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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Weitere Bedeutungen sind unter Tacitus Begriffsklarung aufgefuhrt Publius Cornelius Tacitus um 58 um 120 war ein bedeutender romischer Geschichtsschreiber Politiker und Senator Tacitus ganz oder weitgehend erhaltene Schriften sind Agricola Germania Dialogus de oratoribus Historien und Annalen Sowohl die Historien als auch die Annalen gehoren zu den bekanntesten und wichtigsten historischen Schriften der romischen Geschichte sind aber nur teilweise erhalten Die Germania ist eine bedeutende ethnographische Darstellung verschiedener Stamme der Germanen die aber eine sehr problematische Rezeptionsgeschichte aufweist Tacitus moderne Skulptur vor dem Parlamentsgebaude in Wien Inhaltsverzeichnis 1 Name und Familie 2 Leben 3 Werke 3 1 Allgemeines 3 2 Charakter der taciteischen Historiographie 3 3 Tacitus und der Aufstand des Arminius 3 4 Tacitus uber das fruhe Christentum 3 5 Judenexkurs 4 Nachleben 5 Moderne Bewertung 6 Literatur 7 Weblinks 8 AnmerkungenName und Familie BearbeitenTacitus praenomen Vorname durfte wie aus einer Handschrift ersichtlich Publius gewesen sein 1 wenngleich ihn Sidonius Apollinaris 5 Jahrhundert als Gaius bezeichnete Das Cognomen Tacitus wortlich der Schweigsame findet sich auch beim moglichen Vater des Historikers einem Prokurator der Provinz Gallia Belgica den Plinius der Altere erwahnt 2 Wenn diese Verbindung korrekt ist gehorte Tacitus Familie dem Ritterstand an und er stieg als ihr erster Angehoriger homo novus in die Nobilitat auf Die Familie stammte wahrscheinlich aus einer der westlichen romischen Provinzen vielleicht Gallia Cisalpina oder Gallia Narbonensis 3 Tacitus mogliche Grabinschrift 4 uberliefert mit CA den Beginn eines weiteren Namensbestandteils moglicherweise lautete er vollstandig Caecina Paetus was auf eine familiare Verbindung mit der senatorischen Familie der Caecinae hindeuten konnte Eventuell war Tacitus Vater mit einer Caecinia verheiratet 5 Leben Bearbeiten nbsp Mutmassliche Grabinschrift fur Tacitus Fragment Museo delle Terme di Diocleziano RomUber Tacitus Leben existieren nur verstreute Zeugnisse von ihm selbst oder von seinen Zeitgenossen vor allem vom jungeren Plinius in dessen Briefesammlung Tacitus der haufigste Adressat ist Er durfte etwa 58 n Chr geboren sein 6 und wurde offenbar zielstrebig auf den Eintritt in den Staatsdienst vorbereitet Als seine Lehrer nennt er selbst 7 Marcus Aper und Iulius Secundus Er schlug die ubliche Laufbahn als Gerichtsredner also Rechtsanwalt ein Schon als junger Mann brachte er es zu Ansehen wie der etwas jungere Plinius angibt der ihm nachzueifern strebte 8 Etwa im Jahr 76 oder 77 verlobte sich Tacitus mit der Tochter des Konsuls Gnaeus Iulius Agricola und heiratete sie bald darauf Unter Vespasian begann er die politische Karriere eines romischen Senators cursus honorum die er unter den beiden folgenden flavischen Kaisern fortsetzte 9 In welchen Jahren er dabei die ublichen Amter bekleidete ist nicht genau bekannt lasst sich aber aus dem Vergleich mit besser dokumentierten Karrieren teilweise erschliessen Nach einer neueren Vermutung die eine fragmentarisch uberlieferte Grabinschrift auf Tacitus bezieht 4 war er Decemvir stlitibus iudicandis etwa im Jahr 76 und anschliessend vermutlich Militartribun 10 Die Inschrift nennt als nachstes Amt eine Vertrauensstellung beim Kaiser als quaestor Augusti die Tacitus vielleicht gegen Ende der Herrschaft des Titus im Jahr 81 bekleidete Letztes erhaltenes Amt auf der Inschrift ist das Volkstribunat