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Flavius Honorius 9 September 384 15 August 423 in Ravenna war westromischer Kaiser zwischen 395 und 423 Ein Solidus aus dem Jahr 402 n Chr mit dem Profil des Honorius Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Rezeption 3 Literatur 4 Weblinks 5 AnmerkungenLeben BearbeitenHonorius war ein Sohn des Kaisers Theodosius I und dessen ersten Frau Aelia Flacilla Sein alterer Bruder war der ostromische Kaiser Arcadius seine jungere Halbschwester Galla Placidia Honorius war zweimal verheiratet blieb aber ohne Erben Zuerst heiratete er im Jahre 398 Maria die Tochter seiner Cousine Serena und des magister militum Heermeister Stilicho Nach deren Tod heiratete er ihre jungere Schwester Thermantia Thermantia wurde nach dem Sturz ihres Vaters verstossen und starb 415 Noch zu Lebzeiten seines Vaters war Honorius am 23 Januar 393 in Reaktion auf die Usurpation des Eugenius in Konstantinopel zum Mitkaiser Augustus erhoben worden Nach der siegreichen Schlacht am Frigidus am 5 6 September 394 berief ihn Theodosius zu sich an den Hof nach Mailand und nach dem uberraschenden Tod seines Vaters im Januar 395 wurde der Zehnjahrige als iunior Augustus Kaiser der westlichen Reichshalfte wahrend der senior Augustus Arcadius weiter am Bosporus residierte Formal teilten sich die beiden Bruder die Herrschaft im ungeteilten Reich sie erliessen gemeinsame Gesetze Zugleich aber war das Verhaltnis zwischen den beiden Kaiserhofen von einer permanenten Rivalitat gekennzeichnet die wiederholt beinahe zum Burgerkrieg gefuhrt hatte Honorius 28 jahrige Regierungszeit war eine der ereignisreichsten der romischen Geschichte Als die kaiserliche Regierung den westgotischen foederati unter Alarich 395 Soldzahlungen und Versorgung verweigerte plunderten sie jahrelang mehrere ostromische Provinzen wobei sie auch in Griechenland einfielen Dabei profitierten sie von den Rivalitaten zwischen den beiden Kaiserhofen Honorius forderte um diese Zeit dass das Illyricum und Griechenland seinem Reichsteil zugeschlagen werden sollten daher verstand der ostliche Hof den Einsatz westlicher Armeen in Griechenland als Affront und suchte die Annaherung an die Goten Nachdem es zu mehreren Schlachten zwischen Alarich und dem einflussreichen Heermeister Stilicho s u gekommen war und Ostrom sich mit Alarich verstandigt hatte konzentrierten die Goten 401 ihre Feldzuge auf Italien Da ausserdem zu diesem Zeitpunkt der militarische Druck gegen die Romer in Gallien und Britannien zunahm uberdehnten sich die westromischen Ressourcen Um 400 verlegte man die gallische Prafektur eine der beiden obersten Verwaltungsbehorden des Westreichs von Trier nach Arles Wahrend Alarich Oberitalien plunderte zog der Hof mit Honorius Ende 402 von Mailand in die Festung Ravenna um 402 gelang es Stilicho Alarich zuruckzuschlagen doch bereits 405 fiel eine grosse Gruppe Goten aus Gallien unter Radagaisus in Italien ein wurde aber von Stilicho mit Hilfe hunnischer foederati unter Uldin zuruckgeschlagen Als Ende 406 zeitweilig die Rheingrenze zusammenbrach Rheinubergang von 406 stromten mehrere Gruppen Barbaren ins Reich und plunderten die Provinzen Galliens und Hispaniens die dem Reich dadurch und durch Usurpationen lokaler Herrscher teilweise verloren gingen Britannien wurde vollstandig aufgegeben 407 war in Britannien Konstantin III zum Gegenkaiser erhoben worden der kurz darauf nach Gallien ubersetzte 411 wurde er besiegt und hingerichtet doch die Romer in Britannien erkannten Honorius nun wohl nicht mehr als Kaiser an Die Usurpationen des Jovinus in Gallien und des Maximus in Hispanien waren ebenfalls nur von kurzer Dauer Stilichos Plane zusammen mit Alarich Ostrom anzugreifen wurden jedoch durch den neuen militarischen Brennpunkt in Gallien vereitelt siehe Volkerwanderung nbsp Honorius als Feldherr Elfenbeindiptychon von 406 n Chr Grossen Einfluss ubte in den ersten Regierungsjahren des Honorius wie bereits gesagt der Heermeister Flavius Stilicho aus der halb vandalischer Abstammung war Ihm gelang es seine Machtstellung im Heer und am Kaiserhof auszubauen spater auch in Kirche und Senat 405 bekleidete er das Consulat Seine umfangreiche