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Gnaeus Iulius Agricola 13 Juni 40 in Forum Iulii heute Frejus 23 August 93 war ein gallo romischer Senator und Feldherr Er war im Jahr 77 Suffektkonsul und anschliessend ungewohnlich lange bis 84 Statthalter Britanniens Agricola hatte seine militarische Laufbahn zwischen 58 und 62 n Chr in Britannia als Militartribun im Stab des Statthalters Gaius Suetonius Paulinus begonnen Nach seiner Ruckkehr nach Rom diente Agricola 66 als Volkstribun zwei Jahre spater dann als Praetor Im Jahre 71 wurde er zum Legatus beim Gouverneur von Britannien Quintus Petillius Cerialis und Befehlshaber der Legio XX Valeria Victrix Als Cerialis die Provinz verliess wurde Agricola zum Statthalter der Provinz Gallia Aquitania ernannt Statue von Gnaeus Iulius Agricola in Bath 19 Jahrhundert In der Zeit seines Aufenthaltes in Britannia konnte er den romischen Herrschaftsbereich vorubergehend bis uber die Forth Clyde Linie die Landenge zwischen den heutigen Stadten Glasgow und Edinburgh ausdehnen Nach seiner Abberufung durch Kaiser Domitian zog er sich ins Privatleben zuruck Der Historiker Tacitus Agricolas Schwiegersohn schilderte dessen Leben in der erhaltenen enkomiastisch abgefassten Biographie De vita et moribus Iulii Agricolae Durch dieses Werk die Hauptquelle fur die Taten Agricolas wurden auch dessen Karriere und Feldzuge in Britannien uberliefert Inhaltsverzeichnis 1 Abstammung und fruhe Karriere 2 Statthalter von Britannien 2 1 Erste erfolgreiche Feldzuge 2 2 Kampf gegen die Kaledonier 2 3 Abberufung 3 Spateres Leben und Tod 4 Quellen 5 Literatur 6 AnmerkungenAbstammung und fruhe Karriere BearbeitenDer von bedeutenden gallo romischen Familien abstammende Gnaeus Iulius Agricola wurde am 13 Juni 40 in Forum Iulii in der romischen Provinz Gallia Narbonensis als Sohn des Senators Lucius Iulius Graecinus und dessen Gattin Iulia Procilla geboren Seine beiden Grossvater waren ritterlichen Ranges und kaiserliche Prokuratoren 1 Aus Agricolas Gentilnamen Iulius durfte zu schliessen sein dass einer seiner Vorfahren der entweder unter Gaius Iulius Caesar oder Augustus als Offizier gedient hatte oder als vermogender und angesehener einheimischer Burger von Forum Iulii hervorgetreten war das romische Burgerrecht erhalten hatte Graecinus verfasste ein Werk uber den Weinbau und gab vermutlich aufgrund seiner Neigung fur die Landwirtschaft seinem Sohn das Cognomen Agricola Er wurde Ende 39 oder im Jahr 40 auf Befehl des Kaisers Caligula hingerichtet 2 Der auf diese Weise zum Halbwaisen gewordene Agricola wuchs seit fruhester Kindheit in Massilia dem heutigen Marseille auf Dort liess ihm seine Mutter eine sorgfaltige und angemessene Erziehung angedeihen Wie fur einen vornehmen Jugendlichen ublich studierte er u a eifrig Philosophie doch erlegte ihm seine Mutter hierbei Schranken auf 3 Agricola begann seine soldatische Laufbahn in Britannien von 58 bis 62 als Militartribun im Stab des Statthalters Gaius Suetonius Paulinus und half in dieser Stellung hochstwahrscheinlich bei der Unterdruckung des Boudicca Aufstandes von 60 61 mit Nach Paulinus Abberufung im Jahr 62 durfte er mit dem Statthalter nach Rom gereist sein Damals feierte er seine Hochzeit mit Domitia Decidiana der Tochter eines ebenfalls aus Gallia Narbonensis stammenden Senators 4 Bald nach seiner Vermahlung also etwa im Jahr 63 erhielt er aus seiner glucklich verlaufenden Ehe mannlichen Nachwuchs und durfte sich daher gemass der Lex Papia Poppaea vorzeitig um Amter des cursus honorum bewerben Das erwahnte Gesetz erlaubte namlich beim Vorhandensein von Kindern einen Amtsantritt vor dem ansonsten notwendigen Mindestalter und zwar um je ein Jahr pro Kind 5 Aus den Angaben des