das in die ersten Jahre der Herrschaft Domitians fallen durfte Moglicherweise war Tacitus vorher oder nachher als Legat eines Prokonsuls in einer Provinz 11 Von Tacitus selbst ist bezeugt dass er 88 n Chr im Jahr der von Domitian gefeierten Sakularspiele Prator war und zu diesem Zeitpunkt schon die religiose Funktion eines Quindecimvir sacris faciundis innehatte 12 Anschliessend war er als Statthalter oder Legat einer Legion mehrere Jahre lang nicht in Rom und deswegen nicht zugegen als sein Schwiegervater im Jahr 93 starb 13 Tacitus kann also ubrigens ebenso wie Agricola kaum als Gegner Domitians gelten sondern er machte unter diesem Kaiser den er spater als Tyrannen darstellte Karriere Wahrend der Herrschaft Nervas 96 98 n Chr im Jahre 97 wurde Tacitus Suffektkonsul umstritten ist ob ihn hierzu bereits Domitian designiert hatte und hielt in diesem Amt eine Leichenrede auf Lucius Verginius Rufus 14 Etwa in dieser Zeit spatestens mit Beginn der Herrschaft Trajans 98 117 n Chr nahm er seine schriftstellerische Tatigkeit auf Im Jahr 100 klagte Tacitus zusammen mit Plinius den fruheren Statthalter der Provinz Africa Marius Priscus in einem Repetundenverfahren an 15 In den folgenden Jahren bis 104 105 scheint er zeitweilig von Rom abwesend gewesen zu sein 16 moglicherweise als Statthalter einer konsularischen Provinz 17 Nach seiner Ruckkehr arbeitete er an seinem ersten grossen Geschichtswerk den Historien die in mehreren Briefen des Plinius erwahnt werden 18 Tacitus bekleidete wohl im Amtsjahr 112 113 das Prokonsulat der Provinz Asia wie eine in Mylasa gefundene Inschrift zeigt 19 Er hat vermutlich Trajan uberlebt das genaue Todesjahr ist nicht bekannt 20 Werke BearbeitenAllgemeines Bearbeiten Tacitus galt als einer der bedeutendsten Redner seiner Zeit der Redekunst widmete er unter stilistischer Anlehnung an Marcus Tullius Cicero den bedeutendsten Redner der goldenen Latinitat den Dialogus de oratoribus Nach dem Konsulat 97 unter Nerva begann er mit der Arbeit an seinen grossen Geschichtswerken die sich eventuell bis in die Herrschaft des Kaisers Hadrian hinzog Tacitus schrieb seine Geschichtswerke aus der Perspektive des Senators der die Zeit der romischen Kaiser von Tiberius bis Domitian danach beurteilt wie weit sie noch den Idealvorstellungen der romischen Republik entsprach Im Grunde lehnte er die Monarchie ab und beklagte immer wieder den Verlust der senatorischen Freiheit Seine scharfen und sprachlich brillanten Analysen haben das moderne Bild vom Romischen Reich im 1 Jahrhundert n Chr wesentlich gepragt Er kritisierte zeitgenossische Zustande als Verfallserscheinungen und versuchte dies anhand bewusst ausgewahlter Episoden der Geschichte zu belegen Der subtilen Koloration der Charaktere kam die Aufgabe zu dem Leser ein ganz bestimmtes Bild zu vermitteln Dabei ist zu beachten dass Tacitus sich zwar ausdrucklich der Maxime sine ira et studio lateinisch ohne Zorn und Eifer verschrieben hatte dies meinte aber keine neutrale oder objektive Berichterstattung Ahnlich wie sein Vorbild Sallust wollte Tacitus durch die Formel seine Unabhangigkeit von der Tagespolitik betonen Er beanspruchte weder aus Rachsucht noch aus Angst oder Gefalligkeit zu schreiben Bei der Wiedergabe tatsachlicher Ereignisse hielt er sich in der Regel an die Fakten wie ein Abgleich mit der 1982 gefundenen Tabula Siarensis einer Inschriftentafel deutlich macht 21 Seine Auswahl des Materials und die Interpretation der Vorgange ist hingegen selten objektiv Dies zeigt sich beispielhaft bei der Charakterisierung des Tiberius dem Tacitus grundsatzlich uble