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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Weitere Bedeutungen sind unter Vandalen Begriffsklarung aufgefuhrt Die Vandalen auch Wandalen Vandali Vandili Vandilier und Vanduli genannt altgriechisch Oὐandaloi Uandaloi Bandῆloi Bande loi Bandiloi Bandiloi waren ein germanisches Volk das eine ostgermanische Sprache sprach Zur Zeit des Tacitus siedelten die Vandalen zunachst in der nordostlichen Germania magna breiteten sich spater aber weiter aus Im 5 Jahrhundert gelangten vandalische Krieger im Kontext der sogenannten Volkerwanderung in das Gebiet des heutigen Spaniens und schliesslich nach Nordafrika wo sie ein eigenes regnum etablierten Mit der Zerschlagung des Vandalenreichs im 6 Jahrhundert durch ostromische Truppen verlieren sich ihre Spuren Karte der germanischen Stamme um 50 n Chr ohne Skandinavien Heinrich Leutemann Plunderung Roms durch die Vandalen 1860 1880 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte der Vandalen 1 1 Die Fruhzeit 1 2 Vandalen und Volkerwanderung 1 2 1 Eindringen ins Romische Reich 1 2 2 Das vandalische Konigreich in Nordafrika 1 2 2 1 Erringung der Seeherrschaft im westlichen Mittelmeer 1 2 2 2 Die Plunderung Roms 455 1 2 2 3 Von 468 bis zum Ende des Reiches 1 3 Zeittafel 2 Wirtschaft Gesellschaft Sprache und Kultur 3 Liste der vandalischen Konige und deren dynastische Verbindung 4 Gleichsetzung der Begriffe Vandalen und Wenden 5 Quellen 6 Literatur 7 Weblinks 8 AnmerkungenGeschichte der Vandalen BearbeitenDie Fruhzeit Bearbeiten Vandalischer Schildbuckel aus vergoldeter Bronze 3 4 Jahrhundert n Chr Vandalengrab Herpalypuzta Ungarisches Nationalmuseum Budapest Vandalische Waffen Schildbuckel und Speerspitzen 3 4 Jahrhundert n Chr Vandalengrab Zalău Bezirksmuseum Zillenmarkt Zalău Rumanien Herkunft und Abstammung der Volkergruppe der Vandalen sind nicht restlos geklart Im Gegensatz zur alteren Forschung wird versucht die Prozesse zu verstehen die zur Bildung ethnischer Identitaten fuhrten und geht nicht mehr von wandernden fertig ausgebildeten Volkern aus siehe Ethnogenese Von Plinius Tacitus und Ptolemaios werden die Vandilier als Volkergruppe im Weichselgebiet erwahnt aber verschieden definiert Wie bei den Gotonen Gutonen Goten ist zwar eine Namenskontinuitat bekannt jedoch kann uber die ethnischen Prozesse hinter diesen Namen keine Aussage gemacht werden Uber die Ursprunge der Vandalen gibt es in den schriftlichen Quellen nur verstreute Aussagen die in der Forschung intensiv diskutiert werden Nach Plinius dem Alteren und Tacitus siedelten Vandalen in den ersten Jahrhunderten nach Beginn der christlichen Zeitrechnung ostlich der Oder und sudlich der damals dort siedelnden Burgunden Vereinzelte Aussagen zu einer angeblichen Herkunft aus Skandinavien in spateren Quellen sind archaologisch nicht gesichert und eher im Zusammenhang mit fiktiven Herkunftsgeschichten Origo gentis zu sehen 1 Eine Zugehorigkeit zum Kultverband der Lugier ist moglich die fruhen Vandalen werden in den Quellen mit diesen oft gleichgesetzt 2 Im 2 Jahrhundert sind unterschiedliche Teilstamme der Vandalen nachweisbar Die Silingen in Schlesien und die Asdingen oder auch Hasdingen im spateren Pannonia von wo sie wahrend der Markomannenkriege ins Romische Reich eindrangen Allerdings ist wie bei fast allen germanischen gentes der Volkerwanderungszeit unklar welche Verbindungen zwischen den Volkern dieses Namens und jenen Verbanden die dann in der Spatantike in den Quellen erscheinen bestanden Unter Konstantin ist jedenfalls eine Ansiedlung der Hasdingen in Pannonien bezeugt Vandalen und Volkerwanderung Bearbeiten Hauptartikel Volkerwanderung Mutmassliche Wanderungen der Vandalen bis ca 435 n Chr Eine Herkunft aus dem skandinavischen Raum entspricht jedoch nicht dem heutigen Forschungsstand Um das Jahr 400 kann man nordlich der unteren und mittleren Donau