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Dieser Artikel behandelt den westromischen Gegenkaiser Eugenius Fur weitere Personen siehe Eugenius Begriffsklarung Flavius Eugenius 6 September 394 am Frigidus heute der Bach Hubelj im slowenischen Vipavatal beanspruchte fur sich als Usurpator von 392 bis 394 den Titel eines romischen Kaisers Siliqua des Eugenius Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte der Erhebung 2 Erhebung und Herrschaft 3 Niederlage und Tod 4 Literatur 5 Weblinks 6 AnmerkungenVorgeschichte der Erhebung BearbeitenAm 15 Mai 392 war Valentinian II der junge Kaiser des Westens erhangt in seinem Palast in Vienne aufgefunden worden Es ist nicht vollig klar ob er vom machtigen magister militum Arbogast der faktisch die Regierungsgeschafte geleitet hatte ermordet wurde oder ob er wie die neuere Forschung meistens annimmt aufgrund seiner Hilflosigkeit Suizid beging Arbogast wartete jedenfalls drei Monate vergeblich darauf dass Theodosius I Kaiser des Ostens und nunmehr senior Augustus einen neuen Kaiser fur den Westen des Imperiums ernannte in Frage gekommen ware etwa einer der beiden jungen Sohne des Theodosius doch wollte Theodosius sie womoglich nicht dem Risiko aussetzen ein Ende wie Valentinian zu finden Eine Ablosung Arbogasts kam ebenfalls nicht in Frage da seine Stellung im westlichen Reichsheer unangefochten war Insofern kann Theodosius wohl eine gewisse Ratlosigkeit in dieser Situation unterstellt werden 1 Erhebung und Herrschaft BearbeitenAm 22 August 392 liess Arbogast schliesslich den Grammatiklehrer und Hofbeamten Eugenius zum Augustus ausrufen Arbogast selbst der eigentliche starke Mann im Westen ware als Germane und Heide nicht als Kaiser durchsetzbar gewesen Dass die Wahl auf Eugenius fiel ist eher als Notlosung zu betrachten denn auch Arbogast war durch den plotzlichen Tod Valentinians II ob er nun direkt oder indirekt schuld daran war in eine prekare Situation geraten Obwohl Eugenius wenngleich selbst wenigstens formal Christ dem Heidentum relativ tolerant gegenuberstand sind religiose Motive bei seiner Erhebung wohl auszuschliessen 2 Eugenius hatte nicht nur gute Kontakte zu heidnischen Senatoren wenngleich eine zunehmende Anzahl der Senatoren aus Christen bestand sondern auch zum einflussreichen Mailander Bischof Ambrosius Als Zivilbeamter konnte er zudem Arbogasts Stellung beim Heer nicht gefahrden Eugenius nahm bald Kontakt zu Theodosius auf und bat um Anerkennung doch dieser verhielt sich ausweichend Im Winter 392 393 unternahm Arbogast einen Feldzug gegen germanische Stamme am Rhein siehe auch Marcomer 3 In dieser Zeit wurde auch immer deutlicher dass Theodosius an einer Ubereinkunft eigentlich nicht interessiert war zumal er das Konsulat des Eugenius das dieser 393 fur sich beanspruchte nicht anerkannte In der historischen Forschung wurde auch die Uberlegung angestellt dass die antiheidnische Gesetzgebung des Theodosius in dieser Zeit die allerdings wohl durchaus absichtlich eher lasch umgesetzt wurde wohl auch das Ziel hatte die Christen im Westen an Theodosius zu binden und einen moglichst scharfen Gegensatz zu Eugenius zu erzeugen 4 Im Fruhjahr 393 verlegte Eugenius seine Residenz nach Mailand Bald verstarkten sich auch die Kontakte zu einer Gruppe einflussreicher heidnischer Senatoren Diese hatten die Anerkennung des Eugenius als Kaiser im Senat durchgesetzt An der