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Der Begriff cuneus Keil oder keilformige Schlachtordnung bezeichnet eine Formation zum Durchbrechen der feindlichen Linie die an ihrer Front schmal beginnend immer mehr an Breite zunahm Auch einige Numeri der romischen Armee die im dritten Jahrhundert aus friesischen Soldnern rekrutiert und in Britannien eingesetzt wurden bezeichnete man nicht als numeri sondern als cunei 1 Das Wort leitet sich aus der lateinischen Wortfamilie cuneatus cuneolus cuneus ab Inhaltsverzeichnis 1 Kampfformation 2 Schlachtaufstellung und Taktik 3 Form 4 Literatur 5 EinzelnachweiseKampfformation BearbeitenSchon die Griechen bedienten sich des cuneus dort ἔmbolos embolos genannt so beispielsweise der Feldherr Epaminondas in den Schlachten von Leuktra und Mantineia Auch Gallier Germanen und Hispanier wandten diese Art von Formation an die die romischen Soldaten auch caput porcinum Eberkopf nannten Fur Seegefechte trainierte man solche Manover ebenfalls Der cuneus war vermutlich die von der Infanterie der Spatantike bevorzugt angewendete Aufstellung fur einen Angriff Er wurde wohl von den Germanenstammen in die Romische Armee ubernommen Die Formation wird beim romischen Militarchronisten Flavius Vegetius Renatus als eine Masse von Fusssoldaten in geschlossener Ordnung sehr eng in der Front breit in den Reihen die sich stetig vorwartsschiebt und so den Feind zermalmt beschrieben In den nachfolgenden Jahrhunderten wendeten ihn auch die Wikinger an die dafur den gleichen Namen svynfylking Schweinestellung benutzten Eine Uberlieferung aus dem Fruhmittelalter nennt die Aufstellungsordnung zwei Kampfer fur die Spitze drei in der zweiten und funf in der dritten Reihe Schlachtaufstellung und Taktik BearbeitenEine Dreiecksformation bot den Vorteil ein dichtes Wurfgeschossfeuer entweder nach allen Seiten oder auf einen einzelnen Punkt aufrechtzuerhalten Auch die Skythen und andere mit Wurfspeeren bewaffnete Reitervolker wendeten diese Formation mit ihrem Anfuhrer an der Spitze an da so schnelle Wendemanover ohne vorherigen Drill moglich waren Dies veranlasste Vegetius zur Auffassung dass ein cuneus die feindliche Reihe einfach durchsticht indem er ihr Wurfgeschossfeuer auf einen einzelnen Punkt der feindlichen Linie konzentriert Der cuneus nach germanischer und romischer Art war aber wohl nicht nur aus diesen Grunden entwickelt worden Er diente auch dazu einen entschlossenen Schlag durch den Kampf Mann gegen Mann auf die Schlachtlinie des Feindes durchzufuhren um so rasch durchzubrechen Die Abwehrtaktik des von einem cuneus angegriffenen Feindes bestand fur gewohnlich darin mit seiner Linie ein V zu bilden forceps Zange um den Keil beim Aufeinandertreffen darin aufzunehmen und zu umschliessen Form BearbeitenDie Dreiecksformation sollte verhindern dass Vorkampfer der ersten Linie vom Feind gleich zu Beginn des Kampfes ausgeschaltet wurden bevor sie uberhaupt noch die feindlichen Linien erreichten vgl hierzu auch Verlorener Haufen Wenn sie auf den Feind trafen mussten sie diesen naturgemass auch ganz alleine bekampfen und waren damit sicher auch massivem Flankenfeuer ausgesetzt gewesen Sie wurden zunachst dabei auch nur wenig Unterstutzung von ihren eigenen Leuten erhalten die aufgrund der keilformigen Formation noch hinter ihnen zuruckgeblieben waren Wenn diese nicht rasch aufschlossen waren