grosse Wanderungen und Umwalzungen feststellen wahrscheinlich ausgelost durch das Eindringen der Hunnen Ein grosser vandalischer Verband zog gemeinsam mit den Alanen und Sueben westwarts nach Gallien Seit dem 1 Jahrhundert versuchte die romische Politik die Hegemonie des Romischen Reiches ausserhalb der Reichsgrenzen auf friedlichem Wege zu erreichen durch Vertrage foedera mit Foederaten durch die Anwerbung von Soldaten und durch den Handel mit Gewerbe und Luxusgutern Das Imperium Romanum war ein wirtschaftlich und politisch stabiler Raum mit einer enormen Sogwirkung auf barbarische Gesellschaften Langsam entstanden spezialisierte Krieger soziale Unterschiede und innere Konflikte Stamme zerfielen und es bildeten sich neue Einheiten wie eben die in historischen Texten erwahnten Volker der Vandalen und Sueben die keine Ackerbauern mehr waren sondern dem Prozess der Verreiterung unterlagen Nicht wie in der spatantiken Literatur haufig gemutmasst die Flucht vor Hunger und Kalte war der Grund fur die Aufgabe alter und den Aufbau neuer Identitaten sondern der Aufbruch zu neuen Moglichkeiten in der reichen mediterranen Welt Eindringen ins Romische Reich Bearbeiten 411 Aufteilung der Iberischen Halbinsel zwischen Alanen Sueben Asdingen Nordwesten und Silingen Suden der Nordosten blieb zunachst romischIn der Silvesternacht 406 uberschritt ein vandalischer Verband gemeinsam mit einer grossen Gruppe von Alanen und Sueben den Rhein und fiel in die romische Provinz Gallien ein siehe Rheinubergang von 406 Grund war vermutlich Flucht vor den weiter vordrangenden Hunnen Frankische Foederaten die sich ihnen entgegenstellten wurden geschlagen 3 Die westromische Geschichte des 5 Jahrhunderts ist eine Abfolge von Machtkampfen und Burgerkriegen und jedes Mal wurden von den Konfliktparteien nichtromische Truppen gegeneinander aufgeboten 4 Die unabhangig operierenden Kriegergruppen der Goten unter Alarich I in Italien und der Vandalen Alanen und Sueben stellten dabei zunehmend einen eigenen Machtfaktor dar Im Jahre 409 zog der alanisch vandalisch suebische Verband unter Ausnutzung eines weiteren Burgerkrieges nach Spanien und begrundete dort verschiedene kurzlebige Staatswesen Das suebische Konigreich in Galicien bestand bis ins spate 6 Jahrhundert In der Vergangenheit wurde vermutet dass der arabische Name fur Spanien Al Andalus der sich in der Landschaftsbezeichnung Andalusien erhalten hat eine arabische Bezeichnung fur das Land der Vandalen sei Diese Auffassung ist umstritten Nach einem romischen Feldzug in dessen Verlauf auch westgotische Heere eingesetzt worden waren brachen diese politischen Gebilde in Spanien zusammen die silingischen Vandalen wurden in der Baetica fast restlos vernichtet die asdingischen Vandalenkrieger vereinigten sich mit den Alanen Gemeinsam mit Kampfern anderer Herkunft setzten sie im Mai 429 nach Africa uber Das vandalische Konigreich in Nordafrika Bearbeiten Das Vandalenreich Reino vandalo in seiner grossten Ausdehnung im Jahr 526Geiserich fuhrte im Jahr 429 die Vandalen rund 15 000 bis 20 000 Krieger und ihre Angehorigen Prokopios spricht von insgesamt 80 000 Menschen nach Nordafrika 5 Nach Prokopios hatte der romische General Bonifatius die Vandalen als Foederaten eingeladen um sich mit ihrer Hilfe einer Attacke des Kaiserhauses zu erwehren habe sich dann aber doch den Invasoren entgegengestellt Allerdings ist diese Darstellung umstritten zumal Bonifatius zu diesem Zeitpunkt nach Ansicht mancher Forscher wieder in gutem Einvernehmen mit Ravenna stand Sicher ist dass die Vandalen die Reichtumer der romischen Provinz Africa begehrten des Herzstucks des westlichen Reiches das Italien mit Getreide versorgte und einen grossen Teil der Steuereinkunfte erwirtschaftete Uberdies hatte sich Karthago wiederholt als guter Ausgangspunkt erwiesen um in die Machtkampfe in Italien einzugreifen Die Vandalen marschierten durch