www.wikidata.de-de.nina.az
Die Auxiliartruppen lateinisch auxilium Hilfe waren Einheiten der romischen Armee die aus verbundeten Volkern oder freien Bewohnern ohne Burgerrecht peregrini der Grenzprovinzen rekrutiert wurden Bei ehrenhafter Entlassung erhielten die Soldaten nach dem Ende ihrer Dienstzeit zumeist das romische Burgerrecht Auxiliare auf einer Pontonbrucke Durch die ovalen Schilde sind die Soldaten gut von den Legionaren zu unterscheiden Relief an der Trajanssaule Auxiliarkavallerist aus flavischer Zeit Koln Romischer Hilfstruppenkavallerist in der Ausrustung des 1 und 2 Jahrhunderts Figurine im Museum Het Valkhof in Nijmegen Gelderland Ausrustung eines Auxiliarsoldaten im 3 Jahrhundert Saalburg Inhaltsverzeichnis 1 Uberblick 2 Gliederung der Auxiliareinheiten 2 1 Ungefahre Gesamtzahl der regularen Auxiliareinheiten um 100 n Chr 2 2 Beispiel Die regularen Auxiliartruppen Niedergermaniens in der fruhen Kaiserzeit nach Jahn 3 Weitere Entwicklung 4 Siehe auch 5 Literatur 6 EinzelnachweiseUberblick BearbeitenHilfstruppen die bei Bedarf angeworben oder von den Verbundeten eingefordert wurden gab es bereits zur Zeit der romischen Republik Eine halbwegs einheitliche Gliederung und vor allem Eingliederung der Auxiliartruppen erfolgte aber erst durch die Reformen des Kaisers Augustus der um Christi Geburt ein stehendes Heer schuf Die Auxiliartruppen stellten laut Tacitus etwa die Halfte der regularen romischen Streitkrafte also wohl mindestens 150 000 Soldaten Exakte Angaben fehlen Die Offiziere waren in der Regel Romer als Mannschaften dienten vorrangig Manner die frei geboren waren aber nicht das romische Burgerrecht besassen wobei es vorkommen konnte dass einzelne Einheiten als besondere Auszeichnung geschlossen das Burgerrecht erhielten Die regulare Dienstzeit lag bei 25 Jahren in der Flotte bei 26 Jahren Die Soldaten erhielten zwar einen geringeren Sold als die Legionare die bereits romische Burger waren aber dafur nach dem ehrenvollen Abschied das Burgerrecht dokumentiert in den Militardiplomen fur sich und ihre Nachkommen Dies war ein Hauptanreiz fur einen Eintritt in die Truppe Teilweise erfolgte auch eine Befreiung von Abgaben und offentlichen Diensten fur die Veteranen Die Auxiliartruppen erganzten die schwere Infanterie der eigentlichen Legionstruppen Insbesondere die Reiterei war in den Legionen zahlenmassig viel zu schwach um bei Gefechten eingesetzt zu werden Ebenso wurde die Masse der Spezialtruppen wie Bogenschutzen oder Schleuderer von den Auxiliareinheiten gestellt Daneben wurden die Auxiliareinheiten auch als Kontertruppen eingesetzt die die unterschiedlichen Feinde mit ihren eigenen Taktiken bekampfen sollten So gibt es Berichte uber Kameltruppen im Kampf gegen arabische Reiter Insgesamt setzte aber vor allem bei den Fusssoldaten bald eine Vereinheitlichung ein so dass die Mehrzahl der Hilfstruppen Infanterie seit dem spaten 1 Jahrhundert in Hinblick auf ihre Ausrustung kaum noch von den Legionaren zu unterscheiden war Die Offiziere waren wie erwahnt fast ausnahmslos romische Burger meist abkommandierte Legionsoffiziere die bei Versetzung in eine Auxiliareinheit jeweils eine Rangstufe aufstiegen Neben den zumindest anfanglichen waffentechnischen Unterschieden zu regularen Legionstruppen war auch der Einsatz ausserhalb grosserer Kriege unterschiedlich zur Legion Auxiliareinheiten wurden in wesentlich kleineren Verbanden bzw Einheiten in der Flache zur Befriedung und Uberwachung der Provinzen eingesetzt und in der Regel in den entlang der Grenzen angeordneten Kastellen stationiert Somit lag die alltagliche Uberwachung der Grenzen in Friedenszeiten wesentlich in den Handen von Hilfstruppen Die Legionen dagegen waren in wesentlich starkerer Konzentration ein oder zwei Legionen in einem Legionslager fur entscheidende Aufgaben zustandig und hatten ihre Lager meist im Hinterland Uber die Auxiliareinheiten erfolgte auch eine massive Romanisierung der Provinzen da sich diese bald