrauchlichen Ausdrucks Discantus als Bezeichnung eines zweistimmigen Tonsatzes Ars nova und Ars subtilior Bearbeiten Die beiden fuhrenden Komponisten der franzosischen Ars nova waren Philippe de Vitry und Guillaume de Machaut Sie exemplifizierten vor allem in Motetten den neuen durch die Mensuralnotation ermoglichten Stil Die Isorhythmie eines stetig wiederholten Rhythmusmodells findet dabei im Tenor statt der einen Ausschnitt eines Chorals mehrfach prasentiert wobei das rhythmische Modell Talea und das melodische Modell Color asynchron durchlaufen werden Gegen Ende findet dabei eine Beschleunigung statt Die Oberstimmen nehmen zwar Bezug darauf sind aber meistens nicht isorhythmisch Die Phrasenenden sind ebenfalls nicht synchron die Form nicht durchhorbar Charakteristisch sind Zahlen und Proportionsspielereien Beliebte Satztechnik ist der Hoquetus bei dem zwei Stimmen einander rasch beim Singen und Pausieren abwechseln nbsp Beispiel fur Augenmusik in Form eines Herzen bei dem Liebeslied Belle Bonne Sage Gegen Ende des Jahrhunderts wird die Ars Nova durch die Ars subtilior abgelost in der eine Erweiterung des Tonmaterials und eine starkere Untergliederung des rhythmischen Geschehens gemeinsam mit haufigem Mensurwechsel und Polyrhythmik zu sehr komplexen Resultaten fuhrt Besonders bekannte Werke im franzosischen Raum sind La harpe de melodie von Jacob de Senleches Fumeux fume par fumee von Solage und das in Herzform notierte Liebeslied Belle Bonne Sage von Baude Cordier Trecento Musik Bearbeiten Die italienische Musik des 14 Jahrhunderts hebt sich von der franzosischen durch Differenzen in Notation und Stil ab Gegenuber der franzosischen Mensuralnotation bleibt es in der italienischen Variante bei Uneindeutigkeiten und der Notwendigkeit von Punkten die das musikalische Geschehen regelmassig gliedern Die Deutung der Rhythmusnotation wie generell das Erfassen des konkreten Werks wird erschwert durch eine Uberlieferung welche dieselben Musikstucke mit unterschiedlicher Stimmzahl resp zweistimmige Satzgeruste mit verschiedenen dritten Stimmen bietet 2 Die wichtigste Quelle ist der Squarcialupi Codex der gegen Ende der Epoche eine Sammlung herausragender Werke prasentiert fur die Zeit untypischerweise sortiert nach Komponisten die je mit einem realistischen Bildnis vorgestellt werden nbsp Landini mit Lorbeerkranz und Portativ Illustration aus dem Squarcialupi Codex Typisch fur die Musik des Trecento ist ein verglichen mit franzosischen Werken sanglicherer Stil auch mit unvollkommenen Konsonanzen auf Ruhepunkten sowie eine Beschrankung der Melismatik auf die erste und vorletzte Silbe Die prominenteste Gattung ist mit 140 Exemplaren allein vom beruhmtesten Vertreter Francesco Landini die Ballata daneben sind Madrigal und Caccia zu nennen letztere mit zwei einander jagenden kanonischen Oberstimmen wobei in den Fluss der Stimmen gerne kurze Rufe eingebaut sind Gegen Ende des Jahrhunderts fand eine Annaherung an die franzosische Musik statt etwa mit Mischformen wie eine isorhythmische Motette mit Caccia Elementen oder mit rhythmisch hochkomplexen Gebilden Die zentrale Gestalt Johannes Ciconia nimmt auch eine wichtige Position in der Geschichte der Messkomposition ein die erst ab dem 15 Jahrhundert als Gattung des Messzyklus angesehen werden kann der beruhmte Beitrag von Machaut blieb in seiner Zeit isoliert Studienmoglichkeiten BearbeitenDer weltweit einzige grundstandige musikpraktische Vollzeitstudiengang fur die Musik des Mittelalters wird an der Schola Cantorum Basiliensis der Hochschule fur alte Musik in Basel angeboten Eine zweijahrige berufsbegleitende Fortbildung wird an der Akademie Burg Fursteneck unter der Leitung von Marc Lewon und Uri Smilansky angeboten Seit 2011 gibt es an der Folkwang Universitat der Kunste in Essen einen zweijahrigen berufsbegleitend studierbaren Masterstudiengang Musik des Mittelalters der einen einschlagigen musikalischen oder musikwissenschaftlichen Bachelorabschluss voraussetzt und unter anderem von Stefan Klockner geleitet wird Siehe auch BearbeitenGeschichte der MusikLiteratur BearbeitenHartmut Moller Rudolf Stephan Hrsg Die Musik des Mittelalters Neues Handbuch der Musikwissenschaft Hrsg v Carl Dahlhaus Bd 2 Laaber Laaber 1991 ISBN 3 89007 032 9 Bernhard Morbach Die Musikwelt des Mittelalters Mit uber 50 Werken auf Audio Daten CD Barenreiter Kassel 2004 ISBN 3 7618 1529 8 Marco Ambrosini Daniela Herzog Einfuhrung in die mittelalterliche Musik Verlag der Spielleute Brensbach 1992 ISBN 3 927240 13 3 S Neureiter Lackner Mittelalterliche Lieder und Liedermachr heute Analyse und Dokumentation ihrer schopferischen Rezeption 1945 1989 Kummerle Verlag Goppingen 1991 Goppinger Arbeiten zur Germanistik Band 542 ISBN 3 87452 783 2 Sabine Zak Musik als Ehr und Zier im mittelalterlichen Reich Studien zur Musik im mittelalterlichen Leben Recht und Zeremoniell Gitarre Laute Verlag Dr Paffgen Koln 1979 ISBN 3 88371 011 3 Weblinks BearbeitenMusik In Meyers Konversations Lexikon 4 Auflage Band 11 Verlag des Bibliographischen Instituts Leipzig Wien 1885 1892 S 920 Meister Eckhart und seine Zeit Musik 11 14 Jh Geschichte des Liedes Deutsches Volkslieder Archiv der Universitat Freiburg Digital Image Archive of Medieval Music englischsprachige Webseite der University of Oxford monacensis de Mittelalterliche Musikgeschichte Volksliederarchiv de Umfangreiche Datenbank alter Volkslieder Mittelalter server de Liedersammlung mit Tabulaturen Mittelalter lieder de Weltlich Profan Mittelalterliche Musik gewidmet Musikleben des Spatmittelalters in der Region OsterreichEinzelnachweise Bearbeiten Andreas Pfisterer Cantilena Romana Untersuchungen zur Uberlieferung des gregorianischen Chorals Paderborn 2002 S 193 ISBN 3 506 70631 4 online Signe Rotter Broman Die Grenzen der dreistimmigen Trecento Satztechnik Zur Mehrfachuberlieferung von Ballaten und Madrigalen in Italien um 1400 In Die Musikforschung 60 S 2 12 Epochen der Musikgeschichte Prahistorie Altertum Mittelalter Renaissance Barock Klassik Romantik Neue Musik Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Musik des Mittelalters amp oldid 237101578