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Das Kastell Trennfurt war ein romisches Numeruskastell in Trennfurt heute ein Stadtteil von Klingenberg am Main im Landkreis Miltenberg in Unterfranken Es gehort zur Kastellkette des Mainlimes lag in der Romischen Provinz Germania superior und ist Teil des Unesco Weltkulturerbes Obergermanisch Raetischer Limes ORL Nach der Zahlung der Reichs Limeskommission RLK tragt es die Bezeichnung ORL 37 Das Kastell steht unter Denkmalschutz und ist unter D 6 6221 0050 in die Bayerische Denkmalliste eingetragen Oberirdisch ist heute nichts mehr von der Anlage zu sehen Kastell TrennfurtLimes ORL 37 RLK Strecke RLK Obergermanischer Limes Strecke 6 Mainlinie Datierung Belegung vermutlich Mitte des 2 Jhr Votivstein von 212 n ChrTyp NumeruskastellEinheit vermutlich Einheiten der Legio XXII PrimigeniaGrosse 88 m 63 m 0 6 ha Bauweise Steinkastell zuvor vermutlich Holz Erde KastellErhaltungszustand nur noch schwache Bodenspuren grosstenteils nicht uberbaut Wiese Garten Ort Klingenberg am Main TrennfurtGeographische Lage 49 46 40 4 N 9 10 40 9 O 49 77789 9 17803 127 Koordinaten 49 46 40 4 N 9 10 40 9 OHohe 127 m u NHNVorhergehend Kastell Worth ORL 36 Anschliessend Kastell Miltenberg Altstadt ORL 38 Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Forschungsgeschichte 3 Datierungsansatz 4 Vicus 5 Sage 6 Denkmalschutz 7 Siehe auch 8 Literatur 9 Weblinks 10 AnmerkungenLage Bearbeiten nbsp Position des Kastells am Obergermanisch Raetischen Limes nbsp Heutige Lage mit Umzeichnung nach dem Forschungsstand nbsp Lage des Kastells in Trennfurt Umfeld zur Zeit Conradys nbsp Grundriss des Kastells in Trennfurt nach ConradyDas ehemalige Kastell liegt nordostlich des alten Ortskerns von Trennfurt zwischen dem nur etwa 160 Meter entfernten heutigen regulierten und aufgestauten Main im Osten und der etwa 200 Meter entfernten alten Romerstrasse Seligenstadt Miltenberg im Westen genauer zwischen Trennfurter Strasse ehem B469 im Westen und der Bahnlinie Miltenberg Aschaffenburg ostlich am Kastell Das Gelande des Kastells besteht heute mehrheitlich aus Wiesen und Gartenland Der uberwiegende Teil ist Privatgelande und nicht frei zuganglich Ein kleiner Teil an der nordostlichen Ecke des ehemaligen Kastells liegt seit den 1870er Jahren unter dem Bahndamm 1 Im Norden wird es von den Gebauden auf der Sudseite der Bahnhofstrasse begrenzt die in die Trennfurter Strasse mundet nach Suden zu von einem unbenannten Pfad der auf Hohe der Trennfurter Strasse 51 in Richtung der Freirutschen des heutigen Freibads fuhrt Das Kastell liegt genau gegenuber dem heutigen Freibad auf der westlichen Seite des Bahndammes An der Ostseite des Bahndamms befand sich ein Altarm des Mains und das Kastell wird auch als Hafen eingeordnet 2 Zu romischen Zeiten wird eine Strassenverbindung zum alteren Odenwaldlimes am Kastell Hainhaus bei Vielbrunn angenommen die noch bis in die Neuzeit und bis zu den Ausgrabungen der Reichs Limeskommission als Forstweg bestanden haben soll 2 Eine Verbindung zum Erdwerk Ohrenbacher Schanze im Zusammenhang mit Holzfallarbeiten fur die Region Mainz wurde ebenfalls vermutet und schon von Conrady postuliert und den agens in lignariis Vexillationen der in Mainz stationierten Legio XXII Primigenia Piae Fidelis zugewiesen die uber Inschriften aus den Jahren 206 bis 214 entlang des Mainlimes datiert sind 2 Forschungsgeschichte BearbeitenNach dem Fund eines romischen Weihesteins und romischer Munzen von dem Christian Ernst Hansselmann im Jahr 1771 erfuhr