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Theodosius I griechisch 8eodosios Aʹ eigentlich Flavius Theodosius 11 Januar 347 in Cauca Hispanien 17 Januar 395 in Mediolanum auch Theodosius der Grosse lateinisch Theodosius Magnus war von 379 bis 394 Kaiser im Osten des Romischen Reiches und von September 394 bis Januar 395 einige Monate lang de facto letzter Alleinherrscher des Gesamtreiches wiewohl er zu keinem Zeitpunkt der einzige Augustus im Imperium war Darstellung Theodosius I auf einer romischen MunzeDie Regierungszeit des Theodosius war verbunden mit einschneidenden Veranderungen fur das spatantike Imperium Romanum So wurde 382 mit Teilen der Goten erstmals eine grosse Gruppe von Germanen als autonomer Verband unter eigenen Herrschern als Foederaten auf dem Boden des Reiches angesiedelt wahrend Theodosius im Inneren das Christentum faktisch zur alleinigen Staatsreligion erhob und Gesetze gegen das Heidentum und insbesondere gegen christliche Haresien erliess Nach einem Burgerkrieg verwirklichte Theodosius fur kurze Zeit ein letztes Mal die Einheit des Imperiums Nach seinem Tod 395 fuhrte die damit verbundene Aufteilung des Reiches in zwei Herrschaftsbereiche unter seinen beiden Sohnen jedoch letztlich zur endgultigen Trennung in ein Westromisches und ein Ostromisches Reich wenngleich diese von den Zeitgenossen nicht als solche wahrgenommen wurde und das Imperium Romanum staatsrechtlich als Einheit fortbestand Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Die fruhen Jahre 1 2 Theodosius erste Regierungsjahre im Osten 1 3 Eingreifen im Westen und Konsolidierung des Reiches 1 4 Letzte Regierungsjahre und Tod 2 Religionspolitik 2 1 Christlicher Kaiser 2 2 Die Auseinandersetzung mit Ambrosius 2 3 Bewertung der Religionspolitik 3 Familie 4 Rezeption 4 1 Im Urteil der Zeitgenossen 4 2 In der Forschung 5 Bewertung 6 Quellen 7 Literatur 8 Weblinks 9 AnmerkungenLeben BearbeitenDie fruhen Jahre Bearbeiten Flavius Theodosius wurde am 11 Januar 347 in Cauca dem heutigen Coca geboren einer Kleinstadt in der nordwestlichen hispanischen Provinz Gallaecia Sein Vater der ebenfalls Flavius Theodosius hiess und unter Kaiser Valentinian I ein erfolgreicher Heerfuhrer war besass hier grossere Besitzungen Seine Grosseltern vaterlicherseits Honorius und Thermantia waren wohl schon nicaenische Christen genauso wie sein Vater und er selbst Theodosius hatte einen Bruder Honorius dessen Tochter Serena er spater adoptierte Diese erreichte durch die Heirat mit dem Heermeister Stilicho noch grossen Einfluss Der junge Theodosius verbrachte die Kindheit in seiner hispanischen Heimat Uber seinen Bildungsweg ist kaum etwas bekannt ausser dass er Interesse an geschichtlichen Studien zeigte und auch sonst sehr aufgeschlossen gewesen sein soll Aufgrund seiner gehobenen Herkunft durfte er eine standesgemasse Erziehung erhalten haben Ab 368 ist er im Gefolge seines Vaters bezeugt Dort schlug er eine militarische Laufbahn ein und nahm mit ihm zusammen an den Feldzugen in Britannien 368 369 an dem Feldzug gegen die Alamannen 370 am Rhein sein Vater hatte zu diesem Zeitpunkt bereits den Rang eines magister equitum praesentalis inne war also Kommandeur der Reiterei der Hofarmee und gegen die Sarmaten 372 373 im Donauraum teil Vermutlich durch den Einfluss des Vaters wurde Theodosius zum dux Moesiae superioris spater dux Moesiae primae befordert womit ihm eine eigene Militarprovinz auf dem Balkan unterstand Diese Art der Protegierung war damals keineswegs unublich und der jungere Theodosius schien den Aufgaben durchaus gewachsen Im Jahr 373 wurde der Vater schliesslich zur Unterwerfung des Usurpators Firmus nach Africa abberufen wahrend sein Sohn 374 die Sarmaten welche die Donau uberschritten hatten in Pannonien etwa dem heutigen Ungarn schlug Somit hatte er sich als Befehlshaber bewiesen und war als Militar durchaus angesehen Ende 375 starb Valentinian I und 376 beendete Theodosius plotzlich seine militarische Karriere und zog sich auf seine heimatlichen Besitzungen nach Hispanien zuruck Die Grunde dafur sind ausserst vielschichtig und auch widerspruchlich Jedenfalls steht der Ruckzug offensichtlich in enger Verbindung mit dem Tod seines Vaters der im Zusammenhang mit dem Aufstand des Firmus und der darauf folgenden Untersuchung gegen den angesehenen afrikanischen Statthalter Romanus wohl zu Unrecht des Hochverrats angeklagt und zum Tode verurteilt worden war Wahrscheinlich wurde er das Opfer eines Machtkampfes um die Kontrolle des jungen Kaisers Gratian Der jungere Theodosius heiratete noch im gleichen Jahr Aelia Flaccilla eine Frau aus dem hispanischen Provinzadel die 377 seinen altesten Sohn Arcadius zur Welt brachte Ansonsten widmete er sich der Verwaltung seiner Guter Nach Lage der Dinge konnte Theodosius wohl kaum mehr damit rechnen je wieder im Militardienst aktiv zu werden Doch die Sachlage veranderte sich dramatisch als am 9 August 378 die Schlacht von Adrianopel stattfand Theodosius erste Regierungsjahre im Osten Bearbeiten In dieser Schlacht beim heutigen Edirne fiel der Augustus des Ostens Valens im Kampf gegen die Goten Diese waren unter ihrem Anfuhrer Fritigern vor den Hunnen ausgewichen und 376 uber die Donau gekommen nachdem Valens der ihre Kampfkraft nutzen wollte ihnen Aufnahme im ostlichen Reichsteil gewahrt hatte wo sie jedoch bald darauf wegen schlechter Behandlung durch die lokalen romischen Funktionare rebellierten Mit ihnen kampfte bei Adrianopel auch die so genannte Dreivolker Konfoderation Sie bestand aus alanischen Kriegern die vor den Hunnen aus ihrer alten Heimat nordlich des Kaukasus geflohen waren ferner aus rebellischen Hunnen und aus gotischen Greutungen die sich ebenfalls dem Zugriff der Hunnen entzogen hatten und eigentlich den Romern dienen wollten Zwei Drittel des kaiserlichen Bewegungsheeres also der schlagkraftigen Einsatztruppen im Osten gingen mit Valens unter Den Goten stand nun der Balkanraum zur Plunderung offen auch wenn es Valens Witwe Albia Domnica offenbar gelang mit Hilfe einer eilends in Adrianopel ausgehobenen Burgermiliz ein Vorrucken