www.wikidata.de-de.nina.az
Das Graduale Cisterciense ist das zentrale Choralbuch des Zisterzienserordens Es enthalt samtliche Stucke des gregorianischen Chorals die bei der Feier der Messe von Schola und Kantor zu singen sind in Quadratnotation Das entsprechende Buch fur die Feier des Stundengebets ist das Antiphonale Das Kyriale enthalt hauptsachlich das Ordinarium der heiligen Messe Mittelalterliches Zisterzienser Graduale Codex Gisle Introitus zum 1 AdventGraduale Cisterciense 1934 Introitus zum 1 Advent Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Siehe auch 3 Ausgaben liturgischer Bucher des Zisterzienserordens 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenEbenso wie bei allen anderen Orden sollten auch bei den Zisterziensern uber alle Kloster hinweg Ritus Liturgie und Gebrauche einheitlich sein Mit diesem Ziel legte bereits in der Zeit als Stephan Harding Generalabt war 1108 1133 ein Beschluss des Generalkapitels 1 fest welche Bucher als Abschrift aus dem Mutterkloster mitgenommen werden sollten wenn sich Monche zur Neugrundung eines Tochterklosters auf den Weg machten Zu dieser Mindestausstattung gehorte auch das Graduale Diese Tradierung von Mutter zu Tochterkloster konnte jedoch die Einheitlichkeit uber den ganzen Orden hinweg erst dann gewahrleisten wenn klar war was Standard sein sollte Allerdings handelte es sich in der Anfangszeit noch um Bucher aus Klostern aus der Zeit vor der Grundung des Zisterzienserordens so dass sich diese Bucher durchaus unterschieden Daraus entstand das Bedurfnis die liturgischen Bucher mit moglichst authentischen Texten und Melodien auszustatten 2 Was das Graduale betrifft Auch fur den liturgischen Gesang der Zisterzienser sollte gelten was die Ordensgrunder fur das monastische Leben forderten Reinheit der Regel Eintracht Schlichtheit 3 Die Texte der Gesange sollten im Vordergrund stehen und nicht von der Melodie uberwuchert werden 4 Nach Ansicht der Monche in Citeaux entsprachen die in Cluny ublichen Gesange die in der monastischen Tradition der frankisch romischen Liturgie standen nicht diesem Ideal Daher veranlasste Stephan Harding bereits um 1109 eine erste Choralreform Diese Reform nahm sich die vermeintlich authentischen Melodien des Gregorianischen Chorals wie ihn die Metzer Schule uberlieferte zum Vorbild Die Hymnen wurden dem Mailandischen Hymnar entnommen Leider erwies sich diese Massnahme als problematisch so dass 1134 Bernhard von Clairvaux im Auftrag des Generalkapitels des Zisterzienserordens eine zweite Choralreform in Auftrag gab wobei Textwiederholungen fehlerhafte Stellen und nichtbiblische Stucke getilgt werden sollten Die Revision der Melodien folgte soweit erkennbar vier theoretischen Prinzipien 1 Der Ambitus Tonumfang einer Melodie wurde begrenzt er durfte zehn Tone nicht uberschreiten 2 Authentische und plagiale Tonarten sollten klar unterschieden und getrennt werden 3 Melismen langere Melodien auf einer Silbe und Texte wurden vereinfacht und z T bei Wiederholungen gestrichen 4 Durch die Transposition der Melodie eines ganzen Textes wurde das b moll vermieden Die Anderungen schufen eine auffallig schlichte Liturgie Da die Noten auf das Vier Linien System des Guido von Arezzo aufgezeichnet wurden machen auch die Codices einen gleichformigen Eindruck 5 Diese Choralreform fand 1147 48 ihren Abschluss so dass die liturgischen Gesange fur den so genannten Normcodex von Citeaux zur Verfugung standen Dieser Normcodex sollte alle Bucher enthalten deren Einheitlichkeit gewahrleistet werden sollte Dies waren neben dem Graduale auch Missale nach heutigem Verstandnis eher ein Sakramentar Epistolar Evangelistar Kollektar Antiphonar Regel Hymnar Psalter Kalender Martyrologium genannt Gebrauchebuch und Brevier Die Folge war dass der