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Claudius Claudianus deutsch Claudian um 370 nach 404 war ein namhafter lateinischer Dichter der Spatantike Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Werk 2 Rezeption 3 Ausgaben und Ubersetzungen 4 Literatur 5 WeblinksLeben und Werk BearbeitenInformationen zu Claudians Biographie und zu seinem Werdegang bieten die sparlichen Aussagen spaterer Schriftsteller vor allem aber seine eigenen Dichtungen Vieles was seine Person betrifft bleibt jedoch im Dunkeln Claudian stammte wahrscheinlich aus dem agyptischen Alexandria Wann er geboren wurde ist unbekannt Er wuchs entweder zweisprachig griechisch lateinisch auf was aber eher ungewohnlich ware oder er erlernte die lateinische Sprache erst als Heranwachsender um im romischen Staatsdienst Karriere zu machen Derartiges war im 4 Jahrhundert nicht unublich da Latein damals auch im griechischen Osten des Mittelmeerraumes die Sprache der Armee der Verwaltung des Hofes und der Justiz war Ein Beispiel ist Ammianus Marcellinus der ein Grieche aus Antiochia in Syrien war aber um dieselbe Zeit zu der auch Claudian wirkte ein grosses Geschichtswerk auf Latein verfasste nachdem er zuvor verschiedenen Kaisern gedient hatte Demnach ist denkbar dass auch Claudian zunachst in kaiserlichen Diensten Karriere machte doch muss dies letztlich Spekulation bleiben Uber seine Anfange als Dichter ist nichts bekannt moglicherweise verdingte er sich zunachst als wandering poet Alan Cameron im griechischsprachigen Osten Claudians Religionszugehorigkeit ist unklar und umstritten Alan Cameron einer der fuhrenden Claudianforscher stellt fest dass Claudian keine Selbstaussage macht und seine Werke wohl vor allem fur ein christliches Laienpublikum bestimmt gewesen seien Zwar pladiert Cameron fur ein oberflachliches Heidentum Claudians andere Forscher betrachten Claudian jedoch als Christen Auf jeden Fall propagiert Claudian in seinen Werken keine heidnischen Werte und seine zahlreichen Anspielungen auf den Polytheismus konnten prinzipiell auch der poetischen Tradition geschuldet gewesen sein in die er sich einreihte Andererseits fehlt aber eben auch jedes Bekenntnis zum Christentum so dass es wohl am wahrscheinlichsten ist dass Claudian in Hinblick auf die Religion absichtlich uneindeutig blieb Im Herbst 394 jedenfalls war er in Rom wo er sich mit einem Panegyrikus welcher die Einsetzung der Bruder Olybrius und Probinus als ordentliche Konsuln des Jahres 395 feiert als Dichter in lateinischer Sprache profiliert Nach dem Erfolg den Claudian mit diesem Gedicht hatte trat er 395 als Hofdichter in den Dienst des neuen westromischen Kaisers Honorius und seines machtigen Heermeisters Flavius Stilicho In diesem Umkreis entstanden bis 404 zahlreiche enkomiastische Gedichte welche die Konsulate Stilichos und des Kaisers Honorius ihre Politik und ihre militarischen Erfolge darunter gegen den rebellischen Militarbefehlshaber in Karthago Gildo und insbesondere uber die Goten Alarichs feiern Ebenso verfasste Claudian die beiden Invektiven Schmahgedichte In Rufinum und In Eutropium die sich gegen zwei einflussreiche Figuren am ostromischen Hof zu Konstantinopel richten namlich den Pratorianerprafekten Flavius Rufinus im Amt 392 395 und den obersten Kammerherrn Eutropius im Amt 397 399 Nach dem Tod des Kaisers Theodosius I 379 395 war es zwischen seinen beiden Sohnen Honorius Westrom und Arcadius Ostrom zu Rivalitaten gekommen und Claudian war ein Sprachrohr des westromischen Hofes in diesem Ringen um die Oberhoheit im Imperium Romanum Dass Claudians literarische Produktion von hochster Stelle anerkannt wurde zeigt sich daran dass er um 400 mit einer Statue auf dem Trajansforum in Rom geehrt wurde deren Basisinschrift erhalten ist Auch wenn Claudians Darstellungen stark tendenzios sind und der historische Gehalt zudem vielfach den Prinzipien einer ansprechenden literarischen Gestaltung unterworfen ist sind seine politischen Gedichte doch gerade deshalb zeitgeschichtliche Dokumente ersten Ranges da sie fur die Geschichte des Romischen Reiches direkt nach der so genannten Reichsteilung von 395 zum Teil unsere einzige zeitgenossische Quelle bilden Auch fur die Geschichte der romischen Literatur sind sie von grosser Bedeutung da sie die uberkommene Gattung des heroischen Epos weiterentwickeln und zumindest nach unserem Wissen in hochst innovativer Form panegyrische Aussagen in Kombination mit einer narrativen Handlung prasentieren Neben den zeitgeschichtlichen Gedichten sind von Claudian zahlreiche kleinere Gelegenheitsgedichte carmina minora z B Phoenix sowie sein mythologisches Epos De raptu Proserpinae Der Raub der Proserpina erhalten das vom Raub der Ceres Tochter Proserpina griechisch Persephone durch den Unterweltsgott Pluto berichtet Sowohl der Entstehungshintergrund als auch die Deutung des Gedichts sind in der Forschung hochst umstritten Gleiches gilt auch fur die Fragmente