das heutige Marokko und Algerien und belagerten und plunderten mehrere Stadte Dabei kam in Hippo Regius Augustinus ums Leben Einige Berberstamme schlossen sich ihnen an Auch Vertreter der christlichen Glaubensstromung des Donatismus unterstutzten die Vandalen da sie sich unter deren Herrschaft Schutz vor der Verfolgung durch die romische Staatskirche versprachen Bonifatius der sich mit dem Kaiserhaus arrangiert hatte bekampfte sie nun wurde aber nach Italien abberufen um gegen Aetius zu kampfen Dabei fand er den Tod Erringung der Seeherrschaft im westlichen Mittelmeer Bearbeiten Nach der Eroberung grosserer Gebiete durch Geiserich schloss die nun von dem General Flavius Aetius kontrollierte westliche Reichsregierung 435 einen Vertrag mit den Eroberern der ihnen Gebiete in Mauretanien den beiden Provinzen Mauretania Tingitana und Mauretania Caesariensis und Numidien zugestand 439 wurde unter Bruch des Vertrags dennoch Karthago erobert die grosste Stadt des Westens nach Rom wobei den Vandalen die dort stationierte romische Flotte in die Hande fiel Die Vandalen und Alanen errichteten ein Konigreich regnum in den reichen nordwestafrikanischen Provinzen Byzacena und Proconsularis etwa im Gebiet des heutigen Tunesien das nach dem Scheitern einer Gegenoffensive 442 auch von Valentinian III faktisch anerkannt wurde Formal blieb Africa allerdings Bestandteil des Romischen Reiches Mit Hilfe der erbeuteten Schiffe die Vandalen unterhielten als einziger germanischer Verband eine nennenswerte Flotte gelang ihnen die Eroberung Sardiniens Korsikas und der Balearen In Nordafrika ubernahm Geiserich die Kaiserguter als eigenen Besitz tastete romisches Privateigentum jedoch kaum an Schnell ubernahmen die ohnehin bereits weitgehend romanisierten Vandalen die romische Lebensweise grenzten sich jedoch durch ihren arianischen Glauben von der Oberschicht der Region ab Die Plunderung Roms 455 Bearbeiten Im Jahr 455 plunderten die Vandalen und Alanen unter Geiserich Rom Der im 18 Jahrhundert aus dieser Begebenheit hergeleitete Begriff Vandalismus als Bezeichnung fur fanatisches Zerstoren um seiner selbst willen ist dabei historisch sowie sachlich inkorrekt Die Vandalen plunderten die Stadt Rom zwar grundlich und nicht ohne Brutalitat wobei die Bewohner aber auf Bitten des Papstes weitgehend geschont wurden doch ohne blinde Zerstorungswut vielmehr wurden systematisch Wertgegenstande geraubt Dies war auch kein reiner Beutezug sondern vor allem ein Eingreifen in die hochste Ebene der Reichspolitik Kaiser Valentinian III hatte seine Tochter Eudocia als Braut fur den vandalisch alanischen Thronfolger Hunerich versprochen doch nach der Ermordung des Kaisers hatte sein Nachfolger Petronius Maximus das Madchen mit seinem Sohn Palladius verheiratet Offenbar riefen die Witwe Valentinians und ihre Tochter daraufhin Geiserich gegen den Usurpator zu Hilfe und die Hauptstadt wurde angegriffen Man offnete Geiserich die Tore Die Vandalen brachten wertvolle Beute nach Hause Ebenso wurden zahlreiche Menschen darunter die Witwe Valentinians und vor allem Handwerker die im vandalischen Konigreich benotigt wurden nach Karthago gebracht Gleichzeitig wurden Sardinien Korsika die Balearen und schliesslich auch Sizilien wenn auch nur kurzfristig in den vandalischen Herrschaftsraum einbezogen Zudem kontrollierten die Vandalen nun endgultig die Getreideversorgung des Westreiches Noch vor der Plunderung von Rom war Petronius Maximus zu Tode gekommen Dies geschah jedoch nicht wie oft behauptet wird durch die Hand der Vandalen beispielsweise gibt es ein Bild aus dem 19 Jahrhundert auf welchem seine Enthauptung gezeigt wird Petronius Maximus wurde auf der Flucht als einfacher Burger verkleidet erkannt und je nach Quelle entweder von burgundischen Hilfstruppen gesteinigt von der stadtromischen Bevolkerung erschlagen oder von einem Legionar namens Ursus getotet Geiserich erhob