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Eine Vexillation lateinisch vexillatio war eine Abteilung des romischen Heeres Der Name leitet sich vom lateinischen Begriff vexillum Fahne Standarte oder Feldzeichen ab vergleichbar mit jenen die heute noch bei kirchlichen Umzugen verwendet werden Ein Reenactor als romischer signifer des 1 Jahrhunderts mit seinem Vexillum das den Skorpion das Wappentier der Pratorianischen Garde darstellt Photo Associazione Culturale Cisalpina Cohors III Praetoria Inschrift eines Holzfallerkommandos der Legio XXII aus Trennfurt im Romermuseum Obernburg Abzeichnung einer anderen Inschrift aus TrennfurtAltar fur Jupiter Optimus Maximus gestiftet von einer vexillatio der Kohorte der Sequani und Raurici wahrscheinlich eine Truppe der XXII Legion Primigenia 1 Inhaltsverzeichnis 1 Definition 2 Entwicklung 3 Truppenstarke 4 Offiziere 5 Einsatzdauer 6 Literatur 7 EinzelnachweiseDefinition BearbeitenVexillationen wurden seit dem 1 Jahrhundert v Chr aus Soldaten einer oder mehrerer Legionen oder auch aus Auxiliareinheiten fur einen bestimmten Zweck und auf unbestimmte Zeit aufgestellt Der Begriff vexillatio ist dabei sehr flexibel und geht inhaltlich wohl nicht uber die Bedeutung Abordnung hinaus so ist aus Obernburg etwa eine Altarinschrift bekannt in der Soldaten der Legio XXII Primigenia die zum Holzfallen ausgeschickt wurden als vexillatio bezeichnet werden Erst am Ende der fruhen Kaiserzeit scheinen die Vexillationen auch als Verstarkungen oder Eingreiftruppe abkommandiert worden zu sein Entwicklung BearbeitenIn Friedenszeiten kam es oft vor dass standig ein grosserer Teil einer Einheit abwesend war um diversen Arbeiten nachzugehen wie gut erhaltene Papyrus Dokumente aus einem agyptischen Lager und die Holztafeln aus Vindolanda bestatigen Romische Militareinheiten erledigten auch viele im heutigen Sinne zivile Aufgaben wie z B den Strassenbau Unter Kaiser Mark Aurel ruckten die Legionen im Kriegsfall vereinzelt noch mit voller Mannschaftsstarke aus ab Mitte des 3 Jahrhunderts n Chr kam es nur noch sehr selten vor dass eine vollstandige Legion ihr Lager verliess um an Kampfen teilzunehmen Schon wahrend der Markomannenkriege 168 180 n Chr wurden viele Legionen nicht mehr komplett eingesetzt wohl aber von ihnen abkommandierte Vexillationen Die Legionen wurden zunehmend zu einer Art ortsgebundener Personalreserve die nur mehr einzelne Abteilungen ausschickte um diverse Felddienste Garnisonsangelegenheiten die Grenzverteidigung oder Polizeiaufgaben in den Provinzen wahrzunehmen Die traditionelle Zweiteilung des Heeres in Legionen und Auxilien war mit der Verleihung des Burgerrechts an fast alle Reichsbewohner durch Kaiser Caracalla im Jahr 212 bedeutungslos geworden Stattdessen war nun neben den an den Grenzen aufgereihten Truppen eine schlagkraftige Eingreifreserve zu schaffen Die taktische Situation der das Romische Reich aber im spaten 2 und Anfang des 3 Jahrhunderts n Chr gegenuberstand erforderte den Einsatz von Vexillationen da es wesentlich leichter war Operationen mit kleineren und schnelleren Einheiten durchzufuhren als mit ganzen Legionen Man benotigte dafur ein flexibles Marsch oder Feldheer mit dem man ins Reich eingedrungene Gegner trotzdem wirksam bekampfen und sie gegebenenfalls bis tief ins Feindesland verfolgen konnte ohne dabei den Limes abschnittsweise vollig von Truppen entblossen zu mussen Auch fur die Organisation von Nachschub und Quartieren fur die Soldaten brachte diese Vorgehensweise erhebliche Vorteile Ab etwa 220 n Chr wurden