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Die Markomannen lat Marcomanni waren ein suebischer Volksstamm der Germanen Ihr Name setzt sich vermutlich aus proto germanisch markō Mark Grenze Grenzland und mann Mann Mensch zusammen Marcus Aurelius Markomannenhauptlinge begnadigend Relief eines unbekannten Ehrenbogens fur Marc AurelKarte der germanischen Stamme um 50 n Chr mit Angabe des Siedlungsgebietes der Markomannen Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft und Geschichte 1 1 Konig Marbod 1 2 Waffenstillstand mit den Romern 1 3 Abhangigkeit von Rom 1 4 Einfalle in romisches Gebiet 1 5 Auflosung der Stammesstruktur 2 Liste der uberlieferten markomannischen Stammesfuhrer 3 Literatur 4 Weblinks 5 AnmerkungenHerkunft und Geschichte BearbeitenDie Bezeichnung Marcomanni ist erstmals in Gaius Iulius Caesars De bello Gallico im Zusammenhang mit romischen Schilderungen des Heeres des Ariovist 58 v Chr bezeugt 1 Nach antiken Quellen wurde um 9 v Chr eine als Markomannen bezeichnete Stammesgruppe von den Romern im Rahmen der Drusus Feldzuge 12 bis 8 v Chr besiegt 2 und wich deshalb unter dem von romischen Autoren als rex Konig bezeichneten Marbod lateinisch Maroboduus ins heutige Bohmen aus Viele Grabfunde insbesondere jene aus den sogenannten Furstengrabern der markomannischen Oberschicht belegen ein hochstehendes Kunsthandwerk Konig Marbod Bearbeiten Marbod der als Jungling in Rom lebte und sich der Wohltaten des Kaisers Augustus erfreute 3 gelangte vermutlich auf romische Veranlassung nach der Niederlage des Stammes gegen Drusus zur Fuhrerschaft der Markomannen und wanderte mit diesen ostwarts nach Bohmen aus Dort etablierte er ein starkes Stammesfurstentum und dehnte ab 3 v Chr seine Herrschaft uber benachbarte germanische Stamme wie die Hermunduren und Quaden und 5 n Chr die Semnonen und spater auch die Langobarden aus die er in einem losen Stammesbund zusammenfuhrte Die Semnonen waren jedoch der Stamm der sich Tiberius nicht unterwerfen wollte und der sich ostlich der Elbe zuruckgezogen hatte die Region in der sich Marbod aus romischer Sicht als Schutzherr Germaniens aufspielte Die Schwierigkeiten der Romer an der Elbe ruhrten eindeutig daher dass die Elbgermanen im Markomannenkonig einen Ruckhalt fanden 4 Am ostlichen Ufer der Elbe versammelten sich zunehmend elbgermanische von Marbod abhangige Truppen 5 Schon im Zuge des immensum bellum eines schweren germanischen Aufstandes in den Jahren 1 bis 5 n Chr standen im letzten Kriegsjahr Semnonen Hermunduren und Langobarden den Legionen des Tiberius an der Elbe gegenuber Das Marbodreich war nach dem Jahr 5 n Chr der letzte grosse Machtblock in Germanien und Augustus ordnete an diesen anzugreifen Im Fruhjahr 6 n Chr marschierte Tiberius mit sechs bis sieben Legionen von Carnuntum an der Donau durch das Marchtal nach Bohmen Vom Westen her 6 kampfte sich Gaius Sentius Saturninus mit zwei oder drei Legionen entlang des Mains und spater durch den Hercynischen Wald zu den Passen des Bohmerwaldes vor Bei dem Zeitzeugen Velleius Paterculus Romische Geschichte Buch 2 109 5 steht Diesen Mann nun und diese Gegend beschloss Tiberius Caesar im nachsten Jahr von verschiedenen Seiten her anzugreifen Sentius Saturninus erhielt den Auftrag mit seinen Legionen durch das Gebiet der Chatten nach Boiohaemum zu marschieren so heisst die Gegend die Marbod bewohnt und dabei sollte er eine Bresche durch die undurchdringlichen Herkynischen Walder schlagen Wobei der Ausgangspunkt des Feldzuges das Winterlager an der Quelle des Flusses Lippe war das Tiberius 4 n Chr dort erbauen liess 7 Sentius Saturninus uberwinterte von 4 5 und 5 6 n Chr mit den Soldaten in diesem Lager an der Lippequelle wahrend Tiberius Caesar jeweils zu seinem Adoptivvater Augustus nach Rom zog 8 Tiberius Caesar und Sentius Saturninus unternahmen in den Jahren 4 und 5 n Chr nur Feldzuge im Norden und Nord Osten von Germanien Das Heer von Marbod war mit 70 000 Fusssoldaten und 4 000 Reitern das grosste germanische uberhaupt 9 Kurz vor der