keinen neuen Kaiser forderte aber in der Folgezeit wiederholt Olybrius den Schwager seiner Schwiegertochter mit dem Purpur zu bekleiden Der westromische Kaiser Majorian stellte im Jahr 460 neue Truppen auf und verlegte sie mit einer Flotte von 300 Schiffen nach Cartagena Als die romische Flotte jedoch unbewacht in der Bucht von Alicante ankerte wurde sie in der Schlacht bei Cartagena von den Vandalen uberrascht und vernichtet Das romische Landheer fiel beim Ruckmarsch nach Italien auseinander Majorian wurde auf Befehl des Heermeisters Ricimer getotet Von 468 bis zum Ende des Reiches Bearbeiten Das vandalische Konigreich wurde 468 Ziel einer grossangelegten gemeinsamen Militaroperation des Westreiches unter Anthemius und des Ostromischen Reiches unter Leo I die jedoch scheiterte Geiserich gelang es die grosse romische Flotte in Brand zu setzen Nach dem Scheitern eines weiteren romischen Feldzugs im Jahr 470 wurde daher 474 der Familie Geiserichs in einem Vertrag zwischen dem ostromischen Kaiser und Geiserich der Besitz der Provinz Africa und der Inseln garantiert doch waren die Vandalen wohl schon bald nicht mehr in der Lage diese Regionen immer effektiv zu kontrollieren Im Inneren gab es unter Geiserichs Nachfolgern Probleme da die Vandalen Arianer waren die Mehrheit der romischen Bevolkerung jedoch nizanisch blieb Es kam zu massiven Verfolgungen der Katholiken vor allem unter Hunerich 483 84 Eine wichtige Quelle dazu ist das freilich tendenziose Werk des Victor von Vita Offenbar war die Religionspolitik der Vandalen weit weniger tolerant als die der ebenfalls arianischen Ostgoten das brachte ihnen die Verachtung der Romer ein 6 Zudem kam es zu dynastischen Auseinandersetzungen um die Herrschaftsnachfolge Auch mussten sich die Vandalen der immer heftigeren Angriffe der Berber erwehren die unter Masties rasch die Kontrolle uber das Bergland erlangten das kaum von den germanischen Kriegern besiedelt war Diese machten vielleicht zwei oder drei Prozent der Bevolkerung aus Ihre Guter konzentrierten sich in der Region von Karthago und Hippo Regius sie ubernahmen den Lebensstil der romischen Grossgrundbesitzer Ob der von spatantiken Quellen erhobene Vorwurf der massiven Dekadenz der Vandalen zutrifft darf allerdings bezweifelt werden schliesslich mussten sie sich permanent ausserer Angriffe erwehren Das Ende kam erst als Ostrom Thronstreitigkeiten innerhalb des Vandalenreiches zum Anlass fur eine erneute Militarexpedition nahm Zumindest nach Ansicht der Romer hatte der Vertrag von 474 nur fur Geiserich und seine rechtmassigen Nachfolger gegolten als der Usurpator Gelimer im Jahr 530 widerrechtlich den Thron bestieg verschlechterten sich die Beziehungen zwischen Karthago und Konstantinopel 533 534 eroberten ostromische Truppen unter Belisar Feldherr des Kaisers Justinian I das vandalische Konigreich Zu Hilfe kam ihnen dabei der Umstand dass das vandalische Hauptheer auf Sardinien einen Aufstand niederschlug So war die Zahl der vandalischen Krieger zu gering um die beiden schweren Niederlagen Schlacht bei Ad Decimum Schlacht bei Tricamarum die ihnen Belisar mit Gluck und Geschick zufugte verkraften zu konnen Gelimer wurde nach Konstantinopel gebracht und musste sich im Rahmen des Triumphzuges dem Kaiser unterwerfen verbrachte seinen Lebensabend aber komfortabel auf einem Landgut in Galatien Eine grosse Zahl vandalischer Kriegsgefangener wurde im Sommer 534 nach Konstantinopel verbracht und spater von Ostrom in den Perserkriegen eingesetzt Nordafrika wurde wieder in das Imperium Romanum integriert siehe Byzantinische Herrschaft im Maghreb Der letzte bewaffnete vandalische Widerstand unter Guntarith erlosch im Jahr 546 7 In den Quellen erscheinen von da an keine Vandalen mehr Die Reste der geringen germanischen Zivilbevolkerung wurden wohl grosstenteils nach Osten deportiert wahrend mehrere Vandalen in der kaiserlichen Armee dienten