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Als Graduale eigentlich Responsorium Graduale bezeichnet man in der romisch katholischen Liturgie einen Zwischengesang in der heiligen Messe aber auch ein liturgisches Buch liber gradualis Graduale Romanum Inhaltsverzeichnis 1 Das Graduale in der Liturgie 1 1 Das Graduale im Gregorianischen Choral 1 2 Mehrstimmige Vertonungen 2 Liturgisches Buch 3 Siehe auch 4 Literatur 5 EinzelnachweiseDas Graduale in der Liturgie BearbeitenAls Graduale werden Psalmabschnitte oder biblische Verse zwischen der alttestamentlichen Lesung und der Epistel in der Messe bezeichnet wenn die alttestamentliche Lesung entfallt ist der Platz des Graduales zwischen vorhergehender Epistel und nachfolgendem Alleluia Sie werden solistisch vorgetragen und durch ein sog Responsum von der Schola oder auch Gemeinde gerahmt Die Bezeichnung ruhrt her vom Ort der Ausfuhrung des Gesanges lateinisch gradus Stufe responsorium graduale Antwortgesang von den Stufen aus zu singen 1 In der Praxis hat sich daraus das Singen vom Ambo her entwickelt Das Graduale hat seine Wurzeln im fruhmittelalterlichen Gottesdienst Bereits im 6 Jahrhundert war das Graduale Bestandteil der romischen Messe Es war anfanglich ein Psalm der zwischen den Bibellesungen gesungen wurde doch im Zuge einer reicheren melodischen Ausgestaltung vor allem des folgenden Allelujarufs verkurzte sich das Graduale auf einen Psalmvers psalmellus 2 vereinzelt auch auf andere als Psalmtexte so das Graduale Christus factus est Phil 2 8 9 EU In frankischer Zeit wurde es ublich es auf den Stufen des Ambos zu singen da der Ambo dem Vortrag des Evangeliums vorbehalten war 3 Mit der Liturgiereform nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil trat im Missale Romanum von 1970 an die Stelle des Graduales der Antwortpsalm das Graduale kann jedoch auch weiterhin lateinisch aus dem Graduale Romanum oder dem Graduale Novum gesungen werden 4 Das Graduale im Gregorianischen Choral Bearbeiten Das Graduale ist ein Teil des gregorianischen Mess Propriums Es gehort zur Gattung des Responsoriums und besteht ursprunglich aus folgenden Teilen dem vom Kantor vorgesungenen Responsum dem von der Schola wiederholten Responsum einem Solo Vers typischerweise ein Psalm Vers und der Wiederholung des Responsums durch die Schola Im Verlauf des Mittelalters etablierte sich dann allerdings eine davon etwas abweichende Form Der Kantor intonierte die ersten ein bis zwei Worte des Responsums bevor die Schola mit einstimmte danach sang der Kantor den Solo Vers nicht mehr komplett denn der letzte Teil des Verses wurde von der Schola ubernommen die Wiederholung des Responsums entfiel in den meisten Fallen Die Melodik der Gradualien sind insgesamt melismenreicher und damit auch anspruchsvoller in ihrer Komposition als etwa Introitus und Communio Der Solovers hat dabei typischerweise einen hoheren Tonumfang als das Responsum Nicht alle Gradualien haben eigene Melodien Gerade unter den Gradualien im 2 Modus gibt es weitreichende Ubereinstimmungen 5 In der Zeit zwischen Ostern und Pfingsten wird das Graduale typischerweise durch ein zusatzliches Alleluia ersetzt Mehrstimmige Vertonungen Bearbeiten Aus dem 12 und 13 Jahrhundert gibt es zahlreiche mehrstimmige Vertonungen der solistischen Teile von Gradualien das sind in dieser Zeit die ersten ein bis zwei Worte des Responsums und der grosste Teil des Verses Diese Vertonungen gehoren zur Gattung des Organums unter ihnen befinden sich auch die beruhmten vierstimmigen Organa Viderunt omnes und Sederunt principes von Perotin Die ursprungliche gregorianische Melodie bleibt dabei in der Unterstimme wenn auch in lang ausgehaltenen Noten zu der die ein bis drei bewegteren Oberstimmen hinzutreten Auch aus spaterer Zeit gibt es noch mehrstimmige Vertonungen der Graduale Texte wenn sie in ihrer Bedeutung auch hinter der Vertonung des Mess Ordinariums zurucktreten Solche Vertonungen konnen sich der Form der Motette aber auch konzertanter Formen bedienen es gibt mit der