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Dieser Artikel befasst sich mit dem historischen Gebiet Gallien Zum franzosischen Radrennfahrer siehe Pierre Gallien Als Gallien lateinisch Gallia bezeichneten die Romer den Raum der uberwiegend von jenem Teil der keltischen Volksgruppen besiedelt war den die Romer Gallier Galli nannten Caesar nennt ausserdem Belger und Aquitanier Belgae und Aquitani als Bewohner des Gebiets Karte Galliens und seiner Stamme vor der vollstandigen Eroberung durch Caesar 58 v Chr Das 1875 entdeckte chemische Element Gallium wurde nach Gallien als dem angenommenen Vorlaufer Frankreichs benannt Inhaltsverzeichnis 1 Geographische Lage 2 Geschichte 2 1 Kelten 2 2 Romische Eroberung 2 3 Kaiserzeit und Romanisierung 2 4 Spatantike 3 Siehe auch 4 Literatur 5 Weblinks 6 BelegeGeographische Lage Bearbeiten Reste aus dem romischen Gallien in Arles Romische Provinzen und Stamme in Gallien im spaten 1 Jh v Chr Gemeinhin wird angenommen die Idee nur das Gebiet zwischen Pyrenaen und Rhein als Gallien zu bezeichnen obwohl auch rechts des Rheins und sudlich der Pyrenaen Kelten siedelten gehe auf Caesar zuruck In modernen geographischen Begriffen gesprochen entspricht dieses Gallien im Wesentlichen dem heutigen Frankreich Belgien Teilen Westdeutschlands Trier lag in Gallien sowie ein nordwestliches Drittel der Schweiz und Norditalien also dem Gebiet zwischen dem Rhein im Osten den Alpen und dem Mittelmeer im Suden den Pyrenaen und dem Atlantik im Westen sowie dem Armelkanal und der Nordsee im Norden Die Poebene gehorte bis ca 200 v Chr nicht zum Romischen Reich sondern zu Gallien Um das Jahr 200 v Chr eroberten die Romer dieses keltische Gebiet und nannten es spatestens ab sullanischer Zeit Gallia cisalpina Gallien diesseits der Alpen Seine Einwohner bekamen von Caesar das romische Burgerrecht die Gallia cisalpina verlor in der Folgezeit ihre keltische Pragung und wurde zu einem Teil Italiens Zur Unterscheidung bezeichnete man das Gebiet jenseits der Alpen als Gallia transalpina spater als Gallia Narbonensis Geschichte BearbeitenKelten Bearbeiten Vor der keltischen Besiedlung sind mehrere Kulturen archaologisch belegt Seit etwa 700 v Chr bis 600 v Chr wurde Gallien von keltischen Volksgruppen besiedelt die das Gallische eine keltische Sprache in diesem Gebiet einfuhrten Die nichtkeltischen Stamme der Iberer nordlich der Pyrenaen und der Ligurer am Mittelmeer blieben dabei vorerst eigenstandig Etwa im Jahre 600 v Chr grundeten ionische Griechen an der Mundung der Rhone die Stadt Massilia heute Marseille Massilia entwickelte sich zu einer bestimmenden Stadt in der Region Das Gebiet in der Poebene das von den keltischen Stammen der Cenomanen Insubrer und Boier besiedelt wurde kam 203 v Chr unter romische Herrschaft Das Gebiet wurde zur romischen Provinz Gallia cisalpina Romische Eroberung Bearbeiten Ab 125 v Chr begann Rom mit der Eroberung der Mittelmeerkuste sowie des Rhonetals 122 v Chr grundeten die Romer die Stadt Aquae Sextiae das heutige Aix en Provence 121 v Chr richteten die Romer die Provinz Gallia Narbonensis etwa die heutige Provence und das heutige Languedoc mit dem wenig spater 118 v Chr gegrundeten Verwaltungszentrum Narbo ein 113 v Chr begann der Einfall der germanischen Kimbern und Teutonen in das heutige Sudfrankreich und Oberitalien Im Jahr 105 v Chr konnten diese Stamme zwei romische Heere an der Rhone bei Arausio schlagen was in Rom zu Panik fuhrte Erst im Jahr 102 v Chr besiegte der romische Feldherr Gaius Marius die Teutonen bei Aquae Sextiae 101 v Chr siegte Marius in Oberitalien nahe dem Ort Vercellae Vercelli dann auch uber die Kimbern In den Jahren 58 51 v Chr wurde Gallien bis zum Rhein vom romischen Feldherrn Gaius Iulius Caesar in einer Reihe teils sehr blutig gefuhrter Feldzuge erobert Der letzte grosse gallische Aufstand unter Vercingetorix