hunnische Leibwache stellte zudem einen militarischen Machtfaktor dar Der Fall Stilichos begann mit dem Scheitern der Feldzugsplane gegen Ostrom 407 Alarich verlangte Schadensersatz fur die Kosten die er zur Vorbereitung dieses Feldzugs gehabt hatte Als Stilicho zahlte verlor er in Rom massiv an Ansehen zugleich furchtete Honorius ihn Stilichos Machtstellung beruhte insbesondere auf dem Anspruch von Theodosius I zum Vormund beider Kaiser ernannt worden zu sein dies ermoglichte es dem Kaiserhof in Ravenna den Vorrang im Gesamtreich zu beanspruchen obwohl der dienstaltere Kaiser Arcadius ja im Osten residierte Diese Konstellation hatte seit 395 immer wieder zu Konflikten zwischen den beiden Reichshalften gefuhrt Als aber Arcadius im Sommer 408 starb wurde Stilicho am westlichen Hof nicht mehr gebraucht und man begann gegen ihn zu intrigieren Als er 408 einen Feldzug in Gallien anfuhren wollte meuterten die Truppen und Stilicho wurde auf Befehl des Honorius erschlagen Seine oft germanischen Anhanger in Rom wurden verbannt oder getotet Anders als fruher betrachtet man Stilicho dabei heute trotz seiner barbarischen Wurzeln oft als Romer und als loyalen Diener des Imperiums der einer Intrige erlag zugleich kann allerdings nicht bestritten werden dass der Heermeister zum eigentlichen Machthaber aufgestiegen war und so die Position des Honorius bedroht hatte Wie aktiv der Kaiser selbst in den Sturz Stilichos verwickelt war ist schwer zu sagen Honorius hatte nun selbst die Regierung ubernehmen mussen um die Lucke zu schliessen die Stilicho hinterlassen hatte Doch in dieser entscheidenden Phase versagte er Die Schwache des Kaisers und die Plunderungszuge der Westgoten und Vandalen forderten den raschen Zerfall des Westreiches 408 lehnte Honorius ein Friedensangebot Alarichs ab Dieser belagerte daraufhin Rom zog aber nach umfangreichen Tributzahlungen wieder ab Ende 409 begann eine erneute westgotische Belagerung Roms wahrend der Senat auf Drangen Alarichs Priscus Attalus zum Gegenkaiser ernannte Dieser machte Alarich zum Heermeister woraufhin der Gote die Provinz Africa fur sich verlangte deren Befehlshaber Heraclianus sich aber gegen ihn stellte so dass eine Invasion erforderlich gewesen ware Als weitere Verhandlungen gescheitert waren plunderten Alarichs Truppen 410 Rom Die dreitagige Plunderung erregte grosses Aufsehen in der gesamten bekannten Welt und wurde als deutliches Zeichen fur den Niedergang des Reiches interpretiert wobei die Heiden als Grund fur die Katastrophe den Abfall vom alten Gotterglauben anfuhrten Die christliche Gegenreaktion fuhrte zur Entstehung des Werkes De civitate Dei verfasst von Augustinus von Hippo 1 Dass Honorius diese Katastrophe nicht verhindert hatte beschadigte sein Ansehen irreparabel Trotz des Falls der Stadt Rom verweigerte Honorius weiterhin Verhandlungen mit Alarich Daraufhin zog dieser nach Suditalien weiter wobei er Galla Placidia die Halbschwester des Honorius mit sich fuhrte Die beabsichtigte Uberfahrt nach Nordafrika scheiterte aber am schlechten Wetter und logistischen Problemen Auf dem Ruckweg nach Norditalien starb Alarich schliesslich Unter Alarichs Nachfolger Athaulf zogen die Westgoten von Norditalien nach Sudfrankreich und versuchten innerhalb des Westromischen Reiches einen rechtlich gesicherten Status zu gewinnen was jedoch scheiterte Nachdem Athaulf der zuvor Placidia geheiratet hatte 415 gestorben war wurden sie 418 als foederati in Gallien angesiedelt und kampften nun langere Zeit auf Seiten des Kaisers Nach Stilichos Tod zog Honorius einen Feldherrn aus romischer Familie als Oberbefehlshaber heran Flavius Constantius einen fruheren Gefolgsmann Stilichos der ab 411 sehr erfolgreich gegen Usurpatoren wie Konstantin III und Jovinus Feldzuge fuhrte und uberdies die Westgoten und andere Gruppen besiegen und wie gesagt als foederati ansiedeln konnte Der Preis fur diese Erfolge war dass Constantius nun zum eigentlichen Machthaber aufstieg Der zunehmend dominante Mann schaltete 413 Heraclianus aus heiratete 417 gegen ihren Willen Galla Placidia wurde dreimal Konsul und schliesslich im Februar 421 als Constantius III sogar Mitkaiser des Honorius Da dessen Neffe