Absichten und Hintergedanken unterstellte Hier macht sich Tacitus Denken in stereotypen Kategorien bemerkbar Seine Angaben sind besonders dann zu hinterfragen wenn er die Verantwortung fur das Berichtete nicht selbst ubernimmt sondern ausdrucklich Geruchte oder Erzahlungen anderer wiedergibt dies gilt etwa fur seine wenig plausible Darstellung der angeblichen Ermordung des Claudius nbsp Tacitus Annalen Ende des 11 und Anfang des 12 Buches in der Handschrift Florenz Biblioteca Medicea Laurenziana Plut 68 2 fol 6v 2 Halfte des 11 Jahrhunderts Als Quellen dienten dem Geschichtsschreiber Tacitus neben mundlichen Berichten und Senatsakten auch mehrere Geschichtswerke die nicht erhalten sind Er benutzte unter anderem die Germanenkriege und die Historien des alteren Plinius Des Weiteren wurden wohl die Werke des Aufidius Bassus des Servilius Nonianus des Fabius Rusticus und des Cluvius Rufus in Anspruch genommen 22 Die Tatsache dass diese Werke verloren sind erschwert es erheblich die Originalitat und Bedeutung des Tacitus im Vergleich zu seinen Vorgangern zu beurteilen In der neueren Forschung wird davon ausgegangen dass Tacitus jeweils mehrere Quellen benutzt hat Die Werke in vermuteter Entstehungsfolge Agricola De vita et moribus Iulii Agricolae Biographie des Feldherrn Gnaeus Iulius Agricola seines Schwiegervaters mit einer geographischen Beschreibung Britanniens Germania De origine et situ Germanorum liber Geographie und Kultur der Germanen teilweise seinen Landsleuten als Gegenbild zu einer korrupten und dekadenten Gesellschaft vor Augen gehalten Dialogus de oratoribus uber den Verfall der Beredsamkeit Historien Historiae Geschichte des romischen Reiches von Galba 69 bis Domitian 96 nur teilweise erhalten Annalen Annales bzw ab excessu divi Augusti Geschichte des romischen Reiches vom Tod des Augustus 14 bis Nero 68 etwa zur Halfte erhalten Charakter der taciteischen Historiographie Bearbeiten Tacitus war ein scharfer Kritiker der von Augustus begrundeten staatlichen Ordnung des Prinzipats Als Anhanger der alten Republik und der damit assoziierten Freiheit aus der Perspektive der senatorisch republikanischen Oberschicht kritisierte er die Alleinherrschaft die er als ursachlich fur den Verfall von Gerechtigkeit und virtus ansah Zugleich war er Realist genug um die faktische Unvermeidbarkeit der Monarchie anzuerkennen Gepragt vom Erlebnis der in dieser Weise wohl zu Unrecht als Tyrannei dargestellten Herrschaft Domitians 81 96 schildert er die Ereignisse um die julisch claudischen Kaiser von Tiberius bis Nero Annales sowie der Flavier Vespasian Titus und eben jenes Domitian Historiae wobei sich sein Geschichtsbild allmahlich verdunkelt Die vorgebliche Absicht Zeugnis vom gegenwartigen Gluck testimonium praesentium bonorum abzulegen tritt in den Hintergrund und weicht dem Bestreben die Erinnerung an fruhere Knechtschaft memoria prioris servitutis wachzuhalten In dem Bewusstsein dass die Zeiten knapp bemessen seien in welchen man frei seine Meinung aussern konne geriet ebendies zu seinem Hauptaugenmerk den Taten der historischen Personen Wurdigung oder Schmach zuteilwerden zu lassen wobei Tacitus in stereotype Denkmuster verfiel Tiberius etwa ist bei ihm ein durch und durch boser Mensch wobei Tacitus die Person des Germanicus als Antipode zu Tiberius glorifizierend darstellt Zur angeblich geplanten Schilderung der ihm positiver erscheinenden Zeit unter Augustus Nerva und Trajan kam es nicht mehr nach Ansicht mancher Althistoriker schrieb Tacitus hingegen deshalb nicht uber seine eigene Zeit weil ihm dies zu riskant erschien Wohl