des Feindes gegen Konstantinopel zu verhindern Nach dieser Katastrophe rief der Westkaiser Gratian der sich ausserstande sah selbst in den Osten zu eilen Theodosius aus Hispanien zuruck Die Grunde fur diese Entscheidung sind in der Forschung umstritten Am wahrscheinlichsten durfte aber sein dass Gratian schlicht einen fahigen General benotigte sein Mitkaiser Valentinian II war noch ein Kind In Sirmium ernannte Gratian Theodosius zunachst zum Heermeister uber Illyrien Theodosius konnte rasch einige Erfolge verbuchen so in Pannonien wo er die Sarmaten schlug die erneut die Donau uberquert hatten Nach Ansicht einiger Forscher liess er sich bereits jetzt selbst eigenmachtig zum Kaiser ausrufen und war demnach formal ein Usurpator die genauen Vorgange jener Wochen sind aber kaum zu rekonstruieren 1 Es ist aber damit zu rechnen dass Gratian dem erfolgreichen General angesichts der schwierigen Lage den Purpur nicht verweigern konnte wollte er einen Burgerkrieg vermeiden Am 19 Januar 379 erhob Gratian Theodosius daher zum Augustus blieb aber selbst als senior Augustus formal hoherrangig Auch Valentinian II blieb dem neuen Kaiser de iure ubergeordnet da er obwohl noch ein Kind ebenfalls dienstalter war Theodosius wurde von Gratian die Praefectura Orientis zugewiesen einschliesslich der Diozesen Dakien und Makedonien Damit unterstand Theodosius in etwa der Raum den bereits Valens regiert hatte und der nach der Reichsteilung 395 dem Ostreich zugeschlagen werden sollte 2 Die Manner die fur den Tod seines Vaters verantwortlich gewesen waren waren zu diesem Zeitpunkt bereits nicht mehr am Leben Mit grosser Energie kummerte sich Theodosius in der Folgezeit um die Sicherung seines Herrschaftsbereiches Als Residenzort hatte er zunachst aus strategischen Grunden Thessaloniki gewahlt von wo aus er nun die Armee oder besser gesagt deren Reste reorganisierte Im Zuge dieser Reorganisation nahm die Barbarisierung der Truppenteile zu obwohl sich auch eine ganze Anzahl von romischen Generalen im Stab des Theodosius fand Theodosius ging zunachst erfolgreich ab 380 gegen die Goten unter Fritigern auf dem Balkan vor erlitt jedoch schliesslich eine Niederlage Sie zwang ihn bei Gratian um Hilfe zu bitten der ihm daraufhin zwei seiner erfahrensten Generale uberliess Bauto und Arbogast Gratian erhielt 380 auch die Diozesen Dakien und Makedonien zuruckerstattet Ende desselben Jahres erkrankte Theodosius so schwer dass er sich daraufhin taufen liess es war in der damaligen Zeit nicht ublich schon als Kind getauft zu werden Dadurch war Theodosius nun jedoch eventuellen kirchlichen Sanktionen ausgesetzt die in der Folgezeit auch auf ihn zukamen so etwa im Konflikt mit dem einflussreichen Bischof von Mailand Ambrosius siehe dazu die Religionspolitik des Theodosius Am 3 Oktober 382 schloss der Heermeister Flavius Saturninus im Auftrag des Kaisers mit den Goten offenbar einen Vertrag ab in dessen Zusammenhang sie zu so genannten Foederati erhoben wurden Sie durften nun sudlich der unteren Donau siedeln mussten aber Rom Waffenhilfe leisten Dieser Gotenvertrag markierte nach Ansicht der meisten Historiker einen Wendepunkt in der romischen Geschichte Einige andere Gelehrte verweisen allerdings auf die sehr schlechte Quellenlage Naheres berichtet erst Jordanes fast 200 Jahre nach den Ereignissen stellen die angebliche Besonderheit der Abmachungen in Frage und bezweifeln teils sogar dass uberhaupt ein Vertrag geschlossen wurde zum Beispiel Guy Halsall 3 Nach traditioneller Ansicht war die besondere Bedeutung des Gotenvertrages die folgende Bisher waren besiegte Germanen zwar als dediticii Unterworfene aufgenommen worden hatten aber keine Rechte ausser der personlichen Freiheit Das foedus von 382 sorgte jedoch dafur dass die angesiedelten Goten zu Reichsbewohnern wurden zugleich aber formal nicht zu Romern sie durften auch keine Ehen mit romischen Burgern eingehen Das von ihnen besiedelte Land blieb auch weiterhin romisches Staatsgebiet doch galten die Goten wohl als autonom Die Goten mussten dafur den Kaisern als Krieger dienen allerdings unter eigenen Fuhrern und wurden vom romischen Staat versorgt das Oberkommando kam aber romischen Offizieren zu Trotz grosser Zugestandnisse an die Goten starkte dieser Vertrag die Wehrkraft Roms worauf es Theodosius in erster Linie ankam wenn sich auch in den nachfolgenden Jahren zahlreiche Nachteile dieses Vertrags bemerkbar machen sollten Als ein erster Schritt fur den Niedergang und die Auflosung Roms kann dieser Vertrag jedoch nach Ansicht der neueren Forschung sicher nicht gedeutet werden 4 Zudem erkannte damit Theodosius nur die faktischen Verhaltnisse an Die gotischen Krieger waren kaum wieder aus dem Reich zu drangen So gesehen war dies eine flexible Massnahme des Kaisers der damit wenigstens zeitweise fur Ruhe sorgte und nun uber zusatzliche Truppen verfugen konnte 5 Eingreifen im Westen und Konsolidierung des Reiches Bearbeiten Im Jahr 383 wurde Magnus Maximus ein romischer General hispanischer Herkunft von seinen Truppen in Britannien zum Augustus erhoben Der Grund war unter anderem die Unzufriedenheit im Militar uber das Verhalten Gratians der sich lieber mit Alanen als mit romischen Offizieren umgab Gratian zog dem Usurpator entgegen In der Nahe des heutigen Paris lief der Grossteil seines Heeres aber zu Maximus uber und kurz darauf wurde Gratian in Lyon ermordet Theodosius der ohnehin ein angespanntes Verhaltnis zu Gratian gepflegt hatte und im Osten gebunden war er befand sich mitten in den Vorbereitungen fur einen dann abgeblasenen Feldzug gegen die Perser liess Maximus vorerst gewahren Es kam daher zu einer Teilung der Herrschaft im Westen wobei Gratians junger Halbbruder Valentinian II der nun nominell der senior Augustus war nur Italien und Africa erhielt der Rest des Westens wurde Maximus ubertragen der in Trier residierte In den folgenden Jahren widmete sich Theodosius der Verwaltung des Ostens Er ging gegen die fast allgegenwartige Korruption im Beamtenapparat vor Allerdings gelangen ihm keine wesentliche Besserung der wirtschaftlichen Lage und