Zeittafel Bearbeiten Um 375 Vor den Hunnen ausweichende Goten drangen viele Vandalen nach Westen Rheinubergang von 406 Vandalen setzen mit nicht germanischen Alanen und germanischen Sueben uber den Rhein und plundern Gallien 409 Zug nach Hispania 411 Niederlassung in der Baetica und in der Gallaecia 415 418 schwere Niederlagen gegen die fur die Romer intervenierenden Westgoten fast vollstandige Vernichtung der silingischen Vandalen 429 dringen die hasdingischen Vandalen zusammen mit restlichen Silingen und Alanen unter Konig Geiserich von Sudspanien aus nach Nordafrika vor und erobern die dortigen romischen Provinzen Von 430 bis 439 ist Hippo Regius die vandalische Hauptstadt Wahrend der vandalischen Belagerung von Hippo Regius stirbt in der Stadt deren Bischof Augustinus von Hippo 439 erobert Geiserich vertragsbruchig die reiche Provinz Africa Proconsularis das heutige nordliche Tunesien und macht Karthago zur Hauptstadt des Vandalenreiches 455 Besetzung und Plunderung Roms die Balearen Korsika Sardinien und Sizilien kommen zum Vandalenreich Ebenfalls 455 Konfiszierung katholischer liturgischer Gegenstande und Kirchenschliessungen 474 erkennt der ostromische Kaiser Zenon die Herrschaft der Vandalen in Nordafrika an 477 Geiserich stirbt und sein Sohn Hunerich wird Konig 483 484 Grosse Katholikenverfolgungen unter Hunerich 24 Februar 484 Ein Dekret verlangt den Ubertritt aller Katholiken zum Arianismus bis zum 1 Juni 484 Gunthamund wird Konig und beendet die Verfolgungen 496 Konig Gunthamund wird durch Thrasamund abgelost 523 Konig Hilderich erlaubt den Katholizismus 530 Gelimer sturzt Hilderich und wird Konig erneute Repressalien gegenuber den Katholiken 534 endet die Herrschaft der Vandalen in Nordafrika mit der Eroberung des Gebiets durch den ostromischen Kaiser Justinian I 546 scheitert der Restaurationsversuch des in byzantinischen Diensten stehenden Vandalenfuhrers Guntharith Wirtschaft Gesellschaft Sprache und Kultur BearbeitenUber die mit dem Gotischen nah verwandte vandalische Sprache ist wenig bekannt Den Asdingen standen anfangs zwei spater nur noch ein aus adligem Geschlecht stammende Konige vor Sie waren mit den Sueben verschwagert Die Vandalen wurden um 350 zu arianischen Christen Uber Wirtschaft Gesellschaft und Kultur der Vandalen vor dem Beginn der grossen Wanderung ist nur sehr wenig bekannt Die im heutigen Polen liegende Przeworsk Kultur wird meist mit den Vandalen in Verbindung gebracht Diese Zuweisung ist jedoch sehr unsicher In Gallien und Spanien lassen sich keine archaologischen Funde mit den Vandalen in Verbindung bringen In Nordafrika ersetzten die Vandalen die Elite des romischen Afrika und profitierten von dem Reichtum dieser Provinz Die Vandalen scheinen in Afrika einen in jeder Hinsicht romischen Lebensstil gepflegt zu haben was sich aus der Kunst und Architektur dieser Zeit aber auch aus den Schriftquellen erschliessen lasst Im Wesentlichen integrierten sich die vandalischen Herren in die okonomischen Strukturen der spatantiken Mittelmeerwelt und auch die Kultur des Altertums wurde im vandalischen Nordafrika gepflegt Die vandalische Munzpragung ist Gegenstand von Diskussionen Liste der vandalischen Konige und deren dynastische Verbindung BearbeitenGodigisel 406 Konig Gunderich 428 Konig 406 428 Geiserich ca 389 477 Konig 428 477 Theoderik ca 479 81 Godagis vor 484 Hunerich um 420 484 Konig 477 484 Hilderich Konig 26 Mai 523 530 533 hingerichtet Gento vor 477 Gunthamund 496 Konig 484 496 Thrasamund 523 Konig 496 523 Hoamer Vater ungesichert Neffe Hilderichs vor 533 Euagees Vater ungesichert Neffe Hilderichs 533 Geilarith auch Gelaris Gelimer 553 Konig 530 534 Ammatas 533 Tzazo 533 Gibamund Vater ungesichert Neffe Gelimers 533 Gleichsetzung der Begriffe Vandalen und Wenden BearbeitenIn mittelalterlichen Uberlieferungen wurde die Bezeichnung Vandali mit der Bezeichnung Wenden oder Slawen