im Jahre 52 v Chr wurde in der Schlacht um Alesia schliesslich niedergeschlagen Caesar berichtet uber diesen Konflikt der ein aus innenpolitischen Grunden gefuhrter Angriffskrieg war in seinem Werk De bello gallico Der Gallische Krieg An seinem Ende hatten nach modernen Schatzungen W Will viele Millionen Gallier den Tod gefunden Das eroberte Gebiet wurde nach Osten bis an die naturliche Grenze des Rheins ausgedehnt und umfasste damit auch das Siedlungsgebiet einiger germanischer Stamme Die Drusus Feldzuge 12 bis 9 v Chr schufen vorubergehend bis zu immensum bellum 1 bis 5 n Chr und clades Variana der Varusniederlage im Teutoburger Wald 9 n Chr eine rechtsrheinische Vorfeldkontrolle zur Sicherung Galliens gegen germanische Einfalle Kaiserzeit und Romanisierung Bearbeiten Die gallischen Provinzen Narbonensis Aquitania Lugdunensis und Belgica zur Zeit von Kaiser Trajan 117 n Chr Im Zuge der folgenden Befriedung des ausgebluteten Gebietes wurde eine romische Zivilverwaltung eingesetzt Als Amtssprache wurde Latein verwendet Dieses entwickelte sich parallel zu den anderen nicht italischen Provinzen unter Einfluss der einheimischen Sprache hier also des Gallischen spater zum Vulgarlatein das die hauptsachliche Sprachgrundlage des spateren Franzosischen bildet Es entstand eine galloromische Kultur Insbesondere in Nimes und Arles finden sich noch heute bedeutende romische Bauten der Periode Den nordlich des Po in Italien lebenden keltischen Stammen wurde unter Caesar ab 49 v Chr das romische Burgerrecht gewahrt die ehemalige Provinz Gallia Cisalpina wurde sodann ab 41 v Chr zum festen Bestandteil des romischen Reiches Im transalpinen Gallien dem eigentlichen Gallien hingegen wurde das Burgerrecht an die lokalen Eliten vergeben um als Anreiz zur Kooperation mit Rom zu dienen Das Gebiet scheint sich in der Folge rasch okonomisch erholt zu haben Unter Kaiser Augustus 27 v Chr 14 n Chr wurde Gallien administrativ in das Imperium Romanum eingegliedert Die neu entstandene Provinz Narbonensis hatte aufgrund ihrer Lage und Historie bereits fruher enge Verbindungen zum romischen Mutterland Aus der Gallia comata entstanden drei Provinzen Gallia Aquitania Gallia Lugdunensis und Gallia Belgica die haufig auch als die Tres Galliae bezeichnet wurden Lugdunum Lyon wurde Ort eines zentralen Kaiserkulttempels fur die drei gallischen Provinzen ohne die Belgica Besonders in Sudgallien hatte die Romanisierung dann bereits unter Kaiser Claudius einen Grad erreicht der es ermoglichte romische Gallier in den Senat aufzunehmen Unter Domitian entstanden aus den beiden Militarbezirken am Rhein um 85 n Chr die beiden Provinzen Germania superior und Germania inferior Im 2 Jahrhundert scheinen die gallischen Provinzen dann einen ersten Hohepunkt ihrer okonomischen und kulturellen Entwicklung erlebt zu haben 212 verlieh Kaiser Caracalla schliesslich allen freien Reichsbewohnern auch den Galliern das romische Burgerrecht Constitutio Antoniniana Die erste Blute des romischen Galliens endete wahrend der Zeit der Reichskrise des 3 Jahrhunderts als das Gebiet von plundernden ausseren Feinden und inneren Unruhen Bagauden heimgesucht wurde und ab 260 einige Jahre faktisch unabhangig von Rom war bevor Kaiser Aurelian dieses Imperium Galliarum wieder unterwarf Spatantike Bearbeiten Historische Karte Galliens unter Romischer Herrschaft aus Droysens Historischem Handatlas 1886In der Spatantike stabilisierte sich seit Diokletian die Lage wieder Um 300 wurden zahlreiche Festungsanlagen modernisiert in Lutetia Paris Augusta Treverorum Trier und Vienne residierten zeitweilig romische Kaiser Seit der Reichsreform unter Diokletian war das romische Reich in vier Prafekturen Gallia Illyricum Italia et Africa Oriens und 15 Diozesen eingeteilt Die Prafektur Gallia bestand aus den Diozesen Hispaniae XV Septem Provinciarum ehemals Viennensis