www.wikidata.de-de.nina.az
Valentinian III 2 Juli 419 in Ravenna 16 Marz 455 in Rom mit vollstandigem Namen Flavius Placid i us Valentinianus war von 425 bis 455 Kaiser des Westromischen Reiches Er stand wahrend seiner Regierungszeit lange unter dem Einfluss seiner Mutter Galla Placidia und des machtigen Heermeisters Flavius Aetius Galla Placidia und ihre Kinder auf einem Zwischengoldglas Brescia Museo di Santa Giulia Vorne links Valentinian III Die Benennung ist nicht gesichert Solidus gepragt 437 zur Feier der Hochzeit Valentinians III mit Licinia Eudoxia der Tochter des ostromischen Kaisers Theodosius II Auf der Ruckseite werden sie zu dritt in Hochzeitskleidung dargestellt Theodosius hinter dem Brautpaar und grosser was seine uberlegene Stellung illustrieren soll Auf der Vorderseite Valentinian III im Profil Inhaltsverzeichnis 1 Kindheit und Jugend 2 Politik 3 Der Mord an Aetius und Valentinians Ende 4 Moderne Bewertung 5 Literatur 6 WeblinksKindheit und Jugend BearbeitenValentinian war der einzige Sohn des Heermeisters und kurzzeitigen Kaisers Constantius III und der Galla Placidia der Tochter von Theodosius I und Enkelin Kaiser Valentinians I Noch zu Lebzeiten seines Onkels Honorius wurde er bald nach der Geburt von diesem zum nobilissimus ernannt Als Constantius 421 starb kam es zum Konflikt zwischen Honorius und Galla Placidia die schliesslich mit ihren beiden Kindern an den ostromischen Hof floh Valentinian verlor dort zunachst den Titel nobilissimus wurde dann aber am 23 Oktober 424 in Thessaloniki im Namen seines Vetters Theodosius II des Kaisers des Ostens zum Caesar erhoben Theodosius stattete ihn mit Truppen aus und schickte ihn nach Italien wo er nach einem kurzen Krieg gegen den Usurpator Johannes der nach Honorius Tod den Thron bestiegen hatte am 23 Oktober 425 in Rom zum Augustus des Westens ausgerufen wurde Theodosius II sandte eigens seinen magister officiorum Helio nach Italien um die Kaiserkronung vorzunehmen Valentinian nannte sich fortan Imperator Caesar Flavius Valentinianus Augustus Da er erst sechs Jahre alt war als er Kaiser wurde stand er wahrend der Zeit seiner faktischen Unmundigkeit rechtlich war ein romischer Kaiser auch als Minderjahriger rechtsfahig unter der Vormundschaft seiner Mutter die zunachst vom Heermeister Felix und dem comes Africae Bonifatius unterstutzt wurde dann ab 433 endgultig unter dem Einfluss des ehrgeizigen Heermeisters Aetius der seine Konkurrenten Felix und Bonifatius hatte ausschalten konnen 437 heiratete Valentinian Licinia Eudoxia 422 493 die Tochter seines Vetters Theodosius II und der Aelia Eudocia Seit 440 residierte er als erster Kaiser seit Maxentius wieder haufiger in Rom statt in Ravenna Politik BearbeitenBereits seit dem ausgehenden 4 Jahrhundert war Westrom zunehmend von Militars wie Stilicho und Flavius Constantius kontrolliert worden dies wurde durch den Umstand erleichtert dass die Kaiser Valentinian II Honorius und eben Valentinian III jeweils noch Kinder waren als sie den Thron bestiegen Die Position des starken Mannes hinter dem Thron war begehrt und umkampft in diesem Wettstreit setzten sich zunehmend Generale gegenuber Angehorigen der zivilen Administration durch Sie bestimmten die westromische Politik Valentinians Regierungszeit war dabei gekennzeichnet durch eine weitere Erosion der kaiserlichen Autoritat und damit zusammenhangend den Zerfall des Westromischen Reichs im Zuge der so genannten Volkerwanderung Innere Machtkampfe schwachten das Reich und barbarische Kriegerverbande nutzten dies aus Bonifatius soll im Zuge der Rivalitat mit Aetius 429 die Vandalen unter Geiserich zur Hilfe gerufen haben Diese Behauptung der Quellen wird in der modernen Forschung jedoch meist sehr skeptisch betrachtet da diese Nachricht nur auf Prokopios von Caesarea