sah Tacitus auch ein dass es unmoglich war zu den idealisierten Zustanden der res publica libera zuruckzukehren bzw dass er beim Verfassen einer Zeitgeschichte auf Trajan hatte Rucksicht nehmen mussen Tacitus Geschichtsschreibung ist demnach nicht wie beispielsweise die eines Titus Livius didaktisch moralisch sondern deskriptiv moralisch und zutiefst pessimistisch Er glaubt nicht an eine Besserung der Situation da die Heilmittel gegen die Laster der Zeit zu langsam gewirkt hatten zumal die meisten Trager der Tugend virtus Tyrannen zum Opfer gefallen seien und der Rest der Burgerschaft civitas in Lethargie versunken sei Tacitus und der Aufstand des Arminius Bearbeiten Tacitus beschrieb in seinen Annalen eingehend den Krieg gegen die Germanen Von den zeitgenossischen Autoren unterschied er sich gerade durch seine bittere Kritik am Ausgang des Krieges Hinsichtlich der verwendeten Quellen in Bezug auf die Germanicusfeldzuge sind keine sicheren Angaben moglich In Frage kommen diverse heute verlorene Werke wie die des Aufidius Bassus oder des alteren Plinius wenigstens letzteren erwahnt Tacitus auch 23 Fur die Germanicusfeldzuge erlaubt die Darstellung des Tacitus nur bedingt eine sachliche Rekonstruktion der Ereignisse vor allem die hinter den einzelnen Feldzugen stehenden Ziele und Absichten bleiben unklar Der zentrale kompositorische Aspekt der ersten beiden Annalenbucher des Tacitus ist der scharfe Gegensatz zwischen dem Helden Germanicus und dem Tyrannen Tiberius Parallele zu Tacitus Schwiegervater Agricola und Domitian Der Marserfeldzug nach der Niederschlagung der Meuterei der Rheinlegionen Herbst 14 n Chr wird zum eigentlichen Neubeginn sieg und ruhmreicher romischer Offensiven gegen das rechtsrheinische Germanien Auch erzeugt Tacitus die Vorstellung dass Rom bereits unter Augustus das einzig ehrenvolle Ziel definitiv aufgegeben hatte expansiv die romische Herrschaft uber Germanien bis an die Elbe wiederherzustellen Fur Tacitus und nur fur ihn begann der germanische Krieg im Herbst 14 und endete im Herbst 16 Aus der Natur der Sache ergab sich seine Auffassung dort keineswegs Die moderne Geschichtsschreibung ist ihm dennoch zum Teil darin gefolgt Ein ebenfalls bedeutendes Werk ist seine Germania Diese Schrift wurde vermutlich im Jahre 98 unter dem Titel De origine et situ Germanorum herausgegeben Dieses Buch gehort zu seinen sogenannten kleinen Schriften Das Werk gibt einen Einblick in das Leben der Volkerstamme Germanen nordlich der Alpen wie sie im ersten Jahrhundert nach Christus existierten In seiner Germania werden nicht nur kriegerische Eigenheiten der Germanen beschrieben sondern auch die Lebensweise dieser Volker bis hinein in familiare Strukturen Auch nimmt Tacitus eine Stammanalyse der Germanen vor wie sie vor der Volkerwanderung vorhanden waren 24 Tacitus uber das fruhe Christentum Bearbeiten nbsp Tacitus Annales 15 44 Ausfuhrungen uber die Christenverfolgung Neros in der Handschrift Florenz Biblioteca Medicea Laurenziana Plut 68 2 fol 38r 2 Halfte des 11 Jahrhunderts Tacitus uberlieferte auch ein ausserbiblisches Zeugnis uber das fruhe Christentum 25 Im 15 Buch seiner Annalen schreibt Tacitus uber den Brand Roms im Jahre 64 n Chr und uber den Versuch Neros die Schuld dafur den Christen zu geben 26 Uber ihren Namen berichtet Tacitus Dieser Name stammt von Christus der unter Tiberius vom Prokurator Pontius Pilatus hingerichtet worden war 27 In den altesten Handschriften steht statt Christus und Christiani Chrestus und Chrestiani was in der alteren Forschung teils fur Verwirrung gesorgt hat 28 Ebenfalls irrig