Normcodex erst 1185 fertig wurde Die Umschrift um das Inhaltsverzeichnis am Anfang der Handschrift begrundet die Zusammenstellung wie folgt In diesem Band sind die liturgischen Bucher enthalten die in unserem Orden keinesfalls in abweichender Form vorliegen durfen sie sind hierzu in einem Corpus zusammengefasst und zwar besonders aus folgendem Grund Dieses Buch soll als unveranderliches Normalexemplar dienen um die Einheitlichkeit zu bewahren und Abweichungen in anderen Buchern zu korrigieren 6 Dieser Normcodex war im gesamten Orden bis in die Mitte des 17 Jahrhunderts gultig Nach Einfuhrung des Buchdrucks wurde bereits 1545 das notierte Zisterzienseroffizium basierend auf dem Normcodex vollstandig in einer Druckausgabe zuganglich gemacht Von der grossen Liturgiereform Papst Pius V Im 16 Jahrhundert nach dem Trienter Konzil wurden die Zisterzienser kaum beruhrt denn ihr Eigenritus war bereits alter als 500 Jahre so dass die Zisterzienser es beibehalten durften Allerdings drangen doch langsam fremde Elemente ein und trotz des Vorbildcharakters des Normcodex zeigten die in verschiedenen Zisterzienserklostern erstellten Bucher kleine oder grossere Unterschiede entweder durch Fehler beim Abschreiben bedingt oder bewusst eingefugt Die Gradualien aus verschiedenen Klostern unterscheiden sich beispielsweise recht haufig darin welche Heiligenfeste enthalten sind Unterschiede die nicht nur durch Heiligenfeste erklart werden konnen die erst nach und nach dazukamen Die strengen Forderungen der zweiten Choralreform gaben aber auch immer wieder Anlass zur Kritik so dass die Texte und Melodien der Hymnen Antiphonen Responsorien und Versikel Gegenstand zahlreicher weiterer Reformen waren Im Laufe der Jahrhunderte legten die Generalkapitel in zahlreichen Beschlussen Anderungen und Erweiterungen fest die schrittweise in die liturgischen Bucher des Zisterzienserritus eingearbeitet wurden Nach Massgabe des Generalkapitels bemuhte sich beispielsweise im 17 Jahrhundert der Abt Claude Vaussin von Citeaux 1608 1670 die verschiedenen Stromungen innerhalb des Ordens zu harmonisieren Er veranlasste dass der Zisterzienserchoral der Medicea angeglichen wurde Zur Medicea einer Choraledition um 1615 war es durch die immer weitergehende Vereinheitlichung der Melodien einzelner Traditionsstrange unter dem Einfluss der Buchdruckerkunst gekommen Diese Liturgiereform resultierte vor allem im Rituale Cisterciense von 1689 mit Neueditionen 1720 1892 und 1949 und dem Missale cisterciense juxta Romani recogniti correctionem Lutetiae Parisiorum Cramoisy 1657 7 mit vielen weiteren Auflagen Diese vererbten Melodien sangen die Zisterziensermonche und nonnen bis zur Mitte des 19 Jahrhunderts 8 Dann setzten wiederum Reform bzw Revisionsbestrebungen ein und die Zisterzienser von der strengen Observanz Trappisten OSCO begannen damit die alten Bucher zu rekonstruieren Derzeit wird von der Abtei Ste Marie de Boulaur Frankreich Koordination und Arbeit an mit den Manuskripten und dem Stift Heiligenkreuz Osterreich Notensatz und Herausgabe eine neue Ausgabe des Graduale Cisterciense vorbereitet das sowohl der zisterziensischen Tradition als auch den Erfordernissen der Liturgiereform des II Vatikanischen Konzils entspricht 9 Erste Druckfahnen sind bereits verfugbar 10 Siehe auch BearbeitenSiehe auch Liste liturgischer BucherAusgaben liturgischer Bucher des Zisterzienserordens BearbeitenBis 1945 wurden die Bucher von den Zisterziensern der strengen Observanz Trappisten OSCO in Westmalle in Belgien herausgegeben danach von den Monchen des ursprunglichen Zisterzienserordens OCist im Stift Heiligenkreuz in Osterreich Alle Buchertitel nennen am Ende die Imprimatur des Generalabts beim Graduale Cisterciense von 1934 heisst der vollstandige Titel