auch keine durchschlagenden Reformen im Bereich des Steuerwesens auch wenn man ihm hier keine Versaumnisse vorwerfen kann Theodosius hatte es zwar nicht geschafft den zivilen Verwaltungsapparat luckenlos zu durchdringen wohl aber erreichte er in Teilen eine Verbesserung der Verwaltungspraxis Theodosius bevorzugte den Adel ob christliche oder heidnische Aristokraten war dabei nebensachlich da er offenbar der Meinung war dass aus dieser Schicht leichter Manner zu gewinnen waren die sich fur das Wohl des Staates einsetzten Allerdings ubersah der Kaiser dabei wohl dass Adlige oft eher den eigenen Standesinteressen Rechnung trugen die sich nicht mit dem Allgemeinwohl deckten Der heidnische Historiker Zosimos der um 500 eine Neue Geschichte schrieb schildert den Christen Theodosius topisch in sehr dusteren Farben Dabei folgte er zum einen seiner Quelle Eunapios von Sardes zum anderen missbilligte Zosimos die Religionspolitik des Kaisers 6 Zosimos warf Theodosius Vetternwirtschaft vor was in der antiken Gesellschaft jedoch eher die Regel als die Ausnahme war vor allem habe Theodosius die Zahl der Militarposten erhoht 7 Negativ ist dieser letzte Schritt aber kaum zu bewerten denn Theodosius mag damit nur gewisse Wunsche befriedigt und zugleich den Einfluss des Militars eingedammt haben Jedenfalls musste Theodosius sich wahrend seiner gesamten Regierungszeit im Ostreich nie mit rebellischen Militars auseinandersetzen Zudem konnte die moderne Forschung nachweisen dass Zosimos teilweise falsche Angaben machte denn im Osten hatte es bereits vor Theodosius drei Heermeister gegeben Theodosius erhohte diese Anzahl auf funf wobei er aber freilich mit dem Illyricum auch zusatzliches Territorium zu verteidigen hatte 8 Konstantinopel erlebte in der Regierungszeit des Theodosius einen lebhaften Aufschwung und wurde endgultig zum Zentrum des Ostreiches zuvor hatten Kaiser wie Julian oder Valens noch in anderen Stadten Residenz bezogen Der Festungsring musste erweitert werden die Palaste und vor allem das Theodosius Forum zuvor Forum Tauri wurden ausgebaut Die Bevolkerung der Hauptstadt stieg schliesslich auf ca 250 000 Menschen an Auch im kulturellen Bereich erlebte der Osten eine neue Blute in Literatur und Kunst Die Hochschule der Stadt erreichte Weltrang zumal zahlreiche Gelehrte in Konstantinopel und am Hof wirkten wie etwa der Heide Themistios Inwiefern eine zielgerichtete Forderung seitens Theodosius erfolgte ist heute nicht mehr klar zu beantworten Wenigstens aber behinderte er nicht die Tatigkeit der zahlreichen Heiden die zu dieser kulturellen Spatblute beitrugen 9 Theodosius fuhrte keine grosseren Kriege gegen aussere Feinde was auch darin zum Ausdruck kommt dass er fur diese Zeit unublich nie Beinamen wie Gothicus Persicus oder ahnliches annahm Seine Prioritat lag vielmehr auf der Konsolidierung seiner Herrschaft im Inneren Die nach dem Gotenvertrag von 382 einsetzende Friedensperiode kam dem Ostreich wenigstens vorlaufig zugute Wahrscheinlich 387 wurde nach jahrelangen Verhandlungen ausserdem ein Vertrag mit dem Sassanidenreich geschlossen 10 Demnach sollte das stets umstrittene Armenien geteilt werden etwa 1 5 des Landes erhielt Rom wahrend der Rest von Persien annektiert wurde sogenanntes Persarmenien Damit gab Theodosius zwar den jahrhundertealten romischen Anspruch auf ganz Armenien auf Der Gebietsgewinn war fur Rom aber vor allem aus Grunden der Grenzsicherung dennoch von Bedeutung Damit sorgte Theodosius zugleich fur Ruhe an der sonst immer bedrohten Ostgrenze und hatte so einigen Spielraum gewonnen Im selben Jahr heiratete der Kaiser Galla die Schwester Valentinians II 388 zog Theodosius schliesslich doch gegen Magnus Maximus in den Krieg Dieser war in einen Konflikt mit Valentinians Beratern geraten und in Italien eingefallen so dass Valentinian II zu Theodosius fliehen musste Dieser nutzte den Vorwand der sich ihm bot Er heiratete Valentinians Schwester und gewann dadurch Anschluss an die bisherige Herrscherfamilie und somit dynastische Legitimation Anschliessend zog er mit einem starken Heer in den Westen Aus dem Konflikt ging Theodosius am Ende siegreich hervor Maximus wurde in zwei Schlachten geschlagen und wenig spater hingerichtet was auch zeigte in welchem Masse die Militarpolitik des Theodosius erfolgreich war trotz der Kritik mancher Historiker hinsichtlich der Verwendung von foederati Mit dem Sieg uber Maximus hatte Theodosius de facto die gesamte Leitung des Reiches in seinen Handen Dennoch setzte er den jungen Valentinian II wieder im Westen ein Ihm zur Seite stellte Theodosius den fahigen aber auch ehrgeizigen frankischen General Arbogast der Jahre zuvor von Gratian zur Unterstutzung des Theodosius in den Osten gegangen war Wahrscheinlich sollte Arbogast Valentinian in Theodosius Auftrag kontrollieren Am 13 Juni 389 hielt schliesslich Theodosius einen triumphalen Einzug in Rom wo er bemuht war sich mit den stadtromisch senatorischen Kreisen die immer noch zu grossen Teilen heidnisch gesinnt waren zu verstandigen so ernannte er 390 den bekennenden Heiden und hochrangigen Senator Virius Nicomachus Flavianus zum praefectus praetorio und damit zu einem der hochsten Zivilbeamten des Imperiums Kurz darauf begab er sich nach Mailand wo es alsbald zum Konflikt mit Ambrosius kam siehe unten 11 Theodosius war zunachst relativ tolerant gegenuber den Heiden gegen die er erst in seinen letzten Regierungsjahren vorging und den Goten Aber nachdem 390 91 der Gotenfuhrer Alarich der politische Gegenspieler seiner letzten Lebensjahre sich gegen ihn erhoben hatte verscharfte er seine Politik gegenuber den gotischen foederati Dabei muss angemerkt werden dass die Gotenpolitik des Kaisers immer an den Erfordernissen der Realpolitik ausgerichtet war Theodosius mochte die Goten teils unterstutzt haben Jordanes nannte ihn im 6 Jahrhundert sogar einen Freund des Friedens und des gotischen Volkes Jord Getica 29 146 Dies hinderte ihn jedoch nicht daran die Goten auch fur seine Zwecke verbluten zu lassen wie die hohen Verluste gotischer Truppen auf seinen Feldzugen zeigen Dieses