die ersten ursprunglich nur temporar abkommandierte Vexillationen in ihren neuen Standort auf Dauer stationiert Unter Kaiser Gallienus wurde das erste grossere mobile Feldheer etabliert und von seinen Nachfolgern Diokletian und Konstantin ausgebaut beziehungsweise weitere solcher Feldheere aufgestellt Die alten Legionen mit ihren grossen Truppenstarken schrumpften wurden in mehrere Einheiten zersplittert und anderten dabei teilweise auch ihre Namen Einzelne ihrer Vexillationen wurden nun in den Truppenlisten oft als eigenstandige Legionen gefuhrt Uberall dort wo Vexillationen fest stationiert blieben wohin sie abkommandiert wurden bilden sich im Zuge der spatantiken Militarreformen neue comitatensische Legionen was wiederum einen Hinweis auf die Grosse der betreffenden Abordnungen gibt Die alten Legionen verschwanden aber nicht zur Ganze Sie wurden stattdessen komplett neu strukturiert da die Ausfalle entstanden durch Verluste oder Entlassungen nicht mehr ausreichend ersetzt werden konnten Durch die zahlreichen Frankeneinfalle und die Auseinandersetzungen mit dem Sassanidenreich wurden die geringeren Mannschaftsstarken wohl rasch erreicht Aus den literarischen Quellen verschwundene Legionen sind vermutlich vernichtet zusammengelegt oder aufgelost worden wobei Letzteres aufgrund des bestehenden standigen Bedarfes an Truppen wohl sehr unwahrscheinlich ist Ab welchem Zeitpunkt genau diese Entwicklung einsetzte ist nicht belegt Der spatantike Kriegstheoretiker Vegetius schreibt dass es unter Diokletian noch Legionen in der Starke von 6000 Mann gab Die Forschung geht jedoch davon aus dass spatestens ab dem 4 Jahrhundert eine Legion in einer Feldarmee nur mehr 1000 bis 1200 Mann umfasste Fakt ist dass zwischen dem 3 und 6 Jahrhundert n Chr die klassischen Legionen immer mehr ausgedunnt und durch Einheiten mit unterschiedlichsten Waffen Nationalitaten dominiert durch die Kavallerie und unterstutzt von speziell ausgebildeten Speerwerfern den Lanciarii ersetzt wurden Truppenstarke BearbeitenBemannt mit einer der Bedrohung angemessenen Zahl von Soldaten konnten Vexillationen auch mit grosseren Armeen fertigwerden kleinere feindliche Kampfgruppen konnten mit ihnen noch effektiver bekampft werden Vexillationen wurden oft auch zur vorubergehenden Verstarkung von Garnisonen eingesetzt die wichtige Strassenknotenpunkte Flussubergange oder Gebirgspasse sicherten und waren damit eine sinnvolle Weiterentwicklung der Praktiken der etablierten klassischen Legionen Die Legion war nun in erster Linie eine administrative Organisation fur die neuen Aufgaben der Armee war sie zu gross und unflexibel Ihre Kohorten und Centurien waren auch immer schon die eigentlichen taktischen Truppenkorper gewesen Vexillationen waren standardmassig aus ein bis zwei Kohorten zusammengesetzt Dadurch behielten sie ihre centuriale Organisation bei und kampften auch als solche im Feld Ihnen angeschlossen war auch ein eigener administrativer und logistischer Stab Manche Detachements waren 500 Mann eine Kohorte quinquenaria oder1 000 Mann zwei Kohorten milliaria stark Ab dem 4 Jahrhundert n Chr versteht man unter einer Vexillation auch Kavallerieabteilungen einer Legion Kavallerievexillationen durften eine Sollstarke von rund 600 Reitern gehabt haben Offiziere BearbeitenKleinere Vexillationen wurden von Centurionen grossere in Armeestarke von Offizieren aus dem Senatsstand Legatus legionis befehligt Seit Septimius Severus trugen solche Offiziere den Titel praepositus oder dux Am kaiserlichen Hof rangierte der praepositus als vir