XIV Galliae XIII und Britanniae XII wobei letztere bereits um 400 von den Romern geraumt wurde Das Christentum hatte vor allem in Sudgallien bereits im 2 Jahrhundert Fuss gefasst 177 war es in Lyon zu einer schweren Verfolgung gekommen und erlebte nach 312 eine rasche Verbreitung wenngleich die alten Kulte mit abnehmender Anzahl von Anhangern vor allem auf dem Land noch bis weit ins 5 Jahrhundert fortbestanden Gerade im 4 Jahrhundert als sich mehrere Kaiser langere Zeit in Gallien aufhielten so konnte etwa Julian um 357 noch einmal die Rheingrenze gegen Plunderer sichern erlebte die antike Kultur in der Region eine Blute wie etwa das Werk des Ausonius illustriert Die administrative und urbane Struktur Galliens in der Zeit um 400 gibt die Notitia Galliarum wieder ein Verzeichnis der dortigen Provinzen und Stadte Die sogenannte Volkerwanderung die gegen Ende des 4 Jahrhunderts einsetzte beendete fur Gallien um 400 eine lange Zeit des erneuten Wohlstandes und relativen Friedens als Teil des romischen Reiches Mit dem Rheinubergang von 406 drangen grosse germanische Kriegergruppen Vandalen Alamannen Westgoten Burgunden Franken nach Gallien ein Im 5 Jahrhundert etablierten die Franken Burgunden und Westgoten ihre Herrschaft in Gallien lange Zeit als Foderaten in romischen Diensten nach dem Zusammenbruch der kaiserlichen Herrschaft dann als faktisch souverane Reiche Der letzte Kaiser der seine Anspruche in Gallien kurzzeitig durchzusetzen vermochte war gegen 470 Anthemius Noch vor dem Ende des westromischen Kaisertums 476 zerbrach die romische Herrschaft in Gallien In Nordgallien operierte um 470 der romische Befehlshaber Paulus der im Kampf gegen sachsische Plunderer unter Adovacrius fiel Bis 486 87 hielt sich in Nordgallien noch Syagrius der Sohn des Heermeisters magister militum Aegidius der nach seinem Zerwurfnis mit der westromischen Regierung hier einen eigenstandigen Herrschaftsbereich errichtet hatte Syagrius wurde Gregor von Tours zufolge als Konig der Romer rex Romanorum bezeichnet ob dies zutrifft ist unklar 486 87 wurde sein Herrschaftsbereich von Chlodwig I gewaltsam in das Frankenreich inkorporiert Chlodwig besiegte 507 auch die Westgoten womit ganz Gallien bis auf die Mittelmeerkuste frankisch war Chlodwigs Sohne und Enkel konnten bis 540 dann auch diese Gebiete erobern Wahrend einer langeren Ubergangszeit wurde die antik romische Kultur aber noch von der galloromischen Aristokratie gepflegt siehe auch Galloromischer Senatsadel und insbesondere von der romisch katholischen Kirche tradiert Die Bezugnahme auf das Imperium Romanum blieb noch im ganzen 6 Jahrhundert eine von mehreren Moglichkeiten seinen sozialen Rang zu legitimieren Bekannte Personlichkeiten dieser Transformationsepoche waren unter anderem Sidonius Apollinaris Avitus von Vienne Venantius Fortunatus und Gregor von Tours Auch das westgotische und frankische Konigtum knupfte nach dem Untergang Westroms an die spatantike Tradition an Die Galloromische Kultur verlor jedoch infolge des Umbruchsprozesses viel von ihrem antiken Charakter und spatestens im spaten 6 Jahrhundert begann in der Region das Fruhmittelalter 1 Siehe auch BearbeitenGalloromanische SprachenLiteratur BearbeitenOlivier Buchsenschutz u a Gallien Frankreich In Reallexikon der Germanischen Altertumskunde RGA 2 Auflage Band 10 Walter de Gruyter Berlin New York 1998 ISBN 3 11 015102 2 S 345 402 Paul Marie Duval Gallien Leben und Kultur in romischer Zeit Stuttgart 1979 Ubersetzung Carl Helmut Steckner Weblinks Bearbeiten Wiktionary Gallien Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme UbersetzungenBelege Bearbeiten Vgl Ian N Wood The Merovingian Kingdoms Harlow 1994 S 5 32 46 5 2 9 Koordinaten 47 N 3 O Normdaten Geografikum GND 4019150 3 lobid OGND AKS VIAF 242520115 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gallien amp oldid 235375407