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Valentinian II Herbst 371 wohl in Augusta Treverorum heute Trier 15 Mai 392 in Vienne eigentlich Flavius Valentinianus war von 375 bis zu seinem Tod romischer Kaiser im Westen bis zu dessen Tod als Mitkaiser seines Halbbruders Gratian Seine Regierungszeit stellt eine Besonderheit dar denn Valentinian II kam bereits in sehr jungem Alter auf den Kaiserthron Dadurch hebt er sich von den meisten Kaisern ab welche seit der so genannten Reichskrise des 3 Jahrhunderts regiert hatten die zumeist erfahrene Generale waren Zwar war es bereits seit langerem ublich geworden leibliche Sohne von Augusti bereits im Kindesalter mit kaiserlichen Wurden auszustatten um die Nachfolge zu regeln so war etwa Commodus im Alter von funf Jahren zum Caesar erhoben worden Doch Valentinian II war der erste dieser Kinderkaiser der nominell tatsachlich einem eigenen Hof vorstand und einen eigenen Reichsteil regieren sollte Moglich wurde dies angesichts der gewachsenen Bedeutung des dynastischen Denkens fur die Nachfolge im romischen Kaisertum Man kann die Kaisererhebung Valentinians als Vorspiel auf das 5 Jahrhundert verstehen in welchem Kaisersohne wie Honorius Theodosius II und Valentinian III ebenfalls sehr jung auf den Thron gelangten und daher von ihren Verwandten Beratern und Generalen kontrolliert wurden Marmorbuste Valentinians II im Istanbuler Museum 387 390 Portrat Valentinians II auf dem Missorium von Theodosius I Solidus Valentinians II Auf der Ruckseite werden Valentinian und Theodosius I als siegreich dargestellt Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Augustus des Westens 1 2 Justina und Ambrosius 1 3 Magnus Maximus 1 4 Tod und Nachfolge 2 Literatur 3 Weblinks 4 AnmerkungenLeben BearbeitenAugustus des Westens Bearbeiten Valentinian II wurde im Alter von vier Jahren 375 nach dem plotzlichen Tod seines Vaters Valentinian I von den Truppen in Aquincum zum Augustus Kaiser im Westen des Imperium Romanum ausgerufen Seine Kaisererhebung wurde offenbar massgeblich vom germanischen Heermeister magister militum Merobaudes betrieben 1 Valentinians 17 jahriger Halbbruder Gratian der schon acht Jahre zuvor von seinem Vater zum Augustus erhoben worden war stimmte ihr ebenso wie sein Onkel der nun dienstalteste Kaiser senior Augustus Valens der im Osten des Reiches residierte schliesslich zu Das Reich wurde nominell zwischen den drei Augusti geteilt blieb aber staatsrechtlich eine Einheit Gratian bekam die transalpinen Provinzen wahrend Valentinian Italien Teile von Illyrien und Africa zugesprochen wurden und Valens fur den Osten zustandig blieb Freilich konnte Valentinian der in Mailand residierte aufgrund seines Alters nicht eigenstandig regieren so dass Gratian de facto weiterhin den ganzen Westteil des Reiches beherrschte Nach dem gewaltsamen Tod des Valens in der Schlacht von Adrianopel im Juli 378 wurde das Kaiserkollegium Anfang 379 um Theodosius I erweitert den Gratian als Nachfolger seines Onkels Valens zum Kaiser im Osten ernannte um einer Usurpation zuvorzukommen Justina und Ambrosius Bearbeiten Valentinian wenngleich als romischer Kaiser grundsatzlich juristisch mundig stand lange faktisch unter der Vormundschaft seines Halbbruders Gratian vor allem aber unter dem Einfluss seiner Mutter Justina die ihn bis zu ihrem Tod um 388 dominierte Justina war Arianerin Homoerin und stand damit im Gegensatz zu dem in Mailand ausserst machtigen und popularen katholischen Bischof Ambrosius einem weiteren wichtigen Ratgeber des Kaisers siehe auch Streit um den Victoriaaltar im Jahr 384 2 Ein dritter wesentlicher Berater des Kaisers war neben Justina der frankische Heermeister Bauto um 385 Ambrosius widersetzte sich immer haufiger den Anordnungen Valentinians vor allem in Bezug auf dessen Toleranzedikt zugunsten der Arianer was schliesslich in dem erstmals geausserten Anspruch der Kirche gipfelte auch uber Kaiser richten zu durfen 385 386 kam es erneut zum Konflikt mit Ambrosius Auf Wunsch Justinas sollte die vor den Toren Mailands gelegene Basilica Portiana