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Als gallikanischer Ritus oder gallikanische Liturgie wird eine Form der Liturgie bezeichnet die vorwiegend in Gallien bis zur Zeit von Pippin III ublich und verbreitet war Inhaltsverzeichnis 1 Liturgische Form 2 Geschichte 2 1 Herkunftsfrage 2 2 Verbreitung 2 3 Nachwirkungen 3 Siehe auch 4 Literatur 5 EinzelnachweiseLiturgische Form BearbeitenDer gallikanische Ritus zeigt deutliche Formunterschiede zur stadtromischen Liturgie wie sie ab dem 9 Jahrhundert bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil in der gesamten westlichen Kirche pragend fur die heilige Messe wurde 1 Unter den erhalten gebliebenen Messbuchern uberwiegt bei vielen ein weitschweifiger Gebetsstil wahrend andere eher knapp gehalten sind Die gottesdienstliche Struktur unterscheidet sich jedoch deutlich von der romischen wobei sie Ahnlichkeiten mit dem mozarabischen keltischen und auch dem ambrosianischen Ritus aufweist 1 Im Einzelnen gibt es folgende Unterschiede 1 Messe Das Trishagion wurde vor dem dreifachen Kyrie gesungen ausserdem vor und nach dem Evangelium Das Benedictus folgte dem Kyrie und das Benedicite Gesang aus Dan 3 EU wurde nach der alttestamentlichen Lesung gesungen Die Diptychen und der Friedenskuss erfolgten vor dem Hochgebet Das Hochgebet selbst wechselte bis auf die Einsetzungsworte nach dem Kirchenjahr Auf das eigentliche Hochgebet folgte ein Gebet post pridies das mitunter eine Art Epiklese darstellte Die Brotbrechung die von einer eigenen Antiphon begleitet wurde fand vor dem Vaterunser statt Der bischofliche Segen wurde unmittelbar im Anschluss an das Vaterunser erteilt 2 Ein trinitarischer Hymnus Trecanum genannt wurde wahrend der Kommunion gesungenTaufritus Das Glaubensbekenntnis erfolgte vor der eigentlichen Taufe Im Anschluss an die Taufe fand eine Fusswaschung stattGeschichte BearbeitenDer Zeitpunkt ab dem der gallikanische Ritus im Frankenreich ublich wurde wird von Forschern sehr unterschiedlich zwischen dem zweiten und dem funften Jahrhundert angesetzt 2 Ebenso sind die Grunde dafur warum die kirchlichen Gebrauche in Gallien Norditalien Spanien und den Britischen Inseln von denen Roms abwichen nicht bekannt 1 Herkunftsfrage Bearbeiten Uber die Herkunft der nicht romischen Liturgieformen des Westens hierzu zahlen neben dem gallikanischen u a der ambrosianische mozarabische und keltische Ritus gibt es mehrere Theorien 1 Ein alterer Erklarungsversuch fuhrt alle diese Liturgieformen auf einen apostolischen Ursprung in Ephesus zuruck Von Lyon aus sollen diese Ansatze sich durch das Wirken des Irenaus nach Westen in Gallien Spanien und Norditalien verbreitet haben Hiergegen wurde jedoch von Louis Duchesne eingewendet dass der gallikanische Ritus eine im 2 Jahrhundert undenkbare Differenzierung und Bindung an den Kalender vorausgesetzt hatte 1 Der zweite Ansatz der von Paul Cagin vertreten wurde geht davon aus dass die nicht romischen Formen allesamt Fruhformen des stadtromischen Ritus darstellen Jedoch beruht dies auf der unbewiesenen Annahme dass Papst Damasus I als Redaktor des romischen Ritus zu gelten habe 1 Die dritte weit verbreitete Ansicht der sich u a Duchesne anschloss nimmt an dass alle nicht romischen Liturgien ihren Ursprung in Mailand haben das an der Wende vom 4 zum 5 Jahrhundert sehr einflussreich war Nachdem jedoch die Autorschaft des Ambrosius an der Schrift De sacramentis in welcher der romische Kanon