und Jordanes zuruckgeht aber nicht in zeitgenossischen Quellen erwahnt wird Denkbar ist aber dass Bonifatius die Vandalen ursprunglich als foederati ins Land gerufen hatte wo diese aber anschliessend rebellierten Die jedenfalls darauffolgende Reichsbildung der Vandalen begunstigt durch die geringe romische Truppenstarke umfasste bald die ganze Provinz Africa Der ostromische General Aspar konnte ihrer Expansion zwar um 434 noch einmal Einhalt gebieten und 435 schlossen sie erneut ein foedus mit Valentinian III doch 439 gelang ihnen die Einnahme Karthagos was fur Westrom eine Katastrophe bedeutete Sizilien wurde verwustet und Stadte an der Westkuste des Mittelmeeres von der vandalischen Flotte angegriffen 441 scheiterte ein ost romischer Gegenangriff und 442 erhielt Geiserich die Provinz Africa die nur formal Teil des Romischen Reiches blieb in einem neuen foedus auch offiziell zugesprochen Fortan kontrollierten die Vandalen die Getreideversorgung Italiens das fast ganz von afrikanischem Korn abhing Dank zwei 2019 entdeckten Inschriften weiss man allerdings dass zu einem unklaren Zeitpunkt auch eine neue romische Stadt in Nordafrika gegrundet und nach dem Kaiser benannt wurde Valentinianopolis die genaue Datierung und der Kontext sind aber noch unklar vgl Chalal Dupuis 2020 Hinzu kam dass dem Reich immer mehr die Kontrolle uber grosse Teile Hispaniens an die Sueben und spater die Westgoten entglitt Einzig in Gallien konnte das Reich durchaus noch aktiv werden Aetius sorgte dafur dass dieser Reichsteil wenigstens zu seinen Lebzeiten nicht verloren ging De facto beherrschten die Romer in Nordgallien jedoch nur die grosseren Stadte Unterdessen plunderten die Franken Trier Reims und Bonn und foderierte Angelsachsen begannen um 440 Britannien unter ihre Kontrolle zu bringen Aetius konnte vor allem aufgrund seiner lange Zeit guten Beziehungen zu den Hunnen und durch das geschickte Ausspielen germanischer Gruppen gegeneinander uber mehrere Jahre einen militarischen Zusammenbruch Westroms verhindern und sicherte so zugleich seine eigene dominante Stellung am Kaiserhof Er nicht Valentinian lenkte die Geschicke des Reiches 450 allerdings kam es zum Konflikt mit den Hunnen unter Attila der angeblich von einer Hofpartei um Honoria der Schwester Valentinians III gegen Aetius zu Hilfe gerufen worden war Zwar errang Aetius 451 in der Schlacht auf den Katalaunischen Feldern einen taktischen Sieg uber Attila und seine Verbundeten doch wurde dieser mit enormen Verlusten unter den ravennatischen Truppen erkauft und hielt Attila zudem nicht von einer Invasion Norditaliens im folgenden Jahr ab Erst mit dem Tod Attilas 453 brach der militarische Druck durch die Hunnen zusammen Weitere Feldzuge hatte Aetius bereits vor 450 gegen die Westgoten in Sudgallien mit denen um 440 ein Friedensabkommen geschlossen wurde und gegen die Burgunden am Rhein gefuhrt die weite Teile der Provinz Gallia Belgica erobert hatten Dieser Kriegerverband wurde 436 mit Hilfe hunnischer Soldner vernichtend geschlagen und 443 im spateren Savoyen angesiedelt Das Verhaltnis zur ostlichen Reichshalfte war zunachst gut da Valentinians Kaisertum seinem Vetter Theodosius II zu verdanken war 437 besuchte der Westkaiser Konstantinopel um der Schwiegersohn seines Cousins zu werden Das seit vier Jahrzehnten zwischen den beiden Kaiserhofen umstrittene Illyricum trat er bei dieser Gelegenheit an den Osten ab Gemeinsam gaben beide Augusti eine Gesetzessammlung in Auftrag den Codex Theodosianus der fur das Gesamtreich Geltung haben sollte und 438 in Kraft gesetzt wurde Als Theodosius II aber 450 ohne leiblichen Erben starb und man in Konstantinopel eigenstandig den nicht mit dem Kaiserhaus verwandten Militar Markian zum neuen Augustus erhob ohne Valentinian zu konsultieren reagierte dieser