und 1773 berichtete ging man davon aus dass sich in Trennfurt ein Romisches Militarlager befunden hatte Wilhelm Conrady der spatere Streckenkommissar der Reichs Limeskommission entdeckte das Kastell dann bei Ausgrabungen die er 1883 noch vor Grundung der Reichslimeskommission durchfuhrte Das Ergebnis veroffentlichte er 1900 in den Grabungsberichten der Reichs Limeskommission die selbst keine eigenen Grabungen mehr vorgenommen hat 3 Auch spater haben am Kastell keine Grabungen mehr stattgefunden Nach Conrady ist das uberraschenderweise rechteckige Kastell etwa 88 Meter lang Sudsudwest nach Ostnordost und 63 Meter breit Nordnordwest nach Sudsudost und nimmt eine Flache von etwas weniger als 0 6 Hektar ein Nur die Umfassungsmauern wurden ergraben Die Pratorialfront im Osten konnte nicht ergraben werden da sie durch den Bahndamm beeintrachtigt war Damit entspricht es zwar der normalen Grosse eines Numeruskastells weicht mit seiner stark rechteckigen Form jedoch von der Kastellform im Odenwald und am Main ab 4 Das Kastell war von nur einem Spitzgraben umgeben dessen einfache Ausfuhrung Conrady an der Sudflanke des Kastells nachweisen konnte Conrady gibt weiter in seinem Grabungsbericht mehrere Funde an so ein Amphorenfragment mehrere Terra Sigillata Scherben eine Patera einen Faltenbecher Schusselreste in Napfform ein Dachziegelfragment und die ublicherweise oft gefundenen eisernen Nagel Keiner der beschriebenen Funde ist heute noch vorhanden Auch die 1773 beschriebenen romischen Munzfunde sind nicht mehr auffindbar 5 Datierungsansatz BearbeitenWann das Kastell errichtet und wie lange es genutzt wurde ist unbekannt Seine Nutzungszeit kann nur allgemein auf die Mitte des 2 bis in die Mitte des 3 Jahrhunderts n Chr datiert werden Es gehorte damit zum an den Main um 150 n Chr vorverlegten jungeren Limes jungerer Mainlimes der nach dem zweiten Miltenberger Kastell Miltenberg Ost dann stetig nach Suden verlauft Obwohl bis auf die ostliche Kastellfront Bahn nur eine sparliche Uberbauung erfolgte zwei Hauser im Nordosten und Nordwesten ist das Kastellareal heute nicht mehr oberflachlich erkennbar Dies ist mit Sicherheit der Ortsnahe des alten Trennfurt geschuldet die dazu beitrug dass samtliches Steinmaterial fur den Ort genutzt wurde 1 wie das zum Beispiel beim Kastell Lutzelbach noch bis zu Anfang des 20 Jahrhunderts geschah Eine Zeitangabe ist jedoch auf dem romischen Weihestein uberliefert der bereits 1751 6 in Trennfurt gefunden worden war und der heute im Inneren der Trennfurter Pfarrkirche St Maria Magdalena eingemauert ist Der Weihestein stand ursprunglich ungeschutzt am Schulhaus neben der Kirche Die Inschrift war beinahe nicht mehr zu lesen 1834 wurde er dann auf dem Friedhof eingemauert verwitterte und vermooste 1881 begutachtete Karl Zangemeister den Stein wieder und exzerpierte den Begriff lignarii Diese Bezeichnung fur Holzarbeiter war einige Zeit vorher schon in Stockstadt und auch in Obernburg nachgewiesen worden Conrady untersuchte den Stein 1899 und entzifferte die stark verwitterte Inschrift folgendermassen I ovi o ptimo m aximo Silvano cons ervatori Dianae Aug ustae vixill atio leg ionis XXII Anton initianae p rimigeniae p iae f idelis ag entium in lignari i s sub cur a Mamertini Iusti opt ionis d edicavit duobus Aspr is co n s ulibus 7 Seine Lesart ist nach heutigen Erkenntnissen nicht ganz korrekt was jedoch am Inhalt nichts andert Danach wurde der Stein von einer Abteilung der 22 Legion die mit Waldarbeiten beschaftigt war den Gottern Jupiter Silvanus