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Als Bagauden wurden im 3 Jahrhundert und in der Spatantike bewaffnete Bauern und Hirten in Gallien und Hispanien bezeichnet die sich gegen die romische Obrigkeit erhoben Inhaltsverzeichnis 1 Uberblick 2 3 Jahrhundert 3 5 Jahrhundert 4 Quellensammlung 5 Literatur 6 AnmerkungenUberblick BearbeitenDer Name Bagaudes ist eventuell von keltisch baga Kampf Krieg abgeleitet und damit als Kampfer bzw Streiter zu deuten Nach Johann Kaspar Zeuss Gramm celtica 790 lasst er sich wohl am passendsten mit die Streitbaren ubersetzen Vieles bezuglich der Bagauden ihrer Herkunft und ihrer Motive ist aufgrund der schwierigen Quellenlage unklar Vielleicht revoltierten sie gegen die zunehmende Schollenbindung die Bindung der Bauern an ein bestimmtes Stuck Land und den stetig steigenden Steuerdruck Nach Ansicht mancher Althistoriker handelte es sich bei den Bagauden aber eher um lokale Milizen die in Zeiten einer geschwachten Zentralmacht ihre Verteidigung selbst organisieren mussten und sich schliesslich vom Reich lossagten Moglicherweise verbergen sich hinter der Bezeichnung Bagauden auch ganz verschiedene Gruppen wie z B verarmte Kolonen entlaufene Sklaven Deserteure Plunderer sozial Deklassierte etc was zumindest die Widerspruchlichkeit der Quellen erklaren konnte Anders als die Rauberbanden aus fruheren Zeiten reprasentierten die Bagauden zumindest in Teilen ziemlich sicher jene Provinzialen die sich vom romischen Imperium im Stich gelassen und ausgebeutet fuhlten Ihr Auftreten war ein Symptom fur die Schwache der romischen Zentralregierung 3 Jahrhundert BearbeitenDie Bagauden tauchen erstmals wahrend der so genannten Reichskrise des 3 Jahrhunderts in den antiken Quellen auf als sich die gallische Landbevolkerung um 283 gegen Kaiser Carinus 283 285 erhob 1 Da dieser mit Kampfen gegen andere Usurpatoren vollauf beschaftigt war konnte er der Rebellion nicht wirksam entgegentreten so dass sie sich rasch ausbreitete Die Bauern und Landarbeiter stellten das Fussvolk die Hirten die Reiterei nachdem sie sich zwei Anfuhrer aus ihrer Mitte gewahlt hatten zogen sie plundernd durch ganz Gallien Sie konnten erst zu Beginn der Regierungszeit des romischen Kaisers Diokletian 284 305 effektiv bekampft werden als ihre Anfuhrer nennt Aurelius Victor Caesares 39 17 zwei Manner namens Aelianus und Amandus Diokletian ernannte seinen Mitstreiter Maximian 286 305 zum Augustus im Westen und beorderte ihn nach Gallien wo ihm schliesslich in den Jahren zwischen 285 und 286 mit Unterstutzung des Flottenbefehlshabers Carausius die Niederschlagung des Aufstandes gelang 2 Laut einer Lobrede auf Maximian soll dieser die Bagauden gezuchtigt haben die Reiter sein wollten und sich wie feindliche Barbaren verhielten Dabei liessen sie ihren Hass wohl bevorzugt an den Grossgrundbesitzern und Steuereintreibern aus 5 Jahrhundert BearbeitenWahrend des 4 Jahrhunderts als das Imperium Romanum wieder stabilisiert werden konnte schweigen die Quellen uber die Bagauden Dies andert sich mit Beginn des 5 Jahrhunderts In den auf den Tod des Kaisers Theodosius I 395 folgenden unruhigen Zeiten schwand die Macht der westromischen Zentralregierung in Gallien und Hispanien immer mehr es geschah nun dass aus kleinen Banden wieder grosse Beutegemeinschaften wurden gegen die mit einer ganzen Armee vorgegangen werden musste Dies ging sogar so weit dass sich 407 der romische Feldherr Sarus den ungehinderten Ubergang uber die Alpen von den dortigen Bagauden durch Uberlassung seiner gesamten Beute erkaufen musste 3 Der christliche Chronist Salvian von Marseille bezeichnet in der Mitte des 5 Jahrhunderts die Bagauden als Gruppierungen die alle jene in ihre Reihen aufnahmen die der ungerechten und korrupten romischen Ordnung entfliehen wollten Er erwahnt dabei auch dass die gewohnlichen spanischen und gallischen Provinzialen sogar von den Barbaren besser behandelt wurden als von der romischen Regierung Sie die armsten Romer suchen bei den Barbaren die Menschlichkeit der Romer weil sie bei den Romern die barbarische Unmenschlichkeit nicht mehr ertragen konnen Deshalb wandern sie scharenweise zu den Goten oder zu den Bagauden oder anderen Barbaren die ja allenthalben herrschen Und daher kommt es dass auch die die nicht zu den Barbaren fliehen doch gezwungen werden Barbaren zu sein wie zum