Vereinigung der beiden Heeresgruppen brach jedoch der Pannonische Aufstand aus Er griff auf ganz Illyrien uber und gefahrdete Makedonien und Italien 10 Tiberius schwenkte mit seinen Legionen sofort nach Suden in die Aufstandsgebiete um Waffenstillstand mit den Romern Bearbeiten Tiberius musste mit den Markomannen einen Friedensvertrag schliessen in dem die Romer den Status quo und den Konigstitel von Marbod anerkannten 11 Die offizielle Anerkennung seines Konigstitels durfte von einem reichen Strom wertvoller Geschenke und Handelsprivilegien begleitet gewesen sein 12 Die Romer behaupteten sie hatten Marbod zum Frieden gezwungen 13 und Marbod prahlte spater Von zwolf Legionen unter Fuhrung des Tiberius angegriffen habe er den Ruhm der Germanen unversehrt erhalten 14 Fur die Romer entscheidend war dass sich Marbod vom Pannonischen Aufstand fernhielt Nach der Niederschlagung des Aufstandes in Pannonien 8 n Chr hatte Tiberius einen grossen Teil der Auxiliartruppen in die Heimatstandorte zuruckgeschickt 15 doch zogen sich die Kampfe in Dalmatien noch bis 9 n Chr hin Die wahrscheinlichste Folge nach der Beseitigung dieser Gefahr ware nun eine Wiederaufnahme des Feldzuges gegen Marbod gewesen 16 Doch mittlerweile war Publius Quinctilius Varus uberraschend mit drei Legionen vom Niederrhein zu einem Marsch an die Weser aufgebrochen Die Nachricht von dessen Niederlage erreichte Tiberius kurz vor der Uberfahrt nach Italien Arminius bot Marbod nach der Varusschlacht 9 n Chr ein Bundnis gegen die Romer an und sandte ihm daher das Haupt des Varus das der Markomannenherrscher jedoch Augustus ausliefern liess und somit eine germanische Koalition ausschlug 17 Trotzdem erkannte Rom Marbod nie als offiziell verbundeten Klientelherrscher an Zur Rache fur die desastrose Niederlage der Romer fuhrten Tiberius und Germanicus in den nachsten Jahren in Germanien Krieg gegen die Koalition des Arminius Germanicus Feldzuge in dem sich Marbod neutral verhielt Deshalb versagte ihm Rom militarische Unterstutzung nach seinem 17 n Chr gefuhrten Krieg gegen die Cherusker unter Arminius 18 Abhangigkeit von Rom Bearbeiten Die kriegerische Auseinandersetzung mit den Cheruskern unter Arminius im Jahre 17 und der nachfolgende Sturz Marbods im Jahre 19 durch den Gotonen Catualda 19 beendeten die Machtstellung der Markomannen die danach unter romischen Einfluss gerieten Catualda war noch im Jahre 19 von den Hermunduren vertrieben worden 20 Daraufhin eroberte der Quadenkonig Vannius Bohmen Seitdem sollen die Markomannen und Quaden von den gleichen Stammesfuhrern romisch als dux oder rex bezeichnet beherrscht worden sein Einfalle in romisches Gebiet Bearbeiten Die Abhangigkeit von Rom die nur durch Aufstande in den Jahren 89 und 92 unterbrochen wurde hielt bis zu den Markomannenkriegen an die mit Unterbrechungen von 166 bis 180 dauerten In ihnen zeigten sich die Markomannen zusammen mit anderen germanischen und sarmatischen Stammen als erbitterte und schlagkraftige Feinde des Romischen Reiches und drangen mehrmals tief in das Gebiet des Imperiums ein Der romische Kaiser Mark Aurel musste die meiste Zeit seiner Regierung ihrer Abwehr widmen er hielt sich im Legionslager Carnuntum in Pannonien nahe Vindobona dem heutigen Wien auf Nach Hans W Haussig veranderten die Kriege mit dem Verwusten der fruchtbaren Poebene nachhaltig die Struktur der Landwirtschaft in Italien weshalb sich die grosse Wende vollzog die zum Niedergang der Landwirtschaft und spater der sinkenden Bedeutung Italiens im romischen Reich gefuhrt haben soll 21 Einige Forscher sehen die Markomannenkriege als Vorstufe der Volkerwanderung Weitere Einfalle der Markomannen auf romisches Reichsgebiet fanden laut antiken Quellen in den Jahren 310 323 357 und 374 statt Auflosung der Stammesstruktur Bearbeiten Um 396 wurden durch Stilicho Teile der Markomannen unter dem als dux bezeichneten Ehemann von Konigin Fritigil im spater ostosterreichisch westungarischen Raum Pannonien als Verbundete der Romer angesiedelt Fritigil stand im Briefwechsel