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Die Historiae Historien abgekurzt als Tac hist sind das erste der beiden grossen Geschichtswerke des Tacitus Sie behandeln die Zeitgeschichte der jungeren romischen Kaiserzeit des 1 Jahrhunderts und umfassen mit den Jahren 69 96 n Chr die Regierungszeiten der Kaiser Galba bis Domitian Tacitus veroffentlichte das Werk von dem lediglich die ersten funf Bucher uberliefert sind im Jahr 110 n Chr In den Jahren ab 112 entstanden dann die Annales Buch 1 1 aus der Editio princeps Venedig 1472Titelblatt der Historiae 1 1 aus der Tacitus Gesamtausgabe von Theodorus Rijcke Leiden 1687 Zahlung von Buch 1 als Buch 17 der AnnalesInhaltlich behandelt Tacitus detailreich Ereignisse wie die politischen Umbruche des Vierkaiserjahrs den Bataveraufstand und die militarischen Operationen zur Niederschlagung des Judischen Aufstands mit der Einnahme und Vernichtung von Jerusalem im Jahr 70 n Chr unter Titus Inhaltsverzeichnis 1 Uberlieferung 2 Titel Aufbau 3 Ausgaben Ubersetzungen und Kommentare 4 Literatur 5 Weblinks 6 AnmerkungenUberlieferung BearbeitenDas Werk ist fragmentarisch in einer Handschrift aus dem 11 Jahrhundert uberliefert Sie ist eine Abschrift einer fruhmittelalterlichen verschollenen Vorlage die mutmasslich aus Deutschland stammte Diese beneventanische Handschrift wurde in der Benediktinerabtei Monte Cassino um 1370 von Giovanni Boccaccio entdeckt und befindet sich seit dem 15 Jahrhundert im Besitz der Biblioteca Medicea Laurenziana mit der Sigle Codex Mediceus II Codex Laurentianus Plut 68 2 Von dieser Handschrift wurden durch humanistische Kopisten in der zweiten Halfte des 15 Jahrhunderts uber 30 Abschriften recentiores erstellt Von diesen wiederum stammen funf bis zum Ende des 16 Jahrhunderts herausgegebene Ausgaben ab Die Editio princeps der Historiae wurde um 1472 in Venedig von Wendelinus de Spira herausgegeben 1 Im Laurentianus 68 2 sind ebenfalls die Bucher 11 16 der Annales des Tacitus uberliefert womit sich beide Werke das Stemma teilen Die humanistischen Abschriften bilden auf Basis des Laurentianus 68 2 Handschriftensigle M II oder M 2 drei Gruppen die nach der Stelle des Textabbruchs in Buch 5 geordnet werden I enden wie M II bei 5 26 3 Flauianus in Pannonia II enden bei 5 23 2 potiorem III enden bei 5 13 1 euenerantDie Handschriften der Gruppe I haben die grosste philologische und textuelle Relevanz Manuskripte aus dieser Gruppe mit guten Lesarten gelten als Konjekturen der Skriptoren Dies besonders seit der Wiederentdeckung des Codex Leidensis BPL 16 B L in den 1950er Jahren durch Clarence Whittlesey Mendell Erwiesen ist heute dass L um 1478 in Ferrara durch den Fruhhumanisten Rudolf Agricola geschrieben wurde und im 17 Jahrhundert in den Besitz des Leidener Philologen Theodorus Rijcke gelangte der ihn fur seine Edition intensiv verwendete Danach geriet der Codex aus dem fachlichen Blickfeld Mendell und ihm zunachst folgend Erich Koestermann stellte L als eine vom Laurentianus unabhangige eigenstandige Texttradition dar mit der Annahme einer fruhmittelalterlichen oder noch alteren Zwischenhandschrift von der M II und L stammen wurden Durch einen ausgreifenden Jahrzehnte umspannenden textkritischen Diskurs in der Fachwissenschaft und letztlich die Kollation aller Handschriften durch Rudolf Hanslik und seine Mitarbeiter unter anderen Franz Romer wurde der Laurentianus als Urschrift bestatigt Der Leidensis wird heute als ein stark interpolierter Abkommling der Gruppe II verstanden fur dessen Erstellung Agricola als Hauptquelle die Editio princeps verwendete Titel Aufbau BearbeitenDer heutige Titel Historiae ist indirekt belegt durch Tertullian 2 und in der privaten Korrespondenz von Plinius 3 mit dem Freund Tacitus Im Laurentianus wird das Werk mit dem ersten Buch als liber decimus septimus ab excessu divi Augusti betitelt als 17 Buch nach dem 16 der Annales in stofflicher Folge nach dem Ende Neros 68 n Chr und mit dem 1 Januar 69 n Chr unter Galba Vollstandig erhalten sind die ersten vier Bucher und der Anfang des funften Nach dem ersten Viertel bricht der Text ab Generell wird in der Forschung aufgrund spatantiker Angaben von einem ursprunglichen Umfang von 12 bis 14 Buchern ausgegangen Hieronymus 4 benutzte eine Ausgabe in der die Annales ebenfalls vor den Historiae stehen Cornelius Tacitus qui post Augustum usque ad mortem Domitiani vitas Caesarum XXX voluminibus exaravit Dieser Umstand fuhrt