bis auf wenige Ausnahmen nicht weiter aus den Ursprungsgebieten der ersten Mitglieder rekrutierten sondern vor Ort wodurch die ursprungliche Bindung an eine Ethnie rasch verloren ging Eine Auxiliareinheit konnte also weiterhin Parthica oder Helvetica heissen ohne dass dieser Name noch viel mehr als eine Erinnerung an ihre Anfange war Dabei blieben als kleinster gemeinsamer Nenner nur das Latein und die romische Lebensweise zumal die Veteranen der Hilfstruppen nun das romische Burgerrecht besassen Ihre Nachkommen traten daher nicht selten als Legionare in die Armee ein Gliederung der Auxiliareinheiten BearbeitenAla Kavallerie Cohors Infanterie Cohors equitata gemischter Verband mit ca Infanterie und KavallerieIm Gegensatz zur Legion in der die Kohorten in der Regel durch Centurionen kommandiert wurden standen den Auxiliareinheiten meistens Prafekten mitunter auch Tribunen vor In den Alen die keine Centurien kannten entsprach der Decurio als Kommandeur einer Turma dem Rang eines Centurio Die einzelnen Einheiten unterschieden sich nicht nur nach Bewaffnung und Herkunft sondern auch nach Grosse Prestige und Besoldung In der hohen Kaiserzeit wurden die Offizierstellen in den Auxiliareinheiten zunehmend eine Domane des Ritterstandes Bereits ab Claudius 41 bis 54 n Chr gab es dort eine standardisierte ritterliche Laufbahn uber drei Stufen tres militiae wie sie in den Legionen schon seit Augustus zu finden war Hier stand als erstes das Kommando cohors quingenaria uber eine Kohorte Infanterie mit 500 Soldaten Diese Soldaten hatten nicht das romische Burgerrecht inne Nach dieser ersten Fuhrungserfahrung konnte entweder der Dienst in der Legion als tribunus angusticlavius oder der Befehl uber eine 500 Soldaten umfassende Kohorte romischer Burger die stets von einem Tribunen gefuhrt wurden oder der Befehl uber eine 1 000 Mann starke Kohorte cohors miliaria folgen Anschliessend erhielt der Offizier eine Alenprafektur also das Kommando uber eine Kavallerieeinheit von etwa 500 Mann ala quingenaria In einigen Fallen konnte noch das Kommando uber eine Kavallerieeinheit von knapp 1000 Reitern ala miliaria folgen Dieser Posten wurde mit Offizieren im Senatorsrang besetzt In der Zeit der Romischen Republik lagerten die Auxiliareinheiten vorwiegend in Zelten oder Flechtwerk Unterkunften spater kamen Fachwerkbauten auf im 2 3 Jahrhundert gemauerte Kasernen mit 6 oder 8 Mann belegt gelegentlich auch mehr Typisch fur berittene Einheiten waren Kasernen Stuben mit Durchgang zu unmittelbar anschliessenden Pferdestallen 1 nbsp Beispiel der Kaserne einer Reitereinheit Ala 2 3 Jahrhundert Stube typischerweise mit Durchgang zu unmittelbar anschliessenden Pferdestallen Ungefahre Gesamtzahl der regularen Auxiliareinheiten um 100 n Chr Bearbeiten Alae miliariae ca 9 Alae quingenariae ca 80Cohortes miliariae ca 18 Cohortes quingenariae ca 132 Cohortes equitatae miliariae ca 22 Cohortes equitatae quingenariae ca 77Beispiel Die regularen Auxiliartruppen Niedergermaniens in der fruhen Kaiserzeit nach Jahn Bearbeiten Die Anzahl der Alen und Cohorten in Niedergermanien Germania inferior vor 9 n Chr Anzahl der Alen mindestens 3 Anzahl der Cohorten mindestens 6 wahrscheinlich aber eine grossere Truppenanzahl14 n Chr Anzahl der Alen mehrere mindestens 8 Anzahl der Cohorten mindestens etwa 16 wohl aber mehr15 n Chr Anzahl der Alen mehrere mindestens 8 Anzahl der Cohorten mindestens etwa 2016 n Chr Anzahl der Alen mehrere mindestens 8 Anzahl der Cohorten zahlreicheGermanicus fuhrte im Feldzug gegen die Marser 14 n Chr neben 12 000 Legionssoldaten 26 sociae cohortes und 8 equitum alae Erstere unterteilten sich in ca 16 regulare Cohorten expeditae cohortes auxiliariae cohortes und etwa 10 Cohorten irregulare Volksaufgebote ceteri sociorum leves cohortes Die Kavallerie bestand fast ausschliesslich und die Hilfstruppeninfanterie zum grossen Teil aus gallischen und germanischen Truppen In den Quellen werden als Auxiliarverbande des Germanicus