enthalten ist nachgewiesen wurde ist diese Ansicht nicht mehr aufrechtzuerhalten 1 Als Viertes kame noch die Moglichkeit in Frage dass die gallikanische Liturgie ortlich entstanden ist und zwar aufgrund der Einfuhrung wechselnder Gebete nach dem kirchlichen Kalender Der fruheste Nachweis hierfur ist die Bemerkung des Gennadius von Marseille uber einen Priester namens Musaeus um das Jahr 450 von dem gesagt wird dass er als erster Gebete und gottesdienstliche Lesungen nach den Festen ausgesucht haben soll und sie kurz darauf in einem umfangreichen Buch von Messen sacramentorum zusammengefasst hatte das in verschiedenen Abteilungen die Proprien der Gottesdienste und Jahreszeiten umfasst haben soll Die Zusammenstellung solcher Messen war damals in Gallien und Spanien eine weit verbreitete literarische Tatigkeit mit der auch Sidonius Apollinaris befasst war 1 Verbreitung Bearbeiten Die gallikanische Liturgie war im gesamten Frankenreich verbreitet jedoch unterschieden sich die liturgischen Brauche der einzelnen Diozesen zum Teil erheblich Ihre grosste Verbreitung erlebte die gallikanische Liturgie im 5 und 6 Jahrhundert Ab der Mitte des 7 Jahrhunderts vermischte sie sich mehr und mehr mit der stadtromischen Liturgie die durch liturgische Bucher nach Gallien gekommen war Pippin III und dessen Sohn Karl der Grosse versuchten den romischen Ritus als alleinigen durchzusetzen 2 Doch noch 835 musste Amalarius von Metz bei einem Besuch in Rom feststellen dass die dortige Liturgie sich erheblich von der ihm vertrauten unterschied und dass das Missale francorum von 730 anscheinend eine Kompilation romischer und gallikanischer Riten darstellte 3 Nachwirkungen Bearbeiten Auf den Einfluss des gallikanischen Ritus wird der Gebrauch von Weihrauch in der westlichen Kirche zuruckgefuhrt 3 Auch die Reihenfolge der Epistellesungen im Kirchenjahr wie sie heute in der romischen anglikanischen lutherischen und altkatholischen Kirche ublich ist kann auf den gallikanischen Ritus zuruckgefuhrt werden 4 Seit dem 17 Jahrhundert gab es Bestrebungen die gallikanische Liturgie wiederzuerwecken dies fuhrte zu einigen neo gallikanischen Liturgieentwurfen 1 Siehe auch BearbeitenFranzosisch Orthodoxe KircheLiteratur BearbeitenQuellenJohn Mason Neale George Hay Forbes The Ancient Liturgies of the Gallican Church Neuauflage Kessinger Publishing 2010 ISBN 9781167011115 LexikonartikelGallican rite In Frank Leslie Cross Elizabeth A Livingstone Hrsg The Oxford Dictionary of the Christian Church Oxford University Press Oxford 2005 ISBN 9780192802903 S 655 f Jonathan Black Gallican rite In Everett Ferguson Hrsg Encyclopedia of Early Christianity Second Edition Routledge 2013 ISBN 9781136611582 S 450 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g h i j Frank Leslie Cross Elizabeth A Livingstone Hrsg The Oxford Dictionary of the Christian Church Oxford University Press Oxford 2005 ISBN 9780192802903 S 656 a b c Jonathan Black Gallican rite In Everett Ferguson Hrsg Encyclopedia of Early Christianity Second Edition Routledge 2013 ISBN 9781136611582 S 450 a b Renate Haass Weihrauch der Duft des Himmels J H Roll Verlag 2006 ISBN 9783897542525 S 177 Lukas Lorbeer Die Sterbe und Ewigkeitslieder in deutschen lutherischen Gesangbuchern des 17 Jahrhunderts Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2012 ISBN 9783525564028 S 536 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gallikanischer Ritus amp oldid 228412859