zu einer Kirche fur die Arianer gemacht werden dies ware formal im Einklang mit den Gesetzen gewesen die arianische Kirchen lediglich innerhalb der Stadte verboten Ambrosius aber verweigerte dies und liess sowohl die Basilica Portiana als auch die grosse Basilica nova intramurana im Stadtzentrum von einer gewaltbereiten Menge besetzen die sich den kaiserlichen Beauftragten entgegenstellten Ambrosius schrieb dem Kaiser einen Brief in dem er formulierte die letzte Entscheidung liege grundsatzlich beim Bischof Im letzten Moment rief der Kaiser seine Soldaten zuruck und verliess Mailand in Richtung Aquileia Im Juni 386 behauptete Ambrosius uberdies die Gebeine der Martyrer Gervasius und Protasius entdeckt zu haben Durch dieses angebliche Wunder wurde der Bischof endgultig unangreifbar Valentinian II und Justina mussten klein beigeben Angesichts dieser offensichtlichen Schwache griff wenig spater Magnus Maximus siehe unten offen in die Kirchenpolitik im Reichsteil des Valentinian ein Magnus Maximus Bearbeiten Im Jahr 383 brach bei den romischen Truppen in Britannien ein Aufstand aus Ihr Kommandeur Magnus Maximus wurde schliesslich von der Armee in Britannien Belgien Germania prima und Germania secunda zum Augustus ausgerufen Gratian zog dem Usurpator entgegen doch liessen ihn seine Truppen im Stich und liefen zu Magnus Maximus uber Gratian wurde kurz darauf in Lyon ermordet Maximus wahlte als Residenz Trier und wurde vorlaufig von Theodosius I dem Kaiser im Osten und Ehemann von Valentinians Schwester Galla anerkannt Zunachst beschrankte er sich auf den einstigen Reichsteil Gratians doch im Jahr 387 uberschritt Magnus Maximus doch die Alpen und marschierte auf Mailand zu Valentinian und seine Mutter flohen nach Thessalonike zu Theodosius I Dieser setzte Valentinian wieder ein nachdem er Maximus in zwei Schlachten geschlagen und kurz darauf hingerichtet hatte Tod und Nachfolge Bearbeiten Valentinian selbst residierte seit 389 in Trier und Vienne doch gelang es ihm auch jetzt nicht eine selbststandige Regierungstatigkeit auszuuben obwohl er nun formal der senior Augustus der dienstalteste Kaiser war Das war vor allem der machtigen Stellung des frankischen Heermeisters Arbogast geschuldet der faktisch den Westen regierte wohl gedeckt von Theodosius Der hatte ein Interesse daran den jungeren ihm formal aber ubergeordneten Valentinian unter Kontrolle zu halten Arbogast soll schliesslich sogar einen Freund Valentinians der ihm offentlich widersprochen hatte vor den Augen des Kaisers ermordet haben Als Valentinian Arbogast ein Entlassungsschreiben ubergab zerriss Arbogast es denn da nicht er sondern Theodosius ihn eingesetzt habe konne ihn auch nur der entlassen Weder hast du mir die Macht gegeben noch kannst du sie mir nehmen 3 Arbogast gelang allerdings die Sicherung der romischen Grenze gegen die Franken die schon 388 plundernd in Gallien eingefallen waren und eine romische Strafexpedition vernichtet hatten das geht aus dem Bericht des Sulpicius Alexander hervor der im Geschichtswerk des Gregor von Tours erhalten ist siehe auch Marcomer 4 Valentinian dessen Charakter in den Quellen gelobt wird der aber schwer unter der Bevormundung Arbogasts gelitten haben muss wurde am 15 Mai 392 erhangt in seinem Palast in Vienne aufgefunden 5 Die Umstande seines Todes sind nicht vollkommen klar Nach Aussage mehrerer Quellen wurde er auf Veranlassung Arbogasts heimlich ermordet es hiess er sei beim Baden erdrosselt worden Da es diesen Autoren aber vielfach darum ging Theodosius I positiv und als Racher Valentinians darzustellen ist grosse Vorsicht geboten Wahrscheinlich beging der junge Kaiser aufgrund seiner Machtlosigkeit Selbstmord Auch in diesem Fall ware Arbogast naturlich eine indirekte Schuld kaum abzusprechen Da nicht erkennbar ist welchen Vorteil sich der Heermeister vom Tod Valentinians hatte versprechen konnen ist diese Lesart nach Ansicht der meisten Althistoriker deutlich plausibler 6 Dafur dass der Kaiser nicht ermordet wurde spricht uberdies die anschliessende monatelange Thronvakanz Hatte man