perfectissimus Im 3 und 4 Jahrhundert anderte sich auch die traditionelle Rangstruktur der Armee Die Kommandeure trugen Titel die anscheinend nicht immer einem festen Muster entsprachen Der Rang eines Prapositus bezeichnete ursprunglich einen Offizier der nur vorubergehend das Kommando uber eine andere Einheit hatte nun wurde er zu einer dauerhaften Einrichtung Auch viele Prafekten und Tribunen begegnen uns in den Quellen haufig nur mehr als Kommandeure einer Einheit in Kohortenstarke doch alle drei Titel umfassten einen weiten Bereich von Aufgaben und Befugnissen Einige Prafekten und Tribunen wurden in der Spatantike ebenfalls als Prapositi bezeichnet Einsatzdauer BearbeitenIm fruhen 3 Jahrhundert war es ublich dass der Garnisonsdienst fur eine Vexillation in einem Aussenposten durchschnittlich drei Jahre dauerte der Dienst im Feld konnte jedoch viel langer sein Manche der Einheiten die beispielsweise am parthischen Krieg 216 218 n Chr teilnahmen marschierten im Jahr 214 in den Osten und kehrten erst zwischen 219 und 222 n Chr wieder nach Hause zuruck In den Burgerkriegen des spaten 3 Jahrhunderts waren einzelne Vexillationen so lange im Einsatz dass sie praktisch unabhangig wurden und sich als eine Art Legion im Kleinen organisierten Die Ziffern und Bezeichnungen ihrer Stammlegionen wurden dafur einfach beibehalten Als gutes Beispiel hierfur dient die Legio III Italica im 4 Jahrhundert war sie in der Provinz Raetia in nicht weniger als funf Grenzschutzeinheiten zersplittert eine sechste diente als Elitetruppe in der illyrischen Feldarmee Literatur BearbeitenRoss Cowan Imperial Roman Legionary AD 161 284 Warrior Series 72 Osprey Oxford 2003 ISBN 1 84176 601 1 Robert Grosse Romische Militargeschichte von Gallienus bis zum Beginn der byzantinischen Themenverfassung Weidmann Berlin 1920 S 7 Nachdruck Arno Press New York NY 1975 ISBN 0 405 07083 7 Max Mayer Vexillum und Vexillarius Ein Beitrag zur Geschichte des romischen Heerwesens DuMont Schauberg Strassburg 1910 Freiburg Breisgau Universitat Dissertation 1910 Simon MacDowall Late Roman Infantryman 236 565 AD Weapons Armour Tactics Warrior Series 9 Reed London 1997 ISBN 1 85532 419 9 Robert Saxer Untersuchungen zu den Vexillationen des romischen Kaiserheeres von Augustus bis Diokletian Bohlau Koln u a 1967 Einzelnachweise Bearbeiten CIL 13 06509 Dienstgrade und Truppengattungen in der romischen ArmeeOffiziere Republik bis hohe Kaiserzeit Centurio Praepositus Decurio Legatus Praefectus Praefectus castrorum Praefectus vigilum Primus Pilus Tribunus Spate Kaiserzeit Dux Comes Magister militumUnteroffiziere Republik bis hohe Kaiserzeit Aquilifer Beneficiarius Cornicularius Decurio Imaginifer Optio Signifer Tesserarius Vexillarius Spate Kaiserzeit DraconariusMannschaften Infanterie Republik bis hohe Kaiserzeit Primar Hastatus Princeps Triarius Veles Sonstige Antesignanus Explorator Rorarius Speculator Tiro Spate Kaiserzeit Evocatus FerentariusKavallerie Spate Kaiserzeit Clibanarius Contarius Eques sagittarius Kataphraktos DromedariiAeneatores Bucinator Cornicen TubicenImmunes Architectus Ballistrarius Capsarius Fabrius Ferrarius Gubernator Lapidarius Librarius Medicus Mensor Naupegus SagittariusTruppenteile Regular Republik bis hohe Kaiserzeit Legio Kohorte Manipel Centurie Numerus Spate Kaiserzeit Comitatenses Limitanei Vexillationes CuneiGarde Kaiserzeit Pratorianer Equites singulares Spate Kaiserzeit Excubitores Protectores domestici Scholae palatinae Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Vexillation amp oldid 203599917