Spitze dieser heidnischen Senatoren stand der bekannte Politiker und Gelehrte Virius Nicomachus Flavianus der sich vehement fur die traditionellen Gotterkulte einsetzte 5 Flavianus und andere heidnische Senatoren drangten nun darauf dass die in der Vergangenheit von christlichen Kaisern entzogenen Privilegien wiederhergestellt werden sollten Eugenius verhielt sich zunachst allerdings abwartend und wies die Bitten der heidnischen Senatoren ab erst bei einer dritten Anfrage entschied Eugenius dass die geraubten Tempelguter nicht aber die Tempel selbst zuruckerstattet werden sollten Zugleich war Eugenius bestrebt wenigstens formal ein gewisses Gleichgewicht zu erhalten So wollte er auch Christen Geschenke zukommen lassen was diese jedoch ablehnten 6 Auch Ambrosius hielt Distanz zu Eugenius wohl vor allem wegen dessen wenn auch begrenzt wohlwollender Haltung gegenuber den Heiden moglicherweise aber auch aufgrund dynastischer Loyalitat zu Theodosius der Eugenius nicht anerkannt hatte Insgesamt lasst sich sagen dass sich unter Eugenius Anhangern sowohl Christen als auch Altglaubige fanden Um seine Stellung zu sichern setzte Eugenius nun aber notgedrungen verstarkt auf die heidnischen Senatoren Nicomachus Flavianus wurde 393 zum Pratoriumsprafekten fur Italien ernannt sein Sohn wurde Stadtprafekt von Rom Im Gegensatz zu seinem Freund dem bekannten Quintus Aurelius Symmachus der sich bewusst abwartend verhielt engagierte sich Flavianus stark fur die neue Regierung Offenbar sah er nun die Gelegenheit gekommen den Einfluss heidnischer Kreise auf die Politik und das offentliche Leben wieder zu verstarken Dabei ging Flavianus recht unsensibel vor und trug zur spateren Verscharfung der Situation nicht unerheblich bei 7 Eugenius gestattete moglicherweise sogar den Victoriaaltar in der Curia des Senats wiederherzustellen doch ist es unsicher ob es dazu wirklich noch einmal kam 8 In Italien wurden jedoch auf Staatskosten einige Tempel renoviert so etwa der Herkules Tempel in Ostia durch den Praefectus annonae Numerius Proiectus Das Ereignis ist durch eine Inschrift belegt 9 Auch offentliche Opfer von Theodosius verboten fanden wieder statt Zugleich aber weigerte sich Eugenius wieder den Titel Pontifex Maximus anzunehmen und bis zuletzt warb er um die Unterstutzung der Bischofe die freilich durch die neue Entwicklung wenig geneigt waren dem nachzukommen Alan Cameron hat jungst grundlegende Zweifel bezuglich eines regelrechten pagan revival im Westen geaussert 10 Anscheinend unterstutzten mehrere keineswegs jedoch alle altglaubigen Senatoren Eugenius besonders hervor tat sich wie bereits gesagt Nicomachus Flavianus dessen religioser Eifer jedoch etwa von Symmachus nicht geteilt wurde Auch aus politischem Kalkul wollten viele Heiden wohl eher abwarten wie sich die Zukunft entwickeln wurde von den Reaktionen christlicher Senatoren deren Zahl nicht unbedeutend war ist nichts bekannt 11 Letztlich sollte die Unterstutzung die Eugenius von den Heiden erfuhr nur dazu fuhren dass Theodosius seine antipaganen Gesetze die vor allem Symbolcharakter hatten noch verscharfte Die meisten Althistoriker gehen heute mit guten Grunden davon aus dass der religiose Faktor fur die Auseinandersetzung eine weitaus geringere Bedeutung hatte als es die mit wenigen Ausnahmen wie etwa Zosimos vor allem protheodosianischen Quellen suggerieren 12 Es handelte sich um einen