mit Emporung und weigerte sich zwei Jahre lang den neuen Ostkaiser anzuerkennen Wohl erst im Zusammenhang mit dem hunnischen Angriff auf Italien 452 akzeptierte Valentinian Markian offiziell als seinen Herrscherkollegen doch laut dem zeitgenossischen Geschichtsschreiber Priskos Fragment 30 warf er noch 454 Aetius vor dieser habe ihn gegen seinen Willen genotigt den Usurpator im Osten nicht zu bekriegen Der Mord an Aetius und Valentinians Ende BearbeitenMit dem Schrumpfen der westromischen Macht wurde die Abgabenlast mehr und mehr untragbar und die Loyalitat der verbliebenen Provinzen stark geschwacht dem Westreich gingen die Mittel aus um die notwendigen Truppen zu finanzieren Dies fuhrte zum Verlust weiterer Gebiete und damit wiederum zu weiter schrumpfenden Einnahmen Ravenna war auch nach 440 Valentinians Hauptresidenz aber uber ein Viertel seiner langen Regierungszeit verbrachte er in Rom Unterdessen hatte sich Westrom zusehends in ein vom Militar beherrschtes Staatswesen verwandelt in dem die zivile Verwaltung und mit ihr der Kaiser zunehmend machtlos war Aetius herrschte faktisch als Militardiktator und nach Attilas Tod schien es niemanden mehr zu geben der ihm noch gefahrlich werden konnte Valentinian III scheint sich mit diesem Zustand nicht abgefunden zu haben Nachdem Attila 453 gestorben war schien dem Kaiser offenbar der Moment gekommen sich seines ubermachtigen Heermeisters zu entledigen Im September 454 wurde Aetius dessen Sohn nun Valentinians Tochter Eudocia heiraten und somit familiar mit dem Kaiserhaus verbunden werden sollte wahrend einer Audienz von Valentinian auf dem Palatin in Rom ermordet laut den Zeitgenossen Hydatius von Aquae Flaviae und Priskos eigenhandig Als Aetius gerade die Finanzlage erlauterte und die Steuereinnahmen vorrechnete sprang Valentinian mit einem Schrei auf einmal von seinem Thron auf und brullte er werde es nicht langer ertragen durch derlei Betrugereien beleidigt zu werden Er behauptete Aetius wolle ihn indem er ihm die Schuld an den Problemen zuschob nun auch um die Herrschaft im Westen bringen wie er es bereits mit dem Osten getan habe denn nur wegen Aetius habe er damals darauf verzichtet dort Markian vom Thron zu entfernen Wahrend Aetius angesichts dieses Ausbruchs noch wie gelahmt dastand und nur versuchte diesen unvernunftigen Anfall zu dampfen zog Valentinian bereits sein Schwert aus der Scheide und sturzte sich gemeinsam mit Heraclius der eine Axt unter seinem Umhang verborgen hatte denn er war der oberste Eunuch auf ihn Nachdem er Aetius erschlagen hatte totete Valentinian auch den Prafekten Boethius der hoch in Aetius Gunst gestanden hatte Er liess ihre Leichen unbestattet auf dem Forum prasentieren und berief unverzuglich den Senat ein wo er gegen beide Manner schwere Vorwurfe erhob da er furchtete es konne wegen Aetius zu einer Revolte kommen Priskos Fragment 30 1 in der Edition von Roger C Blockley Der Kaiser sah offenbar keinen anderen Ausweg Seine Mittel genugten nicht mehr um den ubermachtigen Heermeister auf legalem Weg aus dem Verkehr zu ziehen Anschliessend ubernahm er selbst den Oberbefehl uber die Truppen und versuchte das Ansehen des Kaisertums wiederherzustellen Doch konnte Valentinian aus der Ermordung des magister militum mit dem gemeinsam der praefectus praetorio Boethius der Grossvater des gleichnamigen Philosophen den Tod fand langfristig keinen Gewinn ziehen im Gegenteil Am 16 Marz des folgenden Jahres wurde der Kaiser zusammen mit Heraclius durch zwei ehemalige Gefolgsleute des Aetius erschlagen als er in Rom einer Truppenubung beiwohnen wollte Niemand aus seiner Garde schritt ein um ihn zu verteidigen Nach dem Tod Valentinians wurde seine Gemahlin Licinia Eudoxia zur Ehe mit dem Senator und Usurpator Petronius Maximus in Rom gezwungen Angeblich sollen