ist die Bezeichnung Procurator da Pilatus eigentlich praefectus iudaeae war und Tacitus ansonsten diese beiden Amtsbezeichnungen sehr wohl unterscheidet Auch eine in dieser Tacitus Stelle erwahnte vorubergehende Unterdruckung des Christusglaubens also zwischen der Kreuzigung und dem Brand Roms 64 n Chr wie auch ein direkter Zusammenhang zwischen dem Brand und den Verfolgungen finden sich bis zum 5 nachchristlichen Jahrhundert weder bei christlichen noch nichtchristlichen Autoren Von manchen Historikern wird der entsprechende Abschnitt aufgrund dieser Ungereimtheiten fur eine nachtragliche Einfugung eine Interpolation gehalten 29 Judenexkurs Bearbeiten Tacitus gibt im 5 Buch der Historiae als Exkurs zur Darstellung des judischen Kriegs einen Abriss uber das antike Judentum 30 Seiner Meinung nach folgen die Juden keinem Glauben sondern einem abstossenden Aberglauben superstitio sie seien ein abscheulicher Volksstamm taeterrima gens und hatten fur alle anderen Menschen nur feindseligen Hass hostile odium ubrig Sein Urteil war vernichtend Die gesamte judische Lebensart sei absurd und verachtlich absurdus sordidusque 31 Tacitus charakterisierte die judische Religionsausubung als kontrar zu der der nichtjudischen Glaubigen Damit er sich des Volkes fur die Zukunft versichere gab Moyses ihnen neue Kultbrauche die im Gegensatz stehen zu denen aller ubrigen Menschen Unheilig ist dort alles was bei uns heilig andererseits ist erlaubt bei ihnen was fur uns als Schande gilt 32 Nachleben Bearbeiten nbsp Die Titelseite von Justus Lipsius Edition von Tacitus kompletten Werken 1598 mit Stempeln der Biblioteca Comunale in Empoli ItalienIn der Antike fand Tacitus relativ wenig Beachtung obwohl er wie Plinius belegt bei seinen Zeitgenossen als Schriftsteller grossen Ruhm genoss Durch den grossen Erfolg Suetons erlosch die traditionelle Form der Geschichtsschreibung im lateinischen Westen besonders in ihrer spezifischen senatorischen Form fur die Tacitus stand bis in die Spatantike zumindest kennen wir keine entsprechenden Werke Dort dominierte anders als im griechischen Osten fortan das Genre der Kaiserbiographien siehe auch Marius Maximus Zudem galten Tacitus Sprache und Stil vielen vermutlich als zu anspruchsvoll Ammianus Marcellinus schloss mit seinem umfassenden Geschichtswerk im spaten 4 Jahrhundert bewusst an Tacitus an nicht wenige Historiker darunter Syme sehen Ammianus sogar als literarischen Erben des Tacitus an 33 Sidonius Apollinaris 5 Jahrhundert hat Tacitus offenbar gelesen und der Kirchenvater Hieronymus fasste die Annalen und die Historien als eine 30 Bucher umfassende Kaisergeschichte auf Im Mittelalter gerieten die Schriften des Tacitus fast vollig in Vergessenheit Immerhin gibt es jedoch eine umfangreiche Benutzung der Germania in der Einleitung zur Translatio s Alexandri des Rudolf von Fulda der fur eine Beschreibung der Sachsen des 9 Jahrhunderts die Germanencharakteristik des Tacitus nahezu wortlich verwendet In der Zeit des Humanismus 15 16 Jahrhundert wurden die Schriften des Tacitus vor allem die Germania aber auch die Kapitel uber Arminius in den Annalen nach ihrer Wiederauffindung und Publizierung in Erstdrucken dann zu einer wichtigen Grundlage eines entstehenden Nationalbewusstseins Deutsche Humanisten nahmen die positive Charakteristik der Germanen durch Tacitus begeistert auf und zogen sie recht unkritisch und in wortlicher Ubernahme zur Darstellung des deutschen Nationalcharakters heran Auch die Gestalt des Arminius entwickelte sich zum deutschen Nationalhelden und zum Vorkampfer deutscher Freiheit gegen Rom vgl