Tacitus im 6 Kapitel der Lebensbeschreibung seines Schwiegervaters kann gefolgert werden dass Agricola zunachst wie die Lex Papia Poppaea ihm gewahrte im Jahr 64 das Amt eines Quastors bereits als 24 Jahriger und nicht erst im dafur eigentlich vorgesehenen Lebensalter von 25 Jahren innehatte In dieser Funktion diente er in Asia unter dem Prokonsul Lucius Salvius Otho Titianus dem Bruder des spateren Kaisers Otho Laut Tacitus versah er im Gegensatz zu seinem Vorgesetzten sein Amt mit grosser Rechtschaffenheit Domitia Decidiana war mit ihrem Gatten nach Asia gereist und gebar ihm wahrend seiner Quastur eine Tochter die nachmalige Gemahlin des Tacitus So durfte Agricola nun obwohl damals sein altester Sohn im Kleinkindalter verstarb die staatlichen Amter zwei Jahre vor dem gesetzlichen Termin bekleiden Im Jahr 65 und im Folgejahr 66 in dem er als Volkstribun amtierte setzte er keine grosseren offentlichen Akzente um sich unter Neros Regierung nicht in Gefahr zu bringen 68 wurde er Prator und brauchte da er keine gerichtliche Zustandigkeiten erhielt weiterhin nicht besonders hervorzutreten Er veranstaltete u a nicht allzu aufwendige Spiele Nach Neros Tod Juni 68 wurde er vom neuen Kaiser Galba mit einer Bestandsaufnahme der Tempelschatze und Wiederbeschaffung geraubten sakralen Eigentums beauftragt welche Aufgabe er getreulich erledigte allerdings konnte er die auf Befehl Neros gestohlenen und eingeschmolzenen Tempelschatze nicht mehr herbeischaffen 6 Anfang des Vierkaiserjahres 69 wurde Agricolas Mutter auf ihrem Landgut in Intimilium an der Kuste Liguriens von plundernden Soldaten Othos erschlagen Ihr Landsitz und ein betrachtlicher Teil von Agricolas vaterlichem Erbgut wurden ausgeraubt 7 Der schwer getroffene Agricola sorgte fur das Begrabnis seiner Mutter und schloss sich sofort Vespasian an als dieser in den Kampf um den Kaiserthron eintrat Auf Anweisung des seit Ende Dezember 69 vorubergehend die Verwaltung in Rom fuhrenden Gaius Licinius Mucianus hob er im folgenden Jahr Truppen aus Von Mucianus wurde er noch im Jahr 70 zum Legaten der Legio XX Valeria Victrix in Britannien befordert wo er zunachst unter dem Statthalter Marcus Vettius Bolanus diente In dieser Legatenfunktion folgte er Marcus Roscius Coelius nach der mit Bolanus Vorganger Marcus Trebellius Maximus in Streit geraten und dabei im Jahr 69 von vielen Soldaten unterstutzt worden war bis Trebellius schliesslich hatte fluchten mussen und durch Vettius Bolanus ersetzt worden war Das infolgedessen abhanden gekommene Autoritatsgefuhl der Truppen konnte Agricola rasch wiederherstellen wobei er sehr massvoll vorging 8 Aber erst unter Bolanus Nachfolger dem offensiver eingestellten Britannien seit 71 verwaltenden Statthalter Quintus Petillius Cerialis fand Agricola die Moglichkeit grossere Taten zu vollbringen Er durfte relativ grosse Heereseinheiten selbstandig befehligen und zeichnete sich vermutlich in Kampfen gegen die Briganten in Nordengland aus 9 Nach seiner Ruckkehr aus Britannien im Jahr 73 wurde Agricola von Vespasian unter die Patrizier aufgenommen und 74 zum pratorischen kaiserlichen Statthalter der Aussicht auf das Konsulat verheissenden Provinz Aquitanien bestimmt Nach nicht ganz dreijahriger Amtstatigkeit die er sehr bedachtsam angelegt hatte verliess Agricola die Provinz wieder und wurde wohl im Jahr 77 fur einige Monate Suffektkonsul Wahrend der Bekleidung dieser Funktion verlobte er seine etwa 13 jahrige Tochter mit Tacitus mit dem er sie nach dem Ende seines Konsulats auch verheiratete Bald nach dem Ablauf seines Konsulats wurde er zum Pontifex sowie als Nachfolger von Sextus Iulius Frontinus zum neuen Statthalter Britanniens ernannt welches letztere Amt er wahrscheinlich noch in