gleichgesetzt Die Vermischung dieser Bezeichnungen konnte in der Forschung bisher nicht abschliessend geklart werden Seit dem 8 Jahrhundert war der Name der Vandalen in Bezug auf die Slawen vor allem im suddeutschen Raum gebrauchlich Im europaischen Raum kam im 12 Jahrhundert eine Diversifizierung und Nationalisierung der Geschichtsforschung auf Auch in den slawischen Konigreichen machte die Geschichtsschreibung diese Entwicklung mit Die polnischen Beispiele solcher Geschichtswerke die Chronica Polonorum des Vincentius Kadlubek wobei er aber in seiner Wanda Sage erklart dass Wanda am Fluss Wandalus unter den Wandalen wohnt Die Fortsetzung derselben Sage durch Dierszwa und die Chronik des Baszko Boguphal beinhalten eine Geschichtsschreibung die die Polen angeblich von den Vandalen abstammen lasst Noch im Geschichtswerk des Jan Dlugosz aus dem 15 Jahrhundert findet sich der Satz Vandali qui nunc Poloni dicuntur Gestutzt wurden die polnischen Geschichtsmodelle des 12 bis 15 Jahrhunderts mit der Volkergenealogie die in der sogenannten Frankischen Volkertafel enthalten ist Diese in einer Beziehung zu Tacitus stehende Quelle war wahrscheinlich vor dem achten Jahrhundert im frankischen Raum die Ausgangsbasis fur die Gleichsetzung der Slawen Wenden mit den Vandalen Mit der Gleichsetzung wurden die Verhaltnisse die die slawischen Ethnogenesen in den Jahrhunderten zuvor geschaffen hatten in ein europaisch frankisches Geschichtsbild integriert Die Verwendung des Vandalennamens hatte auf Basis der mittelalterlichen Traditionen sowohl fur die slawische Bevolkerung als auch als Selbstbezeichnung politischer Gebilde im Wendenland eine lange Tradition Der Humanist Albert Krantz nahm diese Tradition in seiner 1519 posthum erschienenen Wandalia auf Darin behandelt er die Geschichte verschiedener slawischer Volker hanseatischer Stadte und des herzoglich mecklenburgischen Hauses deren Herkunft und Entstehung er auf die antiken Vandalen zuruckfuhrte Der Ruckschluss auf diesen Zusammenhang wurde wesentlich auf den sogenannten Pseudo Berossos des Humanisten Annius von Viterbo gestutzt Es handelte sich bei diesem erstmals 1499 gedruckten Text um eine humanistische Falschung die Elemente der Biblischen Erzahlung mit den germanischen Genealogien des Tacitus zu verbinden beabsichtigte Die von Krantz vor allem auf Basis des Pseudo Berossos vollzogene Germanisierung der Slawen wurde im polnischen Humanismus namentlich vom im Auftrag des Konigs Sigismund August schreibenden Martin Cromer zuruckgewiesen 8 Eine weitere Vermengung der Namen kam seit dem 14 Jahrhundert durch die lateinischen Ubersetzungen fur die Bezeichnung der wendischen Stadte Danzig Lubeck Wismar Rostock Stralsund Konigsberg Riga und andere Hansestadte auf Latinisiert wurden diese Stadte als vandalicae urbes bezeichnet Die Bezeichnung wendische Stadte stand im Zusammenhang mit der Einteilung der Hanse in Quartiere Das Hansequartier mit dem Vorort Lubeck das die aufgezahlten Stadte umfasste wurde als wendisches Quartier bezeichnet Die Gleichsetzung von Vandalen und Wenden ist auch in der lateinischen Umschrift der Corona Danica von 1618 dokumentiert mit CHRISTIANUS D ei G ratia DANIAE NORVEGI ae VANDALO rum GOTORU m Q ue REX 1618 Auch im Namen des pommerschen Teilherzogtums Wenden findet sich im Lateinischen die Form Ducatus Vandaliae Erst diese gelehrte Latinisierung beinhaltete eine historische Dimension die von der humanistischen Geschichtsschreibung zu Spekulationen verwendet werden konnte Die Wurzeln der Bezeichnung reichen weit ins fruhe Mittelalter Vor diesem Hintergrund kann eine Reihe von Geschichtskonzeptionen aus dem Umkreis des mecklenburgischen Hofes gedeutet erklart und in einen Zusammenhang gestellt werden Zwischen dem 16 und 18 Jahrhundert setzte sich in der Geschichtsforschung eine Negierung der Gleichsetzung Wenden und Vandalen durch die die Wortverwendung auf einen