erwahnt cohortes Raetorum et cohortes Vindelicorum Batavi Volksaufgebote der Chauken cohortes Gallicae sowie tumultiariae catervae Germanorum cis Rhenum colentium die aus Niedergermanien und der nordlichen Belgica rekrutiert wurden Wenn man mit mehr oder weniger Wahrscheinlichkeit auch mit der Existenz einiger erst spater in der claudisch neronischen Zeit belegter Truppen bereits wahrend der Regierungszeit des Tiberius rechnet hatte es in der Zeit des Tiberius zum Beispiel am Niederrhein mindestens 7 8 alae ala Batavorum ala Canninefatium ala Gallorum Picentiana ala Pomponiani ala praetoria ala Treverorum ala I Tungrorum Frontoniana ala Parthorum und mindestens etwa 20 cohortes cohors V Asturum 9 cohortes Batavorum cohors VIII Breucorum cohors Canninefatium cohortes Gallorum cohors Germanorum cohors III Lusitanorum cohors Silaucensium mindestens 2 cohortes Tungrorum cohors Ubiorum equitata gegeben Weitere Entwicklung BearbeitenAls Kaiser Caracalla 212 allen freien Reichsbewohnern das romische Burgerrecht verlieh traten fortan vor allem Barbaren von jenseits der Reichsgrenzen in die Hilfstruppen ein Die Militarreformen mit denen man dann auf die Reichskrise zu reagieren suchte veranderten den Aufbau der kaiserlichen Armee Seit etwa 300 wurde die Uberwachung der Grenzen nicht mehr den Auxilien sondern den limitanei riparenses ubertragen die diese Aufgabe wahrend der ganzen Spatantike ausfullten Reichsfremde Soldaten dienten seit dem 4 Jahrhundert entweder Seite an Seite mit Romern in der regularen Armee wo sie nun mitunter Karriere machten und bis in hohe Offiziersstellen aufrucken konnten siehe auch Heermeister oder aber als durch einen gesonderten Bundnisvertrag foedus an Rom gebundene Soldner foederati unter eigenen Anfuhrern Die Auxilia hingegen verschwinden um diese Zeit weitgehend aus den Quellen Wenn fortan vereinzelt noch von auxilia die Rede ist wird dieser Begriff nicht mehr in der speziellen Bedeutung der Prinzipatsepoche verwendet Siehe auch BearbeitenListe der romischen AuxiliareinheitenLiteratur BearbeitenIan Haynes Blood of the Provinces The Roman Auxilia and the Making of Provincial Society from Augustus to the Severans Oxford 2013 ISBN 978 0 19 965534 2 Paul A Holder The Auxilia from Augustus to Trajan British Archaeological Reports International Series Bd 70 British Archaeological Reports Oxford 1980 ISBN 0 86054 075 8 Konrad Kraft Zur Rekrutierung der Alen und Kohorten an Rhein und Donau Dissertationes Bernenses Serie 1 Fasc 3 Francke Bern 1951 ZDB ID 844838 3 DNB 364294582 Der 1 Teil der Untersuchung Seiten 1 68 von 200 Inhaltsverzeichnis erschienen als Dissertation der Philosophischen Fakultat Bern DNB 369363809 Universitat Bern 1951 75 Seiten Barbara Oldenstein Pferdehirt Die romischen Hilfstruppen nordlich des Mains Forschungen zum Obergermanischen Heer I In Jahrbuch des Romisch Germanischen Zentralmuseums Bd 30 1983 ISSN 0076 2741 S 303 348 Marcus Reuter Die Kommandeure der Alen und Kohorten am obergermanischen Limes In Gabriele Seitz Hrsg Im Dienste Roms Festschrift fur Hans Ulrich Nuber Greiner Remshalden 2006 ISBN 3 935383 49 5 S 285 297 Michael P Speidel Roman Army Studies Band 1 Gieben u a Amsterdam 1984 ISBN 90 70265 75 3 Band 2 Mavors Roman Army Researches Bd 8 Steiner Stuttgart 1992 ISBN 3 515 06126 6 John E H Spaul Cohors The evidence for and a short history of the auxiliary infantry units of the Imperial Roman Army British Archaeological Reports International Series Bd 841 British Archaeological Reports Oxford 2000 ISBN 978 1 84171 046 4 Die Armee der Caesaren Archaologie und Geschichte Mit Beitragen von Ronald Bockius Dietrich Boschung und Thomas Schmidts Pustet Regensburg 2012 ISBN 978 3 7917 2413 3 Einzelnachweise Bearbeiten Zeitlupe Duisburger Ausgrabungen Asciburgium Museumsverlag Duisburg Ausgabe 2013 Seite 88 ff das Romische Militar Normdaten Sachbegriff GND 4143727 5 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Auxiliartruppen amp oldid 228414875