der zweiten Halfte des Jahres 77 spatestens im Jahr 78 antrat und insgesamt sieben Jahre lang versah 10 Statthalter von Britannien BearbeitenErste erfolgreiche Feldzuge Bearbeiten Der britische Historiker Malcolm Todd vertrat die Meinung dass Tacitus in der Biographie seines Schwiegervaters dessen Leistungen in Britannien im Wesentlichen nicht ubertrieben dargestellt oder etwas hinzuerfunden habe und dass sein Bericht uber Agricolas Feldzuge in Nordbritannien sowie dessen Stadteentwicklungsprogramm auf der Insel durch archaologische Zeugnisse gestutzt werde Todd sah also Tacitus Schilderung von Agricolas britannischer Statthalterschaft als relativ glaubwurdig an 11 Bereits der 71 74 amtierende Statthalter Quintus Petillius Cerialis hatte offensichtlich die im Nordosten Englands siedelnden Briganten endgultig unterworfen womit das von den Romern kontrollierte Territorium das ganze Flachland nordlich bis etwa zur Linie Solway Firth Tyne umfasste Sextus Iulius Frontinus hatte dann die Silurer im Suden von Wales bezwingen konnen 12 Kurz vor der Landung Agricolas hatten allerdings die Ordovicer eine in ihr Stammesgebiet das heutige Nordwales vorgeschobene Ala fast vollstandig vernichtet Obwohl Agricola erst im Spatsommer 77 13 in Britannien ankam gelang es ihm unverzuglich die Ordovicer entscheidend zu besiegen und anschliessend mit ausgesuchten berittenen Auxiliartruppen die bereits zu Neros Zeiten umkampfte Insel Mona heute Anglesey das religiose und nationale Widerstandszentrum der Kelten zu erobern Die Einnahme der Insel erreichte er dadurch dass die Hilfstruppen ihre schwere Ausrustung ablegten und zur Insel schwammen was die dortigen Kelten nach Tacitus so beeindruckt haben soll dass sie sich kampflos ergaben 14 Im Winter 77 78 suchte Agricola dem Ausbruch kunftiger Kriege zwischen Romern und einheimischen Stammen vorzubeugen und erwies sich dabei als fahiger Organisator indem er u a den Aufwand fur seinen eigenen Haushalt begrenzte Positionen unparteiisch mit geeigneten Kandidaten besetzte die Lasten der Getreide und Steuerforderungen gerechter verteilte und bisher geubten Schikanen ein Ende bereitete Im Sommer 78 konnte er mittels haufiger Truppendemonstrationen ohne eine grossere Schlacht ausfechten zu mussen viele im neu eroberten Gebiet gelegene aber noch unabhangige civitates zur Stellung von Geiseln und Anerkennung der romischen Herrschaft bringen Zur Sicherung seiner Erfolge liess er dort ausserst zweckmassige Festungen mit Garnisonen errichten Er trieb sodann im Winter 78 79 die Romanisierung der neu unterworfenen Bevolkerung effektiv voran sorgte fur eine Erziehung der Sohne britannischer Adliger nach romischem Vorbild regte den Bau von Tempeln sowie komfortablen Wohnhausern an und rief eine neue Gerichtsordnung ins Leben sogar das Tragen der romischen Toga wurde nun als modisch empfunden 15 nbsp Feldzuge in den Jahren 78 84 n Chr In der Folge stiess Agricola weiter nach Norden vor als jemals ein Romer vor ihm Im Jahr 79 griff er bis zum Tanaus oder Taus unbekannter Lage vielleicht der Firth of Tay aus und erbaute dabei erneut einige feste Kastelle die strategisch besonders gunstig lagen Diese Forts konnten da in ihnen Vorrate fur ein ganzes Jahr lagerten langen Belagerungen auch im Winter standhalten Agricola schritt im folgenden Sommer des Jahres 80 an die Absicherung seiner Eroberungen und legte an einer Landenge wo die von Tacitus als Clota Firth of Clyde und Bodotria Firth of Forth bezeichneten Meeresarme tief in die Insel einschneiden eine Reihe von Kastellen als Verteidigungswerke an Gask Ridge 16 nbsp Feldzuge in den Jahren 80 84 n Chr Der weitere Vormarsch nach Norden erfolgte im Jahr 81 als Agricola anscheinend an der Westkuste