der Gigantomachie eines Gedichtes in griechischer Sprache das ebenfalls in der Sammlung der Gedichte Claudians enthalten ist Unstrittig ist hingegen dass Claudian zu den bedeutendsten lateinischen Autoren der Spatantike zahlt Claudians Spur verliert sich nach 404 Ob sein Tod oder der Sturz seines Gonners Stilicho im Sommer 408 die Ursache fur sein Verstummen ist lasst sich nicht mehr ausmachen Rezeption BearbeitenDie etwas mysteriose Personlichkeit Claudians hat verschiedentlich zu literarischer Gestaltung inspiriert Hermann Sudermann verfasste 1914 ein Drama mit dem Titel Die Lobgesange des Claudian das den Dichter als ehrgeizigen verlogenen und aalglatten Hofpoeten zeichnet der aus gekrankter Eitelkeit seinen Gonner Stilicho ins Verderben reisst und bei dem Versuch umkommt diesen Fehler wiedergutzumachen Etwas ausgewogener ist die Darstellung in Hella S Haasses Roman Een nieuwer testament 1964 englisch 1993 unter dem Titel Threshold of fire der Claudians agyptische Herkunft und seine Erfolge am westromischen Kaiserhof thematisiert Ausgaben und Ubersetzungen BearbeitenTheodor Birt Hrsg Auctores antiquissimi 10 Claudii Claudiani Carmina Berlin 1892 Monumenta Germaniae Historica Digitalisat kritische Edition John Barrie Hall Claudii Claudiani carmina Leipzig 1985 kritische Ausgabe John Barrie Hall Claudian De Raptu Proserpinae Cambridge Classical Texts and Commentaries 11 Cambridge University Press 1969 and 2004 ISBN 978 0 521 60930 2 Jean Louis Charlet Claudien Oeuvres Tome I Le rapt de Proserpine Paris 1991 lateinisch franzosische Ausgabe mit Anmerkungen Jean Louis Charlet Claudien Oeuvres Tome II Poemes politiques Paris 2000 lateinisch franzosische Ausgabe mit Anmerkungen Anne Friedrich Claudian Der Raub der Proserpina Lateinisch und deutsch Eingeleitet und kommentiert von Anne Friedrich Ubersetzt von Anne Friedrich und Anna Katharina Frings Edition Antike WBG Darmstadt 2009 Georg von Wedekind Dichtungen des Claudius Claudianus Darmstadt 1868 deutsche Gesamtubersetzung Philipp Weiss und Claudia Wiener Hrsg Claudius Claudianus Band I Politische Gedichte Carmina maiora Herausgegeben und ubersetzt von P W und C W Sammlung Tusculum De Gruyter Berlin Boston 2020 ISBN 978 311 060750 5 Literatur BearbeitenUbersichtsdarstellungen Michael von Albrecht Geschichte der romischen Literatur von Andronicus bis Boethius und ihr Fortwirken Band 2 3 verbesserte und erweiterte Auflage De Gruyter Berlin 2012 ISBN 978 3 11 026525 5 S 1143 1156 John Robert Martindale Claudian In The Prosopography of the Later Roman Empire PLRE Band 2 Cambridge University Press Cambridge 1980 ISBN 0 521 20159 4 S 299 300 Alexios G Savvides Benjamin Hendrickx Hrsg Encyclopaedic Prosopographical Lexicon of Byzantine History and Civilization Band 2 Brepols Turnhout 2008 ISBN 978 2 503 52377 4 S 220 221 Friedrich Vollmer Claudius Claudianus In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Band III 2 Stuttgart 1899 Sp 2652 2660 veraltet Gesamtdarstellungen und Untersuchungen Alan Cameron Claudian Poetry and Propaganda at the Court of Honorius Clarendon Press Oxford 1970 Alan Cameron Poetry and Literary Culture in Late Antiquity In S Swain M Edwards Hrsg Approaching Late Antiquity The Transformation from Early to Late Empire Oxford 2004 S 327 354 James H Crees Claudian as an Historical Authority Rom 1968 Siegmar Dopp Zeitgeschichte in Dichtungen Claudians Wiesbaden 1980 Marie France Guipponi Gineste Claudien poete du monde a la cour d Occident De Boccard Paris 2010 Jacqueline Long Claudian s In Eutropium or How When and Why to Slander a Eunuch Chapel Hill London 1996 Wiebke Nierste Natur und Kunst bei Claudian Poetische concordia discors Millennium Studien 99 De Gruyter Berlin 2022 Peter Leberecht Schmidt Politik und Dichtung in der Panegyrik Claudians Konstanz 1976 Rezeption Fritz Felgentreu Claudian Claudius Claudianus In Christine Walde Hrsg Die Rezeption der antiken Literatur Kulturhistorisches Werklexikon Der Neue Pauly Supplemente Band 7 Metzler Stuttgart Weimar 2010 ISBN 978 3 476 02034 5 Sp 253 262 Widu Wolfgang Ehlers Fritz Felgentreu und Stephen Wheeler Hrsg Aetas Claudianea Eine Tagung an der Freien Universitat Berlin vom 28 bis 30 Juni 2002 K G Saur Munchen 2004 ISBN 978 3 598 73020 7 Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Claudian Quellen und Volltexte nbsp Wikiquote Claudian Zitate Literatur von und uber Claudian im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Claudians Werke lateinisch und englisch bei LacusCurtius Werke von Claudian im Gesamtkatalog der Wiegendrucke Texte Linkseite Systematische BibliographieNormdaten Person GND 118521055 lobid OGND AKS LCCN n80098606 VIAF 246763674 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME ClaudianALTERNATIVNAMEN Claudius ClaudianusKURZBESCHREIBUNG spatantiker DichterGEBURTSDATUM um 370STERBEDATUM nach 404 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Claudian amp oldid 238410194