daraufhin die Vandalen unter Geiserich von der Witwe Valentinians herbeigerufen worden sein ob dies zutrifft ist aber umstritten Politisch gab es genugend andere Grunde fur ein Eingreifen des Vandalenkonigs Geiserich da sich nach dem Tod Valentinians die zuvor guten Beziehungen zwischen Westrom und Karthago erheblich verschlechtert hatten und Italien zudem von Truppen weitgehend entblosst und daher schutzlos war Die Vandalen uberfielen noch 455 die Stadt Rom wobei Petronius Maximus den Tod fand und brachten Licinia Eudoxia und ihre beiden Tochter Eudocia und Placidia nach Africa Eudocia 439 471 72 war seit 442 mit Geiserichs Sohn Hunerich 430 440 484 verlobt den sie 455 oder 456 heiratete Placidia heiratete spatestens 454 den Senator Olybrius der 472 kurzzeitig selbst westromischer Kaiser war Moderne Bewertung BearbeitenValentinian fehlte zwar wie sich 454 zeigte nicht grundsatzlich die Kraft das Reich in dieser Krisenzeit zu regieren aber es gelang ihm nie wirklich sich von seiner Umgebung zu emanzipieren wobei seine Person als typisch fur die zumeist schwachen spatantiken Kaiser des Westens seit Honorius gelten muss Wie stark er selbst handelnd in die Regierungsgeschafte eingriff ist vollig unklar Als er sich schliesslich 454 durch den Mord an Aetius zu emanzipieren versuchte resultierte dies in seinem eigenen Tod einer weiteren Schwachung des Kaisertums und einem weiteren Burgerkrieg Andererseits war seine formal 30 jahrige Regierungszeit eine der langsten im romischen Kaiserreich ebenso wie die seiner Dynastie die auf Valentinian I 364 bis 375 zuruckging Mit dem Ende dieser Dynastie verlor der westromische Reichsteil rasant an Stabilitat Dass es Valentinian III nicht gelang die Autoritat und Handlungsfahigkeit des westlichen Augustus gegenuber dem Militar wiederherzustellen hatte weitreichende Konsequenzen Den folgenden Kaisern unter denen einige durchaus tatkraftige Gestalten wie Majorian und Anthemius waren gelang es nicht mehr sich dauerhaft auf dem Thron zu etablieren Das Erbe des Aetius als patricius und Reichsfeldherr trat 456 Ricimer an der bis zu seinem Tod 472 der starke Mann im zerfallenden Westreich bleiben sollte der den Kaisern seinen Willen aufzwang und sie mitunter sogar toten liess Literatur BearbeitenHenning Borm Westrom Von Honorius bis Justinian 2 Auflage Kohlhammer Stuttgart 2018 S 71 ff Belkacem Chalal Xavier Dupuis Felix civitas Valentinianopolis une cite de Numidie au milieu du Ve siecle In BAA VIII 2020 S 73 99 Alexander Demandt Die Spatantike 2 Auflage C H Beck Munchen 2007 S 183 ff Mark Humphries Valentinian III and the City of Rome AD 425 55 Patronage Politics and Power In Lucy Grig Gavin Kelly Hrsg Two Romes Oxford University Press Oxford 2012 S 161 ff Edgar Pack Valentinian III In Manfred Clauss Hrsg Die romischen Kaiser C H Beck Munchen 1997 S 395 ff Otto Seeck Geschichte des Untergangs der antiken Welt Bd 6 Stuttgart 1920 klassische aber veraltete Darstellung Timo Stickler Aetius Gestaltungsspielraume eines Heermeisters im ausgehenden Westromischen Reich C H Beck Munchen 2002 Weblinks Bearbeiten Commons Valentinian III Album mit Bildern Videos und Audiodateien Werke von und uber Valentinian III in der Deutschen Digitalen Bibliothek Ralph W Mathisen Kurzbiografie englisch bei De Imperatoribus Romanis mit Literaturangaben VorgangerAmtNachfolgerJohannesWestromischer Kaiser 425 455Petronius MaximusNormdaten Person GND 118931962 lobid OGND AKS LCCN n83206568 VIAF 56825259 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Valentinian III ALTERNATIVNAMEN Flavius Placidus ValentinianusKURZBESCHREIBUNG Kaiser des westromischen ReichesGEBURTSDATUM 2 Juli 419GEBURTSORT RavennaSTERBEDATUM 16 Marz 455STERBEORT Rom Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Valentinian III amp oldid 232889429