Irrtum der mittelalterlichen Autoren zuruckfuhrt 9 10 Quellen BearbeitenProkopios von Caesarea Historien oder Bella Buch 3 und 4 zeitgenossische Beschreibung aus ostromischer Sicht Victor von Vita Historia persecutionis Africanae provinciae tendenziose aber wichtige Quelle zu den inneren Vorgangen im Vandalenreich in Nordafrika Literatur BearbeitenAufsatze und Lexika Volker Bierbrauer Helmut Castritius Wandalen In Reallexikon der Germanischen Altertumskunde RGA 2 Auflage Band 33 Walter de Gruyter Berlin New York 2006 ISBN 3 11 018388 9 S 168 217 Hans Joachim Diesner Vandalen In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft Supplementband 10 Stuttgart 1965 Sp 957 992 Christoph Eger Silbergeschirr und goldene Fibeln Die vandalische Oberschicht im Spiegel der Schatz und Grabfunde Nordafrikas In Antike Welt Jahrgang 35 2004 Heft 2 S 71 76 ISSN 0003 570X Roland Steinacher Vandalen Rezeptions und Wissenschaftsgeschichte In Hubert Cancik Hrsg Der Neue Pauly Band 15 3 Metzler Stuttgart 2003 Sp 942 946 ISBN 3 476 01489 4 Roland Steinacher Wenden Slawen Vandalen Eine fruhmittelalterliche pseudologische Gleichsetzung und ihre Nachwirkungen bis ins 18 Jahrhundert In Walter Pohl Hrsg Die Suche nach den Ursprungen Von der Bedeutung des fruhen Mittelalters Forschungen zur Geschichte des Mittelalters Band 8 Verlag der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften Wien 2004 ISBN 3 7001 3296 4 S 329 353 Darstellungen Guido M Berndt Roland Steinacher Hrsg Das Reich der Vandalen und seine Vor geschichten Forschungen zur Geschichte des Mittelalters Bd 13 OAW Denkschriften der phil hist Klasse 366 Verlag der OAW Wien 2008 ISBN 978 3 7001 3822 8 Guido M Berndt Konflikt und Anpassung Studien zu Migration und Ethnogenese der Vandalen Historische Studien Band 489 Verlag Mathiesen Husum 2007 ISBN 978 3 7868 1489 4 zugl Dissertation Universitat Paderborn 2005 Ralf Bockmann Capital continuous A study of Vandal Carthage and Central North Africa from an archaeological perspective Reichert Wiesbaden 2013 ISBN 978 3 89500 934 1 Helmut Castritius Die Vandalen Etappen einer Spurensuche Kohlhammer Urban Taschenbucher Bd 605 Kohlhammer Stuttgart u a 2007 ISBN 978 3 17 018870 9 Frank M Clover The Late Roman West and the Vandals Collected studies series Bd 401 Variorum Books Aldershot 2007 ISBN 978 0 86078 354 1 Nachdruck der Ausgabe Aldershot 1993 Christian Courtois Les Vandales et l Afrique Scientia Verlag Aalen 1964 unveranderter Nachdr d Ausg Paris 1955 Nach wie vor das unubertroffene monografische Standardwerk Pierre Courcelle Histoire litteraire des grandes invasions germaniques Collection des etudes Augustiniennes Serie antiquite 19 3 Auflage Paris 1964 Stefan Donecker Roland Steinacher Der Konig der Schweden Goten und Vandalen Identitat und Geschichtsbilder des 16 18 Jahrhunderts in ed Walter Pohl Helmut Reimitz Vergangenheit und Vergegenwartigung Osterreichische Akademie der Wissenschaften Denkschriften der phil hist Klasse 373 Forschungen zur Geschichte des Mittelalters 14 Wien 2009 169 203 Hans Joachim Diesner Das Vandalenreich Aufstieg und Untergang Urban Taschenbucher Bd 95 Kohlhammer Stuttgart 1966 Noel Duval u a Hrsg L Afrique vandale et byzantine Brepols Verlag Turnhout 2002 03 Die beiden Bande der Antiquite Tardive mit archaologischen historischen und numismatischen Beitragen von Javier Arce Aicha BenAbed Fatih Bejaoui Frank M Clover Noel Duval Cecile Morrisson Jorg Kleemann Yves Moderan Philipp von Rummel u a aktueller Stand der Forschung zum afrikanischen Vandalenreich Kongress 5 8 Oktober 2000 Tunis Antiquite Tardive Bd 10 2002 ISBN 2 503 51275 5 Kongress 20 21 August 2001 Antiquite Tardive Bd 11 2003 ISBN 2 503 52262 9 Christoph Eger Spatantikes Kleidungszubehor aus Nordafrika I Tragerkreis Mobilitat und Ethnos im Spiegel der Funde der spatesten Romischen Kaiserzeit und der vandalischen Zeit Munchner Beitrage zur