der Ostkaiser Theodosius II die Erhebung eines Dynastiefremden nicht anerkennen wollte rustete Westrom zum Burgerkrieg gegen Konstantinopel Doch zu einem Bruderkrieg kam es nicht denn Constantius III starb noch im selben Jahr Daraufhin kam es zu Wirren in Ravenna in deren Verlauf Galla Placidia mit ihrem kleinen Sohn Valentinian und ihrer Tochter Honoria nach Konstantinopel floh Im Inneren war die Regierungszeit des Honorius von einer ganzen Reihe von Revolten gekennzeichnet so z B in Gallien Britannien und Africa Die westromische Armee loste sich immer mehr auf bzw wurde durch den verstarkten Ruckgriff auf Germanen als foederati barbarisiert Die Steuereinnahmen gingen ebenso zuruck wie die Wirtschaftskraft des westromischen Reiches Kulturell von Bedeutung war das Wirken Claudians des bedeutendsten spatromischen Dichters am Hof des Honorius Honorius der insgesamt betrachtet als eher schwacher und unfahiger Kaiser gilt starb am 15 August 423 in Ravenna Da es ihm nie gelungen war selbst die Regierung zu ubernehmen war er entscheidend mitverantwortlich fur die Machtkampfe und Burgerkriege die Westrom wahrend seiner Herrschaftszeit erschutterten Sein Nachfolger wurde nach einem Zwischenspiel des Usurpators Johannes sein Neffe Valentinian III Sohn von Galla Placidia und Constantius III Theodosius II setzte Valentinian im Oktober 424 als Caesar ein und schickte ihn mit einer Armee nach Italien wo er ein Jahr spater den Thron bestieg Rezeption Bearbeiten nbsp John William Waterhouse The Favorites of the Emperor Honorius 1883 Honorius ist der Nachwelt besonders bekannt aufgrund einer beruhmten bei Prokopios von Caesarea uberlieferten Anekdote der zufolge der Kaiser sich eher fur die Zucht seiner Huhner und das Wohlbefinden seines Lieblingshuhns Roma interessiert habe als fur die Meldung vom Fall Roms 2 Hieraus entstand dann die Legende vom huhnerzuchtenden Kaiser die in einem bekannten Bild von John William Waterhouse verewigt wurde und auch ein Hauptmotiv der Komodie Romulus der Grosse von Friedrich Durrenmatt wurde dort wird sie allerdings auf Romulus Augustulus ubertragen Literatur BearbeitenBruno Bleckmann Honorius und das Ende der romischen Herrschaft in Westeuropa In Historische Zeitschrift Band 265 1997 S 561 595 Henning Borm Westrom Von Honorius bis Justinian Stuttgart 2013 S 39 65 Thomas S Burns Barbarians within the gates of Rome A study of Roman military policy and the barbarians ca 375 425 AD Bloomington 1994 Alan Cameron Claudian Poetry and Propaganda at the Court of Honorius Oxford 1970 Chris Doyle Honorius The Fight for the Roman West AD 395 423 Routledge London New York 2019 ISBN 978 1 138 19088 7 Rezension 1 Rezension 2 John Drinkwater The Usurpers Constantine III 407 411 and Jovinus 411 413 In Britannia Band 29 1998 S 269 298 David Engels Der Hahn des Honorius und das Hundchen der Aemilia Zum Fortleben heidnischer Vorzeichenmotivik bei Prokop In Antike und Abendland Band 55 2009 S 118 129 Peter J Heather The Fall of the Roman Empire A new history of Rome and the Barbarians MacMillan London u a 2005 John F Matthews Western Aristocracies and Imperial Court A D 364 425 Oxford 1975 Otto Seeck Geschichte des Untergangs der antiken Welt Band 5 und 6 Stuttgart 1920 faktenreiche Darstellung aber besonders in der Deutung veraltet Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Honorius Album mit Bildern Videos und Audiodateien Ralph W Mathisen Kurzbiografie englisch bei De Imperatoribus Romanis mit Literaturangaben Marfa Heimbach 09 09 0384 Geburtstag von Kaiser Flavius Honorius auf WDR ZeitZeichen Podcast Anmerkungen Bearbeiten Mischa Meier Steffen Patzold August 410 Ein Kampf um Rom Klett Cotta Stuttgart 2010 Prokop Historien 3 2 VorgangerAmtNachfolgerTheodosius I Westromischer Kaiser 395 423JohannesNormdaten Person GND 118706934 lobid OGND AKS LCCN n83227317 VIAF 398923 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Honorius FlaviusALTERNATIVNAMEN Imperator Caesar Flavius Honorius AugustusKURZBESCHREIBUNG westromischer Kaiser 395 423 GEBURTSDATUM 9 September 384STERBEDATUM 15 August 423STERBEORT Ravenna Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Flavius Honorius amp oldid 237447520