Beispiel ein grosser Teil der Hispanier und ein nicht geringer der Gallier und endlich alle welche wegen der auf dem ganzen Erdkreis verbreiteten romischen Ungerechtigkeit keine Romer mehr sein konnen 4 Man vermutet dass Salvian damit eine ernste Mahnung an die Eliten formulieren wollte endlich wieder gerechter mit ihren Untertanen zu verfahren 5 Um 430 erwahnen zeitgenossische Quellen Regionen in Gallien in denen sich die Menschen von der romischen Obrigkeit losgesagt hatten und nach eigenen Gesetzen lebten Trotzdem schafften die Bagauden es nicht sich politisch zu organisieren oder auch nur eine Art Gruppenidentitat zu bilden um ihren berechtigten Forderungen mehr Nachdruck zu verleihen Nur bei Gefahr verbundeten sie sich mit anderen Gruppen um beispielsweise ihre Heimatregionen gegen Eindringlinge zu verteidigen wenn keine regularen Truppen in der Nahe standen Mitunter schlossen sie sich ihnen aber auch den Invasoren an insbesondere wenn es galt die Stadte zu belagern oder die provinziale Oberschicht terrorisieren zu konnen Ihre losen Verbande wurden aber einer nach dem anderen wieder zerschlagen sehr oft auch mit Unterstutzung von Foderaten die das Imperium nicht nur nach aussen sondern auch nach innen schutzten Kurz nachdem Alarichs Manner 410 Rom geplundert hatten wurden sie nach Sudgallien in Marsch gesetzt um dort einen grosseren Aufstand der Bagauden zu unterdrucken Schliesslich wurden die Bagauden unter Tibatto und Basilius von regularen westromischen Truppen und den diesen zur Hilfe geeilten Westgoten besiegt und zerstreut In den 430er Jahren ubernahmen diese Aufgabe hunnische Truppen die von der romischen Regierung sudlich der Loire gegen Bagauden eingesetzt wurden Wie die kaiserlichen Beamten hatten auch die Foderaten grosses Interesse daran solche Unruhen rasch zu beenden da auch sie in hohem Masse auf die regelmassigen Steuereinnahmen angewiesen waren Manche von ihnen wechselten wie spater die Bevolkerung im Dreissigjahrigen Krieg wohl von einem Heerhaufen zum andern uber je nachdem welcher bessere Lebensbedingungen bot Nach einem Bericht aus dem 5 Jahrhundert schloss sich z B der Medicus Eudoxius zuerst den Bagauden und spater den Hunnen an Wegen der hohen Steuer und Abgabenforderungen der romischen Statthalter flossen den Bagauden immer mehr Unzufriedene und Verzweifelte zu Gegen Mitte des 5 Jahrhunderts waren die Gruppen so stark angewachsen dass sie schliesslich zeitweilig ihre eigenen Gemeinwesen grundeten und von den foderierten Barbaren fast als gleichberechtigt angesehen wurden Auch in der hispanischen Provinz Tarraconensis spielten Bagauden bei den Kampfen wahrend der Volkerwanderungszeit eine bedeutende Rolle 6 Quellensammlung BearbeitenBela Czuth Die Quellen der Geschichte der Bagauden Szeged 1965 Literatur BearbeitenAlexander Demandt Die Spatantike Romische Geschichte von Diocletian bis Justinian 284 565 n Chr 2 vollstandig bearbeitete und erweiterte Auflage Munchen 2007 ISBN 978 3 406 55993 8 speziell S 370f Handbuch der Altertumswissenschaft Abt 3 Teil 6 John F Drinkwater The Bacaudae of fifth century Gaul In John F Drinkwater Hugh Elton Hrsg Fifth century Gaul A crisis of identity Cambridge 1992 ISBN 0 521 41485 7 S 208 217 Juan Carlos Sanches Leon Los Bagaudas Rebeldes demonios martires Jaen 1996 Otto Seeck Bagaudae In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Band II 2 Stuttgart 1896 Sp 2766 f Roland Steinacher Was ist ein Barbar In Spektrum der Wissenschaft Spezial Archaologie Geschichte Kultur 1 2015 S 20 25 Patrick J Geary Europaische Volker im fruhen Mittelalter Zur Legende vom Werden der Nationen Europaische Geschichte Fischer Taschenbuch Verlag Frankfurt am Main 2002 ISBN 3 596 60111 8 S 122 124 Anmerkungen Bearbeiten Eumenius pan III 5 exacerbatas saeculi prioris iniuriis provincias II 4 priorum temporum labes Eumenius pan II 4 III 5 VI 8 Eutropius IX 20 3 Vict Caes 39 17 19 Zonar XII 31 Otto Seeck Geschichte des Untergangs der antiken Welt I 23 S 397 Zosimus VI 3 5 Chronica Gallica anno 452 133 zit nach Frye Salvianus von Marseille Von der Weltregierung Gottes De gubernatione dei V 5 Zitiert nach Des Presbyters Salvianus von Marseille erhaltene Schriften Ubersetzt von Anton Meyer Munchen 1935 S 159f Hydatius chron 125 128 141 142 158 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bagauden amp oldid 237779599