und Diana gewidmet im Jahr als die beiden Asper Konsuln waren Die beiden Asper Gaius Iulius Asper und sein Sohn Gaius Iulius Camilius Asper sind im Jahr 212 n Chr als Konsuln beurkundet 8 Der rekonstruierte Originaltext wurde kurz nach 1900 neu in den Stein eingeschlagen eine Vorgehensweise die aus heutiger Sicht unverantwortlich ware 9 Ein weiterer Neptun gewidmeter Weihestein ist heute ebenfalls verlorengegangen 1 10 Transkription in Majuskeln BildI ovi O ptimo M aximo Silvano Co ns ervatori DianaeAug ustae v lt e gt xill atio le g ionis XXII Ant oninianae P rimigeniae p iae f idelis ag entium in lign ariis subcura M am ert i n i Iusti opt ionis d edicavit II Aspr is co n s ulibus I O M SILVANO CO NS DIANAE AVG VIXILL G XXII ANT PR P F AG LIGN SVB CVRA M ERTN IVSTI OPT D II ASPR COS nbsp Ob die auf dem Weihestein angegebene Legio XXII Primigenia auch die Besatzung des Kastells darstellt oder nur fur die angenommene Holzbeschaffung fur Mogontiacum temporar im Kastell war ist nicht geklart Bereits Conrady ging davon aus dass von dem Kastell aus Holz fur die romischen Truppen auf dem Main transportiert wurde zumal das Kastell nur rund 40 Meter vom alten Flussarm des Mains entfernt lag der sich zur Verladung mit Schiffen und Flossen anbot Dieser Arm der ein ostlich davon gelegenes Gebiet mit dem Flurnamen Die Insel abtrennte war zu Zeiten von Conrady bereits verlandet aber im Gelande noch zu erkennen was seit der Umgestaltung des Gelandes bei der Mainregulierung im 20 Jahrhundert nicht mehr der Fall ist 11 Vicus BearbeitenEin zugehoriger Vicus und eine Bebauung innerhalb des Kastells sind bislang nicht definitiv nachgewiesen da Conrady nur die Umrandung des Kastells in Teilen ergrub Unter Conrady wurde der Vicus auf hochwasserfreien Flachen westlich des Kastells vermutet 12 Streufunde sudlich des Kastells lassen heute die Annahme eines dortigen Vicus zu 13 Dies und die ungewohnliche Nahe zum Nachbarkastell Worth haben zu der Vermutung gefuhrt das Kastell sei nicht ganzjahrig belegt gewesen und nur bei den erwahnten Holzarbeiten genutzt worden Dagegen spricht dass die Lage des Kastells Trennfurt besser in die regelmassige Abfolge der Kastelle des Mainlimes passt als Worth das in dieser Hinsicht eher dem Odenwaldlimes zugeordnet werden konnte Ausserdem musste sich Conrady bei seinen Grabungsschnitten auf die Umfassungsmauern und die Tore konzentrieren Die Frage bleibt ungeklart solange keine neuen Untersuchungen vor Ort durchgefuhrt werden 14 Sage BearbeitenWohl in das Reich der Fantasie ist die Sage zu sehen dass der Ort seinen Namen von Kaiser Trajan hat der mit seinem Heer hier uber eine Furt ostlich des Mains gezogen sei Trani Vadum und als abgewandeltes Trajansfurt sich in Trennfurt veranderte haben soll 15 Denkmalschutz BearbeitenDas Kastell Trennfurt ist unter der Inventarnummer D 6 6221 0050 Kastell der romischen Kaiserzeit Bodendenkmal nach dem Bayerischen Denkmalschutzgesetz BayDSchG 16 Nachforschungen und gezieltes Sammeln von Funden sind genehmigungspflichtig Zufallsfunde unverzuglich den Unteren Denkmalschutzbehorden oder dem Bayerischen Landesamt fur Denkmalpflege anzuzeigen Siehe auch BearbeitenListe der Kastelle am Obergermanisch Raetischen LimesLiteratur BearbeitenDietwulf Baatz Der Romische Limes Archaologische Ausfluge zwischen Rhein und Donau 4 Auflage Gebr Mann Berlin 2000 ISBN 3 7861 2347 0 S 215 Dietwulf Baatz Fritz Rudolf Herrmann Die Romer in Hessen Lizenzausgabe Nikol Hamburg 2002 ISBN 3 933203 58 9 S 482 f in der Ausgabe von 1982 Bernhard