Gradual oder Epistel Sonate aber auch reine Instrumentalstucke an Stelle des Graduales Eine bekannte historische Gradual Komposition ist das Locus iste von Anton Bruckner eine Vertonung des Graduale zur Kirchweih Liturgisches Buch BearbeitenAls Graduale wird auch das Choralbuch verwendet in dem die Messgesange des Proprium Missae Introitus Graduale Hallelujaruf Tractus Sequenz Offertorium und Communio aufgezeichnet sind Daneben enthalt das Graduale das Ordinarium und andere Gesange wie die Allerheiligenlitanei Hymnen und Prozessionsgesange Gesange zum Ordinarium sind auch in einem eigenen Buch zusammengefasst dem Kyriale Aus dem Fruhmittelalter sind erstmals um 920 einige Graduale Handschriften mit Neumen uberliefert sie gehoren zu den wichtigsten Zeugnissen zur Erforschung des Gregorianischen Chorals Diese fruhen Handschriften hatten noch ein eher kleines Format spatmittelalterliche Graduale Handschriften sind dagegen haufig sehr grosse Bucher da sie dazu gedacht sind dass aus ihnen eine grossere Gruppe von Sangern singen soll Der Begriff Graduale entstand im frankischen Raum und wurde im 12 Jahrhundert allgemein ublich Das Graduale bestand als eigenstandiges Buch oder wurde als Faszikel mit Sequentiar Sakramentar und Lektionar im Spatmittelalter zum Missale vereinigt 6 doch schrieb man weiterhin separate Gradualien auch nach der Erfindung des Buchdruckes noch lange per Hand Auf Anregung von Papst Pius X erschien 1908 das Graduale Romanum das nach der Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils in verschiedenen Schritten zum Graduale Novum 2011 weiterentwickelt wurde Eine Variante mit einfacheren Gesangen stellt das Graduale Simplex 1967 dar das Graduale Triplex 1979 bietet die Choralmelodien neben der Quadratnotation in zwei verschiedenen Neumenschriften Des Weiteren gibt es verschiedene weniger weit verbreitete landessprachliche Aquivalente mit Melodien in gregorianischer bzw einstimmiger kirchentonartlicher Tradition wie beispielsweise das Deutsche Messantiphonale von Heinrich Rohr das Klein Graduale in niederlandischer oder das Simple English Propers in englischer Sprache Siehe auch BearbeitenGraduale Cisterciense Liber Usualis Zwischengesang Ruf vor dem Evangelium GradualliedLiteratur BearbeitenErich Joseph Thiel Ein kleines Lexikon zur Handschriftenkunde In Borsenblatt fur den Deutschen Buchhandel Frankfurter Ausgabe Bd 23 1967 ISSN 0940 0044 S 2379 2395 Nr 83 besonders S 2387 Virgil Fiala Wolfgang Irtenkauf Versuch einer liturgischen Nomenklatur In Clemens Kottelwesch Hrsg Zur Katalogisierung mittelalterlicher und neuerer Handschriften Zeitschrift fur Bibliothekswesen und Bibliographie Sonderheft 1 ISSN 0514 6364 Klostermann Frankfurt am Main 1963 S 105 137 besonders S 111 Einzelnachweise Bearbeiten Andreas Traub Graduale II Gesang z Proprium In Walter Kasper Hrsg Lexikon fur Theologie und Kirche 3 Auflage Band 4 Herder Freiburg im Breisgau 1995 Sp 973 Josef Andreas Jungmann SJ Missarum Sollemnia Eine genetische Erklarung der romischen Messe Band 1 Herder Verlag Wien Freiburg Basel 5 Auflage 1962 S 543ff Josef Andreas Jungmann SJ Missarum Sollemnia Eine genetische Erklarung der romischen Messe Band 1 Herder Verlag Wien Freiburg Basel 5 Auflage 1962 S 102 Allgemeiner Einfuhrung in das romische Messbuch Nr 61 1 Dies sind insbesondere alle Seitenzahlen beziehen sich auf das Graduale Triplex Tollite portas S 25 A summo caelo S 27 In sole posuit S 30 Domine Deus virtutum S 32 Excita Domine S 33 Hodie scietis S 38 Tecum principium S 42 Angelis suis S 72 Ab occultis S 101 Ne avertas S 155 Haec dies quam fecit Dominus S 196 Domine refugium factus es S 347 In omnem terram S 427 Nimis honorati sunt S 428 Exultabunt sancti S 455 Justus ut palma florebit S 510 Dispersit dedit pauperibus S 520 und Requiem aeternam S 670 Franz Karl Prassl Graduale I Buch In Walter Kasper Hrsg Lexikon fur Theologie und Kirche 3 Auflage Band 4 Herder Freiburg im Breisgau 1995 Sp 973 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Graduale amp oldid 224471737