dazu dass in Teilen der Forschung fur den Umfang 14 Bucher angenommen wird Tacitus gestaltet die Bucher formal mit einer relativ gleichmassigen Verteilung des Textvolumens Buch 1 90 Kapitel Buch 2 101 Kapitel Buch 3 84 Kapitel Buch 4 86 Kapitel Buch 5 26 KapitelAls Sinneinheit lassen sich die Bucher 1 3 fassen mit den Unruhen nach Neros Tod und den dramatischen Ende im Buch 3 zum Ende des Vierkaiserjahrs und der finalen Schilderung des brennenden Kapitols Buch 4 und 5 konnen als Sinneinheit der Wiederherstellung der staatlichen Ordnung gefasst werden mit den wechselnden Schilderungen von militarischen Operationen und Aufstanden Tacitus bedient sich hierbei einer grossen stilistischen Freiheit in der szenischen Gestaltung mit dem Gewicht auf die inhaltliche Darstellung der die Formalien einer verpflichtenden annalistischen Aufzeichnung sekundar beigefugt sind Ausgaben Ubersetzungen und Kommentare BearbeitenEinsprachig lateinische Ausgaben Kenneth Wellesley P Cornelii Taciti libri qui supersunt 2 Historiarum libri B G Teubner Verlagsgesellschaft Leipzig 1989 ISBN 3 322 00671 9 Ubersetzungen teils mit Kommentar Clifford H Moore Ubers Tacitus The Histories Books I III Loeb Classical Library Harvard University Press Cambridge Mass 1925 Nachdruck 1968 Clifford H Moore John Jackson Hrsg Tacitus The Histories Books IV V The Annals Books I III Loeb Classical Library Harvard University Press Cambridge Mass 1931 Nachdruck 1969 Helmuth Vretska Hrsg P Cornelius Tacitus Historien Lateinisch Deutsch Reclam Stuttgart 1984 Joseph Borst Hrsg P Cornelius Tacitus Historien Historiae Lateinisch Deutsch Sammlung Tusculum 7 Auflage Artemis amp Winkler Verlag Mannheim 2010 ISBN 978 3 538 03546 1 Wissenschaftliche Kommentare Heinz Heubner P Cornelius Tacitus Die Historien Buch 1 5 Kommentar 5 Bande Universitatsverlag Winter Heidelberg 1963 1982 Band 1 1963 DNB 456981160 Band 2 DNB 456981179 Band 3 1972 ISBN 3 533 0221 2 ISBN 3 533 02213 4 Band 4 1976 ISBN 3 533 02492 X Band 5 unter Mitarbeit von Wolfgang Fauth 1982 ISBN 3 533 03028 8 Literatur BearbeitenMichael von Albrecht Geschichte der Romischen Literatur Von Andronicus bis Boethius 3 verbesserte und erweiterte Auflage Walter de Gruyter Berlin Boston 2012 ISBN 978 3 11 026525 5 Francis R D Goodyear Readings of the Leiden manuscript of Tacitus In The Classical Quarterly 15 1965 S 299 322 Erich Koestermann Codex Leidensis BPL 16B ein vom Mediceus II unabhangiger Textzeuge des Tacitus In Philologus 104 1960 S 92 115 Ronald Haithwaite Martin The Leyden Manuscript of Tacitus In The Classical Quarterly 14 1964 S 109 119 Clarence Whittlesey Mendell Samuel A Ives Ryck s Manuscript of Tacitus In The American Journal Philology 72 1951 S 337 345 Clarence Whittlesey Mendell Leidensis BPL 16 B Tacitus XI XXI In The American Journal of Philology 75 1954 S 250 270 Franz Romer Kritischer Problem und Forschungsbericht zur Uberlieferung der taciteischen Schriften In Wolfgang Haase u a Hrsg Aufstieg und Niedergang der romischen Welt Reihe II Prinzipat Band 33 3 Walter de Gruyter Berlin New York 1991 ISBN 3 11 012541 2 S 2299 2339 hier 2302ff Stephan Schmal Tacitus Georg Olms Verlag Hildesheim 2005 ISBN 3 487 12884 5 Kenneth Wellesley Tacitus Histories A Textual Survey 1939 1989 In Wolfgang Haase u a Hrsg Aufstieg und Niedergang der romischen Welt Reihe II Prinzipat Band 33 3 Walter de Gruyter Berlin New York 1991 ISBN 3 11 012541 2 S 1651 1685 Reinhard Wolters Tacitus In Reallexikon der Germanischen Altertumskunde RGA 2 Auflage Band 30 Walter de Gruyter Berlin New York 2005 ISBN 3 11 018385 4 S 263 266 Weblinks BearbeitenBiblioteca Medicea Laurenziana Digital Repository Codex Laurentianus Pul 68 2 abgerufen am 29 April 2017 Bibliotheek Universiteit Leiden Codex Leidensis BLP 16 B Digitalisat abgerufen am 3 Mai 2017 Historiae Cornelius Tacitus Charles Dennis Fisher Hrsg Clarendon Press Oxford 1911 via Perseus Digital Library abgerufen am 29 April 2017 Ubertragung ins Englische C H Moore Tacitus Histories Loeb Classical Library Harvard University Press 1925 1937 via LacusCurtis abgerufen am 29 April 2017 The Tertullian Project Tacitus and his Manuscripts abgerufen am 30 April 2017 Anmerkungen Bearbeiten Tacitus Gesamtausgabe ohne Agricola Gleichfalls die Erstausgabe fur Annales 11 16 Germania Dialogus Tert apo 16 1 Tert nat 1 11 3 Plin epist 7 33 1 Zach 3 14 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Historiae Tacitus amp oldid 234617561