Vorgehen die besten verfugbaren Truppen intensiv zum Einsatz zu bringen war freilich nicht ungewohnlich Ende 391 verliess Theodosius Mailand und begab sich wieder nach Konstantinopel Doch nur wenige Monate spater kam es im Westen zu einer Entwicklung die das erneute Eingreifen des Kaisers dort notwendig machte Letzte Regierungsjahre und Tod Bearbeiten Theodosius in der Loge des Hippodroms von Konstantinopel Sockel des Theodosiusobelisken Am 15 Mai 392 wurde Valentinian II erhangt in seinem Palast in Vienne aufgefunden Es ist unklar ob er von Arbogast ermordet wurde oder aufgrund seiner faktischen Machtlosigkeit durch Suizid starb was nach Ansicht der meisten Forscher wahrscheinlicher ist Arbogast bat Theodosius monatelang vergeblich um die Entsendung eines neuen Kaisers und so wurde schliesslich der Hofbeamte und Rhetor Eugenius der ein gemassigter Christ war von Arbogasts Truppen zum Kaiser ausgerufen 21 22 August 392 Bald darauf verstandigte sich Eugenius mit den heidnischen Senatoren Italiens da sich die christlichen Bischofe unter Fuhrung des Ambrosius von Mailand einer Kooperation mit dem Usurpator entzogen Auch Theodosius lehnte eine Einigung mit Eugenius nach anfanglichem Zogern strikt ab Eugenius hingegen bemuhte sich seit Regierungsbeginn um seine Anerkennung durch Theodosius wobei er explizit einen nachgeordneten Rang einnehmen wollte so wurden von ihm bis 393 weiter Munzen mit dem Bild des Theodosius gepragt Bei Theodosius Weigerung zu einem modus vivendi zu gelangen wird neben machtpolitischen Uberlegungen vielleicht auch der Umstand eine Nebenrolle gespielt haben dass die heidnischen Kreise in Rom zu denen unter anderem die Familien der Symmachi und der Nicomachi siehe den oben erwahnten Virius Nicomachus Flavianus gehorten recht unverblumt auf eine inzwischen freilich anachronistische Zuruckdrangung der Christen hinarbeiteten Vor allem Flavianus setzte sich mit Eifer fur Eugenius und eine heidnische Restauration ein wahrend sich sein Freund und Verwandter Quintus Aurelius Symmachus der sich Jahre zuvor fur Magnus Maximus eingesetzt hatte auffallend zuruckhielt Allerdings sind Ausserungen christlicher Autoren dass etwa die Heiden planten Kirchen in Stalle zu verwandeln mit grosser Vorsicht zu geniessen Es durfte sich dabei wenigstens teilweise um einen Reflex auf die begrenzte Erneuerung der heidnischen Kulte handeln zumal sich der Christ Eugenius gegenuber der Kirche keineswegs feindlich verhielt freilich von Ambrosius aber eben auch keine Unterstutzung erhielt 12 Es ist anzunehmen dass die christliche pro theodosianische Uberlieferung den Burgerkrieg absichtlich zu einem Konflikt zwischen dem rechtglaubigen Kaiser und einem vermeintlich christenfeindlichen Herausforderer stilisierte In Wahrheit standen auf beiden Seiten Christen und Heiden und Eugenius hat vielleicht nicht mehr als eine sehr begrenzte Toleranz gegenuber den Altglaubigen angestrebt Theodosius erhob nun neben Arcadius seit 383 Augustus seinen jungeren Sohn Flavius Honorius am 23 Januar 393 ebenfalls zum Mitkaiser und zwar fur den Westen Damit war eine friedliche Einigung mit Eugenius und Arbogast unmoglich geworden Bald darauf marschierte Theodosius der den Feldzug sorgfaltig vorbereitet hatte mit einem starken Heer von angeblich etwa 100 000 Mann zu dem auch gotische Hilfstruppen gehorten in den Westen ein An seiner Seite war auch Stilicho der immer mehr zu einem wichtigen Vertrauten des Kaisers geworden war Am 5 6 September 394 besiegte man Eugenius und Arbogast in der hochst blutigen Schlacht am Fluvius frigidus im Vipava Tal im heutigen Grenzgebiet zwischen Italien und Slowenien Theodosius verbrachte den Vorabend der Schlacht angeblich wachend und betend in der Festung Ad Pirum auf dem Hochplateau des Birnbaumer Waldes Es war eine der grossten Schlachten der romischen Geschichte und galt den Christen im Nachhinein als ein Gottesurteil Das Christentum habe demnach uber die alten Gotter triumphiert In Wahrheit hatten allerdings auf beiden Seiten Christen wie Heiden gekampft Eugenius wurde gefangen genommen und hingerichtet Arbogast starb kurz darauf durch Suizid Die besten Einheiten des westromischen Heeres fanden in der Schlacht den Tod ein Verlust der nie wieder wettgemacht werden konnte Die altglaubigen Unterstutzer des Eugenius kamen zumeist ungeschoren davon und noch unter Honorius bekleideten Heiden hohe Amter Theodosius war mit der Niederwerfung des Eugenius uneingeschrankter Herrscher uber beide Reichsteile und verwirklichte wenn auch nur fur sehr kurze Zeit ein letztes Mal faktisch die Reichseinheit Dabei ist allerdings zu beachten dass er auch zu diesem Zeitpunkt lediglich senior Augustus war und nicht der einzige Kaiser im Reich da Arcadius als iunior Augustus am ostlichen Hof residierte Der Kaiser war bestrebt die Kluft die durch den Burgerkrieg entstanden war zu uberbrucken So liess er kurz nach der Schlacht verlautbaren dass alle Soldaten des Eugenius die bereit waren ihm zu dienen nicht nur begnadigt wurden dies war ublich sondern auch einen Anteil an der Siegesbeute erhalten sollten Auch mit stadtromischen Kreisen verstandigte sich der Kaiser so ernannte er mit Flavius Anicius Hermogenianus Olybrius und Flavius Anicius Probinus Konsuln die obwohl Christen der Senatsaristokratie entstammten Damit wurde auch die Gruppe die vorher die heidnische Restaurationspolitik mit am heftigsten unterstutzt hatte vom Kaiser eingebunden Theodosius plante uberdies offensichtlich seine Hauptresidenz wieder nach Italien zu verlegen und liess daher seinen jungeren Sohn zu sich an den westlichen Hof in Mailand kommen wahrend Arcadius im Osten blieb Das romische Reich zum Zeitpunkt des Todes Theodosius I 395 n Chr Kaiser Theodosius I starb uberraschend am 17 Januar 395 wahrscheinlich an Wassersucht Damit ruckte Arcadius zum senior Augustus auf wahrend sich der westliche Hof mit dem iunior Augustus Honorius begnugen musste Ambrosius mit dem sich der Kaiser so manchen Streit geliefert hatte hielt eine bewegende Totenrede in der er die Person des Theodosius zum Vorbild eines christlichen