beispielsweise Graduale Cisterciense auctoritate RR D Francisci Janssens abbatis generalis Sacri Ordinis Cisterciensis editum Jahr Titel Anmerkungen1860 Graduale Cisterciense Nova editio juxta anteriorem sed multis mendis emendata in qua continentur omnia quae in choro pro missarum celebratione decantari debent cum hymnis antiphonis versiculis et Psalmis ad tertiam et nonam spectantibus1890 Missale Cisterciense1892 Rituale Cisterciense ex Libro usuum definitionibus Ordinis et caeremoniali episcoporum collectum Im Wesentlichen ein verbesserter Nachdruck des Zisterzienserrituale von 1689 und 1721 Herausgegeben in Lirinae Titelseite1899 Graduale Cisterciense Digitalisat1909 Hymnarium Cisterciense Digitalisat Einzelne Gesange in moderner Quadratnotation1934 Graduale Cisterciense Titelseite Einzelne Gesange in moderner Quadratnotation1947 Antiphonarium Cisterciense Digitalisat Zwei Gesange daraus in moderner Quadratnotation1948 Kyriale Cisterciense Digitalisat1952 Hymnarium Cisterciense1955 Antiphonarii Cisterciensis pars prima VIGILIAS NOCTURNAS pro toto anni tempore complectens Digitalisat1954 Antiphonarii Cisterciensis pars altera HORAS DIURNAS pro toto anni tempore complectens Digitalisat1960 Graduale cisterciense Texte des separat veroffentlichten Kyriale Cisterciense wurden weggelassen 1983 Kyriale Cisterciense2010 Kyriale Cisterciense2016 Liturgia Horarum Ordinis Cisterciensis Psalterium per duas hebdomadas distributum ISBN 978 3 902694 83 62019 Kyriale Cisterciense Editio Sancrucis et Ordo Missae ISBN 978 3 902694 08 9Literatur BearbeitenAlicia Scarcez Der Zisterzienser Choral Von Robert von Molesme bis zu Bernhard von Clairvaux in Cistercienser Chronik 128 2021 S 248 285 Weblinks BearbeitenForstverwaltung Heiligenkreuz Anmerkungen zur Edition 2000 PDF 744 kB abgerufen am 13 Dezember 2021 Stift Heiligenkreuz Der gregorianische Choral der Zisterzienser abgerufen am 13 Dezember 2021 New Advent Gradual abgerufen am 13 Dezember 2021 Cistopedia Zisterzienserchoral abgerufen am 13 Dezember 2021 Liturgia OCist Thesaurus Liturgiae Ordinis Cisterciensis abgerufen am 13 Dezember 2021 Einzelnachweise Bearbeiten Capitula IX siehe Joseph Maria Canivez Hrsg Statuta Capitulorum Generalium Ordinis Cisterciensis ab anno 1116 1786 Bibliotheque de la Revue d histoire ecclesiastique fasc 9 Louvain 1933 Lorenz Weinrich Die Liturgie der Zisterzienser In Kaspar Elm Hrsg Die Zisterzienser Ordensleben zwischen Ideal und Wirklichkeit Bonn 1980 S 157 164 Statut 1134 LXXIII siehe Joseph Maria Canivez Hrsg Statuta Capitulorum Generalium Ordinis Cisterciensis ab anno 1116 1786 Bibliotheque de la Revue d histoire ecclesiastique fasc 9 Louvain 1933 Bernhard von Clairvaux Epistola 398 siehe Jaques Paul Migne Patroligiae Cursus Completus sive Series Latina Band 182 Paris 1859 Sp 610f und Sermones in Cantica Canticorum 47 siehe Jaques Paul Migne Patroligiae Cursus Completus sive Series Latina Band 183 Paris 1859 Sp 1011C Immo Eberl Die Zisterzienser Geschichte eines europaischen Ordens Ostfildern 2007 Felix Heinzer Ut idem libri ecclesiastici et consuetudines sint omnibus Bucher aus Lichtenthals Grundungszeit In Felix Heinzer Klosterreform und mittelalterliche Buchkultur im deutschen Sudwesten Leiden 2008 S 437 446 Ubersetzung auf S 441 Google Books abgerufen am 13 Dezember 2021 Hildegard Zeletzki Einheit im Gotteslob Die Liturgie der Zisterzienser Altenberger Blatter Heft 12 Juni 2001 bzw Ora et Labora Heft 58 Weihnachten 2018 S 11 12 Forstverwaltung Heiligenkreuz Der Zisterzienser Choral Ein neunhundertjahrige Tradition abgerufen am 13 Dezember 2021 Forstverwaltung Heiligenkreuz Graduale Cisterciense 2017 12 5 abgerufen am 13 Dezember 2021 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Graduale Cisterciense amp oldid 237170975