Britanniens uber den Firth of Clyde siegreich gegen bisher unbekannte Stamme vordrang Er dachte damals sogar an die Eroberung von Hibernia Irland und zog zu diesem Zweck Truppen an der dieser Insel gerade gegenubergelegenen Kuste zusammen Die Erreichung seines Ziels erschien ihm relativ leicht machbar wobei er die internen Zwistigkeiten der Adligen Irlands ausnutzen wollte Daher hatte er auch einen Hauptling der aus Irland hatte fluchten mussen freundlich empfangen um sich bei Gelegenheit seiner bedienen zu konnen 17 Er durfte dann mangels erforderlicher Truppen doch nicht nach Irland ubergesetzt sein 18 was indessen manche Historiker dennoch annehmen und dabei an eine in kleinem Massstab durchgefuhrte Probe oder Strafexpedition denken Tacitus erwahnt aber nichts davon und die Insel blieb jedenfalls auch weiterhin ausserhalb des romischen Einflussbereiches Kampf gegen die Kaledonier Bearbeiten Im Jahr 82 zog Agricola mit seinen Truppen an der Ostkuste des heutigen Schottlands in die nordlich des Firth of Forth gelegenen Regionen und wurde dabei von seiner Flotte begleitet Der schottische Stamm der Kaledonier griff zu den Waffen und drohte mit numerisch uberlegenen Heeren in Flanke und Rucken der vorruckenden romischen Armee einzufallen sowie deren Stutzpunkte anzugreifen Als Gegenstrategie teilte Agricola seine Soldaten nun in drei Kolonnen auf um auf diese Weise weiter nach Norden zu marschieren Daraufhin attackierten die Kaledonier mit ihrer gesamten Militarmacht des Nachts das Marschlager der von Tacitus als schwachste britannische Legion charakterisierte Legio VIIII Hispana die eine Vexillation fur den Kampf gegen die Chatten hatte abgeben mussen Die bedrangten romischen Soldaten erlitten schwere Verluste wurden aber vom mit weiteren Streitkraften herbeigeeilten Agricola gerade noch rechtzeitig gerettet und die Feinde in die Flucht geschlagen Die Kaledonier brachten ihre Frauen und Kinder an sichere Orte und bewaffneten noch mehr Manner meist Jugendliche fur die bevorstehende Konfrontation mit den Romern 19 Unter anderem wurde das Legionslager Inchtuthil 15 km nordlich von Perth als Standort eines von Agricola wahrend seines Feldzugs gegen die Kaledonier errichteten festen Legionslagers festgestellt 20 Ein zweiter Sohn der Agricola in diesem Jahr 82 geboren wurde starb zum Kummer des Vaters bereits im darauffolgenden Jahr 21 Im Sommer 82 meuterte eine in Germanien ausgehobene und nach Britannien verlegte Kohorte Usipeter bemachtigte sich mehrerer Kahne und wollte auf diesen in ihre Heimat entkommen Die Fluchtigen umsegelten Britannien erlitten aber Schiffbruch und fielen Sueben und Friesen in die Hande die sie teilweise als Sklaven verkauften 22 Beim erneuten Vormarsch nach Norden den Agricola im Jahr 83 wieder mit Flottenunterstutzung unternahm fand er die Hauptstreitkrafte der Kaledonier unter ihrem Feldherrn Calgacus beim Mons Graupius versammelt vor Die genaue Position dieses wohl im Nordosten Schottlands gelegenen Berges ist unbekannt Die Romer gewannen die nun folgende Schlacht 23 laut der Darstellung des Tacitus ohne Beteiligung der Legionen am Kampfgeschehen nur durch den Einsatz ihrer 8000 Mann Hilfstruppen sowie 3000 Reiter und vier Alae Reserven gegen die angeblich 30 000 Soldaten starke kaledonische Armee von denen 10 000 Mann gefallen sein sollen wahrend dem Rest die Flucht gelang Die romischen Verluste gibt Tacitus mit nur 360 Gefallenen an 24 Nach der siegreichen Schlacht beendete Agricola aufgrund des Nahens des Herbstes seinen Feldzug und begab sich mit seiner Armee auf das Territorium der ansonsten in den antiken Quellen nicht erwahnten Volkerschaft der Boresti die ihm Geiseln auslieferten Wahrend er sich dann absichtlich langsam