Kaisers stilisierte Ich habe den Mann geliebt der in seinen letzten Augenblicken mit dem letzten Atemzug nach mir verlangt hat Ich habe den Mann geliebt der schon dem Ende nahe mehr um die Lage der Kirche als um die eigene Gesundheit besorgt war Ich habe ihn geliebt ich gestehe es und darum drang der Schmerz in meine tiefste Seele und ich glaubte ihn durch den ehrenden Nachruf einer langeren Rede lindern zu sollen Ich habe ihn geliebt und habe zum Herrn die feste Zuversicht dass er die Stimme meines Gebetes aufnehme das ich seiner frommen Seele nachsende Ambrosius De obitu Theodosii 35 Ambrosius ermahnte Theodosius junge Sohne die Kirche so zu achten wie es ihr Vater getan habe Nach einer Trauerzeit wurde der Leichnam auf Druck des Arcadius nach Konstantinopel uberfuhrt und dort in der Apostelkirche beigesetzt Theodosius hinterliess seinen beiden Sohnen Arcadius und Honorius das Reich Honorius dem Stilicho zur Seite gestellt wurde ob dies auf Theodosius zuruckgeht ist umstritten wurde im Westen Arcadius im Osten Kaiser Allerdings liess niemand am Fortbestand des einen Imperiums Zweifel aufkommen mochte es auch unter seinen Sohnen in zwei Herrschaftsbereiche aufgeteilt werden wie schon beispielsweise unter Valentinian I und Valens wobei formal die Reichseinheit gewahrt blieb siehe auch Reichsteilung von 395 Bald jedoch entwickelten sich die beiden Reichsteile langsam aber doch endgultig auseinander und nur knapp 80 Jahre spater ging das westromische Kaisertum unter Keinem Kaiser nach Theodosius gelang es mehr die Einheit des Reiches faktisch wiederherzustellen wenngleich Justinian I dies noch im 6 Jahrhundert erkauft unter grossen Opfern mit einigem Erfolg versuchte Religionspolitik BearbeitenChristlicher Kaiser Bearbeiten In den Quellen wird immer wieder die christliche Frommigkeit des Kaisers betont Diese kam etwa darin zum Ausdruck dass er als Kaiser endgultig den Titel Pontifex maximus ablehnte da dieser der hochste Titel der heidnisch altromischen Religion gewesen war in der Forschung ist nicht ganz unumstritten ob dieser Schritt wirklich von Theodosius selbst ausging Weiterhin zeigte er als Erster seine Ernennung zum Kaiser nicht nur beim Senat in Rom sondern auch bei dem in Konstantinopel an Was Theodosius von seinen Vorgangern unterschied war weniger sein christlicher Glaube als vielmehr seine dezidierte Hervorhebung der Katholizitat Die meisten christlichen Kaiser vor ihm hatten mit dem Arianismus sympathisiert Theodosius erklarte hingegen 380 in dem beruhmten Edikt Cunctos populos das an die Bevolkerung Konstantinopels gerichtet war aber auch die Gesamtbevolkerung des Reiches ansprach das nicanische Christentum als massgeblich Als wahrer katholischer Christ konne nur gelten wer die Religion bekenne die der Apostel Petrus den Romern uberliefert habe und zu der sich der damalige Papst Damasus I sowie der damalige Bischof von Alexandria Petros bekennen wurden daher gelte dass wir also an die eine Gottheit des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes bei gleicher Majestat und heiliger Dreifaltigkeit glauben 13 Alle anderen wurden als Haretiker eingestuft Zusatzlich berief Theodosius um den seit 325 andauernden Streit und die drohende Glaubensspaltung zwischen Trinitariern und Arianern zu beenden 381 das 1 Konzil von Konstantinopel das 2 okumenische Konzil ein Auf diesem Konzil verwarfen 150 Bischofe nochmals den Arianismus und formulierten die endgultige bis heute bestehende Fassung des Nicaischen Glaubensbekenntnisses Theodosius der zu Beginn seiner Herrschaft nicht gezogert hatte seinem verstorbenen Vater den traditionellen Titel divus der Gottliche zu verleihen 14 ergriff erst in seinen letzten Regierungsjahren offenkundig im Zusammenhang mit der Usurpation des Eugenius energisch Massnahmen gegen das Heidentum das er bis dahin toleriert hatte so waren weiterhin heidnische Beamte und Militars beschaftigt worden und wurden es auch weiterhin 391 92 verbot er jedoch schliesslich die heidnischen Kulte und ihre Ausubung Dies war vermutlich eine begrenzte Aktion die sich wohl ganz konkret gegen die grossteils altglaubigen Anhanger des Eugenius richten sollte 393 wurden auch die Olympischen Spiele verboten doch erst Theodosius II setzte ihnen mit der Verbrennung des Zeustempels wirklich ein Ende obwohl sie noch bis ins 6 Jahrhundert heimlich und in geringerem Umfang stattgefunden haben sollen Ob die entsprechenden Erlasse des Kaisers die wohl in einen begrenzten zeitlichen politischen und lokalen Zusammenhang gehorten wirklich wortlich zu nehmen sind wird von der Forschung inzwischen bezweifelt Bemerkenswerterweise findet sich bei den christlichen Autoren des funften Jahrhunderts kein Hinweis auf ein faktisch wirksames Verbot der paganen Kulte Wenn die kaiserlichen Gesetze also wirklich reichsweit gelten sollten so wurden sie offenbar weder wahrgenommen noch unmittelbar staatlich durchgesetzt 15 Heute sind viele Forscher daher der Meinung erst Kaiser Justinian I sei 150 Jahre nach Theodosius wirklich entschlossen und tatkraftig gegen die letzten Altglaubigen im Imperium vorgegangen erst dieser liess die letzten offiziell geduldeten Tempel schliessen Im Jahre 391 kam es zu einem schweren Zwischenfall In Alexandria war es zu blutigen Auseinandersetzungen zwischen Christen und Heiden gekommen wohl angeheizt vom Patriarchen Theophilos Einige Heiden hatten sich im bekannten Serapisheiligtum verschanzt Christen zum Opfern gezwungen und teils gekreuzigt Theodosius vergab zwar die Morde um so die Situation zu beruhigen ordnete aber die Zerstorung des Heiligtums an wobei Theophilos auch andere heidnische Heiligtumer zerstorte Andere Berichte uber Tempelzerstorungen sind jedoch sehr problematisch ihre Richtigkeit ist nicht immer einwandfrei zu klaren Klar ist in jedem Fall dass Theodosius Tempelzerstorungen nie angeordnet hat und sie vielmehr auf Ubergriffe lokaler Statthalter bzw Bischofe zuruckzufuhren sind 16 Die Auseinandersetzung mit Ambrosius Bearbeiten Zwei Beispiele verdeutlichen wo die Grenzen kaiserlicher Macht im religiosen Bereich lagen 388 war eine