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Musica enchiriadis Handbuch zur Musiklehre ist der Titel einer Lehrschrift zum Singen des Organums aus dem 9 Jahrhundert Dieses Handbuch fallt in die Fruhphase der abendlandischen Mehrstimmigkeit Organum bedeutete dem einstimmigen Gregorianischen Choral eine spater auch mehrere Stimmen hinzuzufugen Es war ganz offensichtlich als praktische Anleitung fur die klosterliche Singpraxis gedacht um sich im Singen des Organums zu uben Darstellung eines Organums in Dasia Notation Musica enchiriadis spates 9 Jahrhundert Inhaltsverzeichnis 1 Mehrstimmigkeit 2 Dasia Schrift 3 Historische Einordnung Verfasserschaft und Uberlieferung 4 Literatur 5 Siehe auch 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseMehrstimmigkeit BearbeitenGemass den Vorstellungen der fruhmittelalterlichen Musikwelt kamen fur die zum Gregorianischen Choral hinzukommenden Stimmen nur bestimmte Intervalle und Stimmfuhrungen infrage Die Musica enchiriadis beschreibt so ausschliesslich das Quintorganum und Quartorganum Diese Formen des Organum sind auch als Parallelorganum bekannt das heisst dass sich die Stimmen uberwiegend in paralleler Bewegung stets im Quint oder Quartabstand sowie der Verdopplung in der Oktave zueinander bewegen Ausnahmen bilden hier der Beginn und das Ende eines Gesangs Die Stimmen kommen aus dem Einklang und bewegen sich auf die Parallelbewegung zu zum Beenden des Gesanges laufen die Stimmen wiederum aufeinander zu occursus um wiederum im Einklang zu schliessen Dasia Schrift Bearbeiten nbsp Darstellung des damaligen Tonsystemes in Dasia Zeichen und moderner Transkription der tiefste Ton entspricht einem grossen G Das Tonsystem besteht aus vier unverbundenen Tetrachorden und zwei oben angefugten Tonen h und cis Die Tetrachorde haben alle die gleiche Struktur Ganzton Halbton Ganzton Zur grafischen Darstellung der Stimmenbewegung wurde in dieser Lehrschrift eine eigene Notation die sich der sogenannten Dasia Schrift von altgr daseia raues Atmen in Bezug auf die Aspiration eines Wortes in der griechischen Prosodie zur Verdeutlichung der Tonhohen bediente entwickelt Das Notationsbild gleicht einem Koordinatensystem siehe Abbildung Auf der Ordinatenachse sind die Tonhohen in Dasia Zeichen abgetragen und die Textsilben verlaufen entlang der Abszisse Vermutlich aufgrund der relativen Umstandlichkeit fand in der weiteren Aufzeichnung der mehrstimmigen Musik die Notation der Musica enchiriadis jedoch keine Zukunft Vielleicht war sie aber von Anbeginn auch nur zur didaktischen Zwecken gedacht Historische Einordnung Verfasserschaft und Uberlieferung BearbeitenEin Zusammenhang zu der von Alkuin verfassten Musica Albini besteht in inhaltlicher Hinsicht denn beide Schriften weisen darauf hin dass der Einzelton das kleinste Element der Musik sei und dies sei mit dem Buchstaben als dem kleinsten Teil der Sprachlehre vergleichbar Die teilweise anonym uberlieferte Schrift wurde bis ins fruhe 20 Jahrhundert meist dem Monch Hucbald um 840 930 zugeschrieben Die jungere Forschung geht uberwiegend davon aus dass die Schrift um 900 in der Abtei Werden entstand Dafur spricht dass zwei noch aus dem 10 Jahrhundert stammende Abschriften den Werdener Abt Hoger 906 dessen Abbatiat von 898 bis 902 datiert wird als Verfasser nennen 1 Aus Werden stammen auch zwei andere wichtige Textzeugen namlich das alteste bekannte Fragment Dusseldorf Universitats und Landesbibliothek K3 H3 und die alteste vollstandige Handschrift Bamberg Staatsbibliothek Msc Var 1 2 Aussergewohnlich und auffallig ist der hohe Verbreitungsgrad der Musica enchiriadis Europaweit wurden hunderte Exemplare d h handschriftliche Kopien gefunden was nicht zuletzt fur die Absicht ein Lehrbuch zu schaffen spricht Literatur BearbeitenGunter Cziupka Ein Problem im Fach Musik In Klaus Piller Red 400 Jahre Gymnasium Athenaeum Stade 1588 1988 Herausgegeben vom Landkreis Stade Stade 1988 S 67 78 Barbara Hebborn Die Dasia Notation Bonn 1995 ISBN 3 922626 79 2 books google de Dieter Torkewitz Das alteste Dokument zur Entstehung der abendlandischen Mehrstimmigkeit Archiv fur Musikwissenschaft Beiheft 44 Steiner Stuttgart 1999 ISBN 3 515 07407 4 Michael Walter Vom Beginn der Musiktheorie und dem Ende der Musik Uber die Aktualitat des Mittelalters in der Musikgeschichte In Acta Musicologica Band 70 1998 S 209 228 Ernst Ludwig Waeltner Das Organum bis zur Mitte des 11 Jahrhunderts Tutzing 1975 Siehe auch BearbeitenMusik des Mittelalters Organum MehrstimmigkeitWeblinks BearbeitenDigitalisat der Handschrift Bamberg Staatsbibliothek Msc Class 9 10 Jahrhundert Digitalisat der Handschrift Bamberg Staatsbibliothek Msc Var 1 um 1000 Digitalisat der Handschrift Clm 18914 11 12 Jahrhundert der Bayerischen Staatsbibliothek in Munchen Veroffentlichungen zu Musica enchiriadis im OPAC der Regesta ImperiiEinzelnachweise Bearbeiten Dieter Torkewitz Das alteste Dokument zur Entstehung der abendlandischen Mehrstimmigkeit Archiv fur Musikwissenschaft Beiheft 44 Steiner Stuttgart 1999 ISBN 3 515 07407 4 hier S 13 Hartmut Hoffmann Bamberger Handschriften des 10 und des 11 Jahrhunderts MGH Schriften Band 39 Hahn Stuttgart 1995 v a S 15 Digitalisat Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Musica enchiriadis amp oldid 229919260