mit Bischof Ambrosius von Mailand und bewirkte die Christianisierung der Markomannen 22 Die umgesiedelten Markomannen befanden sich 433 451 unter der Herrschaft der Hunnen und kampften auf ihrer Seite auf den katalaunischen Feldern von denen sie nicht mehr nach Pannonien zuruckkehrten Die in Bohmen verbliebenen Markomannen gingen im 7 Jahrhundert letzte germanische Siedlungsspuren in Bohmen in den einwandernden Slawen auf und trugen eventuell zur Entstehung der Bajuwaren bei Liste der uberlieferten markomannischen Stammesfuhrer Bearbeitenum 9 v Chr 18 n Chr Marbod 18 19 n Chr Catualda ab etwa 19 n Chr Vannius um 166 BallomarNach Tacitus kamen die markomannischen und quadischen Herzoge bzw Konige bis ins 1 Jh n Chr aus dem Geschlecht des Marbod und Tudrus Literatur BearbeitenPeter Kehne Jaroslav Tejral Markomannen In Reallexikon der Germanischen Altertumskunde RGA 2 Auflage Band 19 Walter de Gruyter Berlin New York 2001 ISBN 3 11 017163 5 S 290 308 Peter Kehne Jaroslav Tejral Markomannenkrieg In Reallexikon der Germanischen Altertumskunde RGA 2 Auflage Band 19 Walter de Gruyter Berlin New York 2001 ISBN 3 11 017163 5 S 308 321 Peter Kehne Markomannis In Reallexikon der Germanischen Altertumskunde RGA 2 Auflage Band 19 Walter de Gruyter Berlin New York 2001 ISBN 3 11 017163 5 S 321 324 Peter Kehne Marbod In Reallexikon der Germanischen Altertumskunde RGA 2 Auflage Band 19 Walter de Gruyter Berlin New York 2001 ISBN 3 11 017163 5 S 258 262 Herwig Wolfram Die Germanen 8 uberarbeitete Auflage C H Beck Munchen 2004 Hans Wilhelm Haussig Kulturgeschichte von Byzanz Kroners Taschenausgabe Band 211 2 uberarbeitete Auflage Kroner Stuttgart 1966 DNB 456927646 Ralf Peter Martin Die Varusschlacht Fischer Taschenbuch Verlag Frankfurt am Main 2010 ISBN 978 3 596 17662 5 Dieter Timpe Romisch Germanische Begegnungen in der spaten Republik und fruhen Kaiserzeit Gesammelte Studien RG Munchen Leipzig 2006 Klaus Weyer Die neuen Erkenntnisse zur Lokalisierung des Ptolemaios Ort Locoritum In Mainfrankisches Jahrbuch fur Geschichte und Kunst 2022 S 341 357 Der Feldzug der Romer 6 n Chr zu Marbod nach Bohmen von S 344 346 Velleius Paterculus Historia Romana Romische Geschichte Buch ubersetzt von Lateinisch in Deutsch und herausgegeben von Marion Giebel Reclaim Verlag Stuttgart 2014 ISBN 978 3 15 008566 0 P Cornelius Tacitus Tacitus Annalen Ubersetzung und Anmerkungen von Walther Sontheimer Reclaim Verlag Stuttgart 2013 ISBN 978 3 15 018984 9 Weblinks BearbeitenEintrag zu Markomannen im Austria Forum im AEIOU Osterreich Lexikon MarkomannenAnmerkungen Bearbeiten Gaius Iulius Caesar De bello Gallico 1 51 2 online Florus 2 30 23 englisch Strabon Geographie 7 1 3 p 290C Ralf Peter Martin Die Varusschlacht Fischer Taschenbuch Verlag Frankfurt am Main 2010 S 131 In Bezug auf Dieter Timpe Romisch Germanische Begegnungen S 203 siehe Literaturverzeichnis Velleius Paterculus Romische Geschichte 2 107 2 109 1 f In der Romischen Geschichte von Velleius Paterculus und in den Annalen von Tacitus findet man diese Aussage nicht Velleius Paterculus Romische Geschichte Buch 2 105 3 Velleius Paterculus Romische Geschichte Buch 2 105 3 und 2 107 3 Martin S 131 Velleius Paterculus Romische Geschichte 2 110 Cassius Dio Romische Geschichte 55 28 7 55 30 1 Cassius Dio Romische Geschichte 55 28 6 f Tacitus Annalen 2 45 3 Peter Kehne Marbod In Reallexikon der germanischen Altertumskunde Band 19 S 260 In Bezug auf Tacitus Annalen 2 45 3 2 46 2 Tacitus Annalen 2 26 3 Tacitus Annalen 2 46 2 in Martin S 132 Martin geht davon aus dass Arminius mit einem cheruskischen Kontingent an der Niederschlagung des Aufstandes beteiligt war und hier wieder zuruck gelangte Er bezieht sich hierbei auf Timpe RG S 45 siehe Martin S 159 Velleius Paterculus Romische Geschichte 2 119 5 Tacitus Annalen 2 44 2 2 46 5 Tacitus Annalen 2 62 Tacitus Annalen 2 63 Vgl Haussig S 4 vgl auch 12 Fritigil in aeiou at Normdaten Sachbegriff GND 4115009 0 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Markomannen amp oldid 233533183