mit seinen Landtruppen auf den Weg in die Winterquartiere machte liess er seine Flotte zuerst noch den Norden Britanniens umsegeln sodass nun endgultig belegt war dass es sich wirklich um eine Insel handelte 25 Abberufung Bearbeiten Kaiser Domitian liess dem erfolgreichen Statthalter eine Ehrenstatue und die ornamenta triumphalia durch den Senat dekretieren 26 beorderte ihn aber bald danach wahrscheinlich zu Beginn des Jahres 84 nach Rom zuruck Tacitus behauptet dass der grosse Erfolg seines Schwiegervaters Domitian heimlich geangstigt habe Der Kaiser habe Agricola seine Abberufung durch die Aussicht auf die Ubertragung der bedeutenden Provinz Syria schmackhaft machen wollen 27 Wahrscheinlichere Grunde fur die Abberufung des Statthalters als der von Tacitus angegebene durften u a sein dass Agricola schon ungewohnlich lange sieben Jahre sein Amt versehen hatte dass die Ausgaben fur die militarischen Aktivitaten und die in diesen Kriegen erlittenen Verluste vermutlich in keinem Verhaltnis zum Gewinn standen und dass vor allem ein Teil der in Britannien stationierten Truppen durch die zunehmenden germanischen und dakischen Angriffe an Rhein und Donau an diesen Schauplatzen dringender benotigt wurden In der Folge konnten die nordlichsten Eroberungen Agricolas nicht behauptet werden und wurden wieder geraumt so etwa das Legionslager Inchtuthil Dass aber Domitian den siegreichen Feldherrn nicht aus personlichen sondern sachlichen Grunden zuruckbeordert hatte ist auch daran zu erkennen dass der militarisch sehr expansiv eingestellte Trajan Domitians Entscheidung die nordlichsten romischen Festungen in Britannien aufzugeben nicht revidierte 28 Spateres Leben und Tod BearbeitenAgricola fuhrte nach dem Ende seiner britannischen Statthalterschaft ein ziemlich zuruckgezogenes Leben Von seinem Lebensabend bietet Tacitus folgende Version Obwohl er von Domitian mit den Triumphalinsignien geehrt worden war verlor Agricola angeblich aufgrund seiner Popularitat Erfolge und Integritat das Vertrauen des als tyrannisch charakterisierten Kaisers ohne dass sich dieser dies habe anmerken lassen Wahrend die Romer 86 88 gegen die von Decebalus angefuhrten Daker sowie gegen die Quaden und Markomannen unglucklich kampften sei Agricola vom Volk sehr zum Arger Domitians als geeigneter Feldherr zur Wendung dieser unerfreulichen Situation angesehen worden Als er dann um den Prokonsulat der Provinzen Africa oder Asia losen sollte 29 habe er auf eine solche Kandidatur auf heimlichen Druck des Kaisers verzichtet Durch diese kluge Zuruckhaltung hatten Domitians Neid und Misstrauen ihm gegenuber nachgelassen 30 Als Agricola am 23 August 93 im Alter von 53 Jahren starb machten Geruchte uber seine angebliche Vergiftung die Tacitus wahrscheinlich selbst nicht glaubte die Runde Aufgrund einer mehrjahrigen Abwesenheit war es Tacitus und seiner Gattin nicht vergonnt gewesen am Sterbebett ihres wohl doch eines naturlichen Todes verschiedenen Schwiegervaters bzw Vaters personlich anwesend zu sein Der Verstorbene wurde vom Volk sehr betrauert und auch der testamentarisch neben Agricolas Gattin und Tochter zum Miterben bestimmte Kaiser habe Kummer geheuchelt sei aber in Wahrheit erfreut uber das Ableben des verdienten ehemaligen Statthalters und Feldherrn gewesen 31 Die neuere Forschung hat gegenuber Tacitus Version von dem Verhaltnis zwischen Agricola und Domitian darauf hingewiesen dass auch der romische Historiker nicht ganz verhehlen kann dass Agricola Domitian stets beflissen diente und dafur beim Kaiser in hochster Gunst stand Die Behauptung Domitian habe ihn zwar ausserlich geehrt und belohnt heimlich aber gefurchtet und gehasst dient offensichtlich als eine Apologie um in der kritischen