Synagoge in Callinicum im Osten des Reiches an der Grenze zu Persien in Flammen aufgegangen nachdem der ortliche Bischof den christlichen Mob darunter zahlreiche Monche zu einem Pogrom angestachelt hatte Einen Hintergrund fur diesen Akt lieferte moglicherweise die vom Perserkonig Schapur II mehrere Jahre zuvor initiierte Christenverfolgung an der auch Juden beteiligt gewesen sein sollen doch ist dies letztlich eine unbewiesene Vermutung 17 Fest steht Theodosius verstand den Gewaltausbruch zunachst einfach als sicherheitspolitisches Problem als einen Aufruhr den der romische Staat selbstverstandlich nicht dulden konne Der Kaiser wollte die christlichen Brandstifter daher fur ihre Tat zur Verantwortung ziehen und verlangte insbesondere den Wiederaufbau der zerstorten Synagoge Er wurde aber von Ambrosius dem Bischof von Mailand der bereits auf Gratian und Valentinian II grossen Einfluss ausgeubt hatte davon abgebracht Ambrosius bestand darauf es handle sich um einen Konflikt zwischen dem christlichen Glauben und dem Judentum falls der Kaiser die christlichen Gewalttater bestrafe wurde er sich damit gegen die einzig wahre Religion wenden Ambrosius verweigerte Theodosius daher die Kommunion bis dieser schliesslich nachgab und die Schuldigen ungestraft liess 18 Ein zweites Beispiel ist das Massaker von Thessaloniki im Jahr 390 in dem angeblich 7 000 Burger aufgrund der Ermordung des gotischen Generals Butherich von gotischen foederati niedergemetzelt wurden Es hiess der Kaiser habe den Hinrichtungsbefehl der Morder Butherichs nicht mehr rechtzeitig zurucknehmen konnen und die gezielte Vergeltungsaktion sei in ein Massaker ausgeartet es ist aber auch moglich dass diese Version Theodosius nachtraglich exkulpieren sollte Jedenfalls wurde Theodosius von Ambrosius fur die Vorgange verantwortlich gemacht nicht zur Messe zugelassen und zu einem Bussakt genotigt der aber keineswegs die Amtswurde des Kaisers herabsetzte So wurde dieses Ereignis offenbar auch von Ambrosius nicht aufgefasst Theodosius hatte so vielmehr die Moglichkeit sich als demutiger aber auch tugendhafter Herrscher zu prasentieren und die Schuld an dem Blutbad demonstrativ von sich zu weisen 19 Dennoch zeigen die Beispiele dass ein machtiger und willensstarker kirchlicher Amtstrager dem Kaiser der fur sich in Anspruch nahm uber allen Gesetzen zu stehen durchaus Konzessionen abringen konnte Dies war eine direkte Folge der 380 erfolgten Taufe da der Kaiser nun selbst kirchlichen Sanktionen ausgesetzt war 20 Bewertung der Religionspolitik Bearbeiten Arcadius auf einem Solidus Bronzemunze mit dem Profil des HonoriusBei der Betrachtung der Religionspolitik des Theodosius muss betont werden dass manch scharfe Verlautbarung in den Gesetzen eine eher milde Umsetzung in der Praxis fand wenn uberhaupt Theodosius war offenbar kein Scharfmacher ihm ging es vor allem um das integrierende Element der Religion um so eine eventuelle von dort ausgehende Bedrohung fur die Stabilitat des Staates auszuschliessen Vor allem gegen Haretiker nicht gegen Heiden sollte vorgegangen werden und hier zeigen die Aussagen spaterer Zeitgenossen wie die des Orosius aber auch des Augustinus von Hippo dass gerade die Religionspolitik des Theodosius erheblich dazu beitrug dass das Romische Reich trotz seiner faktischen Teilung 395 Reichsteilung von 395 noch einmal eine gewisse innere Einheit erlangte so bruchig diese auch sein mochte Die Religionspolitik des Theodosius die gepragt war vom allgemein anerkannten kaiserlichen Selbstverstandnis als Gottes Vizekonig auf Erden sorgte schliesslich fur einen deutlichen Schub in der Christianisierung des Imperiums das nun den Sprung zum wirklichen Imperium Romanum Christianum vollzog auch wenn das Heidentum noch mindestens 200 Jahre lang fortbestand 21 Familie BearbeitenVon seiner ersten Frau Aelia Flaccilla 386 hatte Theodosius drei Kinder die beiden Sohne Arcadius und Honorius die spater seine Nachfolge ubernahmen und eine Tochter namens Pulcheria 385 Von seiner zweiten Frau Galla einer Tochter Valentinians I hatte er eine Tochter Galla Placidia die nach seinem Tod noch eine grosse politische Rolle spielte sowie einen Sohn namens Gratian der allerdings fruh verstarb 394 Rezeption BearbeitenIm Urteil der Zeitgenossen Bearbeiten Theodosius wurde bereits von Zeitgenossen unterschiedlich beurteilt Fur viele Heiden wie Themistios und Libanios aber vor allem fur die Kirchenhistoriker Orosius Sozomenos Sokrates war er ein Vorbild an Herrschertugenden Der Historiker Zosimos der sich dabei dem harten Urteil seiner Quelle des heidnischen Philosophen Eunapios von Sardes anschloss sah dies ganz anders wobei das Werk des Zosimos gerade aufgrund von dessen Haltung zum Christentum in vielerlei Hinsicht problematisch und stark subjektiv gefarbt teils gar widerspruchlich und fehlerhaft ist Ahnliche Vorbehalte mussen freilich auch fur die Kirchenhistoriker selber gelten die bemuht waren den Kaiser im besten Licht darzustellen In der Forschung Bearbeiten Gemalde von Anthonis van Dyck aus dem 17 Jahrhundert Ambrosius und TheodosiusIn der alteren Forschung war man Theodosius gegenuber teils skeptisch und negativ wie Otto Seeck und der franzosische Historiker Andre Piganiol oder vollkommen positiv gewogen Ernst Kornemann Auch in der modernen Forschung reicht das Spektrum von wohlwollend Adolf Lippold bis zu leicht distanziert Hartmut Leppin der manche Erfolge des Kaisers auf sein Gluck zuruckfuhrt und das nicanische Bekenntnis des Kaisers auch unter taktischen Gesichtspunkten zu deuten versucht 22 Gleichzeitig betont Leppin aber immer wieder auch das umsichtige und auf Integration ausgelegte Handeln des Kaisers sowie den Unterschied zwischen starken Worten und milden Taten etwa in Bezug auf die Religionspolitik Die Quellen eroffnen aufgrund ihrer Ambivalenz viele Moglichkeiten der Interpretation ohne dass der Kaiser als Person wirklich fassbar wird Doch ist man sich in der modernen Forschung weitgehend einig dass man Theodosius kaum die nachfolgende Entwicklung des Westreiches zum Vorwurf machen kann denn die romische