Provinzialromischen Archaologie Band 5 Reichert Wiesbaden 2012 ISBN 978 3 89500 912 9 Claus Hattler Hrsg Das Konigreich der Vandalen Erben des Imperiums in Nordafrika Philipp von Zabern Mainz 2009 ISBN 978 3 8053 4083 0 Katalog der gleichnamigen Ausstellung Badisches Landesmuseum 24 Oktober 2009 bis 21 Februar 2010 Robert Kasperski Ethnicity ethnogenesis and the Vandals Some Remarks on a Theory of Emergence of the Barbarian Gens In Acta Poloniae Historia 112 2015 S 201 242 Christian Leiber Hrsg Die Vandalen Die Konige die Eliten die Krieger die Handwerker Edition Trigena Nordstemmen 2003 ISBN 3 9805898 6 2 Katalog der gleichnamigen Ausstellung Maria Curie Sklodowska Universitat Lublin Landesmuseum Zamosc und Weserrenaissance Schloss Bevern Andy Merrills Richard Miles The Vandals Wiley Blackwell Oxford 2010 ISBN 978 1 4051 6068 1 Yves Moderan Les Maures et l Afrique romaine 4e 7e siecle Bibliotheque des Ecoles francaises d Athenes et de Rome Band 314 EFR Rom 2003 ISBN 2 7283 0640 0 Walter Pohl Die Volkerwanderung Eroberung und Integration Kohlhammer Stuttgart 2002 S 70 86 ISBN 3 17 015566 0 Ludwig Schmidt Geschichte der Wandalen 2 Auflage Beck Munchen 1970 ISBN 3 406 02210 3 Nachdruck der Ausgabe Munchen 1942 Roland Steinacher Vandalen im fruhneuzeitlichen Ostseeraum Beobachtungen zur Rezeption antiker ethnischer Identitaten im 16 und 17 Jahrhundert In Karl Strobl Hrsg Die Geschichte der Antike aktuell Methoden Ergebnisse und Rezeption Altertumswissenschaftliche Studien Klagenfurt 2 Klagenfurt 2005 S 279 298 Roland Steinacher Wenden Slawen Vandalen Eine fruhmittelalterliche pseudologische Gleichsetzung und ihre Nachwirkungen In Walter Pohl Hrsg Die Suche nach den Ursprungen Von der Bedeutung des fruhen Mittelalters Osterreichische Akademie der Wissenschaften Denkschriften der phil hist Klasse 322 Forschungen zur Geschichte des Mittelalters 8 Wien 2004 S 329 353 online Roland Steinacher Die Vandalen Aufstieg und Fall eines Barbarenreichs Klett Cotta Stuttgart 2016 ISBN 978 3 608 94851 6 Konrad Vossing Das Konigreich der Vandalen Geiserichs Herrschaft und das Imperium Romanum Philipp von Zabern Darmstadt 2014 ISBN 978 3 8053 4761 7 Konrad Vossing Die Vandalen C H Beck Munchen 2018 ISBN 978 3 406 71881 6 Weblinks Bearbeiten Commons Vandalen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Wiktionary Vandalen Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Literatur von und uber Vandalen im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Roland Steinacher Projekt Historische Ethnografie der Vandalen am Institut fur Mittelalterforschung der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften Wien Abgerufen am 5 August 2018 Roland Steinacher Projekt Geschichte der Vandalen Abgerufen am 5 August 2018 unter Berucksichtigung archaologischer Fachliteratur Urs Willmann Kultivierte Eroberer In DIE ZEIT Nr 41 1 Oktober 2009 abgerufen am 5 August 2018 scinexx de Das vergessene Konigreich 20 Juli 2018Anmerkungen Bearbeiten Zu den Anfangen der Vandalen siehe Castritius Die Vandalen S 15 ff Castritius Die Vandalen S 16 f Castritius Die Vandalen S 54 ff Siehe Henning Borm Westrom Von Honorius bis Justinian Stuttgart 2013 Castritius Die Vandalen S 76 ff Jorg Spielvogel Arianische Vandalen katholische Romer die reichspolitische und kulturelle Dimension des christlichen Glaubenskonflikts im spatantiken Nordafrika In Klio 87 Heft 1 2016 Castritius Die Vandalen S 159ff Steinacher 2004 und 2005 Roland Steinacher Studien zur vandalischen Geschichte Die Gleichsetzung der Ethnonyme Wenden Slawen und Vandalen vom Mittelalter bis ins 18 Jahrhundert Diss Wien 2002 online Memento vom 13 Mai 2006 im Internet Archive Steinacher 2004 und 2009https austriaca at 3825 9inhalt frames yes 2009Normdaten Sachbegriff GND 4062328 2 lobid OGND AKS LCCN sh85142033 NDL 00577527 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Vandalen amp oldid 236176528