vor allem den Arminius des Ulrich von Hutten In der Zeit der Franzosischen Revolution wurde er als Vorkampfer gegen die Unterdruckung gefeiert spater wurde er jedoch teils sehr kritisch betrachtet Theodor Mommsen Der Mondkrater Tacitus wurde 1935 und spater der Asteroid des Hauptgurtels 3097 Tacitus nach ihm benannt 34 Moderne Bewertung BearbeitenDieser Artikel oder nachfolgende Abschnitt ist nicht hinreichend mit Belegen beispielsweise Einzelnachweisen ausgestattet Angaben ohne ausreichenden Beleg konnten demnachst entfernt werden Bitte hilf Wikipedia indem du die Angaben recherchierst und gute Belege einfugst Es muss bei der Betrachtung der Geschichtswerke des Tacitus die stilistisch beeindruckend sind und die annalistisch historiographische Tradition Roms auf ihren Hohepunkt fuhrten kritisch verfahren werden So baute Tacitus oft Geruchte und Hofklatsch ein 35 was wohl auf das Quellenmaterial zuruckzufuhren ist das er zur Fertigstellung seiner Werke gesichtet hatte Geschickt bringt er dem Leser eine bestimmte Interpretation der geschilderten Vorgange nahe ohne selbst Farbe zu bekennen Auch sein Denken in Schwarz Weiss Kategorien sollte zur Vorsicht mahnen Manche Ereignisse lasst er wegfallen andere interpretiert er so dass sie seine Thesen zu untermauern scheinen Gerne werden den Akteuren heimliche Motive unterstellt von denen Tacitus objektiv betrachtet gar keine Kenntnis besessen haben kann Von seinem verlockend klingenden Grundsatz sine ira et studio ohne Zorn und Eifer zu schreiben kann daher bei seinem eigenen Werk nur bedingt die Rede sein Gemeint ist an der fraglichen Stelle nicht Objektivitat sondern Tacitus behauptet lediglich in seinem Urteil unabhangig zu sein Gerade in solchen Fallen in denen eine Paralleluberlieferung existiert die eine Uberprufung seiner Angaben ermoglicht zeigt sich dass der Historiker das ihm vorliegende Material mitunter manipuliert hat Eindrucksvolles Beispiel ist die Affare rund um Gnaeus Calpurnius Piso da der Senatsbeschluss in Sachen Piso heute als Inschrift vorliegt kann man einen Vergleich mit der taciteischen Version durchfuhren 36 Dies alles mindert jedoch kaum den Quellenwert seiner Darstellung sofern sie mit entsprechender Vorsicht genutzt wird und ganz und gar nicht die literarische Qualitat seiner Werke Es bleibt auch unbestritten dass Tacitus einer der bedeutendsten romischen Historiker der fruhen Kaiserzeit war Literatur BearbeitenFur Ausgaben und Ubersetzungen der einzelnen Werke des Tacitus sowie fur wissenschaftliche Kommentare zu diesen siehe die Artikel Agricola Tacitus Germania Tacitus Dialogus de oratoribus Historiae Tacitus und Annales Tacitus UbersichtsdarstellungMichael von Albrecht Geschichte der romischen Literatur von Andronicus bis Boethius und ihr Fortwirken Band 2 3 verbesserte und erweiterte Auflage De Gruyter Berlin 2012 ISBN 978 3 11 026525 5 S 926 969 Einfuhrungen Gesamtdarstellungen und UntersuchungenAufstieg und Niedergang der romischen Welt Band II 33 2 3 4 5 De Gruyter Berlin New York 1990 1991 Mehrere fachwissenschaftliche Aufsatze bzw Bibliographien zu Tacitus und seinen Werken Herbert W Benario An introduction to Tacitus The University of Georgia Press Athens GA 1975 ISBN 0 8203 0361 5 Istvan Borzsak P C Tacitus der Geschichtsschreiber In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Supplementband XI Stuttgart 1968 Sp 373 512 auch als eigenstandige Monographie erschienen Druckenmuller Stuttgart 1968 2 Auflage 1978 Konrad Heldmann Sine ira et studio Das Subjektivitatsprinzip der romischen Geschichtsschreibung und das Selbstverstandnis antiker