die Manner der vordersten Front bald verloren Es stellt sich daher die Frage warum nicht gleich von Anfang an die Linienformation gewahlt werden sollte Hans Delbruck hat diese Problematik in folgenden Worten auf den Punkt gebracht Keine Kampfformation eines taktischen Truppenkorpers erscheint alberner als diese Art von Keilformation Eine Gruppe Manner gleichgultig wie fest deren Zusammenhalt am Ende ist bleibt eine Summe von Individuen die und daran besteht kein Zweifel sicher in einer Linie vorgeht aber sie kann niemals wie ein gescharftes Eisenstuck ihre Flanken ruckartig auf einen Punkt konzentrieren Die tatsachliche Form eines cuneus kann aber noch aus anderen antiken Quellen erschlossen werden Tacitus beschreibt in seinen Historien dass diese Formation an allen Seiten dicht geschlossen das heisst an den Flanken ihrer Ruckseite sowie an der Front abgesichert war Der Strategikon des Maurikios liefert eine weitere Beschreibung Diese besagt dass die Germanen in gleichmassigen und dichten Formationen angriffen Daraus lasst sich schliessen dass ihre Angriffssaule dabei auch eine Art Dreieck gebildet haben konnte Nimmt man eine romische 400 Mann starke Auxiliareinheit als Beispiel konnte sie mit ihrer Mannschaft einen 16 Mann tiefen und 25 Mann breiten cuneus bilden Sobald die Manner in den hinteren Rangen ihre ersten Wurfspeersalven abschiessen fuhlen sich die Manner ganz vorne und im Zentrum sicherer und wagen dadurch eher einen schnelleren Vorstoss gegen den Feind sodass ihre Flanken automatisch ein wenig zuruckfallen Dies fuhrt in weiterer Folge dazu dass der cuneus dabei fur kurze Zeit oder bis unmittelbar vor den Aufprall auf den Feind annahernd die Form eines Dreiecks angenommen haben konnte Vegetius und der Autor des strategikon empfehlen im Ubrigen auch den Einsatz von Reserveeinheiten fur den cuneus Dies erscheint durchaus sinnvoll wenn man ihn als reine Angriffsformation anwendet Hat man eine enge Front ist die Angriffssaule wesentlich manovrierfahiger und die Reihen in der Tiefe liefern anschliessend die notige Stossenergie um die gegnerische Schlachtreihe durch ihre Wucht zu durchbrechen oder dafur eine sich kurzzeitig offnende Lucke in ihr auszunutzen Literatur BearbeitenHans Delbruck Geschichte der Kriegskunst im Rahmen der Politischen Geschichte Band 2 Die Germanen 3 neu durchgearbeitete und vervollstandigte Auflage de Gruyter Berlin 1921 Simon Mac Dowall Late Roman Infantryman 236 565 AD Warrior Series 9 Illustrated by Gery Embleton Reprinted edition Osprey Military London 1997 ISBN 1 85532 419 9 Flavios Tiberios Maurikios Maurice s Strategikon Handbook of Byzantine Military Strategy Ubersetzt von George T Dennis University of Pennsylvania Press Philadelphia PA 1984 ISBN 0 8122 7899 2 Nachdruck ebenda 2001 ISBN 0 8122 1772 1 Cornelius Tacitus Germania Historien In Gaius Iulius Caesar Cornelius Tacitus Berichte uber Germanen und Germanien Historiker des deutschen Altertums Herausgegeben von Alexander Heine Phaidon Verlag Essen 1996 ISBN 3 88851 104 6 Einzelnachweise Bearbeiten Marcus Reuter Studien zu den numeri des romischen Heeres in der mittleren Kaiserzeit In Bericht der Romisch Germanischen Kommission 80 1999 ISSN 0341 9312 S 357 569 hier S 389f sowie 479 bis 482 Zugleich Freiburg Breisgau Univ Diss 1996 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Cuneus Militar amp oldid 216409787