Politik versagte hinsichtlich der Barbaren erst als diese bereits nach dem Zusammenbruch der Rheingrenze 406 ins Reich eingebrochen waren siehe Rheinubergang von 406 und es schliesslich keine Moglichkeit mehr gab ihnen Einhalt zu gebieten Bewertung BearbeitenBald nach seinem Tod wurde Theodosius wegen seiner Bemuhungen um die Einigung der Kirche der Grosse genannt Im Bereich der Religionspolitik ist ihm der wirkliche Durchbruch zum christlichen Imperium gelungen wobei seine wenigstens indirekte Rolle bei der endgultigen Formulierung des Nicaischen Glaubensbekenntnisses welches bis heute Gultigkeit hat von Bedeutung ist Damit wurde zugleich ein wichtiger Schritt zur inneren Stabilisierung des Reiches getan Allerdings gelang es ihm im militarischen Bereich nicht das Rekrutierungsproblem dauerhaft zu losen Die Barbarisierung des Heeres schritt aufgrund des zunehmenden Einsatzes von Foederaten stetig voran wobei diese Praxis allerdings nur dem damaligen Mangel an verfugbaren Soldaten Rechnung trug Um dieses Problem welches vor allem nach dem Debakel von Adrianopel bestand zu losen erschien es Theodosius unerlasslich mit Hilfe barbarischer Hilfstruppen das Heer aufzustocken Dies war eine Massnahme auf die bereits die Vorganger des Theodosius zuruckgegriffen hatten und die vorlaufig Erfolg hatte Eine luckenlose Durchdringung der zivilen Eliten und eine wirksame Losung der finanziellen Probleme die teilweise durch die Besoldung der Foederaten herbeigefuhrt wurden ist ihm dennoch nicht gegluckt Dafur kam es zu Verbesserungen in der Verwaltungspraxis wahrend Literatur und Kunst in seiner Regierungszeit noch einmal einen Aufschwung erlebten Theodosius I gilt trotz mancher Einschrankung als bedeutendster Herrscher in der Zeit zwischen Konstantin dem Grossen und Justinian I Es ist nicht zuletzt den Fahigkeiten und den Massnahmen des Theodosius zu verdanken gewesen dass das Ostreich nach Adrianopel wieder stabilisiert und die Gotengefahr wenigstens vorlaufig gebannt wurde zumal Theodosius militarische Abenteuer vermied und eine Dynastie begrundete welche die langlebigste des spatromischen Reiches wurde Der Kaiser handelte stets mit Bedacht und versuchte integrativ tatig zu sein Seine sorgfaltig vorbereiteten und durchaus erfolgreichen Feldzuge wie die gegen Magnus Maximus und Eugenius zeugen zugleich von seinem militarischen Geschick wenn er auch kein Eroberer war Theodosius selbst scheint manchmal wankelmutig gewesen zu sein war aber ein durchaus fahiger Herrscher der im Gegensatz zu manchem seiner Vorganger und Nachfolger durchaus eigenstandige Entscheidungen traf wobei Zeitgenossen vor allem seinen Charakter lobten zumal er sich gegenuber seinen Feinden milde zeigte 23 Siehe auch SpatantikeQuellen BearbeitenAn Quellen stehen uns neben diversen Gesetzen auch die Historia Nea das Geschichtswerk des Zosimos Buch 4 der darin heidnische Autoren wie Eunapios von Sardes rezipierte und die Kirchengeschichten des Theodoret Buch 5 des Sozomenos Buch 7 und des Sokrates Scholastikos Buch 5 zur Verfugung Neben verschiedenen Panegyrici beispielsweise von Themistios und Claudian sind auch die Reden des Libanios sowie die Werke der Kirchenvater Ambrosius und Augustinus von Hippo De civitate Dei von Bedeutung Zu Details sei auf den Artikel von Adolf Lippold in Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft verwiesen siehe unten C E V Nixon B S Rodgers Hrsg In Praise of Later Roman Emperors The Panegyrici Latini Oxford 1994 ISBN 0 520 08326 1 Panegyrici in englischer Ubersetzung und mit knappen Kommentaren versehen Literatur BearbeitenBiographien Hartmut Leppin Theodosius der Grosse Auf dem Weg zum christlichen Imperium Primus Darmstadt 2003 ISBN 3 89678 471 4 Gestalten der Antike Derzeit die aktuelle und wohl beste Darstellung in deutscher Sprache wobei Leppin teilweise die militarischen Fahigkeiten des Theodosius wohl zu gering einschatzt Hartmut Leppin Theodosius der Grosse und das christliche Kaisertum Die Teilungen des Romischen Reiches In Mischa Meier Hrsg Sie schufen Europa C H Beck Munchen 2007 ISBN 978 3 406 55500 8 S 27 44 Adolf Lippold Theodosius der Grosse und seine Zeit 2 Auflage C H Beck Munchen 1980 ISBN 3 406 06009 9 Altere Darstellung im deutschsprachigen Raum der Klassiker zum Thema Adolf Lippold Theodosius I In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Supplementband XIII Stuttgart 1973 Sp 837 961 Wichtiger Artikel der detailliert auf die Quellenlage eingeht Stephen Williams Gerard Friell Theodosius The Empire at Bay London 1994 ISBN 0 300 07447 6 Solide Darstellung der Regierungszeit des Theodosius Herrschaft Thomas S Burns Barbarians within the Gates of Rome A Study of Roman Military Policy and the Barbarians ca 375 425 Indiana University Press Bloomington 1994 ISBN 0 253 31288 4 Detaillierte militargeschichtliche Studie in der teils sehr eigenwillige Ansichten bezuglich der romischen Gotenpolitik vertreten werden Alan Cameron The Last Pagans of Rome Oxford University Press Oxford New York 2011 aktuelle und umfassende Studie zum Wandel des paganen Milieus in dieser Zeit wobei Cameron teils eigene Thesen aufstellt und die Idee eines pagan revival zuruckweist John Curran From Jovian to Theodosius In Averil Cameron Peter Garnsey Hrsg The Cambridge Ancient History Bd 13 The Late Empire A D 337 425 Cambridge University Press Cambridge 1998 ISBN 0 521 30200 5 speziell S 101 ff Jorg Ernesti Princeps christianus und Kaiser aller Romer Theodosius der Grosse im Lichte zeitgenossischer Quellen Schoningh Paderborn Munchen Wien 1998 ISBN 3 506 76275 3 Robert Malcolm Errington Roman Imperial Policy from Julian to Theodosius University of North Carolina Press Chapel Hill 2006 ISBN 0 8078 3038 0 Robert Malcolm Errington Theodosius and the Goths In Chiron Band 26 1996 ISSN 0069 3715 S 1 27 Informativer Aufsatz der die Gotenpolitik Theodosius beleuchtet und dabei auf den neueren Forschungsstand eingeht Geoffrey B Greatrex The Background and Aftermath of the Partition of Armenia in A D 387 In The Ancient History Bulletin Band 14 2000 ISSN 0835 3638 S 35 48 Mark Hebblewhite