Machtkampf um einen politischen Konflikt der nachtraglich religios aufgeladen wurde Niederlage und Tod BearbeitenArbogast und Eugenius bemuhten sich bis 393 um die Anerkennung durch den senior Augustus Theodosius I pragten Munzen mit seinem Abbild und setzten Inschriften im Namen von Eugenius Theodosius und Arcadius 13 Theodosius zeigte sich jedoch unbeeindruckt Er erhob seinen jungeren Sohn Honorius demonstrativ zum Mitkaiser fur den Westen und trat der Usurpation nach langerer Vorbereitung schliesslich auch militarisch entgegen indem er in Italien einmarschierte und Eugenius Armee in der ausserst blutigen Schlacht am Frigidus im heutigen Slowenien am 5 6 September 394 schlug Das von mehreren Quellen vermittelte Bild eines regelrechten Religionskampfes ist subjektiv gefarbt auf beiden Seiten kampften am Frigidus Christen und Heiden 14 Allerdings kann letztlich nicht ausgeschlossen werden dass nach einem Sieg des Eugenius der Druck des harten Kerns der Heiden um Nicomachus Flavianus auf Eugenius zugenommen und sich die Situation fur die Christen moglicherweise verschlechtert hatte Doch dazu kam es nicht Arbogast beging unmittelbar nach dieser entscheidenden Niederlage Suizid wahrend Eugenius von feindlichen Soldaten ergriffen und erschlagen wurde Theodosius wurde wenngleich nur fur kurze Zeit der letzte Herrscher des Gesamtreiches Literatur BearbeitenAlan Cameron The Last Pagans of Rome Oxford University Press Oxford u a 2011 ISBN 978 0 19 974727 6 Thomas Grunewald Der letzte Kampf des Heidentums in Rom In Historia 41 1992 S 462 487 Hartmut Leppin Theodosius der Grosse Auf dem Weg zum christlichen Imperium Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2003 ISBN 3 534 15431 2 Gestalten der Antike Arnold Hugh Martin Jones John Robert Martindale John Morris Eugenius 6 In The Prosopography of the Later Roman Empire PLRE Band 1 Cambridge University Press Cambridge 1971 ISBN 0 521 07233 6 S 293 Michele Salzman Ambrose and the Usurpation of Arbogastes and Eugenius Reflections on Pagan Christian Conflict Narratives In Journal of Early Christian Studies 18 2010 S 191 223 Joachim Szidat Die Usurpation des Eugenius In Historia 28 1979 S 487 508 Weblinks Bearbeiten Commons Eugenius Album mit Bildern Videos und Audiodateien Walter E Roberts Kurzbiografie englisch bei De Imperatoribus Romanis mit Literaturangaben Anmerkungen Bearbeiten Siehe Szidat 1979 S 491 Vgl Szidat 1979 S 492 Sulpicius Alexander Historia erhalten als Exzerpt in Gregor von Tours Historiae II 9 Vgl Szidat 1979 S 493f Zur Reaktion der heidnischen Senatoren auf die Usurpation des Eugenius Szidat 1979 S 495f Szidat 1979 S 497 Vgl Szidat 1979 S 498ff siehe auch Jelle Wytzes Der letzte Kampf des Heidentums in Rom Leiden 1977 S 149ff Vgl Szidat 1979 S 500 AE 1941 66 Vgl allgemein Cameron 2011 S 783ff speziell zu Eugenius siehe ebd S 74ff Szidat 1979 S 501f Vgl allgemein den grundlegenden Artikel von Szidat 1979 siehe auch Leppin 2003 S 205ff CIL 13 8262 Vgl Szidat 1979 S 504ff Normdaten Person GND 1147239762 lobid OGND AKS VIAF 155151246510144130195 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME EugeniusALTERNATIVNAMEN Flavius EugeniusKURZBESCHREIBUNG romischer GegenkaiserGEBURTSDATUM 4 JahrhundertSTERBEDATUM 6 September 394STERBEORT am Frigidus heute Wippach Nebenfluss des Isonzo Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Eugenius amp oldid 225458634