Valentinian getotet so hatte man wohl bereits einen unmittelbaren Nachfolger zur Hand gehabt 7 Arbogast bat Theodosius jedenfalls um die Erhebung oder Entsendung eines neuen Augustus fur den Westen Doch Theodosius der vielleicht keinen seiner beiden jungen Sohne in die Hande des Heermeisters fallen lassen wollte blieb drei Monate tatenlos Im August liess Arbogast daher den Rhetor Eugenius von den Truppen zum Kaiser ausrufen Der war ein eher toleranter Christ und verstandigte sich nachdem Annaherungsversuche an Ambrosius von Mailand gescheitert waren bald mit den heidnisch senatorischen Kreisen um Virius Nicomachus Flavianus einen prononcierten Heiden wenngleich auffallt dass sich mehrere prominente Heiden darunter Quintus Aurelius Symmachus sehr zuruckhaltend verhielten Es kam zu einem letzten Aufbaumen des Heidentums im Westen das in Rom im folgenden Jahr dazu fuhrte dass die Tempel wieder geoffnet wurden Die moderne Forschung misst dem religiosen Aspekt der Auseinandersetzung allerdings zumeist keine grosse Bedeutung mehr bei da auf beiden Seiten Christen und Heiden standen Die militarische Reaktion des Theodosius erstickte die vorsichtige heidnische Restauration aber bald Theodosius erliess Gesetze die das Heidentum endgultig reichsweit verbieten sollten 394 besiegte er Eugenius in der Schlacht am Frigidus sowohl Eugenius als auch Arbogast verloren in diesem Zusammenhang ihr Leben das Imperium war daraufhin zum letzten Mal und nur kurzzeitig wieder unter der Herrschaft eines einzigen Kaisers vereint auch wenn es formal drei Augusti gab namlich neben Theodosius auch seine beiden Sohne 8 Literatur BearbeitenAlan Cameron The Last Pagans of Rome Oxford University Press Oxford u a 2011 ISBN 978 0 19 974727 6 Brian Croke Arbogast and the Death of Valentinian II In Historia 25 1976 S 235 244 Wilhelm Ensslin Valentinianus II In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Band VII A 2 Stuttgart 1948 Sp 2205 2232 Meaghan A McEvoy Child Emperor Rule in the Late Roman West AD 367 455 Oxford University Press Oxford u a 2013 ISBN 978 0199664818 Angela Pabst Valentinian II In Manfred Clauss Hrsg Die romischen Kaiser 55 historische Portraits von Caesar bis Iustinian 4 aktualisierte Auflage Beck Munchen 2011 ISBN 978 3 406 60911 4 S 362 367 Weblinks Bearbeiten Commons Valentinian II Album mit Bildern Videos und Audiodateien Walter E Roberts Kurzbiografie englisch bei De Imperatoribus Romanis mit Literaturangaben Anmerkungen Bearbeiten An diesem Beispiel wird die starke Rolle der Heermeister der ranghochsten Offizieren des Heeres deutlich die diese im spatromischen Reich insbesondere im Westen des Imperiums gegenuber schwacheren Kaisern spielen konnten Siehe dazu auch unten die Arbogast Affare Der Begriff Arianer ist sehr unscharf da damit teils ganz unterschiedliche christlich theologische Stromungen bezeichnet werden Allgemein vertraten diese die Ansicht Jesus sei nur von Gott Vater geschaffen worden Naheres dazu in den Artikeln Arius und Arianismus Zosimos 4 53 Gregor von Tours Historiae 2 9 Zosimos 4 54 3f und Johannes von Antiochia Fragment 187 berichten hingegen der Kaiser sei wahrend einer Truppenubung von Arbogast offentlich erschlagen worden doch liegt hier offensichtlich eine Vermischung mit den Todesumstanden des Kaisers Valentinian III vor Vgl Croke Arbogast and the Death of Valentinian II Vgl Joachim Szidat Historische Fiktion bei Zosimus Der Tod Valentinians II In Historia 61 2012 S 371 Zum gesamten Vorgang einschliesslich des Todes Valentinians vgl auch Hartmut Leppin Theodosius der Grosse Darmstadt 2003 S 205ff VorgangerAmtNachfolgerValentinian I und GratianRomischer Kaiser 375 392Theodosius I Normdaten Person GND 119145111 lobid OGND AKS LCCN nr95046637 VIAF 32800218 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Valentinian II ALTERNATIVNAMEN Flavius ValentinianusKURZBESCHREIBUNG romischer KaiserGEBURTSDATUM 371GEBURTSORT Augusta Treverorum heute TrierSTERBEDATUM 15 Mai 392STERBEORT Vienne Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Valentinian II amp oldid 220540291