Historiker Zetemata Band 139 Beck Munchen 2011 ISBN 978 3 406 61494 1 Heinz Heubner Studien zur Darstellungskunst des Tacitus Triltsch Wurzburg 1935 Ronald Mellor Tacitus Routledge London New York 1993 ISBN 0 415 90665 2 Victoria Emma Pagan Hrsg A Companion to Tacitus Wiley Blackwell Malden MA u a 2012 aktuelle wissenschaftliche Einfuhrung Dylan Sailor Writing and Empire in Tacitus Cambridge University Press Cambridge 2008 ISBN 978 0 521 89747 1 Stephan Schmal Tacitus Studienbucher Antike Band 14 Olms Hildesheim 2005 ISBN 3 487 12884 5 Werner Suerbaum Skepsis und Suggestion Tacitus als Historiker und als Literat Universitatsverlag Winter Heidelberg 2015 ISBN 978 3 8253 6419 9 Ronald Syme Tacitus Zwei Bande Clarendon Press Oxford 1958 immer noch ein wichtiges Standardwerk A J Woodman Hrsg The Cambridge Companion to Tacitus Cambridge University Press Cambridge 2009 ISBN 978 0 521 87460 1 wissenschaftliche Einfuhrung Verena Schulz Deconstructing Imperial Representation Tacitus Cassius Dio and Suetonius on Nero and Domitian Mnemosyne Supplements Bd 427 Leiden Boston Brill 2019 Rezension in Plekos 24 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Tacitus Album mit Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wikiquote Tacitus Zitate nbsp Wikisource Tacitus Quellen und Volltexte nbsp Wikisource Tacitus Quellen und Volltexte Latein Literatur von und uber Tacitus im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Werke von und uber Tacitus in der Deutschen Digitalen Bibliothek Werke von Tacitus im Projekt Gutenberg DE Tacitus im Internet Archive Werke auf Latein Werke in englischer Ubersetzung Germania lateinisch und deutsch mit weiterfuhrenden Angaben Germania lateinisch und deutsch mit Kommentar Lektureauswahl fur den altsprachlichen Unterricht mit deutscher Ubersetzung Agricola lateinisch und deutsch mit Kommentar Englische Ubersetzung der Annalen und der Historien bei LacusCurtius Druckschriften von und uber Tacitus im VD 17 Anmerkungen Bearbeiten Anthony R Birley The life and death of Cornelius Tacitus In Historia 49 2000 S 231 mit Anm 4 Plinius der Altere naturalis historia 7 76 Corneli Taciti equitis Romani Belgicae Galliae rationes procurantis des Cornelius Tacitus eines romischen Ritters der die Finanzen der Gallia Belgica verwaltete Ronald Syme Tacitus Bd 2 S 611 ff hat als moglichen Herkunftsort Vasio Vaison la Romaine vorgeschlagen a b CIL 6 41106 Epigraphische Datenbank Heidelberg mit Abbildung und Rekonstruktionszeichnung cito Ca X viro stlitib us iudicandis quaesto ri Aug usti tribun o plebis dem cito Ca Decemvir stlitibus iudicandis Quastor des Kaisers Volkstribun dazu Geza Alfoldy Bricht der Schweigsame sein Schweigen Eine Grabinschrift aus Rom In Mitteilungen des Deutschen Archaologischen Instituts Romische Abteilung Band 102 1995 S 251 268 Birley The life and death of Cornelius Tacitus S 231 233 Birley The life and death of Cornelius Tacitus S 236 Tacitus dialogus 2 1 Plinius der Jungere epistulae 7 20 4 Tacitus Historiae 1 1 3 dignitatem nostram a Vespasiano inchoatam a Tito auctam a Domitiano longius provectam non abnuerim ich will nicht ableugnen dass mein Rang von Vespasian begonnen von Titus vermehrt von Domitian noch weiter vorangebracht wurde Birley The life and death of Cornelius Tacitus S 237 238 halt es fur moglich dass Tacitus im Heer seines Schwiegervaters diente der zu dieser Zeit Statthalter von Britannien war So die Vermutung von Birley The life and death of Cornelius Tacitus S 237 238 Tacitus Annales 11 11 1 Tacitus Agricola 45 4 5 Plinius epistulae 2 1 6 Plinius epistulae 2 