Beckmann Das romische Limeskastell Trennfurt In Chronik der Stadt Klingenberg am Main Band 1 Klingenberg 1994 S 33 42 Digitalisat der Stadt Klingenberg PDF Datei 46 9 MB August von Cohausen Der romische Grenzwall in Deutschland Militarische und technische Beschreibung desselben 1884 S 16 Wolfgang Czysz u a Die Romer in Bayern Lizenzausgabe Nikol Hamburg 2005 ISBN 3 937872 11 6 Britta Rabold Egon Schallmayer Andreas Thiel Der Limes Die deutsche Limesstrasse vom Rhein zur Donau Theiss Verlag 2002 S 69 f Hans Schonberger Die romischen Truppenlager der fruhen und mittleren Kaiserzeit zwischen Nordsee und Inn In Bericht der Romisch Germanischen Kommission 66 1985 S 478 C Sebastian Sommer Kastellvicus und Kastell In Fundberichte aus Baden Wurttemberg Band 13 1988 S 457 707 darin zu Trennfurt S 695 Bernd Steidl Ludwig Wamser Horst Zimmerhackl Welterbe Limes Roms Grenze am Main Ausstellungskataloge der Archaologischen Staatssammlung 36 Logo Verlag Erfurth Obernburg am Main 2008 ISBN 978 3 939462 06 4 S 96 101 Grabungsberichte der Reichs Limeskommission Wilhelm Conrady in der Reihe Der obergermanisch raetische Limes des Roemerreiches Hrsg Ernst Fabricius Felix Hettner Oscar von Sarwey Abteilung B Band 3 Kastell Nr 37 1900 14 SeitenWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Kastell Trennfurt Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Kastell Trennfurt auf der Seite der Deutschen Limeskommission Kastell Trennfurt auf der Seite der Museen am Mainlimes Epigraphische Datenbank Heidelberg HD011586 der Altarstein TrennfurtAnmerkungen Bearbeiten a b c Bernhard Beckmann Das romische Limeskastell Trennfurt S 36 a b c Marcus Nenninger Die Romer und der Wald Untersuchungen zum Umgang mit einem Naturraum am Beispiel der romischen Nordwestprovinzen In Geographica Historica 16 Franz Steiner Verlag Stuttgart 2001 ISBN 3 515 07398 1 S 175 181 Wilhelm Conrady Das Kastell Trennfurt Ausgegraben und beschrieben von Kreisrichter a D Conrady Sonderabdruck aus dem Werke Der Obergerm Raet Limes des Roemerreiches Im Auftrage der Reichs Limeskommission herausgegeben von O scar von Sarwey E rnst Fabricius F elix Hettner Verlag Otto Petters Heidelberg 1900 S 1 3 Wilhelm Conrady Das Kastell Trennfurt Heidelberg 1900 S 3 8 Bernhard Beckmann Das romische Limeskastell Trennfurt S 42 dort Anmerkung 7 Bernhard Beckmann Das romische Limeskastell Trennfurt S 37 W Conrady Das Kastell Trennfurt 1900 S 13 Bernhard Beckmann Das romische Limeskastell Trennfurt S 40 auch CIL 000013 XIII 6618 Marion Mattern Romische Steindenkmaler aus Hessen sudlich des Mains sowie vom Bayerischen Teil des Mainlimes Verlag des Romisch Germanischen Zentralmuseums 2005 S 128 f W Conrady Das Kastell Trennfurt 1900 S 1 und 9 ff W Conrady Das Kastell Trennfurt 1900 S 7 Kastell Trennfurt auf der Seite der Deutschen Limeskommission abgerufen am 27 Marz 2018 Kastell Trennfurt auf Museen am Mainlimes abgerufen am 27 Marz 2018 Bernhard Beckmann Das romische Limeskastell Trennfurt 1994 S 36 38 J F Knapp Romische Denkmale des Odenwaldes insbesondere der Grafschaft Erbach und Herrschaft Breuberg Darmstadt 1854 S 138 S 185 Bayerische Denkmalliste Klingenberg am MainKastelle des Obergermanischen Limes ORL Strecke 6 Mainlinie Kastell Hainstadt Kastell Seligenstadt Kastell Stockstadt Kastell Niedernberg Kastell Obernburg Kastell Worth Kastell Trennfurt Kastell Miltenberg Altstadt Kastell Miltenberg Ost Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kastell Trennfurt amp oldid 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