Situation der Jahre 97 98 als der Agricola des Tacitus wahrscheinlich entstand zu rechtfertigen dass Agricola und sein Schwiegersohn Tacitus unter dem postum zum Tyrannen erklarten Domitian so glanzende Karrieren absolviert hatten Tacitus charakterisiert im Agricola seinen Schwiegervater als einen lauteren respektabnotigenden Mann altromischer Tugend Er habe als philosophisch gebildeter Mensch meist weise und massvoll gehandelt sich notigenfalls politisch klug zuruckgehalten als Richter gerechte Urteile gesprochen und seine Autoritat als Amtsperson durch Ernst Dienstfertigkeit sowie falls erforderlich auch durch eine gewisse Strenge gewahrt 32 Quellen BearbeitenTacitus De vita Iulii Agricolae lateinisch und englisch online lateinisch und deutsch mit Kommentar Literatur BearbeitenWerner Eck Iulius II 2 In Der Neue Pauly DNP Band 6 Metzler Stuttgart 1999 ISBN 3 476 01476 2 Sp 23 24 Alexander Gaheis Iulius 49 In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Band X 1 Stuttgart 1918 Sp 125 143 Rudolf Hanslik Agricola In Der Kleine Pauly KlP Band 1 Stuttgart 1964 Sp 144 Marie Therese Raepsaet Charlier Cn Iulius Agricola mise au point prosopographique In Wolfgang Haase Hrsg Aufstieg und Niedergang der romischen Welt Band II 33 3 Allgemeines zur Literatur des 2 Jahrhunderts und einzelne Autoren der trajanischen und fruhhadrianischen Zeit Forts Walter de Gruyter Berlin New York 1991 S 1807 1857 Ronald Syme Tacitus Bd 1 von 2 Oxford 1958 S 19ff 121ff Malcolm Todd Julius Agricola Gnaeus In Oxford Dictionary of National Biography ODNB Bd 30 2004 S 822ff Anmerkungen Bearbeiten Tacitus Agricola 4 und 44 Tacitus Agricola 4 Seneca de beneficiis 2 21 5 Tacitus Agricola 4 Tacitus Agricola 5f Digesten 4 4 2 Tacitus Agricola 6 Tacitus Agricola 7 vgl Historien 2 13f Tacitus Agricola 7 vgl Historien 1 60 Tacitus Agricola 8 Tacitus Agricola 9 Malcolm Todd ODNB Bd 30 S 823 Karl Christ Geschichte der romischen Kaiserzeit 3 Auflage Munchen 1995 ISBN 3 406 36316 4 S 264f Die hier angegebene Chronologie von Agricolas Feldzugen folgt der Darstellung von Alexander Gaheis RE X 1 Sp 130 138 Tacitus Agricola 18 Tacitus Agricola 19ff Tacitus Agricola 22f Tacitus Agricola 24 Diesen Standpunkt vertritt etwa Alexander Gaheis RE X 1 Sp 135 Tacitus Agricola 25ff Malcolm Todd ODNB Bd 30 S 824 Alexander Gaheis RE X 1 Sp 136 Tacitus Agricola 29 Tacitus Agricola 28 Cassius Dio 66 20 1f Wird Agricolas Antritt seiner britannischen Statthalterschaft auf das Jahr 78 datiert so hatte die Schlacht am Mons Graupius erst 84 stattgefunden Tacitus Agricola 29 38 Tacitus Agricola 38 Cassius Dio 66 20 2 Tacitus Agricola 40 1 Cassius Dio 66 20 3 der die Verleihung der Agricola zugestandenen Ehren falschlicherweise dem schon lange verstorbenen Titus zuschreibt Tacitus Agricola 39f Karl Christ Geschichte der romischen Kaiserzeit S 265 Alexander Gaheis RE X 1 Sp 137f Der Vorsitz von Asia war nach der damals um das Jahr 88 erfolgten Hinrichtung des Statthalters Gaius Vettulenus Civica Cerialis vakant geworden Tacitus Agricola 41f vgl Cassius Dio 66 20 3 Tacitus Agricola 43ff Cassius Dio 66 20 3 der es als sicher hinstellt dass Agricola auf Befehl Domitians ermordet worden sei Alexander Gaheis Iulius 49 In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Band X 1 Stuttgart 1918 Sp 141 f Normdaten Person GND 118501054 lobid OGND AKS LCCN n50059480 NDL 00649155 VIAF 12290061 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Iulius Agricola GnaeusALTERNATIVNAMEN Agricola Gnaeus IuliusKURZBESCHREIBUNG gallo romischer Senator und FeldherrGEBURTSDATUM 13 Juni 40GEBURTSORT Frejus Forum Iulii STERBEDATUM 23 August 93 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gnaeus Iulius Agricola amp oldid 239246552