Theodosius I and the Limits of Empire Routledge New York 2020 Andre Piganiol L Empire chretien 325 395 2 Auflage Presses Universitaires de France Paris 1947 Von Andre Chastagnol bearbeitete Auflage Paris 1972 Otto Seeck Geschichte des Untergangs der antiken Welt 2 Auflage Band 5 Stuttgart 1920 Nachdruck Primus Darmstadt 2000 ISBN 3 89678 161 8 Kenntnisreiche aber teilweise veraltete und aufgrund der Anlehnung an den Sozialdarwinismus nicht unumstrittene Darstellung Religionspolitik Robert Malcolm Errington Christian Accounts of the Religious Legislation of Theodosius I In Klio Band 79 1997 ISSN 0075 6334 S 398 443 Wichtiger Aufsatz zur Bewertung der kaiserlichen Religionspolitik Errington kann plausibel machen dass die antiheidnischen Gesetze des Kaisers in der Praxis weitgehend wirkungslos blieben Charles Freeman AD 381 Heretics Pagans and the Christian State Random House London 2009 Freeman bewertet die Religionspolitik des Kaisers neu und betrachtet Theodosius starker als die ubrige Forschung als aktiv gestaltend und dominant gegenuber der Kirche Richard Klein Theodosius der Grosse und die christliche Kirche In Eos Band 82 1994 ISSN 0012 7825 S 85 121 Weblinks Bearbeiten Commons Theodosius I Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Theodosius I im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek David Woods Kurzbiografie englisch bei De Imperatoribus Romanis mit Literaturangaben Marfa Heimbach 17 01 0395 Todestag des Kaisers Theodosius WDR ZeitZeichen vom 17 Januar 2020 Podcast Anmerkungen Bearbeiten Vgl zu diesem Problem H Sivan Was Theodosius I a Usurper in Klio 78 1996 S 198ff Zur Entwicklung nach Adrianopel und der Erhebung des Theodosius vgl Leppin Theodosius der Grosse 2003 S 35ff Siehe dazu zuletzt Guy Halsall Barbarian Migrations and the Roman West Cambridge 2007 S 180ff Siehe dazu Leppin Theodosius der Grosse 2003 S 45ff Zur Losung des gotischen Problems vgl auch Burns Barbarians within the Gates of Rome S 73ff Vgl etwa Zosimos 4 26 30 und 4 33 Zosimos 4 27 Zur Kritik am falschen Theodosiusbild das durch Zosimos vermittelt wird vgl etwa den Kommentar von Stefan Rebenich in Otto Veh Ubersetzer Zosimos Neue Geschichte Stuttgart 1990 S 344f Vgl auch Alexander Demandt Magister militum In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft Supplementband 12 Sp 720ff zu den Nachweisen fur die Anzahl der Heermeister im Osten Vgl Leppin Theodosius der Grosse 2003 S 188ff Vgl Greatrex The Background and Aftermath of the Partition of Armenia in A D 387 Leppin Theodosius der Grosse 2003 S 106ff Grundlegend zur Usurpation ist Joachim Szidat Die Usurpation des Eugenius In Historia 28 1979 S 487 508 der viele Vorstellungen der alteren Forschung plausibel widerlegt hat Allgemein vgl auch Leppin Theodosius der Grosse 2003 S 205ff sowie nun vor allem Cameron Last Pagans of Rome bes S 93ff Eine interessante und vielbeachtete wenn auch freilich veraltete Analyse siehe dagegen vor allem Alan Cameron bietet Herbert Bloch The Pagan Revival in the West at the End of the Fourth Century In Arnaldo Momigliano Hrsg The Conflict Between Paganism and Christianity in the Fourth Century Oxford 1963 S 193 218 Aufgenommen in den Codex Iustinianus 1 1 1 Dies bezeugen insbesondere Inschriften zum Beispiel CIL VI 36960 Vgl hierzu den grundlegenden Beitrag von Robert Malcolm Errington Christian Accounts of the Religious Legislation of Theodosius I In Klio 79 1997 S 398ff Leppin Theodosius der Grosse 2003 S 169ff zu den Ereignissen in Alexandria S 124f zu vorherigen Ubergriffen Vgl Richard Klein Theodosius der Grosse und die christliche Kirche In Raban von Haehling und Klaus Scherberich Hrsg Richard Klein Roma versa per aevum Ausgewahlte Schriften zur heidnischen und christlichen Spatantike Hildesheim Zurich New York 1999 S 275 Vgl Ulrich Gotter Zwischen Christentum und Staatsraison Romisches Imperium und religiose Gewalt In Johannes Hahn Hrsg Spatantiker Staat und religioser Konflikt De Gruyter Berlin New York 2011 S 133ff Vgl zusammenfassend etwa Leppin Theodosius der Grosse 2007 S 36f Vgl zu dieser Problematik allgemein Ulrich Gotter Uberblendungen Kaiser Kirche und das Problem der zivilen Gewalt in der Spatantike In Andreas Pecar Kai Trampedach Hrsg Theokratie und theokratischer Diskurs Die Rede von der Gottesherrschaft und ihre politisch sozialen Auswirkungen im interkulturellen Vergleich Tubingen 2013 S 165 196 Allgemein zur Religionspolitik vgl Leppin Theodosius der Grosse 2003 S 169ff mit weiterer Literatur siehe auch Klein Theodosius der Grosse Vgl zu Leppins Buch auch die Besprechung in Plekos PDF 80 kB von Richard Klein Aber ob nicht so liesse sich dagegen fragen die Erhaltung der Reichseinheit die aussere Sicherung des Imperiums in einer fast ausweglosen Situation und der tatkraftige Abschluss eines lange andauernden Glaubensstreites doch Beweise von Kraft und Grosse sind Mit blosser Fortune oder Dusel war das sicher ebensowenig zu erreichen wie mit blossem Taktieren in Glaubensfragen Neben dem Bemuhen um Verstandigung nach den Burgerkriegen kann auch eine Episode aus dem Jahr 384 zur Illustrierung dessen herangezogen werden als es zum einzigen Usurpationsversuch kam Ein Attentater wurde gefasst vom Kaiser aber demonstrativ geschont vgl Leppin Theodosius der Grosse 2003 S 122 VorgangerAmtNachfolgerGratian und Valentinian II Romischer Kaiser 379 395Arcadius Kaiser des Ostromischen Reiches Honorius Kaiser des Westromischen Reiches Dieser Artikel wurde am 18 Januar 2005 in dieser Version in die Liste der exzellenten Artikel aufgenommen Normdaten Person GND 118621742 lobid OGND AKS LCCN n83045220 VIAF 31978444 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Theodosius I ALTERNATIVNAMEN Theodosius der Grosse Flavius TheodosiusKURZBESCHREIBUNG Kaiser des Romischen Reiches erhob das Christentum zur StaatsreligionGEBURTSDATUM 11 Januar 347GEBURTSORT Cauca Provinz Callaecia Romisches Reich heute Spanien STERBEDATUM 17 Januar 395STERBEORT Mailand Provinz Liguria Romisches Reich Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Theodosius I amp oldid 235104526