11 Plinius epistulae 4 13 1 Birley The life and death of Cornelius Tacitus S 247 Anm 70 weist auf eine ohne Namensnennung erhaltene Inschrift vom Anfang des 2 Jahrhunderts hin CIL 3 10804 der in ihr Geehrte Quindecimvir wie Tacitus war Statthalter von Germania Inferior und Hispania Tarraconensis Plinius epistulae 6 16 und 20 7 33 Inschriften von Mylasa 365 Z 2 ἀn8ypa tw Kornhliw Takitw unter dem Prokonsul Cornelius Tacitus Zur Frage vgl Birley The life and death of Cornelius Tacitus S 241 247 der es wie schon Ronald Syme fur moglich halt dass grosse Teile der Annalen erst unter Hadrian entstanden sind wahrend andere Wissenschaftler keine Anzeichen dafur sehen dass Tacitus Trajan uberlebt hat Vergleiche etwa Wolfgang Dieter Lebek Die zwei Ehrenbeschlusse fur Germanicus und einer der seltsamsten Schnitzer des Tacitus ann 2 83 2 In Zeitschrift fur Papyrologie und Epigraphik Band 90 1992 S 65 86 PDF Ausfuhrliche Diskussion bei Syme Tacitus passim Allgemein siehe auch John Wilkes Julio Claudian Historians In Classical World 65 1972 S 177ff Tacitus Annales 1 69 zu den von Tacitus fur diese Zeit benutzten Quellen siehe unter anderem F A Marx Die Quellen der Germanenkriege bei Tacitus und Dio In Klio 26 1933 S 323 329 Friedrich Munzer Die Quelle des Tacitus fur die Germanenkriege In Bonner Jahrbucher 104 1899 S 67ff Sage Historical Works S 1004ff Schmal Tacitus S 113 Syme Tacitus Bd 1 S 274ff Tacitus Germania Bearbeitet von Arno Mauerberger Dieterich sche Verlagsbuchhandlung Leipzig 1971 Zu seiner Beschreibung siehe allgemein Harald Fuchs Tacitus uber die Christen In Vigiliae Christianae Band 4 1950 S 65 93 Josef Michelfeit Das Christenkapitel des Tacitus In Gymnasium Band 73 Nummer 6 1966 S 514 540 Zu diesem Bericht siehe etwa Gregory N Daugherty The cohortes vigilium and the Great Fire of 64 AD In Classical Journal Band 87 1991 S 229 240 Tacitus Annalen 15 44 3 4 Erich Koestermann Ein folgenschwerer Irrtum des Tacitus Ann 15 44 2ff In Historia 16 1967 S 456 469 Anthony A Barrett Rom brennt Nero und das Ende einer Epoche wbg Theiss Darmstadt 2021 ISBN 978 3 8062 4340 6 S 158 191 Allgemein zu dieser Passage Rene S Bloch Antike Vorstellungen vom Judentum Der Judenexkurs des Tacitus im Rahmen der griechisch romischen Ethnographie Steiner Stuttgart 2002 ISBN 3 515 07971 8 Volker Herholt Antisemitismus in der Antike Kontinuitaten und Bruche eines historischen Phanomens Pietas Band 2 Computus Gutenberg 2009 ISBN 978 3 940598 05 9 S 79 142 Peter Schafer Kurze Geschichte des Antisemitismus C H Beck Munchen 2020 ISBN 978 3 406 75578 1 S 40 41 Tacitus Historien 5 4 5 Moyses quo sibi in posterum gentem firmaret novos ritus contrariosque ceteris mortalibus indidit profana illic omnia quae apud nos sacra rursum concessa apud illos quae nobis incesta Syme Tacitus Bd 2 S 503 Anmerkung 8 The heir of Tacitus in every sense is Ammianus Lutz D Schmadel Dictionary of Minor Planet Names 5 Auflage Springer Verlag Berlin Heidelberg 2003 ISBN 978 3 540 29925 7 S 186 online Tacitus Annales 4 53 vgl Cynthia Damon The Trial of Cn Piso in Tacitus Annalesand theSenatus consultum de Cn Pisone Patre New light on Narrative Technique In American Journal of Philology 120 1999 S 143 162 Normdaten Person GND 118620452 lobid OGND AKS LCCN n80145600 NDL 00458252 VIAF 100226923 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME TacitusALTERNATIVNAMEN Tacitus Publius Cornelius Tacitus Gaius CorneliusKURZBESCHREIBUNG romischer Historiker und PolitikerGEBURTSDATUM um 58STERBEDATUM um 120 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Tacitus amp oldid 235951180